Vom Nordlicht zum Stammtisch– mit MS Finnmarken nach Tromsø und mit MS Vesterålen zurück (01.-15.02.2014)

  • Nachdem die Jubiläumsfahrer so mit Party :dance: beschäftigt sind, dass die Liveberichte leiden :laugh1: , schiebe ich mal meinen Reisebericht dazwischen.


    Los geht's:
    Eine spezielle Nordlicht-Fotoreise geisterte mir schon eine Weile im Kopf herum, einige Fotofreunde waren Wiederholungstäter und deren Fotos hatten mich begeistert. So kamen wir auf die Idee, dass einige von uns das doch mal gemeinsam machen könnten: nachdem die Termine für 2014 bekannt waren, stimmten wir vier Panoramigos unseren Wunschtermin ab und dann stand endlich im vergangenen August der 05.-11. Februar fest.
    Für mich war von vornherein klar, dass ich ohne Flug buche, weil ich natürlich mit Hurtigruten anreisen wolltesmilie_car_049.gif
    Also machte ich mich an die Planung und checkte alle möglichen Varianten durch. Ich hatte schon ganz viereckige Augen, als ich mich schließlich entschied, auf die Bergenbahn zu verzichten (man braucht doch wieder einen Grund für die nächste Reise...) und bequem von Stuttgart über Kopenhagen nach Bergen zu fliegen. Der Flug ab STR war klar, es gab nur den einen morgens. Ab Kopenhagen wurde mir ein Anschlussflug mit 20 Minuten Übergang angeboten, das war mir etwas knapp, also nahm ich den nächsten mit gut einer Stunde Übergang, Ankunft Bergen um die Mittagszeit. Das klang gut und im Geiste fuhr ich schon auf den Fløyen.
    Dann die Teilstrecke auf der MS Finnmarken von Bergen bis Tromsø, Garantieaußenkabine plus Frühstück und Lunch extra dazu. Die Ankunft in Tromsø passte genau zur geplanten Ankunft der Fotogruppe aus Zürich- bingo!
    Für die Rückreise fing ich an zu rechnen und stellte fest, dass ein bestimmter Termin in Wien da super reinpasst :thumbup: Dazu war der Flug von Oslo nach Wien auch noch sehr günstig! Die Fotogruppe sollte am 11.02. mittags abreisen, also verzichtete ich auf eine eventuelle letzte Polarlichtnacht und buchte die MS Vesterålen bis Trondheim. Das hatte den riesengroßen Vorteil, dass ich das Hotelzimmer noch hätte, erst abends packen müsste und um Mitternacht in aller Ruhe zum Schiff gehen könnte. Von Trondheim wollte ich dann mit der Dovrebahn zum Flughafen fahren. Das Flughafenhotel war natürlich kein Schnäppchen, aber da ich erst mit dem Nachmittagszug fahren wollte, fand ich es einfach bequemer. So war denn Ende August alles bis auf die Bahn gebucht und die Zeit der Vorfreude konnte beginnen :girl-dance: .
    Wie es vielen hier ergangen ist, hat SAS leider noch etwas Wasser in den Wein gekippt und meinen Anschlussflug in CHP um fast 3 Stunden nach hinten verlegt – nichts mit Fløyen :girl_cray2:
    Im November habe ich zu guter Letzt noch die Bahntickets gebucht: Minipris für die Dovrebahn und ein Europa-Spezial ab Wien und dann war vollends alles in trockenen Tüchern. :dance4:


    Als nächstes ging es an die Ausrüstung, denn wir hatten eine lange Liste bekommen. Kältetaugliche dicke Stiefel mit Filz-Innenschuh, Einweg-Wärmesohlen, Taschenofen für die Hände, winddichte Fingerhandschuhe mit Klappe, Akku-Stirnlampe, mehr Ersatzakkus für die Kameras, es hörte nicht mehr auf! Zum Glück brachte manches davon der Weihnachtsmannnikolaus_8.gif
    In der Woche vor Abreise fiel mir siedend heiß ein, dass ich noch immer kein anständiges Stativ hatte-mein Billigheimer fiel eindeutig in die verpönte Kategorie „Wackeldackel“. Also schnell noch Stativ und Kugelkopf gekauft und vor allem auch Spikes für's Stativ. Da war wieder zu beobachten, dass sich der Stativhersteller mit M... die Zubehörteile teuer bezahlen lässt, aber es musste zähneknirschend sein :wacko1:


