Antarktis – Eis ohne Bären (5.11.-20.11.2018)

  • Wie ich in die Antarktis kam - Bericht einer ganz besonderen Reise
    Den Wunsch nach einer Reise ins ewige Eis hatte ich schon länger. Dabei schwebte mir immer die Nordhalbkugel vor, da diese leichter erreichbar und auch preislich attraktiver erschien. Eisberge, Wetter, Tiere, Licht - all das wollte ich sehen und spüren. Im letzten Sommer flatterte dann ein email-Newsletter von Hurtigruten herein, den ich ausnahmsweise auch gleich las.
    Ein Angebot für Alleinreisende mit der Midnatsol für die Novemberreise in die Antarktis, zu einem attraktiven Preis.
    Nach kurzer Überlegung und Einholung der notwendigen Zustimmungen von Familie, Arbeitgeber und Hausbank :D habe ich gebucht.
    Während ich mich - wie ein Kind auf Weihnachten - auf die Reise freute, fragten mich während der Wartezeit viele, wieso man denn freiwillig in eine so unwirkliche Gegend mit gefährlichen Tieren wie Eisbären (!) fährt. ?(
    Zum Reiseangebot hinzu kamen noch das Anreisepaket, ein Kajakausflug, ein Ausflug in den Tierra del Fuego Nationalpark in Ushuaia und eine Stadtrundfahrt in Buenos Aires.


    Bald geht es los...

  • Jetzt freue ich mich auf Deinen Bericht, denn die Antarktis steht bei GöGa und mir auch ganz oben auf der Wunschliste. In spätestens fünf Jahren ist es bei uns soweit, bei Lottogewinn auch gerne früher. :thumbup:

  • Auf den Reisebericht bin ich sehr gespannt.


    Vor allem wenn der Bekanntenkreis meint, dass da Eisbären sind.......


    Die waren bei Deiner Rückkehr bestimmt enttäuscht, dass es davon so gar keine Bilder gab.


    Gruß seealpe


    PS: Auf den Lottogewinn warte ich auch noch.....

  • ...bei einem Lottogewinn würde ich auch sofort wieder fahren.
    Ich stelle mich auch gerne als persönlicher Fotograf zur Verfügung, falls ein Lottogewinner so einen brauchen könnte. ^^


    5.11. Anreise
    Das Abenteuer Antarktis beginnt an einem kalten und grauen Montagabend im November. Das Gepäcklimit ist weitgehend ausgeschöpft, die Fotoausrüstung hat daran einen gewichtigen Anteil. Über Frankfurt geht es mit Lufthansa direkt nach Buenos Aires. Während der 13:45 Stunden sitzt ein Paar neben mir, das die gleiche Reise gebucht hat.
    (Bild Flugroute gelöscht)

  • Oh wie schön, ein neuer Bericht mit "meinem" Schiff! Bin gespannt auf deinen Reisebericht in die Antarktis. Wir haben in den letzten Jahren die Europa-Touren der Midnatsol abgeklappert, müssen uns den 5-stelligen Reisen gemächlich annähern... Dein Bericht ist willkommenes Anfüttern *g*

  • Da hier das Thema Kosten immer wieder auftaucht, ein paar Infos dazu.
    Ja, die Reise war teuer, vielleicht sogar sauteuer. Sie war aber ganz sicher jeden Cent wert und die Erlebnisse sind sowieso unbezahlbar. Wenn man Anzahl und Qualität der Ausrüstung (z.B. Boote, Schwimmwesten, Stiefel, Wanderstöcke, Kajaks, Laboreinrichtung, Midnatsol, usw.) und natürlich die vielen kompetenten Mitarbeiter (Schiffsführung, Restaurant, Hotelbetrieb, Bootsführer, Expeditionsteam...) betrachtet, ist der Preis für mich absolut okay. Einzig das An- und Abreisepaket erschien mir auf den ersten Blick etwas zu teuer. Aber hier ist wohl ein Risikozuschlag gerechtfertigt, da Hurtigruten alles tut, dass man auch bei Flugverspätungen noch rechtzeitig zum Schiff kommt. Was nützen mir 400Euro Ersparnis, wenn ich dann 12 Tage in Buenos Aires festsitze anstatt in die Antarktis zu fahren?
    Alles zusammen war übrigens deutlich günstiger als 10.000 Euro.
    Wie es auch sein kann: In Ushuaia habe ich ein Gespräch eines Expeditionsteam-Mitglieds eines anderen Veranstalters mitgehört. Das Schiff war überbucht. Es gab zu wenig Sitzplätze im Restaurant, das Ausbooten war problematisch, die Mitarbeiter haben in der Krankenstation geschlafen, der Expeditionsleiter wollte den Job hinschmeißen,...

