11.12.21 - MS Havila Capella - unerwartete Jungfernreise vom 11.12. bis 18.12.

  • Sohon längst sollten die ersten Schiffe der Havila Reederei die Route entlang der Küste Norwegens befahren. Schwierigkeiten in Bezug auf die noch recht junge Bauart (Hybrid mit LNG & Strom), eine schlampige spanische Werft, der "evergreen" Corona und dann die aktuelle Teile-Kriese, zogen die Fertigstellung weit nach hinten hinaus. Für mich ein wichtiger Grund ausgerechnet in der dunkelsten Jahreszeit eine Reise zu unternehmen, waren die Unklarheiten in Bezug auf die Ausstattung des Schiffes und der Kabinen.


    Ich wollte mir selbst Klarheit verschaffen und gleichzeitg freu(t)e ich mich darauf, zusammen mit meiner Herzdame Heike wieder nach Norwegen zu reisen. Wenn das man nicht gute Gründe sind!
    Kurz vor Abreise dann schon wieder das erste "Zittern". Lassen uns die Norweger (noch) rein, wenn ja zu welchen Bedingungen? Somit galt unser Hauptaugenmerk der Seite des Auswärtigen Amtes und das aufmerksame Stöbern in Foren und "Dr." Google. Soweit aber alles gut, wir konnten starten!


    Bereits am Vortag haben wir unsere Hundedame Basil bei Ihrer Betreuerin abgeliefert. Also: anstelle die 150KM von Bonn nach Frankfurt zu fahren, machten wir einen kleinen Umweg mit insgesamt 600KM über Hanover. Dann aber die Nacht vor Abflug entspannt in einem Airporthotel verbracht.


    11.12. Traumhaft entspannte Anreise und sogleich hoch hinauf
    Es ist das erste Mal, dass ich ein Business-Ticket gebucht habe. Der Aufpreis betrug lediglich 110 Euro und wir bekommen dafür a) viel Platz, b) ein Frühstück in der Business-Lounge im Airport und c) unbewusst einen unschlagbaren Vorteil in Bergen. Um 09:55 Uhr startet der kleine Flieger, ist auch nur zur Hälfte besetzt. Kaiserwetter dürfte man das nennen, was uns bei Anflug auf Bergen-Flesland erwartet. Sonne satt bei milden 1 Grad!


    Natürlich sind wir aufgrund der vorderen Sitzreihen die Ersten, die den Flieger verlassen können und (Vorteil c) auch die Ersten, die den Covid-Test in die Nase gedrückt bekommen. Somit ist das ganze Procedere nach ca. 25 Minuten für uns abgeschlossen. DIe Abfertigung mit den Tests verlief aber sehr schleppend, so dass man i.d.R. von einer Wartezeit von mind. 1 Stunde ausgehen muss (Oslo ca. 4 Stunden).


    Die Fahrt zum Hotel Börs mitten in der City gelegen, dauerte mit dem Taxi ca. 20 Minuten. Der Bus wäre auch nicht langsamer, allerdings fuhr der nur einmal stündlich. Die S-Bahn fährt ca. 40 Minuten und scheidet aufgrund der vielen Menschen darin aus.
    Bei meinen begleiteten Touren fahre ich am liebsten auf den Hausberg Floien. Heute nutzen wir die Gelegenheit der "Freiheit ohne Gruppe" und fahren mit der Gondelbahn auf den deutlich höheren Berg Ulriken. Oben angekommen, bläst es uns fast ins Tal, der Wind ist enorm stark. Das Wetter ist noch gut, zieht sich aber langsam zu. Wir genießen das wahnsinns Panorama!


