Grau ist alle Theorie ... äh ... alles rundherum - oder - unsere Novemberreise

  • Danke Dir. ich gebe zu, nicht alle Reiseberichte aus der Zeit gelesen zu haben bevor ich im Forum bin.

    Es grüßt Capricorn :hut:


    7/11 RW // 3/12 NX // 7/12 FM/VE // 3/13 VE // 1/14 TF // 3/14 LO // 7/14 NX // 4/16 FR // 3/18 VE // 7/19 FR


  • Jobo – 5.November 2011 – Stadtbummel Bergen, Ankunft MS Nordkapp, Abfahrt Bergen


    In der Nacht bin ich einmal kurz aufgewacht. Genau zwei Etagen unter meinem Zimmer lärmten einige Jugendliche bei offenem Fenster. Es muss wohl so um Mitternacht gewesen sein, habe nicht auf die Uhr geschaut. Wenig später ist es jedoch wieder ruhig und ich schlafe schnell wieder ein.


    Um 6:15 Uhr habe ich ausgeschlafen und stehe auf. Frühstück gibt es ab 7 Uhr, also heute bloß keinen Stress aufkommen lassen. Die MS Vesteraalen ist zwar gestern Abend wieder weggefahren, aber den Regen hat sie hiergelassen. Um 7:30 Uhr bin ich, wie gestern mit Renate verabredet am Frühstücksbuffet. Renate hat uns schon einen Platz ausgesucht und mit der Plünderung des Buffets angefangen. Da muss ich mich jetzt schon ran halten.
    Leider gibt es hier keinen Lachs zum Frühstück. Das gehört inzwischen für mich einfach dazu, wenn ich mich in Norwegen befinde. Egal, es schmeckt auch so und wir werden beide gut satt. Wir gehen anschließend auf unsere Zimmer schon mal die Koffer packen. Ich schaue noch kurz ins Forum, eine Frage beantworten, dann bringen wir unsere Koffer hinunter.



    Wir checken aus und stellen unsere Koffer in einem abgeschlossenen Raum des Hotels bis Mittag unter und ordern ein Taxi für 13 Uhr. Geschützt durch die wasserdichten Jacken mit Kapuze machen wir uns auf den Weg zu einem kleinen Stadtbummel. An Bryggen vorbei, über den Torget und den Torgallmenningen entlang führt unsere Route.



    Dabei trainieren wir unsere Arme ständig. Kapuze auf - es regnet, Kapuze ab – es hat wieder nachgelassen, Kapuze auf – es regnet wieder, Kapuze ab – es ist wieder trocken, Kapuze …. na ihr wisst schon. Nicht zu vergessen die Pausen in denen ich die Kamera und das Objektiv wieder abtrocknen muss.



    So wandern wir also, ab und an die Arkaden nutzend, den Torgallmenningen hoch bis zum Øvre Ole Bulls Plass. Diesen überqueren wir und steigen die Stufen zum Bergen National Theater hinauf. Von dem Plateau vor dem Theater hat man einen guten Überblick, sofern der Regen es zulässt, dass man unter seine Kapuze hervorschauen kann.



    Zurück erneut den Øvre Ole Bulls Plass entlang gelangen wir über den Nedre Ole Bulls Plass zu dem künstlichen See, dem Lille Lungårdsvann (Kleines Lungårdswasser). Wir halten uns rechts an den Museen vorbei, hier gibt es zumindest stellenweise die Möglichkeit sich unterzustellen. Ein Blick auf den Fløyen zeigt mir, dass es dort oben auch nicht trockener ist.



    Trotz des Regens sind wir nicht die einzigen, die hier spazieren gehen. Da merkt man gleich, dass es für die Einwohner von Bergen wohl „normales“ Wetter ist. Eigentlich wollten wir auf der anderen Seite des Sees durch die kleinen Gassen mit den schönen alten Häusern laufen, doch gerade als wir am Bahnhof vorbei wollen öffnet der Himmel richtig seine Schleusen. Wir suchen im Bahnhof Schutz.
    Die kleinen Gassen haben wir längst gestrichen und nutzen das Nachlassen des Regens um die direkte Richtung zurück zum Hotel einzuschlagen. Doch kaum haben wir den Torget erreicht kommt die nächste heftige Dusche. Kurzerhand laufen wir zu Peppes Pizza. Da wir ja nun sowieso hier sind, können wir auch gleich was essen. Es ist zwar erst 11:30 Uhr, aber eine Pizza geht immer.



    Mit vollem Bauch gehen wir dann zurück ins Hotel, nehmen unsere Koffer und setzen uns in das schon bereitstehende Taxi. Die Straßen sind ziemlich voll, daher benötigen wir gut 20 Minuten bis zum Terminal. Als wir um 13:30 Uhr im Hurtigruten-Terminal unsere Koffer abgeben, sind außer uns nur Hurtigruten-Angestellte hier und einige Dohlen draußen auf der Dachkante.



    Auch als die MS Nordkapp um 14 Uhr an der Spitze von Nordnes auftaucht sind wir immer noch die einzigen Passagiere. Das habe ich so noch nie erlebt. Erst kurz nachdem das Schiff angelegt hat tauchen zwei weitere Reisende auf. Wir haben noch viel Zeit bis zum Boarding. Ich nutze diese und zähle die von Bord gehenden Passagiere, es sind genau 115. Inzwischen sitzen mit uns hier oben ganze fünf Passagiere und unten noch sechs weitere.
    Um 15 Uhr können wir einchecken. Wir bekommen unsere Kabinenkarten und sitzen auch am gleichen Tisch. Diesmal hat es wohl funktioniert mit der Email vorab. Kurz vor 16 Uhr dürfen wir an Bord. Natürlich lassen wir gleich unsere Cruise-Card freischalten und kaufen uns das Kaffeepaket.



    Wir wollen gerade zu einer Besichtigungstour des Schiffes starten, als um 16:15 Uhr die Durchsage kommt die Kabinen seinen bereits zugänglich. Tatsächlich können wir bereits in die Kabinen, allerdings sind die Koffer noch nicht da. Also ist doch der Rundgang angesagt. Diesen starten wir auf Deck 5 am Bug.



    Hier kann man sich in der Mitte etwas unterstellen, ebenso an den Seiten unter den Rettungsboten. Auch am Heck gibt es einige Stellen an denen man relativ trocken stehen kann.



    Unsere Koffer sind auch schon um 17 Uhr auf den Kabinen. Im Terminal hatten man mir auf meine Frage nach der Passagierzahl unserer Reise mit etwa 100 geantwortet. Das hört sich nach viel Freiraum an.



