Zwei Schiffe und ein Eishotel - Januar 2009

  • Montag, 19.01.2009


    Es dauert recht lange heute morgen, bis ich aus den Federn komme. Als ich dann, nach einer ausgiebigen Morgentoilette, zum Frühstück erscheine, liegen wir bereits in Havøysund am Kai. Natürlich kommt während des Frühstücks schnell die Rede auf das schöne Polarlicht der vergangenen Nacht. Erneut beschweren sich die Passagiere, die es verpasst haben, darüber, dass keine Durchsage erfolgte. Die Reiseleiterin, eine wohlgenährte Norwegerin, verspricht, mit der Schiffsführung zu sprechen, damit beim nächsten Polarlicht eine Durchsage erfolgt.

    Ich suche mir nun einen Stammplatz auf diesem großen Schiff. Der Umlauf auf Deck 6 sagt mir gar nicht zu, irgendwie fühle ich mich hier so eingeengt. Der Gang ist recht schmall und durch die Überdachung habe ich das Gefühl, mich in einem Tunnel zu befinden. Außerdem pfeift hier auch ganz ordentlich der Wind, der Gang wirkt fast wie ein Windkanal. Steht man ganz vorne, kann man zwar in Fahrtrichtung blicken, ist aber bei weitem nicht so gut geschütz wie auf der Nock der Lofoten. Also begebe ich mich aufs Oberdeck, hier bin ich fast alleine und habe eine prima Sicht nach drei Seiten. Auf dem Achterdeck befinden sich an der großen Rückwand rechts und links zwei Ausläße, hier strömt warme Luft nach oben. Hier stehen auch viele Stühle, sicher ein beliebter Platz, zumal man hier windgeschütz und warm sitzen kann.

    Die meisten der Passagiere halten sich aber im großen Panoramaraum auf, dadurch ist das Oberdeck so gut wie leer. Lediglich der junge Schweizer (der von Vater und Sohn) läuft auch hier herum, schwer behangen mit seiner Fotoausrüstung, um die gute Sicht für Aufnahmen zu nutzen. Die See zeigt sich hier oben recht ruppig, selbst dieses große Schiff wird leicht hin und her geschaukelt. Dies stört allerdings niemand mehr, mittlerweile hat sich wohl auch der letzte an die See gewöhnt. Dafür bietet uns der Himmel wieder ein wunderschönes Farbenspiel.

    Die Fahrt verläuft, vom leichten Schaukeln abgesehen, relativ ereignislos. Hier und da erscheint auch mal ein anderer Passagier auf dem Oberdeck, um dann aber nach wenigen Minuten wieder im Schiff zu verschwinden. Von einer der beiden Damen aus der Bergenbahn erfahre ich, dass unser Mitreisender gestern Mittag in Kirkenes erneut versucht hat, sich mit seiner erneut frisierten Bordkarte ein Mittagessen zu erschleichen. Allerdings wird auf der Midnatsol nicht mit farbigen Punkten gearbeitet, sondern die Bordkarten werden beim ersten Besuch des Restaurants richtig betrachtet und die Passagiere nach Voll- und Halbpension zusammengesetzt. Da auf seiner Karte wohl ein Halbpension vermerkt war, durfte er das Restaurant wieder verlassen, dumm gelaufen. Unser Schiff zieht relativ ruhig seine Bahn durch die rauhe Barentsee.

    Von Minute zu Minute wird es jetzt heller, der Wind läßt etwas nach. Eigentlich würde ich jetzt gerne einen Espresso trinken, aber die Bar auf Deck 8 hat erst nachmittags geöffnet. Also laufe ich runter zu Deck 5 in die Cafeteria. Hier gibt es aber leider nur Kaffee, den ich mir zähneknirschend bestelle. Ich treffe Karsten hier und wir setzen uns kurz auf einen Kaffee zusammen. Anschließend gehts wieder nach oben, aufs Achterdeck.

    An Steuerbord ist nun ein großer Gastanker zu sehen, ein sicheres Zeichen, das wir uns Hammerfest nähern. Als wir schließlich in Hammerfest anlegen, stehen schon die Menschenmassen vor der Rezeption, um das Schiff zu einem Landgang zu verlassen. Kaum wird der Ausgang geöffnet, rennen alle aus dem Schiff und gleich rechts in den Eisbärenclub. Obwohl es, außer auf Svalbard, in ganz Norwegen keine Eisbären gibt, ist dieser Club mittlerweile weltbekannt. Ich wandere erstmal hoch zur Hauptstraße, um diese ein wenig auf- und abzulaufen. Viel Bürgersteige sind hier beheizt, aber die anderen sind teilweise spiegelglatt.