  • Als wir 2011 fuhren war An- und Abreise (Flug nach Buenos Aires, Übernachtung, Charterflug nach Ushuaia und das Ganze zurück) noch als Pauschalpreis bei der Reise. Es gibt aber immer mal Leute die vielleicht unterwegs noch Stopps machen wollen oder Airlineangestellte, die ja auch andere Konditionen haben, da ist es einfacher wenn der Flug zumindest bis Buenos Aires auch einzel buchbar ist.

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • @Arctica Jetzt beginnt die Reise mit der Übernachtung vor dem Charterflug nach Ushuaia und endet wieder in Buenos Aires. Das An-/Abreisepaket beinhaltet jeweils eine zusätzliche Übernachtung in Buenos Aires, die Flüge aus Europa und entsprechende Transfers. Auch bei uns haben einige im Anschluss noch verlängert. Da dürfte Hurtigruten sehr flexibel sein.


    6.11. Buenos Aires
    Ankunft in Buenos Aires gegen 8 Uhr Ortszeit (Zeitverschiebung 4 Stunden)
    Der Flug vergeht relativ schnell, ich kann sogar ein paar Stunden schlafen. Einige Male wackelt es ganz schön, besonders auf Höhe der Kapverdischen Inseln. Der Pilot spricht dennoch von einem sehr ruhigen Flug für eine Südatlantikquerung. Später während der Reise sollte ich noch mehrmals daran denken.

    Buenos Aires empfängt uns mit 18 Grad, leichtem Wind und dünnen Wolken.

    Die Passkontrolle mit Foto und Fingerabdruck dauert ca. 30min. Dann noch kurz auf das Gepäck warten und schon geht es los: Direkt am Ausgang steht bereits jemand von Hurtigruten mit einem Midnatsol-Schild. Wir werden freundlich begrüßt und bis in den Transferbus begleitet, damit keiner verloren geht. Eine für mich eine völlig neue Erfahrung, da ich bisher immer alle Elemente meiner Reisen selbst geplant und organisiert hatte. Hat aber auch was. So kommt vermutlich jeder ans richtige Ziel. Im Bus lerne ich gleich einen weiteren Alleinreisenden „E“ kennen. Mein Gefühl, dass man leicht Kontakte knüpft, wenn man alleine reist, bestätigt sich.

    In jedem Bus fährt ein Begleiter mit und macht die Fahrt auch gleich zur Sightseeingtour. Nach ca. einer Stunde Fahrt Ankunft im NH City Hotel Buenos Aires.
    Der Check-In läuft etwas chaotisch, ich erhalte mit einer mir bis dahin Unbekannten gemeinsam ein Zimmer zugeteilt. :/ So lerne ich die nächste Teilnehmerin „A“ kennen. Wir entscheiden uns dann aber doch für getrennte Zimmer. :D

