Norwegische Jahrestage

  • Moin,
    an diese Geschichte muss ich immer denken, wenn von Zeit zu Zeit vor einem Felsabbruch im Geiranger-Fjord und dessen Folgen gewarnt wird. Morgen wird man sich vor Ort an die Loen-Tragödien von 1905 und 1936 erinnern.
    Am 15.Januar 1905 brach der Fels am Ramnefjellet in 500m Höhe. Geschätzt wurde sein Gewicht auf 125.000 to, insgesamt sollen ca.870.000 to Gesteinsmasse in den Loenvatnet gestürzt sein. Dadurch wurde eine bis zu 40m hohe Flutwelle ausgelöst. Zerstört wurden alle Häuser im Äußeren Nesdal, hunderte von Tieren getötet. Ein Ausflugsschiff wurde 350m aufs Land geworfen. 62 Menschen fanden den Tod. Trotzdem wurde im Tal wieder gesiedelt, etwas weiter vom Wasser entfernt.
    Dann kam der 13.September 1936
    Um 5.00 morgens brach erneut der Fels, in 800m Höhe mit einer Größe von 1 Million Kubikmeter. Diesmal erreichte die Flutwelle eine Höhe von 70m und verwüstete das ganze Tal. Zwei Orte gab es nicht mehr. Diesmal forderte die Katastrophe 74 Menschenleben und viele Verletzte. Seitdem wird an der Stelle nicht mehr gesiedelt.
    Gruß
    Renate

  • Jetzt wird es erst richtig lustig:
    Facebook hat die "Aftenposten" verwarnt, weil die auf ihrer Seite diese Bilder veröffentlicht hat. Die gehören übrigens zu einem Buch "Nansens letzte Liebe". Die Presseleute in Oslo kommen aus dem Kichern nicht mehr raus - nicht wegen der Fotos, sondern wegen der harschen Reaktion von Facebook :laugh1:

  • Wer war das eigentlich ? ?( Morgen, am 12.Februar, ist sein 100. Todestag.
    Es gibt ja viele bekannte Museen in Bergen und über die Geschichte der Stadt kann man viel lesen. Trotzdem entdeckt man immer allerhand Interessantes, was bei den "normalen" Kurz-Geschichtsbeschreibungen offenbar nicht gerne erwähnt wird. Das Lepra-Museum an sich ist ja bekannt, allerdings muss ich gestehen, dass ich noch nie dort war. :blush2:
    Gerhard Armauer Hansen hat 1873 den Lepra-Bazillus entdeckt. In einigen Ländern wird die Lepra darum auch als "Hansen-Krankheit" bezeichnet. Er war Arzt und Zoologe in Bergen. Das Lepra-Archiv von Bergen wird jetzt auch in das neue "Norsk dokumentarv" aufgenommen. Im Archiv der UNESCO liegt es bereits. Im Bezug auf Bergen sollte man vielleicht erwähnen, dass die Stadt von 1850-1900 die "Lepra-Hauptstadt" Europas war. Es gab 3 Lepra -Krankenhäuser und die höchste Konzentration an Kranken in Europa. :huh: Das Museum ( der Link steht im Wiki) werde ich mir bei nächster Gelegenheit jedenfalls ansehen. :thumbup:

  • vom 30. Mai 1897 jährt sich heute zum 115. Mal. Ein schöner, sonnig-warmer Sonntag wurde zur Katastrophe für die aus Holzhäusern bestehende Stadt. Das Feuer brach in Greiffs Packhaus am Hafen aus, wurde vom starken Südwind angefacht und legte schließlich fast die ganze Stadt in Schutt und Asche. Wie durch ein Wunder haben alle Einwohner den Brand überlebt. Bis heute halten sich übrigens Spekulationen, dass ein Versicherungsbetrug hinter dem Feuer steckt, brach es doch aus, nachdem sich die lokale Wirtschaft bereits einige Jahre im Niederang befunden hatte.