    Nachdem wir die Koffer in der Kabine verstaut haben setzen wir unsere Besichtigungstour weiter fort. Wir gehen hinauf zu Deck 7 und schlendern durch den Bereich der Bar. Hier fällt mir schon auf, dass die MS Nordkapp im Gegensatz zu ihrem Schwesterschiff, der MS Nordnorge, irgendwie heller und freundlicher wirkt.



    Auch der Panoramaraum sticht uns angenehm ins Auge und bietet viele Sitzplätze für die Passagiere. Vielleicht findet man hier bei schlechtem Wetter auch mal einen Platz bei so wenig Passagieren. Wir wenden uns jetzt in Richtung Achterdeck.



    An den Bildern, an denen wir vorbeikommen, erkennt man, das die MS Nordkapp einst in antarktischen Gewässern unterwegs war. Als wir die Tür zum Achterdeck durchschreiten schockiert uns sofort das blaue Licht auf dem Deck. Es ist sehr hell und schmerzt fast in den Augen. Scheint wohl ein neuer Trend zu sein, wie wir bald feststellen müssen.



    Hier beenden wir den Rundgang und suchen anschließend unsere Kabinen auf. Ich packe meinen Koffer nun in aller Ruhe aus. Das dauert natürlich eine Weile und als ich danach am vereinbarten Treffpunkt, der Cafeteria, erscheine, ist es schon Zeit für das Abendbuffet.
    Kaum sitzen wir an einem Tisch kommt auch schon eine der Bedienungen angelaufen und umarmt Renate herzlich. Es ist Samra, die Renate noch von der MS Finnmarken kennt. Ich werde gleich mit umarmt, so eine Reise ist was Schönes .
    Während wir essen beobachte ich mit einem Auge eine größere Reisegesellschaft die gerade den Speisesaal betritt. Ich halte sie für Engländer, erfahre später aber, dass es sich um Amerikaner handelt. Wenig später sehe ich wie eine der älteren Amerikanerinnen mit einem Löffel einen der Puddings probiert. Mit dem gleichen Löffel werden anschließend noch eine ganze Reihe anderer Nachspeisen getestet, wohlgemerkt direkt aus der Schüssel. Ich entscheide mich auf diese Nachspeisen zu verzichten.



    Nach dem Abendessen testen wir unsere Kaffeebecher in der Cafeteria und ich benutze den WLAN-Voucher um mich kurz im Forum zu melden. Dabei fällt mir auf wie langsam hier das Internet ist, kein Vergleich zur MS Nordnorge oder gar zur MS Vesteraalen.
    Bis zur pünktlichen Abfahrt um 22:30 Uhr lümmeln wir uns auf dem Achterdeck herum. Hier harren wir noch aus bis wir die Askøybrücke passiert haben, dann wird es Zeit die Kojen in den Kabinen zu testen. Morgen ist wieder frühes Aufstehen angesagt.




    Fortsetzung folgt …......






    Renate - 5.11.2011 - Abfahrtstag


    Der ging schon gut los, eigentlich bevor er begonnen hat. Gegen 23.00 Uhr werde ich aus dem Schlaf gerissen. Irgendwer versucht hartnäckig, meine Zimmertür aufzubekommen. Es waren 2 lärmende Kinder. Die fanden das offenbar sehr lustig, während im Hintergrund 2 Erwachsene sich angeregt und laut unterhielten. Bei mir machte sich Empörung breit. Doch bevor ich die Entscheidung treffen konnte, dem Treiben ein Ende zu setzen, war alles vorbei.
    2.00 Uhr, erneuter Lärm, diesmal von der anderen Seite . Peitschender Regen hämmerte gegen das Fenster, umdrehen, weiterschlafen. Um 5.00 Uhr war ich dann endgültig wach. Ziemlich kaputt habe ich noch bis kurz nach 6.00 Uhr im Bett rumgemümmelt. Aber der Ärger ging auch am Morgen weiter. Dusche, Wasser angestellt, kalt, wird partout nicht heiß. Und nun ? Erst mal habe ich am Waschbecken meine Haare gewaschen. Vorteil - jetzt war ich wach. Mit dem Handtuch auf dem Kopf kam ich auf die grandiose Idee, es mit dem heißen Wasser in der Dusche noch einmal zu probieren. Ich hätte mich beinahe verbrannt. Zuerst wusste ich nicht, ob ich erleichtert oder noch wütender sein sollte.
    7.15 Uhr bin ich zum Frühstück gegangen, inzwischen wieder mit normalem Puls. Es erschien der Chef. Klar, dass mein Ärger in der Nacht ja nichts war gegen das, was er bis dahin erlebt hatte. Die ganze Palette von lärmenden Jugendlichen (nicht die Kinder) bis zum kalten Wasser. Dazu kam noch die angeblich fehlende Milch am Buffet und - Skandal - keine kleinen Kuchen heute früh. Die Milch habe ich gefunden, die Kuchen leider nicht. Immer ruhig bleiben.
    Nach dem Kofferpacken und einem kurzen Besuch im Forum machten wir uns auf einen Rundgang durch die Stadt. Sehr spaßig war das nicht, immer wieder heftiger Regen. Irgendwie landeten wir bei Peppes. Pizza wollte ich nicht, "nur" Salat. Der war aber dermaßen mächtig, hätte ich auch Pizza essen können. Der Rückweg zum Hotel verlief zum Glück trocken. Um kurz nach 13.00 Uhr saßen wir in unserer bestellten Taxe zum Terminal.
    Die Koffer wurden wir gleich los, ansonsten war das Gebäude wie ausgestorben. Auch beim Anlegen der Nordkapp waren wir alleine - merkwürdig.
    Einen Augenblick später erschienen 2 weitere Gestalten. Jobo fing plötzlich an, die ankommenden Passagiere zu zählen. Daran kann man vielleicht abschätzen, wie voll "wir" wohl sein würden. Ich guckte ab und zu an der Rolltreppe nach unten, um zu sehen, ob das Einchecken beginnt. Dort saßen auch ein paar verlorene Gestalten. Um 15.00 Uhr ging es los. Die Tischreservierung hat auch geklappt, und um 16.00 Uhr konnten wir an Bord. Cruisecard freischalten, Kaffeebecher kaufen, als uns plötzlich mitgeteilt wurde, dass die Kabinen freigegeben sind. Prima, dachte ich, gleich Koffer auspacken, dann ist das schon erledigt. Die kamen aber leider erst um 17.00 Uhr. :(
    So starteten wir zunächst einen Rundgang über das Schiff. An meinen ersten (dreisten) Besuch auf der nagelneuen Nordkapp im Bezug auf das Innenleben konnte ich mich nicht so erinnern. Das war 1996, und von meiner Kurztour 2009 war mir nur die Cafeteria im Gedächtnis geblieben, weil ich fast die ganze Zeit auf dem Balkon gestanden habe. Der erste Eindruck war : Super, gefällt mir richtig gut, aber davon am Ende mehr. Während der Reise habe ich mir nämlich nach und nach alles genau betrachtet.
    Die Koffer haben wir erstmal nur in die Kabinen gebracht, dann ging die Wanderung weiter. Vorm Abendessen haben wir noch ausgepackt, dann ging es ins Restaurant. Plötzlich quietschendes, fröhliches Lachen und eine stürmische Umarmung. Samra aus der Cafeteria der Finnmarken, welch eine Freude. Sie war ein bisschen traurig, als ich ihr erzählte, wen ich auf der Nordnorge getroffen hatte : " Huuuh, meine alte Mannschaft..ach ja,die Finnmarken ".
    Während des Essens tauchten plötzlich auch mehr Leute auf, eine größere Reisegruppe - Amerikaner. Nicht alles ist Klischee, stellten wir mit Unmut fest X( . Nach dem Essen setzten wir uns in die Cafeteria , Internet. Der erste Eindruck bestätigte sich während der Reise. Es war höllisch langsam. Das würde schwierig werden mit der Live-Berichterstattung. ;(
    Bis zur Abfahrt vertrieben wir uns die Zeit hauptsächlich am Achterdeck. Dann ging es endlich los. Das Wasser rauschte, und wir lösten uns vom Kai. Es ist jedesmal ein tolles Gefühl. Bis zur Brücke hielten wir durch, dann schnell ins Bett. Schließlich mussten wir morgens früh am Hornelen wieder draußen sein


