Mittwoch 13.April
Nun ist er also auch für uns da, der Tag der Abreise aus Norwegen. Doch zuerst wird in aller Ruhe gefrühstückt, unser Schiff fährt ja erst um 13 Uhr ab Bergen. Wir brauchen also auch nach dem Frühstück nicht zu hetzen, und können ruhig unsere Koffer packen und auschecken.
Vom Hotel bis zum FjordLine-Terminal sind es nur wenige Minuten zu Fuß, daher sind wir schon um 9:40 Uhr am Terminal, das aber noch geschlossen hat. Das Wetter meint es wieder gut mit uns, wir warten in der angenehmen Morgensonne, bis das Terminal um 10 Uhr öffnet.
Es treffen auch noch andere Fahrgäste und Personal ein, die ebenfalls darauf warten, dass das Terminal öffnet. Gerade fährt ein Fahrzeug der norwegischen Schifffahrtsbehörde vor und lädt einen Fahrgast aus. Insgesamt sind es aber sicherlich nicht mehr als zehn Personen die hier warten.
Kurz vor 10 Uhr, die BERGENSFJORD muss sich wohl auch schon Bergen nähern, wird das Terminal geöffnet. An einer Säule, auf der rechten Seite in der Halle, kann man sich an einem Automaten eine Nummer ziehen, diese werden dann später am CheckIn-Schalter aufgerufen, genauso, wie es bei Color-Line in Oslo abläuft.
Notwendig ist dies hier allerdings nicht, da sich die Anzahl der Passagiere problemlos überbicken läßt. Wir ziehen versehentlich zwei Nummern, die dritte und vierte in der Reihenfolge. Nun treffen auch, wie schon erwartet, die beiden deutschen Ehepaare von der Hinreise ein. Wir geben unsere zuviel gezogene Nummer einem der Paare.
Der CheckIn-Schalter öffnet wenig später und wir bekommen unsere Bordkarten. Mit unseren Koffern, ich habe ja jetzt zwei davon, benutzen wir den Aufzug links und warten oben vor dem kleinen Zollschalter. Ein Mitarbeiter sagt uns aber dann, dass hier keine Kontrollen mehr stattfinden, also suchen wir uns einen Platz in der großen Wartehalle.
Die BERGENSFJORD hat inzwischen angelegt und ihre Passagiere ausgespuckt. Es ist kurz vor 12 Uhr, als die Türen geöffnet werden und wir, mit den anderen etwa 100 Passagieren, an Bord dürfen. Wir beziehen unsere Kabinen, diesmal ein Deck höher, ich habe die 5202, und treffen uns danach auf dem Außendeck.
Diesmal ist zwar der Außengang auf Deck 6 geöffnet, aber das Oberdeck ist wieder geschlossen. Fast pünktlich, kurz nach 13 Uhr, legen wir vom Kai ab, schieben uns rückwärts um dann in der Hafenöffnung zu drehen. Die BERGENSFJORD fährt nun, in langsamer Fahrt, aus Bergen heraus.
Doch auf halber Strecke zur Askøybrücke werden die Maschinen gestoppt und es beginnt ein hektisches Treiben an Deck. Es findet jetzt eine Rettungsübung statt, unter den wachsamen Augen das Fahrgastes aus dem Auto der Schifffahrtsbehörde, der jetzt im orangefarbenen Overall hier herumläuft.
Während an Steuerbord ein Bohrinselversorger an uns vorbeiläuft, zieht das Fast-Rescue-Boat der BERGENSFJORD seine Runden in der Bucht vor Bergen. Die ganze Aktion dauert wohl so an die 15 Minuten, bis das Boot wieder die BERGENSFJORD anfährt. Die erste Anfahrt gelingt aber nicht, das Boot hat zuviel Fahrt drauf und verfehlt wohl den Punkt, an dem es wieder aufgenommen werden sollte. Es dreht daher noch eine weitere Runde und die zweite Anfahrt gelingt dann, das Boot wird wieder an Bord genommen und die BERGENSFJORD nimmt jetzt richtig Fahrt auf.
Wir gehen jetzt ins Innere des Schiffes, um in der Cafeteria etwas Nahrung zu uns zu nehmen. Zuvor löse ich noch meinen Tax-Refund-Schein an der Rezeption ein, was problemlos möglich ist. Ein Paar Sandwiches und ein Bier müssen heute als Mittagessen genügen, zumal man die Sandwiches nicht gerade als klein bezeichnen kann.
Als wir uns anschließend wieder aufs Außendeck begeben, fährt die BERGENSFJORD schon südwärts durch die Fjorde und Sunde, durch die wir schon auf dem Hinweg gefahren sind. Wieder fallen mir die vielen großen Fähren auf, die ständig unseren Weg kreuzen. Einige Passagiere halten sich mit uns auf den Außendecks auf, eine Folge des schönen, sonnigen Wetters.
Allerdings ist die Luft heute nicht so klar, ein dunstiger Schleier legt sich vor die vorbeiziehende Landschaft rechts und links. Erneut fällt mir der Mann von der Schifffahrtsbehörde auf, der jetzt, mit einem Notizbuch bewaffnet, das Schiff ausgiebig besichtigt und sich hier und da eifrige Notizen macht. Es wird sich wohl um eine Art Sicherheitsinspektion handeln.