    Der Tag vor der Abreise nahte. Das Kofferpacken ist für mich normalerweise eine leichte Übung, aber dieses Mal wurde es schwierig: bei den herrschenden Plusgraden, die auch für Bergen vorhergesagt waren, konnte ich unmöglich die dicken Stiefel anziehen, da wäre ich verschmort! Die Dinger wiegen aber mehr als 2,5 Kilo, das Stativ kam an die 3 Kilo ran und dann waren noch jede Menge Instantgerichte und -getränke für die Woche in Tromsø im Gepäck. SAS erlaubte 23 kg, nach Wiederauspacken einiger Fressalien schaffte ich 22,75 kg :whistle3: Da Norwegian nur 20kg erlaubt, musste die Kofferwaage zwingend mit. Auch das Handgepäck bereitete mir Bauchschmerzen- es waren nur 8 kg erlaubt und mit den Kameras und Objektiven und all den Akkus und Ladegeräten und anderen Zubehörteilen war ich da drüber- Notebook nicht mitgerechnet. Das musste diesmal aber auch mit, um die Fotos zu sichern.


    01.02.14
    Bei dem schweren Gepäck hatte ich keinen Bock auf Strassenbahn und S-Bahn und habe mir ein Taxi gegönnt, so konnte ich eine Stunde länger schlafen :sleeping: Am Samstagmorgen kam das Taxi stadtauswärts schnell durch und ich war zeitig am Flughafen. Automaten-Check-In ging problemlos, zusätzlich standen auch nette hilfsbereite Damen für den Notfall da. Beim Baggage- Drop-Off bekam ich den Kommentar, da hätte ich mit dem Gewicht wohl eine Punktlandung hingelegt :thumbup:
    Dann bin ich gleich durch die Security, solange da noch alles ruhig war. Schuhe musste ich nicht ausziehen, gepiept hat auch nichts, keine Probleme. Mit dem Handgepäck habe ich versucht so zu tun, als ob der Rucksack ganz leicht wäre- es wollte auch keiner was wissen.
    Danach brauchte ich erst mal Koffein und eine Brezel :gutenmorgen: die Zeitung gab's danach bei Lufthansa. Vom Gate durften wir wie meist in Stuttgart mit dem Bus zum Flieger fahren. Eine des Deutschen praktisch nicht mächtige Frau aus irgendeinem südosteuropäischen Land hängte sich wie eine Klette an mich, die war eindeutig noch nie geflogen, wusste nicht, wo sie hin sollte und hatte Angst. Ihren Sitzplatz weiter hinten im Flieger fand sie dann zum Glück. Der Flug war nur halb voll, Kaffee oder Tee gab's immerhin umsonst.
    Beim ziemlich wackligen Landeanflug auf CPH sah man nach dem eher frühlingshaften Wetter in Stuttgart sogar etwas Schnee, Urlaubsgefühle kamen langsam auf :girl_witch: Unsere Kapitänin legte trotz Windböen eine saubere Landung hin und parkte dann direkt an einer Fluggastbrücke. Weil unser Flieger aber zu klein zum Andocken war, mussten wir über die Treppe aus dem Flugzeug, ein paar Meter laufen und wieder über eine Treppe in die Fluggastbrücke rein ;) Beim Aussteigen hatte ich meine Klette wieder. Sie lief brav hinter mir her und ich hatte einige Mühe, ihr begreiflich zu machen, dass sie mir jetzt nicht mehr folgen könne, sondern zum Ausgang müsse... Ich nehme an, irgendjemand wird sie am Händchen genommen haben.


