GAMLE DAMER ER BEST oder Wie die MS Lofoten das älteste Schiff auf der Hurtigrute wurde

  • Mein Fazit der Reise:


    Die Reise mit der MS Lofoten war etwas ganz besonderes. Das Schiff hat seinen eigenen rustikalen Charme. Es klappert zwar überall während der Fahrt und es hat keinen Zweck, zu versuchen, das abzustellen. Aber nach kurzer Zeit bekommt man das eigentlich kaum noch mit. Es gehört einfach dazu. Man hat sie sozusagen mit gebucht.


    Die Crew an Bord war wirklich sehr nett und bemüht, einem die Wünsche von den Augen abzulesen. Die Kellnerinnen im Restaurant und die Bedienung in der Cafeteria hatten immer ein Lächeln übrig und war sehr zuvorkommend. Auch ein kurzes (oder auch mal längeres) Schwätzchen war möglich.


    Unser Reiseleiter Harald war auch immer gut drauf und machte seine Arbeit hervorragend. Ansagen über Sehenswürdigkeiten und Kreuzungen der Hurtigrutenschiffe waren immer rechtzeitig. Auch für den einen oder anderen Spaß oder lockeren Spruch war er jederzeit zu haben. Leider machte er gerade seine vorletzte Tour auf der MS Lofoten und wechselt mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf die MS Nordnorge. Einerseits liebt er die Lofoten und ist stolz, ca. 6 Jahre mit ihr gefahren zu sein, andererseits freut er sich auf ein eigenes Bad in der Kabine. Ob man sich dort mal wieder sieht, wer weiß? Wir wünschen Dir jedenfalls alles Gute auf der Hurtigrute!


    Das Essen war zu jeder Zeit hervorragend und abwechslungsreich. Auch Abends waren die Menüs sehr nett angerichtet und mein Spruch „ikke fisk“ wurde fast zu einem running Gag. Im Gegensatz zu MS Polarlys und MS Finnmarken gab es kein Kärtchen, welches den Kellnerinnen signalisierte, daß icke ikke fisk möchte.


    Die Kabine N500 würden wir jederzeit wieder buchen. Sie hat aber nicht nur Vorteile da oben. Erstmal ist sie relativ dunkel, da es neben den Leselämpchen nur eine Leuchtstoffröhre vor dem Fenster gibt. Außerdem befindet sich links vom Fenster die Treppe zur Nock und eben der „Rundgang“ von Deck 5, soweit man das auf der Lofoten so nennen kann. Gelegentlich stehen dann eben andere Passagiere vor oder neben dem Fenster oder guckten auch mal rein, wenn es geöffnet war. Womit ich zu einem großen Vorteil komme: man kann es weit öffnen, so daß auch mal frische Luft hereingelassen werden kann. Das war vor allem nachts super, wenn man im Bett das Wasser rauschen hörte.


    Gibt es was zu bemängeln? Nicht wirklich, es sei denn, man ist Paragraphenreiter und besteht auf bestimmte Dinge.
    Zum einen gab es keinen Obstkorb auf dem Zimmer, wie es den Ambassador-Mitgliedern versprochen wird. Ich habe auch nicht danach gefragt, da zu den Mahlzeiten immer ausreichend und vielfältig vorhanden war. Zum anderen gab es keine offizielle Brückenbesichtigung, oder mir ist sie irgendwie durch die Lappen gegangen. Das war auf diesem Schiff aber auch nicht wirklich nötig, da die Tür zur Brücke sehr oft offen stand und wir sie jederzeit ansehen und wir uns auch mit dem Kapitän oder den Offizieren unterhalten konnten.


    Noch eine kleine Anekdote zum Schluss:


    Ich weiß jetzt, was Hurtigrute-Intensiv bedeutet. Praktisch zu jeder Zeit (außer zum Essen und Schlafen), stand ein älterer, weißhaariger Herr mit dickem Fernglas und Schiffermütze auf der Brückennock. Bei jedem Wetter! In den ersten zwei/drei Tagen hatten wir das Gefühl, ihn zu stören, wenn wir uns ebenfalls dort aufhielten. Wenn wir uns zu laut unterhielten, kam schon mal ein komischer Blick rüber.


