MS FINNMARKEN 4. 1. 2009 - 10.1. 2009

  • Eigentlich war dies hier ein historischer Reisebericht von unserer ersten Tour, war es doch der erste hier im Forum, eingestellt zwei Wochen bevor das Forum online ging. Ursprünglich schrieb ich ihn für das Norwegenforum wo wir aktiv waren bevor wir unser eigenes Forum hatten, und er enthielt mehr Infos (die zum Teil keine Gültigkeit mehr haben) als dass es ein Reisebericht war, Bilder gab es auch keine. So entschloss ich mich den alten Bericht zu löschen und einen "richtigen" Bericht zu schreiben, zumal es für uns auch im Nachhinein und nach mehreren Touren eine unvergessliche Reise war und der Beginn vom Virus.


    Es begann im Herbst mit einer Diskussion mit unserer damals 16jährigen Tochter wie wir die letzte Woche der Weihnachtsferien verbraten - Hessen hat drei Wochen Weihnachtsschulferien. Vater und Bruder haben keine Zeit, bleiben also die Mädels. Was machen wir in der einen Woche? Zu weit soll es ja auch nicht sein für nur eine Woche. Spanien? Teenie: Bloss nicht! (da meine Mutter in Spanien lebte verbrachten wir bis dahin fast jede Weihnachten in Spanien) Baden auf den Kanaren? Öde. Dubai - Arabische Emirate? Kein Interesse! Langsam wurde es eng und Mama gingen die Idee aus. Da kam mir in den Sinn dass ich genau 25 Jahre vorher mal eine Kreuzfahrt im Sommer gemacht habe und mir mitten auf der Hauptstrasse von Hammerfest schwor mir das mal im Winter anzusehen - was natürlich in meinem Umfeld ein gewisses Vogelzeichen auslöste... :pillepalle: Also - Vorschlag - Hurtigruten. Teenie: was'n das!? Nach der Erklärung ein Schrei BANANE!!! Banane gut oder Banane schlecht? (soviel wusste ich mittlerweile - BANANE konnte beides heissen). Abgefahren! Buch mal!


    Ich klemmte mich also dahinter, stolperte dabei über das Norwegenforum, lernte da ein paar Gleichgesinnte - naja, das ist aber bekanntlich eine andere Geschichte. Schlau machen und buchen. Durch die Zeitvorgabe - Silvester zu Hause wegen der Freundinnen und dem Schulbeginn - kam nur ein Schiff in Frage, die Finnmarken.


    Freitag, 2. Januar 2009


    6 Uhr morgens gehts los, GöGa bringt uns nach Hahn, das Thermometer zeigt -5 Grad. Die Check-In-Schalter sind noch leer, so dass es erst ein kleine Frühstück gibt. Die Ryanairmaschine hat 40 Min. Verspätung, da das Flugzeug wegen Nebel etwas zu spät aus London kommt. Beim Anflug vom Flughafen Torp Aufregung bei Teenie am Fenster - wieder ein Klischee bestätigt - in Norwegen gibt es jede Menge roter Holzhäuser! Um 12:00 sind wir in Oslo-Torp, das genau so wenig Oslo ist wie Hahn Frankfurt. Unsere Koffer sind schnell da, aber der Zoll holt uns raus und scannt unsere Koffer, ich nehme an sie suchen Alkohol, vor allem bei Teenie wird genau geschaut.


    Wir finden schnell den Bus und fahren nach Oslo, Fahrzeit 1:40. Zum Hotel (Hotel Comfort Inn Oslo), einchecken und zurück zum Bahnhof, wo wir unser vorgebuchtes Ticket für die Bergenbahn sofort an einer Ticketmaschine mittels Buchungscode und eigener, bei der Buchung angegebener Telefonnummer ziehen können.


