Bergen damals

  • In Bergen herrscht Euphorie. Man glaubt ziemlich sicher, dass sich der Sarkophag des Königs tatsächlich in der Mauer befindet. Er sollte aus Marmor sein. Es wäre schon sensationell, da man davon ausgehen kann, dass er unversehrt ist und somit auch alle Grabbeigaben enthält. :)
    Das dürfte richtig spannend werden :thumbup:


    Aktuell : Die Euphorie hat einen herben Dämpfer bekommen. Ein "Königsexperte" ist sich zu 99 % sicher, dass es sich nicht um den König in der Mauer handeln kann... :S Dafür hat er auch diverse Begründungen geliefert.....

    Einmal editiert, zuletzt von Hamburgerin ()

  • beherbergt auf 20000 Regalmetern gut 200 Millionen Blatt Papier aus den Jahren 1150 bis 2007 - und ein Butterbrot aus dem Jahr 1918, das heute als älteste erhaltene matpakke Norwegens gilt.


    Das gute Stück wurde am 10. Juni 1918 von Inspektoren der Höchstpreisaufsicht in einer Teestube in der Kaigata 12 beschlagnahmt, nachdem eine Auswaage ein Untergewicht von 15 gr ergeben hatte. Das Brot wurde als Beweisstück beschlagnahmt und wanderte, nachdem der Teestubenwirt die für damalige Verhältnisse hohe Buße von 20 Kronen auferlegt bekommen hatte, in die Asservatenkammer der Polizei, wo sie bis 1994 verblieb - eingeschlagen in ein fettiges Dokument und wurde dann ins Staatsarchiv Bergen weitergereicht.


    Noch andere ungewöhnliche Archivalien finden sich in dem Gebäude, das sich inzwischen auch unterirdisch in von den deutschen Besatzern gebauten Bunkern ausgebreitet hat, z.B. Goldzähne, Schokolade, Lunten und gefälschte Orden, die allesamt irgendwann von der Staatsmacht eingezogen und ordungsgemäß der Nachwelt erhalten worden sind.


    Aber es gibt auch "richtige" Dokumente in dem Archiv, z.B. mittelalterliche Grund- und Gerichtsbücher, Kirchenakten und sogar die ersten, 1695 in Norwegen eingeführten Gelscheine, die auf den Kaufmann Thor Møhlen bezogen waren, sich aber zu damaliger Zeit als nicht praktikabel erwiesen und den in königlichem Auftrag handelnden Emittenten in einen spektakulären Konkurs trieben. Es sollte anschließend sehr, sehr lange dauern, bis Banknoten in Norwegen wieder eingeführt wurden...


    Wer jetzt Hunger hat, sollte allerdings nicht auf die archivierte Brotscheibe spekulieren. Ob sie noch essbar ist, hat das Archiv im Übrigen ja auch nicht zu interessieren, aber ein Einbruch ist mit gewissen Risiken verbunden: Staatsarchivar Yngve Nedrebø berichtet von Einbrechern, die in dem verschachtelten 120 Türen-Gebäudekomplex komplett die Übersicht verloren und nicht mehr aus dem Archiv hinauskamen.

  • Es gibt ein neueres Video von Bergen um 1350. [...] Vermutlich wird es noch mehr Videos geben.

    Es gibt zwei neue Videos über das mittelalterliche Bergen, darunter eine von Riksantikvaren und Byantikvaren verantwortete Dokumentation über die mittelalterlichen Steinbauten bzw. -Überreste in der Stadt, die gut ein Fünftel aller in Norwegen noch existierenden mittelalterlichen Steinbauten beheimatet. :imsohappy:

  • Anders als bei den früheren Videos sind die Experten mit der neuen Rekonstruktion (der zweite in der im vorstehenden Post enthaltenen Verlinkung) zufrieden. :thumbup:


    Die Film-Produktionsfirma Arkikon plant derweil übrigens eine App, sodass Bergen-Besucher an ausgewählten Stellen der Stadt mobil die gegenwärtige mit der mittelalterlichen Bausituation vergleichen könne.