    Der nächste Programmpunkt ist die Einteilung für die drei Charterflüge nach Ushuaia. Im Veranstaltungssaal sind Namenslisten mit den Flug- und Transferzeiten vorbereitet. Dort gibt es auch Getränke und Süßigkeiten so viel man will.
    Ich bin für den ersten und dritten Flug eingeteilt. ?( Da die Warteschlangen bereits sehr lang sind, drehe ich zusammen mit E erstmal eine Erkundungsrunde durch Buenos Aires (Maiplatz, Präsidentenpalast). Inzwischen ist es schon richtig warm geworden. Das graue, kalte Europa ist bereits vergessen und ganz weit weg.
    Nach der Rückkehr sind die Wartschlangen noch länger. Ich stelle mich trotzdem an und es geht dann auch schnell voran. Ich frage mich, was einige eigentlich so lange bei der Info machen – ich finde es nicht heraus. Der sehr nette Mitarbeiter entscheidet, dass ich den ersten Flug nehmen soll, da ich ansonsten zu spät für den Ausflug im Nationalpark käme. :thumbup:

    Danach hätte ich gerne den Pool auf dem Hoteldach besucht, der ist aber leider geschlossen. An der Rezeption sagt man mir, dass er ab 14:00Uhr geöffnet sei.
    Also greife ich mir die Kamera und nutze die Chance für eine erste Fotorunde.








    Gegen halbdrei versuche ich es dann nochmals, der Pool ist aber auch dann nicht zugänglich…
    Kein Problem, da eine halbe Stunde später sowieso die Stadtrundfahrt startete.

    Die nette Stadtführerin ist wirklich gut, es gelingt ihr uns während der wenigen Stunden beinahe die gesamte argentinische Geschichte inkl. der aktuellen politischen Situation und diverses Allgemeinwissen zu vermitteln.
    Zum Beispiel:
    „Warum geht an den Ständen von Buenos Aires keiner baden? Das Wasser ist braun gefärbt weil es aus dem Tigre kommt. Zusätzlich gibt es eine kalte antarktische Strömung, die es auch nicht angenehmer macht. Wer es sich leisten kann, fährt mit der Fähre nach Uruguay, nördlich vom Tigre. Dort ist das Wasser klar und warm.“
    Nach vielen Denkmälern, Parks und Sportklubs in diversen Stadtteilen folgt ein kurzer Spaziergang über den Friedhof in Recoleta, auf dem Eva Peron beerdigt ist.



    Nach einer eindringlichen Warnung "Bleibt auf dem beschriebenen Weg, weil dort auch die Polizei ist und kommt vor 18:00 zum Bus, weil dann die Polizei weg ist und überall geschossen wird", machen wir einen Rundgang durch den Stadtteil Boca (Heimat des Fußballclubs Boca Juniors, Diego Maradona).





    Naja, da hat unsere Begleitung wohl doch übertrieben, es ist sehr interessant, besonders bunt und keinem passiert etwas. Die Stadtrundfahrt endet an der Kathedrale, wo Papst Franziskus tätig war.




    Buenos Aires ist eine tolle Stadt und es gibt noch so viel mehr zu sehen.

    Sehr leckeres Abendessen im Steakhaus ganz in der Nähe des Hotels, gemeinsam mit A, E und einer weiteren Alleinreisenden „N“. Ja richtig gezählt, jetzt sind wir schon zu viert!
    So ein spaßiger Abend, der die Müdigkeit schnell vertreibt.

    Beim Zahlen treiben wir den Kellner in die Verzweiflung, da wir das gerne getrennt machen wollen. ;( Zwei möchten ihre Rechnung mit Kreditkarte, einer mit Peso und einer mit US-Dollar begleichen. Ungefähr eine halbe Stunde später teilen wir die Rechnung dann durch zwei und stecken das Bargeld der anderen ein.

    Im Hotel noch zusammenpacken und dann Augen zu. :sleeping: Morgen geht es früh los...

  • Beim Zahlen treiben wir den Kellner in die Verzweiflung, da wir das gerne getrennt machen wollen.


    *lach* - in Spanien fragte mich mal ein Kellner meiner Stammkneipe 'gell, die Deutschen sind etwas komisch - die wollen immer einzel bezahlen", etwas das man in südlichen Ländern überhaupt nicht kennt und Unverständnis hervorruft. Man legt zusammen in etwa in dem Betrag den man konsumiert hat und legt das zusammen auf die Rechnung.