    Aber mit der Zeit taute er auf und es stellte sich heraus, daß er ein sehr liebenswerter netter Herr aus Holland war. Er war für zwanzig Jahre Seemann (Maschinist) bei einer Hamburger Reederei und fuhr vor etwa vierzig Jahren schon nach Kirkenes um Eisenerz von dort zu holen. Nachdem wir ihn näher kennen lernten, machte auch er seine Späße und wir merkten, daß es ihn wohl auch etwas freut, diese Reise über nicht ganz allein zu sein.


    Übrigens haben wir ihn beim Essen fast nicht wieder erkannt. Raus aus den Seemannsklamotten und rein in einen feinen Zwirn. Er saß beim Essen auch meist allein und so freute es uns umso mehr, daß er zum Kapitänsdinner an den Offizierstisch gebeten wurde. Wir saßen gleich daneben und konnten genau sehen, wie stolz er neben dem Kapitän war. Die Offiziere und der Käpt’n müssen sehr beeindruckt von seiner Leistung auf der Nock gewesen sein. Einer der Offiziere hat ihn auf der Reise sogar gefragt, ob er mal durch sein Fernglas schauen dürfe, weil auf der Brücke nur eine abgespeckte Version existiere.



    Antonius, wenn Du das hier liest, es war uns eine Ehre, mit Dir die Tage auf dieser Reise verbracht zu haben. :thumbup:

  • Moin Rock Lobster,
    der Reedereiflagge nach, die er an der Mütze hat, ist er bei der Reederei Ahrenkiel gefahren.
    Auf dem letzten Bild im Salon an der Wand, ist das eine Keramik?
    Herzliche Grüße aus Hamburg
    Ronald

  • Ja, Antonius war der wohl der eindrücklichste Passagier der mir bisher auf einem Schiff begegnete, mit einem feinen Humor. Uns als Seemann konnte er uns auch oft mit Infos über spezielle Schiffe aufklären die uns begegneten. Er fuhr seinerzeit als Chief und gab die Seefahrt wegen einer schweren Krankheit seiner Gattin auf. Es war übrigens seine erste Hurtigrutenfahrt.

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Hallo Rock Lobster,


    vielen Dank nochmals für den spitzenmäßigen Reisebericht mit tollen Bildern. Ich bin sehr gerne mit euch mitgefahren. Antonius hätte ich natürlich nur allzu gerne persönlich kennengelernt. Schade, dass der Reisebericht und damit meine Mitfahrt jetzt beendet ist.

  • Übrigens hab ich jetzt zwei Lieblingsschiffe. Die Finnmarken ist ein tolles Schiff gewesen, aber ich glaube, die nächste Fahrt würde ich doch wieder lieber mit der Lofoten machen, wenn ich mich entscheiden müßte. :hmm:

  • ob er mal durch sein Fernglas schauen dürfe


    Als ich mir vor einiger Zeit ein Fernglas kaufte, durfte ich auch mal durch ein Steiner-Marineglas gucken.
    Das hätte ich nicht machen sollen. Alles was ich mir danach angeschaut und ausprobiert hatte, kam bei weitem nicht an die Qualität des Steiner heran.
    Schwacher Trost: Die Steiner-Gläser haben den eingebauten Kompass auf der rechten Seite, da habe ich aber nur noch 15 Prozent Sehkraft, deshalb kam das für mich nicht in Frage.


    Vielen Dank für Deinen schönen Bericht von meinem Lieblingsschiff.


    Martin

  • vielen Dank für Bericht und Bilder, hat mir wie immer sehr gut gefallen! :friends: Toll, dass die kleine schöne Lofoten dich jetzt auch überzeugt. :clapping:

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