  • Offenbar durch den großen Brand in Lærdal und den Jahrestag der Brandkatastrophe von Ålesund aufgeschreckt wird jetzt in den Medien auch an verheerende Brände anderenorts erinnert. Hier also Bergen. Die Auflistung der schlimmsten Brandkatastrophen über die Jahrhunderte ist beeindruckend wie die Bilder von einem der größten Stadtbrände im Januar 1916 (Bergensbrannen). Das große Bild zeigt Ole Bulls Plass und Torgallmenningen :fie: Nach dem schrecklichen Stadtbrand von 1702, dem 7/8 Bergens zum Opfer fielen, rangiert "1916" wohl an zweiter Stelle. :S


    Neben den schrecklichen Bildern der Brände gab es früher aber noch einen ganzen anderen Aspekt. Nicht nur dass viele der Brände in Bergen durch Plünderer ausgelöst wurden, handelte auch die arme Bevölkerung der Stadt nach der Devise: "Lasst die Stadt brennen", setzte sich quasi mit verschränkten Armen auf die Hügel und schaute auf die Feuer - wie 1702. Der Hintergrund war einfach. Für die brennenden Häuser der Reichen wollte man sich keiner Gefahr aussetzen. Man wusste nämlich, dass bei völliger Vernichtung der Häuser Hilfe "von außen" kommen würde, von der man selbst auch profitieren konnte. Wären ihre Häuser nur beschädigt oder innen verbrannt gewesen, wären sie auf dem Schaden alleine sitzengeblieben. Am Ende konnten sie so ihre Lebenssituation verbessern. :S

  • Ein interessanter Aspekt.


    Welche Möglichkeiten zum Bekämpfen eines Grossfeuers mag es 1702 in Bergen gegeben haben?

    3 Mal editiert, zuletzt von Lubeca ()

  • soll im Rahmen des Reality-Fernsehprojekts Anno den Hintergrund bilden, vor dem 14 Teilnehmer leben und agieren. Es wird also keine Dokumentation sein, sondern ein Unterhaltungsprogramm, in dem die Teilnehmer, die NRK derzeit sucht, mit- aber auch gegeneinander agieren müssen, um aus dem sprichwörtlichen Rinnstein aufzusteigen und schließlich als letzter übrigzubleiben.


    Allerdings, so die auch für das Wissenschaftsformat Newton zuständige Programmdirektorin Selda Ekiz, sei man bemüht keinen Urwaldreißer zu produzieren, sondern das setting vor dem Hintergrund der Kenntnisse über das Leben in Bergen vor 250 Jahren so genau wie möglich zu gestalten und eine weitgehende Synthese von Information und Unterhaltung zu generieren. Nicht alles sei zu der damaligen Zeit dunkel, dreckig und rückständig gewesen, aber eben auch nicht alles glanzvoll wie in einem Videospiel. Es gehe darum, Einblicke in eine sich gänzlich von der Gegenwart unterscheidende Lebensweise zu zeigen, auf deren Schultern die heute Gesellschaft aber nach wie vor ruhe.


    Selda Ekiz selbst meint übrigens, bei ihr könne bei allem Interesse die Gewöhnung an das Internet als Arbeitsmittel stark gegen eine aktive Teilnahme an Anno sprechen...


    Die Dreharbeiten sollen übrigens in gut zehn Wochen starten.

  • Einen besonderen Fund hat man bei der Restaurierung der Askvoll Kyrkje in Bergen gemacht: Eine eingemauerte Flaschenpost aus dem vorletzten Jahrhundert. Noch ist das braune Glasgefäß versiegelt, auf dem enthaltenen Schriftstück lassen sich aber mysteriöse Worte von einem tödlichen Ende sowie der Name König Carl XV (König von Schweden und Norwegen 1859-72) auf Dänisch erspähen. Gut 150 Jahre alt ist die trockene Flaschenpost also, und Experten vermuten, dass es sich um eine Art Grundstein für die 1863 geweihte Kirche handeln könnte - was die Sache mit dem tödlichen Ausgang noch spannender macht.


    Am Sonntag soll das Geheimnis gelüftet werden, denn dann will man die Flaschenpost im Rahmen des Einzugs in das inzwischen fertig restaurierte Gotteshaus öffnen.

