Nachdem die Jubiläumsfahrer so mit Party beschäftigt sind, dass die Liveberichte leiden , schiebe ich mal meinen Reisebericht dazwischen.
Los geht's:
Eine spezielle Nordlicht-Fotoreise geisterte mir schon eine Weile im Kopf herum, einige Fotofreunde waren Wiederholungstäter und deren Fotos hatten mich begeistert. So kamen wir auf die Idee, dass einige von uns das doch mal gemeinsam machen könnten: nachdem die Termine für 2014 bekannt waren, stimmten wir vier Panoramigos unseren Wunschtermin ab und dann stand endlich im vergangenen August der 05.-11. Februar fest.
Für mich war von vornherein klar, dass ich ohne Flug buche, weil ich natürlich mit Hurtigruten anreisen wollte
Also machte ich mich an die Planung und checkte alle möglichen Varianten durch. Ich hatte schon ganz viereckige Augen, als ich mich schließlich entschied, auf die Bergenbahn zu verzichten (man braucht doch wieder einen Grund für die nächste Reise...) und bequem von Stuttgart über Kopenhagen nach Bergen zu fliegen. Der Flug ab STR war klar, es gab nur den einen morgens. Ab Kopenhagen wurde mir ein Anschlussflug mit 20 Minuten Übergang angeboten, das war mir etwas knapp, also nahm ich den nächsten mit gut einer Stunde Übergang, Ankunft Bergen um die Mittagszeit. Das klang gut und im Geiste fuhr ich schon auf den Fløyen.
Dann die Teilstrecke auf der MS Finnmarken von Bergen bis Tromsø, Garantieaußenkabine plus Frühstück und Lunch extra dazu. Die Ankunft in Tromsø passte genau zur geplanten Ankunft der Fotogruppe aus Zürich- bingo!
Für die Rückreise fing ich an zu rechnen und stellte fest, dass ein bestimmter Termin in Wien da super reinpasst Dazu war der Flug von Oslo nach Wien auch noch sehr günstig! Die Fotogruppe sollte am 11.02. mittags abreisen, also verzichtete ich auf eine eventuelle letzte Polarlichtnacht und buchte die MS Vesterålen bis Trondheim. Das hatte den riesengroßen Vorteil, dass ich das Hotelzimmer noch hätte, erst abends packen müsste und um Mitternacht in aller Ruhe zum Schiff gehen könnte. Von Trondheim wollte ich dann mit der Dovrebahn zum Flughafen fahren. Das Flughafenhotel war natürlich kein Schnäppchen, aber da ich erst mit dem Nachmittagszug fahren wollte, fand ich es einfach bequemer. So war denn Ende August alles bis auf die Bahn gebucht und die Zeit der Vorfreude konnte beginnen .
Wie es vielen hier ergangen ist, hat SAS leider noch etwas Wasser in den Wein gekippt und meinen Anschlussflug in CHP um fast 3 Stunden nach hinten verlegt – nichts mit Fløyen
Im November habe ich zu guter Letzt noch die Bahntickets gebucht: Minipris für die Dovrebahn und ein Europa-Spezial ab Wien und dann war vollends alles in trockenen Tüchern.
Als nächstes ging es an die Ausrüstung, denn wir hatten eine lange Liste bekommen. Kältetaugliche dicke Stiefel mit Filz-Innenschuh, Einweg-Wärmesohlen, Taschenofen für die Hände, winddichte Fingerhandschuhe mit Klappe, Akku-Stirnlampe, mehr Ersatzakkus für die Kameras, es hörte nicht mehr auf! Zum Glück brachte manches davon der Weihnachtsmann
In der Woche vor Abreise fiel mir siedend heiß ein, dass ich noch immer kein anständiges Stativ hatte-mein Billigheimer fiel eindeutig in die verpönte Kategorie „Wackeldackel“. Also schnell noch Stativ und Kugelkopf gekauft und vor allem auch Spikes für's Stativ. Da war wieder zu beobachten, dass sich der Stativhersteller mit M... die Zubehörteile teuer bezahlen lässt, aber es musste zähneknirschend sein
Der Tag vor der Abreise nahte. Das Kofferpacken ist für mich normalerweise eine leichte Übung, aber dieses Mal wurde es schwierig: bei den herrschenden Plusgraden, die auch für Bergen vorhergesagt waren, konnte ich unmöglich die dicken Stiefel anziehen, da wäre ich verschmort! Die Dinger wiegen aber mehr als 2,5 Kilo, das Stativ kam an die 3 Kilo ran und dann waren noch jede Menge Instantgerichte und -getränke für die Woche in Tromsø im Gepäck. SAS erlaubte 23 kg, nach Wiederauspacken einiger Fressalien schaffte ich 22,75 kg Da Norwegian nur 20kg erlaubt, musste die Kofferwaage zwingend mit. Auch das Handgepäck bereitete mir Bauchschmerzen- es waren nur 8 kg erlaubt und mit den Kameras und Objektiven und all den Akkus und Ladegeräten und anderen Zubehörteilen war ich da drüber- Notebook nicht mitgerechnet. Das musste diesmal aber auch mit, um die Fotos zu sichern.
