Darf es auch etwas mehr sein? - Statt Irland nun Britannien (31.08. bis 15.09.2019)

  • Die Vorgeschichte (kann man auch Prolog nennen)



    Aus bestimmten privaten und beruflichen Gründen wollte ich meinen Urlaub 2019 schon recht früh buchen und sicherstellen. Der erste Teil war meine Tour nach Porto im März 2019.
    Hierfür konnte ich neben meinem Resturlaub 2018 auch einen kleinen Teil des Urlaubes 2019 verwenden.


    Somit waren allerdings noch recht viele Urlaubstage übrig und ich überlegte, wie ich diese noch verwenden könnte. :hmm: Bei Hurtigruten hätten nur Angebote für mich als Alleinreisender Sinn gemacht und die kommen bekanntlich doch recht kurzfristig.
    So hatte ich Mitte Juni 2018 einen Prospekt von Dreamlines im Briefkasten. Seit wir damals die leider abgesagte Tour nach Grönland bei Dreamlines gebucht hatten, siehe Vorgeschichte zu der späteren Grönland-Tour mit Island Pro Cruises, kommen solche Prospekte regelmäßig.


    Darin wurden viele Touren mit der VASCO DA GAMA beworben, z.B. eine 12-tägige Fahrt : Irland – Land der Mythen.
    Die Tour sollte von Bremerhaven nach Plymouth, dann weiter rund um Irland mit den Punkten

    • Bantry
    • Galway
    • Killybegs
    • Belfast (Nordirland)
    • Dublin
    • Cobh (Cork)


    und zurück über Southampton wieder nach Bremerhaven gehen. Das Ganze zu einem akzeptablen Preis auch für einen Alleinreisenden in einer Außenkabine.


    Lange habe ich nicht gezögert und am 19.Juni 2018 bei Dreamlines um ein Angebot gebeten, welches ich auch am gleichen Tag erhalten habe. Jetzt erfuhr ich auch den eigentlichen Veranstalter, nämlich TransOcean Kreuzfahrten.
    Wenn man mal von den Hurtigruten-Touren sowie dem Dreitages-Törn mit der QUEEN MARY 2 und den Expeditions-Kreuzfahrten mit der OCEAN DIAMOND nach Grönland-Tour und Island absieht, also meine erste reine Kreuzfahrt.


    Einen Tag später habe ich dann gebucht und am nächsten Tag die Buchungsbestätigung und die Rechnung erhalten. :good3:


    Also die Neugier sofort befriedigen und mal sehen, was die VASCO DA GAMA überhaupt für ein Schiff ist. Natürlich waren in dem Prospekt auch Bilder des Schiffes und der Kabinen, aber man will ja gerne mehr über „sein“ Schiff wissen. Aber trotz schneller Suche kann ich das Schiff zuerst nicht finden. :search: Lediglich eine VASCO DA GAMA die als Flussschiff auf dem Douro fährt kann ich finden. Stimmt, die habe ich ja auch auf dem Douro gesehen. Mit der wird es doch wohl nicht in die Nordsee gehen? ;(


    Erst als ich intensiver suche finde ich den Hinweis, dass das Schiff zu der Zeit noch im australischen Raum als PACIFIC EDEN unterwegs ist. Es wird erst Anfang nächstes Jahr umgetauft und dann für TransOcean fahren. :pleasantry_1:
    Bei dem Schiff handelt es sich um die 1992 bei Fincantieri (dort wurde auch die FRAM gebaut) vom Stapel gelaufene ehemalige STATENDAM, die für die Holland-America-Linie fuhr. 2015 wurde das Schiff von P&O Cruises Australia gekauft und in PACIFIC EDEN umbenannt. Cruise & Maritime Voyages kaufte das Schiff 2018 und TransOcean setzt es seit Frühjahr 2019 ein.


    Die technischen Angaben über das Schiff sind leider teils sehr unterschiedlich. Im Internet findet man die maximale Anzahl der Passagier mit 1613, TransOcean selbst gibt sie mit max. 1150 an. Die Anzahl der Crewmitglieder schwankt zwischen 550 und 618. Mit einer Länge von 219,21 m und 30,8 m Breite bei 7,72 m Tiefgang kommt das Schiff auf BRZ 55.819. Auf neun Decks verteilen sich die diversen öffentlichen Einrichtungen und 630 Kabinen, davon 149 mit Balkon.
    Soweit der erste Teil der Vorgeschichte.



    Die Abfahrt des Schiffes in Bremerhaven soll am 1.September 2019 um 16:00 Uhr sein. Eine Anfahrt mit dem Auto am gleichen Tag ist mir einfach zu stressig und der Parkplatz am Terminal in Bremerhaven auch recht teuer. Also habe ich im Internet am 15.Februar 2019 nach einem Hotel für eine Übernachtung und der Parkmöglichkeit für mein Auto während der Kreuzfahrt gesucht.
    Fündig wurde ich beim Hotel Adena, die einen sogenannten Kreuzfahrer Hot-Deal anboten. :ok:


    Der Deal beinhaltete eine Übernachtung, die Parkmöglichkeit auf dem Hotelparkplatz während der Kreuzfahrt, Hin- und Rücktransfer zum Schiff und ein Abendessen am Anreisetag in der SEUTE DEERN. Dummerweise brannte es in der SEUTE DEERN am nächsten Tag. Bei meiner Buchung am darauf folgenden Tag hat man mir dann als Ersatz das Essen in der Villa Seebeck genannt und vermerkt, falls die SEUTE DEERN bis zum Reisezeitpunkt wiederhergestellt sei (was allerdings unwahrscheinlich war), dass ich diese bevorzugen würde. Am 4.März hat man mir dann mitgeteilt, dass die Villa Seebeck an meinem Anreisetag leider ausgebucht sei, man mir aber im Restaurant Fiedler reserviert habe. Na, ich werde wohl satt werden. :dance3:
    Soweit der zweite Teil der Vorgeschichte.



