Geschichten aus der Vergangenheit

  • Bei solchen Sätzen fühle ich mich immer so fehl am Platz.


    Ich mich auch. Vor zwei Jahren habe ich ähnliches mal im Svartisdal erlebt, wo NOK 40,-- für die Nacht auf dem Parkplatz fällig werden, falls der Sjef überhaupt zum Einsammeln rumkommt. Da hat doch jemand furchtbar gemeckert, dass er vor 30 Jahren für dieselbe Leistung nur NOK 10,-- bezahlt habe. Er hat auch noch eine ganze Reihe anderer Sachen vom Stapel gelassen - man konnte nur hoffen, dass nicht allzuviele Leute Deutsch verstanden haben, und Einzelheiten will ich hier auch nicht verbreiten, um mich nicht wieder aufzuregen. Innerlich war ich voll auf :ireful: - aber Gott sei Dank habe ich mich an Mamas und Papas Erziehung erinnert... ;) Der Satz: "Warum sind Sie dann nicht in Deutschland geblieben? Da kostet doch alles noch immer genausoviel, wie 1981...", war viel effektiver!


    Man, was habe ich mich da geschämt...

  • Ein Mann geht mit seinem Hund spazieren und findet einen alten Stiefel in der Nähe des Fjordufers. So weit, so gut. :whistling:
    Dann allerdings wurde er stutzig, weil in dem Stiefel noch ein Beinknochen steckte... 8| Der Fundort lag nämlich nahe der Untergangsstelle der Tirpitz auf Håkøya in der Nähe von Tromsø. Immer wieder werden dort Fundstücke angeschwemmt, bisher auch diverse Stiefel.....fast 68 Jahre nach dem Untergang. ?(
    Der Mann benachrichtigte die Polizei und war froh, dass nicht Kinder den Stiefel plus Bein gefunden haben. Museen wollen den Stiefel nicht haben, es gäbe genug davon und sei nichts Besonderes. Der Knochen allerdings wird nach Narvik überführt. Dort gibt es einen deutschen Soldatenfriedhof, auf dem auch "nicht identifizierte" Überreste beerdigt werden. :huh:

  • Das ist ja wirklich makaber :huh: Durch das Bombardement der Briten sind damals 1200 deutsche Soldaten getötet worden :( umso erstaunlicher,dass nach fast 70 Jahren immer noch Leichenteile entdeckt werden.Die Überführung dieser auf den Soldatenfriedhof bei Narvik empfinde ich als eine Geste der Norweger,welche uneingeschränkte Hochachtung verdient!So findet nun auch dieser Gefallene endlich seine letzte Ruhe.

  • weil in dem Stiefel noch ein Beinknochen steckte

    Nachtrag zur Geschichte mit dem Knochen # 280 :
    Eine Frau aus Tromsø hat sich gemeldet wegen des Zeitungsartikels. Sie ist sich ziemlich sicher, dass es sich bei Stiefel und Bein um ein Spielzeug handele, was sie bei Piratenspielen mit ihren Kindern benutzt hätte. Den Knochen hätten sie in den Stiefel gesteckt.......Sie möchte aber anonym bleiben :pleasantry_1:
    Inzwischen stellte man außerdem fest, dass es sich bei dem "Bein" auch durchaus um Rentier handeln könnte. :mosking:

  • Wenn es nicht so makaber wäre,müsste man über die Story echt lachen... 8| ,aber so lange nicht klar ist,was wirklich im Stiefel steckte,halte ich mich da zurück. :whistling: Vermutlich werden wir es eh nicht erfahren.... ?(

  • Wer Verwechslungkomödien à la Charlys Tante, Victor & Victoria, Mrs. Doubtfire und ähnliche mag, der ist hier gut aufgehoben. :thumbup:


    Einen ganz besonderen Tromsö-Aufenthalt verbrachte kürzlich das Ehepaar David & Debra Wilson aus Penarth in Wales, inklusive Empfang beim Bürgermeister und dem Vorsitzenden des Stadtrates sowie einer Schlagzeile auf der ersten Seite der Lokalpresse. Weshalb das? Nein, sie waren nicht das einmillionste britische Ehepaar, dass innerhalb eines bestimmten Zeitraums Tromsö besuchte, vielmehr wurde der 47-jährige David, der im Berufsleben Verkäufer ist, als Veteran der Versenkung des deutschen Schlachtschiffs Tirpitz in der Polarstadt willkommen geheißen... :mosking:


