Auf der anderen Seite der Berge, Norwegen ohne Hurtigruten 08. 06. – 21. 06. 2015

  • 12. Juni 2015


    Für heute habe ich eine Kajaktour gebucht. Diese soll gegen 10:00 Uhr an der Basis von Nordic Ventures in Gudvangen starten.


    Gegen 08:00 heißt es aber erstmal Aufstehen, die Sonne hat eines der Fenster des Hostelzimmers für sich entdeckt und die ersten Gäste packen ihre sieben Sachen für diverse Ausflüge. Ich gönne mir ein Frühstück und einen frischen Kaffee eine Etage höher in der voll ausgestatteten Küche des Hostelgebäudes.
    Der frisch gebrühte Kaffee findet Anklang und so wird schnell aus einer Aeropress für mich allein schnell eine ganze Kanne für 2 Tische. Als „Gegenleistung“ gibt es einen Teller asiatische „Frühstückssuppe“, diese wärmt durchaus für den ganzen Tag.



    Derweil läuft das erste von heute 3 Kreuzfahrtschiffen in den Hafen ein und wird gerade festgemacht. Eine ganze Armee von Reisebussen wartet schon auf dem Parkplatz an der Flåmbahn.
    Routiniert werden die Passagierströme geteilt und zu den Bussen, bzw. zum Bahnsteig „geleitet“.Als Dorfkind muss ich an ähnliche Gegebenheiten denken, diese haben mit Touristen allerdings weniger zu tun, aber die angewandten Techniken ähneln sich doch sehr.


    Um kurz nach 9:00 mache ich mich im Auto auf den Weg nach Gudvangen, also wieder Tunnelfahrt, erst 7 und dann 11 km. In Gudvangen klettert die Sonne gerade über die Berghänge und taucht das Tal in ein warmes Licht.
    Ich warte noch kurz am perfekt abgesicherten Hochsicherheitsbereich des ISP Terminals, bevor ich gegen 9:45 an der Kajakbasis meine Kleidung, eine Tasse Kaffee und ein Pelicase für meine Kamera erhalte.



    Auf der Wiese am Fjord gibt uns unser heutiger Guide Kim eine Einweisung in die Kajaks und Tips und Verhaltensanweisungen für den Fall einer Kenterung. Dann geht es ein stück mit dem Transporter in Richtung des kleinen Ortes Bakka, hier ist ein weiteres Depot von Kajaks, die wir aus dem Schuppen holen und zu Wasser lassen. Nach einer Einweisung und „Einpaddeln“ in der nähe des Schuppens geht es entlang des Ufers des Nærøyfjords in Richtung Bakka, wo wir an einer der schmalsten Stellen des Fjords auf die andere Seite wechseln.



    Nach einer weiteren Strecke erreichen wir eine direkt an das Ufer grenzende Wiese, dieses wird unser Rastplatz für eine Mittagspause. Direkt durch diese Wiese läuft ein Teil des sogenannten „Königsweges“, an dem sich übrigens der Verlauf der E16 von Bergen nach Oslo orientiert. Hier im engen Tal ist der Weg allerdings nicht mehr als ein Trampelpfad.Beobachtet von einigen Schafen erklettern wir noch einen Wasserfall, bevor wir ein Feuerchen für die Zubereitung des Mittagessens machen.





    Nach dem Essen brechen wir wieder auf, und Paddeln erst noch ein wenig in Richtung Aurlandsfjord, bevor wir wieder das Ufer wechseln und uns auf den Rückweg machen.Während wir gen Bakka paddeln bricht an einem der noch teilweise gefrorenen Wasserfälle ein Schneebrett los und rauscht mit beeindruckender Geräuschkulisse gen Fjord. Für uns ungefährlich, aber dennoch imposant.