    Am 14.Juni 2019 erhielt ich dann ein Schreiben von Dreamlines. Ein weiteres Schiff des Veranstalters TransOcean, die COLUMBUS, hatte vor einigen Tagen bei der Abfahrt von Amsterdam ein unbekanntes Objekt unter Wasser erwischt und musste kurz danach in die Werft. Die aktuelle Reise und die Folgereise mussten abgesagt werden. Da die Folgereise einmal rund um Groß-Britannien gegangen wäre, hat man diese nun mit unserer Reise zusammen gelegt.
    Die Reise wurde wie folgt geändert:

    • Abfahrt in Bremerhaven um 15:00 Uhr.
    • Tilbury - England
    • Seetag
    • Kirkwall/Orkney - Schottland
    • Portree/Isle of Skye - Schottland
    • Tobermory/Isle of Mull - Schottland
    • Belfast – Nordirland
    • Dublin – Irland
    • Cobh (Cork) – Irland
    • St. Mary's/Scilly Inseln – England
    • St. Peter Port/Guernsey – England (Kanalinseln)
    • Honfleur – Frankreich
    • Tilbury – England
    • Seetag
    • zurück in Bremerhaven


    Das Ganze in der gleichen Kabine zum gleichen Preis nur statt der 12-tägigen nun eine 15-tägige Reise. Da ich ausreichend Urlaubstage habe und eine kurze Nachfrage im Hotel Adena wegen der längeren Verweildauer für mein Auto positiv beantwortet wurde, habe ich noch am selben Tag zugesagt. :imsohappy:
    Als Alternative hatte man noch erhebliche Rabatte auf eine neue Reise zu einem anderen Zeitpunkt angeboten. Das Angebot war etwa drei Wochen gültig.


    Ich hatte jetzt also noch elf Wochen Zeit mich mit Informationen zu den einzelnen Stationen der Reise zu versorgen und somit den einen oder anderen Rundgang oder Ausflug zu planen. Mitte August konnte ich dann noch online bei TransOcean sechs Ausflüge vorab für die Tour buchen. Zusammen haben mich diese sechs Ausflüge gerade mal 325,-€ gekostet, ich vergleiche jetzt mal lieber nicht die Ausflugspreise bei Hurtigruten damit.


    Ende August konnte also kommen. :whistle3:




    ….... es folgt der Anreisetag.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • 31.08.2019 – Anreise nach Bremerhaven



    Ich hatte die ganze Woche schon Urlaub, so konnte ich sowohl mein Auto, als auch meine Koffer in aller Ruhe vorbereiten und packen. Die Anreise über 795 km an einem Samstag machte mir aber doch einige Sorgen :hmm: , wenn auch an diesem Wochenende nirgendwo Ferienende war und ich mit diesem Rückreiseverkehr zumindest keine Probleme bekommen würde.


    Nach einem guten Frühstück fuhr ich dann um 7:20 Uhr aus der Tiefgarage in Richtung Regensburg. Wie gewohnt war die B15N frei und auch die A93 wirkte fast verlassen. Schnell lag Regensburg hinter mir und ich blieb auf der A93 bis Hof, um dann auf die A72 zu wechseln. Diese muss man nur kurz befahren und erreicht die A9 Richtung Nord.




    Kurz nach dem Wechsel auf die A9 kommt das Brückenrasthaus Frankenwald, ein Rasthaus direkt über der Autobahn (wie man es aus Frankreich von vielen kennt), aber ich fahre noch weiter bis zum Rasthaus Hirschberg, ehe ich eine Pause einlege.
    Nicht ohne Grund wähle ich dieses Rasthaus. Hier gibt es kostenfreie, aber trotzdem total saubere Toiletten. Auch ist das Marché Restaurant hier sehr zu empfehlen, viele frische und leckere Speisen. Für mich eine der besten Autobahn-Raststätten überhaupt. :good3:


    Es ist gerade mal 10 Uhr und ich bin absolut überrascht, bisher kaum Verkehr gehabt zu haben. Sogar in den Baustellen lief es ruhig und ohne Verzögerungen. Ein Blick ins Forum bringt mir aber eine schlimme Nachricht. :fie: Die SEUTE DEERN, in der ich ursprünglich mal das Abendessen haben sollte, ist gestern Abend voll Wasser gelaufen und liegt auf Grund. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist und nehme mir das alte Schiff als erstes Ziel heute nach Ankunft vor.


    Ich fahre weiter und wechsle dann auf zuerst auf die A14, dann später auf die A2. Auch hier sind es nur die vielen Baustellen, die mich ein wenig aufhalten, sonst läuft es störungsfrei. Eigentlich wollte ich bis Peine durchfahren, um hier nachzutanken. Ich hatte mir dort zuvor eine günstige Jet-Tankstelle nur wenige Kilometer von der Autobahnabfahrt ausgesucht. Doch kurz hinter Magdeburg meldet sich das Reifendruckwarnsystem. :search:
    Ich fahre am nächsten Parkplatz kurz raus und schaue nach den Reifen, es ist aber nichts zu erkennen. Also resete ich das System sicherheitshalber, um bei weiterem Verlust sofort wieder eine Meldung zu bekommen. In Peine an der Tankstelle überprüfe ich den Reifendruck, aber es fehlt nichts. Da ich erst vor Kurzem einen neuen Reifen nehmen musste (hatte mir eine M6x30 Schraube eingefahren), hat man vielleicht den Druck etwas höher eingestellt. Bei neuen Reifen pegelt sich dieser meist noch ein wenig nach unten ein, vermute ich als Ursache für die Warnung. Jedenfalls habe ich seither keine diesbezüglichen Probleme mehr.