    Als ich wieder zurück zum Schiff gehe, kann ich sehen, dass der Eisbärenclub jetzt wieder leer und somit zugänglich ist. Hier hole ich jetzt das nach, was ich schon 2006 vorhatte, ich werde Mitglied in diesem Club. Sicherlich nur ein Gag, aber sowas muss man halt auch mal mitmachen. Mit einem einmaligen Beitrag erwirbt man die lebenslange Mitgliedschaft, bekommt Aufkleber und Ansteckbutton und hat lebenslang freien Zutritt zum Club. Ich hinterlasse auch meine Email-Adresse, da die Mitglieder darüber mit Neuigkeiten versorgt werden sollen, bis heute habe ich noch nie eine Mail erhalten. Außerdem gibt es natürlich auch noch ein Zertifikat und einen Ausweis, die die Mitgliedschaft bestättigen.

    Dann mache ich noch einen Rundgang durch den Club, der gleichzeitig auch ein Museum ist. Es ist nicht sehr groß und die ausgestellten Exponate ähneln denen im Museum in Tromsø, ausgestopfte Eisbären, lebensgroße Dioramen die die Eisbärenjagd darstellen und viele alte Bilder an den Wänden. Im Vorraum gibt es natürlich auch noch viele Marketingartikel, Plüschtiere, Postkarten, Bücher und Bilder, die wohl auch zur Finanzierung des Clubs beitragen. Pünktlich zur Abfahrtszeit bin ich wieder auf dem Schiff und wir verlassen Hammerfest.

    Ich begebe mich nun auf Deck 6 um hier vom Außenbereich aus einige Aufnahmen der vorbeiziehenden Landschaft zu machen. Zuerst versuche ich auf der Steuerbordseite zum Bug zu gelangen, aber hier bläst der Wind dermaßen stark, dass selbst ich zurückweichen muss. Also gehts einmal um das ganze Schiff herum und ich kann über die Backbordseite bis nach vorne gelangen.

    Die See ist jetzt erheblich ruhiger, nur der starke, beißende Wind stört. Die Helligkeit hat gerade ihren Höhepunkt erreicht, bald wird schon die Dunkelheit wieder einsetzen. Die Temperatur liegt leicht im Plusbereich, allerdings ist auf den Bergspitzen noch ausreichend Schnee erkennbar.

    Ich habe nun genug von Deck 6 und bin schnell wieder oben auf dem Achterdeck. Immerhin halten sich jetzt hier auch einige Passagiere auf, zusammen werden es aber wohl nicht mehr als 14 oder 15 Personen sein. Da ist wirklich genug Platz für jeden auf diesem großen Freideck. Ich treffe meine beiden Tischnachbarinnen, die Damen schnappen auch ein wenig frische Luft.

    So verbringe ich die weitere Fahrt Richtung Øksfjord auf dem Oberdeck und lasse mir den Wind um die Nase wehen. Nach und nach verschwinden die meisten Passagiere wieder ins Schiffsinnere und bald stehe ich ganz alleine hier oben.