    Der Anlass der Reise war der Wunsch der Wilsons, im Tromsø Forsvarsmuseum mehr über Davids Großonkel Paddy Gingles herauszufinden, der als Offizier der Royal Air Force zur als Dam Busters bekannt gewordenen 617 Squadron Royal Air Force gehörte und am 12. November 1944 tatsächlich an der Versenkung der Tirpitz mitgewirkt hatte. Deborah kümmerte sich in einem auf Nordlandreisen spezialisierten Reisebüro im heimatlichen Wales um die Buchung, und David rief im Kriegsmuseum an, um eine Führung zu vereinbaren.


    Und dabei kam es zu - gelinde gesagt - weitreichenden Kommunikationsproblemen. David erzählte, dass sein Interesse durch díe verwandschaftliche Beziehung zu Kriegsheld Paddy herrühre, im Museum wurde aber verstanden, er wolle mit besagtem Kriegsheld im Schlepptau Tromsö auf einer Art sentimental journey besuchen. Und so setzte sich das Räderwerk der Vorbereitungen in Gang...


    Als die Wilsons gemeinsam mit einem rüstigen Touristenführer im zarten Alter von 90 Jahren zur telefonisch vereinbarten Führung beim Forsvarsmuseum auftachten, staunten sie nicht schlecht, dass neben Medienvertreter auch die höchsten Repräsentanten der Stadt Tromsö, Bürgermeister Jens Johan Hjort und Stadtratsvorsitzender Øyvind Hilmarsen, gemeinsam mit norwegischen Kriegsveteranen auf sie warteten, um den zurückkehrenden britischen Kriegshelden willkommen zu heißen.


    Zunächst traf den 90-jährigen Touristenführer das "Schicksal" für Paddy gehalten zu werden, was aber schnell ausgeräumt werden konnte. Eigentlich müsste die Geschichte nun ja zu Ende sein, sie wurde aber nun erst recht bizarr, denn nun wurde David für seinen Großonkel gehalten und erhielt, allen Protesten zum Trotz, das Paddy zugedachte Heldenwillkommen und wurden zum Tee ins Rathaus gebeten...


    Es muss eine wahrlich komische, ins hochnotpeinliche gehende Situation gewesen sein: Das walisische Ehepaar, das zunächst gar nicht wusste, wie ihm geschah und weshalb zwei einfache Touristen eine solche VIP-Behandlung erhielten, und der Bürgermeister, der sich nicht erklären konnte, wie ein Kriegsveteran so jugendlich hatte bleiben können.


    Nachdem sich die Reihe von Missverständnissen aufgeklärt hatte, nahmen beide Seiten die Geschichte mit Humor. Es sei letzlich eine sehr lustige Begebenheit gewesen, die eine gute Anekdote abgebe, sagte David Wilson, und Bürgermeister Hjort sagte, Missverständnisse könnten nun einmal passieren, und dies sei schließlich eines der lustigen Art. Die Wilsons seien jederzeit wieder herzlich in Tromsö willkommen und würden in ihrer Heimat mit Sicherheit großartige Botschafter der Stadt werden. :thumbup:


    Zum Nachlesen und Bilder betrachten sei die Penarth Times, die Heimatzeitung der Wilsons, ebenso empfohlen, wie NRK.


    Ach ja: Und ich bin gar nicht der Finder dieser Story, die das Leben schrieb, sondern Renate (Hamburgerin), die sie an mich weitergereicht hat. Herzlichen Dank für diesen erfrischenden Feierabendaufheller. :thank_you: :thank_you: :thank_you:

  • Herzlichen Dank

    Ich danke Dir :thank_you: Ich konnte es nur ungefähr übersetzen, aber es war so verworren....da musste ein Fachmann ran :clapping:
    Aber BRITANNICUS macht das schon :blush2: . Zu schön, diese Geschichte - so alt sieht der doch gar nicht aus. Der stand bestimmt mehrmals fassungslos vorm Spiegel :laugh1:

  • In Norwegen wird morgen der deutschen Kapitulation am 8.Mai 1945 gedacht.
    Rechtzeitig wurde jetzt ein Fotoalbum digitalisiert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Das einzigartige Album enthält 375 überwiegend private Bilder einer Reise des damaligen Reichskommissars Josef Terboven im Juli 1942 nach Nordnorwegen und Finnland. Von diesen Fotos waren bisher nur 5 bekannt. Das Album wurde bei Kriegsende von einem britischen Offizier nach England gebracht und gelangte über Umwege zu einem Buchhändler, der es im Frühjahr versteigern ließ. Das norwegische Riksarkiv hat es zusammen mit dem Falstad-Center für 60.000 Nok erworben. Normalerweise kauft das Riksarkiv keine Exponate, machte aber in diesem Fall eine Ausnahme. Die Bilder zeigen auch viel "Fröhliches" einer offenbar "lustigen" Reise. Aber das gehört wohl auch zur ansonsten beklemmenden Geschichte. Josef Terboven nahm sich "rechtzeitig" am 8.Mai 1945 das Leben.

  • Danke, Eva, ich habe hier noch eine gute Ergänzung zu dem beeindruckenden Video :thumbup:
    Es ist, wie ich finde, eine sehr übersichtliche Zusammenfassung der Geschehnisse am Ende der Besatzung ;)

  • Vier Tage nach frigjøringsdagen, also am 12. Mai 1945, kehrte der erste Repräsentant der rechtmäßigen norwegischen Exilregierung nach Oslo zurück, Kronprins Olav, der spätere König Olav V. Er war mit seinem Vater ein Symbol und Sammelpunkt des norwegischen Freiheitswillens geworden und spielte innerhalb der Exilregierung in London eine wichtige Rolle. 1944 wurde er forsvarssjef (Verteidigungschef) und ist bis heute das einzige Mitglied der königlichen Familie, das ein exekutiv-operatives Amt nach eigenem Recht und mit eigener Zuständigkeit innehatte.


    Hier findet sich der norwegische Filmbericht von der Rückkehr Kronprins Olavs.


    Fast einen Monat später kehrten auch König Haakon VII. und die königliche Familie an Bord des britischen Kreuzers HMS Norfolk aus dem Exil zurück in die Heimat. Auch von diesem Ereignis gibt es einen norwegischen Filmbericht in zwei Teilen: Teil 1 -- Teil 2


    Einen Literaturtipp zum norwegischen Widerstand habe ich auch noch: Riste, Olav & Nökleby, Berit: Norway 1940-45: The Resistance Movement, erschienen bei Aschehoug; auf weniger als hundert Seiten gibt es einen Überlick über diese dunklen Jahre auch unserer Geschichte.


    Lasst uns vor diesem Hintergrund das Leitwort bedenken, unter dem Norsk Hjemmefrontmuseet auf Akershus steht:


    aldri mer - nie wieder !

  • Im Vergangenen Jahr ist der norwegische Befreiungstag mit dem Veteranentag zusammengelegt worden, und es hatte heftige Kritik an der Art der Begehung gegeben. Zur Erinnerung: Im Zentrum der Kritik stand Statsminister Jens Stoltenbergs Entscheidung, die Feierlichkeiten auf Akershus, bei der auch erstmals seit dem 2. Weltkrieg wieder die höchste norwegische Tapferkeitsauszeichnung, das Kriegskreuz, an Afghanistan-Veteranen verliehen wurde, ohne Beteiligung König Haralds V. stattfinden zu lassen. Stoltenberg hatte damals im Parlament eingestehen müssen, einen Fehler begangen zu haben, obschon es ja Regierung und Parlament seien, die Einsätze der Streikräfte wie z.B. in Afghanistan und Libyen anordneten.


    In diesem Jahr war der König zwar bei den Feierlichkeiten auf Akershus und beim Gedenkgottesdienst im Dom zu Oslo dabei, allerdings als stiller Gast. Kritik, vor allem von Norges Forsvarsforening, macht sich vor allem an dem Umstand fest, dass bei den Feierlichkeiten nur Politiker das Wort ergriffen, nicht aber die Veteranen selbst. Auch seien die vormittäglichen Veranstaltungen nicht geneigt, eine größere Teilnahme der Öffentlichkeit zu befördern, da der 8. Mai in Norwegen nur ein Gedenk- nicht aber ein Feiertag sei. Gerade dieser Kritikpunkt schein vielerorts geteilt zu werden und die Forderung steht im Raum, den kombinierten Befreiungs- und Veteranentag zu einem Feiertag zu erheben, um seine Bedeutung zu unterstreichen.