    In der Zwischenzeit ist auch der Stau, den mir die Navis schon länger auf der A7 und der A27 melden, nicht mehr da. Ich komme absolut staufrei und tiefen-entspannt um 15:30 Uhr im Hotel an.




    Der Empfang ist sehr freundlich und ich bekomme neben dem Zimmerschlüssel auch gleich den Gutschein für das Dinner im Restaurant Fiedler. Das Auto steht sicher auf dem Parkplatz hinter dem Hotel ganz an der Seite, allerdings unter einem Baum. Das Zimmer ist absolut sauber und geräumig, die Matratze des Bettes schön fest, wie ich es liebe. Ich stelle schnell mein Gepäck ab und mache mich auf den Weg zur SEUTE DEERN.




    Vom Hotel aus wähle ich den direkten Weg über die Wiener Straße und Schleusenstraße zum Wasser. Am alten Hafenkran trennt eine Hubbrücke den Kaiserhafen 1 vom Neuen Hafen. Der neue Hafen ist ein großer Jachthafen und die Ufer sind doch recht stark bebaut. In den Gebäuden befinden sich, neben verschiedenen Firmen auch Hotels und Restaurants. Gegenüber liegt die UBENA VON BREMEN am Ufer, der Nachbau einer Hansekogge aus dem 14.Jahrhundert.




    Kurz vor der Schleuse Neuer Hafen steht eines der Wahrzeichen Bremerhavens, der älteste noch in Betrieb befindliche Festland-Leuchtturm an der Deutschen Bucht, der Leuchtturm Bremerhaven Oberfeuer. Immerhin ist der Turm, der 1856 in Betrieb genommen wurde, stattliche 39,9 Meter hoch.
    Gleich auf der anderen Seite der Schleuse liegt die GROSSHERZOGIN ELISABETH. Der als SAN ANTONIO 1909 vom Stapel gelaufene Dreimast-Gaffelschoner hatte zwischenzeitlich auch die Namen ARIADNA, BUDDI und SANTONI, bevor er seit 1982 seinen heutigen Namen trägt.




    Am Ufer gegenüber hat die WAL wieder festgemacht. Den alten Dampfeisbrecher haben wir ja 2013 hier schon aus der Nähe gesehen. Gleich dahinter liegt jetzt noch der Bereisungs- und Schleppdampfer WELLE (es lohnt sich die Chronik des Schiffes zu lesen).
    Nun muss ich noch am Alten Hafen entlang laufen, bevor ich endlich in den Museumshafen komme.




    Da liegt sie nun schief im Wasser und weiträumig abgesperrt vor dem Deutschen Schifffahrtsmuseum. ;( Ich mache die ersten Bilder des Schiffes und schicke sie dem Team zum Einstellen ins Forum. Man kann nur hoffen, dass es sowohl finanziell wie auch technisch machbar sein wird, dass schöne alte Schiff wieder zu heben und zu restaurieren. Kaum einer der Passanten hat noch Augen für die vielen anderen Museumsschiffe hier im Hafen.




    Ein wenig traurig mache ich mich auf den Weg zurück zum Hotel. Ich möchte mich auf jeden Fall noch ein wenig frisch machen vor dem Abendessen. Immerhin war heute ein extrem heißer Tag mit Temperaturen jenseits der 30°C. So erreiche ich gegen 17:40 Uhr wieder mein Hotelzimmer und dusche schnell noch.
    Ich habe schon unterwegs überlegt, ob ich mit dem Taxi zum Restaurant Fiedler fahren soll, oder zu Fuß hin laufen. Immerhin beträgt die Distanz vom Hotel zum Restaurant über vier Kilometer.




    Ich denke mir, nachdem ich ja den ganzen Tag im Auto gesessen habe und das Essen auf dem Rückweg ja auch wieder verdauen möchte, dass in dem Fall Bewegung nicht schadet. :dance3: So starte ich dann um 18:20 Uhr vom Hotel und spaziere gemütlich durch Bremerhaven. Quer durch das Gelände der ehemaligen Rickmers Werft an der Geeste. Hier steht noch der große Werftkran. Über die Haupteinkaufsstraße von Bremerhaven, die Bürgermeister Schmidt Straße vorbei an der gleichnamigen Kirche erreiche ich bald die Geestemündung. Auf der anderen Seite geht es dann weiter bis zum Fischereihafen 1.




    Kurz nach 19:30 Uhr treffe ich beim Restaurant Fiedler ein. Leider sind draußen keine Plätze mehr frei, aber drinnen ist es auch sehr gemütlich. Zuerst gönne ich mir ein Fiedler Dunkel, ein sehr süffiges dunkles Bier. Als Dinner ist vorgesehen eine Mango-Chili-Suppe, dann wahlweise Zander oder Schweinelendchen und ein kleines Eis als Nachtisch.
    Ich frage die Bedienung, ob ich auf Suppe und Nachspeise verzichten kann und stattdessen ein anderes Hauptgericht wählen kann, welches ich auf der Karte gesehen habe. Sie fragt nach und wir treffen ein entsprechendes Arrangement, über das ich aber nichts sagen darf und welches das Hotel nicht wissen darf, damit es keine Nachahmer findet.
    Ihr habt also den letzten Absatz gar nicht gelesen :nono: :whistle3: .




