Eine Sommerreise mit der RICHARD WITH (11.-26.07.2011)

  • Hallo zusammen,


    jetzt habe ich Euch lange genug warten lassen, aber das war keine Absicht. Das ganze Jahr ist schon extrem busy und das ist nach unserer Sommerreise mit der RW im Juli dieses Jahres nicht besser geworden. Inzwischen habe ich meine Bilder weitgehend durchgesehen und der Text ist auch fast komplett fertig, lediglich das Nachprogramm ist noch nicht ganz fertig geschrieben.


    Ich hoffe, dass der Bericht von der Sommerreise jetzt, wo es in die kalte Wintersaison geht, etwas vom Sommer zurückbringen kann und vielleicht den einen oder anderen überzeugten Winterfahrer vielleicht mal auf die Sommerroute bringt. Für mich ist auf jeden Fall eine Wintertour geplant, ich arbeite noch an Details.


    So, und jetzt geht es los:


    11.07.2011, 1. Tag


    Um die Anreise so bequem wie möglich zu machen, haben wir den Direktflug von Frankfurt von Bergen genutzt, auch wenn der etwas teurer gewesen ist. Anreise dorthin mit dem eigenen PKW. Wie immer wenn ich mit meiner Frau gemeinsam reise, muss dann ein erheblicher Zeitpuffer eingearbeitet werden. Ihr Argument: Wenn wir ihn nicht brauchen, kann ich ihn ja zum Shoppen benutzen. In dem Fall war es aber doch ganz gut. Es war Montagmorgen und trotz Ferienzeit staute sich der Verkehr in der Wetterau und später noch etwas um Bad Homburg. Wir konnten also ganz entspannt bleiben, was sicher ohne den Puffer nicht ganz so geblieben wäre. Der kleine Cityline-Flieger stand auf einer Außenposition, aber wirklich in der allerhintersten Position, die man sich denken kann. Es kam uns vor, als wären wir schon halb in Norwegen, als wir endlich am Flieger ankamen. Und natürlich war dann Westwind, was wiederum hieß, dass der Flieger von seiner Parkposition für den Start an das entgegengesetzte Ende des Flughafens rollen musste. Gefühlt waren wir beim Start eigentlich schon in Bergen.


    Der Flug war ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Überall über Deutschland tolles Wetter, Schäfchenwolken wohin das Auge reichte. Der Flug ging direkt über die mittelhessische Heimat, Marburg konnte ich ausmachen. Später dann die Elbmündung mit Nordostseekanal und Sylt, entlang der dänischen Westküste und ein kurzes Stück über offenes Wasser, bevor norwegisches Festland erreicht wurde. Je weiter nach Norden wir kamen, desto dichter wurden die Wolken, kurz vor Bergen dann geschlossene Wolkendecke. Grrr ! Der Flugkapitän machte darauf aufmerksam, dass wegen der niedrigen Wolken der Boden erst spät zu sehen sein würde.



    Tatsächlich sieht man erst mal nur Wasser, zumindest nach rechts aus dem Flieger. Dann rücken erste Inseln in Blickfeld, bunte Häuser und Hütten, dann das Festland und schließlich das Flughafengelände – es regnet zu unserem Empfang !! Wir sollten erfahren, dass das nicht das letzte Mal auf unserer Reise war. Ein paar Minuten später standen wir am Gepäckband und warteten auf das Gepäck – wer ist das nur immer, der seine Koffer zuerst bekommt? Mir passiert das nie und ich fliege wirklich häufig ! Aber schließlich kommen sie doch und auch meine Frau ist glücklich. Sie nimmt übrigens das kühle und feuchte Wetter noch erstaunlich gelassen. Das hat wohl etwas mit der nicht besonders hohen Erwartungshaltung zu tun und sollte sich im Weiteren als recht zweckmäßig herausstellen.



