Mit der MS Fram nach Spitzbergen und eine lange An- und Abreise durch drei Länder vom 10.05.-12.06.2017

  • Draußen graut das Wetter vor sich hin, alle Reisen in diesem Jahr storniert, keine neuen in Aussicht. Der Herbst-Winterblues ist im Anmarsch. ;(
    Dagegen könnten gute Reise-Erinnerungen helfen. Und die gibt es zum Glück.
    Die Reiseplanung beginnt an einem regnerischen Wochenende vor fast 4 Jahren: Ich entdecke ein Hurtigrutenangebot mit der MS Fram nach Spitzbergen
    ohne Einzelkabinenzuschlag. Nur noch eine Kabine ist frei. So schnell habe ich noch nie gebucht. Anreisen möchte ich ohne Flieger, denn Zeit habe ich genung. Es wird eine lange Anreise durch Finnland und Norwegen bis Tromsø. Wenn ihr mögt: Steigt mit ein in mein Auto, und los geht's!



    10.-15.05.2020

    Es beginnt mit in paar Streicheleinheiten für mein Auto, das schon in die Jahre gekommen ist: Halte durch, es wird eine lange Reise! Dann folgt die ungeliebte Fahrt über Deutschlands Autobahnen nach Travemünde und von dort am nächsten Tag mit der Fähre nach Helsinki.



    Schon auf dem Schiff bekomme ich einen gehörigen Schreck: Mein wichtigstes Objektiv (Canon 24-105mm) ist defekt, und so gestaltet sich mein Aufenthalt in Helsinki
    nicht gerade so, wie ich es gedacht hatte. Ich fahre von Geschäft zu Geschäft, von Werkstatt zu Werkstatt, aber vergebens. Eine Reparatur ist nicht möglich, ein neues und auch gebrauchtes Obejktiv zu teuer. Es bleibt mir ein Teleobjektiv und eine kleine Ersatzkamera, die ich aber noch nicht gut kenne. X( So sehe ich von Helsinki hauptsächlich Vororte, lerne die öffentlichen Verkehrsmittel kennen und auch viele nette Menschen, die mir helfen, die geheimnisvollen finnischen Namensschilder zu entziffern.


    Die Strecke nach Oulu zieht sich dahin. Eigentlich ist es ein entspanntes Fahren durch Wald und Wald und Wald und Feld, wenn nur nicht die vielen Bltzer wären! Auch auf Elche muss man gefasst sein. Ich reise zurück in den Spätwinter und lande bei Hailuoto. https://de.wikipedia.org/wiki/Hailuoto. Mit der Fähre geht es auf die Insel, die im Sommer ein beliebtes Feriengebiet ist und wo die Lotsen stationiert sind, die die Frachtschiffe weiter in den Norden begleiten. Jetzt ist die Insel fast menschenleer.
    In strengen Wintern kann man mit dem Auto über das zugefrorene Meer fahren, aber das wird immer seltener.









    Fortsetzung folgt.



    Viele Grüße


    omlia :)



    Reiseberichte im Profil

  • @omlia
    Oh wie schön! Es geht mal wieder los! Nach Norden! Danke, liebe @omlia , da fahre ich sofort mit und sitze gleich neben dir im Auto! :)
    Jetzt ist die Wochenendstimmung gerettet, denn alle Veranstaltungen in Osnabrück, für die wir uns angemeldet hatten, wurden gestern wegen der örtlichen Corona-Situation per e-mail abgesagt. :(

  • Klasse, dass du uns mit einem Bericht vom trüben Wetter und den exponentiellen Zahlen ablenkst! Wir hängen einen Anhänger an dein Auto, dann passen alle Mitfahrer drauf ;)

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • 16.-18.05.2017


    Nun könnte es doch eng werden im Auto. Aber zum Glück regnet es in Oulu. Und wer "Das Regenauto" von Janosch kennt, weiß, dass der Regen das Auto wachsen lässt.
    Aber keine Angst: Die Fahrkunststücke von Hannes mache ich nur nach einstimmigem Beschluss nach! ;)


    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.


    Weil es in Oulu regnet, versuche ich, von einem Innenraum in den nächsten zu kommen. Besonders schön ist die alte Markthalle, die gerade öffnet, als ich ankomme.
    Mit mir wartet eine Gruppe von älteren Männern vor der Tür. Sie haben ihren täglichen Stammtisch in der Halle. Das kenne ich doch von den Hurtigruten-Schiffen, wo sich z.B. in Honningsvåg die alten Fischer auf dem Schiff zum Kaffee treffen. Dann entdecke ich durch Zufall eine große Halle mit dem Namen "Kirpputori" und gehe hinein. Drinnen öffnet sich eine Trödelparadies. In unzähligen nummerierten Regalen stehen Schätze aller Art. Die Finnen mieten so ein Regal und bestücken es ab und zu neu, sind aber nicht vor Ort. Nur am Ausgang gibt es eine Kasse. Von diesen Hallen gibt es viele in jeder Stadt. Das lässt mein Flohmarktherz höher schlagen. Und weil ich ja mein Auto dabei habe, kann ich nach Herzenslust einkaufen. Hier eine kleine Ausbeute:




    Am Fluss Kemijoki entlang geht es in Richtung Rovaniemi. Die E75 lasse ich links liegen und nehme die kleinen Straßen, die direkt am Fluss entlang führen.





