Es ist zwar schon eine ganze Weile her, aber vielleicht mag der eine oder andere mit mir auf eine virtuelle Expedition in die Antarktis
gehen.
Das Geschichte fing damit an, dass mein geplanter großer Südamerika-Urlaub 2006 vom Chef nicht genehmigt wurde. Ich war ziemlich gefrustet und suchte nach einer Alternative. Dabei stolperte ich über ein Wikinger-Angebot für Januar 2007: antarktische Halbinsel mit Iguazú als Vorprogramm zu einem ziemlich günstigen Preis (knapp über 6000 Euro). Das Ganze in Kleingruppe, d.h. 8 Personen plus Reiseleitung, dazu teilweise örtliche Guides. Weil mein Chef ein schlechtes Gewissen hatte, durfte ich den Großteil meines Jahresurlaubs ins neue Jahr mitnehmen und bekam für Januar/Februar mehrere Wochen genehmigt. Also buchte ich auch gleich noch eine Chile-Rundreise im Anschluss an die Antarktis .
Erforderlich für die Reise war der Nachweis einer umfassenden Reise-Krankenversicherung und ein medizinischer Fragebogen, der war aber ein Witz. Letztlich wollten sie nur wissen, ob man halbwegs gesund war und mit leichter Unterstützung selbständig ins Zodiac steigen konnte
Weil Brasilien mit auf dem Reiseplan stand, durfte ich mir auch noch eine Gelbfieberimpfung abholen. Davon wollte dann zwar an der Grenze keiner was wissen, aber das Risiko, von den Brasilianern zwangsgeimpft zu werden, wollte ich nicht eingehen.
Kleidungsmäßig erforderten die unterschiedlichen Klimazonen etwas Planung, letztendlich wurden es für die oberste Schicht eine ungefütterte, aber sehr robuste wasserdichte Jacke und eine gute Regenhose. Der Rest ging nach dem Zwiebelprinzip, alles so leicht wie möglich, doch zusammen warm- also Microfaser, Merino und Fleece, keine schwere Baumwolle. Statt Koffer nahm ich eine Planen-Reisetasche und als Handgepäck einen Tagesrucksack mit.
Freitag, 12. Januar- Anreise
Die große Reise startete nachmittags mit Spanair von Frankfurt. In Madrid mussten wir das Terminal wechseln und ziemlich weit laufen, die Umsteigezeit zum Iberia- Flug nach Buenos Aires war aber ausreichend. Diesen Flug habe ich nicht in guter Erinnerung, die Flugbegleiter waren arrogant und unfreundlich, sie schlossen nach einer Turbulenzen-Warnung alle WCs ab und legten sich dann fast alle schlafen. Die ganze Nacht rüttelten immer wieder Paxe vergeblich an den verschlossenen WCs, obwohl die Turbulenzen längst vorbei waren. Auch mit Getränken ging nie jemand herum, lediglich in der Galley ganz hinten standen ein paar Becher und Wasserflaschen. Ich habe Iberia seitdem gemieden...
Samstag, 13. Januar- Buenos Aires
Zur Morgendämmerung über Paraguay tauchten die Flugbegleiter wieder auf und die WCs wurden entsperrt. Ich zog Skiunterwäsche und Fleece aus, zippte die Trekkinghose ab und zog die Sandalen aus dem Handgepäck an, die Wanderstiefel kamen in einen Beutel. Kurz vor dem Ziel ging die Sonne auf, die Docks von Buenos Aires leuchteten golden. In Ezeiza landeten wir ohne Probleme, von den berüchtigten Scherwinden war nichts zu spüren.

Als wir ausstiegen, war ich heilfroh, dass ich mich rechtzeitig umgezogen hatte, bei der Hitze traf einen fast der Schlag! Die Einreiseformalitäten zogen sich hin, doch irgendwann waren wir durch und konnten in den klimatisierten Kleinbus, der uns abholte. Wie üblich bei den frühen Landungen, konnten wir noch nicht ins Hotel, sondern bekamen eine Stadtrundfahrt.
Unser erster Halt war am Friedhof von Recoleta. Das Grab von Evita ist natürlich Pflicht, mir gefallen aber die vielen anderen Grabmäler und Mausoleen deutlich besser. Leider fand ich die Zeit etwas knapp bemessen, man könnte dort viele Stunden verbringen.

Der nächste Stop war die Plaza de Mayo mit den weißen Kopftuch-Markierungen, wo die die Madres noch immer jeden Donnerstag stumm ihre Runden drehen. Die Casa Rosada versteckte sich leider hinter einem Bauzaun, aber Cabildo und Rathaus zeigten sich in der Morgensonne.