    Wir entschieden uns, nicht den Flybussen zu nehmen, sondern den ein paar Minuten später abgehenden Hurtigruten-Transferbus, der um 13:00 h direkt zum Hurtigruten-Terminal fährt. Kostete 170 NOK pro Nase und fuhr uns ohne Umwege dorthin. Es waren nur wenige Passagiere, die dieses Angebot nutzten. Andere hatten Taxi und Flybus in die Stadt hinein genommen, um vielleicht noch etwas Sightseeing zu machen. Da wir aber nach der Cruise noch 4 Tage in Bergen sein wollten, war uns das nicht so wichtig. Später an Bord sollten wir die meisten dann doch wiedersehen.


    Dann erst mal Koffer aufgeben und die bessere Hälfte überreden das Gepäckschließfach für einen Teil ihres wie immer recht schweren Handgepäcks zu nutzen, um noch einen kleinen Rundgang an Land zu machen. Da wir das Sommerspecial gebucht hatten, bekamen wir jetzt zum ersten Mal die Kabinennummer genannt. Deck 2, Nummer 212, also steuerbord mittschiffs. Da die Ladeluken an Backbord sind, versprach das eine ruhige und auch vom Seegang relativ ungestörte Lage. Um die Ecke am Kai lag die Super Constellation, eine gigantische Bettenburg – ich kann mir im Leben nicht vorstellen, dass mir gefallen würde, damit zu fahren. Merkt man bei solchen Schiffen eigentlich überhaupt, dass man fährt ?


    Um die Zeit zu überbrücken, entschieden wir uns für einen kleinen Spaziergang durch das alte Stadtviertel auf der Nordnes-Halbinsel direkt gegenüber vom Hurtigruten-Kai mit seinen niedlichen, puppenstubenähnlichen Holzhäuschen, die eng aneinandergereiht an den schmalen steilen Gässchen stehen. Überall blühen Blumen, zwischen den Ritzen der Pflastersteine gelber und orangefarbener Mohn, in kleinen liebevoll angelegten Beeten, Rosen und andere Sommerblumen. Der Nieselregen zwischendurch lässt alles in schönem Kontrast glänzen. Ich kämpfe etwas gegen die Tropfen auf der Kameralinse, aber so schlimm ist das schlechte Wetter schon gar nicht mehr bei so einer schönen Atmosphäre…



    Oben auf der Straße angekommen, wenden wir uns nach links weiter auf die Halbinsel, um einen besseren Blick über die Bucht zu erhalten. Und da hören wir auch schon das kraftvolle Horn der RICHARD WITH. Sehen können wir sie noch nicht, aber es bleibt genug Zeit, eine Stelle mit gutem Blick zu finden. Ein kleiner Park ermöglicht diesen und wir schauen beim Anlegemanöver zu. Laute Ansagen begleiten das Einlaufen. Obwohl wir noch lange nicht an Bord dürfen, machen wir uns ganz langsam auf den Weg zurück zum Terminalgebäude.



    Fortsetzung folgt ...

    Es grüßt Capricorn :hut:


    7/11 RW // 3/12 NX // 7/12 FM/VE // 3/13 VE // 1/14 TF // 3/14 LO // 7/14 NX // 4/16 FR // 3/18 VE // 7/19 FR


  • Großartig, lieber Alfred! Mit dem Winterhalbjahr beginnt für uns jetzt die intensivere Vorbereitungsphase auf unsere Reise im kommenden Mai mit der Richard With. Und atme ich JEDEN Reisebericht regelrecht ein. Und immer weiter schön mit Cliffhängern am Ende arbeiten. :thumbup: Du weißt schon, wie man Leser fesselt.


    Danke! VG, Emilia

  • Wir waren letztes Jahr im August mit der R.W. unterwegs! Von Berichten und Fotos kann ich gar nicht genug bekommen!
    Momo

  • Nun, dann will ich mal den RW-Fanclub und natürlich auch alle anderen HR-Fans nicht zu lange warten lassen und vor allem sicherstellen, dass Muddi später heute abend ihren Schönheitsschlaf ;) bekommt:


    11.07.2011, 1. Tag (Fortsetzung)


    Nachdem alle Passagiere ausgestiegen waren, fuhren wir im Terminalgebäude mit der Rolltreppe nach oben, um auch vom Balkon einen Blick auf die RICHARD WITH zu werfen und natürlich ein paar Fotos zu machen.