    Gruß
    Renate

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Liebe Renate, lieber Jochim,


    Euer Bericht ist einfach köstlich und ich genieße ihn sehr!


    Herzlichen Dank dafür!!!!!
    Renate

  • Jobo – 6.November 2011 – MS Nordnorge, Måløy, Torvik, Ålesund


    Irgendwie fällt es mir heute Morgen sehr schwer aus de Koje zu kommen. Die Uhr zeigt auch erst 5.15 Uhr. Nachdem ich geduscht und angezogen bin schnappe ich mir meine Kamera und gehe auf die Backbordseite von Deck 5. Es regnet daher bin ich über den Schutz den die Rettungsboote bieten sehr dankbar.



    Renate trifft jetzt auch hier ein. Sie war wie gewohnt schon auf dem Schiff unterwegs. Die Begegnung mit der südgehenden MS Nordnorge steht an. Wir haben uns mit einigen Mitgliedern von Captains Voyage, die an Bord der MS Nordnorge sind, zu einer kleinen Vinkekonkurranse verabredet.
    Pünktlich um 6:15 Uhr kommt die MS Nordnorge in Sicht. Wir können drei Personen unter den Rettungsbooten erkennen und winken kräftig mit der Taschenlampe. Für gute Bilder ist es zu dunkel und die Schiffe fahren auch zu schnell aneinander vorbei. Es gelingt mir lediglich ein Bild als wir uns schon wieder voneinander entfernen.



    Da es nach der Schiffsbegegnung keinen Grund mehr gibt hier draußen im Regen zu bleiben, nutze ich die verbleibende zeit bis zum Frühstück für einige Aufnahmen im Innern des Schiffes. Jetzt ist noch alles schön ruhig, niemand ist unterwegs und läuft einem vor die Kamera.



    Erneut fällt mir auf wie freundlich und hell das Schiff innen wirkt. Gerade die Bestuhlung im Bereich der Cafeteria gefällt mir wesentlich besser als die der MS Nordnorge die ich ja noch von der Klassenfahrt im April in guter Erinnerung habe.



    Das Schiff verlangsamt seine Fahrt, für mich ein Zeichen, dass wir anlegen. Auf Deck 5 kann ich das Anlegemanöver in Måløy beobachten. Im Ort scheinen auch noch alle zu schlafen, jedenfalls kann ich keine Bewegung beobachten. Nur hier auf dem Kai braust der Staplerfahrer mit seinem Gabelstapler herum.



    Wir warten bis das Schiff wieder abgelegt hat und schlendern dann langsam in Richtung Restaurant. Dieses wird pünktlich um 7:30 Uhr geöffnet. Nur wenige Passagiere haben um diese Uhrzeit schon den Weg hierher gefunden. Bis kurz nach 8 Uhr gönnen wir uns ein gemütliches Frühstück.



    Als wir uns dem Vestkapp nähern stehen wir schon wieder draußen, diesmal auf Deck 7. Der Regen hat aufgehört und die Wolkendecke reißt sogar stellenweise auf. Die See ist ruhig nur eine minimale Dünung ist zu spüren.



    Wir sind noch völlig alleine auf dem Achterdeck. Die anderen Passagiere sitzen jetzt wohl erst beim Frühstück. Bei ruhiger See fahren die Schiffe immer recht nahe am Vestkapp vorbei. Auch unser Kapitän Lars Kalås gönnt uns heute den imposanten Anblick des Vestkapps aus der Nähe.



    Die Wolkendecke über uns wird immer dünner und der blaue Himmel ist schon über große Bereiche zu sehen. Wir wechseln wieder auf Deck 5 und können an Steuerbord schon die Leuchtfeuerstation Flåvær-Fyr erkennen. Eines der vielen schönen Leuchtfeuer die man am zweiten Reisetag zu sehen bekommt.



    Als wir die Kaianlagen von Eggesbrø passieren kommt doch tatsächlich die Sonne heraus. Nach dem Regen gestern in Bergen und heute Morgen hätte ich damit nicht so schnell gerechnet. Wir genießen es die Nase unter den Rettungsbooten hervor zu strecken ohne das sie nass wird.



    Ich hatte schon befürchtet, dass diese Novemberreise genauso beginnt wie meine erste Reise 2006. Damals hat es auch bis einschließlich Trondheim nur geregnet. Wir fahren gerade unter der Herøybrücke durch. Demnach ist es nicht mehr weit bis Torvik.



    Auf der gegenüberliegenden Seite ist Ulsteinvik zu sehen. Hier wurde die MS Finnmarken und die Schwesterschiffe MS Nordkapp und MS Nordnorge gebaut. In einer anderen Werft auch noch die MS Polarlys. Wir drehen jetzt langsam nach Torvik rein.