    Ich hatte nun dreieinhalb Stunden Zeit. Das Gate für meinen Weiterflug war noch nicht angeschrieben, deshalb machte ich mich auf, ein richtiges Frühstück einzunehmen :essen: . Das Terminal füllte sich zunehmend, hauptsächlich mit Dänen auf dem Weg in südliche Gefilde. Inzwischen stand mein Gate zwar auf dem Monitor, aber es war noch viel zu früh...Also noch eine Runde die Shops anschauen, davon gab es schließlich genügend. Mein Rucksack fühlte sich derweil immer schwerer an. Da zog ich es dann doch vor, das dänische Wechselgeld für eine Zimtschnecke und Tee auszugeben :tee: Derweil hatte sich mein Gate geändert, aber ich saß bequem und es war noch immer viel Zeit. Das war eine weise Entscheidung, denn als ich dann Richtung Gate gehen wollte, stand der Flug nicht mehr auf dem Monitor... Hmm, was nun? Aha, in der Mitte, der ganz große Monitor- Schon wieder ein neues Gate und diesmal auch ein anderes Terminal! Also noch ein paar Meter laufen und zum endgültig richtigen Gate gehen. Da saßen schon die Stewardessen und warteten, dass sie in den Flieger durften...Eine ebenfalls wartende Dame kramte Handtasche und Handgepäck durch, alles raus, wieder rein, nochmal raus, fragte die Stewardessen etwas... in dem Moment kam jemand mit einem Reisepass angelaufen und die Dame packte erleichtert ihre Siebensachen zusammen. Wenn mir das passiert wäre, hätte ich wohl noch etwas hektischer reagiert. Zeit zum Boarding: der Flieger war rappelvoll, eigentlich klar, weil SAS ja die vorhergehenden Flüge gestrichen hatte...
    Die Sicht war wetterbedingt bescheiden und als wir in Richtung Norwegens Westküste kamen, ging das Fasten seatbelts-Zeichen an. Der Pilot machte eine Durchsage, dass es jetzt unruhig werden könnte, dass aber in Bodennähe in Flesland der Spass wieder vorbei sein sollte (leiser Zusatz: hopefully!). Die Kabinencrew schnallte sich auch schon an und wir ruckelten und hüpften gen Bergen. Die Hoffnung der Piloten auf eine ruhige Landung erfüllte sich nicht, wir schaukelten ziemlich hin und her, kamen aber sicher runter. Mit der dritten Runde Gepäck kam meine Tasche auf dem Band daher, ich machte noch einen Abstecher zum Geldautomaten und ging dann zum Flybussen.
    Beim Festplassen stieg ich aus und lief den knappen Kilometer bis zum Terminal in recht flottem Tempo, beflügelt durch das Bergenwetter. smilie_wet_012.gifBeim Check-In war nur ein Paar vor mir, aber es dauerte, denn das Computersystem war morgens total abgestürzt und vieles funktionierte noch nicht so recht. Der nette Herr hatte die Ruhe weg, ich bekam meine Tasche los, meine Unterlagen und er schaltete mir auch gleich die Cruisecard frei.
    Während ich so am Schalter stand, kamen hinter mir die Leute vom Hurtigruten-Transferbus ins Terminal und plötzlich war eine Riesen-Schlange. Auch eine Gruppe Japaner schlug plötzlich auf, deren Reiseleiterin drängelte sich an den Nebenschalter vor und debattierte herum, ob sie alle gemeinsam einchecken könne (sie konnte).
    Ich machte mich auf nach oben und wartete auf den Film. Irgendwann ging's los und dann durfte ich endlich auf die MS Finnmarken! Da sie Pause gehabt hatte, war sie schon eine Weile in Bergen und die Kabinen waren alle fertig, sogar die Reisetasche stand schon vor der Tür! Ich hatte die 543 bekommen, Umlaufdeck, mittschiffs steuerbord backbord und es stand auch der Ambassador-Obstkorb drin! Ich ließ erstmal alles nur stehen und ging wieder raus zum Kiwi, ich hatte schließlich kein Abendessen gebucht. Mein Landausflug war nur kurz, denn es regnete immer noch.
    Ich besorgte mir schnell noch den Coffeedeal – es war gerade alles schön ruhig, da die meisten beim Bergen-Büffet waren, und machte mich dann ans Auspacken und Einrichten. Schrankraum war mehr als ausreichend für einen, allerdings waren die Kleiderbügel die diebstahlsichere Sorte und sie hingen nicht neben- sondern hintereinander. Für die dicke Jacke war der Schrank zu schmal, Haken außerhalb gab es keine- mein einziger Kritikpunkt. Also lag die Jacke für den Rest der Reise auf dem Sofa rum oder über dem Stuhl... Bei zwei Leuten in der Kabine stelle ich mir das etwas schwierig vor. Freudig überrascht war ich, dass es einen Tresor hatte, den ich gleich vollgepackt habe. So musste ich nicht immer alle Wertsachen mit mir rumtragen. Ebenso erfreut hat mich der Kühlschrank, da konnte ich meine Einkäufe verstauen und musste die nächsten Tage nicht mehr darauf achten, nur unverderbliche Sachen zu kaufen :) Der Kofferstauraum unter dem Kühlschrank war auch sehr großzügig und hochwillkommen.