    Noch bevor wir Øksfjord erreichen, hat die Dunkelheit die Landschaft und die See rund um uns herum verschlungen und auch ich verlasse nun das Oberdeck. In Øksfjord gibt es wieder nur einen kuerzen Halt, uninteressant für einen Landgang. Danach starten wir wieder in die Dunkelheit und ich benutze zum ersten Mal den Panoramaraum um ein wenig zu lesen.
    Da ich heute morgen recht spät gefrühstückt hatte, habe ich den ganzen Tag auf weitere Nahrung verzichtet. Dadurch verspüre ich nun doch ein starkes Hungergefühl und bin froh, als die Zeit fürs Abendessen gekommen ist. Heute ordert Karsten eine Flasche Weißwein, die in der Qualität dem Rotwein von gestern in nichts nachsteht.
    Nach dem Essen statte ich meiner Kabine einen Besuch ab, um dann warm eingepackt, mit Kamera und Stativ erneut auf dem Oberdeck Position zu beziehen. In die Kamera habe ich einen neuen Film eingelegt, also bin ich bestens vorbereit, für das heute hoffentlich wieder erscheinende Polarlicht.
    Es dauert aber noch bis etwa 22 Uhr, bevor tatsächlich Polarlicht hinter dem Schiff erscheint. Es ist nicht so stark wie gestern, aber ich hoffe durch die Verwendung des Stativs und lange Belichtungszeiten auf gute Ergebnisse. Die Schleier am Himmel ziehen hin und her und schließlich auch vor das Schiff. Erst jetzt erfolgt eine Durchsage im Schiff, die haben doch tatsächlich nur nach vorne geschaut und nicht bemerkt, das hinter dem Schiff schon lange Polarlicht vorhanden ist. Nun wird es natürlich schnell voller auf dem Oberdeck, aber ich habe einen ganz guten Platz erwischt und werde kaum von anderen gestört.
    Bald schon habe ich wieder einen ganzen Film verschossen und mache mich daran einen neuen Film einzulegen. Bis ich allerdings damit fertig bin, ist in der Dunkelheit nicht so einfach, ist das Polarlicht verschwunden und erscheint auch in Folge nicht mehr.
    Ich bin nun im Besitz von zwei Filmen mit Polarlichtaufnahmen und glaube mich dadurch im Besitz von doch einigen guten Bildern. Umso größer ist meine Enttäuschung und Verärgerung, als ich später zuhause meine Filme aus dem Entwicklungslabor zurückbekomme und es liegen zwei nagelneue Filme dabei mit dem Vermerk, es habe leider bei der Entwicklung ein Problem gegeben und dabei seien zwei Filme zerstört worden. Es ist wohl nicht schwer zu erraten, um welche Filme es sich dabei gehandelt hat, da sind neue Filme auch keine Entschädigung. Dieses Ereignis war dann endgültig der Anlass für mich, auf die digitale Fotografie umzusteigen.

    Als ich den neuen Film eingelegt habe, kann ich jetzt nur noch das über uns deutlich sichtbare Sternbild des Fuhrmanns ablichten. Ich will nun schon das Oberdeck verlassen um die Fotoausrüstung in die Kabine zu räumen, als uns die nordgehende FINNMARKEN passiert.

    Bei den langen Belichtungszeiten übertragen sich aber doch die Schiffsvibrationen aufs Bild und eine gute Schärfe ist nicht mehr zu bekommen. Ich bringe also mein Stativ wieder nach unten und mache später Bilder von unserer Ankunft in Tromsø aus der Hand, bzw. indem ich die Kamera auf die Reling auflege.

    Leider findet sich niemand für einen nächtlichen Bummel durch Tromsø, schon gar nicht, um einen der schönen Pubs in Tromsø aufzusuchen. Da war die kleine Gemeinschaft auf der Lofoten 2006 schon aus anderem Holz geschnitzt. Alleine habe ich aber auch keine rechte Lust loszuziehen, also beende ich diesen Tag und haue mich in meine Koje, die auf diesem Schiff eher den Charakter eines Hotelbettes hat.


    --- wird fortgesetzt ----

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Also ich wäre mitgekommen :girl_sigh:
    Weißt Du welche Farben ich am wenigsten ausstehen kann?:
    Alle Lila-, Violett- und ähnliche Töne.....
    Aber Deine Fotos mit den Himmelsfarben - wunderschön :imsohappy:
    Gibt's noch mehr davon ? Dann wechsle ich mal kurz den PC
    und fahre nach Hause
    Gruß
    Renate

  • Keine Sorge, ich werde auf jeden Fall versuchen, noch vor eurer Abfahrt mit dem Reisebericht fertig zu werden. :locomotive:
    Schätze so auf Mittwoch oder Donnerstag. :good3:

    Gruß Jobo,


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  • aber ich verstehe noch nicht, dass das ganze nicht schmilzt, z.B. von der Körpertemperatur, wenn du dich hinlegst


    Na ja, man liegt ja nicht auf dem Eis, sondern in einem Bett, das von Eisblöcken umgeben ist. Der Boden besteht aus einer dicken Schneeschicht, ebenso wie die Wände. Im Eishotel herrscht ständig eine Temperatur von 0°C oder meist sogar Minusgrade. :dance3:
    Mehr Infos gibts hier.