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  • @Arctica Ja das ist genauso wie du schreibst. Wenn man vor dem Bestellen bereits um getrennte Rechnungen bittet, klappt es aber meist ganz gut. Im Moment möchte jeder am liebsten Dollar oder Euro in bar haben, da die Inflation so hoch ist. Ich habe allerdings nur ein paar kleine Dollarscheine für Reiseführer, Busfahrer,.. mitgenommen und alles andere mit der Kreditkarte gezahlt.


    7.11. Weiterreise nach Ushuaia, Einschiffen
    Der bestellte Wake-Up-Call erfolgt pünktlich um 4:00 Uhr. Glaube ich zumindest bis ich im Halbschlaf im Badezimmer stehe. Dort zeigt meine Uhr kurz nach drei an. Auf Nachfrage an der Rezeption nach der wirklichen Zeit bekomme ich die Antwort "Sorry Sir, that's the system". Naja, so kann ich ausgiebig duschen. ^^

    Wir stehen pünktlich um 4:30 Uhr vor dem Frühstücksraum. Hurtigruten verteilt schon die Bordkarten für unseren Flug. Nach einiger Zeit kommt auch jemand vom Hotel und öffnet die Tür. :gutenmorgen:
    Es gibt Gebäck, Saft, Kaffee und Tee. Mein Kräutertee schmeckt ungefähr so, als hätte man getrockneten Fisch aufgebrüht. So trinke ich halt Saft und Wasser.

    Plötzlich klopft mir jemand auf die Schulter und begrüßt mich freundlich. Eine ältere englische Dame, die ich bisher noch nicht kannte und die mich mit ihrem Sohn verwechselt hat.
    Der kommt dann etwas später - Hi brother!

    Check Out im Hotel um 5:00 Uhr.
    Kurzer Fußweg zum Bus, Buenos Aires schläft noch. Abfahrt eine halbe Stunde später. Ich setze mich zu Bob, einem englischen Reiseteilnehmer. Er erklärt mir den Unterschied zwischen Coach/Bus und Picture/Photo. Very British.

    Es ist nicht weit bis zum nationalen Flughafen „Aeroparque Jorge Newbery“. Hier darf man auch noch mit Wasserflasche und Zahncreme im Handgepäck einsteigen. Auch Menge und Gewicht des Handgepäcks werden locker gesehen.

    Damit unterwegs keiner verloren geht, begleitet uns Lars von Hurtigruten sogar im Flieger. Das Flugzeug ist voll, der Flug dauert gute dreieinhalb Stunden.
    Wir gleiten leicht westlich der argentinische Küste entlang direkt nach Ushuaia.
    Beim Landen wackelt es ein bisschen. Draußen ist es grau bei 8°C, mit reichlich Schnee auf den Bergen. Das Gepäck kommt schnell. Beim Ausgang kann ich es gleich wieder abgegeben, da es direkt zum Schiff gebracht wird.
    Wie ich erst später bemerke, sollte es am Flughafen das letzte leistungsfähige WLAN für längere Zeit geben.



    Ausflug zum Tierra del Fuego Nationalpark
    Die Abfahrt der Busse erfolgt direkt am Flughafenterminal. Die Schotterstraße beginnt gleich hinter Ushuaia. Es weht heftig mit einzelnen Regentropfen. Die Reiseführerin spricht Deutsch und Englisch, beides ist allerdings nicht so gut zu verstehen. Der Bus ist international besetzt.
    Nach kurzer Zeit halten wir am Visitor Center. Ein großer Vogel, eine Magellangans hockt dekorativ davor.



    Picknick-Pause, jeder bekommt etwas zu Essen und Trinken. Ich komme mit Reiseteilnehmern aus Singapur ins Gespräch.
    Kurze Fahrstrecken führen uns zu diversen Aussichtspunkten, an denen wir aussteigen können. Es stürmt. Eine Gruppe zieht sich gerade für eine Schlauchboottour an. Brrrr, sieht sehr ungemütlich aus. Wie das wohl bei uns sein wird?