    Bei meiner anschließenden ersten Schiff- Erkundungsrunde war ich positiv überrascht, dass man die Größe der Finnmarken eigentlich gar nicht merkte, die Inneneinrechtung fand ich auch angenehm unprätentiös. In der Kabine testete ich dann noch das WLAN- es ging, sogar ganz ordentlich! Danach tat ich mir noch die eher spärlich besuchte deutsche Infoveranstaltung an, wegen der Sprüche von Peter Jensen hat sich das allemal gelohnt :winki: Bei seiner Ansage, dass das Zeug auf den „belegten“ Plätzen im Panoramasalon eingesammelt und abends am Reiseleiterdesk verkauft wird, haben doch tatsächlich ein paar Paxe irritiert geguckt :wacko1:
    Nach der Veranstaltung war eine Decksrunde angesagt, der Bohrinselversorger am benachbarten Pier rangierte gerade fotogen.

    Dann meldete sich mein Magen, ich plünderte meinen Obstkorb und knabberte Knäckebrot und lefser. Um Viertel vor 10 zog es mich wieder raus, es hatte doch tatsächlich aufgehört zu regnen und die Wolken fingen an zu verschwinden! Rechtzeitig zur Abfahrt stand ich am begehbaren Bug, wo Fori Gerli mich wie verabredet fand. Wir blieben noch bis weit hinter der Askøybrücke draußen, es war inzwischen sternklar und Hurtigrutenfeeling pur stellte sich ein. Das einzige was fehlte, war das Typhon zur Ausfahrt...

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

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  • Tusen takk, liebe Gudrun, für deinen ausführlichen Bericht. :thumbup: Freue mich sehr auf die Fortsetzung, besonders auf die Schilderung deiner letzten Tage des Trips auf MS Vesteralen :dance:.


    Bitte bald weidaaa... ;)



    LG


    foerdesprotte :)

    Einmal editiert, zuletzt von foerdesprotte ()

  • Na, dann mach ich mal weida, denn nachdem ich Fotos gespart habe, muss ich die nächsten Tage die Posts teilen ;)


    02.02.14 Teil 1
    Ich habe wunderbar geschlafen, nur einmal bin ich kurz aufgewacht und sah den beleuchteten Stabben Fyr am Fenster vorbeiziehen. Das Verdunkelungsrollo benutze ich nicht, habe nur einen Vorhang vorgezogen, damit keiner reinguckt, ich möchte schließlich sehen können, ob es hell oder dunkel ist. Von dem Lastenaufzug bei meiner Kabine hat man nach dem ersten Lärm während der Liegezeit in Bergen nichts mehr gehört, die Ladeklappe hört man zwar, aber nur, wenn man sowieso wach ist, sie ist nicht laut genug, dass man davon aufwacht. Auch Leute auf dem Umlaufdeck stören nicht, weil Kisten mit Rettungswesten und andere Gerätschaften unter dem Fenster stehen.
    Um halb sieben stehe ich gemächlich auf, ich brauche meine Anlaufzeit und ein erstes Käffchen. Um halb 8 bin ich mit Gerlinde zum Frühstück verabredet, es trifft sich gut, dass sie auch zu den Frühaufstehern gehört und wir unterhalten uns bestens beim Essen. Ich liebe die Hurtigruten-Frühstücksbüffets und geniesse immer mehrere Gänge- warmes Frühstück, viel Obst, Grünzeug und Fisch – ich würde mich so gesund ernähren, meinte Gerlinde... - und zum Nachtisch ein kleines Mohnbrötchen mit Brunost und Heidelbeermarmelade, dazu einen leckeren Kakao (gesund???). Der OSaft aus dem Automaten hat Sirup-Konsistenz, wir kommen aber schnell darauf, dass ein halbes Glas davon mit Wasser aufgefüllt einen passablen Saft ergibt.

    Rund um's Westkapp muss ich draußen sein- es ist (viel zu) warm, es bläst ein ordentlicher Wind, der Streifen und Schaumkrönchen auf's Wasser malt, aber schaukeln tut rein gar nichts- schade. Ein Japaner mit Stativ und L-Optik hat sich schon am Bug aufgebaut, das bleibt sein Stammplatz, auf dem er dann Gesellschaft von 2 deutschen Paaren bekommt, ebenfalls bis an die Zähne bewaffnet mit Canon respektive Nikon, eine Kamera rechts, eine links umgehängt, Mords-Rohre. Dagegen komme ich mir wie ein Waisenkind vor und stopfe das Tele diskret in die Fototasche.
    Beim Tee-Fassen und Quatschen mit Gerli verpasse ich doch tatsächlich Flåvær Fyr und sehe ihn nur noch von hinten, als ich rausstürze. Jetzt bleibe ich aber draußen! In Torvik ist wieder mal nichts los, die Disko hat Sonntagsruhe.