    Die Stadt wurde übrigens rasch wieder aufgebaut - und es war weder das erste noch das letzte Mal, dass die Menschen dort ihre Stadt komplett neu aufbauen mussten: Ein erster Brand hatte das erst 1845 gegründete Namsos 1872 zerstört, und am 20. April 1940 zerstörte die deutsche Luftwaffe den Ort komplett. Eine Folge des letzten Ereignisses ist übrigens eine damals neu entstandene, jedoch heute kaum noch gebräuchliche englische Vokabel: Namsosed (Adj.) für "total zerstört"...

  • Gestern jährte sich das schlimmste Unglück der norwegischen Zivilluftfahrt zum 40. Mal, der Absturz von Braathens 239 bei Asdøltjern, nur gut 15 km vom Zielflughafen Oslo-Fornebu entfernt. Es handelte sich bei der zweimotorigen Fokker 28 um den sog. "Weihnachtsflug" aus Alesund. Gegen 17.00 Uhr verschwand die Maschine vom Radarschirm, nachdem sie eine plötzliche Linkskurve geflogen hatte, statt wie vorgesehen noch ein gutes Stück weiter in Richtung Drammen zu fliegen. Wie die Havariekommission später herausfand, war der Flieger, der sich bereits im Landeanflug befunden hatte, viel zu tief und gut fünf nautische Meilen abseits des geplanten Kurses unterwegs gewesen, als sich der Absturz ereignete.


    Von den 45 Personen an Bord der Fokker waren 38 sofort tot, zwei weitere erlagen später ihren Verletzungen.

  • Heute vor 100 Jahren verließ die DS KRISTIANIAFJORD unter großer öffentlicher Anteilnahme Skoltegrunnskaien in Bergen zur ersten Atlantiküberquerung unter der Hausflagge der zwei Jahre zuvor gegründeten Norske Amerikalinje (NAL) nach New York. Sogar König Haakon VII. gab sich die Ehre einer Visite an Bord des Dampfers. Lange Jahre sollte die regelmäßige, zweiwöchentliche abgehende Atlantiklinie die wichtigste Verbindung zwischen Norwegen, das zur Zeit der Reedereigründung etwa zweieinhalb Millionen Einwohner hatte, und den USA mit seinen damals bereits gut 900.000 norwegischstämmigen Bürgern bleiben, bis schließlich das Düsenflugzeug diese Funktion an sich riss. 1971 wurde der regelmäßige Transatlantikdienst eingestellt und die Gesellschaft konzentrierte sich auf das Kreuzfahrtgeschäft, wurde aber 1983 von Trafalgar House aufgekauft und in die Cunard Line integriert. Die weiter aktive Frachtsparte wurde bis 1995 entweder verkauft oder im Rahmen von Fusionen abgewickelt.


    Die Linienführung der NAL war traditionell Oslo - Kristiansand - Stavanger - Bergen - New York, wobei die Abfahrt in Bergen traditionell um Mitternacht stattfand, um es Passagieren zu ermöglichen, mit dem Abendzug der Bergenbahn von Oslo anzureisen und sich einzuschiffen.


    Ein kleines Stück NAL hat übrigens überlebt, nämlich ihr letztes Schiff, die bereits als Kreuzfahrtschiff nach der Einstellung des Transatlantikdienstes gebaute VISTAFJORD von 1973.


    Übrigens: Der 7. Juni wurde bewusst als symbolhaftes Datum für die erste Abfahrt von Bergen gewählt, denn schließlich ist heute Unionsoppløsningen.

  • Heute vor einhundert Jahren wurde in Norwegen das Frauenwahlrecht eingeführt und damit das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht verwirklicht. War es 1814 noch eine selbstverständlichkeit, dass die Frauen kein Wahlrecht besaßen, nahm der Kampf um dieses ab den 1880er Jahren deutlich an Fahrt auf und wurde so überzeugend geführt, dass das Anliegen nicht nur in der Bevölkerung mehrheitsfähig wurde, sondern Stortinget, in dem zu jener Zeit nur Männer saßen, vor 100 Jahren die Entscheidung für das Frauenwahlrecht einstimmig fällt. Fast noch wichtiger als das Stimmrecht selbst wurden die Rechte, die die norwegischen Frauen im Kielwasser der Wahlrechtsreform durch eine gerade seit den 1970er Jahren immer konsequenter durchgeführte Gleichstellungspolitik erwarben.