    Schon bald wird es winterlicher und sehr einsam. Kein Mensch weit und breit. Nur ein paar Tiere am Weg. Jetzt muss ich außer auf Elche auf Rentiere achten.
    Dafür gibt es den Nebenstrecken nicht so viele Blitzer.





    Es ist noch nicht lange her, da konnte man noch die Winterstrecke über die Flüsse nehmen. An vielen Stellen gibt es noch alte Fahspuren.





    Nach langer Zeit komme ich an einem bewohnten Haus vorbei. Da wohnt offensichtlich ein Moltebeerenfan, aber das sind wohl alle Finnen. Sie reisen zur Moltebeeerenzeit weite Strecken durch ihr großes Land, um die begehrte Frucht zu sammeln.




    Nördlich von Rovaniemi wird es noch einsamer, wenn das überhaupt noch möglich ist, aber je länger ich so entschleunigt unterwegs bin, umso mehr genieße ich die stille Landschaft, die noch nicht aus dem Winterschlaf erwacht ist.





    Nun ist es nicht mehr weit bis Inari.




    Fortsetzung folgt.



    Viele Grüße


    omlia :)



    Reiseberichte im Profil

  • Liebe @omila,
    welche Freude, ein Reisebericht und mitfahren darf man auch.Hoffe es ist noch ein Plätzchen frei und ich darf noch zusteigen. *freu*
    Vielen Dank für die bisherigen Stationen und Fotos. Kenne mich da ja gar nicht aus. Von Finnland kenn ich nur Helsinki und von Schweden nur Stockholm.
    Freu mich sehr auf die Weiterfahrt. :D
    Liebe Grüße, Ricka

  • 19.05.2017


    Auf "mein" Hotel in Inari habe ich mich schon gefreut. Dort übernachte ich, wenn ich nach Ivalo fliege und weiter mit dem Mietwagen zur Varanger Halbinsel fahre.
    Schöne Zimmer, ein phantastischer Blick auf die Stromschnellen und ein Restaurant, das finnlandweit bekannt ist. https://hotelkultahovi.fi/de/
    Jedesmal besuche ich das samische Parlament direkt nebenan. In der Bibliothek sitzt eine Kindergartengruppe und lernt auf spielerische Weise den speziellen Dialekt der Inarisamen, der fast ausgestorben war und nun wieder gepflegt wird. Mir fällt ein, dass es in den entlegenen Gebieten des Nordens Bücherbusse gibt, und die Bibliothekarin hilft mir weiter mit dem Fahrplan des Busses. Ich habe Glück, denn er fährt an diesem Tag entlang des Inarisees.



    Foto des Parlaments in Samitracht wegen Copyright entfernt.



    Nachdem ich mich in das interessante Foto des samischen Parlaments vertieft habe, mache ich mich auf die Suche nach dem Bücherbus. Ich fahre ein lange Strecke entlang des Inarisees in Richtung Kirkenes, kann ihn aber nicht finden. Da beschließe ich zum letzten Haltepunkt zu fahren und dort zu warten. Kaum habe ich en einem kleinen Haus direkt am See gehalten, werde ich von einem Ehepaar freundlich begrüßt. Sie sprechen kaum Englisch, verstehen aber, dass ich auf den Bus warte. Dann folgt eine Führung über ihr wunderschönes Grundstück, auch in den Erdkeller, wo ihre Ernte gelagert wird. Noch ist es möglich, mit dem Motorschlitten hinaus auf den See zu fahren, um nach den Netzen zu schauen aber dazu muss man den See sehr gut kennen.







    Dann warten wir bei Kaffee und Kuchen unterm Bärenfell auf den Bus. Der kommt pünktlich, und auch der Fahrer wird wie immer zu Kaffee und Kucken eingeladen.
    Ob ich einmal mitfahren könnte, frage ich ihn. Das wäre sicher möglich, meint es. Da habe ich noch ein schönes Projekt vor mir!






    Das war eine schöne Begegnung, und in den nächsten Jahren halte ich immer wieder bei den Beiden, beobachte mit ihnen Vögel und fahre auch mit hinaus zum Fischen.



    Ein einsamer Kranich, ein Singschwanpaar und märchenhafte weiße Rentiere säumen meinen langen Weg zurück zum Hotel.








    Viele Grüße


    omlia :)



    Reiseberichte im Profil


  • Liebe Mitreisenden, vielleicht werdet ihr schon ungeduldig und fragt euch: "Wann geht sie denn endlich auf's Schiff nach Spitzbergen?"
    Damit ihr wisst, was euch bis zur Abfahrt erwartet: Es wird noch etwa eine Woche dauern, bis es in Tromsø losgeht. Vorher fahre ich nach Karasjok und über Kautokeino nach Alta. Von dort geht es für einige Tage nach Honningsvåg und weiter mit der MS Midnatsol nach Tromsø.