Wir besuchten noch die Kathedrale mit dem Mausoleum des Unabhängigkeitskämpfers San Martín, danach ging die Stadtrundfahrt weiter.

Unser örtlicher Guide wies unterwegs auf eine Brücke über der Stadtautobahn hin, unter deren Fundamenten sich Folterkeller der Militärjunta befanden, von dort „verschwanden“ unzählige Menschen. Durch seine Banalität wirkte der Ort umso beklemmender.
Der nächste Halt war Caminito mit den mit bunten Schiffsfarben gestrichenen Häuschen. Im Vergleich zu meinem ersten Besuch 2003 wirkte alles schon deutlich kommerzialisierter, nur der Rio Riachuelo war noch immer eine Kloake und La Boca außerhalb des Caminito immer noch ein no- go- Gebiet. (2003 war eine Mitreisende mit dem lokalen Bus nach La Boca gefahren, weil sie als Maradona- Fan die Bombonera besuchen wollte. Auf dem Rückweg stolperte sie über einen noch warmen Ermordeten...)

Unsere Stadtrundfahrt führte weiter über Puerto Madero zu unserem zentral an der Avenida de Mayo gelegenen Hotel. Das Castelar ist ein altehrwürdiges Haus, das dafür berühmt ist, dass der Dichter Federico Garcia Lorca in den 1930ern ein halbes Jahr dort wohnte. Die Hotellobby sah auch edel aus, unsere Zimmer allerdings gingen zum Hinterhof und waren stark renovierungsbedüftig. Dafür war die Lage ideal, sodass ich mich nach einer dringend notwendigen Duschpause zum Congreso und danach Richtung Avenida Corrientes aufmachte. Ich erstand einige Tango-CDs und stöberte durch die fantastischen Buchläden, wobei ich es bedauerte, dass ich allenfalls sehr rudimentäres Spanisch verstehe. Einer Neruda-Gesamtausgabe für wenige Pesos konnte ich aber doch nicht widerstehen.
Am frühen Abend outeten wir uns als Touristen und gingen schon zum Abendessen (das obligatorische Bife de Chorizo), weil wir die 4 Stunden Zeitunterschied doch deutlich spürten. Auf dem Weg fielen mir im Geschäftsviertel immer wieder die krassen sozialen Gegensätze auf, die Karren der cartoneros (Altpapiersammler aus den Vorort-Slums) vor den Bankpalästen...

PS- liebe Mods, könntet Ihr den falschen 2004-Tag vielleicht in 2007 umändern? Danke
Das Geschichte fing damit an, dass mein geplanter großer Südamerika-Urlaub 2006 vom Chef nicht genehmigt wurde. Ich war ziemlich gefrustet und suchte nach einer Alternative. Dabei stolperte ich über ein Wikinger-Angebot für Januar 2007: antarktische Halbinsel mit Iguazú als Vorprogramm zu einem ziemlich günstigen Preis (knapp über 6000 Euro). Das Ganze in Kleingruppe, d.h. 8 Personen plus Reiseleitung, dazu teilweise örtliche Guides. Weil mein Chef ein schlechtes Gewissen hatte, durfte ich den Großteil meines Jahresurlaubs ins neue Jahr mitnehmen und bekam für Januar/Februar mehrere Wochen genehmigt. Also buchte ich auch gleich noch eine Chile-Rundreise im Anschluss an die Antarktis .
Erforderlich für die Reise war der Nachweis einer umfassenden Reise-Krankenversicherung und ein medizinischer Fragebogen, der war aber ein Witz. Letztlich wollten sie nur wissen, ob man halbwegs gesund war und mit leichter Unterstützung selbständig ins Zodiac steigen konnte