    Diese wird heute übrigens neben Öl, Gas und Fisch als wichtigster norwegischer "Exportartikel" wahrgenommen, aber auch als Auftrag verstanden, nicht stehenzubleiben, sondern aktiv Wege zur Partizipation gesellschaftlicher Randgruppen zu suchen.


    Übrigens: Auch das allgemeine Männerwahlrecht ist in Norwegen noch gar nicht so alt, wurde es doch erst 1898 eingeführt. Zuvor war das Wahlrecht an Vermögensgrenzen bzw. Landbesitz geknüpft, die zahlreiche Männer vom Wahlrecht ausschlossen.

  • Er ist Dauergast im Forum, drängt sich aber in seiner vornehm-zurückhaltenden Art nie in den Vordergrund - und doch: Immer wieder leben wir alle von ihm und seiner Zuverlässigkeit. Am kommenden Montag feiert Norsk Rikskringkasting - oder kurz NRK - seinen achtzigsten Geburtstag.


    A, 1. Juli 1933 trat - nach nur einwöchiger Beratung - das neue norwegische Rundfunkgesetz in Kraft, das nicht nur dem Staat das Radiomonopol sicherte, sondern auch die staatliche Sendeanstalt NRK aus der Taufe hob, die die zuvor bereits existenten privaten Rundfunkstationen zusammenfasste.


    Das damals noch brandneue Medium Runfdunk wurde in Norwegen schnell populär, und bis zur deutschen Okkupation gab es im Königreich bereits ca. 400.000 Rundfunkempfänger.


    Am 9. April 1940 übernahmen die deutschen Besatzer auch die Kontrolle über den Rundfunk, doch die Stimme des freien Norwegen meldete sich schnell wieder aus London zu Wort. Aus der Heimat geflüchtete NRK-Mitarbeiter standen hinter den norwegischsprachigen Sendungen in die besetzte Heimat, die sich dort so großer Beliebtheit erfreuten, dass das Besatzungsregime im Herbst 1941 den Besitz von Radioempfängern verbot, aber nicht verhindern konnte, dass vielerorts heimlich weitergehört wurde, wenn Nachrichten gesendet oder König Haakon VII. sein Wort an die Menschen in Norwegen richtete.


    Auf das durch die London-Sendungen gewonnene Rennome konnte NRK nach dem Krieg aufbauen und erfreute sich größter Beliebtheit. Viele Formate, die noch heute existieren, so z.B. der Kinderfunk, wurden damals entwickelt, und bis heute gelten die 1950er als das "goldene Zeitalter des Radios" in Norwegen.


    Schon seit 1954 hatte der staatliche Sender probeweise Fernsehsendungen ausgestrahlt und nahm 1960 den Regelbetrieb auf. Die ersten Sendeminuten gehörten übrigens König Olav V, der das Fernsehzeitalter mit einer Ansprache eröffnete. Nicht nur in Worten, sondern auch in bewegten Bildern kam das Land und die weite Welt nun nach Hause - und sie verbannten das gute alte Radio in die Küche, während der Ehrenplatz in der Stube der meisten norwegischen Wohnstätten nun der Mattscheibe gehörte, die seit 1972 - wenn sie denn technisch dafür ausgelegt war - zunehmend sogar bunte Bilder ausstrahlte.


    Unumstritten war das Farbfernsehen in Norwegen übrigens nicht: Der Stortingsmann Einar Førde brandmarkte es aufgrund des kostenintensiven rechnischen Aufwands, der mit seiner Einführung verbunden war, als unnötigen Luxus - später wurde er dann übrigens bis zu seinem Ruhestand 2001 NRK-Chef...


    Bis in die 1980er blieb NRK konkurrenzlos - lange gab es nur einen norwegischen Radio- und einen TV-Kanal. Abwechslung fanden nur die Norweger, die in der Reichweite ausländischer Sender lebten, z.B. längs der schwedischen Grenze. Doch schon in den 1970ern zeigte sich mit Distriktsprogrammen ein Trend zu mehr Vielfalt, und seit 1976 sendet NRK Sámi Radio.