    Nachdem Essen schlendere ich wieder gemütlich zurück, einen parallelen anderen Weg nehmend. Erst an der Geestemündung treffe ich wieder auf die Straße, über die ich gekommen bin. Ich gehe nun noch einmal an der SEUTE DEERN und dem Museumshafen vorbei, den Weg vom Nachmittag in Gegenrichtung entlang laufend.
    Gegen 22:30 Uhr bin ich zurück im Hotel und um 23 Uhr im Bett. In der Nacht werde ich von einem Gewitter draußen kurz geweckt, nach dem Hitzetag sicherlich notwendig, kann aber sofort wieder einschlafen.





    …... weiter geht es mit dem Entern der VASCO DA GAMA

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Hallo Jobo,


    vielen Dank für den neugierig machenden Bericht!


    Ich habe am Samstagabend auch das gleiche Gewitter abbekommen als ich im Urlaub auf der Insel Wangerooge war. Am Sonntag war dann sehr klare Luft und Sicht und ich habe dann am 1.9. kurz nach 17 Uhr Euer Schiffchen Vasco da Gama von der Promenade aus verfolgt, bei MarineTraffic Schiff und Route nachgeschlagen.


    Wenn ich gewusst hätte dass Du da drauf bist... na lassen wir das. Ich bin aber überzeugt davon dass das mal eine schöne Alternative zu einer Hurtigreise werden könnte und bin gespannt auf Deine weitere Schilderung!


    Schöne Grüße Stephan


  • 1.09.2019 - Abfahrt Bremerhaven



    Ich wache gegen 6:30 Uhr auf, irgendwas kitzelt mich auf meiner linken Hand. :search: Es ist eine kleine Wespe, die dort seelenruhig hin und her läuft. Eine weitere Wespe sehe ich dann auf der Seite der Matratze. Ich hatte in der Nacht das Fenster einen Spalt offen gelassen und die beiden haben wohl im Zimmer in der Nacht vor dem Gewitter Schutz gesucht. Es hat ihnen dann wohl gut gefallen und sie sind gleich die ganze Nacht geblieben.
    Nachdem ich beiden den Ausgang am Fenster gezeigt habe, mache ich mich fertig zum Frühstück. Zeit habe ich ausreichend, der Transferbus zum Kreuzfahrt-Terminal wird erst um 11:30 Uhr hier eintreffen. Das Frühstücksbuffet des Hotels lässt keine Wünsche offen, so dass ich erst gegen 9:10 Uhr wieder auf dem Zimmer bin.




    Gegen 10:30 Uhr checke ich aus und gebe noch den Schlüssel für mein Auto ab, falls es umgeparkt werden muss. Vor dem Hotel genieße ich die morgendliche kühlere Luft, nach der Hitze von gestern sehr angenehm. Nach und nach treffen auch weitere Hotelgäste hier ein, die meisten haben aber Kofferanhänger für die AMERA dran, ein nagelneues Schiff von Phoenix Reisen. Wie ich erfahre, wird es Richtung Ostsee, Sankt Petersburg, unterwegs sein.


    Der große Bus samt Gepäckanhänger trifft pünktlich um 11:30 Uhr am Hotel ein und zuerst wird das Gepäck verladen. Wir brauchen uns darum nun nicht mehr kümmern, da der Busfahrer das Gepäck direkt am Schiff abgibt und wir die Koffer erst an der Kabine wiedersehen werden.




    Der Bus fährt nun noch zwei weitere Hotels ab und dann zur Columbuskaje. Im Terminal herrscht Hochbetrieb. :wacko1: An den Checkin-Schaltern der VASCO DA GAMA und der AMERA haben sich riesige Schlangen gebildet. Trotzdem geht es verhältnismäßig schnell, bis ich durch bin und meine Bordkarte und die ersten Unterlagen in der Hand halte.
    Eine Etage höher noch einmal Schlangen an den Sicherheitskontrollen und dann kann ich endlich um ca. 12:45 Uhr an Bord. Im Vorbeigehen kann ich sehen, wie das Gepäck per Kran auf Deck 10 achtern gehievt wird.




    Schnell habe ich meine geräumige Kabine gefunden und darin weitere Informationen. Um 14:00 Uhr müssen alle Passagiere an Bord sein und um 14:30 Uhr wird es die verpflichtende Seenotrettungsübung für alle Passagiere geben. Ich treffe es günstig, da meine Außenkabine 6055 direkt an Ausgang zum Umlaufdeck liegt und dort auch direkt mein Sammelpunkt für Seenotfälle ist. Die Abfahrt ist für 15:00 Uhr vorgesehen.




    Die Koffer ausräumen kann ich später immer noch, also erst mal ein Rundgang zur Erkundung des Schiffes. Das erweist sich als relativ gute Idee, da wohl die anderen Passagiere genau umgekehrt gedacht haben. Jedenfalls bin ich an Deck und auch im Innern des Schiffes fast alleine unterwegs.
    Zuerst schaue ich mir das Umlaufdeck vor meiner Kabine an. Um den Bug kann man über die Glastüren zum begehbaren Bug hinaufsteigen. Auf der Backbordseite ist das Umlaufdeck allerdings momentan abgesperrt, hier hat man die Spielfläche zum Shuffleboard neu gestrichen.




    Ich steige hinauf zum begehbaren Bug, der sehr geräumig ausgefallen ist. Ganz vorne am Bug hängt auch die Schiffsglocke, die noch den ersten Namen des Schiffes trägt. Wie auch auf allen anderen Außendecks fällt mir sofort der angenehm zu begehende Holzboden auf. Wer jemals den ganzen Tag auf Schiffs-Metall-Böden herumgelaufen oder gestanden ist, kann sich denken, wie angenehm Holzboden für die Füße ist.
    Vom Bug kann man noch innen zwei Decks höher steigen und ist direkt unterhalb der Brücke auf einem Aussichtsbalkon nach vorne.




