Aller guten Dinge sind drei / MS Nordkapp 30.09.2014

  • Ein paar wenige bildliche Impressionen:
    1) bei der Ausfahrt von Bergen
    2 ) Morgenbegrüssung
    3) ein wunderschönes Schiff, für einmal auch für uns von aussen betrachtbar
    4) zuhinterst im Hjorundfjord
    5) einst waren diese Hütten die Sommeralm dahinten
    6 ) Hotel Union,
    7) Guten Morgen, Trondheim
    8) Munkholmen

  • Tag 3


    Überraschungen:
    es ist ja so eine Sache mit den Überraschungen - die kommen immer so überraschend und man kann sich nicht darauf einstellen. Nun soll es ja Menschen geben, die keine Mühe haben, wenn ihre Welt eben mal Kopf steht, aber ich gehöre eher nicht dazu. "völlig überdreht" ist eine noch dezente Umschreibun für meinen Zustand, nachdem wir in Trondheim ankamen. Aber immerhin - positiv überdreht. Wäre auf dem Schiff eine Wahl zur "Miss-breitestestes Grinsen" abgehalten worden, ich hätte sie sofort und konkurrenzlos gewonnen. (Vermutlich die einzige Misswahl, bei der ich eine Chance habe *g*)


    Begegnungen:
    Es gibt viele Dinge, die ich an der Hurtigrute liebe, aber Begegnungen mit Menschen aus aller Welt sind mir ganz besonders lieb. Hier auf dem Schiff ist es so einfach, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, es ergibt sich oft von selbst, weil Begeisterung sehr verbindend wirkt, und dann kommt so ein Wort zum anderen. Kleine Gespräche, bereichernd und doch unverbindlich, geboren ganz aus dem Moment, mal witzig, mal ernst, mal leicht - ich liebe das sehr. Dass ich das in mehr als einer Sprache kann, ist sicher nicht von Nachteil. Manche Begegnungen kommen ganz ohne Worte aus, das passt manchmal auch. Und immer, immer habe ich die Wahl, ob ich mich darauf einlasse, oder ob mir nach Ruhe ist.

    Wetter:

    Der heutige Morgen in Trondheim hat uns mit einem wahren Prachtwetter beglückt, die Überfahrt auf und von Munkholmen war so schön, so aufregend... und dann kam abends eine Strecke, wo es etwas grau war, wo die typische Licht-Wolkenstimmung aufkam, es war ein bisschen windig und kaum einer war draussen. Doch mir, mir gefiel diese Wetterlage ebenso gut, denn allein mit mir, dem Rauschen des Meeres, dem Licht am Himmel, da war ich in der Lage das zu finden, warum es mich auch hierherzieht: dieser innere Frieden, wenn sich einfach alles richtig und gut anfühlt, wenn jeder Gedanke überflüssig ist, wenn ich Zeit und Raum vergessen kann und einfach bin.


    Kunterbuntes:
    - es gibt Menschen, die sagen einen Satz - und dann muss ich sofort flüchten. Kennt Ihr vermutlich auch, diese "ichhabschonbesseresgesehen"-Mentalität, die unweigerlich die schönste Stimmung kaputtmachen kann.
    - wenn ein Laptop einen eingebauten Kartenleser hat, kann man ihn benutzen und feststellen, dass das ja viel schneller geht als die Übertragung per Kabel X/
    - ein Teenager kann einen arm machen, wenn er grad in der akutesten Wachstumsphase steckt, weil die Mengen an Lebensmitteln, die er vertilgt, ausreichend wären, um eine mehrköpfige Familie zu ernähren. Wenn man sich nach einer ausgedehnten Mahlzeit in Sicherheit wähnt, sollte man den Teenie nicht anblicken, denn der nächste Satz könnte schon wieder sein "ich habe Hunger"
    - die Folda war nett, bewegt, aber sanft
    - nicht nur wir erinnern uns an vieles auf dem Schiff - es sind auch Crew-Mitglieder hier, die sich an uns erinnern <3
    - ich möchte morgen früh bittedanke auch eine Fahne gewinnen *stämpfel* (egal, wer den Neptun gibt *kicher*)



    Und für heute schliesse ich, ich geselle mich nun wieder zu meinen Männern und Miss Türkis :)
    Gute Nacht,

    Grüessli, Jacqueline



    Es gibt keinen vernünftigen Grund, die gleiche Reise immer und immer wieder zu machen,
    aber es gibt tausend gute Gründe <3

  • Ich finde Deine Tageszusammenfassungen wunderbar herzlich und schön zu lesen !! Danke dafür !!!

    Es grüßt Capricorn :hut:


    7/11 RW // 3/12 NX // 7/12 FM/VE // 3/13 VE // 1/14 TF // 3/14 LO // 7/14 NX // 4/16 FR // 3/18 VE // 7/19 FR


  • Ich bin nun auch endlich dazu gekommen die letzten beiden Tage nachzulesen. Hast du schon mal überlegt Schriftstellerin zu werden?


