Fortsetzung von Samstag, 2. Juni
Der Wind hat die Wolken weggeweht, wir können also hier bei klarem Wetter den ersten endlosen Sonnen Nicht Untergang dieser Reise verfolgen.
Es ist so schön, dass man gar nicht weiß wo man hinschauen soll, am liebsten in alle Richtungen zur selben Zeit.
Das ist schon eine Runde Hochprozentiges wert, großzügig von Heiko spendiert. Und so stoßen wir denn klangvoll auf die Midnatsol an, die denn auch die brav ein gutes Stück über dem Horizont bleibt, und sich erst nach 1 Uhr langsam wieder anschickt zu steigen. Als wir gegen Zwei Uhr schlafen gehen, ist es bereits wieder taghell.
Sonntag, 3. Juni
Heute ist Ausschlafen angesagt. Eigentlich schade, denn so verpassen wir den Blick auf den letzten Küstenabschnitt. Hammerfest hätte ich gerne bei schönem Wetter gesehen, aber da hätte ich recht früh aufstehen müssen, und womöglich gar nicht viel gesehen, da dieser Hafen diesmal nicht auf unserem Fahrplan steht.
Inzwischen haben wir die Porsanger Halbinsel hinter uns gelassen und steuern auf Honningsvåg zu, wo wir um 8 Uhr anlegen.
Wir hatten vor zwei Jahren Frühstück am Nordkap, deshalb unternehmen wir statt des Ausflugs einen kleinen Spaziergang bis zur östlichen Landzunge.
Etwas Bewegung tut uns gut und beschert uns außerdem die Sichtung einer Herde von Rentieren und ein paar nette Eindrücke des friedlich in der milden Sonne dösenden Ortes. Obwohl ich kein Fussballfan bin, beeindruckt mich der stattliche Fussballplatz mit dem sattgrünen Rasen. Niedlich sind auch die Miniaturweiden, knapp 20 cm hoch, sie tragen gerade die ersten Weidenkätzchen.
[an dieser Stelle steht in meinem Bordtagebuch wie das mit den Rentiergeweihen ist und warum Rudi Rednose in Wirklichkeit ...
Aber das wisst ihr erfahrenen Nordlandkenner ja alle schon längst]
Den Aussichtspunkt mit der Büste von Knut Eric Jensen haben wir auf der letzten Reise besucht, deshalb ersparen wir uns den steilen Weg dort hinauf. Während Mamie sich wieder aufs Schiff begibt, erkundige ich noch den kleinen Bootshafen.
Laut Fahrplan sollte die Nordstjernen Honningsvåg um 4 Uhr verlassen, es geht aber noch nicht gleich weiter, denn erst muss getankt werden. Schließlich liegen ja anderthalb Tage auf offener See vor uns. Kong Harald ist inzwischen auch angekommen, verlässt jedoch den Hafen vor uns. Hier trennen sich nun unsere Wege endgültig, während das Hurtigrutenschiff Kurs auf Kjøllefjord nimmt, fahren wir der Küste von Magerøya entlang dem Nordkap zu. Über die Höhen kommt Nebel gekrochen und sorgt für dramatische Stimmungsbilder.
Es ist jetzt auch etwas Wind aufgekommen, seeuntüchtige Passagiere befürchten bereits eine unruhige Überfahrt und greifen besorgt zur Pille.
Das Helnes Fyr ist für uns der letzte Gruß der Zivilisation, denn vom Nordkap sehen wir nur den felsigen Fuß, oben sitzt die übliche Wolkenkappe und verhüllt undurchdringlich jeden Blick auf das Nordkap Center. In der Tat hatten die Besucher des Nordkap Ausfluges heute ungefähr die gleiche Aussicht wie wir vor zwei Jahren: Grauer Nebel, bleifarbenes Meer. Das hätte sich also kaum gelohnt.
Vom Schiff aus haben wir jedoch gute Sicht auf das viel flachere Kniviskjelodden, das mit seinen 71°11’09 eigentlich der nördlichste Landvorsprung ist.
Hier drehen wir ab und fahren mit Kurs Nord und 7 Grad West auf die Barentssee hinaus.
Schon bald verschwindet die von Nebel verhängte Küste Magerøyas am Horizont.
Der Wind ist wieder abgeflaut die See bleigrau und ruhig.
In einer kleinen Info Veranstaltung erzählt uns Guide Heiko, was uns in Spitzbergen alles erwartet.
Meine Augen schmerzen etwas, ich bin es nicht gewohnt den ganzen Tag die starke Brille auf zu haben.
Für die nächsten Stunden gibt es außer Wasser sowieso nicht viel zu sehen. Wir gehen zu Bett.