    Zurück auf Deck 6 starte ich nun ins Innere des Schiffes. Zuerst schaue ich mir den großen Showroom des Schiffes, das Hollywood's Theater an, das sich über Deck 7 und 8 erstreckt. Ich denke hier wird man mich wohl eher selten antreffen :pleasantry_1: , auch wenn die grünen Sessel recht gemütlich sind. Alles ist hier, wie fast überall im Innern, mit einem sehr weichen Teppichboden ausgelegt. Manchmal kommt es einem so vor, als gehe man gerade über eine weiche Mooswiese.




    Vom Hollywood gehen ich Richtung achtern, durch das große Atrium in der Schiffsmitte. Das Atrium reicht von Deck 6 über Deck 7, hier befindet sich auch die Rezeption und der Schalter für die Ausflüge, bis Deck 8. An Steuerbord befindet sich gleich hinter dem Atrium die Ocean Bar.
    An Backbord befindet sich der Bereich für Gesellschaftsspiele und daran anschließend das kleine Casino.




    Es folgt an Steuerbord der Captain's Club und auf der anderen Seite der Blue Room, zwei weitere Bars. Zwischen der Grill Bar und der kleinen Bibliothek befindet sich ein kleiner Raum mit einigen großen Sesseln an der Fensterseite. Da alle Bars und die Räume offen sind, hört man hier natürlich abends auch die Live-Musik der Bars überall.
    Ganz am Ende des Decks findet sich der Eingangsbereich für die beiden Spezialitätenrestaurants.




    Auf der Steuerbordseite das Waterfront Mediterranean, hier kann man abends bei vier Gängen unter mehreren Gerichten wählen. Gegenüber ist das Waterfront Eurasia. Das Konzept hier ist etwas anders. Normalerweise wählt man nur den Nachtisch, alle anderen Gerichte der vier Gänge werden jeweils komplett für den ganzen Tisch serviert und man kann alles testen und mit den Tischnachbarn aufteilen. Der Gedanke gefällt mir sehr gut und da ich sehr gerne scharf und asiatisch esse, wird man mich hier des öfteren sehen :good3: .




    Ich möchte jetzt mit einem der vier achternen Aufzüge, vorne gibt es vier weitere, hoch zum Oberdeck, Deck 12, fahren. Doch die achternen Aufzüge fahren nur bis Deck 11. Also den Weg zurück und mit einem der vorderen Aufzüge hoch gefahren. Auf Deck 12, dem Sports-Deck, befinden sich achtern ein kleines Badminton-Feld und auf der anderen Seite ein Basketball-Feld, beide mit hohen Fangnetzen abgesichert. Hinter den Feldern kann man auf die kleineren Achterdecks darunter blicken, Deck 11 und Deck 10 mit einem Außenpool.
    Mittschiffs ist das große mehrstufige Schiebedach für Deck 11, das Lido-Deck, welches bei schönem Wetter aufgefahren werden kann.




    Ganz vorne geht es zum Dome, tagsüber ein Panoramaraum, abends meist Disco. Ein Deck tiefer wird mir schnell klar, warum das Deck Lido-Deck heißt. Zwei Whirlpools, ein großer Pool mit einer Bar am Ende und rundherum Sonnenliegen. Zudem im achternen Steuerbordbereich eine große Raucherecke (sonst gibt es nur noch Raucherbereiche auf dem Ober- und dem Umlaufdeck).
    Fürs erste soll mir der Rundgang reichen. Ich werfe noch einen kleinen Blick in den Club Bistro, das Buffet-Restaurant und auf Deck 7 ins Hauptrestaurant, das Waterfront, welches ich während der ganzen Fahrt nie zum Mittag- oder Abendessen genutzt habe.


    Zurück in der Kabine habe ich noch etwas Zeit bis zur Seenotübung und studiere den Tagesplan, ein doppelseitiges DIN A4 Blatt mit dem Namen „Der Entdecker“.


    15:00 Uhr – Sail away Party auf dem Lido-Deck mit Showprogramm – Ich werde mir bestimmt nicht während der Abfahrt irgendwelche Hupfdohlen anschauen :nono:
    16:00 Uhr – Schiffsführung – :mosking: habe ich quasi schon im Alleingang vorverlegt
    um nur einige zu nennen, die vielen anderen Punkte spare ich mir. Mein Programm heißt Außendeck, Abendessen, Außendeck, Koje.


    Ich bin pünktlich zur Übung am Sammelpunkt, aber bis die letzten eintrudeln ist es 14:40 Uhr. Die Übung dauert 10 Minuten, dann ist der Spuk vorbei und ich kann mich nun der Abfahrt auf dem Außendeck widmen.




    Ich wähle dazu zuerst den Bug, als sich das Schiff um 15:20 Uhr vom Kai löst. Wir beginnen uns langsam in der Weser zu drehen, da wir mit dem Bug Richtung Land am Kai lagen. Während wir langsam mehr und mehr in Richtung See drehen, kommt weiter vorne die AUTO ENERGY, aus dem Hafen gleich hinter dem Containerkai.
    Der 181 m lange Autotransporter ist insofern erwähnenswert, da es sich um ein Hybrid-Schiff handelt, das sowohl mit LNG, Schweröl sowie Marine Gas Oil betrieben werden kann. Zudem besitzt das Schiff sogar die Eisklasse 1A.




