Nach 3 langen Monaten ohne Reisen wächst und wächst die Sehnsucht nach der Ferne, und ich beginne zu planen: Was ist wohl in diesem Jahr möglich? Im Herbst/Winter mit einem Schiff durch Deutschland? Am liebsten mit einem Frachtschiff. Anruf bei zwei Agenturen. Ich bin wohl nicht die Einzige mit dieser Idee, denn die wenigen Reisen sind fast komplett ausgebucht. Außerdem ist nicht klar, was in diesem Jahr möglich ist.
Da muss ich wohl auf meinen Erinnerungsschatz zurückgreifen. Die Reise liegt zwar schon eine Weile zurück, aber mit den Bildern werden die Erinnerungen wieder
lebendig. So starte ich mit meiner Reise und freue mich, wenn ihr mich begleitet.
Die GMS Seestern wurde 1962 gebaut, 2 Jahre vor der MS Lofoten und ist mit 80m Länge fast so lang wie sie. Bei der Passagierzahl kann sie allerdings nicht mithalten: 400 auf der MS Lofoten und maximal 2 auf der GMS Seestern.
Weitere, ernstzunehmende Infos findet ihr auf der Homepage: https://www.ms-seestern.de/
Die MS Seestern ist wie viele Frachtschiffe nicht fest verchartert. Das bedeutet für mich: Erst ein paar Tage vor der Reise erfahre ich, wo ich einsteigen soll.
Es ist die Schleuse Anderten in Hannover. Los geht's!
Freitag, 20.02.2015
Auf diesen Stresstest hätte ich gerne verzichtet: Im Freitagsverkehr geht es über die berüchtigte A2 nach Hannover. Mein Hotel in der Nähe der Schleuse liegt im Grünen.
Ein Glück: Da kann ich nach der nervenden Fahrt ausatmen! Mein Auto kann die ganze Woche dort stehenbleiben, obwohl ich noch gar nicht weiß, ob ich noch einmal dort übernachten werde. Danke!
Samstag, 21.02.
Anruf von Franz Schramm, dem Kapitän: Am Nachmittag soll ich an der Schleuse einsteigen, später als gedacht. Da bleibt noch Zeit für einen Abstecher in die Stadt.
Im Sprengel Museum gibt es eine Ausstellung, die Spaß verspricht. Auf Einladung des Museums wurde der englische Fotograf Martin Parr https://www.martinparr.com/ eingeladen, sich um Hannover herum auf die Suche nach dem britischen Nationalstolz fern der Heimat zu begeben. Es sind skurrile, ironische und humorvolle Bilder entstanden, die dem Ruf des Fotografen alle Ehre machen. So einen Auftakt für meine Reise lases ich mir gefallen!
An der Schleuse https://de.wikipedia.org/wiki/Schleuse_Anderten erwartet mich ein neuer Anruf: Der Kapitän bittet mich, im Schleusenbüro die Post für ihn abzuholen. Koffer parken, hoch ins Büro, Post holen, mir den Anlegeplatz zeigen lassen. Und da stehe ich und warte mit leicht erhöhtem Pulsschlag auf das Schiff. Das nähert sich gemütlich, eine Passagierin steigt aus, nicht sehr mitteilungsfreudig. Hat ihr etwa die Fahrt nicht gefallen? Gepäck an Bord, ich hinterher, freundliche Begrüßung von Sonja und Franz Schramm. Hinab in meine kleine Wohnung im Bug. Gemütlich! Auspacken, Kamera fertig machen und hinaus aufs Deck.
Da begrüßt mich die absolute Hauptperson, Stelle, die Schiffshündin. Kritisches Schnüffeln, immerhin werde ich nicht angeknurrt. Unser Verhältnis ist noch ausbaufähig, aber dazu ist ja noch Zeit genug.
Bevor es in die Schleuse geht, ein erster Blick auf's Schiff.
Und ab in die Schleuse. Da ist Sonja im Einsatz. Hier ist noch Handarbeit gefragt. Anders al bei anderen Schleusen muss sie beim Schleusen die Taue noch von Hand umsetzen.
Wir tuckern eine Weile auf dem Kanal entlang. Im Dämmerlicht wird angelegt, denn das Schiff fährt nur am Tag. In einem griechischen Lokal in der Nähe des Anlegers klingt der Tag gemütlich aus.
Viele Grüße
omlia
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