    Der Reiseleiter einer Reisegruppe gab seine Erläuterungen – das meiste kannte ich aus dem Forum bereits – seiner Gruppe laut genug kund, dass man ein bisschen zuhören konnte. Irgendwann realisierten wir, dass wir ja noch gar keine Bordkarten hatten. Also wieder runter zum Check-in und die ersehnten Stücke holen. Die Schlange war mittlerweile etwas länger, aber nach ein paar Minuten erhielten wir sie in der Hand. Klasse, wie erhofft die zweite Abendessen-Sitzung und der Tisch Nr. 15 liegt am Fenster backbords recht weit vorne über der Ladeluke. :dance4:


    Um 16 h dann endlich Einchecken. Wir sind die allerersten, die an Bord gehen – ein tolles Gefühl. Schnell runter auf Deck 4, die Cruisekarte freischalten und den Kaffee-Deal machen, da die bessere Hälfte nach sehr kurzer Nacht – hat sie überhaupt geschlafen ? – ziemlich in den Seilen hing und megadringend einen Wachmacher brauchte. Machen wir auch noch den Wein-Deal ? Bei 3200 NOK denkt man da aber doch zweimal drüber nach und wir entschließen uns, die Entscheidung zunächst zu vertagen. Dann geschwind rüber zum Reiseleiterschalter. :neo: Er ist zwar erst um 16:30 h wieder da, aber ich muss doch unbedingt noch den Ausflug Geiranger mit Trollstigen buchen, der mir irgendwie bei der Online-Reservierung durch die Lappen gegangen war. Einige hatten das ja auf meine Nachfrage als unbedingtes Muss deklariert (danke nochmals dafür !!). Der Reiseleiter Morten Sagen erledigte das superfreundlich und routiniert. Er sollte uns nicht zum letzten Mal gesehen haben. Dann alle Info-Materialien und Broschüren einsammeln, die so herumlagen, einschließlich der Tagesbefehle für den ersten und zweiten Tag. Das ist eine gute Einrichtung, da weiß man genau, was so auf einen zukommt und kann ein bisschen im Voraus planen. :search:


    Und dann endlich dringend einen Kaffee und einen kleinen Happen (sehr leckerer Krokant-Schoko-Kuchen !!) in der Cafeteria und etwas durch die Unterlagen blättern. Bei der Rezeption schauten wir auch noch kurz vorbei – ich wollte mal schauen, was das Internet (WLAN) kostet. Aber die Schlange war zu lang. Also erstmal rausfinden, wo die Kabine liegt. Gerade als wir daran vorbei gingen, kam die Durchsage, dass wir in die Kabinen reinkönnen (Sorry, habe voll verpennt sie dokumentrisch zu fotografieren :blush2: ). Also nichts wie rein und etwas von dem Ballast, der nicht ständig mitgeschleppt werden sollte, raus aus Taschen und Rucksack. Die Koffer kamen dann auch ein paar Minuten später und wir begannen schon mal mit dem Auspacken. Um 18:00 Uhr unterbrachen wir das, schließlich wollten wir nicht, dass alle anderen uns das angekündigte Buffet wegessen, bei einem ausgebuchten Schiff weiß man ja nie. Und außerdem wollten wir um 20:00 h fertig sein, um das Auslaufen genießen zu können. Freie Platzwahl, zur Feier des Tages ein Gläschen Wein und dann in den leckeren Vorspeisen schwelgen – eigentlich braucht man gar nichts anderes – Lachs, gedünstet, geräuchert, gebraten. Dazu lecker Sößchen und Salat ! Natürlich auch mal alle Hauptspeisen probiert und reichlich vom Dessert genascht, man will ja schließlich nichts umkommen lassen. Das mit dem Wein-Deal lassen wir dann doch, erstens muss man nicht jeden Tag welchen haben und zweitens erscheint uns eine ganze Flache jeden Tag dann doch etwas viel. Es gibt niedliche ½ Flaschen oder wir hätten sogar bestimmte Weine auch glasweise bekommen, dazu eine Karaffe mit Wasser – perfekt ! Übrigens, das Wasser mit oder ohne Kohlensäure kostet 19 NOK. Da scheinen – wie auch beim Internet – die Schiffe durchaus unterschiedliche Berechnungsmodelle zu haben.


