Geschichten aus der Vergangenheit

  • Eigentlich sind es "Orte auf der Route", aber dahin wollte ich diesen Beitrag lieber nicht stellen. Gerne sehen wird es sowieso niemand - aber ich meine, man sollte das gedanklich nicht ganz ausblenden, wenn man heutzutage dort unterwegs ist. :verysad:

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  • gedanklich nicht ganz ausblenden

    Da stimme ich Dir voll zu. Wer also den Eisbärenclub schon kennt, dem empfehle ich stellvertredend für alle Orte in der Finnmark das "Wiederaufbaumuseum" in Hammerfest und diese norwegische Seite.
    Wenn man dieses Video sieht, kann man auch nachvollziehen, warum die Orte heute in ihrer "Architektur" alle verdächtig gleich aussehen.
    Gruß
    Renate

  • gedanklich nicht ganz ausblenden


    Das sollte nie ausgeblendet werden! Sehr empfehlenswert und bewegend, weil ohne "Schuldzuweisung" sondern nur berichtend, wird die Besetzung in Oslo im Hjemmefrontmuseum im Akershus slot dargestellt! Eigentlich ein Muss für jeden deutschen Besucher.

  • Moin,
    vor 3 Tagen, am 9.April, wurde an vielen Orten des Überfalls der Wehrmacht auf Norwegen gedacht. Die Geschichte ist natürlich noch sehr lebendig. In Svolvær tauchten jetzt fast 80 Propaganda-Plakate der Nazis auf, alle in einem sehr guten Zustand. Diese private Sammlung ist einzigartig und lag 30 Jahre auf einem Dachboden. Der Besitzer hatte sie von einem Freund in Oslo bekommen, dessen Vater während des Krieges in einem Fotoladen arbeitete. Jeweils 1 Kopie der Plakate hat er für sich heimlich abgezweigt.
    Darunter befinden sich Plakate, die bisher gar nicht bekannt waren. Es handelt sich also um einen wirklichen "Schatz", da nach Kriegsende alle Plakate abgerissen und zerstört wurden. Das Kriegsmuseum in Svolvær würde sie natürlich sehr gerne nehmen, hat aber leider keinen Platz für eine Ausstellung.


    Es wird also nicht einfach sein, die Plakate der Öffentlichkeit zu zeigen. Für das Verständnis der Geschichte gerade bei der jungen Generation sind aber auch solche gruseligen Abbildungen sicher sehr wichtig. Man kann also nur hoffen, dass man die Sammlung einer Betrachtung zugänglich macht.

  • Gute Frage ?( Keine Ahnung, mir war das gar nicht aufgefallen, weil ich mich mehr für die "reinrassig markanten" Gesichter mit den "passenden" Plakat-Aufschriften interessiert habe... :whistling:

  • Auf dem ersten Bild links ist der Inhaber des Kriegsmine Museums zu sehen.Ich hatte mich bei meinem letztjährigen Besuch des Museums etwas mit ihm unterhalten,da Verwandtschaft meinerseits während des Kriegs in Narvik stationiert war.Die Plakate sind interessant und bedrückend zugleich.Natürlich alle Figuren gross und blond,exakt so wie es der damaligen Propaganda entsprach.

  • Wenn ich mir das Bild der Brünig-Bahn in dieser Auflistung ansehe, dann hoffe ich doch, dass ansonsten besser recherechiert wird in diesem Museum.

  • etwas mit ihm unterhalten

    :) , er ist sehr nett und unterhält sich immer gerne, wenn er Zeit hat. Ich war jetzt im März fast während unserer ganzen Liegezeit südgehend wieder dort und habe mit ihm über die "Lofoten raid" gesprochen. Sie hatten dazu ein tolles Buch, aber leider nur norwegisch. Für die Thematik muss man aber die Sprache dann doch beherrschen. :huh: Das Museum ist zwar räumlich klein, hat aber unglaublich viel zu zeigen. Man muss immer mal wieder hingehen, um nach und nach "alles" zu entdecken. Leider ist unser Aufenthalt dafür eigentlich viel zu kurz ;(

  • Ja, das stimmt. Ich habe William im Juli 2010 getroffen und anschließend noch über eine Karikatur mit ihm korrespondiert. Mein Eindruck ist auch nicht, dass dort schlampig gearbeitet wird.