    Wir bummeln durch die Fussgängerzone, die uns aber auf den ersten Blick gar nicht gefällt. Mag auch an den Temperaturen liegen, die liegen bei minus 15 Grad und wir machen uns Gedanken wie es im Norden ist wenn es hier schon so kalt ist. Es sollte aber tatsächlich die kälteste Temperatur auf der ganzen Reise sein. Kleiner Imbiss bei Subways, Bummel zum Hafen und am frühen Abend in eine Shopping Mall wo wir gut Pasta zu Abend essen.


    Samstag, 3. Januar 2009


    07:00 Aufstehen und zum Bahnhof, Kaffee und Croissants kaufen. Pünktlich um 08:11 fährt der Zug. Wir haben viel Platz an unseren Sitzen. Bis Geilo ist die Fahrt relativ langweilig, dann wird es aber gebirgig und interessant. Hinter Oslo ist die Landschaft weiss, Rauhreif, in den Bergen liegt aber Schnee. Teenie ist fasziniert vom Schaffner, er hat für sie etwas altertümliches in seiner Uniform, sogar mit Fahrkartenknipser, so ein Ding hat ein Kind des Computerzeitalters noch nicht gesehen.



    In Bergen ziehen wir unsere Koffer durch Matsch zum Rica Bergen Hotel. Dann bummeln wir zum Hafen, suchen schon mal den Hurtigrutenterminal, spazieren über einen Hügel zum Haupthafen wo wir beim Torget bei einem gemütlichen Tex-Mex gut essen. Spaziergang entlang der Altstadt Bryggen und dann zurück zum Hotel. Und wieder entdeckt Teenie etwas Neues - sie sieht zum Erstenmal einen Trolleybus!


    Sonntag, 4. Januar 2009


    Ausschlafen, frühstücken und auschecken, das Gepäck können wir im Hotel unterstellen. Wir fahren hoch auf den Fløyen und geniesse die tolle Aussicht bei strahlend blauem Himmel und Schnee, ist aber windstill und gar nicht so kalt.


     


    Im Restaurant trinken wir einen Kaffee, fahren wieder ab und bummeln durch Bryggen, besuchen das Bryggenmuseum, da Teenie sehr an Runen interessiert ist, dann zur Håkonshalle. Zurück, am Marktplatz essen wir bei Pepes Pizza einen Tacosalat, Teenie schmerzt ziemlich der Rücken, das Gezerre vom Koffer durch den Matsch am Tag vorher war wohl nicht so das Wahre.. Mittlerweile ist es 15:00 Uhr und es wurde ziemlich kalt, so dass wir beschliessen uns noch etwas ins Hotel zu setzen bis wir ein Taxi zum Schiffsanleger nehmen. Die Sonne ist bereits am untergehen, sie steht den ganzen Tag sehr tief.



     


    Gegen 16 Uhr ruft uns das Hotel ein Taxi, wir fahren zum Hurtigrutenterminal und checken ein. An der Rezeption wird ein Upgrad angeboten, da Suiten und Minisuiten frei sind. Für 2200.-- NOK leisten wir uns eine Minisuite (von Kabine 356 auf Suite 630). Wir können auch gleich auf die Kabine und müssen nicht bis 18:00 warten. Da unsere Koffer noch nicht da sind machen wir erst mal einen Rundgang. Abendessen um 18:30 und um 20:30 Einführungsvortrag, wo auch die Crew vorgestellt wird, ausser dem Kapitän, der hat das Schiff noch nicht erreicht. Anscheinend ist der eigentliche Kapitän erkrankt und der zweite Kapitän des Schiffes wird kurzfristig eingeflogen.


    Kapitän Trond Holten
    Hotel Manager Øvind Dahl
    Tour Leader Peter Jensen


    Wir sind 127 Rundreisepassagiere!


    Kabine: unser Minisuit hat ein Doppelbett mit einer Matratze, wenn sich einer bewegt hoppst der andere. Ausserdem haben wir einen Wasserkocher, einen gefüllten Kühlschrank, zur Begrüssung bekommen wir zwei Piccolo Codorniú und jeden Tag ein Obstkörbchen. Ausserdem finden wir auch zwei Bademäntel.


    Pünktlich um 22:30 legen wir ab und nehmen Kurs - Richtung Brücke.



