Na, da wollte ich ‘mal einen Thread eröffnen und schon wieder war Capricorn schneller …
Also, ich kann vermelden, ich war da! Zusammen mit einer lieben Kollegin, in der Stadthalle Wetzlar, gestern abend.
Angekündigt als Multimedia-Vortrag über Hurtigruten, mit meinem Lieblingsschiff MS Nordstjernen auf dem Plakat, da konnte ich wirklich nicht widerstehen, als meine Kollegin B. mich fragte, ob wir zusammen hingehen wollen. Sie hat dann netterweise ( ) die Karten online bestellt und ausgedruckt mitgebracht.
Die Stadthalle in Wetzlar war schon gut gefüllt, als wir aus gegebenem Anlass relativ spät (Damen-Dreikampf, also Shoppen, Essen, Kaffeetrinken, mussten wir natürlich zuerst erledigen ), so gegen 19.40 Uhr dort ankamen. Trotzdem saßen wir ziemlich weit vorn, in die ersten drei Reihen hatten sich nur wenige Besucher getraut. Die Karten hatten wir ja schon, im Parkhaus war auch noch ein Plätzchen frei, einem interessanten Abend stand nun nichts mehr im Wege. Zur Sicherheit hatte ich auch meine knallrote Hurtigforum Kapuzenjacke mit allen Pins und Buttons dekoriert, angezogen.
Das Durchschnittsalter der zahlreichen Besucher war im besten Hurtigrutenalter, also so Mitte 40++. Eine kurze Umfrage des Vortragenden ergab auch, dass gut die Hälfte schon einmal Hurtigruten gefahren war.
Der Vortrag begann, pünktlich um 20 Uhr, aber zunächst leicht verwirrend, mit zahlreichen sehenswerten Bildern und Infos über – Oslo! Nun gut, auch eine wunderschöne norwegische Stadt und viele Touristen beginnen ihre Norwegenreise wohl tatsächlich dort. Rathaus, Festung Akershus, Karl Johans Gate, Freiauret, Königsschloss nebst Kurzfilm über die Wachablösung, Oper, Wikingerschiff-Museum und Vigeland-Anlage – die Haupt-Sehenswürdigkeiten wurden vorgestellt, die entsetzlichen Anschläge 2011 auch erwähnt und bebildert.
Nach ebenfalls ausführlicher Beschreibung der alternativen Anreise nach Norwegen via Fährverbindung über Dänemark, gelangten wir gedanklich dann nach Bergen. Kurzer virtueller Stadtrundgang, verschiedene Blickwinkel auf die in der Tat sehenswerten blumengeschmückten Holzhäuser, Fahrt mit der Fløibanen, Hanseviertel Bryggen, dann ging es – endlich – zum Hurtigruteterminalen und zum Schiff.
Der Vortragende Michael Fleck hat sich aber schnell als Distanzreisender geoutet, der in Norwegen über 1500 km mit dem Fahrrad zurückgelegt hat und nur abschnittsweise einige Strecken mit Hurtigruten, das Fahrrad immer dabei. Für Jim Knopf wäre er ein echter „Bruder im Geiste“!
Bei überwiegend schon fast unverschämt gutem Sommerwetter hatte der Autor so Gelegenheit, an einigen Orten länger zu verweilen, als das bei einer klassischen Hurtigrutenfahrt möglich ist und auch etliche Anhöhen zu beradeln, die im Rahmen der angebotenen Hurtigruten-Ausflüge aus Zeitgründen ausgelassen werden müssen. Da gab es einige neue Eindrücke von der atemberaubenden norwegischen Landschaft, die ich so auch noch nicht gesehen hatte.
Besonders ausführlich wurden einige der berühmtesten Sehenswürdigkeiten entlang der Route gezeigt: Geirangerfjord, Ålesund, Trondheim, Trollfjord, Lofoten mit Svolvær, Torghatten, Tromsø inkl. Eismeerkathedrale, Nordkapp, Magerøya mit zahlreichen Rentieren und schließlich Kirkenes und die russische Grenze. Dazwischen im Bild und in kurzen Filmsequenzen verschiedene Seevögel (ja, natürlich auch Papageitaucher und Seeadler), noch mehr Rentiere neben und auf der Straße, Vega-Archipel, Eiderentenmuseum, einige Szenen aus dem Leben der Samen mit, na klar, Rentieren, und eine Polarkreistaufe. Leider keine Erwähnung fanden Orte wie Hammerfest und Vardø, da war der Autor wieder mit dem Rad abseits der Hurtigrute unterwegs. Mitternachtssonne satt hat er offensichtlich beim Zelten nördlich des Polarkreises genossen.
Hurtigrutenschiffe waren im Vortrag fast alle zu sehen (ich meine aber die MS Midnatsol und die MS Nordkapp vermisst zu haben), allerdings nur relativ wenig Eindrücke von innen, mehr von außen, im Vorbeifahren und bei Winkekonkuransen. Bemerkenswert der Einblick in den Maschinenraum der MS Lofoten und auf die Brücke, dazu die Rezeption der MS Trollfjord und einige Speisesäle und Sonnendecks.
Fast schon ein klein wenig schade war, dass die meisten Bilder und Filme bei Bilderbuchwetter im Sommer aufgenommen wurden. Phantastische Mitternachtssonne, strahlend blauer Himmel, Schönwetterwölkchen, Ententeich bis maximal leicht bewegte See, wenig Regen oder Nebel, Schnee nur ganz oben auf den Bergen – und eben absolut kein Nordlicht. Meine Kollegin war, glaube ich, wegen des fehlenden Nordlichts auch minimal enttäuscht. Capricorn und ich hatten im März ja Nordlicht „live“ an Bord der MS Nordstjernen. So ein ganz klein wenig Rock’n’Roll im Schneegestöber und eben ein leichtes „grünes Leuchten“ dann und wann, hätten dem Vortrag sicher noch gut getan. Der Autor sollte einfach noch einmal im Winter Hurtigruten fahren!
Fazit: Sehr professioneller Vortrag, beeindruckende Bilder und Kurzfilme auf der Leinwand im Kinoformat, sicher keine weltbewegenden Neuigkeiten für Hurtigruten-Profis, aber ein netter unterhaltsamer Abend unter Gleichgesinnten mit einigen Zusatzinformationen über Norwegen abseits der Hurtigrute, das Eintrittsgeld allemal wert. Prädikat: empfehlenswert.