    Unten im Hafen können wir die Silhouette der Havila Capella entdecken und beschließen kurzerhand dorthin zu laufen. Der rund 4 Kilometer lange Spaziergang führt uns vorbei an der großen Klinik und einer schönen kleinen Kirche. Mittlerweile ist es schon dunkel geworden. In der Hafenregion angekommen stellen wir fest, dass es sogar in Norwegen zwielichtige Ecken gibt, in der die Menscheit jede Menge Müll verteilt hat. Zur Havila dringen wir leider doch nicht vor, dass Schiff liegt in einem gesicherten Hafenbereich.
    Okay, ist Wurscht - morgen entern wir den Kahn ohnehin und knipsen stattdessen nicht minder gerne die nordgehende Nordnorge!

  • 12.12. Fitnessprogramm wider Willen (aber nicht unwillkommen) und der dusselige Nils
    Das Hotel Börs hat ja schon irgendwie was besonderes... Damit meine ich nicht die Boxspringbetten, die so weich waren, dass mich der Rückenschmerz den Tag durch begleiten wird. Aber die historischen Räume, wie z.B. der Frühstücksraum...echt schön! Das Wetter ist etwas üsselig, aber in der Ferne klart es ein bisschen auf. So beschließen wir den Ausblick vom Floien zu genießen. Die Drohne bleibt aber aufgrund des Nieselregens im Hotel.
    Dummer Fehler!
    An der Talstation der Floibahn angekommen steht ein Bauzaun. Bis April 2022 geht hier nix mehr. Hier entsteht die 5. Generation der Floibana. Ein Schild auf der rechten Seite weißt freundlich auf einen Wanderpfad hin, inklusive QR Code. Beim abfotografieren der Route, poppt sofort Google Maps auf, inkl dem kompletten Pfad hinauf zur Bergspitze. Gehzeit ca. 45 Minuten
    WOW, denken wir...dann machen wir das eben zu Fuß! Rückblickend muss man sagen, dass es großes Glück gewesen ist, dass die Floibahn nicht gefahren ist und großes Pech, dass ich die Drohne im Hotel gelassen habe. Der teils etwas vereiste Pfad war wirklich schön. Sogar den größten Baum Norwegens haben wir gesehen...ganz zu schweigen von vielen schönen Ausblicken auf die Stadt. Scheinbar ist heute Hurtigruten-Treffen? Die Trollfjord und die Otto Sverdrup liegen im Hafen Bergens, die Nordnorge hatte sich gestern Abend schon verdünnisiert.Die Havila Capella lag um 10:00 Uhr bereits am Jektekteviksterminalen (wie es seit 02.12. heißt). Jetzt um 12:00 Uhr ist der Kahn auf einmal weg! Wir sehen sie draußen auf dem Fjord und hoffen, sie kommt auch wieder zurück! Hätte ich die Drohne dabeigehabt, so wären das bestimmt tolle Bilder geworden. So mussten wir uns mit Handy-Schnappschüssen zufriedengeben. Der Weg nach oben war deutlich länger als geplant, ist aber absolut zu empfehlen. Oben auf der Bergstation hat man große Adventskerzen aufgestellt. Um 14 Uhr war hier Adventsansingen angesagt und die dritte Kerze wurde dann beleuchtet. Ein Pfarrer gab die Stimme an und sprach im Anschluss seinen Segen. Auch als nicht so Gläubiger, war das eine wundervolle, friedliche Stimmung! Der Weg nach unten ging recht zügig, von der Bergstation führt ein asphaltierter Weg nach unten. Im Hotel angekommen, schnell ausgecheckt und zum Hurtig-Kai hinübergefahren. Die Havila Capella lag wieder am Terminal.
    Schon wieder einen Schnelltest? Okay, kostet nix und Zeit haben wir, wir sind ja immerhin im Urlaub. Aber wo ist mein Handy? Die zunehmend hektischer werdende Suche begann. Hier nix, da nix und woanders auch nix. Das Ding ist fott! Bei Verlassen des Hotels hatte ich es noch, also war klar, das Ding ist mir im Taxi aus der Hosentasche gerutscht. Okay, wer mich kennt weiß, dass ich immer etwas a) vergesse, b) verliere, oder c) kaputt mache. Heute sind es B und C !
    20 Minuten später war das Handy wieder da und der Taxifahrer für seine Leerfahrt entsprechend entlohnt. Bevor es nun auf das Schiff geht, wollte ich auf jeden Fall noch ein Bild der Capella von der anderen Seite des Anlegers machen. Ohne Stativ geht bei der Dunkelheit nix. Also: alles ausgepackt, in Ruhe vorbereitet, 20 Bilder gemacht.
    Dann, weil zu faul, die Kamera mit Stativ geschultert und meinen Fotorucksack mit Schwung auf den Rücken gehievt. Diesen "Schwung" haben auch die beiden Objektive genutzt, die sich im noch offenen Rucksack befanden. In einer perfekten ballistischen Kurve segelten sie durch die Luft und landeten unsanft auf dem harten Kopfsteinpflaster Bergens. Just auf dieses Kopfsteinpflaster hätte ich gerne meinen Schädel geschlagen...wie dumm kann einer einzelner Nils nur sein?
    Der Schaden scheint aber glimpflich zu sein. Lediglich die Schutzgläser sind komplett kaputt, der Rest scheint noch zu funktionierten. Mein Papa hat immer gesagt: "Das Glück ist mit die Doofen". Nun ist es bewiesen: Ich hatte Glück!
    Der anschließende CheckIn an Bord funktionierte reibungslos, wir konnten direkt auf die Kabine.Das Abendessen wird serviert, ein Buffet sucht man hier vergeblich. So ganz klappt das mit dem Food-Konzept der Havila noch nicht, aber das, was hier serviert wurde, war absolut TOP. Besser geht es eigentlich nicht. Die Ausfahrt aus Bergen ist einfach immer wieder ein tolles Erlebnis, selbst wenn es etwas regnerisch ist. Platz an Bord gibt es reichlich, es sind lediglich 136 Passagiere mit dabei. Besonders auffällig ist das fehlenden zittern und rumpeln des Schiffes bei der Abfahrt. Sehr sachte und geräuscharm gleitet das Schiff aus dem Hafen.
    Morgen wird es eine Routenänderung geben. Ankunft in Ålesund ist erst gegen 13:00 Uhr, da ein zusätzlicher Stopp in der Heimat Havila, in Fosnavåg, vorgesehen ist.