    Fortsetzung folgt...

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    Einmal editiert, zuletzt von Arctica ()

  • Moin, Arctica!


    Überraschung zum Frühstück! :P Das ist aber mal ne tolle Idee, der erste Forumsbericht reloaded sozusagen! :good3: Bin sehr gespannt, wie es weitergeht!


    Viel Spaß beim Erinnern und neu aufsetzen


    wünscht Ulli

  • Hallo Artica,


    auch ich freue mich über Deinen "historischen" Bericht. Er erinnert mich an unsere erste Reise 2005, allerdings mit der MIDNATSOL und im September. Wir hatten damals keine Ahnung was uns erwartet :pardon: . Informationen wie hier im Forum über diese Reise hätten mir vieles erleichtert. So ganz genau könnte ich diese Reise jetzt nicht mehr beschreiben, weil wir (GöGa und ich) leider kein Tagebuch führten, sondern nur noch staunend vor solch einer grandiosen Natur standen :8o: .


    Bin gespannt, wie es mit Euch damals weiter ging.

  • Wir hatten damals keine Ahnung was uns erwartet


    wem sagst du das!? Und Schiffsbegegnungen - naja, da kommt halt das Gegenschiff entgegen - na und :dash:


    Weiter gehts:


    Montag, 5. Januar 2009


    Stehe kurz vor 7 Uhr auf, wir liegen in Maløy. Ich mache einen ersten Spaziergang ums Deck, setze mich in die „Arcade“ und lese bis es um 07:30 Frühstück gibt, bin eine der Ersten, Teenie schläft noch und kommt etwas später. Gegen 9 Uhr der nächster Deckspaziergang, es schneit etwas. 10:15 – 10:45 sind wir in Torvik und gehen mal kurz von Bord.



    Weiterfahrt nach Ålesund, wo wir um 12h ankommen. Wir machen einen Spaziergang durch die Stadt, etwas über eine Stunde, in einer Bäckerei essen wir ein leckeres Törtchen (wir haben Winterspecial und nur HP). Ich stelle fest - die Stadt liegt zwar wunderschön, aber ich mag sie nicht, das hat sich bis heute gehalten. Ich finde Blümchen an Hauswänden genau so seltesam - gelinde gesagt - wie auf Sofakissen.





    Zurück auf dem Schiff ist erstmal Siesta angesagt. Pünktlich um 15h fahren wir los. Von 17:30 – 18:30 sind wir in Molde, wo ich kurz für ein paar Fotos vom Schiff gehe, es ist aber recht ungemütlich und geht ein ziemlich kalter Wind.



    Wir setzen uns noch etwas in den Panoramasalon und gehen dann in die Kohldampfbekämpfungsanlage, erstes serviertes Abendessen, wir sitzen an einem Vierertisch. Es ist Sturm angesagt und die Mannschaft beginnt erstmal die Blumenstöcke auf den Boden zu stellen. Nach dem Essen gibt es einen Verdauungsspaziergang an Deck und sitzen dann bis 22:40 im Panoramasalon mit Laptop, MP-3-Playern und Büchern. Es regnet fest und seit dem Abendessen rollt das Schiff ziemlich, Kristiansund wird wegen dem schlechten Wetter ausgelassen. Später erfahren wir dass wir Windstärke 9 hatten, allerdings aus einer Richtung wo es noch relativ harmlos war.



    Dienstag , 6 Januar 2009


    Um 08:00 wachen wir auf, gehen frühstücken und dann zu Fuss nach Trondheim. Es stürmt und regnet in Strömen, wir stapfen durch knöcheltiefen Matsch. Im Ort selbst hört es auf, wir schauen uns den Dom an, der leider geschlossen ist. Wir laufen Richtung Zentrum, da es nun aber fest und in riesigen Flocken zu schneien beginnt und die Strassen voller Eis, Matsch und tiefer Wasserpfützen sind nehmen wir ein Taxi (NOK 102.--) zurück zum Schiff und legen uns auf Deck 7 in den Whirlpool.



