Derzeit richten sich die Augen der Skiwelt einmal mehr auf Holmenkollen in den Ausläufern Nordmarkas oberhalb von Oslo, wo Holmenkollrennene stattfinden. Und wieder einmal spielt der Märznebel eine Hauptrolle in dem Areal um Holmenkollbakken und dessen kleinere Schwester Midstubakken. Aber warum findet der vornehmste der nordischen Skiwettkämpfe in einem doch offenbar ungünstigen Monat statt? Der Grund ist der Tod eines Königs.
Holmenkollrennene waren 1892 etabliert worden, und sie spielten im Nationalbewusstsein der Norweger in den letzten Jahren der unpopulären Union mit Schweden eine wichtige Rolle. Nach der Auflösung dieser Union und der Begründung der eigenen norwegischen Monarchie durch die Wahl Haakon VII. war die Teilnahme des Monarchen und seiner Gemahlin Königin Maud ein absolutes Muss. Doch dann starb am 29. Januar 1906 der gemeinsame Großvater des Herrscherpaares, König Christian IX. von Dänemark und in Oslo wurde Hoftrauer ausgerufen - ein Besuch von Skiwettkämpfen war zunächst einmal außer Frage. Da einen Monat nach dem Tod Christians Erleichterungen in der Hoftrauer eintraten, verschoben die Veranstalter dieses kurzerhand in den Nebelmonat März, denn im ersten Winter der vollen Souveränität waren Holmenkollrennene ohne Teilnahme des Königs und seiner Familie einfach undenkbar für die Norweger.
Und bei dieser Terminierung ist es bis heute geblieben - ebenso wie die Nähe des Königshauses zum Skirenn- und sprungsport fortlebt. Der 1906 zweieinhalbjährige Kronprinz Olav nahm 1922 und 1923 als Aktiver an den Skisprungwettkämpfen teil und fungierte später, auch noch als König, als Kampfrichter beim Skisprung, eine Aufgabe, die sein Sohn Harald später auch wahrgenommen hat.
Übrigens: Ausgefallen sind Holmenkollrennene nur 1898, während der deutschen Besatzung in den Jahren 1941-1945 und dann 2009, als die Anlage wegen der Aus- und Umbauarbeiten für die nordische Ski-WM 2011 unbenutzbar war und die Wettkämpfe nach Vikersund und Granåsen ausweichen mussten.