    Kurz vor acht ! Jetzt aber schnell auf Deck 5 nach vorne unter die Brücke, um das Auslaufen zu erleben. Leinen los und sanft schiebt sich die RICHARD WITH weg vom Kai. Wir sind nordgehend !!!! :dance: Zwischendurch mal wieder ein kurzer Schauer – egal, dass muss man jetzt aushalten, wir sind schließlich Hurtigruten-Fahrer. Weiter vorn versucht die Sonne sich durch die dichten Wolken zu kämpfen. Sie schafft es, gerade so viel Licht durchzubringen, dass sogar ein kleiner Regenbogen zu Abschied von Bergen an den Himmel gezaubert wird. Wenn das kein gutes Omen ist. Dann zieht es erst einmal wieder zu und es geht aus dem Bergenfjord hinaus Richtung Norden.




    Zeit, sich die Infoveranstaltung anzuhören –an Bord ist alles klar geregelt und mit einem festen Ablauf versehen. Morten moderierte für die deutschen Reiseteilnehmer – klar die Mehrheit an Bord. Wir hatten vorher beim Essen recht viele Amerikaner und eine ganze Zahl von Italienern gesehen, was sich dann auch in den Lautsprecherdurchsagen widerspiegelt, die neben den Standardsprachen auch in Italienisch kommen.
    Die leitende Crew wird vorgestellt, den Namen des Kapitäns Tommy Eliassen habe ich auch schon verschiedentlich im Forum gelesen. Dann die Sicherheitseinweisungen mit dem knallorangenen Schutzanzug vom Sicherheitsoffizier. Er sah aus wie ein Teletubby !



    Morten gab weitere generelle Informationen, vor allem wies er auf das gute Essen hin und versprach, dass alle am Ende der Reise 5 kg mehr auf die Waage bringen werden – Hilfe !!!! :fie: Um es vorwegzunehmen, so schlimm ist es dann doch nicht gekommen. Als ich zurück zu Hause geprüft habe, waren es sogar 2,5 (!!!) kg weniger. Wenn das kein Reklamationsgrund ist. :good3: Grund war vermutlich, dass wir das Sommerspecial mit HP hatten und damit eben kein Mittagsbuffet, bei dem man immer zu viel auf den Teller nimmt. Das Abendessen war gerade ausreichend. Ab und zu hätten es vielleicht ein oder zwei Gabeln mehr sein können. Außerdem hatten wir durch die vielen Ausflüge doch eine ganz Menge Bewegung.


    Aber dann nochmal einen Kaffee zum Aufwärmen (ich glaube der Kaffee-Deal hat sich schon am ersten Tag gerechnet) :good3: und den Rest des Schiffes erkunden. Der Panoramasalon wird zumindest mich nicht allzu häufig sehen, scheint ziemlich voll und einen freien Blick stelle ich mir anders vor. Also nochmal raus unter die Brücke und den Wind um die Nase wehen lassen. Jetzt gab es sogar mal eine kurze Wolkenlücke und ein paar Sonnenstrahlen zauberten ein wundervolles Abendlicht. Dann zogen die nächsten Regenwolken auf und wir uns in unsere Kabine zurück.