Insgesamt war mir aufgefallen, dass die BERGENSFJORD jetzt doch ein paar mehr Roststellen hat, als auf unserer Hintour, die tägliche Fahrt durch den Skagerrak hinterläßt halt doch ihre Spuren. Auf der Backbordseite passieren wir jetzt eine große Antennenanlage, die wir zuvor schon lange haben näher kommen sehen.
Renate hatte ja befürchtet, dass wir auf der Rückreise die norwegische Küstenlandschaft schon früher verlassen würden, und nicht an Haugesund vorbeifahren würden, da die BERGENSFJORD dies bereits mehrere Male getan hatte, wie sie zuvor in marinetraffic beobachten konnte. Doch die Befürchtung ist unbegründet, nachdem wir an dem Leuchtfeuer Ryvarden vorbei sind, nimmt unser Schiff Kurs auf Haugesund, das wir auch schon kurze Zeit später vor uns sehen.
Auf einer der Schären vor Haugesund befindet sich das Tonjer Leuchtfeuer, dass vor den gefährlichen Untiefen hier warnt. Hinter den Schären befinden sich große Werft- und Hafenanlagen in deren Hintergrund die ersten Häuser von Haugesund stehen.
Kaum sind wir an den Schären vorbei, können wir die große Stadt an Backbord sehen. Sie zieht sich über einen größeren Bereich am Ufer entlang. Im Vordergrund befinden sich immer wieder Hafen- und Werftanlagen, daher auch der starke Schiffsverkehr hier.
Auf einem Hügel oberhalb von Haugesund kann ich ein großes, pyramidenartiges Gebäude sehen, aber ich habe keine Ahnung was es darstellt und habe dazu auch bisher nirgendwo Hinweise gefunden. Direkt über Haugesund ist der Steinsfjellet, der 227 m hohe Hausberg von Haugesund, mit seinem großen Sendemast zu sehen.
Dann ist es endlich so weit, wir unterqueren die Karmsundbrücke, eine 691 m lange und 50 m hohe Bogenbrücke, die 1965 gebaut wurde. Was habe ich mir nicht alles auf der Hinfahrt anhören müssen, weil wir zur Zeit der Durchfahrt der Brücke beim Frühstück saßen. Dies hat nun endlich ein Ende und Renate ihre Brückendurchfahrt an Deck.
Wir fahren weiter den Karmsund hinab, der Schiffsverkehr nimmt hier immer mehr zu, kein Vergleich zu den teilweise völlig leeren Wasserstrassen im Norden dieses Landes. Inzwischen ist es bereits 18 Uhr, auf Steuerbord ist das Høye Varde Leuchtfeuer zu sehen, also gönnen wir uns noch einen kleinen Imbiss in der Cafeteria. Dabei möchte Renate mit der Kreditkarte zahlen, doch zur Zeit können sie auf dem Schiff nicht von den Kreditkarten abbuchen, ihre Satellitenverbindung funktioniert nicht.
Noch während wir essen, beginnt in der Bar nebenan die Musik. Es wird nun im Barbereich neben der Cafeteria laut und sehr voll, also verziehen wir uns wieder aufs Außendeck, hier ist es jetzt erheblich ruhiger. Es ist kurz vor 20 Uhr, als wir in Tananger, dem Hafen von Stavanger, einlaufen.
Hier hat man ein modernes Terminal für die Schiffe errichtet, an dem wir nun anlegen. Direkt hinter uns liegt einer dieser großen Bohrinselversorger. Hinter dem Terminal können wir, gegen die untergehende Sonne, die Leuchtfeuerstation Flatholmen sehen, ganz in der Ferne ist der hohe Leuchtturm Feistein erkennbar.
Wir werden hier bis 21 Uhr liegen, Zeit genug, die defekte Satellitenverbindung zu reparieren. Wir sehen jetzt auch oben an der Satellitenkugel zwei Techniker die hektisch schrauben. Auf dem großen Parkplatz stehen reichlich Fahrzeuge, sogar Schwertransporter sind dabei, ob die alle bis 21 Uhr im Schiff verladen sind?
Renate geht kurz in ihre Kabine, um sich eine wärmere Jacke zu holen. Wenn die warme Abluft des Schornsteins fehlt, wie jetzt im Hafen, spürt man doch die abendliche Kühle. Wir beobachten nun die Verladung der Fahrzeuge, die doch recht zügig vonstatten geht. Tatsächlich sind alle Fahrzeuge, sogar der Schwertransporter, bis 21 Uhr im Bauch des Schiffes verschwunden.
Pünktlich legt die BERGENSFJORD ab und nimmt Kurs auf den Skagerrak, die Sonne ist inzwischen bereits untergegangen. Wir sitzen noch einige Zeit unterhalb des Schornsteines in dem warmen Abluftstrom und genießen diese herrliche Abendstimmung. Dann verziehen wir uns in unsere Kabinen, es war eine schöne Fahrt bis hierher. Die Überfahrt verspricht ruhig zu werden, das Schiff schaukelt kaum. Ein letzter Blick aus meinem Kabinenfenster, dann bin ich auch schon eingeschlafen.
Fortsetzung folgt ......