    In meinem Tagebuch finden sich folgende Aufzeichnungen über das Museum:


    "Lofoten Krigsminnemuseet ist ein weiteres privat angelegtes und betriebenes Museum, in das William Hakvaag, der Kustos, Betreiber und Kassierer viel Engagement und Zeit und sicherlich auch Geld investiert. Einen roten Faden im engeren Sinne gibt es nicht, auch liegen Wiederholungen vor, aber es ist doch instruktiv, auch hier ohne zu belehren, sondern Denkanstöße bietend. Ein wesentlicher Aspekt ist auch die Verführung. Es ist schon sehr beklemmend, diese Sammlung zu sehen, und wieder spüre ich Dankbarkeit, in einer für das Zusammenleben der Menschen besseren Zeit zu leben. Wir dürfen aber nicht die Vergangenheit vergessen, denn sonst ist es unmöglich, die Zukunft menschenwürdig zu gestalten und lebenswert für die Menschen! Dafür spielen solche Dokumentationen nun einmal eine sehr wichtige Rolle!" (Reisetagebuch 2010, 11/VII.2010)


    Weitere Informationen über das Museum finden sich unter: www.lofotenkrigmus.no (auch auf Englisch).


    Vielleicht wäre bezüglich der Schweizer Eisenbahn ein kurzen Hinweis an NRK/William Hakvaag hilfreich. Die Gründe für die Berücksichtigung sind mir auch schleierhaft, zumal die Ortsnamen ja eine eindeutige Sprache sprechen... :verwirrt:

  • sind mir auch schleierhaft...... :huh:

    dass ansonsten besser recherechiert wird in diesem Museum..... :wacko1:


    Ich denke, hier wird etwas gründlich missverstanden. ?(
    1. Die private Sammlung ist gerade aufgetaucht, also unsortiert
    2. Der Sammler war während des Krieges in einem Fotoladen angestellt (hatte ich oben geschrieben). Vermutlich wurden dort nicht nur Propaganda-Plakate hergestellt, sondern z.B. Plakate für Reisebüros....
    3. Dass das Kriegsmuseum natürlich nur an den Nazi-Plakaten interessiert ist, dürfte sich doch von selber verstehen.
    4. Hat es mit der Recherche des Museums logischerweise überhaupt nichts zu tun, da es bis jetzt gar nicht beteiligt ist.
    5. Sich die Übernahme der Plakate wohl sowieso erledigt hat wegen der Platzprobleme ( hatte ich auch oben geschrieben )
    6. Wenn in diesem Stadium überhaupt jemand "schuld ist" an der Abbildung des Schweizer Plakats, dann doch vermutlich NRK, die die beispielhafte Auswahl getroffen haben.


    Noch ein Wort zu den norwegischen Kriegsmuseen, egal wo : Es ist schon auffällig, wie objektiv sie sind. Das habe ich bisher nirgends in der Form erlebt. Gerade jetzt ist es mir wieder bei den teilweise deutschen Übersetzungen in Svolvær aufgefallen

  • Es ist schon auffällig, wie objektiv sie sind


    das kann ich total bestätigen - bei einer meiner ersten Pkw Reisen (1994/1995) habe ich auch ein Kriegsmuseum besucht, ich weiß nicht mehr welches - bei Betrachten der Fotos über den Einmarsch der Tyske im Norden kam die Museumsleiterin zu mir und sprach mich auf deutsch an, warum ich diese Fotos so intensiv und kopfschüttelnd ansah. Ich war zunächst völlig verdutzt: 1. das sie mich als Deutsche richtig einschätzte und 2. mich direkt ansprach. Es ergab sich eine sehr offene objektive und nette Unterhaltung un d zum Schluß verabschiedeten wir beide uns freundlich verständnisvoll mit - "nie wieder so etwas". Nach all den Jahren ist es mir noch sehr gut in Erinnerung und vor 25 Jahren war dieses Thema sicher noch nicht selbstverständlich in Norge.

  • Die Beobachtungen kann ich nur bestätigen. Ich war zweimal mit deutschen Schülergruppen in Norges Hjemmefrontmuseum in Oslo (http://forsvaretsmuseer.no/nor/Hjemmefrontmuseet), jeweils als erster Programmpunkt wegen der meines Erachtens großen Wichtigkeit des Wissens um die eigene Geschichte. Beide Male wurden die Gruppen sehr freundlich aufgenommen und es wurde sogar freier Eintritt gewährt, der eigentlich nur norwegischen Schülergruppen zusteht. Man wird in solchen Momenten schon sehr demütig und dankbar, im Heute zu leben.

  • vor 25 Jahren war dieses Thema sicher noch nicht selbstverständlich in Norge.

    Ganz sicher nicht. Man hörte auch immer von Reisenden, die Norweger seien extrem zurückhaltend (vorsichtig ausgedrückt) bis zuweilen sogar deutschfeindlich. :huh:
    Mein einschneidendes Erlebnis hatte ich im September 1979 bei meiner ersten Tour, Norwegen in der beginnenden Umbruchphase. Da hatte man als "Dankeschön" noch Schnaps dabei, falls man mal eine Panne hat :D Bei einer Übernachtung an einem Fluss im Romsdalen wurden wir von Beerensammlrinnen überrascht. 2 Damen, eine knapp über 70, eine etwas jünger - Mutter und Tochter. Die Ältere war Deutschlehrerin. Sie waren sehr freundlich. Wir hockten beim Schnaps bis in den späten Abend zusammen. Sie hat uns viel erklärt. Wir lernten z.B., dass die Beziehung zu den Deutschen besonders in Nordnorwegen häufig noch sehr problematisch sei. Allerdings guckten sie sich die Touristen an : "Wie alt bist Du ?" stand den älteren Norwegern ins Gesicht geschrieben :S Nun sahen wir vermutlich altersmäßig nicht so aus, als hätten wir 1944 Hammerfest zerstört, und hatten insofern zu keiner Zeit Probleme. Im Gegenteil, man war immer freundlich zu uns. Das hat mich bis heute beeindruckt. :whistling:

  • Es gibt auch die Möglichkeit für jüngere Menschen, sich durch einen Freiwilligendienst noch weitergehend mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Tilmann Bünz, langjähriger ARD-Korrespondent für Skandinavien, hat in seinem Buch "Wer das Weite sucht" (Kapitel 4) auch einiges zum Thema geschrieben.

    Einmal editiert, zuletzt von gemiyle ()

  • Wusste gar nicht,dass der Museumsleiter ein Engländer ist,oder hat er mit "William" lediglich einen englischen Namen? ?( Egal,jedenfalls redet er gern und viel ;) Als ich mich letztes Jahr mit ihm unterhielt,kamen 3 ältere,deutsche Damen(auch Hurtigruten Reisende) hinein und wollten wohl mal kostenlos das Museum inspizieren.Er hat das durch unser intensives Gespräch nicht gemerkt und ich habe gepetzt,oder sagen wir,ihn darauf hingewiesen,denn ich fande das schon etwas dreist von den Damen! :pillepalle: Als William 100 NOK Eintritt verlangte jammerte eine von ihnen im breitesten schwäbisch."noi,des isches mir net wärd" und die 3 Damen zogen von dannen.... :negative: man hab ich mich für die geschämt :fie: Das Museum an sich ist sicher sehr überladen mit Ausstellungsgegenständen und hat viele unübersichtliche Ecken und Räume,aber ich habe mir die Zeit genommen und viele interessante,aber auch erschreckende Details entdeckt und mich auch teilweise in die Zeit der Besatzung zurückversetzt gefühlt.In diesem Zusammenhang sei auch das Kriegsmuseum in Narvik empfohlen: http://www.warmuseum.no/ ,von diesem war ich 2007 auch sehr angetan und habe mich 3 Stunden dort aufgehalten(dies war natürlich nicht im Rahmen einer Hurtigrutenreise).JK war ziemlich angesäuert,er hatte draussen gewartet,da er sehr sensibel ist,was die Verbrechen der deutschen Wehrmacht im dritten Reich angeht 8| Eine Geschichte fällt mir zum Thema noch ein:letztes Jahr hatte ich mich mit dem Festningskommandanten von Vardo unterhalten,er war während der Besetzung Finnmarks auch schon dort und hat erzählt,dass er und alle Einwohner Vardos von den deutschen Besatzern gut behandelt worden sind und auch kein Mensch (zumindest nicht in Vardo) ums Leben kam.Man hat sich schlicht in dieser schlimmen Zeit miteinander arrangiert.Wer hätte gedacht,dass es auch "Lichtblicke" im Zusammenleben zwischen Besatzern und den Einwohnern gab!Wie ich meine,eine schöne Geschichte.... ^^

  • das Kriegsmuseum in Narvik empfohlen


    Das kann ich bestätigen, obwohl ich das letzte Mal 1988 dort war. Das Museum war allerdings schon sehr früh weit über die Grenzen Norwegens bekannt, auch bei uns in Deutschland. Dort wurde mein Eindruck der Objektivität begründet, der sich dann im Laufe der Jahre in den kleinen Museen bestätigte. Gleiches gilt übrigens auch für Finnland.


    Wie ich meine,eine schöne Geschichte....


    Na ja, sagen wir mal so...auch deutschen Touristen wird man an bestimmten Orten freundlich begegnen. Das heißt, dass es nicht gastfreundlich wäre, würde man sie bei jeder Gelegenheit mit der Nase auf ihre Geschichte stoßen. Sie bringen schließlich auch Geld ;) Man findet dieses "freundliche Schweigen" bezw. "Erzählen schöner Geschichten" an den schrecklichsten Orten, sogar in Polen......


    Aber ich denke, dass die Geschichte des 2. Weltkrieges in Norwegen hier nicht weiter vertieft werden sollte. Dafür haben die Kriegsjahre einfach zuviele Facetten. Das war mit meinem Beitrag über die Plakate auch gar nicht beabsichtigt.... :)

  • Als William 100 NOK Eintritt verlangte jammerte eine von ihnen im breitesten schwäbisch."noi,des isches mir net wärd" und die 3 Damen zogen von dannen.... :negative:


    Sowas mag ich ja gar nicht! :ireful: Bei solchen Sätzen fühle ich mich immer so fehl am Platz. :wacko1:

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