    Obwohl wir rechtschaffen müde sind, stand vor dem Schlafengehen aber noch das Koffer auspacken an. Gar nicht so leicht, umeinander herumzutanzen in der Enge. Die Koffer fanden ihren Platz unter dem Tischchen, vor der Zwischentür zur Nachbarkabine. Meine Frau legte sich schon mal Schlafen, ich arbeitete noch etwas. :gamer: Übrigens gibt es W-LAN nicht nur im Salon, sondern bis runter in die Kabine. Da ich mir aber vorher einen norwegischen Internetstick organisiert hatte, benutzte ich erst einmal den. Ich nahm mir aber vor, mich später nochmal zu erkundigen, was das W-LAN kostet.


    Fortsetzung folgt ...

    Es grüßt Capricorn :hut:


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    Einmal editiert, zuletzt von Capricornaj ()

  • Danke Capricornaj, ein Reisebericht von meinem Lieblingsschiff, der eine "Nachreise" ermöglicht - und das sogar quasi mit meinem Avatar ... ;)
    Ich bin gespannt auf die Fortsetzungen ...

  • und vor allem sicherstellen, dass Muddi später heute abend ihren Schönheitsschlaf ;) bekommt:

    Ach du bist so gut zu mir!
    Ich hoffe, wir treffen uns zum Stammtisch in Frankfurt, da kannst du dann sehen, ob sich deine Rücksichtnahme gelohnt hat.
    Heute kannst du übrigens munter weiterschreiben, ich hab nämlich morgen frei und kann heut lesen bis der Arzt kommt.....

  • Für Dich, Printe, und alle anderen virtuellen Mitreisenden nun die nächste Etappe:



    12.07.2011, 2.Tag
    Eine herrlich ruhige Kabine haben wir, das gleichmäßige Brummen der Motoren und ein ganz sanftes Schaukeln ist zu spüren, von den beiden Anlegemanövern in der Nacht in Florø und Maløy bekamen wir gar nichts mit. Erst am Morgen um sechs – es ist längst wieder hell – ging es ein Stück über offenes Meer (Hustadvika) und da wir scheinbar eine steife nördliche Brise hatten, schaukelte es schon etwas mehr. Ein, zweimal schüttelt es das Schiff sogar ziemlich durch. Zu meiner Beruhigung rührt sich gar nichts vom Abendessen am Vortag, ich bin also wohl seefest. Meine Frau schläft wie ein Murmeltier. Bei mir ist’s nichts mehr mit Schlafen, aber richtig aufstehen will ich auch noch nicht. Also drücke ich mir die Nase am Bullauge platt und kann mich gar nicht sattsehen. Eine wilde Landschaft, fast unberührt von Menschen zieht am Bullauge vorbei. Vorbei an schroffen Felsen, fast ohne erkennbare Besiedlung, nur ein kleines Dorf oder vereinzelte Hütten sind zu erkennen.


    Aber wo bleibt Torvik, eigentlich planmäßig für 07:15 h vorgesehen. Es ist nun schon 08:15 h. Wir scheinen uns durch den Gegenwind etwas Verspätung eingehandelt zu haben.
    Bei Fertigmachen zum Frühstück stellten sich dann aufgrund der engen Kabine und Nasszelle doch ein paar Koordinationsprobleme ein, das Umeinander-Rumzutanzen ist noch schwieriger als gestern beim Kofferauspacken. Die bessere Hälfte war etwas genervt, weil sie sich beim Fertigmachen und Schminken etwas gestört fühlte. Also nutzte ich die Gelegenheit für einen Rundgang vor dem Frühstück auf dem Umlauf auf Deck 5 – wird langsam mein Lieblingsplatz. Gleich vorne unter der Brücke oder, wenn der Wind zu stark wird, auch seitlich um die Ecke rum.


    Wie schon vermutet kam kurz nach 9:00 h die Durchsage, dass wir gleich in Ålesund einlaufen – Torvik ist also tatsächlich ausgelassen worden. Da trotzdem noch etwas Verspätung bestand, sollte der Aufenthalt so verkürzt sein, dass pünktlich Richtung Geirangerfjord ausgelaufen würde. Um überhaupt anlegen zu können, muss erst einmal das am Kai liegende Frachtschiff Nordvær eine Schiffslänge zurücksetzen. Frechheit, einfach unseren Platz zu belegen ! Ein paar Leute raus, ein paar Leute rein, etwas Fracht raus und rein und schon ging’s weiter.



