Über die Preise bei Hurtigruten wird hier ja immer mal wieder in den Buchungsthreads diskutiert, jetzt sind Ungereimtheiten bei der Preisgestaltung sogar Thema in der norwegischen Presse:
Aufhänger ist die Norwegenreise der jungen Türkin Gulsun Erylimaz im letzten Monat. In deren Verlauf besuchte sie auch eine Freundin in Alesund und ist von dort am 13. Mai mit Hurtigruten nach Bergen weitergereist. Doch die Buchung erwies sich als Schockerlebnis. Ihre Freundin hatte bereits im Vorfeld auf der norwegischen Hurtigruten-Homepage www.hurtigruten.no in Erfahrung gebracht, und diese waren deutlich günstiger, als die auf der internationalen Homepage www.hurtigruten.com, die Erylimaz zur Buchung nutzte. So habe der Unterschied zwischen einer Passage ohne bzw. mit Kammer auf der norwegischen Seite bei 200 Kronen gelegen, auf der internationalen Seite war er doppelt so hoch.
Als die junge Frau schließlich an Bord war und feststellte, dass eine Passage ohne Kammer einer Übernachtung auf einem Flugplatz glich, wurde ihr bei Nachbuchung an Bord ein dritter Differenzpreis berechnet, der ebenfalls deutlich über dem hurtigrute.no-Preis gelegen habe.
Die Zeitung Aftenposten hat vor dem Hintergrund dieser Geschichte die Preise bei Buchung über unterschiedliche Hurtigruten-Länderhomepages geprüft und ist praktisch durchweg auf unterschiedliche Preise gestoßen (jeweils eine Person mit Innenkammer) - und zwar in beide Richtungen. Beispiele gefällig?
- 1. Juli, Bergen-Trondheim (Vakker skjærgård, dype fjorder) wird auf der interationalen Seite 61% teurer angeboten, als auf der norwegischen.
- 1, 2. und 12. August: Bodø-Kirkenes (Norkapp og ekstiske Finnmark) ist auf Hurtigruten.no für 4.388 Kronen zu haben, auf der .com-Seite hingegen für gut 7.000 Kronen.
- 7, 10. und 22. August: Trondheim-Bodø (Vakker skjærgård og mytiske Helgelandskysten) kostet "englisch gebucht" mehr als doppelt soviel, wie "norwegisch gebucht".
Es gibt aber auch gegenteilige Beispiele:
- 3, 7. und 8. Juli: Bergen-Kirkenes ist auf Hurtigruten.com 21% günstiger, als auf Hurtigruten.no.
Damit ist Hurtigruten nun offenbar Gegenstand einer Diskussion, die auch rechtliche Folgen haben könnte, denn als EFTA-Mitglied ist Norwegen zur Anwendung von EU-Richtlinien verpflichtet, und unter denen ist eine, die den Verkauf desselben Produkts zu unterschiedlichen Preisen verbietet, um der Preisdiskriminierung vorzubeugen. Diese ist in Norwegen zwar noch nicht umgesetzt, befindet sich aber auf der politischen Agenda.
Hurtigruten-Pressesprecherin Anne Marit Bjørnflaten betonte, auf die Preisbeobachtungen angesprochen, dass es bei Hurtigruten nicht ungewöhnlich sei, eine zielmarktspezifische Strategie zu verfolgen, die sich eben auch in den Preisen ausdrücke. Auf die zu erwartende Änderung der Rechtslage in Norwegen angesprochen, machte Bjørnflaten keine substantielle Aussage. Ihr Kollege Stein Lillebo wies auf eine derzeit laufende, speziell an Norweger gerichtete Werbeaktion, in deren Lauf Norwegern bei rechtzeitiger Distanzreisenbuchung die Kammer und das Frühstück gratis gegeben sowie ein 20%-Rabatt gewährt würden.
Wenig freuen dürfte sich die Rederei übrigens über die Stellungnahmen aus dem Unternehmensverband Virke, dessen Direktor Rolf Forsdahl die Hurtigruten-Preispolitik als kundenverunsichernd und einen willkürlichen Eindruck hinterlassend bezeichnete.