    Gegen 16:00 kommen wir wieder an unserem Ausgangspunkt an und verstauen die Kajaks wieder im Schuppen, bevor wir mit dem Transporter zurück nach Gudvangen fahren, wo wir uns umziehen können. Auf dem Rückweg nach Flåm biege ich noch einmal Richtung Undredal ab und gönne mir dort eine Pizza mit Ziegenkäse direkt am Fjord.Zurück am Hostel fehlt meinem Bett die Bettwäsche, da ich nichts auf dem Bett habe liegen lassen, ging die Reinigungskraft wohl davon aus, dass jemand einfach nur sein Bett nicht abgezogen hatte


    Aber kein Problem, mit neuer Bettwäsche ausgestattet kann ich mir auch noch gleich ein „besseres“ Bett sichern.Um 20:00 gehe ich noch einmal zum Hafen, seit 2 Stunden ist das letzte Kreuzfahrtschiff verschwunden und es ist wie ausgestorben.


  • 13. Juni 2015


    Beim Frühstück und nach einer kleinen Runde durch den noch völlig verschlafenen Hafen des Örtchens Flåm mache ich mich an die weitere Reiseplanung. Seit vorgestern ist die Straße über das Aurlandsfjell wieder geöffnet. Diese kommt auf jeden Fall mit in die Routenplanung. Danach möchte ich weiter in die grobe Richtung „Geirangerfjord“. Nachdem ich meine sieben Sachen wieder im Auto verstaut und meine Wasservorräte ergänzt habe geht es weiter.



    Entlang des Aurlandsfjords verlasse ich Flåm in Richtung der kleinen Ortschaft Aurland. Hier kann man auf der E16 weiter in Richtung Lærdal fahren, oder den Umweg über die Passstraße über das Aurlandsfjell nehmen. Diese Strecke hat den Beinamen Snøvegen.
    Aus dem Ort führt eine kleine Straße, kaum breiter als ein Feldweg, hinauf zum Aussichtspunkt Stegastein. Die Straße ist gerade breit genug für ein Fahrzeug, doch es kommen natürlich auch Fahrzeuge entgegen. Unter anderem auch größere Wohnmobile und kleinere Reisebusse. Da bekommt der Begriff vorausschauendes Fahren gleich eine ganz andere Bedeutung. In die Ausweichbuchten passen maximal 2 Fahrzeuge und teilweise muss man auch mal ein ganzes Stück zurücksetzen.



    Nicht alle Fahrer sind mit ihren Fahrzeugen vertraut und kennen die genauen Außenmaße. Einem mir folgendem Fahrer eines nicht gerade kleinem Mietwohnmobils packt die blanke Panik, als uns zwischen 2 Ausweichbuchten nicht gerade langsam ein „Tine“ Milchwagen entgegen kommt. Mit Einweisen und einigem Rangieren ist genug Platz, dass beide Fahrzeuge aneinander vorbei können, aber es ging wirklich um einige Centimeter. Der LKW Fahrer bedankt sich und zwängt sein Fahrzeug durch die Engstelle. Ich schraube mich weiter die schmale Straße hinauf und erreiche den Aussichtspunkt Stegastein. Nach einigen Fotos und einer frischen Tasse Kaffee treffe ich die Wohnmobilisten von vorhin wieder. Sie haben sich von der für sie abenteuerlichen Fahrt erholt, und wägen nun ab, ob sie wieder zurück nach Aurland fahren, oder weiter über das Fjell nach Lærdal, sie entscheiden sich für den Rückweg.



    Ich hingegen folge der Touristenstraße Aurlandsvegen. Nach dem Stegastein windet sich die Straße noch ein wenig höher, und die Landschaft wird karger. Kurz hinter dem Aussichtspunkt ist die Baumgrenze passiert und einen Kilometer weiter liegt sogar noch Schnee.