    Da ging auch schon eine SMS von der besseren Hälfte ein, wo ich denn wäre. Sie wäre jetzt soweit und wolle frühstücken. Nicht mal im Urlaub hat man seine Ruhe – ständig wird man herumgehetzt. Also los, mal sehen, was das Frühstücksbuffet hergibt, schließlich haben wir heute eine lange Tour mit der Fahrt über den Trollstigen vor uns. Und Mittagessen ist im Sommerspecial nicht gebucht.


    Je weiter wir landeinwärts fahren, desto mehr flaut der Wind ab und desto mehr lichte Momente gab es in der Wolkendecke. Aber so richtig wagte sich die Sonne noch nicht raus. Kurz vor der Einfahrt in den Storfjord tauchte dann plötzlich die ALBATROS von den Bahamas neben uns auf, zog vorbei und fuhr bis zur Einfahrt in den eigentlichen Geirangerfjord einige hundert Meter vor uns. Ich hatte ihre Schornsteine schon in Ålesund vom der anderen Seite her über die Altstadt ragen sehen. Eigentlich ein schöner Größenvergleich, um die imposante Natur entlang von Storfjorden und Sunnylvsfjorden besser einzuordnen. Und dann holte auch das Schwesterschiff der ALBATROS, die AMADEA immer mehr auf, fuhr eine Zeitlang Bug an Bug mit uns durch die grandiose Landschaft, ließ dann aber doch wieder abfallen.




    Fantastische Blicke auf Wasserfälle wechseln mit einsamen Bauernhöfen, die Adlerhorsten gleich auf halber Höhe am steilen Hang kleben. Oft gar nicht so weit weg von den Wasserfällen. Fließend Wasser sozusagen inklusive… Vorbei an den Robbervika Olivin-Minen um drei Kurven herum dann endlich zur Einfahrt des Geirangerfjord. Höflicherweise ließ uns die ALBATROS dann endlich den Vortritt und die RICHARD WITH fuhr als erstes der drei großen Schiffe ein. Eine kleine Fähre, auch auf dem Weg nach Geiranger, drückte sich ganz weit an die Felswand, um ja nicht im Weg zu sein oder das Naturschauspiel zu durchkreuzen. Immer öfter bricht sich die Sonne jetzt Bahn und beleuchtet wirkungsvoll die Hänge. Die nur noch mit wenigen kleinen Schneefeldern bedeckten Gipfel – wie das wohl im Winter aussehen mag ? – ragen aber immer noch in die tiefhängenden Wolken. Eine einmalige Landschaft und es braucht keineswegs einen postkartenblauen Himmel, um megamäßig beeindruckt zu sein.



    Überraschend, das auf halben Weg durch den Geirangerfjord plötzlich die Plätze vorne unter der Brücke sich leeren. Was ist los ? Oh Mann, es gibt doch tatsächlich Leute, die sich dieses Naturschauspiel entgehen lassen oder von drinnen anschauen, nur um ein Mittagessen gehabt zu haben. Sehr seltsam, aber mir soll es recht sein.


    Die 7 Schwestern ganz schlank (nur noch ziemlich wenig Wasser), ein paar angelnde Jugendliche in einem Schlauchboot auf der anderen Seite, die Adlerstraße (Ørnveien) ist bereits zu sehen, wie sie sich im Zick-Zack den Hang hinauswindet. Eine letzte Kurve… und wir sind doch tatsächlich nicht das erste Schiff, das hier Passagiere zum Landausflug austendert. Die VISTAMAR – ein hübsches Schiff, etwas so groß wie die RICHARD WITH, sehr schön anzusehen. Eigentlich steht sie doch sehr weit von Geiranger weg, die Tenderboote (Schlauchboote) haben einen ziemlich langen Weg zurückzulegen. Und dann die Überraschung hinter der letzten Felsennase. Zwei riesige Bettenburgen, die COSTA PACIFICA und die COSTA LUMINOSA liegen Seite an Seite unmittelbar vor dem kleinen Ort. Wie die wohl hier gewendet haben ? Kaum vorstellbar.