01.02.14
Bei dem schweren Gepäck hatte ich keinen Bock auf Strassenbahn und S-Bahn und habe mir ein Taxi gegönnt, so konnte ich eine Stunde länger schlafen Am Samstagmorgen kam das Taxi stadtauswärts schnell durch und ich war zeitig am Flughafen. Automaten-Check-In ging problemlos, zusätzlich standen auch nette hilfsbereite Damen für den Notfall da. Beim Baggage- Drop-Off bekam ich den Kommentar, da hätte ich mit dem Gewicht wohl eine Punktlandung hingelegt
Dann bin ich gleich durch die Security, solange da noch alles ruhig war. Schuhe musste ich nicht ausziehen, gepiept hat auch nichts, keine Probleme. Mit dem Handgepäck habe ich versucht so zu tun, als ob der Rucksack ganz leicht wäre- es wollte auch keiner was wissen.
Danach brauchte ich erst mal Koffein und eine Brezel die Zeitung gab's danach bei Lufthansa. Vom Gate durften wir wie meist in Stuttgart mit dem Bus zum Flieger fahren. Eine des Deutschen praktisch nicht mächtige Frau aus irgendeinem südosteuropäischen Land hängte sich wie eine Klette an mich, die war eindeutig noch nie geflogen, wusste nicht, wo sie hin sollte und hatte Angst. Ihren Sitzplatz weiter hinten im Flieger fand sie dann zum Glück. Der Flug war nur halb voll, Kaffee oder Tee gab's immerhin umsonst.
Beim ziemlich wackligen Landeanflug auf CPH sah man nach dem eher frühlingshaften Wetter in Stuttgart sogar etwas Schnee, Urlaubsgefühle kamen langsam auf Unsere Kapitänin legte trotz Windböen eine saubere Landung hin und parkte dann direkt an einer Fluggastbrücke. Weil unser Flieger aber zu klein zum Andocken war, mussten wir über die Treppe aus dem Flugzeug, ein paar Meter laufen und wieder über eine Treppe in die Fluggastbrücke rein Beim Aussteigen hatte ich meine Klette wieder. Sie lief brav hinter mir her und ich hatte einige Mühe, ihr begreiflich zu machen, dass sie mir jetzt nicht mehr folgen könne, sondern zum Ausgang müsse... Ich nehme an, irgendjemand wird sie am Händchen genommen haben.
Ich hatte nun dreieinhalb Stunden Zeit. Das Gate für meinen Weiterflug war noch nicht angeschrieben, deshalb machte ich mich auf, ein richtiges Frühstück einzunehmen . Das Terminal füllte sich zunehmend, hauptsächlich mit Dänen auf dem Weg in südliche Gefilde. Inzwischen stand mein Gate zwar auf dem Monitor, aber es war noch viel zu früh...Also noch eine Runde die Shops anschauen, davon gab es schließlich genügend. Mein Rucksack fühlte sich derweil immer schwerer an. Da zog ich es dann doch vor, das dänische Wechselgeld für eine Zimtschnecke und Tee auszugeben Derweil hatte sich mein Gate geändert, aber ich saß bequem und es war noch immer viel Zeit. Das war eine weise Entscheidung, denn als ich dann Richtung Gate gehen wollte, stand der Flug nicht mehr auf dem Monitor... Hmm, was nun? Aha, in der Mitte, der ganz große Monitor- Schon wieder ein neues Gate und diesmal auch ein anderes Terminal! Also noch ein paar Meter laufen und zum endgültig richtigen Gate gehen. Da saßen schon die Stewardessen und warteten, dass sie in den Flieger durften...Eine ebenfalls wartende Dame kramte Handtasche und Handgepäck durch, alles raus, wieder rein, nochmal raus, fragte die Stewardessen etwas... in dem Moment kam jemand mit einem Reisepass angelaufen und die Dame packte erleichtert ihre Siebensachen zusammen. Wenn mir das passiert wäre, hätte ich wohl noch etwas hektischer reagiert. Zeit zum Boarding: der Flieger war rappelvoll, eigentlich klar, weil SAS ja die vorhergehenden Flüge gestrichen hatte...