    Es geht noch höher und der Schnee nimmt weiter zu. Habe ich vor 15 Minuten noch mit dünnem Pullover vor meinem Auto gesessen flankieren jetzt 3m hohe Schneewände den Weg. Aufgrund der Verkehrssituation kann ich an mehreren Stellen einfach mal kurz anhalten, das Auto verlassen und ein Foto schießen.Vom Aurlandsfjell sehe ich allerdings wenig, da die Fahrt einer 20 KM langen Strecke durch einen weißen Tunnel gleicht, überall liegt der Schnee noch mindestens auf Dachhöhe des Autos.



    Weiße Wohnmobile sind hier übrigens bestens getarnt unterwegs, und begegnen einem auch grundsätzlich an Engstellen ohne Ausweichbuchten :D (Beidseitiges Spiegel anklappen und es passt). Nach ersten Serpentinen durch den Schnee wird es schlagartig grün und es geht wieder hinunter. Die Straße vom Fjell nach Lærdal ist etwas breiter, aber wird von Schafen für sich beansprucht.



    Der Ortschaft Lærdal kann ich (noch) nichts abgewinnen und lasse sie links liegen und folge der RW5 was allerdings eine weiter Fjordfähre bedeutet (die erste mit dem früher obligatorischen Kiosk an Bord).



    In Sognedalsfjøra biege ich auf die 55 ab. Die Straße begleitet den Sognefjord ins Landesinnere. Der Fjord ist übrigens der längste Fjord in ganz Norwegen. Die Straße nähert sich dem Fjord immer wieder auf einige Meter und entfernt sich dann wieder.



    Ich folge einem Wegweiser zur Stabkirche von Urnes, doch die Straße endet an einem Fähranleger im schönen Örtchen Solvorn. Auf eine Fährüberfahrt müsste ich einige Stunden warten. Und so mache ich hier einfach nur Pause, als sich eine Hochzeitsgesellschaft nähert. Nach einigen Fotos nehmen sie die Fähre nach Urnes und ich mache mich wieder auf den Weg zur Straße 55, die ab jetzt direkt entlang des Lustrafjords verläuft.



    In Luster decke ich mich an einer kleinen Bäckerei mit frischen Zimtschnecken ein. Ein wenig später erreiche ich in Skjolden das Ende des Fjords.



    Hier liegt auch ein Campingplatz mit Hostel, welches ich als Übernachtungsmöglichkeit wähle. Geräumige saubere Zimmer mit eigener Dusche und WC, incl. W-Lan zu einem relativ günstigen Preis. Da die Saison noch nicht voll angelaufen ist, habe ich das ganze Zimmer für mich allein. Da es gerade einmal 16:00 ist entschließe ich mich auf der Ostseite des Fjords zurück nach Ornes zu fahren. Diese Straße hat es jetzt wirklich in sich, kaum breiter als mein Auto und direkt am Ufer, dazu noch unbeleuchtete Tunnel, so macht das Fahren richtig Spaß, und die Reisegeschwindigkeit sinkt auf entspannte 20 km/h Durchschnitt. Oberhalb des Fähranlegers von Ornes stelle ich mein Auto ab und mache mich auf den Weg zur Stabkirche.



    Diese ist leider schon seit einer Stunde geschlossen, aber die Umgebung macht dieses locker wett.



    Nach einer ganzen Zeit mache ich mich auf den Rückweg nach Skjolden. Unterwegs halte ich noch am kleinsten Supermarkt der Umgebung an und Stocke meinen Vorrat an Erdbeermarmelade auf.



    Am Campingplatz in Skjolden erkunde ich noch ein bisschen die Umgebung und beende den Tag.


  • @KaFei, die letzten drei bis vier Tage haben wir ein Jahr und zehn Tage nach Dir ganz ähnlich verbracht. Der Snøveg war auch noch von Schnee gesäumt, aber bei weitem nicht so hoch. Schöne Erinnerungen! Danke für deinen Bericht, der nun bald weiter führt, als unser damaliger Nach-Hurtigruten Urlaub. Bin gespannt, wie es weiter geht.

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