  • Verteidigungsminister Espen Barth Eide hat anlässlich des heutigen Befreiungstags vorgeschlagen, Glacisgata auf Akershus nach dem 2006 verstorbenen Kommandanten des militärischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg und späteren norwegischen Verteidigungs- und Justizminister Jens Christian Hauge umzubenennen. Hauge habe im Krieg als Milorg-Chef eine zentrale Rolle gespielt und sich auch nach dem Krieg Verdienste um den Wiederaufbau der norwegischen Streitkräfte und des Landes im Allgemeinen erworben.


    Der Vorschlag ist auf breite Zustimmung gestoßen, muss aber noch die formalen Verfahren für Straßenumbenennungen durchlaufen (z.B. Anhörungen), bevor eine Entscheidung getroffen werden könne. Man hoffe aber, die Umbenennung bis zum 8. Mai 2013 vornehmen zu können.


    Glacisgata, eine Sackgasse auf der Festung Akershus ist der Sitz des Verteidigungsministeriums und derzeit auch des Ministerpräsidenten, dessen Büro ja am 22. Juli zerstört worden ist.

  • Zwei Tage nach dem Befreiungstag ist mit Gunnar Fridtjof Thurmann Sønsteby, auch unter seinen Decknamen "Kjakan" und "Nr. 24" bekannt, einer der letzten noch lebenden Helden des Widerstands und Befreiungskamps der Jahre 1940-45 und der höchstdekorierte norwegische Staatsbürger verstorben.


    Der 1918 in Rjukan geborene Sønsteby schloss sich beim deutschen Überfall auf Norwegen den Truppen an und kam bereits 1940 in Kontakt mit der Widerstandsbewegung. Berühmt wurde er schließlich durch seine führende Rolle, gemeinsam mit Max Manus, in der Oslogjeng und seiner Beteiligung u.a. an dem spektakulären Überfall auf die norwegische Zentralbank, die Vernichtung der Kartei des für den Zwangsarbeitseinsatz für die Besatzer zuständigen Arbeitsdirektorat und der Sprengung der Waffenfabrik Kongsberg beteiligt. Erst kurz vor Kriegsende enttarnte die Gestapo Sønstebys wahre Identität, schaffte es aber nicht, ihn zu fassen.


    "Kjakan" war träger höchster internationaler Auszeichnungen, darunter - als Einziger - dreimal der höchsten norwegischen Tapferkeitsauszeichnung, dem Kriegskreuz, des britischen Distinguished Service Order, dem seinerzeit zweithöchsten Tapferkeitsorden nach dem Victoria Cross, sowie, als erster Nichtamerikaner, der Special Operations Command Medal. Zu seinem 90. Geburtstag im Jahr 2008 richtete König Harald V. einen Empfang auf Akershus aus, nachdem er bereits im Jahr zuvor eine Statue Sønstebys auf dem Solliplass in Oslo enthüllt hatte.


    Bis ins hohe Alter bereiste Sønsteby Norwegen und das Ausland und hielt Vorträge und diskutierte mit jungen Menschen, um ihnen zu helfen, Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg zu ziehen, um sicherzustellen, dass es nie wieder zu einem 9. April kommen könne. So blieb er auch im Bewusstsein der Bevölkerung präsent, immer sein Markenzeichen, den Schlips, tragend, und wurde noch 2007 von den Lesern von Aftenposten zum Osloer des Jahres gewählt.


    König Harald V. wurde in Polen, wo er dezeit einen Staatsbesuch abstattet, über "Kjakans" Tod informiert und äußerte sich traurig und bestürzt und sprach vor allem den Angehörigen sein Beileid aus. Sønsteby habe vielen Menschen, auch der Königsfamile, sehr viel bedeutet.


    Der Nachruf des norwegischen Fernsehens NRK kann hier gesehen werden.

  • Danke für den interessanten Beitag Britannicus.Sønsteby war mir bisher noch nicht bekannt,aber von Max Manus und der Oslogjengen habe ich schon einiges gelesen.Allesamt tapfere und mutige Widerstandskämper,welche den deutschen Besatzern schwer zu schaffen gemacht haben.


    Edit: Sønsteby war ja zusammen mit Manus der Kopf der Oslogjengen...von ihm hätte ich doch schon gehört haben müssen.... :blush2:

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