    Danke <3

    :gr-blume: Sandra


    2011 NK * 2012 NN * 2012 LO * 2013 LO * 2014 2x LO * 2015 VA * 2016 2x NX * 2018 Fram, NX, LO * 2019 LO
    Reiseberichte im Profil

  • Tag 4:


    Adabei:
    Auf so einer Hurtigrutenreise fühlt man sich versucht, alles zu sehen, überall dabeizusein, nichts zu verpassen.... eben a dabei (auch dabei). Besonders in den ersten beiden Tagen erwische ich mich sehr oft, dass ich meiner inneren Ruhe auf und ab dem Schiff hinterherrenne, aber sie immer schneller ist und nie dort, wo ich sie gern hätte. Doch meist kommt dann der Punkt, wo nicht nur mein Kopf, sondern auch mein Bauch weiss, dass ich nicht immer überall sein kann - und dass das keinen Abzug in der Gesamtleistung gibt (oder wo es mir eigentlich egal ist). Und dann - da ist der Weg dann frei für die schönen Momente neben den Hauptattraktionen, für die Kleinigkeiten. Natürlich stehe ich oft frühmorgens draussen und sehe die Sonne aufgehen - aber als ich mich heute morgen nicht aus dem Bett quälen mochte - da hat mich die Dämmerung und der Sonnenaufgang im Bett mit Licht übergossen und mir einen besonderen Tagesbeginn geschenkt.
    Manchmal muss man loslassen, um anzukommen.


    Seegang / Seekrankheit:
    Auf unserer ersten Tour bescherte uns der Vestfjord als Seeneulinge die volle Härte und die meisten anderen offenen Seestrecken erlebten wir auch oft unruhig. So sehr ich diese Reise liebe, der Gedanke an Seegang machte mir immer ein flaues Gefühl im Magen - und zwar nicht vorwiegend im Sinn von Übelkeit, sondern ich glaube, es war einfach Angst. Angst vor dem Unkontrollierbaren, vor dem Ungewissen.... In den letzten Tagen habe ich etwas begriffen: je mehr ich mich verkrampfe, mich fürchte, desto übler fühlt sich das an, also habe ich versucht loszulassen. Ich, die gern alles unter Kontrolle hat, musste ich mich fallen lassen, den Wellen, dem Schaukeln, dem Wackeln die Macht übergeben, mich "ausliefern".... Heute nachmittag über den Vestfjord war ich über eine Stunde draussen auf Deck 5, habe jede grosse Welle kommen und gehen sehen, habe gespürt, was sie mit dem Schiff und mir macht - und ich hätte es nicht für möglich gehalten - auf einmal war es ok. Es war friedlich, fast mystisch und ich habe mich eins mit dem Seegang gespürt - und von Übelkeit oder Angst war keine Spur mehr, es war einfach nur gut und schön.



    Ich bin sehr froh, denn das entspannt mich von ganz tief innen, dass genau so ein Kontrollverlust die Antwort sein kann.





    Kunterbuntes:

    - einmal die Hurtigrute machen, einmal auf den Saltstraumen mit dem Boot - und dann nach kürzester Zeit umkehren müssen, weil auf dem zweiten Boot jemand ob der Wellen kollabiert ist, keine Chance auf Wiederholung - sie taten mir schon alle leid!
    - manchmal muss man das Mittagessen ausfallen lassen, weil man zeitlich nicht dazukommt. Das liefert einem aber wenigstens einen Grund (und einen genug leeren Bauch), um sich endlich in der Cafeteria eines dieser appetitlichen Rekerbrötchen einzuverleiben.
    - Frauen kaufen immer Schuhe trifft es gewöhnlich bei mir nicht, mit Problemfüssen gesegnet ist Schuhe kaufen eher ein Muss. Doch wenn man sich in einem Reisebus die robusten, warmen, wasserfesten Schuhe ruiniert, dann gibt es keine Wahl - leichte Halbschuhe sind nicht optimal für Norwegen und draussen. Doch - das hat mir mangels Zeit und grosser Auswahl ein paar Stiefel beschert, die ich mir daheim niemals gegönnt hätte.
    - bei der Polarkreistaufe heute morgen wurde wie immer der Gewinner des Wettbewerbs bekanntgegeben - der aber war weder anwesend noch aufzufinden.
    - mitten im Vestfjord muss eine Mobilfunkantenne sein, denn da hatte ich plötzlich wieder 3G- Empfang.


    - eben kam die Durchsage - der Trolljord ist gestrichen wegen unberechenbarem Wind und nicht klarer Nacht. Schade für all die, welche nur nordgehend gebucht haben - aber für mich eine weitere Gelegenheit, die Augen für etwas ganz anderes offen zu haben.


    So, nun werde ich den mir Angetrauten suchen und/ oder sonst ein bekanntes Gesicht, um herauszufinden, was mir der Abend statt des Trollfjords sonst zu bieten hat :8):


    Gute Nacht, bis morgen!

    Grüessli, Jacqueline



    Es gibt keinen vernünftigen Grund, die gleiche Reise immer und immer wieder zu machen,
    aber es gibt tausend gute Gründe <3

  • Liebe Jacqueline!