Kleidungsmäßig erforderten die unterschiedlichen Klimazonen etwas Planung, letztendlich wurden es für die oberste Schicht eine ungefütterte, aber sehr robuste wasserdichte Jacke und eine gute Regenhose. Der Rest ging nach dem Zwiebelprinzip, alles so leicht wie möglich, doch zusammen warm- also Microfaser, Merino und Fleece, keine schwere Baumwolle. Statt Koffer nahm ich eine Planen-Reisetasche und als Handgepäck einen Tagesrucksack mit.
Freitag, 12. Januar- Anreise
Die große Reise startete nachmittags mit Spanair von Frankfurt. In Madrid mussten wir das Terminal wechseln und ziemlich weit laufen, die Umsteigezeit zum Iberia- Flug nach Buenos Aires war aber ausreichend. Diesen Flug habe ich nicht in guter Erinnerung, die Flugbegleiter waren arrogant und unfreundlich, sie schlossen nach einer Turbulenzen-Warnung alle WCs ab und legten sich dann fast alle schlafen. Die ganze Nacht rüttelten immer wieder Paxe vergeblich an den verschlossenen WCs, obwohl die Turbulenzen längst vorbei waren. Auch mit Getränken ging nie jemand herum, lediglich in der Galley ganz hinten standen ein paar Becher und Wasserflaschen. Ich habe Iberia seitdem gemieden...
Samstag, 13. Januar- Buenos Aires
Zur Morgendämmerung über Paraguay tauchten die Flugbegleiter wieder auf und die WCs wurden entsperrt. Ich zog Skiunterwäsche und Fleece aus, zippte die Trekkinghose ab und zog die Sandalen aus dem Handgepäck an, die Wanderstiefel kamen in einen Beutel. Kurz vor dem Ziel ging die Sonne auf, die Docks von Buenos Aires leuchteten golden. In Ezeiza landeten wir ohne Probleme, von den berüchtigten Scherwinden war nichts zu spüren.
Als wir ausstiegen, war ich heilfroh, dass ich mich rechtzeitig umgezogen hatte, bei der Hitze traf einen fast der Schlag! Die Einreiseformalitäten zogen sich hin, doch irgendwann waren wir durch und konnten in den klimatisierten Kleinbus, der uns abholte. Wie üblich bei den frühen Landungen, konnten wir noch nicht ins Hotel, sondern bekamen eine Stadtrundfahrt.
Unser erster Halt war am Friedhof von Recoleta. Das Grab von Evita ist natürlich Pflicht, mir gefallen aber die vielen anderen Grabmäler und Mausoleen deutlich besser. Leider fand ich die Zeit etwas knapp bemessen, man könnte dort viele Stunden verbringen.
Der nächste Stop war die Plaza de Mayo mit den weißen Kopftuch-Markierungen, wo die die Madres noch immer jeden Donnerstag stumm ihre Runden drehen. Die Casa Rosada versteckte sich leider hinter einem Bauzaun, aber Cabildo und Rathaus zeigten sich in der Morgensonne.
Wir besuchten noch die Kathedrale mit dem Mausoleum des Unabhängigkeitskämpfers San Martín, danach ging die Stadtrundfahrt weiter.
Unser örtlicher Guide wies unterwegs auf eine Brücke über der Stadtautobahn hin, unter deren Fundamenten sich Folterkeller der Militärjunta befanden, von dort „verschwanden“ unzählige Menschen. Durch seine Banalität wirkte der Ort umso beklemmender.
Der nächste Halt war Caminito mit den mit bunten Schiffsfarben gestrichenen Häuschen. Im Vergleich zu meinem ersten Besuch 2003 wirkte alles schon deutlich kommerzialisierter, nur der Rio Riachuelo war noch immer eine Kloake und La Boca außerhalb des Caminito immer noch ein no- go- Gebiet. (2003 war eine Mitreisende mit dem lokalen Bus nach La Boca gefahren, weil sie als Maradona- Fan die Bombonera besuchen wollte. Auf dem Rückweg stolperte sie über einen noch warmen Ermordeten...)
Unsere Stadtrundfahrt führte weiter über Puerto Madero zu unserem zentral an der Avenida de Mayo gelegenen Hotel. Das Castelar ist ein altehrwürdiges Haus, das dafür berühmt ist, dass der Dichter Federico Garcia Lorca in den 1930ern ein halbes Jahr dort wohnte. Die Hotellobby sah auch edel aus, unsere Zimmer allerdings gingen zum Hinterhof und waren stark renovierungsbedüftig. Dafür war die Lage ideal, sodass ich mich nach einer dringend notwendigen Duschpause zum Congreso und danach Richtung Avenida Corrientes aufmachte. Ich erstand einige Tango-CDs und stöberte durch die fantastischen Buchläden, wobei ich es bedauerte, dass ich allenfalls sehr rudimentäres Spanisch verstehe. Einer Neruda-Gesamtausgabe für wenige Pesos konnte ich aber doch nicht widerstehen.
Am frühen Abend outeten wir uns als Touristen und gingen schon zum Abendessen (das obligatorische Bife de Chorizo), weil wir die 4 Stunden Zeitunterschied doch deutlich spürten. Auf dem Weg fielen mir im Geschäftsviertel immer wieder die krassen sozialen Gegensätze auf, die Karren der cartoneros (Altpapiersammler aus den Vorort-Slums) vor den Bankpalästen...
PS- liebe Mods, könntet Ihr den falschen 2004-Tag vielleicht in 2007 umändern? Danke

Viele Grüsse, Albatross
Reiseberichte im Profil
Reiseberichte im Profil