    Auf der RICHARD WITH herrscht nun reges Getümmel, eine Menge Leute haben sich für den Ausflug (Ausflug 2B Geiranger Panoramafahrt mit Trollstigen) angemeldet und viele weitere wollen wohl eine Zeitlang in Geiranger und Umgebung bleiben oder auf anderen Wegen weiterreisen. Alle anderen müssen an Bord bleiben. Zuerst werden alle Ausflügler über das Autodeck zur Steuerbordseite gelotst, um dort den Tender zu besteigen. Während wir gerade um unser Schiff herumfahren, gibt die COSTA LUMINOSA ein beeindruckendes Hornsignal von sich, die anderen fünf Schiffe antworten im Chor. Ein tolles Typhon-Konzert im engen Tal. Dann schiebt sie sich langsam von ihrer Position Richtung Ausfahrt. Die RICHARD WITH, die AMADEA und die ALBATROS müssen richtiggehend auf die Seiten ausweichen, um dem Koloss die Durchfahrt zu ermöglichen. Eigentlich überraschend, dass fast keine Leute zu sehen waren. Waren die etwa auch alle beim Mittagessen ?



    Währenddessen werden wir Ausflügler durch den überlaufenen kleinen Ort Geiranger gelotst. Einige der hübsch gestalteten Geschäfte in traditionellen Hütten mit Grasdach. Sicher gäbe es hier einiges anzuschauen, aber … keine Zeit, keine Zeit !!



    Nachdem alle auf die 5 Busse verteilt waren (zwei deutsche, ein englischer, ein norwegischer und ein italienischer), ging es sofort los. Unser Guide war Jens, ein deutscher Auswanderer, der erst seit etwas über einem Jahr in Molde lebt. Er wusste spannend und unterhaltsam, aber auch fachlich und inhaltlich detailliert und mit vielen Anekdoten ausgeschmückt von den Stationen unserer Fahrt zu berichten. Er war schon so sehr „Norweger“ geworden und hängte sich richtig rein, das Auswandern schmackhaft zu machen, dass ich ihn verdächtigte, einen Nebenjob beim Arbeitsamt in Molde zu haben, das offenbar dringend gut ausgebildete Fachkräfte sucht und diese bei den Hurtigrutenfahrern rekrutieren will. So schön, wie er das ausmalte, eine nachdenkenswerte Option. Überhaupt gelang es ihm prima, neben den Höhepunkten des Ausflugs – zu denen ich gleich komme – Land und Leute, Besonderheiten und Eigenheiten und vieles aus dem täglichen Leben in Norwegen anschaulich zu machen, immer gewürzt mit einem Schuss Humor.



    Ich weiß, ihr wartet auf den Bericht zum Ausflug, aber den gibt's erst beim nächsten Mal ....

    Es grüßt Capricorn :hut:


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  • Junge Junge, da war ja richtig was los im Geiranger!
    Ich weiß aus eigener Erfahrung - Tagesausflug zum Geiranger - dass man mit einem gut gefüllten Fjord richtig Punkte machen kann.
    Die Begeisterung schwindet aber ganz schnell, wenn man von der Aussichtsplattform in den kleinen, total mit Touris vollgestopften Ort kommt.
    Aber ohne die Schiffe wäre es da unten wieder zu leer.....

  • Danke


    Da ging auch schon eine SMS von der besseren Hälfte ein, wo ich denn wäre.

    Also nicht nur Schwierigkeiten der Koordination wer wann auspackt, sich fertig macht etc., sondern auch noch unzureichende Abstimmung auf deine Lieblingsplätze!? Das ist, hoffe ich, noch besser geworden!


    Mann, was für eine Wuling im Fjord!!

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