    Der kurze Ausflug hat mich neugierig gemacht. Patagonien werde ich mir mal genauer ansehen.

    Gegen 15:30 Uhr bringt uns der Bus direkt bis in den Hafen zur Midnatsol. Dort liegen noch eine AIDA und mehrere kleinere Expeditionsschiffe.
    An Bord hilft es sehr, dass ich vieles von der Trollfjord bereits kenne. So habe ich in wenigen Minuten den Check-in erledigt, meine Cruise-Card um den Hals, mit dem Doc gesprochen und meine rote Expeditionsjacke abgeholt.
    Trotz des hohen Preises habe ich auch einen Code für den Internetzugang gekauft. Dazu aber später mehr.

    Das Gepäck wurde schon in meine Kabine (613) gebracht und auch ein Obstkorb steht für mich als "Wiederholungstäter" bereit. Die Innenkabine auf Deck 6 ist gemütlich und wegen des kurzen Weges zum Umlaufdeck sehr günstig gelegen.

    Ein wenig plaudere ich mit Will aus Seattle, der als Kajakinstruktor beim Expeditionsteam dabei ist.
    Er hat eine gute Wetterprognose für unsere Reise. Hoffentlich behält er recht.

    Leinen los!
    Die für 18:00 Uhr geplante Abfahrt schaffen wir nicht ganz, da die obligatorische Sicherheitsunterweisung erst abgeschlossen werden muss. Der Überlebensanzug verhält sich bei der Vorführung nicht besonders kooperativ. :D
    Dann kommt sogar noch die Sonne heraus und es geht endlich los. Noch schnell einige Fotos gemacht und dann zusammen mit E, „K“ (#5!) und A auf zum Abendessen, heute in Buffetform.




    Nach dem Essen gibt es im Panoramasalon eine Infoveranstaltung mit dem Kapitän und seinen wichtigsten Mitarbeitern. Auch vom Expeditionsteam wird jeder einzelne vorgestellt. Und das sind ganz schön viele. Darunter sind Biologen, Geologen, Ornithologen, Historiker, Fotografen, Kajakinstruktoren, Lektoren, Übersetzer,…

    Es geht auch um das Wetter und natürlich um die Frage, wie die Überfahrt über die Drake Passage voraussichtlich werden wird. („Drake-Lake or Drake-Shake“) Der Kapitän meint diplomatisch "von jedem etwas" wird es wohl werden.



    Als wir den Beagle Kanal verlassen, beginnt es ganz schön heftig zu schaukeln. Ich gehe schlafen. :sleeping:

  • Mein Kräutertee schmeckt ungefähr so, als hätte man getrockneten Fisch aufgebrüht


    Kann Tee auch anders schmecken :pupillen: (sage ich als Kaffeejunkie, der Tee abgrundtief hasst)


    Beim Landen wackelt es ein bisschen


    Ich habe mir sagen lassen, dass dies in Ushuaia normal sei :whistling:


    Ausflug zum Tierra del Fuego Nationalpark


    Oh - die Tafel steht noch :) Und auch das Inselchen auf Bild 16 sieht noch gleich aus!


    Bin gespannt wie es weiter geht!

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  • Ja @Arctica wie man auf den Fotos sieht, hat sich manches nicht verändert.


    8.11. Drake Strait - Seetag
    Die Nacht war nicht so erholsam. Einerseits macht sich eine gewisse Aufregung breit, andererseits führen die Schiffsbewegungen dazu, dass man manchmal über der Matratze zu schweben scheint und dann wieder hineingepresst wird.

    Nach dem Aufstehen habe ich eine kurze Schwächephase. Was im Liegen kein Problem ist, kann beim senkrechten Stehen sehr wohl eines sein. Gut, dass die Kabine nicht so groß ist. Da findet sich immer irgendwo eine Wand zum Anlehnen. <X
    Frühstück mag ich heute nur in geringer Dosis.