    Gruß Jobo,


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  • Dienstag, 20.01.2009


    Mangels Pubbesuch gestern, bin ich heute schon recht früh fit und wechsle ein Deck höher zum Frühstück. An unserem Tisch sitzt noch niemand, aber zwei Tische davor sehe ich, sehr zu meiner Verwunderung, unseren jungen Österreicher, den ich schon seit Kirkenes vermisst habe. Er erzählt mir nun, dass er mit der LOFOTEN bis nach Tromsø zurückfahren durfte. Dort hat er dann in einem Hotel übernachtet und abends die Tromsøer Pubkultur genossen. Er sei gestern nacht dann auf die MIDNATSOL gekommen, und weil er niemand mehr für einen kurzen Pubbesuch gefunden hat auch in die Koje gegangen. Das hätte ich wissen sollen.
    Er erzählt mir auch, dass er eigentlich nur seinen Rückflug zu einem festen Termin gebucht habe, aber für die nächsten Tage noch vollkommen offen sei, was den weiteren Reiseverlauf betreffe. Mir fällt auf, dass das Restaurant heute morgen relativ leer bleibt. Der Österreicher erzählt mir, das in Tromsø eine riesige Gruppe Engländer ausgestiegen sei und in Busse zum Flughafen gewechselt habe. Das muss die 150 Personen starke Gruppe von Kirkenes gewesen sein. Nach dem Frühstück unterhalten wir uns noch einen Zeitlang auf dem Oberdeck, wir haben eben gerade Harstad verlassen und genießen den beginnenden Tag.

    Nach und nach gesellen sich jetzt noch einige andere ehemalige Lofotenpassagiere zu uns, um den Österreicher zu begrüßen und über seinen zwischenzeitlichen Verbleib auszufragen. Nicht alle sind begeistert, als sie hören, dass er auf der LOFOTEN verbleiben durfte. Ich glaube erkennen zu können, dass es da in dem einen oder anderen mächtig brodelt. Auch die eine von meinem Damen vom Stadtrumstehen ist etwas verägert, da auch sie von der alten LOFOTEN begeistert ist und gerne noch ein oder zwei Tage mit diesem Schiff gefahren wäre.

    Richtig groß wird nun die Verwunderung, als unser älteres englisches Ehepaar um die Ecke biegt, mit denen ich auf der Lofoten an einem Tisch gesessen habe. Sie sind in Begleitung einer jungen Engländerin. In dem folgenden Gespräch erfahre ich nun, dass die beiden vom Kapitän die Erlaubnis erhalten haben, bis nach Harstad mit zurück zu fahren, weil sie schon seit Jahren Stammgäste auf der LOFOTEN sind. Insgesamt sind wohl mit den Engländern und dem Österreicher fünf Passagiere wieder südgehend mit der LOFOTEN gefahren. Die junge Engländerin ist wohl gestern in Tromsø zugestiegen und kennt das Ehepaar schon länger.

    Die Neuigkeit spricht sich sehr schnell im Schiff herum und einige der ehemaligen Lofoten-Passagiere sind nun doch sehr verärgert und zeigen dies auch deutlich. Es ist sicherlich gut, dass der Reiseleiter Harald sich nicht an Bord befindet, das hätte unter Umständen sogar zu einigen nonverbalen Kommunikationen geführt. Über all den Neuigkeiten verpasse ich fast die Einfahrt in die Risøyrenna, ein sehr schmale Fahrtrinne.

    Hier schiebt sich das Schiff sehr ruhig zwischen den, die Rinne markierenden, Holzpflöcken vorbei. Wie immer sind diese Landeplatz für viele Kormorane. Aber ich muss zugeben, das die Fahrt mit der LOFOTEN durch diese Rinne irgendwie beeindruckender war. Wir legen nun in Risøyhamn an, die Liegezeit hier ist auch nur kurz. Während ich mich noch auf dem Oberdeck mit den Engländern unterhalte, zieht nur wenige Meter über uns ein Fischadler seine Kreise.

    Er läßt sich auch nicht von uns beirren und zieht wieder und wieder über das Schiff und den Hafen von Risøyhamn. Erst kurz bevor wir wieder ablegen dreht er ab und gleitet majestätisch tief über das Wasser in Richtung Risøyrenna ab. Unser Schiff nimmt nun wieder Fahrt auf, und wir lassen Risøyhamn hinter uns zurück.

    Hier in den Vesterålen ist die See wie immer sehr ruhig und unser Schiff scheint übers Wasser zu schweben. Insgesamt ist das Schiff sehr leer, die meisten Passagiere sind wohl auf dem Landausflug von Harstad nach Sortland unterwegs. Man merkt, dass wir uns doch schon etwas weiter im Süden bewegen, es ist hier heller und diese Helligkeit hält auch länger an.

    Die wenigen verbliebenen Vollpensionspassagiere verschwinden nun langsam nach unten, auch ein sicheres Zeichen dafür, dass wir uns Sortland nähern. Wir ziehen sehr nahe am Ufer vorbei, auf einer großen verschneiten Wiese grast eine Rentierherde. Ein wenig dahinter liegt ein Schiff der norwegischen Küstenwache, die KV SENJA, am Ufer.