    Richtung Ålesund reißt nun der Himmel immer mehr auf, das Einlaufen am Storneskai bei diesem grellen Licht, das auf schlechtes Wetter folgt, macht richtig Spass! Man sieht allerdings überall schon wieder die dunklen Wolken herankriechen.

    Wir lassen die Ausflügler von Bord und gehen erstmal in Ruhe zum Mittagessen, natürlich nicht ohne vorher brav die Karte zu scannen und die Hände zu desinfizieren. Ich geniesse den warmen und kalten Fisch, Gerli findet genügend anderes und dem Nachtischbüffet muss man schließlich auch ausgiebig die Ehre erweisen! Die Cafeteria ist übrigens gut frequentiert von Ålesundern, die am Sonntag mal essen gehen wollen. Verständlich, denn in der Stadt selber ist sozusagen tote Hose.
    Ich mache mich nun auf ins Städtchen, leider fällt, just als ich die beheizten Bänke testen will, der geführte Stadtrundgang dort ein...Dann eben ein anderes Mal. Ich gehe zur Apotekergata und den Berg hoch zur Lateinschule, in deren Nähe auch die Freimaurerloge residiert. Den Aussichtpunkt lasse ich dann sausen, weil es mehr als nur ein bisschen anfängt zu tröpfeln. An der Kirche vorbei mache ich mich wieder auf nach unten. Arcticas Sonne taucht natürlich just vor dem Ablegen wieder auf, zu spät um nochmal richtig von Bord zu gehen. Wenn man auf die andere Seite schaut, sieht es auch ganz anders aus, schwarze Regenwolken...

    Die Ausfahrt aus Ålesund dauert jetzt eine ganze Weile länger als vom Hurtigrutenkai, wir müssen ja erst einmal rundherum!

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • Genau Ihr beiden, da geht lange vorher das Geld aus, bevor die Gründe ausgehen :laugh1:


    Hier noch der Rest des Tages:
    Richtung Midfjord zieht es mich wieder raus, es zeigt sich rosa-lila Abendfärbung. Auch einer der vielen Engländer steht dort mit einem Mords-Birdwatching-Tele 200-400. Er ist sehr gesprächig und ich muss höllisch aufpassen, ihn zu verstehen. Die meisten der Brits auf dem Schiff sprechen bestes Queen's English, dieser hat einen sehr ausgeprägten (Midlands?) Dialekt.

    In Molde will ich diesmal von Bord, ich bummle etwas am Wasser lang und mache mich 15 Minuten vor Abfahrt wieder auf den Rückweg. 10 Minuten vor Abfahrt habe ich noch wenige hundert Meter zum Schiff, als plötzlich das Typhon erschallt. Ich fühle mich angesprochen und renne los, ein kleiner Junge vor dem Narvesen lacht sich einen Ast und das Empfangskomitee am Eingang der Finnmarken auch...Und dann machen die noch gar keine Anstalten abzufahren :wacko1:
    Ich blieb nun auf dem Umlaufdeck, denn schließlich sollte uns nachher mein nächstes Schiff entgegenkommen! Wir waren gerade an Ormen Lange vorbei, als sie kam und ihr sehr spezielles Typhon erschallen ließ. Ich konnte dann später feststellen, dass es da durchaus Unterschiede im Sound gibt, denn richtig behandelt klingt die Vuvuzela fast sonor.
    Die Hustadvika war so harmlos wie Stad am Morgen, der Himmel war komplett zugezogen, also lohnte es sich draußen nicht mehr. Ich quatschte noch in der Arkade mit Gerli und verschwand relativ bald in meine Koje. Nicht mal das Einlaufen in Kristiansund konnte mich noch rauslocken.

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • Hallo Gudrun,


    schön, dass du uns einen Reisebericht "schenkst" :) . Freue mich schon, wenn die Fotos grün werden. :thumbup:



  • Hallo Gudrun,


    vielen Dank für deinen ausführlichen Reisebericht und die tollen Fotos :thumbup:

    Ich hatte die 543 bekommen, Umlaufdeck, mittschiffs steuerbord

    Sorry, die 543 liegt an backbord. ;) Klugscheißermodus


    Viele Grüße und ich freue mich auch auf die Fortsetzungen, :thumbup: vor allem auf Fotos von der Vesterålen

  • 03.02.14 (Teil1)
    Irgendwann frühmorgens tat ich mal ein halbes Auge auf, wir waren im Trondheimsfjord. Als ich dann richtig aufwachte, lagen wir bereits in Trondheim am Pier. Schnell war ich mit einem Kaffee draußen, die Richard With lag schon vertäut vor uns und wurde beladen.

