Norwegische Brückengeschichte(n)

  • Das wird also die (bis jetzt) längste Hängebrücke Norwegens - die neue Hardanger-Brücke. 200m-hohe Brückenpfeiler und eine Hauptspannweite von 1.310 m. Die Straße läuft beidseitig in einen Tunnel. Fertigstellung soll 2013 sein. Die Fähre Bruravik-Brimnes wird dadurch überflüssig.
    Natürlich hat sie auch Gegner, z.B. wegen der "Verschandelung" der Landschaft. Interessant ist aber dabei, dass in dem Gebiet über eine Strecke von 92 Km sogenannte "Monstermasten" für Stromleitungen geplant waren. Das wurde durch massive Proteste gekippt. Die Gegner der Strommasten jubeln jetzt über die neue Brücke 8| . Allerdings hätte das Projekt Strommasten für Anwohner in dem Gebiet auch keinerlei Vorteile gebracht - die Brücke schon :rolleyes:
    Hier noch eine Bilderserie über den Bau.

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  • Moin,


    naja,Bruravik -Brimnes sind wir schon oft gefahren,war immer ne willkommene Pause auf der Rundreise und eine sehr schöne Kurzüberfahrt.Die Brückenbenutzung wird sicherlich auch nicht billiger als die Fähre.


    Gruß Seebär

  • ... man kann schon verstehen, dass die neue Brücke für die Einheimischen und für alle, die oft über die Hardangervidda Richtung Bergen fahren müssen, eine Erleichterung und Verbesserung sein wird, vor allem auch in der Jahreszeit (und die ist ziemlich lang), in der wir Gäste meistens eher nicht dort unterwegs sind. Aber: Eine Fähre ist immer auch ein Arbeitgeber, sie ist im Gegensatz zu Brücken ein lebendiges Ding und sie ist immer auch ein Ort sozialen Miteinanders. Wir werden also vielleicht die neue Brücke bestaunen ob ihrer Abmaße, ihrer Gestalt und ihrer technischen Kühnheit, die schöne Fährstelle Bruravik -Brimnes aber traurig missen. :S

  • das hast du sicher Recht - eine Fähre hat ein anderes Flair wie eine Brücke. Wobei es sicher ein Unterschied ist ob man im Urlaub ist oder so ein Ding 2x täglich zur Arbeit nutzen muss.


    Aber betr. Arbeitsplätze - eine Brücke dieser Länge hat in der Regel auch Leute die da Arbeiten und für Unterhalt sorgen, das sind vielleicht sogar mehr wie auf der Fähre. Wir Aussenstehenden sehen ja oft nur Belagsarbeiten, da wird aber auch hinter den Kulissen das eine oder andere gemacht.

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • ein Ort sozialen Miteinanders

    Genau, so in etwa :mosking:
    Nein, Spaß beiseite, Du hast schon Recht. Ich bin auch schon mehrmals mit dieser Fähre gefahren. Überhaupt macht das während einer Urlaubsreise Spaß. Aber für die Einheimischen ist es während der Stoß- und besonders der Ferienzeiten auch lästig. Für heute wird auch wieder gewarnt. Dazu gehen die Fähren auch noch kaputt oder fallen aus, weil sie hin und wieder auf Grund laufen oder die Anleger demolieren ( wie in letzter Zeit häufiger geschehen :D ). Eine Brücke ist da schon zuverlässiger - glaube ich ;) Nur diese Luftaufnahme - quer über den Eidfjord - ich weiß nicht :huh:

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  • Mitte 2013 soll die neue Hardangerbrücke von Vallavik in der Kommune Ulvik und Bu in der Kommune Ullensvang fertiggestellt sein. Baubeginn war 2009. Die Brücke mit einer Spannweite von 1.310 Metern wird dann mehr als 2,3 Milliarden Kronen (etwa 302.422.000 EUR) gekostet haben. Finanziert wird der Bau durch 2/3 Brückenmauteinnahmen und 1/3 vom Staat und den Kommunen. Die Brückenmaut wird für einen Pkw 150 NOK (EUR 19,72) für die einfache Fahrt kosten, für Lkw 500 NOK (EUR 65,74). Die Brücke ersetzt dann die Fähre Bruravik-Brimsnes und führt nach Norden direkt in den Vallaviktunnel hinein, so dass die Fahrtdauer auf der Strecke zwischen Bergen and der Süd- und Südostküste deutlich verkürzt wird.
    Hier ist der Link dazu: http://nrk.no/nyheter/distrikt/hordaland/1.8058943

  • Heute wird die Regierung das Geld für die neue Hålogaland-Brücke bei Narvik "auf den Tisch legen. :good3:
    2,4 Milliarden NOK wird sie kosten, 1,6 Milliarden kommen von der Regierung und ca. 840 Millionen NOK aus der Maut. Die Brücke wird 1.553 m lang und Norwegens drittgrößte sein. Baubeginn ist im Oktober und 2016 soll sie eröffnet werden. :)
    Sie überquert dann den Rombåksfjord und verkürzt die E 6 um 18 Km, wichtig vor allem auch für den Güterverkehr.

  • Im letzten Jahr hat die einst wichtigste Straßenbrücke Norwegens ihren 65. Geburtstag gefeiert: Die alte Svinesundbrücke, die heute in ein geruhsames Dasein fristet und in Sichtweite ihrer modernen Nachfolgerin den Fv. 118 - einst die E6 und davor der Rv. 1 - über den Svinesund führt, der Norwegen von Schweden trennt. In die Schlagzeilen gerät die Brücke aber von Zeit zu Zeit immer noch, besonders dann, wenn "findige" Alkoholschmuggler meinen, auf ihr den norwegischen Zoll umgehen zu wollen. Dabei ist die Brücke ein Stück Verkehrsgeschichte und voller Überraschungen.