    20.05.2017


    Von Inari aus geht es auf die Höhe der Vidda. Die spätwinterliche melancholische Stimmung steckt mich an, als ich die leere Weite durchfahre.
    Auf die Rentiere treffe ich nicht, vielleicht sind sie schon vorbeigekommen auf ihrem Weg zur Sommerweide an der Küste.




    Meine Stimmung hebt sich nicht gerade, als ich das samische Parlament geschlossen vorfinde. Schade! X(




    Aber nun wendet sich das Blatt, als ich an der Husky-Lodge von Sven Engholm vorbeikomme. https://www.engholm.no/ :thumbup:
    Vor vielen Jahre war eine der wunderschönen Hütten noch eine Jugendherberge. Ich hatte dort übernachtet und die allerbesten Erinnerungen daran.




    Sven Engholm und seine Lebensgefährtin sind gerade dabei, zu ihrer letzten Wintertour aufzubrechen. Sie erklären mir ihre mehrtägige Route, die ich leider vergessen habe. Nachdem zwei Mitarbeiter die Hunde in ihre Transportboxen verfrachtet haben....





    ...geht es los zur Winterabschiedstour.




    Was für ein schöner Picknickplatz! Mit der Aussicht schmeckt mein Proviant nochmal so gut.



    Es ist nicht mehr weit bis Kautokeino, wo ein weiches Bett im Thon-Hotel auf mich wartet.



    Viele Grüße


    omlia :)



    Reiseberichte im Profil

  • Frühling im Norden ist faszinierend, hierzulande schwitzen wir schon und dort verabschiedet sich der Winter nur ganz zögernd und es sind noch keine Touristenhorden da. Deine Fotos fangen die Stimmung wunderbar ein.
    Reinflytting gefällt mir, ich kann sie im Geist flitzen sehen ;)

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • @Albatross, ja, diese Stimmung zwischen den Jahreszeiten finde ich auch besonders faszinierend. Wie ein Schwebezustand. Zwar habe ich außer ein paar Vogelfans nur Einheimische getroffen. Aber ganz so einsam war es nicht immer. Leider kann man ja wegen Datenschutz die Menschen nicht zeigen, die man getroffen hat.


    Viele Grüße


    omlia :)



    Reiseberichte im Profil

  • 21.-22.05.2017

    Am Vortag besuche ich noch die berühmte Silberschmiede. Wo sonst meistens Hochbetrieb herrscht, bin ich der einzige Gast und treffe den Sohn an, der mich mit großem Engagement durch die beeindruckenden Räume führt. https://www.juhls.no/en
    Außer mir sind nur wenige Gäste im Hotel. Das Personal im Frühstücksraum ist eindeutig in der Mehrheit und verwöhnt mich mit allem, was ich mir wünsche. Daran könnte ich mich gewöhnen! Ein Gast spricht mich an und setzt sich zu mir. Er ist ein Langstreckenwanderer und schon eine Weile unterwegs. Weil aber der Winter ungewöhnlich lange andauert, kann er kaum durchs Gelände gehen und hat lange Strecken auf der Straße hinter sich. Nun will er seine Tour abbrechen. Ich nehme ihn mit in Richtung Alta. Wir fahren vorbei an Eisanglern, machen einen Abstecher nach Masi, einer kleinen samischen Siedlung am Altaelv und halten für einen Kaffee bei der alten Suolovuopmi Fjellstue https://www.suolovuopmi.no/, einer historisch bedeutsamen Station auf der einsamen Vidda. Vor vielen Jahren war ich für einige Tage dort, wurde von der schon älteren Besitzerin mit Leckereien wie geräucherter Rentierzunge verwöhnt und habe sie mit Lebensmitteln aus Kautokeino versorgt. Sie ist schon länger verstorben, und nun führt ihre Tochter die Fjellstue weiter. Wir tauschen Erinnerungen an ihre Mutter aus, und weiter geht's durch die beeindruckende Schlucht hinunter nach Alta.



    Ich setze meinen Fahrgast am Flughafen ab und fahre weiter zum Alta Museum. Weil der Zugang zu den meisten Felszeichnungen wegen Eis und Schnee gesperrt ist, wird es ein Kurzbesuch. Aber ich kann einen ersten Blick aufs Meer werfen




    Noch einmal geht es hinauf in winterliche Höhen, aber nach einen Übernachtung in Skaidi....





    ...bin ich endlich an der Küste angekommen.




    Da sind sie ja, die Rentiere! Sie haben also ihr Winterquartier auf der Vidda schon verlassen.




    Nun ist es nicht mehr weit bis Honningsvåg.





    Viele Grüße


    omlia :)



    Reiseberichte im Profil

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!