    Wir wollen das schöne Wetter ausnutzen und uns auf dem Kai in Torvik etwas die Beine vertreten. An der Rezeption warten wir darauf, dass die Gangway geöffnet wird um schnell draußen zu sein und die kurze Liegezeit auszunutzen.



    Torvik ist sicherlich die kleinste Anlegestelle, von einem Hafen kann man hier kaum sprechen, der Hurtigrute. Die Streusiedlung auf der Insel Leinøya dient neben dem Halt für die Hurtigrute nur noch als Ausgangspunkt für Touren zur Insel Runde. Es soll bei Hurtigruten inzwischen bereits Überlegungen geben, Torvik nicht mehr anzufahren.



    Nach wenigen Minuten müssen wir bereits wieder an Bord da das Schiff ablegen will. Kaum fahren wir aus dem Schatten der Insel Leinøya heraus, taucht auch schon an Backbord die Vogelinsel Runde auf. Mehr als eine halbe Million Seevögel brüten jedes Jahr hier.



    Während an Backbord Runde langsam hinter uns verschwindet ragt vor uns das Leuchtfeuer Hogsteinen fast ins Fahrwasser hinein. Steuerbord voraus strahlt Ålesund im warmen Licht der Vormittagssonne. Gerade passieren wir den 314 m hohen Sukkertoppen, Ålesunds zweiten Hausberg.



    Wir legen pünktlich um 12 Uhr an. Inzwischen beschert uns der Himmel ein Traumwetter, keine Frage dass wir einen Bummel durch die Jugendstilstadt machen. Die Bürger Ålesunds haben das schöne Wetter gleich angenommen, überall spazieren sie in der Sonne oder sitzen vor den Cafes und Gasthäusern.



    Wir wählen den Weg am Wasser entlang in Richtung der alten Apotheke. In dieser befindet sich heute das Jugendstilzentrum von Ålesund. Ein Bootsbesitzer nutzt ebenfalls das schöne Wetter aus um seine kleine Jacht zu reinigen. Ein Großteil des Weges verläuft über Holzbohlen, die sich direkt über dem Wasser befinden.



    Diese Bohlen sind teilweise sehr rutschig. Gerade am Ende dieses „Holzweges“, hier führen die Bohlen etwas in die Höhe, muss man sich in Acht nehmen. Die sich im Wasser spiegelnden Häuser geben ein schönes Bild ab. Nicht nur in Trondheim kann man schöne Spiegelbilder machen.



    Wir erreichen den Platz gegenüber der alten Apotheke. Hier stehen auch einige der vielen Ålesunder Skulpturen. Noch weiter gehen wollen wir nicht, da sich auch bei mir langsam der Hunger bemerkbar macht. Wir überlegen kurz, ob wir einen anderen Weg zurück wählen, doch der Hinweg war so angenehm, dass wir ihn zurück auch wieder nehmen.



    Es geht also wieder an der herrlichen Kulisse vorbei über die Holzbohlen. Ein Blick an den Bohlen vorbei auf die Mauer unter Wasser lässt uns einen Augenblick innehalten. An der Wand können wir viele Seesterne sehen, die es sich dort gemütlich gemacht haben. Wenige Meter weiter sehen wir eine Möwe, die gerade die letzten Reste eines Seesternes fallen lässt.



    Kurz vor 13 Uhr sind wir wieder an Bord unseres Schiffes. Ich stärke mich am Mittagsbuffet, Renate hatte schon vor Ålesund gegessen, und genieße danach mit Renate noch einen Kaffee in der Cafeteria. Jetzt muss ich erst mal die Bilder runter laden und die Akkus aufladen. Daher suche ich meine Kabine auf.



    Es ist kurz vor 15 Uhr als ich wieder auf Deck 7 erscheine. Die Abfahrt von Ålesund steht unmittelbar bevor. Renate entdecke ich ein Deck tiefer am Heck. Das Schiff legt ab und die Jugendstilstadt entlässt uns in warmes Nachmittagslicht.
    Ålesund ist hinter uns nur noch ganz klein zu sehen, als wir uns für die Cafeteria verabreden. Ich hole schnell mein Netbook aus der Kabine. Dabei finde ich an der Tür eine Einladung zur Brückenbesichtigung für den nächsten Tag.
    Wir nutzen das WLAN der Cafeteria um einen kleinen Zwischenbericht im Forum abzuliefern. Das ist aber bei der langsamen Verbindung gar nicht so einfach. Immer wieder bricht die Verbindung gerade dann ab, wenn ich den Post absenden will. Irgendwann funktioniert es aber dann doch.



    Nachdem das Netbook wieder in der Kabine verstaut ist, treffen wir uns auf Deck 7. Hier empfängt uns ein traumhafter Sonnenuntergang, während auf der anderen Seite bereits der Mond am Himmel steht. Von den fantastischen Farben angelockt hat es diesmal auch noch andere Reisende aufs Außendeck getrieben und man hört überall die Kameras klicken.



    Wir verbringen gut eine halbe Stunde hier und erfreuen uns an dem Farbenspiel über der See. Irgendwann ist die Sonne und ihr Licht dann endgültig hinter dem Horizont verschwunden. Ich entledige mich meiner Kamera und wir machen es uns im Panoramaraum gemütlich. Hier verbringen wir die restliche Zeit bis zum Anlegen in Molde. Auch das Abendessen steht jetzt bereits an.
    Durch die geringere Anzahl der Passagiere gibt es nur eine Sitzung. Diese startet wie angekündigt um 19 Uhr. Wir sitzen an einem Tisch für acht Personen zusammen mit drei Sachsen. Bei uns macht sich etwas Nervosität breit, wollen wir doch die südgehende MS Polarlys sehen und dem Forumsmitglied Kindheitstraum, der sich dort an Bord befindet, winken. Die Begegnung findet meist gegen 19:45 Uhr bei Bud statt. Wir hoffen bis dahin mit dem Essen fertig zu sein.
    Wir haben die Vorspeise bereits hinter uns und warten gerade auf den Hauptgang, als über Lautsprecher die MS Polarlys angekündigt wird. Das kann doch nicht sein, es ist gerade mal 19:20 Uhr und draußen ist erst Nyhamna der Anlandungshafen des Gasfeldes Ormen Lange zu sehen. Doch während wir uns ungläubig anschauen zieht die MS Polarlys bereits zügig an Backbord vorbei. Die Information der Begegnung kam viel zu spät als dass wir noch hätten raus laufen können.
    Die Zeit nach dem Abendessen verbringen wir auf Deck 7 und in der Cafeteria mit dem Versuch eine Internetverbindung zu bekommen. Danach verabschieden wir uns in die Kabinen. Hier muss ich noch die restlichen Bilder herunterladen und alle Akkus für den nächsten Tag aufladen. Es ist wohl schon nach 22 Uhr als ich mich dann auch in meine Koje lege und einschlafe.