  • ist heute Abend geöffnet worden - und enthält keine Schatzkarte oder eine alle Probleme der Menschheit auf einen Schlag lösende Weltformel. :pardon: Vielmehr sind die zwei engbeschriebenen Seiten ohne Datum und Unterschrift ein Bericht über den Kirchenbau und seine Hintergründe. Somit hat sich die Vermutung, es handele sich um eine "Zeitkapsel", bestätigt.

  • Auch für regelmäßige Besucher hat Bergen und Umgebung noch Neues zu bieten, z.B. falsche Fenster am alten Rathaus, Hakenkreuze am Balkon, eine im Domturm eingeschlagene Kanonenkugel oder noch von der VOORBODE-Katastrophe am 20. April 1944 stammende Ankerfragmente auf Sandviksfjellet - 3000 m von der Explosionsstelle im Vågen entfernt. Aber seht nur selbst - und dann: "Augen auf beim Bergen-Lauf!" :8o:

  • Immerhin 79 Jahre alt sind diese Bilder - und doch haben sie einen großen Wiedererkennungswert! :thumbup:

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  • Gestern wurde in Bergen ein trauriges Jubiläum begangen, denn der verheerende Stadtbrand von 1916 jährte sich zum 100. Mal. Gegen 17.15 Uhr hatte während einer Inventur eine Kerze das Lagerhaus des Eisenhändlers J.Berstad am heutigen Strandkaien am Vågen in Brand gesetzt, am kommenden Morgen waren große Teile der Stadt eine Brandwüste. Der Feuerwehr war es trotz schnellen Erscheinens nicht gelungen, die Flammen unter Kontrolle zu bekommen, da sie vom herrschenden Sturm kräftig angefacht wurden. In der Flammennacht, von der ein Zeuge berichtete, es sei, als ob die Tore der Hölle sperrangelweit geöffnet worden seien, verloren 2.700 Bergenser ihre Wohnstätten, ca. 300 Gebäude waren zerstört worden, Bergen schien am Boden zu liegen. Später wurden drei Angestellte des Eisenhändlers Berstad zu je drei Monaten Gefängnis verurteilt, da ihr unvorsichtiger Umgang mit offenem Licht die Brandursache dargestellt hatte.


    Hundert Jahre später vertreten Lokalhistoriker die Ansicht, dass der Großbrand von 1916 ein Segen für Bergen gewesen sei. Sie begründen diese These damit, dass die Stadt, die bis weit ins 19. Jahrhundert die größte in Norwegen gewesen war, sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem absteigenden Ast befunden habe. Den Hauptgrund dafür sehen sie in dem nach wie vor das Zentrum beherrschenden verwinkelten, quasi mittelalterlichen Stadtlayout, das den Anforderungen der Moderne einfach nicht mehr gerecht geworden sei. Der Großbrand von 1916 habe somit die Chance für einen großen stadtplanerischen Entwurf gegeben, der Bergen in die Moderne katapultiert habe und die Stadt bis heute präge.

  • Die Kaianlagen in Bergen haben alle ihre Geschichte und ihre feste Klientel - die Dänemarkfähre, die Englandsfähre, die Dampfer nach Amerika und natürlich Hurtigruten. Einige der Anlagen gibt es nicht mehr, andere haben eine neue Klientel gefunden - aber ihre Geschichten leben zumindest in Bildern weiter, z.B. die erste Ankunft der damals splitterneuen BERGENSFJORD von NAL, die Queen mit Olav V. auf dem Festungskai, der Eisbär im Vågen und die Trauer, als die Laksevåg-Fähre durch die Puddefjordbrücke ersetzt wurde. Und auch die LOFOTEN sieht wieder ganz genauso aus, wie dereinst, als sie noch vom Festungskai auf Reisen ging - naja, fast genauso... Aber seht nur selbst! :8o:

  • Ein Kulturfilm zeigt Bergen während der deutschen Besatzung 1942, die sich so ganz nicht verbergen ließ, obwohl die Macher sich sichtlich darum bemüht haben:


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    Schön auch der (dem Zeitgeschmack entsprechend aufgemachte) Blick in die alte Haakonshalle, die ja zwei Jahre später der VOORBODE-Explosion (in unserem Wiki unter Bergen beschrieben) zum Opfer gefallen ist.

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