    Der Schnee liegt hier nur noch dünn an Land, die Tannen erstahlen schon in tiefem dunklen Grün. Sortland erscheint nun voraus, erkennbar an der großen Brücke unter der auch wir durch müssen.

    Wie immer treffen sich hier der Bus mit den Landausflüglern und das Schiff. Der Bus wartet meist am Ufer bis sich das Schiff nähert und fährt dann langsam auf die Mitte der Brücke, bis das Schiff darunter durchfährt. Beide begrüßen sich dann mit akustischen Signalen. Nun steht offiziell zuerst das Mittagessen für die Passagiere an. Von Sortland aus machen wir uns auf den Weg nach Stockmarknes, wo das Hurtigrutenmuseum auf uns wartet. In Stokmarknes gehe ich mal ohne Kamera von Bord, ich möchte mir gerne die dort aufgebockte alte Finnmarken in Ruhe ansehen. Dieses Schiff ist noch älter als die Lofoten und dementsprechend spartanischer eingerichtet.
    Nach dem, meiner Meinung nach wie immer zu kurzen, Aufenthalt in Stokmarknes, nehmen wir wieder Fahrt auf um uns nun den Lofoten aus nördlicher Richtung zu nähern. Leider ist von der sonst beeindruckenden Lofotenwand durch die nun hereinbrechende Dunkelheit kaum etwas zu sehen. Ich werde nebenbei von dem Frankfurter Ehepaar angesprochen. Die beiden fragen mich, ob ich in einem eventuellen Streitfall mit der Versicherung bestätigen würde, dass sie zu der Zeit, als zum ersten Mal mit ihren gestohlenen EC-Karten Geld abgehoben wurde, bereits in der Bergenbahn gesessen haben. Ich sichere ihnen dies zu und wir tauschen die Adressen aus. Die beiden haben nun doch etwas Angst, dass die Versicherung ihnen vorhalten könnte, sie hätten selbst noch das Geld abgehoben.
    Wir befinden uns bereits wieder im Raftsund, als eine Durchsage darauf hinweist, dass das Abendessen heute etwas später während der Passage von Svolvær nach Stamsund stattfinden wird. Ich hatte schon damit gerechnet, da ja auch das Mittagessen sehr spät war, und mich zwischenzeitlich in der Cafeteria versorgt. Dabei hatte ich den Österreicher getroffen, der mir erzählte, er würde in Svolvær von Bord gehen, um dort einige Tage zu verbringen. Er habe von jemand auch die Adresse eines Lofotenfischers bekommen, der auch Passagiere zum Fischfang mitnehmen würde. Diese würde er gerne einmal mitmachen.
    In Svolvær angekommen wandern viele zu der Ausstellung Magic Ice, andere besuchen hier das Kriegsmuseum. Ich nutze die Zeit zu einem Spaziergang durch diesen kleinen Lofotenort. Dabei sehe ich noch kurz den Österreicher und versuche ihn noch zu erreichen um mich von ihm zu verabschieden, aber hinter der nächsten Ecke ist er in irgendweine Nebenstrasse verschwunden und ich treffe ihn nicht mehr. Pünklich zur Abfahrt bin ich wieder an Bord und gehe gleich ins Restaurant zum Abendessen. Jetzt kann ich sehen, das nur noch etwa 50 Passagiere an Bord sind.
    Wir sitzen gerade beim Nachtisch, als eine der beiden Damen aus der Bergenbahn zu uns an den Tisch kommt. Sie hat eine Liste dabei in die sich viele ehemalige Passagiere der Lofoten bereits eingetragen haben. Diese Liste wollen sie mit einer Sammelbeschwerde an Hurtigruten schicken, weil doch einige Passagiere mit der LOFOTEN noch weiter fahren durften. Nur eine der Damen vom Stadtrumstehen unterschreibt nicht, ihr gefällt dieses komfortablere Schiff besser als die Lofoten und sie ist nicht unglücklich über den Wechsel. Da mich die Sache nicht betrifft, beschäftige ich mich nach dem Nachtisch lieber mit dem restlichen Weißwein den ich heute wieder geordert habe.
    Ich beobachte nun noch vom Oberdeck aus die An- und Ablegemanöver in Stamsund und begebe mich danach zur Nachtruhe.