  • schlampige spanische Werft


    Naja, was heisst schlampig, sie ging schlicht in Konkurs, war nur noch eine der wenigen - wenn nicht die letzte - Werft in privater Hand.


    Das Hotel Börs hat ja schon irgendwie was besonderes...


    Da wollte ich schon fragen, ich das Hotel auch gebucht für Ende Januar, das scheint ja als Hotel recht neu zu sein.


    Habe die beiden Berichte zusammengelegt!

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Vielen Dank für die schönen Bilder!
    Ich hoffe meine Anreise am 21.12. bzw. das Entern der Nordnorge verläuft ähnlich unproblematisch. Deine Varianten a+b+c hoffe ich zu vermeiden und ich wünsche dir, dass du auch zumindest für den Rest der Reise davon verschont bleibst.


    Mir ist mal im Urlaub die Kamera mit Objekt in der Schutzhülle nur max. 20-30 cm runtergefallen (aus der Hand gerutscht) und auf den Boden gefallen. Trotz Hülle ging mir der Filter auf dem Objekt kaputt. Habe mich damals aber auch glücklich geschätzt, dass es nur der Filter und nicht das Objekt war. Nur der Rahmen vom Filter war so verkeilt, dass ich zum entfernen zu Hause in ein Fotogeschäft musste. Die hatten eine geeignete Zange dafür.

  • Schön, von der Havila Capella berichtet zu bekommen. Wir gehen heute auf die Nordlys, folgen euch also mit ein paar Tagen Abstand.