    Wir lassen jetzt die AMEDA alleine am Kai zurück und nähern uns dem großen Containerkai. Hier werden gerade die MSC LILY (BRZ 95.403, Länge 299,95 m) und die SANTA ISABEL (BRZ 85.676, Länge 299,95 m) be- oder entladen. Ich wechsle aufs Oberdeck und kann noch sehen, wie uns der Hafenlotse verlässt. Uns entgegen kommt die MSC ALICANTE (BRZ 61.870, Länge 270,33 m). Da sich danach nichts weiter tut, packe ich schnell ein Großteil aus meinen Koffern aus. Bei dem vielen Stauraum in der Kabine habe ich zumindest keine Platzprobleme.




    Zurück auf dem Oberdeck nähern wir uns schon dem schönen Leuchtturm Roter Sand, der etwas entfernt an Backbord zu erkennen ist. Wie ich schon vermutet hatte, sind die Außendecks fast menschenleer. Dies wird auch in den nächsten 14 Tagen meist der Fall sein. Die Mitreisenden die man hier trifft sind in der Regel immer die gleichen und die Raucher.




    Nun verlässt uns auch der Weserlotse und erst jetzt wird mir klar, dass ich den Lotsen-Katamaran bereits gestern im Kaiserhafen 1 beim alten Kran gesehen habe.
    Jetzt wird es Zeit auch an das leibliche Wohl zu denken, zumal ich ja heute das Mittagessen habe ausfallen lassen. Ich steuere das Waterfront Eurasia an und bekomme dort einen Platz an einem Vierertisch, zusammen mit einem netten Paar. Die Art der Speisefolge lässt schnell eine nette Unterhaltung zu.
    Der Service ist sehr gut und das Essen hervorragend. Dazu habe ich mir ein großes Bier bestellt. Ich bekomme ein 0,4 ltr. Bitburger für 3,90 €. Da macht das angebotene Getränkepaket für 29,-€ pro Tag für mich wirklich keinen Sinn.




    Gegen 20:00 Uhr verlasse ich das Restaurant wieder und drehe anschließend einige Verdauungsrunden auf dem Umlaufdeck (an der Absperrung kann man inzwischen vorbei gehen). Bis ca. 22:00 Uhr treibe ich mich noch auf den verschiedenen Außendecks herum, bevor ich den Tag in meiner Kabine beende, noch die Reste aus meinen Koffern verteilend.


    Morgen in Tilbury kommen noch rund 600 englische Passagiere zu den etwa 460 von Bremerhaven hinzu, bevor wir komplett sind.




    ….... wird fortgesetzt mit dem Erreichen des Londoner Kreuzfahrt-Terminals in Tilbury

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Hallo Jobo,
    da hätten wir uns fast von Schiff zu Schiff begrüßen können!



    Wir kamen am 02.09.19 um 8 h mit der Artania - Schwesterschiff der Amera von Phoenix - von unserer GB-Rundreise zurück.
    Bin gespannt auf deinen weiteren Bericht.
    Wir reisten mit der Bahn an, verbrachten eine Nacht im Hotel Amaris, am Adena stiegen auch einige Leute in den Shuttlebus.

  • Für Phoenix ist die Amera eigentlich schon nagelneu: Sie wurde am 16.8.19 getauft, nachdem sie bei Blohm+Voss umgebaut und verschönert wurde.

  • An der Vasco da Gama gefällt mir gut das man draußen gute Möglichkeiten hat sich aufzuhalten und zu schauen. Auf den Bildern wirkt es zumindest so, ich denke das war auch so? Und begehbarer Bug ist was tolles.
    Die Kabine hab ich auch bewundert, die ist ja riesig :thumbup:


  • 2.09.2019 – Durch den Ärmelkanal nach Tilbury


    Gestern Abend hatte ich vorsorglich noch meine Uhr um eine Stunde zurückgestellt, damit die Zeit für England heute passt. Als ich zur Dusche will, sehe ich, dass "Der Entdecker" für den heutigen Tag noch in der Nacht oder am frühen Morgen unter der Kabinentür durchgeschoben wurde.


    Bis zum Frühstück, welches erst ab 7:30 Uhr im Buffetrestaurant bis 10:00 Uhr und im Hauptrestaurant bis 9:30 Uhr möglich ist (ein kleineres Frühstück ist meist 30 Minuten vorher bereits im Buffetrestaurant möglich), bleibt mir noch genügend Zeit einen ersten Gang aufs Umlaufdeck zu machen und mir danach das heutige Tagesprogramm ein wenig anzuschauen.


    Tilbury sollen wir um 17:00 Uhr erreichen. Dort müssen alle in Bremerhaven an Bord gekommenen Passagiere einmal im Terminal durch die Passkontrolle bis spätestens 18:00 Uhr, die englischen Zollbehörden verlangen dies so. Wie jetzt, ist der Brexit etwa schon durch? :pillepalle: Um 10:30 Uhr wird es eine Seenotrettungsübung nur für die Besatzung geben und um 21:30 Uhr die SOLAS-Übung für die neu an Bord kommenden Passagiere.