    Fortsetzung folgt …..........







    ...und weiter geht es, 1 Tag noch im alten Jahr...


    Renate - 6.11.2011 - Ålesund


    Kurz nach 5.00 Uhr war ich wach, ohne Wecker, Hornelen, die innere Uhr. Schnell aufgestanden und den Frühkaffee geholt. Kurz vor 6.00 Uhr war ich schon an Deck und habe erst mal meine Runde gedreht - bei Regen, was auch sonst. Um die Zeit wird man immer etwas 7sinnig von Crew-Mitgliedern angeguckt, die dort mit Wasserschläuchen hantieren oder sonstwie nach dem Rechten sehen. Jobo war auch schon draußen. Gleich sollte sie ja um die Ecke kommen, die Nordnorge mit einigen CV-Leuten an Bord. Pünktlich am Hornelen war es soweit . Es wurde hin- und hergeblinkt, dann war es auch schon vorbei.
    Es regnete immer noch. So verzogen wir uns in die Cafeteria bezw. Jobo für eine Fotobegehung des Schiffsinneren. Um 7.30 Uhr gab es Frühstück, pünktlich zwischen Måløy und Stad. Es hatte aufgehört zu regnen und über dem Meer sah der Himmel sogar freundlich aus. Die dicken, schwarzen Wolken hingen noch in den Bergen. Es wurde eine ruhige Überfahrt. Wir fuhren ganz dicht am Vestkapp vorbei, und das Wetter wird immer schöner. Auf Deck 7 sind wir ganz alleine. Es ist noch Frühstückszeit. Trotzdem erstaunt es mich immer wieder, dass nur ganz wenige Passagiere sich für die namhaften Punkte einer solchen Reise interessieren. Genauso ist es ja auch bei den Schiffsbegegnungen. Wenn Essenszeit ist, ist Essenszeit. Da kann kommen was will .
    In Torvik war die Sonne dann endgültig da. Wir sind rausgelaufen, Füße vertreten und das Wetter genießen. Das Wetter, na ja, eigentlich war es ja viel zu warm, von November keine Spur.
    Ankunft Ålesund 12.00 Uhr, Mittagessen gab es schon ab 11.30 Uhr. Nicht zu glauben - Jobo hatte keinen Hunger. Das bereitete mir dann doch etwas Sorge. Es ginge ihm aber gut, behauptete er . Ich habe noch eine Kleinigkeit gegessen, und dann sind wir nach dem Anlegen sofort ausgestiegen. Windstill, strahlender Sonnenschein, traumhaftes Frühlingswetter, genau das Richtige für dicke Winterjacken . Aber nur der Wind-Breaker ? Das Risiko war mir nach der durch Leichtsinn vermasselten Tour im April zu groß. So schön habe ich den inneren Hafen nur selten erlebt. Die alten Häuser spiegelten sich 1:1 im Wasser, als stünden sie auf dem Kopf. :) Viele Boote dümpelten auch im Hafen...war nicht doch vielleicht Frühling ? Wir schlenderten immer am Ufer entlang, hielten uns ein Weilchen vor der alten Apotheke am Ufer auf und gingen dann zurück. Bei Jobo meldete sich jetzt doch der Hunger. Bis zur Abfahrt genoss ich das schöne Wetter an Deck. Jobo hatte sich zwischenzeitlich verzogen, erschien aber beim Ablegen wieder. Bis zum Dunkelwerden im Moldefjord waren wir draußen. Danach hockten wir uns bis zur Ankunft in Molde sogar noch in den Panoramasalon. Sonst meide ich ihn, aber bei wenigen Passagieren, die sich um die Zeit überwiegend zur Vorbereitung auf das Abendessen oder den Landgang in ihren Kabinen aufhielten, war es dort richtig angenehm ;) .
    19.00 Uhr, das erste Abendessen nach Bergen stand an. Wir hatten einen Vierertisch am Fenster für uns alleine, daneben am Gang setzten sich 3 Deutsche aus Leipzig zu uns. Sie waren auf ihrer ersten Tour. Nebenbei hatten wir natürlich immer ein Auge auf die Uhr. Die Polarlys wollten wir auf keinen Fall verpassen. Plötzlich beim Hauptgang rauschte sie nach kurzer Ankündigung vorbei, irgendwie zu früh. Man hörte nur ganz dumpf die "Hörner". So was Blödes ist mir auch noch nicht passiert, und dann noch an einem Tisch auf der falschen Seite. ...immer ruhig bleiben
    Nach dem Essen gingen wir noch eine Weile an Deck und dann in die Cafeteria. Die Versuche, eine Internetverbindungen herzustellen, waren selten von Erfolg gekrönt. Nur kurze Meldungen ins Forum waren möglich, wenn wir Glück hatten. Es war nur ärgerlich. X( Nicht allzu spät verzogen wir uns in die Kabinen. An der Tür klebte ein Zettel : Morgen Brückenbesichtigung - um 10.00 Uhr. Irgendwie habe ich beim Einschlafen wohl gegrinst. Morgen ist schließlich Trondheim.... :D


    Gruß
    Renate

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • :sdanke: für den tollen Bericht und die schönen Fotos (insbesondere von Alesund - meiner Meinung nach eine der schönsten Städte auf der Strecke). Soweit am es auf den Fotos erkennen kann, ist die Nordkapp ein besonders schönes Schiff (ich weiß, alle Schiffe sind schön und jedes hat seine Liebhaber und seine Vorzüge - was auch gut so ist. :) ), welches ich mal im Auge für 2013 oder 2014 behalten werde. :search:


    Schöne Grüße
    Eisbär 66

  • ist die Nordkapp ein besonders schönes Schiff

    Kann ich nur bestätigen. Mir hat sie innen besser gefallen als die Nordnorge. Fairerweise muss ich allerdings auch sagen, dass die Nordnorge im April ausgebucht war, die Nordkapp aber nicht mal halbvoll. :pleasantry_1: Das hat sicherlich auch eine Rolle gespielt.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Gerade die Bestuhlung im Bereich der Cafeteria gefällt mir wesentlich besser als die der MS Nordnorge


    Da gebe ich Dir recht - das warme Hellbraun ist wirklich wärmer als das Türkis auf der Nordnorge. Das dunkle Holz auf der Nordnorge gefällt mir aber zu dem vielen Messing besser.