    Der Kapitän begrüßt uns und gibt ein paar aktuelle Informationen:
    Wind 20m/s, Wellenhöhe 5m, Wassertiefe 4500m, Temperatur Wasser & Luft ca. 5 Grad mit Sonne, Wolken und Schauern.
    Wir kommen sehr gut voran und werden bereits morgen früh bei den South Shetland Inseln eintreffen. Die erste Anlandung wird daher voraussichtlich bereits am Nachmittag auf Half Moon Island sein. :thumbup:




    Auf dem Umlaufdeck gehen nur einige Bereiche, hinten passen Wind, Licht und Ausblick. Die Auf- und Abbewegungen erscheinen hier auch am geringsten. Die frische Luft tut sehr gut.
    In kurzer Zeit mache ich 1000 Vogelfotos. Holly und Dan vom Expeditionsteam helfen bei der Bestimmung. Ganz schön herausfordernd, die Kamera mit dem Teleobjektiv bei der Schiffsbewegung halbwegs ruhig zu halten.





    Der Tag ist ausgefüllt mit vielen Aktivitäten an Bord:
    Erstmal die für die Landgänge obligatorischen Stiefel anprobieren und dann die entsprechende Größe im „Schiffsbauch“ auf Deck 3 abholen. Ich kann gut damit gehen und habe mir zusätzlich warme Einlegesohlen mitgebracht.
    Dann Teilnahme an der verpflichtenden IAATO-Veranstaltung zum richtigen - umweltfreundlichen - Verhalten in der Antarktis.
    Irgendwann nehme ich einen Reisekaugummi, die Veranstaltungen im abgedunkelten Amphitheater im vorderen Schiffsteil gehen ganz schön auf den Magen…
    Eine allgemeine Veranstaltung für Zusatzaktivitäten (Kayak, Snowshoeing, Fotokurs, Amundsen Night, Art-Workshop, Phytoplankton-Tour) bietet einen guten Überblick.
    Es gibt einen kurzen Erlebnisbericht eines Expeditionsteammitglieds, das mal vor Norwegen von einem Wal aus dem Kajak geworfen wurde (mit Foto). Ich bin mir nicht sicher, ob das jeder so genau wissen wollte, bei mir steigert es in jedem Fall die Vorfreude auf das Kajakfahren mit der Aussicht, Walen ganz nahe zu kommen. :/
    Dann gibt es Mittagessen, jetzt habe ich richtig Hunger. Es ist relativ leer im Restaurant.
    Es erfolgt die Einteilung in Bootsgruppen für die Anlandungen („Landing“) und das Cruisen. Beim Cruising sind immer max. 12, beim Landing bis zu 20 Passagiere im Boot.
    Ich gehöre zu den Albatrossen. Außerdem gibt es noch Wale, Pinguine und Robben. Zu jeder Familie gehören drei Untergruppen, ich bin ein „Wandering Albatross“, gemeinsam mit „B“, der sechsten im Bunde unseres „Alleinreiseteams“.
    Jeder bekommt einen entsprechenden Patch für seine Jacke.
    Mit dem Programm für den jeweils folgenden Tag kann sich dann jeder seinen persönlichen Tagesablauf zusammenstellen.



    Am Nachmittag wird der Seegang wieder heftiger.




    Beim obligatorischen Kajakbriefing werden offene Fragen beantwortet und Tipps gegeben. Nur einen genauen Termin gibt es noch nicht, da alle Aktivitäten immer vom Wetter und Wellengang abhängig sind und letztlich von der Crew die Entscheidung getroffen wird.

    Aus Kleidung und Rucksäcken, die in der Antarktis an Land gebracht werden sollen, werden mit Staubsaugern die letzten Spuren organischen Materials entfernt. Selten hat Staubsaugen so viel Spaß gemacht.