    Dereinst war der Svinesund wirklich ein trennendes Gewässer, das nur per Fähre gekreuzt werden konnte, dabei gab es erste Pläne für eine Eisenbahnbrücke bereits um 1800, also gut 35 Jahre bevor das Dampfross seinen ersten Auftritt in Deutschland hatte. Doch Eigeninteressen, militästrategische Erwägungen und Ideologie verhinderten einen Brückenbau für fast anderthalb Jahrhunderte. Obschon die Brücke sehr in norwegischem Interesse lag, eröffnete sie doch die direkte Straßenverbindung nach Süden, waren es die Schweden, die in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg zur treibenden Kraft des Brückenbaus wurden. Dabei erwies sich Norwegen als erstaunlich widerborstig und vereitelte den schwedischen Plan einer kombinierten Straßen- und Eisenbahnbrücke zugunsten einer einfachen Straßenbrücke und schaffte es zudem, den eigenen Kostenanteil an der letztendlich gebauten Steinbrücke auf weniger als die Hälfte der kostengünstigsten Alternativkonstruktion zu drücken. Alles in Allem zahlte Schweden gut dreieinhalb Millionen Schwedenkronen, während Norwegens Anteil nur 326.900,- norwegische Kronen betrug. Folglich floss auch der Löwenanteil der Baukosten nach Schweden, denn vornehmlich schwedische Unternehmen und Arbeiter waren am Brückenbau beschäftigt.


    Die Bauzeit stand aber unter keinem guten Stern, denn der deutsche Überfall auf Norwegen vom 9. April 1940 stoppte zunächst die für Ende 1941 avisierte Ferstigstellung. Dennoch gingen die Arbeiten letztendlich weiter und 1942 war daws Bauwerk praktisch fertig. Was dann geschah, ist bis heute ungeklärt. Offiziell schlug ein Blitz in die Brücke ein und verursachte großen Schaden, jedoch scheint es glaubhafte Indizien dafür zu geben, dass Schweden die quasi fertige Brücke in einer Nacht- und Nebenaktion sprengen ließ, da das deutsch-schwedische Verhältnis zu der Zeit sehr angespannt war und die Schweden die Nutzung der Straßenbrücke als Rollbahn für Invasionstruppen druchaus fürchteten.


    Die notwendigen Reparaturarbeiten wurden erst nach Kriegsende in Angriff genommen, und am 15. Juni 1946 eröffneten König Haakon VII. und Schwedens Kronprinz Gustaf Adolf die Brücke. Und zunächst waren es vor allem die Schweden, die das Bauwerk nutzten, und sie taten etwas, das heute nahezu unvorstellbar ist: Sie fuhren zum Einkaufen nach Norwegen! Der Grund: Während in Schweden sehr hohe Zölle auf Importzucker lagen, war Zucker in Norwegen zu Weltmarktpreisen zu bekommen und somit deutlich billiger. Weitere für Schweden attraktive Produkte waren v.a. Margarine und Butter. Der Grenzhandel spielte also in der Geschichte der Svinesundverbindung von Anfang an eine tragende Rolle. Inzwischen haben sich die Handelsströme bekannterweise umgedreht und es sind die Norweger, die Jahr für Jahr Milliardenbeträge südlich der Brücke ausgeben, um die hohen Preise im eigenen Land zu umgehen.


    Doch wer zwischen Schweden und Norwegen reiste, der hatte zunächst eine ganz andere Herausforderung zu meistern: Den Wechsel vom schwedischen Linksverkehr zum norwegischen Rechtsverkehr, der zunächst ganz informell irgendwie mitten auf der Brücke vorgenommen wurde - ein Umstand, der von Anfang an als große Verkehrsgefahr wahrgenommen wurde - der norwegische Riksvei 1 sowie der schwedische Riksväg 2 (die Vorläufer der heutigen E6) waren der Unfallschwerpunkt ihrer Zeit. Zunächst wurden eine Reihe kreativer Lösungen vorgeschlagen: So empfahl ein Leserbriefschreiben in der Zeitung Halden Arbeiderblad allen Ernstes, man solle es mit einem weißen Handschuh versuchen. In Norwegen ziehe man diesen rechts an, bei der Einreise nach Schweden wechsle man ihn nach Links und man wisse immer, auf welcher Straßenseite man fahren müsse. Ob nun wegen Handschuh- und Fahrspurwechsels auf der Brücke Autos von dieser in den Svinesund absegelten, ist aber nicht überliefert.


    Erst 1967 löste sich dieses besondere Verkehrsproblem: Zwar hatten sich die Schweden in einer Volksabstimmung mehrheitlich für die Beibehaltung des Linksverkehrs ausgesprochen, doch setzte sich der schwedische Reichstag über dieses Votum hinweg und führte zum 3. September 1967 als letztes Land Festlandseuropas den Rechtsverkehr ein.


    Die alte Svinesundbrücke gilt heute als verkehrshistorisches Symbol und ist konsequenterweise von riksantikvaren als Symbol für die norwegisch-schwedische Verkehrsberbindung unter Schutz gestellt worden - als Denkmal in Gebrauch.

  • Am Hardangerfjord ist man natürlich fleißig mit den Vorarbeiten beschäftigt, während in Shanghai die Elemente der neuen, riesigen Brücke fertiggestellt wurden :search: Gestern fand in der Werft eine große Feier zum Abschluss der Arbeiten statt. Die Brückenteile warten jetzt auf den Abtransport. Zurzeit ist das Wetter allerdings zu schlecht. Die Fahrt nach Norwegen soll fast 2 Monate dauern, man hofft also auf die Ankunft Ende September. :)

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