    --- wird fortgesetzt ---

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
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  • Na ja, man liegt ja nicht auf dem Eis, sondern in einem Bett, das von Eisblöcken umgeben ist. Der Boden besteht aus einer dicken Schneeschicht, ebenso wie die Wände. Im Eishotel herrscht ständig eine Temperatur von 0°C oder meist sogar Minusgrade. :dance3: Mehr Infos gibts hier


    Ich dachte, die Matraze wärmt sich doch durch die Körperwärme und wärmt dadurch auch Schnee und Eis, aber wenn dabei alles ganz bleibt, dann ist ja gut. danke für die Info. :dance3:
    Vielen Dank für die Fortsetzung von Bericht und Bildern, ist alles herrlich! :dance: Das mit den Filmen ist ja super ärgerlich :ireful: und ein echtes Argument für die Digitalfotografie. :dance3: Bin gespannt, wie es weitergeht. :good3:

  • Ich dachte, die Matraze wärmt sich doch durch die Körperwärme


    @Hanna, die Körperwärme bleibt ja im Schlafsack, da geht kaum was raus, und selbst wenn, mit dem bisschen Wärme kannst du keinen Schnee schmelzen ;)

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
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  • Also doch heute noch :thank_you:
    Ich wäre auch stinksauer gewesen, wenn sie mich von der
    Lofoten geworfen hätten und andere dürfen mitfahren.....
    Danke Jobo, dann kann ich ja jetzt schlafen gehen.
    Morgen geht das Packen los :good3:
    Gute Nacht
    Renate

  • Mittwoch


    In der Nacht haben wir erneut den Vestfjord überquert, ohne das ich im Bett etwas davon gespürt hätte. Auch die zweistündige Liegezeit in Bodø ist unbemerkt an mir vorbeigezogen. Noch vor dem Frühstück werfe ich einen kurzen Blick nach draußen, wir liegen gerade am Kai in Ørnes zwischen anderen Schiffen.

    Es ist stark bewölkt und die Temperatur liegt sicherlich irgendwo bei 5 oder 6°C. Die Wolken hängen sehr tief und erzeugen irgendwie eine bedrückende Stimmung, auch im Restaurant bei den anderen Reisenden, die sich hier schon zum Frühstück eingefunden haben. Sicherlich trägt auch die Tatsache, dass die Reise morgen in Trondheim für die meisten Fahrgäste endet, zu der seltsamen Stimmung bei.
    Die Fahrt verläuft heute morgen ereignislos, wir passieren den Polarkreis in ziemlicher Entfernung des dort aufgestellten Globus und erreichen am späten Vormittag Nesna. Der Aufenthalt hier ist sehr kurz, so sind wir schon bald wieder auf dem Weg nach Sandnessjøen. Den etwas längeren Aufenthalt hier nutzen Karsten und ich zu einem kleinen Rundgang durch diesen Ort. Die Ortschaft wirkt irgendwie verlassen, kaum jemand hält sich auf den wenigen Straßen auf. Somit besteht auch keine Gefahr, das jemand sich zur Abfahrt verspätet.
    Pünklich legen wir ab, und können nun den bekannten Gebirgszug der Sieben Schwestern an Backbord sehen.

    Zum Glück hatte ich in Sandnessjøen einen kleinen Narvesen-Laden gefunden und mir dort einen kleinen Imbiss gegönnt. Unser nächster Halt wird Brønnøysund sein am späten Nachmittag. So genießen die meisten Passagiere nun den Anblick der vorbeigleitenden Landschaft aus dem Panoramaraum. Das Oberdeck gehört mir und ein, zwei anderen Reisenden.

    Insgesamt fällt es mir zum ersten Mal auf einer Hurtigrutenfahrt schwer, die Zeit totzuschlagen. Ich wechsele häufig vom Oberdeck zu Deck 6, kehre dann kurz in der Cafeteria auf Deck 5 ein um danach wieder auf Deck 6 das Schiff zu umkreisen. Schließlich wieder aufs Oberdeck um dann ein Deck tiefer an der Bar meinen Espresso zu trinken. Es dunkeln bald darauf schon leicht, als wir endlich Brønnøysund in Sichtweite haben.

    Die Wolken am Himmel haben sich mittlerweile verzogen, oder zu dünnen Schleierwolken verwandelt. Der morgige Tag verspricht schön zu werden. Ich gebe zu, das mich der zähe Nachmittag richtig faul und träge gemacht hat und ich keine Lust mehr habe, einen Bummel durch Brønnøysund zu machen, obwohl unsere Liegezeit hier durchaus dafür gereicht hätte.