    Wir sitzen an einem Tisch für acht Personen zusammen mit drei Sachsen.


    Wir hatten einen Vierertisch am Fenster für uns alleine, daneben am Gang setzten sich 3 Deutsche aus Leipzig zu uns.


    Seid Ihr sicher zur gleichen Zeit auf dem selben Schiff und dort gemeinsam beim Essen gewesen?

  • Seid Ihr sicher zur gleichen Zeit auf dem selben Schiff und dort gemeinsam beim Essen gewesen?


    Ganz sicher. :imsohappy: Schau dir mal Bild 55 an. Da siehst du Renate hinten an unserem Tisch. Vorne links im Bild siehst du die Anordnung der Tische. Wir hatten den 4-rer am Fenster, die Sachsen den 4-er am Gang. :grumble: :laugh1:

    Gruß Jobo,


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    - Susan Sontag -


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  • Hallo Hamburgerin-Renate, und natürlich Jobo


    Eure Berichte sind wirklich sehr, sehr lesenswert und ich beherzige den guten Rat beim Lesen immer einen Zettel zur Hand zu haben. Schließlich bin ich noch ganz grün hinter den Ohren, zumindest was die Reise angeht, und von Euch nehme ich eine ganz Menge mit - Herzlichen Dank!!!!


    Euch einen schönen Jahreswechsel und ein gesundes, glückliches 2012!
    die Pott-Renate

  • das warme Hellbraun ist wirklich wärmer als das Türkis auf der Nordnorge

    Mir haben eigentlich beide Schiffe sehr gut gefallen, jedes für sich ist geschmackvoll eingerichtet, sind ja auch fast identisch. Insgesamt mochte ich nur das "Helle" auf der Nordkapp lieber. Lag vielleicht auch an der dunklen Jahreszeit. :D Jedenfalls gibt es auf beiden Schiffen keine Farbverirrungen ;)


    Pott-Renate

  • Bei diesem Wetter plus deinen Spiegelbildern könnte ich mich fast mit Ålesund versöhnen (ich mag diese Stadt nicht - aber sie liegt natürlich traumhaft)

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Jobo – 7.November 2011 – Trondheim, Folda


    Nach der üblichen morgendlichen Prozedur, Aufstehen, Duschen, Anziehen, befasse ich mich erst mal mit der Mitteilung die gestern an meiner Kabinentür hing. Für 10 Uhr bin ich für den heutigen Tag zur Brückenbesichtigung eingeladen. Es wundert mich einerseits, da Brückenbesichtigungen selten in den Häfen stattfinden, andererseits ärgert es mich gewaltig, da der Termin mitten in die Liegezeit fällt und man somit keinen ausgedehnten Spaziergang, wie wir ihn vorhatten, machen kann.



    Da wird doch wohl Renate nicht ihre Finger im Spiel haben? Immerhin kommt ihr dieser Brückenbesuch doch sehr gelegen, wenn man weiß wie sehr sie Trondheim mag. Um 7:10 Uhr bin ich bereits an Deck und mache einige Aufnahmen von Trondheim.



    Aber jetzt wird es Zeit drei Decks nach unten zu gehen. Bloß nicht das Frühstück verpassen. Hatte ich schon erwähnt, dass das Frühstück meine wichtigste und liebste Mahlzeit ist und ich ohne Frühstück den ganzen Tag ungenießbar bin?
    Das Restaurant öffnet sogar wenige Minuten früher und wir frühstücken bis kurz nach 8 Uhr. Wir wollen nach dem Frühstück einen kurzen Gang nach Trondheim machen. Ich möchte mir gerne mal den Fahrradlift aus der Nähe ansehen, dass müsste vor der Brückenbesichtigung noch zu schaffen sein.



    Renate braucht aber dafür eine andere Jacke, da es heute etwas kälter ist. Zumindest ist es trocken und wir werden unsere Kapuzen nicht brauchen. Während ich auf dem Achterdeck warte, beobachte ich den herrlichen Sonnenaufgang über Trondheim.



    Ich gehe anschließend schon mal von Bord, da wir uns auf dem Kai treffen wollen. Als ich so auf dem Kai entlang schlendere fällt mein Blick ins Wasser. Was ist denn das?



    Ein U-Boot? Ein Wal? Ein kieloben treibendes, gekentertes Schiff? Oder gar eine alte Mine? Na, wer weiß es?



    Renate kommt gerade aus dem Schiff und wir gehen los den uns noch vom letzten Mal bekannten Weg, vorbei am Rica Hotel zur Bakke Bru. Wieder spiegeln sich die Häuser in der Nidelva, aber kein Vergleich zu gestern in Ålesund.



    Diesmal gehen wir aber über die Brücke und nehmen den Weg entlang des Ostufers der Nidelva. Wenn man den Westteil von Trondheim samt Dom schon gesehen hat und noch Zeit übrig ist, kann ich einen Bummel durch den alten Stadtteil Bakklandet hier auf der Ostseite nur empfehlen. Viele schöne kleine Holzhäuser stehen hier, ein wirklicher Kontrast zur Innenstadt von Trondheim.



    Nach wenigen hundert Metern erreichen wir den Brubakken. Hier ist der Fahrradlift, den es nur hier gibt, installiert. Es handelt sich um eine Trittplatte, die in einer Schiene den Berg hoch läuft. Der Fahrradfahrer bleibt auf seinem Fahrrad und stellt nur den rechten Fuß auf die Trittplatte. Die in der Schiene laufende Trittplatte schiebt dann den Radfahrer den Berg hinauf. Leider ist die Anlage schon seit einiger Zeit außer Betrieb.



    Auf der anderen Seite der Kreuzung befindet sich die Gamle Bybru, sicherlich nach dem Nidarosdom die meist fotografierte Attraktion in Trondheim. Wir überqueren die alte Brücke, nicht ohne kurz anzuhalten und den schönen Anblick zu beiden Seiten der Brücke zu genießen.



    Jetzt müssen wir uns schon etwas beeilen, um noch rechtzeitig zur Brückenbesichtigung zu kommen. Zügig gehen wir die Kjøpmannsgate mit ihren schönen großen Speicherhäusern entlang. Als wir wieder die Kreuzung mit dem Rica Hotel erreichen, fallen mir noch gegenüber dem Hotel die Gebäude des Schifffahrtsmuseums auf. Noch ein kurzer Spurt und wir sind wieder auf der MS Nordkapp.