    In diesem Beitrag hast du Herz und Seele sprechen lassen und ich habe ganz große Gefühle gespürt! Wie schön, dass all das Hurtigrutenfahren bewirken kann, wenn man es versteht, sich darauf einzulassen.


    Auch mir ging dabei das :heart: auf und wenn ich die Augen schließe, fühle ich mich wieder an Bord eines dieser schönen Schiffe. Danke dafür!


    Ganz liebe Grüße von


    Ulli

  • Liebe Jaqueline,
    Ulli hat es schon auf den Punkt gebracht:
    So schön Eindrücke in vielerlei Hinsicht in zahlreichen Reiseberichten geschildert werden,
    so eindrücklich sind Deine "kleinen" Erlebnisse, die Du in wunderbare Sätze verpackst und auch mich an die großen Gefühle erinnern, die mir entlang der Hurtigrute beschert wurden. :rolleyes:
    Deinen "Kontrollverlust" empfinde ich eher als bewußten Verzicht auf Kontrolle, ein Ausprobieren, wie das ist und was da kommt, wenn man einach mal alles nur zuläßt...wie wunderbar, dass Du genau die geschilderten Erfarhungen dabei machen durftest! :)

  • Tag 5:

    Abenteuer/Aufregung:
    unsere erste Tour war das grosse Abenteuer, weil wir bei schlechtem Wetter mit 3 Kindern auf unsere erste Schiffsreise gingen (selbsterklärend, oder?) Unsere zweite Tour war das grosse Abenteuer, weil wir noch immer mit 3 Kindern auf die komplette Reise gingen und durch super Wetter von einem Höhepunkt zum nächsten jagten. Diese Tour ist (bisher) nicht abenteuerli. Wir haben nur ein Kind dabei, das mit ausreichend Essen problemlos zu beschäftigen ist und eigentlich auch nicht mehr wirklich ein Kind ist, das Wetter ist schön genug, um es wirklich zu geniessen und keine Versspätungen, Umwege oder heftigen Strecken zu haben. Das ist alles sehr schön und entspannend, doch viel zu berichten gibt es dann manchmal eben nicht. Doch eigentlich ist das gut - ich wünsche mir, dass ich weiterhin manchmal nicht weiss, was ich schreiben soll.



    Polaria:
    Wir haben heute auf die 3. Stadtrundfahrt verzichtet und sind auf eigene Faust ins Polaria, weil uns das sehr angesprochen hat, und es ja wirklich sehr nah am Hafen liegt. Der Svalbard-Film auf diesen riesigen Bildschirmen war so beeindruckend, dass sogar der Teenie fand, dass er da mal hinmöchte. (Der hat noch nie einen Prospekt mit Preisen davon gesehen :S ) Wir wollten da auch unbedingt hin, um die Robben in Aktion zu erleben, und vielleicht eine etwas bessere Sicht als das letzte Mal zu haben. Die Idee war gut - aber das Timing war schlecht - die Busse mit den Hurtigrutenausflüglern war dann zeitgleich mit uns dort und die Sicht auch nicht viel besser als vor zwei Jahren. Müssen wir wohl nochmal wiederkommen.



    Ich:
    eines der wenigen Fotos von mir, hat mein Mann gemacht:



    Kunterbuntes
    - in den Häfen lohnt es sich immer wieder, auch mal den Blick _ins_ Wasser zu richten. Prächtige Exemplare von Feuerquallen haben wir gesehen - und so aus sicherer Entfernung sind es ja schon faszinierende Lebewesen.
    - die Fingerhandschuhe ohne Fingerspitzen, die ich mir extra zum Fotografieren auf dem Schiff kaufte, haben den Ernstfalltest nicht bestanden - die Fingerspitzen war nach einer halben Stunde im Wind so kalt, dass ich auch grad so gut keine Handschuhe hätte anziehen können.
    - auf der letzten Tour habe ich in Finnsnes hinter dem Schokoladeplakathaus ein vierblättriges Kleeblatt gefunden. Heute waren es 13 - und ein fünfblättriges, und das auch nur, weil ich nur die schönsten genommen habe. Wer sich also in Finnsnes etwas Glück verdienen möchte, dem sei der grüne Fleck hinter dem Haus und unter dem Felsen des weissen, angejahrten Haus herzlich empfohlen.


    - ich weise an dieser Stelle jegliche Schuld von mir, dass andere auf dem Schiff anwesende zu spät ins Bett gekommen sind, wir haben sie nicht gezwungen, das Logos-Spiel zu laden, das wir vorher gemeinsam in der Bar gespielt haben.
    - der heutige Tagesbericht kommt extra früher, damit ich heute abend Zeit habe, mich hingebungsvoll dem Begrüssungsgeschenk von Hurtigruten zu widmen, das wir in der Minibar kaltgestellt haben.


    Herzlichst aus Tromsø

    Grüessli, Jacqueline



    Es gibt keinen vernünftigen Grund, die gleiche Reise immer und immer wieder zu machen,
    aber es gibt tausend gute Gründe <3

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