    Pünktlich um 12 Uhr fahren wir aus, dabei sehen wir die südgehende, neber uns liegende Richard With mit ziemlicher Krängung, ein Navy-Schiff sowie mehrere Feuerwehrboote. Wie wir später erfahren zeriss im Sturm eine Abdeckung einer Schiffsschraube, worauf diese sich in die Bordwand drückte, das Schiff nahm etwas Wasser auf und wurde manövrierunfähig. Die Passagiere wurden über Leitern, die man am Schiff fast waagrecht an Land legte evakuiert und mit Bussen nach Bergen gebracht. Kam sofort im norwegischem Fernsehen und abends sogar in den deutschen Nachrichten (wir hatten TV in der Kammer mit ZDF), was uns dazu brachte sofort nach Hause anzurufen um die Familie zu beruhigen. Das Schiff wurde letztendlich zur Reparatur nach Bremerhaven geschleppt und sollte für ein Viertel Jahr ausser Betrieb sein.



    12:30 gibt es Brückenbesichtigung, Reiseleiter Peter machte die deutsche Führung, der Kapitän englisch und russisch, danach gibt es noch ein Gläschen Sekt „auf Kosten des Kapitäns“ - naja,
    dafür haben wir auch 80 NOK /pP bezahlt...



    Blick von der Brücke ............................................... Blick von der Nock nach achtern


    Wir kaufen uns Sandwiches in der Cafetería und ziehen uns in den Panoramasalonzurück, mit Bücher, Rätselheft und Computer. Draussen stürmt es, es ist nicht daran zu denken auf Deck zu gehen. Um 15 Uhr fragt Teenie wann es endlich Abendessen gibt - es ist bereits stockdunkel. Jetzt weiss ich - gut haben wir genug Lesestoff dabei, der Nachmittag und Abend wird lang. Aber es gibt auch nette Gespräche mit Mitreisenden. Auf der Folda geht es richtig zu Sache, Windstärke 9, aber diesmal trifft es uns voll, beim Abendessen sind höchsten noch 2/3 der Passagiere anwesend, wovon einige beim Anblick eines vollen Tellers auch noch fluchtartig den Raum verlassen uns nicht wieder gesehen werden. Wir lassen und den Appetit nicht verderben, genau so haben wir uns eine Winterfahrt vorgestellt! In Rørvik haben wir eine halbe Stunde Verspätung.


    Übrigens - die Fahrt vor uns der Finnmarken war auch eine Alta-Fahrt.


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  • Zitat

    Klingt ja bis jetzt noch nicht nach einer Traumreise


    Wieso ?( - wir fanden es toll ^^ (aber wir waren ja auch nicht Elche rufen... :mosking: )

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  • @ Arctica: freut mich für euch, dass ihr es toll fandet - klang für mich aber nicht so nach einem begeisterten Einstieg in eure Reise (Oslo kalt und Fußgängerzone hat dir nicht gefallen, Ålesund gefällt dir nicht, dann Regen ,Sturm etc) .


    Aber wie gesagt: bin gespannt auf die Fortsetzung :)


    @ all: schlagt mich, aber ich habe nie so auf die Schiffsbegegnungen geachtet, wie auf meiner ersten Reise. Seitdem treffen sich da für mich nur 2 Schiffe. Aber ich bekenne mich ja auch zum regelmäßigen Besuch des Panorama-Salons... :rolleyes:


    Grüße
    Duck

  • naja - Oslo war ja nur Umsteigeort. Da müssen wir auf alle Fälle mal hin, vermutlich ohne Hurtigruten, ist wohl doch eine sehr schöne Stadt. Und weil mir eine Hurtigrutenstadt nicht gefällt - es gibt ja noch 33 andere... ^^ Ausserdem ist ja der Weg das Ziel.

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  • Mittwoch, 7. Januar 2009


    Stehe kurz vor 8 auf und gehe zum Frühstücken, Teenie schläft noch. Gegen 09:30 gehe ich auf Deck, wir legen kurz in Ørnes an. Das Wetter hat sich gebessert, das Thermometer zeigt minus 5 Grad.