    Somit verbleibe ich auf der MIDNATSOL, bis wir Brønnøysund wieder verlassen. Noch etwa eine Stunde verharre ich auf dem Oberdeck, bis die Dunkelheit die Landschaft ringsherum verschlungen hat. Beim Abendessen will heute auch nicht so richtig gute Stimmung aufkommen, obwohl der Rotwein, den heute wieder Karsten bestellt hat sehr mundet. Als nächster und letzter Hafen für heute steht Rørvik auf dem Programm. Der Tagesbefehl weist hier eine Begegnung mit der MS NORDSTJERNEN aus. Dies hebt meine Laune allmählich wieder an, ich wage es aber noch nicht wirklich an diese Begegnung, auf die ich schon so lange gehofft habe, zu glauben. Doch tatsächlich legen wir in Rørvik vor der kaum beleuchteten Nordstjernen am Kai an.

    Ich bin selbstverständlich der erste, der am Ausgang des Schiffes wartet, bis die Ausgangstür geöffnet wird. Schon sprinte ich rüber zur NORDSTJERNEN. Ein Blick zurück, kaum andere Passagiere sind auf dem Weg zu dem alten Schiff, die sind wohl alle schon im Gedanken bei der Heimreise. Ich entere auf die NORDSTJERNEN und stehe vor Harald, unserem Reiseleiter von der LOFOTEN, der nun die wenigen Passagiere der NORDSTJERNEN betreut.

    Ich unterhalte mich noch eine Weile mit ihm und er erfährt von mir, dass es durchaus einige Passagiere an Bord der MIDNATSOL gibt, die nicht gut auf ihn zu sprechen sind. Er beteuert mir aber, dass es einzig die Entscheidung des Kapitäns war, einigen Passagieren die Weiterfahrt mit der LOFOTEN zu erlauben.

    Nun erkunde ich in aller Ruhe, nur wenige andere Passagiere sind auch noch hier zur Besichtigung, dieses schöne alte Schiff. Schließlich sind die NORDSTJERNEN und ich im gleichen Jahr vom Stapel gelaufen. Nachdem ich mich im Schiffsinnern schnell nach oben gearbeitet habe, ist zuerst der Außenbereich dran, natürlich auch mit einem kurzen Blick auf die Brücke. Ich erkenne, das der NORDSTJERNEN, im Gegensatz zur LOFOTEN, ein Deck fehlt. Auch ist dieses Schiff etwas kürzer, was aber kaum auffällt. (Nachtrag: was bei HR falsch eingetragen war, in Wirklichkeit ist die NORDSTJERNEN fast eineinhalb Meter länger als die LOFOTEN)

    Ich arbeite mich nun wieder durchs Innere des Schiffes. Sehe mir das Restaurant und die Aufenthaltsräume an und werfe ebenso einen Blick in die Küche. Die NORDSTJERNEN hat auch am Heck einen schönen Aufenthaltsbereich, ja sogar eine Art Spielzimmer. Das Interieur dieses Schiffes gefällt mir sehr gut, auch wenn es nicht ganz so edel scheint wie das der Lofoten.

    Ich schaue mir auch noch eine der Standardkabinen an, die mir aber etwas kleiner vorkommen, wie die der LOFOTEN. Die Zeit vergeht wie im Fluge und ich verlasse schließlich diese schöne Schiff mit dem Vorsatz, auf jeden Fall einmal eine Reise damit zu machen. Auf dem Kai gehe ich noch schnell bis vor die MIDNATSOL, um die beiden Schiffe auf ein Bild zu bekommen, der Größenunterschied ist doch enorm.

    Leider ist die NORDSTJERNEN durch ihre schwache Beleuchtung nur schwer zu erkennen. Wieder an Bord der MIDNATSOL werfe ich noch einen wehmütigen Blick vom Achterdeck auf die NORDSTJERNEN. Ich gebe zu, in diesem Moment würde ich lieber mit der NORDSTJERNEN weiterfahren.

    Ich blicke vom Oberdeck auf den Hafen, während die letzten Passagiere der MIDNATSOL von ihrem kurzen Landgang zurückkommen und die Ladetore bereits wieder geschlossen werden. Wir sind zur Abfahrt bereit. Die NORDSTJERNEN scheint ebenfalls bereit zu sein, ihre nordgehende Route wieder aufzunehmen.

    Es spricht sich nun doch sehr schnell auf dem Schiff herum, dass Harald an Bord der NORDSTJERNEN ist. Sicherlich würde der eine oder andere der ehemaligen Lofoten-Passagiere gerne noch zur NORDSTJERNEN gehen und den Reiseleiter zur Rede stellen, aber die Tore der Schiffe sind bereits zu.