    @Arctica Das Børs gibt es seit vier Jahren als Hotel. Leider ist die Freskenhalle (der zukünftige Frühstücksraum) noch nicht fertig restauriert. Und da in Bergen gerade (fast?) alle Restaurants schließen, hat die Küche ihr gesamtes Inventar im Spiegelsaal deponiert, um gründlich putzen zu können.
    Die Zimmer sind angenehm. Die Designer waren aber nicht von der praktischen Sparte. Obwohl Platz wäre, fehlen Ablagen …

  • Für mich der erste Reisebericht von einem Mitglied, das ich persönlich kenne. Toll.


    Ich schließe mich jedenfalls an, da wir Havila auch auf der Todo-Liste haben. Dann bekomme ich ja demnächst vom Reisebüro meines Vertrauens Infos aus erster Hand.


    GöGa und ich wünschen eine ganz tolle Reise und wir sehen oder hören uns ;) .

  • Sehr erfrischend, das was ich bisher gelesen habe. Sich selbst auf die Schippe nehmen, das ist nicht jedem gegeben. Freu mich schon bis es weitergeht. Ach ja, und natürlich eine wunderschöne (unfallfreie) weitere Reise
    VG
    Uschi

  • 13.12. nagender Hunger und was ein Biberschwanz mit einem Würstchen gemein hat


    Willkommen in Fosnavåg! Es hat sich ein Teil der Ortsbevölkerung mit Fahnen versammelt, auch die Presse ist da und begrüßt die Havila Capella! Diese versucht irgendwie an einem Kai anzulanden, der nur ein Drittel so lang ist, wie das Schiff selbst. Das ist schon einer Herausforderung, denn die Strömung ist hier kräftig. Die Reederei will versuchen künftig anstelle von Torvik Fosnavåg in die Route aufzunehmen. Doch bis das beschlossene Sache ist, wird noch viel Zeit vergehen. Wir fahren weiter nach Torvik, einen Hafen den man entlang der Hurtigroute eigentlich immer nur in der Dämmerung sieht. Okay - wirklich viel gibt es hier auch nicht zu sehen, der Stopp ist nur kurz und wir nehmen Kurs auf Ålesund.
    Obwohl ich seit 1996 mit Hurtigruten hier vorbei komme, ist es mir nie gelungen das a) Aquarium zu besichtigen und b) die Altstadt. Beide Versäumnisse holen wir heute nach. Zuvor aber, wollen wir das Mittagessen an Bord kosten. Auch das wird am Tisch serviert, zumindest ist das der Plan... 30 Minuten Wartezeit auf die Speisekarte, dann die falsche bekommen, die Aufnahme der Bestellung dauerte mir dann zu lange. Ich war verärgert und beschloß ein Pølsebrød im Aquarium zu essen.
    Das Taxi bringt uns für ca. 18 Euro zum Aquarium, der Eintritt liegt bei rund 22 Euro pro Person. Unser Fazit: Ja, ganz nett dort, aber wenn man kein absoluter Fan von den Fischen aus dieser Region ist, dann lohnt es sich nicht wirklich. WENN man aber schon mal da ist, sollte man die Fütterung der Pinguine, Seehunde und der Biber nicht verpassen. Was man aber verpassen darf ist das Pølsebrød. Das Ding drehte sich wahrscheinlich seit 8 Uhr morgens auf der Wärmeplatte und hatte die Konsistenz eines Bieberschwanzes (zumindest stelle ich mir so einen Biberschwanz vor). Das ist natürlich auch widerum völlig verständlich. Der Touismus liegt in Norwegen ebenso am Boden, wie anderso in der Welt. Die Taxifahrer in Bergen haben 90% Umsatzausfall, im Aquarium befanden sich exakt 16 Gäste. Das ist eine bitter Pille.
    Aufgrund des Wetters war der Spaziergang durch die Altstadt nun auch nicht der "burner", lohnenswert war es aber schon.


    Wir waren Beide total platt, so dass wir den kurzen Aufenthalt in Molde glatt verpennt haben. Das ist mir zuvor noch nie passiert, aber das ist auch die Freiheit des individuellen reisens :D. Geschlafen haben wir auf den recht schmalen Betten an Bord (Doppelbett ca. 140cm) bisher total super!

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