    Während Renate sich in der Cafeteria erholt, begebe ich mich zu dem Treffpunkt für die Brückenbesichtigung auf Deck 6. Obwohl es schon kurz vor 10 Uhr ist, bin ich hier alleine. Wenig später kommt noch ein Reisender, wie ich mit der Kamera bewaffnet, und wartet ebenfalls hier. Die Zeit vergeht, aber nichts passiert. Niemand erscheint um uns abzuholen und auch keine weiteren Reisenden.
    Ich warte noch bis 10:15 Uhr, dann gehe ich zu unserem Reiseleiter Johan Pearson. Er gesteht mir, dass er sich im Datum vertan habe, die Brückenbesichtigung sei am 10.November um 10 Uhr. Ich gebe ehrlich zu, dass Johan bei mir dann erst mal viele Minuspunkte hatte, aber insgesamt hat er sich danach als guter Reiseleiter erwiesen.
    Ich hole mein Netbook und treffe Renate in der Cafeteria. Wir schaffen es einen kurzen Bericht im Forum abzuliefern, obwohl mir das WLAN heute noch langsamer erscheint als sonst. :gamer3:
    Als Renate mal kurz draußen an Deck ist, beobachte ich eine junge norwegische Familie mit fünf kleinen Kindern. Sie sind wohl auf Besuch auf dem Schiff und haben sich hier zwei, drei Getränke gekauft. Dazu packen sie nun ihre mitgebrachten Brötchen aus und wollen diese an einem der Tische in der Cafeteria verspeisen.
    Einer der Purser fordert sie auf die Cafeteria zu verlassen und sich vorne in den Fembøringen-Salon zu setzen. Nach einigem Hin und Her verlässt die Familie unter starkem Protest der Mutter die Cafeteria.
    Als das Schiff um 12 Uhr in Trondheim ablegt, kann ich die Familie von Bord gehen sehen. Schon als wir den Trondheimsfjord entlang fahren schieben sich dunkle Wolken von See heran. Renate will sich etwas hinlegen und verschwindet in ihre Kabine, da sie ohnehin nicht zum Essen will.
    Ich gehe also um 13 Uhr alleine zum Essen, während draußen der Wind stärker wird und das Schiff beginnt leicht zu schaukeln.



    Nach dem Essen möchte ich mir auf Deck 5 ein wenig die Beine vertreten, aber der inzwischen starke Wind macht es unmöglich um den Bug herum zu gehen. Der Himmel hat sich inzwischen völlig zugezogen und die Sicht wird zunehmend schlechter.



    Gerade kommt über den Lautsprecher die Durchsage, dass wir nicht durch den Stokksund fahren, da der Wind zu stark ist. Außerdem sei ab etwa 18 Uhr damit zu rechnen, dass das Schiff ein wenig schaukeln werde. Also rechnet man mit einer leicht stürmischen Folda.



    Wir haben den Trondheimfjord längst verlassen und sind das kurze Stück durch die Trondheimsleia gefahren. Gerade biegen wir bei Garten wieder Richtung Norden ab. Das Schiff schaukelt hier nur ganz leicht und es hat begonnen zu nieseln. Dazu ist die Sicht inzwischen bei nahezu Null angelangt.
    Bis zur Folda ist es noch etwas hin, also lege auch ich mich um 14:30 Uhr in meine Koje um ein wenig Schlaf zu tanken. Richtig einschlafen kann ich allerdings nicht, aber wenigsten ein wenig ausruhen. Um 16:10 Uhr treibt es mich dann wieder raus und ich schnappe mir den Kaffeebecher und trabe zur Cafeteria.
    Renate trifft hier wenig später ein mit einer neuen Jacke . Wir hatten in den letzten Tagen schon mehrfach den Schiffs-Shop besucht. Dabei hatte ich mir intensiv die Jacken angeschaut, aber wie so oft das Problem gehabt, dass meine Größe nicht dabei war. Als ich dann Renate darauf hinwies, dass hier nur Jacken seinen die ihr passen, bekam ich jedes mal die Antwort: „Ach ich habe schon so viele Jacken, ich brauche wirklich keine mehr.“
    Doch kaum hatte sie heute mal alleine den Shop besucht, wurde sofort eine dieser schönen Jacken gekauft. Wahrscheinlich nur, damit ich mich gräme und vor Neid platze. :miffy: Ich vermute, Renate ist dann erst dreimal um den Shop herum gelaufen und hat nachgeschaut, ob ich auch wirklich nirgendwo sitze. Danach dann im Eiltempo rein und schnell die Jacke gekauft.
    Wir gehen nun aufs völlig leere Achterdeck. Die neue wasserdichte Jacke muss ja ausprobiert werden. Die Wetterverhältnisse haben sich nicht geändert, Sicht nahezu Null und Nieselregen. Unter diesen Bedingungen macht es hier draußen wirklich keinen Sinn und wir verziehen uns in den Panoramaraum. Dieser ist auch nur spärlich besetzt, scheinbar liegen die Passagiere alle in ihren Kojen.
    Wir sitzen hier ganz vorn an den Panoramafenstern, bis wir in die Folda einfahren. Es rumpelt drei- bis viermal dann ist schon der ganze Spuk vorbei. Das so großartig angekündigte Schaukeln hat ganze fünf Minuten gedauert. Die MS Norkapp schiebt sich danach völlig ruhig durch die Folda.
    Renate hat keinen Hunger, also gehe ich alleine zum Abendessen. Anschließend halten wir uns noch bis Rørvik auf dem Achterdeck auf.
    Wir wollen noch einen Internetversuch starten. Ich hole mein Netbook in der Hoffnung, dass das WLAN hier im Hafen vielleicht besser funktioniert. Doch nur mühsam schaffen wir es, eine Nachricht ans Forum zu senden.
    Trotz des schlechten Wetters wollen wir die Abfahrt von Rørvik draußen verfolgen und entern wieder das völlig leere Achterdeck. Hier halten wir es bis etwa 22 Uhr aus, bevor wir uns in unsere Kabinen zurückziehen.



    Fortsetzung folgt …...