    Doch die Vormacht des Staatssenders fiel trotz aller Diversifizierungsversuche am 16. Dezember 1981, als die Regierung die ersten Lizenzen für private, werbefinanzierte Lokalradio- und fernsehsender vergab. 1988 folgte das Gesetz über den Privatfunk und seit 1991 sendet TV2, der erste landesweite Privatfernsehsender Norwegens.


    Als Reaktion entwickelte NRK Spartenkanäle für bestimmte Altergruppen, so z.B. den Jugend- und Musikkanal P3, nahm mit NRK2 einen zweiten Fernsehkanal in Betrieb und ist seit Mitte der 1990er Jahre im Internet aktiv, das heute ein wichtiger Vertriebsweg geworden ist, übrigens der, auf dem NRK auch das Forum regelmäßig erreicht.


    Auch im sich nun bald seiner Rüste neigenden achtzigsten Betriebsjahr ist NRK nach wie vor für die meisten Norweger die erste Wahl auf dem Radio- und Fernsehmarkt und arbeitet an weiteren Neuerungen, wobei an erster Stelle die Umstellung des Sendetriebs auf Digitalkanäle steht. Es besteht also offenbar keine Gefahr, dass der Jubilar an Verkalkung eingeht.


    Schlüsselmomente und Sternstunden - aber mit Vidkun Quislings Rundfunkstaatsstreich auch einen der schwärzesten Momente - aus 80 Jahren NRK kann man übrigens hier noch einmal erleben - oder auch zum ersten Mal, denn achtzig muss man ja erstmal werden ;)

  • Heute jährt sich das ROCKNES-Unglück in Vatlestraumen in der südlichen Zufahrt von Bergen zum zehnten Mal.


    Das zu einem Spezial-Steinleger, der z.B. zur Abdeckung von Unterwasserkabeln eingesetzt wurde, umgebaute Schiff befand sich auf dem Weg von Eikefet nach Emden, als es in Vatlestraumen aufgrund von Navigationsfehlern auf eine Untiefe lief und kenterte, wobei 18 Personen aus der 30-köpfigen Besatzung ihr Leben verloren. Dabei lief das Schiff so heftig auf, dass die Seismographen des geowissenschaftlichen Instituts in Bergen kräftig ausschlugen.


    Die ROCKNES kenterte sofort und trieb kieloben in dem stark frequentierten, nach Bergen führenden Fahrwasser. Als Ursache für diesen Vorgang wurden später die Umbauten des Schiffes festgestellt, die seine Stabilität beeinträchtigt hatten, da es im inneren nun recht große Abteilungen gab, die allerdings nicht in Widerspruch zu den bestehenden Regeln standen.


    Die alarmierten Rettungskräfte lösten sofort Katastrophenalarm aus, die Überlebenden wurden mit Hubschraubern vom Schiffsboden abgeborgen, später konnten noch drei Seeleute von den Philippinen aus einer Luftblase im Schiffsrumpf gerettet werden.


    Doch auch für die Natur hatte das ROCKNES-Unglück weitreichende Folgen: Das austretende Öl verunreinigte die Umgebung und forderte das Leben von mehreren tausend Seevögeln.


    Das Schiff selbst wurde übrigens von einer niederländischen Spezialfirma geborgen, repariert und kam unter dem Namen NORDNES wieder in Fahrt.


    Die Schuldfrage ist übrigens nie abschließend geklärt worden, da zu dem Navigationsfehler die Instabilität des Schiffes, Ladefehler und die Tatsache, dass die Untiefe, auf die die ROCKNES auflief, nicht kartiert war. Versuche, deshalb dem Staat als für die Betonnung und Bebakung zuständiger Instanz eine Teilschuld zuzusprechen, scheiterten allerdings. Vor zwei Jahren wurde die Untiefe übrigens durch eine Sprengung von neun auf 14 Meter vertieft.


    Nach den heutigen Regularien hätte das Unglück übrigens wohl kaum geschehen zu können, da die ROCKNES in der 2004er-Konfiguration gar nicht gerecht werden würde.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!