    Die Strecke von Bremerhaven bis Tilbury beträgt 273 sm. Die Öffnungszeiten der Restaurants mittags ist von 12:00 Uhr bis 14:30 Uhr im Club Bistro (bis 13:30 Uhr im Waterfront). Nachmittags gibt es noch eine Teezeit für eine Stunde und am Abend sind dann alle vier Restaurants offen. Die Waterfront Restaurants von 17:30 Uhr bis 20:30 Uhr und das Club Bistro von 18:00 Uhr bis 21:00 Uhr. Abendliche Snacks werden dann an allen Bars von 22:30 Uhr bis 23:00 Uhr gereicht. Die Gefahr an Bord zu verhungern halte ich daher für vernachlässigbar. :dance3:


    Was gibt es heute sonst noch so? Unter anderem Yoga im Dome, Morgen Quiz in der Ocean Bar und Schlüsselanhänger gestalten in einem der Konferenzräume am Vormittag. Am Nachmittag dann noch Jakkolo in der Ocean Bar, Bingo im Dome, diverse Filme und u.a. ab 23:00 Uhr Disconacht im Dome. Ich möchte stärker interessierten Passagieren ungern den Platz wegnehmen und verzichte daher großzügig auf jedwede Teilnahme :hut: .
    Auch die stets vorhandenen Angebote vom Spa, Photo Deal, Casino, sowie die täglichen Cocktails und Mocktails des Tages ignoriere ich während der ganzen Reise :whistle3: .




    Ich teste heute das Frühstück im Hauptrestaurant. Es ist nicht schlecht, aber Frühstück mit Bedienung am Tisch ist nicht so meins. Vielleicht ist dies ja nur heute so, mal sehen.
    Nach dem Frühstück geht es natürlich sofort an Deck. Das Wetter ist besser als angekündigt. Wir befinden uns mitten im Ärmelkanal, je ca. 35 bis 40 sm von der niederländischen und englischen Küste entfernt. Auf beiden Seiten sind neben vielen Schiffen auch immer wieder große Windparks und Plattformen zu sehen.




    Da der heutige Tag ja größtenteils ein Seetag ist, habe ich auch ausreichend Zeit. Ich mache noch einen kleinen Rundgang durchs Schiff und schaue mir auch den extra abgetrennten Captains-Table seitlich vor dem Eurasia-Restaurant an. Meine Kabine ist von den stets fleißigen Helfern schon wieder hergerichtet, wenn auch gerade jetzt, während der Übung für die Crew, ein Schild an der Kabinentür hängt ich sei schon evakuiert. So gesehen also inkognito bewege ich mich anschließend auf dem Oberdeck bei traumhaftem Wetter. :mosking:




    Das Schiebedach über dem Lido-Deck wird nun auch etwas geöffnet, noch sind die Liegen auf diesem Deck nur spärlich belegt. Die See ist sehr ruhig hier, wir gleiten quasi ohne jegliches Schaukeln übers Wasser. Die Übung der Crew ist inzwischen beendet als uns die STENA HOLLANDIA, die Fähre von Hoek van Holland nach Harwich, entgegenkommt. Verfolgt wird sie von der OOCL KOBE, einem 259,8 m langem Containerschiff.




    Inzwischen haben wir uns der englischen Küste noch mehr genähert und ich bekomme sogar schon wieder Mobilfunk, der aber immer wieder abbricht. Wir setzen gerade zum Überholen der MSC TOMOKO an, einem Containerriesen mit BRZ 94.489 und 331,99 m Länge. Quer zu uns fährt ein noch größeres Schiff, die MSC AURORA mit BRZ 143.521 und 365,8 m Länge. Am Horizont sind große Containerkräne deutlich an Land zu erkennen.




    Längst ist die Durchsage erfolgt, dass wir in etwa einer Stunde die Küste erreichen. Ich nutze die Zeit zum Mittagessen und teste das Buffet-Restaurant. Ich denke hier werde ich öfter essen, die Auswahl ist wirklich sehr groß und die Qualität gut.
    Wieder an Deck werden auch Einzelheiten an Land immer deutlicher und auch kleine Schiffe passieren uns. Wir nähern uns schon der Themsemündung, als uns die CMA CGM AFRICA THREE, ein Containerschiff mittlerer Größe mit 228 m Länge, entgegenkommt. In einiger Entfernung ist die GRETA, eine englische Ketsch mit Seitenrudern zu sehen. :good3:




    Je mehr wir nun in die Themse einfahren, umso mehr nimmt der Schiffsverkehr zu. Steuerbord voraus ist die Containeranlage des Coryton Thames Haven zu sehen. Hier werden gerade die MOL EMISSARY (294,13 m Länge) und die MSC MANDY (237 m Länge) abgefertigt. Was es mit den brav in sauberen Reihen stehenden Häuserruinen auf der anderen Seite auf sich hat, erschließt sich mir nicht :pardon: . Ansonsten ist die Landschaft auf beiden Seiten der Themse als eher langweilig zu bezeichnen.




    Lediglich zwei, drei Forts am Ufer, zum Beispiel das Coalhouse Fort und später das Tilbury Fort bieten etwas Abwechslung. Wenn man genau hinschaut, kann man auch die Hochhaus-Silhouetten von London in der Ferne erkennen :search: . Noch immer suchen wir das Terminal in Tilbury, das ja das offizielle Kreuzfahrt-Terminal von London ist. Am Ufer sehen wir lediglich ein altes, offensichtlich sehr heruntergekommenes Gebäude mit stark verrosteten Landungsbrücken davor. :negative:




    Wir stehen auf dem Oberdeck und denken noch, das kann es ja wohl kaum sein. Doch als wir näher kommen erkennen wir Personen auf dem Kai und schließlich den großen Schriftzug auf dem Gebäude. Bei diesem halb verfallenen Gebäude mit seinen rostigen Landungsbrücken handelt es sich tatsächlich um das offizielle Kreuzfahrt-Terminal der Weltstadt London :fie: . Wir schauen uns alle extrem ungläubig an. :hmm:




    Was nun folgt, nachdem wir angelegt haben, ist das Chaos pur. Man hat nur die eine Passagierbrücke angelegt, die schmalere der beiden deren Durchgang gerade breit genug für eine Person ist. Rund 460 Passagiere müssen jetzt von Deck 5 durch diese schmale Brücke ins Terminal, dort am Zoll vorbei und durch die wartenden 600 englischen Passagiere hindurch wieder über die gleiche Brücke ins Schiff. :wacko1:
    Dies bedeutet, entweder kann jemand vom Schiff, oder aufs Schiff zurück, aber nie gleichzeitig. Das Resultat dieser organisatorischen „Meisterleistung“ ist ein Riesenstau auf Deck 5 vor den Aufzügen und die Treppen hoch bis in die höheren Decks. Gerade über die Aufzüge drängen dann immer mehr Passagiere zum Ausgang, obwohl dort längst kein Platz mehr ist. :nono:
    Die Luft unten vor den Aufzügen ist mittlerweile extrem schlecht und es grenzt fast an ein Wunder, dass dort niemand kollabiert ist.
    Ich warte draußen auf dem Umlaufdeck, bis ich sehen kann, dass es nur noch wenig Gedränge an der engen Passagierbrücke gibt. Dann gehe auch ich runter, es ist inzwischen 18:00 Uhr durch und drehe meine Runde durch das „ehrwürdige“ Terminal. Beim Zoll muss ich nur meinen Personalausweis hinhalten, es wird das Bild mit mir verglichen und ich darf weiter.
    Das Ganze hätte man sicherlich auch besser organisieren können, wenn es denn überhaupt notwendig war. Gegen 18:20 Uhr ist diese Aktion dann endlich vorbei und die neuen Passagiere dürfen an Bord.




    Ich nutze die Zeit aus, solange es noch ruhig ist in den Restaurants und speise im Waterfront Mediterranean. Später setzt man mir eine ältere Dame an den Tisch, mit der ich mich aber recht nett unterhalten kann. Das Essen ist sehr gut und ich werde auch satt. Nach einer kurzen Stippvisite in der Kabine gönne ich mir noch ein Bier an einer der inzwischen recht gut besuchten Bars.
    Bis 22:30 Uhr sollen alle an Bord sein und die Abfahrt ist für 23:00 Uhr geplant.




    Ich gehe also kurz vor 23:00 Uhr an Deck, aber weder auf dem Fluss noch am Kai sind irgendwelche Aktivitäten zu sehen. Tilbury selbst ist nur ein kleiner Ort, ein gutes Stück entfernt vom Hafengelände. Gegenüber liegt Gravesend, ein größerer Ort, der tagsüber auch mit einer kleinen Fähre erreichbar ist.
    Bis 23:40 Uhr harre ich noch auf dem Deck aus, aber nirgendwo sind irgendwelche Bewegungen zu erkennen, also mache ich mich auf in die Kabine. Wie jeden Abend ist die Kabine für die Nacht hergerichtet worden, die dicken Vorhänge zugezogen und das Programm für den morgigen Seetag liegt auch schon auf dem Bett.
    Dass wir schließlich um ca. 0:15 Uhr abgelegt und in der Themse gedreht haben, bekomme ich in der Kabine nicht mehr mit.




    …...... es folgt der Seetag entlang der britischen Küste

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


    event.png

  • Tilbury sollen wir um 17:00 Uhr erreichen. Dort müssen alle in Bremerhaven an Bord gekommenen Passagiere einmal im Terminal durch die Passkontrolle bis spätestens 18:00 Uhr, die englischen Zollbehörden verlangen dies so. Wie jetzt, ist der Brexit etwa schon durch?


    Mit dem Brexit hat das nichts zu tun. Die Passkontrolle findet statt, weil Großbritannien nicht zum Schengenraum gehört.


    Die Route ist interessant. Bin gespannt auf die Fortsetzung.

  • Ja, stimmt!
    Unser erster Hafen in GB war Lerwick/Shetland. Allerdings kamen 2 Männer von der Zollbehörde aufs Schiff, während eines Zeitfensters von einigen Stunden mussten sich alle Passagiere, egal ob sie von Bord gingen oder nicht, zur Passkontrolle einfinden.
    War recht problemlos, wurde aber akribisch kontrolliert.


  • Unser erster Hafen in GB war Lerwick/Shetland. Allerdings kamen 2 Männer von der Zollbehörde aufs Schiff, ....
    War recht problemlos, wurde aber akribisch kontrolliert.

    Bei uns auf der MS Spitsbergen kam vor zwei Jahren in Lerwick nach dem Frühstück ein Passkontrolleur aufs Schiff. Die Aktion dauerte etwa eine Stunde und wurde ebenfalls sehr gründlich durchgeführt. Erst danach durfte das Schiff verlassen werden.
    Aber warum redet bzw. schreibt ihr von Mitarbeitern der Zollbehörde? Ich war davon ausgegangen, dass es ein Mitarbeiter der Polizei oder der Einwanderungsbehörde war. :hmm:

  • Es werden aber schon Beamte der Border Force gewesen sein, denn die sind für Einreisekontrollen usw. zuständig. Sie haben unter der Borders, Citizenship and Immigration Act 2009 aber auch Zollaufgaben zu erledigen und tragen deshalb durchaus auch einmal Warnwesten mit der kürzeren und international bekannteren Aufschrift "Customs". HM Revenue and Customs erfüllt die Aufaben unserer Finanz- und Zollämter inklusive der dazugehörigen Fahndungsaufgaben. Grenzpolizeiliche Aufgaben sind vom Zoll 2008 an die UK Border Agency abgegeben worden, aus der 2013 die oben angesprochene Border Force hervorgegangen ist.

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