    Renate - 7.11.2011 - Trondheim-Rørvik


    Um 5.00 Uhr war ich wach. Wir befanden uns planmäßig im Anflug auf Trondheim...wie schön . Der Trondheimsfjord war ein Ententeich, es war bewölkt und Sterne waren auch nicht zu sehen. Besondere "Vorfreude" bereitete mir die Abwesenheit der Nordlys, hätte mir sie mir doch irgendwie eine wunderbare "Ausrede" geboten, nicht an Jobos Stadtgang teilnehmen zu müssen . Ausgiebige Besuche auf dem Gegenschiff sind schließlich wichtiger, wobei Trondheim ohne Gegenschiff sowieso doof ist.
    Jedenfalls bin ich um ca. 6.00 Uhr mit meinem Frühkaffee auf Deck 7 geklettert. Ein bisschen schmeckte er dann doch, als mir der Brückenbesichtigungs-Termin einfiel. Das würde spannend werden. Jobo erschien irgendwann kurz nach 7.00 Uhr, so konnten wir kurz danach zum Frühstück gehen. Mir blieb das Brötchen fast im Halse stecken, hatte Jobo sich doch inzwischen schon einen Zeitplan zurechtgelegt. Der Fahrradlift sollte es sein. Er hatte sein besonderes Interesse geweckt, weil ihm davon noch wichtige Fotos fehlten, und ein Besuch desselben wunderbar in das Zeitfenster bis zur Brückenbesichtigung passte.
    Nach außen gelassen, aber mit Wut im Bauch (vor allem auf die Nordlys), ergab ich mich in mein Schicksal. Besonders ansteckend wirkte Jobos Trondheim-Enthusiasmus nicht. Wir trabten also diesmal gleich über den Nidelv und dann durch ein zugegeben sehr schönes Holzhäuserviertel. Obwohl es etwas kühl war, hatte ich schon wieder mit meiner viel zu warmen Jacke zu kämpfen. Dieser Fahrradlift ist schon irgendwie eine kuriose Angelegenheit und sicher nützlich, wenn man sich den Anstieg der Straße ansieht. Über die Gamle Bybrua treten wir zügig den Rückweg an. Die alten Häuser am Nidelv spiegelten sich auch im glatten Wasser, leider bei nicht so schönem Sonnenschein wie in Ålesund.
    Auf Brückenbesichtigung hatte ich wenig Lust und setzte mich lieber in die Cafeteria. Stresserholung,Tagebuch und frischer Kaffee. Ich wollte dort auf Jobo warten. Der kam irgendwie früher als erwartet mit Netbook unterm Arm wieder angerauscht. Seine Aura stand auf Alarm. Das konnte ich schon von weitem erkennen. Das Datum auf dem Einladungszettel war falsch, Jobo hatte wie bestellt und nicht abgeholt am Treffpunkt rumgestanden und war nun, gelinde gesagt, ziemlich unwirsch. Die Taktik verlangte es natürlich, seinem Ärger zuzustimmen und sich entsprechend mit ins Zeug zu legen. Verständlich war die Aufregung ja auch insofern, dass wir doch unter normalen Umständen noch Zeit für mindestens 3 Nidarosdom-Umrundungen gehabt hätten.
    Dazu kam anschließend noch diese lahme Internet-Verbindung...immer ruhig bleiben. Bald sollte es ja Mittagessen geben, 13.00 Uhr, war aber nicht so mein Ding. Bei der Abfahrt war es immer noch bewölkt, aber ruhig. Kurz vor Fosen setzte plötzlich heftiger Wind ein, das Schiff begann zu schaukeln und die Sicht wurde immer schlechter. Gegen 14.00 Uhr kam schon die Absage für den Stokksund und eine erste Warnung für die Folda ab ca. 18 Uhr. Nö, das war das Zeichen für ein Mittagsschläfchen.
    Beim Weg zurück kam ich mal wieder am Shop vorbei. Die Angebote dort hatten wir zwar schon vorher in Augenschein genommen, aber...eine Regenjacke könnte ich wirklich gut gebrauchen . Die quietschblaue Fram-Jacke hatte ich nach einigen Überlegungen zu Hause gelassen. Wer braucht schon im November so ein dünnes Ding. Bei 2-stelligen Plusgraden und Regen war aber mein Parka mehr als lästig. Ich hatte auch schon eine ausgeguckt. Die musste aber in meiner Größe erst mal aus dem Lager geholt werden. Damit ging ich dann nichtsahnend in die Cafeteria. ....Diese Jacke war für den Fortgang der Reise mitbestimmend.
    Ich hätte sie nur gekauft, um ihn zu ärgern, mich sozusagen wie ein Geier draufgestürzt. Das wurde mit einer passenden Handbewegung ( Geierkralle) nun tagtäglich in Erinnerung gerufen.
    Die Ausfahrt auf die Folda war anfangs etwas unruhig, aber dann lag die Nordkapp wohl so günstig auf den Wellen, dass wir nur sehr wenig gespürt haben. Trotzdem lasse ich das Abendessen ausfallen und lasse mir eine Portion Pommes geben und vergnüge mich lieber mit SMS-schreiben. Wir sind pünktlich in Rørvik. Dort hatten wir, wie so oft, peitschenden Regen und die Richard With ließ sich auch (planmäßig) nicht blicken. Nach einigen mühsamen Bestrebungen in Sachen Internet hielten wir uns bis zur Abfahrt noch am Heck auf und gingen dann gegen 22.00 Uhr schlafen.


    Gruß
    Renate

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Was eine Reise - zwei ausgefallene Schiffe plus zwei ausgelassene Essen... die fehlenden Schiffe scheinen dir auf den Magen zu schlagen...

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


    Einmal editiert, zuletzt von Arctica ()

  • Hallo,


    zunächst mal vielen Dank für den ausführlichen Reisebericht. Die doppelte Berichterstattung ist wieder einsame Spitze.


    Zitat von Jobo

    Ein U-Boot? Ein Wal? Ein kieloben treibendes, gekentertes Schiff? Oder gar eine alte Mine? Na, wer weiß es?


    Das ist der Wulstbug von eurem Schiff. Guck mal die Aufnahme drüber an. Da kann man das Detail sehen.

  • Während Renate sich in der Cafeteria erholt


    Von was bitteschön? :D

    Ach ich habe schon so viele Jacken, ich brauche wirklich keine mehr


    Komisch,auf den wenigen Bildern(auch früherer Reisebericht) kenne ich sie nur mit einer schwarzen Jacke :whistling: schlimmer noch:und nur von hinten :mosking:

    wenn man sich den Anstieg der Straße ansieht


    Oh ja!Wir sind im August hochgestiefelt und sind schniefend angekommen :wacko1: Und ich muss erwähnen,das ich nicht gerade unsportlich bin :pleasantry:

    Seine Aura stand auf Alarm.


    Das hätte ich gern gesehen,wahrscheinlich hatte davor sogar die Folda Respekt


    Vielen Dank Euch beiden für die amüsante Lektüre(und natürlich die tollen Bilder) :good3:

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