    Nach dem Ablegen gehe ich kurz in die Kabine, wo auch gleich darauf Teenie vom Frühstück auftaucht, sie ist leicht blass um die Nase, und erzählt, eine 84jährige Dame am Tisch, die mit Tochter und Schwiegersohn unterwegs ist und bisher recht fit war baute plötzlich wärend dem Frühstück ab, sie bewegte sich nur noch ganz langsam und sprach nicht mehr, man befürchtete einen Schlaganfall. In Bodø wartete der Krankenwagen. Sie kam später wieder an Bord, es ging ihr besser und sie machte die Reise wie geplant bis Kirkenes. Schlaganfall bestätigte sich nicht, aber das Krankenhaus liess sie nur ungern gehen da nicht klar war was die Dame hat. Später erfuhr ich dass sie rd. ein Jahr später verstarb, sie erholte sich nie mehr ganz.


    Kurz nach 12 Uhr legen wir in Bodø an. Wir machen uns auf einen Spaziergang und genehmigen uns in einem Subway ein Sandwich. Wir bummeln zurück aufs Schiff, es schneit jetzt ziemlich.



    Kurz nach 15 Uhr legen wir wieder ab und um 15:30 ist Polartaufe beim Pool. Jeder der will bekommt eine Kelle Eiswasser in den Kragen, naja, man muss sich nicht alles antun – dachten wir, aber ein Teenager reizt nun mal, Reiseleiter Peter, der erhöht auf dem Rand des Pools steht und so die Übersicht behält informiert die agierende Crew und als Letzte zerren sie Teenie zu zweit an, dabei packen sie sie so kräftig an den Oberarmen, dass sie später blaue Flecken hat. Dazu gibt es eine Sonderportion Eiswasser, sie muss anschliessend erst mal unter die heisse Dusche und die Kleider müssen trocknen.



    @RockLobster - den kennst du... :D


    Wir setzen uns etwas in den Panoramasalon, wo es um 17 Uhr einen Vortrag über Nordlicht gibt. Pünktlich um 19 Uhr gibt es Abendessen, da wir ja nur relativ wenige Passagiere sind essen wir nur in einer Sitzung.


    Um 21 Uhr legen wie für eine Stunde in Svolvær an, wo wir die Eisskulpturen „Magic Eis“ besuchte.



    Zurück auf dem Schiff bleiben wir auf Deck, es ist eine ganz tolle Stimmung – der Mond ist fast voll, das Schiff gleitet ruhig dahin und wir stehen alleine auf der Back. Kurz nach 23 Uhr belebt sich das Deck, wir fahren bei Windstille und klarem Himmel in den Trollfjord. Die Scheinwerfer des Schiffes werden nicht angemacht, aber dank dem Mond ist alles gut zu erkennen. Dazu tönt Grieg aus dem Lautsprecher, aber so dass es nicht stört. Ein fantastisches Erlebniss und bisher nach vier Fahrten mein einziger Besuch im Trollfjord. Auf die gummiartigen Fischfrikadellen hätte ich verzichten können, dafür wäre etwas Polarlicht nett gewesen. Aber man kann bekanntlich nicht alles haben.


    Erst später erfahre ich dass es eigentlich verboten ist im Winter in den Trollfjord zu fahren und ich sprach mittlerweile mit einigen Crewmitgliedern die mit grossen Augen erzählten sie waren noch nie im Winter im Trollfjord. Wir mir der Kapitän später sagte war es auch für die Crew eine aussergewöhnlich Erfahrung. Offensichtlich wurde es zu dieser Zeit nicht geahndet, mittlerweile riskiert ein Kapitän wohl seinen Job. Als wir auf unserer letzten Fahrt (März 2012) auf der Seeadlersafari waren fuhren wir bis zu einer bestimmten Marke am Eingang des Fjords, aber nicht weiter. Und wir wurden von der Küstenwache beobachtet.



    der Koch gibt die Frikadellen aus - mit Beleuchtung an der Mütze...