Die Sicht war wetterbedingt bescheiden und als wir in Richtung Norwegens Westküste kamen, ging das Fasten seatbelts-Zeichen an. Der Pilot machte eine Durchsage, dass es jetzt unruhig werden könnte, dass aber in Bodennähe in Flesland der Spass wieder vorbei sein sollte (leiser Zusatz: hopefully!). Die Kabinencrew schnallte sich auch schon an und wir ruckelten und hüpften gen Bergen. Die Hoffnung der Piloten auf eine ruhige Landung erfüllte sich nicht, wir schaukelten ziemlich hin und her, kamen aber sicher runter. Mit der dritten Runde Gepäck kam meine Tasche auf dem Band daher, ich machte noch einen Abstecher zum Geldautomaten und ging dann zum Flybussen.
Beim Festplassen stieg ich aus und lief den knappen Kilometer bis zum Terminal in recht flottem Tempo, beflügelt durch das Bergenwetter. Beim Check-In war nur ein Paar vor mir, aber es dauerte, denn das Computersystem war morgens total abgestürzt und vieles funktionierte noch nicht so recht. Der nette Herr hatte die Ruhe weg, ich bekam meine Tasche los, meine Unterlagen und er schaltete mir auch gleich die Cruisecard frei.
Während ich so am Schalter stand, kamen hinter mir die Leute vom Hurtigruten-Transferbus ins Terminal und plötzlich war eine Riesen-Schlange. Auch eine Gruppe Japaner schlug plötzlich auf, deren Reiseleiterin drängelte sich an den Nebenschalter vor und debattierte herum, ob sie alle gemeinsam einchecken könne (sie konnte).
Ich machte mich auf nach oben und wartete auf den Film. Irgendwann ging's los und dann durfte ich endlich auf die MS Finnmarken! Da sie Pause gehabt hatte, war sie schon eine Weile in Bergen und die Kabinen waren alle fertig, sogar die Reisetasche stand schon vor der Tür! Ich hatte die 543 bekommen, Umlaufdeck, mittschiffs steuerbord backbord und es stand auch der Ambassador-Obstkorb drin! Ich ließ erstmal alles nur stehen und ging wieder raus zum Kiwi, ich hatte schließlich kein Abendessen gebucht. Mein Landausflug war nur kurz, denn es regnete immer noch.
Ich besorgte mir schnell noch den Coffeedeal – es war gerade alles schön ruhig, da die meisten beim Bergen-Büffet waren, und machte mich dann ans Auspacken und Einrichten. Schrankraum war mehr als ausreichend für einen, allerdings waren die Kleiderbügel die diebstahlsichere Sorte und sie hingen nicht neben- sondern hintereinander. Für die dicke Jacke war der Schrank zu schmal, Haken außerhalb gab es keine- mein einziger Kritikpunkt. Also lag die Jacke für den Rest der Reise auf dem Sofa rum oder über dem Stuhl... Bei zwei Leuten in der Kabine stelle ich mir das etwas schwierig vor. Freudig überrascht war ich, dass es einen Tresor hatte, den ich gleich vollgepackt habe. So musste ich nicht immer alle Wertsachen mit mir rumtragen. Ebenso erfreut hat mich der Kühlschrank, da konnte ich meine Einkäufe verstauen und musste die nächsten Tage nicht mehr darauf achten, nur unverderbliche Sachen zu kaufen Der Kofferstauraum unter dem Kühlschrank war auch sehr großzügig und hochwillkommen.
Bei meiner anschließenden ersten Schiff- Erkundungsrunde war ich positiv überrascht, dass man die Größe der Finnmarken eigentlich gar nicht merkte, die Inneneinrechtung fand ich auch angenehm unprätentiös. In der Kabine testete ich dann noch das WLAN- es ging, sogar ganz ordentlich! Danach tat ich mir noch die eher spärlich besuchte deutsche Infoveranstaltung an, wegen der Sprüche von Peter Jensen hat sich das allemal gelohnt Bei seiner Ansage, dass das Zeug auf den „belegten“ Plätzen im Panoramasalon eingesammelt und abends am Reiseleiterdesk verkauft wird, haben doch tatsächlich ein paar Paxe irritiert geguckt
Nach der Veranstaltung war eine Decksrunde angesagt, der Bohrinselversorger am benachbarten Pier rangierte gerade fotogen.
Dann meldete sich mein Magen, ich plünderte meinen Obstkorb und knabberte Knäckebrot und lefser. Um Viertel vor 10 zog es mich wieder raus, es hatte doch tatsächlich aufgehört zu regnen und die Wolken fingen an zu verschwinden! Rechtzeitig zur Abfahrt stand ich am begehbaren Bug, wo Fori Gerli mich wie verabredet fand. Wir blieben noch bis weit hinter der Askøybrücke draußen, es war inzwischen sternklar und Hurtigrutenfeeling pur stellte sich ein. Das einzige was fehlte, war das Typhon zur Ausfahrt...