    Um halb 8 traf ich mich wie gewohnt mit Gerli zum Frühstück und danach zog es mich in die Stadt. Der Wetterbericht sah zwar übel aus, aber das tatsächliche Wetter war viel besser- rosa Wölkchen:-) Vor der Finnmarken standen Berge von Ladung, die waren sicher einige Zeit mit Einladen beschäftigt.

    Ich nahm diesmal den Weg über den Steg zum Bahnhof, denn ich wollte schon mal die koffertaugliche Route für die Rückreise erkunden. Danach ging es weiter in die Stadt, diesen Teil hatte ich bei meinen bisherigen Besuchen bisher immer vernachlässigt. Ich suchte mir einen Weg abseits der grossen Strassen und landete über diverse Gässchen beim Stiftsgårdparken. Inzwischen schien die Sonne schon auf die oberen Stockwerke der Häuser.

    Über die Vår Frue Kirke kam ich zum Nidarosdom, den ich entlang des Flusses umrundete und wo ich mir den alten Friedhof näher ansah.

    Danach schlenderte ich durch die Stadt und die Bahnhofsüberführung wieder zurück zum Schiff. Inzwischen hatte es sich zugezogen und alles war grau in grau...
    Das gab nach dem Auslaufen Gelegenheit zum Kauf von Postkarten und Briefmarken, Schreiben derselbigen, zu einem gemütlichen Mittagessen unter gehöriger Würdigung des Nachtischbüffets und zum etwas Rumhängen. Ach ja, nachdem Gerlinde mich sozusagen geschubst hatte, habe ich sogar eine Schätzung für die Polarkreisüberquerung abgegeben!

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • Hallo Albatross,
    wie schön, dass Du für uns nach dem Anfüttern im Livebericht einen ausführlichen Reisebericht schreibst - und dann geht es auch noch so zügig voran! :thank_you: Du machst tolle Fotos und hast ein super Gefühl für die Motivauswahl. :thumbup: Ich freue mich auf die virtuelle Weiterfahrt.

  • 03.02.14 (Teil2)


    Kjeungskjær Fyr war natürlich ein Draußen-Pflichttermin und immerhin zeigte sich nun unter all dem bleiernen Grau ein ganz schmaler Streifen Farbe am Horizont, der mit Tele rangezoomt ein bisschen schöner aussah als er wirklich war.

    Die Fraktion der profimäßig ausgerüsteten Fotografen war natürlich auch wieder vertreten, immer vorne am Bug aufgebaut... Ab und zu verirrte sich eine beflipflopte sockenlose Japanerin auf Deck, die schlurfte ebenso vor sich hin wie die entgegengesetzte Variante in den Uggs- beiderlei Schuhwerk verhindert wohl das Anheben der Füße beim Gehen :wacko1:
    Als der Stokksund angesagt wurde, füllte sich der begehbare Bug. Kurz vor der Brücke drehte ich mich um, um zuzusehen, wie die Finnmarken mit viel Typhon drunter wegfuhr und sah diverse Japaner vor Schreck zusammenzucken. Als nach der Ausfahrt aus der 90-Grad-Kehre die letzten Farben am Himmel verschwanden, verzog ich mich wieder nach drinnen.
    Die Folda brachte endlich ein bisschen Bewegung ins Schiff, von RL Peter Jensen mit seinem beliebten Spruch über die Strassenverhältnisse kommentiert...Ich gesellte mich zu Gerlinde in die Arkade und guckte mit zu, wie die Paxe zum Essen wankten- das ist einfach bestes Kino! Schade, dass wir das nicht öfter bewundern durften.

    Rørvik war natürlich noch einmal Pflichttermin- wir blieben an Deck, die MS Nordnorge gucke ich mir auf einer anderen Reise mal an. Es war nämlich auch so spannend, was da alles los war: die Japaner von der MS Nordnorge standen schon auf der Lauer, um die MS Finnmarken unsicher zu machen, rasten überall bei uns durch und blitzten auch kräftig. „Unsere“ Japaner taten ebendies beim anderen Schiff. Ein Teil der Finnmarkenbesatzung wanderte rüber, um die Kollegen der MS Nordnorge zu besuchen, ein anderer Teil der Besatzung eilte zum Coop/ Vinmonopolet, Peter Jensen im Stechschritt vorneweg und kamen mit reichlich Tüten wieder. Ein Besatzungsmitglied wurde herbeityphoniert, hat sein Schritttempo aber deswegen nur geringfügig erhöht- ist ja nicht jeder so blöd wie ich und rennt, wenn's noch gar nicht Abfahrtszeit ist.