    Donnerstag, 8. Januar 2009


    Um 11:15 legen wir für 30 Min. in Finnsnes an, es ist relativ hell und sieht aus wie in einem Wintermärchen mit viel Schnee.




    Wir hängen noch etwas im Panoramasalon und in der Kabine rum, um 14:30 sind wir im Tromsö, es ist bereits stockdunkel. Wir haben die Stadtrundfahrt gebucht, Reiseleiterin ist eine Hamburgerin, die in Tromsö lebt. Wir besichtigen das Polaria (Museum/Aquarium über Spitzbergen), fahren rund um die Insel und dann zur Eismeerkathedrale. Leider sind die Mosaikfenster in Reparatur. Seit wir aus dem Polaria sind schneit es heftig, es sind um 0 Grad und es liegt rd. 50cm Schnee.


     


    Nach dem Abendessen gibt es einen Vortrag des Kapitäns, erst stellt er sich vor und erzählt von seiner Karriere, er war Projektleiter beim Bau der FRAM. Dann referierte er noch über die Hurtigreisen nach Spitzbergen, Grönland und Antarktis sowie über den Stockfischfang. Dazu werden vom Koch getrocknete Fischstücke gereicht, ganz dünne Scheiben die sowohl optisch wie geschmacklich etwas an Pappe erinnern. Es mundet nicht wirklich und wir wären die Stückchen gerne wieder los. Wir sitzen zusammen mit Mitreisenden und jemand reicht ein Papiertaschentuch in dem wir diskret die Fischstückchen verschwinden lassen. Eine Dame sitzt nun da mit dam Taschentuch in der Hand und überlegt wohin. Ich gebe ihr den frevelhaften Rat, das Ding auf den nächsten Blumenkübel zu legen, ich bin sicher dass nach dem Vortrag noch jemand von der Putzkolonne rein Schiff macht. Die Mitreisende - ihreszeichens Lehrerin - befindet dass mein Ratschlag nicht so toll wäre, und steckt sich das Taschentuch in die Handtasche, sie will es später entsorgen - was sie natürlich vergisst und erst am nächsten Morgen feststellt, was zur Folge hat dass die ganze Tasche entsorgt werden muss, den Fischgestank wird man nie wieder rausbringen. Sie meinte die Blumenkübelversion wäre dann doch besser gewesen... :laugh1:


    Nach dem Vortrag gibt es Kaffee und Cognac auf dem Aussendeck beim Pool. Wir lassen den Abend bei netten Gesprächen im Panoramasalon ausklingen.

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  • Toll Arctica, klasse Idee mit dem neuen "alten" Reisebericht von 2009! Freu mich schon auf die Fotos und bin besonders gespannt wieviel oder wenig Tageslicht es weiter oben Anfang Januar gibt.

  • Offensichtlich wurde es zu dieser Zeit nicht geahndet, mittlerweile riskiert ein Kapitän wohl seinen Job.


    Moin,Arctica!


    Wir sind Anfang März 2008 auch mit der MS Finnmarken überraschend in den Trollfjord gefahren. :8o: Während man uns nordgehend noch erklärt hatte, dass im Winter nicht in den Trollfjord gefahren würde, waren wir, als wir südgehend reinfuhren natürlich von den Socken und schwer begeistert. Damals hatten wir erfahren, dass einige Hurtigruten-Vorstandsmitglieder zugestiegen waren und mutmaßten, dass man ihnen zuliebe in den Fjord gefahren sei. Allerdings versicherte man uns, man hätte auf Grund der damals vorherrschenden Wetterlage eine Unbedenklichkeitserklärung eingeholt. Es war, wie auch immer, ein unvergessliches Erlebnis und ich sehe noch heute die sich bildenden Risse und Spalten in der Eisdecke des am Ende zugefrorenen Trollfjords, als wir schließlich wendeten. Es war umso schöner, da es so unverhofft kam! :rolleyes:


