Über die Threads ‚Heilmittel Hurtigruten’ und ‚Heilmittel gefunden’ habt Ihr den Auslöser und die ersten Auswirkungen der Reise bereits mitbekommen.
Um der hier herrschenden Sucht wieder etwas Beruhigungsfutter zu geben, erstelle ich jetzt noch, wie versprochen, einen Reisebericht mit Fotos. Die letzten Wochen habe ich noch fünfe gerade sein lassen, allerdings immer wieder einige Fotos angeschaut und diesen Bericht angefangen. Aber die Ruhe, das Finden des eigenen Rhythmusses
war wichtig. Tja, und jetzt kann es losgehen.Danke für Eure Geduld. Aber auch für die 'Begleitung' beim Live-Reisebericht und des vielen Zuspruches bei der Ankündigung des Heilmittels.
Die Reise begann am Tag 0, sprich einen Tag vor Auslaufen der Nordlys am 25.10.2012.
Die Anreise war ganz entspannt morgens gegen 08h30 Richtung Hannover Flughafen. Meine Hund- und Haushüterin, die bei mir zu Hause mit aufgewachsen ist und derzeit häufig als verstärktes Rückgrat für mich zur Verfügung steht, nenne ich im Bericht mal kurzerhand: mKM . Sie fuhr mich nach Hannover und genoss es meinen Touran
fahren zu können, wie ich, gefahren zu werden.
Per online hatte ich eingecheckt, so dass nur noch der Koffer mit seinen 17kg aufzugeben war. Gut, die Flughafenwaage sagte 17,3 kg, und auf dem Aufkleber wurde völlig entgegen aller mathematischen Regeln aufgerundet auf 18 kg, aber das war ja wurscht. Von den zulässigen 23 kg war ich ja meilenweit entfernt.
Nach einer leckeren echten Schokolade beim Möwenpick-Café fuhr mKM nach Hause und ich ging durch den Sicherheits-Check. Es war das erste Mal, dass mir komisch zumute war. Nicht weil ich allein unterwegs war. Das habe ich ja die letzten Jahre oft gemacht. Nein, irgendwie war es ein nicht zu umschreibendes Gefühl, weil ich einfach Zeit für mich haben sollte. Für niemanden die Verantwortung. Meine 22-jährige KM übernahm zu Hause alles bzw löste sich mit meinem Bruder ab. Ich brauchte nur an mich denken. Und ahnte wohl, dass auch Einiges an ‚Verarbeitungsarbeit’ auf mich zu kommen würde.
Ruckzuck war ich durch die Kontrolle, trotz ausplünnen des fein umgesetzten Zwiebelsystems. Ich habe mir die Frage verkniffen, ob sie es bei der Kontrolle wirklich für eine gute Idee hielten, dass ich die Stielel auch ausziehen sollte. Noch hatte ich sie ja nicht so lange an.
Der Flug HAJ – AMS verging rasch. Während des Fluges fragte ich mich zwischendurch mal, wie ich eigentlich auf der Reise ‚entschleunigen’ soll. Wir sausten ja mit lockeren 779 km/h dahin.
Und bei der Wartezeit in Amsterdam fing der Kopf an zu arbeiten. Ich nehme schon mal vorweg: es hat mich nur gelegentlich gefühlsmäßig völlig umgehauen. Allerdings ‚wirbelte’ es dann auch gewaltig im Kopf.
Es kamen viele Erinnerungen hoch an die Märzreise. Der Abstand war ja doch relativ kurz. Damals war ich noch erfüllt von der Freude über meine Geburtstagsfeier und der Vorfreude auf den Urlaub mit mFaF. Sicherlich war es wunderbar, die Verantwortung für Mutti eine kurze Zeit nicht aben. Aber ich wusste ja, es war eine Auszeit.
Dieses Mal wurde mir klar, es war jetzt definitiv eine neue Zeit. Zu Hause war alles anders. Ich würde bei der Rückkehr das erste Mal in der Entspannungsphase des Urlaubs bleiben können, so lange wie ich wollte. Zumindest bis zum Ende des Urlaubs, was immerhin 5 Tage nach Rückkehr sein würde.Und wie Ihr merkt, habe ich die Zeit schön ausgedehnt.
Die Zeit in Amsterdam verging recht schnell, der Flug nach Bergen war zwar auch wunderbar. In der Einflugschneise ab Stavanger wechselte ich zwischenzeitlich auf einen
Fensterplatz. Denn die Sicht verbesserte sich so schön, zumindest kurzfristig, dass ich die ersten Urlaubsfotos schoss.
In Bergen wurde ich von sanften Sonnenuntergangslicht begrüßt. Mit dem Flybussen bin ich bis zum Torget gefahren und von dort zum Augustin-Hotel gegangen. Mehr
gebummelt. Als der Bus längst außer Sicht war, stand ich immer noch an der Bushaltestelle vor der ehemaligen Touristinformation. Einfach tief Luft holen – ich war in Bergen. Es fühlte sich an wie Heimkehr und zeitgleich Ankunft in einem neuen Leben. Vielleicht klingt es übertrieben. Aber so empfand ich es. Es tat gut, dort einfach zu stehen, völlig entspannt.
Dann bin ich langsam an der neuen Touristinformation/Fischmarkt vorbeigebummelt. Fotos vom Flöyen, Brygge, den Wasserspiegelungen gemacht, einfach alles in mich aufgesogen. Bei Ankunft im Hotel war ich völlig entspannt. Allerdings auch zu spät für die täglich nachmittags frisch selbst zu backenden Waffeln.
Das Wetter zog sich zu. Aus ein paar Wolken wurde unterhaltsames Schneetreiben. Da musste ich unbedingt noch mal raus und habe Bilder erst vom Balkon, dem Treppenhaus und dann von Brygge und dem Flöyen bei Nacht gemacht. Und den Schneefall bekam ich gratis dazu. Auf dem Weg zurück ins Hotel fiel mir auf, dass ich einfach vor mich hinlächelte. Glück? Hoffnung auf etwas Schönes?
Keine Ahnung, habe es einfach wirken lassen.
Habe ich schon erwähnt, dass ich ein fantastisches Zimmer bekommen habe? Gebucht habe ich ein Einzelzimmer. Bekommen habe ich eine feine Suite.
Es gab Mini-Eingangsflur, Wohnraum mit Schreibtisch-Ecke. Aus dem Raum ging es einmal ins Bad und einmal ins Schlafzimmer. Bequem und feine Aussicht. Blick auf den Ulriken, auf eine inzwischen verschneite Straße von einem Mini-Balkon. Die Zimmernummer merke ich mir, falls ich mal auf die Idee kommen sollte, dort im Hotel längere Zeit verweilen
zu wollen. Der Blick aus der Balkontür war auch traumhaft - es ging mir einfach gut.
Für die Einstimmung heute sollte dieser Tag reichen, demnächst gibt es weitere Teile des Zaubers.
Lynghei