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • naja, da musst du mal auf die KONG HARALD - da herrscht Zucht und Ordnung! 10 Minuten vor Abfahrtszeit wird typhoniert und dann auch gleich der Laden dicht gemacht. Abfahrtszeit = Leinen los!

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • @Arctica-die neuen jungen Besen auf der KH kehren wohl besonders gut ;)


    04.02.14 (Teil1)
    In der Nacht habe ich von den 3 Häfen nur Nesna mitbekommen, da kurvte die Finnmarken beim Anlegen ziemlich rum. Danach schlummerte ich wieder selig und wurde ausnahmsweise vom Handy geweckt, damit ich den Polarkreis nicht verpasse- eine Premiere, denn die anderen Male hatte ich da nicht so drauf geachtet. Naja, die Kugel wurde angestrahlt, wir waren mindestens 10-15 Minuten früher dran, als ich getippt hatte, aber als zwingenden Termin werde ich mir das für die nächsten Male nicht unbedingt vormerken :winki:
    Damit wir den nächsten wirklich zwingenden Termin nicht verpassen, sind wir zügig um halb 8 zum Frühstück. Um 8 Uhr hielt mich nichts mehr drin, der Himmel wurde pink :girl_pinkglassesf: Es war endlich mal richtig schön farbig und dann kam auch die Trollfjord um die Ecke! Auf beiden Seiten wurde fleissig das Typhon eingesetzt, aber die Paxe der Trollfjord hätten keinen Blumentopf gewonnen, fast keiner zu sehen! Auf unseren Tagesbefehlen stand übrigens nie eine Schiffsbegegnung, es gab aber auf Anfrage eine Liste.


    Die Anfahrt auf Ørnes war wie immer unheimlich schön. Auf der folgenden Strecke spiegelte sich diesmal der Skjeggen im Wasser, hinter den Bergen kam die Sonne vor und schickte ihre Strahlen in das U-Tal zwischen Høgsterna and Høgnakken. Die glazial überformten Nordlandberge sind einfach ein Traum :love:

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • Hallo Albatross


    Ein Dankeschön für deinen herrlichen Bericht mit den klasse Fotos. Kompliment! Da ziehe ich gerne meinen .


    Schmunzeln musste ich über deine Beschreibung der schlurfenden Japaner. Das konnten wir selber mal auf einer Japanreise beobachten und wenn wir heute schlurfende Schritte hören und uns nach der Person umsehen, handelt es sich meistens eine asiatische.


    Jedenfalls freue ich mich auf die Fortsetzung.


    Herzliche Grüsse
    Berna

  • Nachdem die Jubiläumsfahrer so mit Party beschäftigt sind, dass die Liveberichte leiden

    ...freue ich mich umso mehr, dass Du Deinen Reisebericht begonnen hast. Habe gestern schon angefangen zu lesen, war dann aber doch zu müde, um dem Bericht die passende Aufmerksamkeit zu widmen. Jetzt bin ich weitergereist und habe Deinen Bericht und Deine Bilder bis hier in "einem Rutsch" genossen. :thumbup:


    Auf unseren Tagesbefehlen stand übrigens nie eine Schiffsbegegnung, es gab aber auf Anfrage eine Liste.

    Deine Ausführungen zur Finnmarken lese ich natürlich besonders aufmerksam; schließlich wird sie auf der nächsten Reise "mein Zuhause" sein. ;) Gut, zu wissen, dass ich mich besser auf mein eigenes Tagesprogramm verlasse (Forum sei Dank :thumbup: ).


    :sdanke: schon mal für Bericht und Bilder und ich freue mich schon auf die Fortsetzung :!:

    Liebe Grüße, Goldfinch
    :ilhr:



    Links zu meinen Reiseberichten: siehe Profil ...

  • @all - Nach 2 mehr oder weniger grauen Tagen hat die Farbe die Stimmung sofort merklich gehoben!
    Berna - das scheint dann wohl sowas wie eine nationale Eigenheit zu sein- da liessen sich ganze Bücher drüber schreiben ;)
    Goldfinch - mit eigenem Programm bist Du auf jeden Fall auf der sicheren Seite! Die Finnmarken wird Dir gut gefallen, der begehbare Bug hat was- nur zum Fotografieren musst Du eher an die Seiten gehen, es sei denn, Du willst den Bug bewusst mit drauf haben.