    Dir herzlichen Dank für deinen historischen Bericht und das Wecken von Erinnerungen! :girl_sigh:


    Liebe Grüße


    von Ulli

  • Freitag, 9. Januar 2009


    Gegen 5 Uhr morgens ziemlicher Seegang, Windstärke 9. Schlafe aber wieder ein und verschlafe Hammerfest. Naja, als ich vor 25 Jahren sagte das wolle ich mal im Winter sehen meinte ich ja auch eher Polarnacht und Schnee und nicht expliziet Hammerfest :D . Gegen 8 Uhr gehe ich zum Frühstück, Teenie kommt 1 ½ Stunden später. Gegen 10 Uhr legen wir in Havøysund an und ab da bleibe ich bis Honningsvåg auf der Back, ruhig gleitet das Schiff dahin, es ist jetzt schönes Wetter, die Berge sind verschneit, über eine Stunde bin ich ganz alleine, geniesse, fotografiere und schaue, über uns steht der Vollmond. Nach einer Stunde kommt eine Bekannte dazu, ich lernte sie vor zwei Tagen auf dem Schiff kennen - und witzigerweise stellte es sich heraus dass sie eine Arbeitkollegin meines Mannes ist.


     





    In Honningsvåg brechen die Meisten zum Nordkapausflug auf, wir haben uns dagegen entschieden. Teenie wollte nicht und ich war auf unserer damaligen Kreuzfahrt oben. Wir schlendern lieber durch Orte und lassen lokales Flair auf uns wirken. So spazieren wir gemütlich durch das verschneite Örtchen. Viele Leute – vor allem ältere Frauen – fahren mit Sparks, den Stehschlitten. Teenie lacht sich schief als eine elegante ältere Dame im Pelzmantel, Täschchen am Arm und High-Heels-Stiefel auf dem Schlitten an ihr vorbei düst (ich habe dieses köstliche Bild leider nicht gesehen da ich gerade unser Schiff fotografierte...)





    Um 13 Uhr ist es bereits wieder dunkel. Wir gehen in das offensichtlich einzige Kaffee im Ort. Da jede Menge älterer Damen im Kaffee sind müssen wir am Eingang erstmal über ein paar Schlitten klettern. Verrückterweise essen wir einen Bananensplit - damals wusste keiner dass der später in einem gewissen, noch zu erfindenden Forum Kult werden soll. Leider gibt es ihn nicht mehr und das Kaffee ist etwas modernisiert. Ich hätte mir damals nie träumen lassen dass ich noch öfters mit wechselnder Begleitung in dem Kaffee einkehren werde - bisher war ich ausser mit Teenie mit arcticGateway, Jim Knopf und - das hätte ich am wenigsten geglaubt - GöGa da...


    Zurück aufs Schiff sehen wir noch etwas der Feuerwehrübung zu und schmeissen uns dann in den Eierkocher, gemeinhin Whirlpool genannt. Das Wasser im Pool ist wegen den Stürmen abgelassen.


    16:00h erfolgt eine Besprechung für die Gäste die am nächsten Tag von Bord gehen. Der Schneescooterausflug ist wegen angesagtem Sturm abgesagt, zumal Mehamn ausgelassen wird.


    Um 17 Uhr kommen Krabbenfischer mit Königskrabben an Bord und ab 18:30 gibt es das Nordkap-Buffet.



    Für den Abend haben wir uns mit ein paar Reisebekannte verabredet, wir alle gehen morgen vom Schiff. Da es mittlerweile doch stürmisch ist wollen sie lieber in die Bar auf Deck 4 und nicht in den Panoramasalon auf dem höhergelegenen Deck. So kommen wir noch ein den Genuss der Crew-Modenschau.



    ein wasserabweisender Kapitän



    Overstyrman Kai Albrigtsen mit der Restaurantchefin - wer hätte gedacht dass er ein Jahr
    später unser Schiffchen nach Australien schippert!



    Reiseleiter Peter Jensen


    Fast die ganze Nacht Windstärke 11! Keine Möglichkeit für einen Abendspaziergang an Deck!

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