    Obwohl die NORDSTJERNEN eigentlich bereits seit 15 Minuten wieder unterwegs sein sollte, legt die MIDNATSOL als erstes Schiff von Rørvik ab und bald schon verschinden die Lichter der NORDSTJERNEN und der Stadt Rørvik hinter uns in der Finsternis. Nicht mehr viele Passagiere sind im Schiff unterwegs, die meisten sind scheinbar schon in ihren Kabinen, packen vielleicht schon ihre Koffer für morgen.
    Schließlich finde ich das Ehepaar aus Frankfurt in der Bar, die mich zu einem Bier einladen. Die Bar ist nur spärlich besucht, es sind nur noch zwei weitere Paare und ein einzelner Gast hier. Wir unterhalten uns noch eine Weile, bei mir kann ich noch keine Anzeichen für eine Müdigkeit erkennen. Neben der Bar müht sich der Musiker ab, die wenigen Gäste zu unterhalten. Dieses seltsame Exemplar eines Musikers ist mir in den letzten Tagen eigentlich nur dadurch aufgefallen, dass er hin und wieder kettenrauchend auf dem Oberdeck herumlief. Ich hatte dann auch einmal das zweifelhafte Vergnügen, zusammen mit ihm in einem der Aufzüge nach unten zu fahren, meine Bekleidung brauchte einen Tag bevor sie sich der Nikotinausdünstungen dieses Musikus wieder entledigt hatte.
    Wir sitzen nun schon eine Weile zusammen, der Musiker hatte gerade, sehr zu meiner Freude, eine längere Pause gemacht, als diese Kopie des Marlboromannes mit einigen Zetteln zu den wenigen Gästen geht. Er spricht kurz mit den Gästen und hinterlässt an jedem Tisch einen dieser Zettel. Wie schon von mir befürchtet, kommt er nun auch zu uns und legt uns ein Blatt vor, auf dem die einzelnen Häfen der Hurtigruten mit An- und Abfahrtzeit stehen.
    Ich bin schon kurz davor ihn darauf hinzuweisen, dass ich diesen Plan bereits besitze, als er uns erklärt, er wolle nun diesen Fahrplan mit uns singen.
    Mich packt schon bei dem Gedanken das kalte Entsetzen, welches sich dann zur totalen Panik wandelt, als er sein Vorhaben doch tatsächlich in die Tat umsetzt. Dies ist nun, nicht nur für uns, der Zeitpunkt unsere Gläser in einem Zug zu leeren und den Barbereich fluchtartig zu verlassen.
    Auch die Frankfurter suchen nun ihre Kabine auf und da ich sonst niemand mehr finde, dem ich ein Gespräch aufzwingen kann, tue ich es ihnen gleich. Nachdem ich mich dort dann mit einem Buch müde gelesen habe, schlafe ich irgendwann endlich ein und träume von einem Musiker, der unter Wasser nach Atem ringt, aber lauthals weiter den Fahrplan singt.


    --- wird fortgesetzt ---

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Der kommt doch nicht etwa zu uns?
    Was sollen wir, singen?
    Nix wie weg
    und schnell im Bett versteckt
    Herrlich, Jobo, ein Grund mehr niemals mit der Midnatsol zu fahren

  • Super Reisebericht. :thumbup:


    So eine Fahrt wirst du wahrscheinlich nicht noch einmal erleben :D


    Komische Musiker werden im nächsten Teil meines Reiseberichtes auch auftauchen. Sie sind aber eher lustig. :D

  • Wieder einmal danke, Jobo, jetzt unter meinem richtigen Namen :!: :dance3:


    Diesmal gefallen mir die Farben des Himmels und die Einrichtung unserer Nordstjernen besonders gut. :heart: Dass manche bis Harstad auf der Lofoten bleiben konnten, macht mich doch etwas wütend. :ireful: Entweder alle oder keiner, aber so ist es seltsam und gemein, finde ich. :ireful:


    Noch eine ganz andere Frage: Was sind das für Fischpasteten, die du auf der HR frühstückst? Ich habe mich an Bord nicht getraut, sie zu nehmen, weil ich nur manche fischsorten mag und mir gerne zu viele Gedanken mache. Jetzt, um viereinhalb Jahre reifer, würde ich sowas gerne mal essen, aber kann es hier in den Supermärkten natürlich nicht finden. gibt es bestimmt wenn überhaupt teuer im Fischgeschäft, oder? :hmm:

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