    Weiter geht's mit 04.02.14 (Teil2)
    Die Anfahrt auf Bodø war richtig schön sonnig, nur der Wind war auf Dauer unangenehm kalt. Das Städtchen liegt landschaftlich wirklich wunderbar und das konnten wir diesmal dank des Wetters auch mal geniessen.

    Nach dem Anlegen gingen wir wieder in aller Ruhe zum Lunch, verabredeten uns auf 16 Uhr in Babettes Café, und erst dann machte ich mich auf ins Städtchen. Ich ging allerdings nur bis zur Gamle Salten und drehte dann um.

    Die Baustelle für den neuen Kai ist wirklich ein Trauerspiel- ob das nochmal was wird? Inzwischen hatte es sich erheblich zugezogen, vorbei war's mit der Sonne. Zum Ablegen war ich draußen und blieb dort bis zum Beginn der Vestfjordüberquerung. Als Landegode Fyr in Sicht kam, war der Himmel im Westen schon wieder rosa und ich sah zum ersten Mal die Lofotenkette.

    Nun musste ich mich beeilen, in Babettes Café zu kommen, damit Gerlinde nicht eine Vermisstmeldung aufgab. Ich löste den Ermässingungsgutschein für Cappuccino und Kuchen ein (in meinem Fall eine Waffel), den alle beim Einchecken in Bergen bekommen hatten. Ganz ehrlich gesagt- der Kuchen am mittäglichen Nachtischbüffet sah eigentlich besser aus als der im Cafè...
    Auf dem Schiff war jetzt mehr los- jede Menge norwegische Distanzpassagiere, die mit ihren Autos auf die Lofoten rüber wollten sowie eine ganze Busladung Österreicher, eine Reisegruppe, die auf der Vestfjordüberquerung unüberhörbar war. Den Gesprächsfetzen nach zu schließen interessierte sich von denen keiner wirklich für Norwegen :wacko: In Stamsund gingen sie alle wieder von Bord und Peter Jensen war nun damit beschäftigt, zu verhindern, dass die Paxe für's Wikingerfest in den Bus der Österreicher einstiegen :winki:
    Nach dem Ablegen leistete ich Gerli im Panoramasalon Gesellschaft, doch bald hatten wir ein Date draußen- die Kong Harald :king: Es wurde fleissig geblinkt und typhoniert :thumbup: Beim Einlaufen in Svolvær wehte eine deutliche Schwade Fischgeruch von den fast vollen Trockengestellen rüber, die sich im Hafen aber wieder verzogen hatte. Ich verzichtete auf einen Landgang und beobachtete die zahlreichen Distanzpassagiere, alle mit großem Gepäck. Da ging wohl am nächsten Tag eine Maschine von Tromsø nach Gran Canaria.


    Im Raftsund war es neblig und ziemlich dunkel. Nachdem sich die Augen aber angepasst hatten, erkannte man die Spiegelung der Berge im stillen Wasser. Die Atmosphäre war traumhaft verwunschen :girl_sigh: zumindest bis zur Trollfjorddurchsage. Warum die Bewohnerin der Suite am Bug dann meinte das Licht anmachen zu müssen, um den Trollfjord zu sehen, erschloss sich keinem. Sie kapierte aber auch nicht, was die Leute, die zu ihrem erleuchteten Fenster hochstarrten, ihr sagen wollten und zog sich indigniert ins Innere der Suite zurück. Das Licht blieb natürlich an :dash:
    Am Bug wurde es voll, die Leute standen dicht gepackt, die stativbewehrten Fotografen hatten sich schon lange die Logenplätze gesichert. Etwas zur Seite stand es sich viel unbelästigter, sehen tat man alles genauso! Die Scheinwerfer tasteten sich an die Trollfjordmündung ran und verharrten lange an einem Fleck- sehr wohltuend, hier mal kein hektisches Geblinke zu erleben! Leider war nun bis in die Bar vorgedrungen, dass es draußen was zu sehen gab und eine Dame sah das als willkommene Zigarettenpause an und nebelte mich von hinten ein, in der einen Hand die Kippe :smoker: in der anderen den Alk :sekt: Ehrfurchtsvolle Stille war nun auch vorbei, es wurde englisch und japanisch geschnattert. Ich befand, dass ich das Schönste zum Glück noch ungestört gesehen hatte und trat lieber einen strategischen Rückzug an.

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

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