    Vor dem Abendessen überlege ich dreimal ob Essen eine gute Idee ist. Ich entscheide mich für den Versuch. Es gibt zum ersten Mal Menü, welches am Tisch serviert wird. Die Einteilung der Tischnachbarn entspricht nicht meinem Geschmack, aber es sollte das einzige Mal so sein.

    Das Essen schadet nicht, ganz im Gegenteil. Es gibt Chateaubriand und das ist zusammen mit der Zwiebelsuppe extra lecker.
    Die geplante Fashion Show der Crew mit Artikeln aus dem Bordshop wird wegen des Seegangs abgesagt.
    Nach dem abwechslungsreichen Tag lande ich glücklich und müde im Bett.

  • 9.11. South Shetland Islands
    Ich habe sehr gut geschlafen. Beim Frühstück grinsen alle und sind froh, dass die Schaukelei endlich vorbei ist.

    Am Vormittag treffen wir auf den ersten Tafeleisberg. Er wird netterweise über Lautsprecher angekündigt, bevor er zu sehen ist. Er bringt einige Pinguine mit, verschwindet ansonsten aber schnell wieder im Nebel.



    Die erste Landsichtung lässt dann viele Kameras klicken. Einige Wale schwimmen in großer Entfernung, der Blow ist gut zu sehen.
    Es folgt eine kurze Infoveranstaltung der zwei Bordfotografen. Tipps und Tricks für das Fotografieren in der Antarktis und natürlich nochmal der Hinweis auf den Fotoworkshop.
    Zwei Dinge bleiben mir im Kopf, “composition is everything” und “charge your batteries whenever it is possible“.
    Ein guter Hinweis wäre noch gewesen, den Akku nach dem Aufladen auch wieder in die Kamera zu stecken. ;)

    Heute beginnen auch die wissenschaftlichen Vorträge an Bord. Sie werden meist mehrmals präsentiert. So hat jeder die Chance zur Teilnahme. Für alle, die der englischen Sprach nicht so mächtig sind, gibt es entweder eine Simultanübersetzung (Sascha hat das immer großartig gemacht) oder einen eigenen deutschsprachigen Termin.

    Die Ankunft bei Half Moon Island erfolgt etwas früher als erwartet bereits gegen Mittag. Das Wasser ist ganz ruhig, es schneit leicht.



    Es sieht gut aus für meine Kajak Tour.
    Auf Deck 2 quälen wir (16 Teilnehmer und zwei Guides) uns in die Trockenanzüge. Darunter lange Unterwäsche und ein Fleeceoverall. Oben drüber dicke Neoprenhandschuhe und -schuhe. Leider war mein Anzug zu klein - alles wieder ausziehen, mir wird heiß. Den Kopf durchzubringen grenzt an eine zweite Geburt, so eng ist der Halsausschnitt.

    Auf Deck 3 hat die Crew die Kajaks schon bereitgelegt. Alle Teilnehmer fahren mit roten Doppelsitzern, die zwei Instruktoren mit gelben Einsitzern. Ich sitze hinten und darf steuern, Pedro aus den USA vorne. Der Hotelmanager springt ein, da eine Dame kurzfristig ausfällt und sonst ein Platz frei bliebe.
    Das Wasser ist ganz ruhig, was das Einsteigen vom Tenderpit aus sehr vereinfacht. Außerdem unterstützten viele helfende Hände, damit keiner gleich zu Beginn ins kalte Wasser fällt.



    Wir fahren zunächst bei Schneefall und Windstille um die halbe Insel herum bis zu einem kleinen Eisberg. Zwei Teilnehmerinnen tun sich extrem schwer Richtung und Rhythmus zu halten. Da wir zusammenbleiben sollen, wird das mit der Inselumrundung heute nichts. Dafür haben wir viel Zeit für Fotos und können uns die Insel mit ihren Bewohnern und Besuchern vom Wasser aus ansehen. Das Meer ist extrem klar und nicht sehr tief, wenn irgendwo ein Wal wäre, könnte man ihn jetzt gut sehen. Nach einiger Zeit werden die Hände kalt. Mit den dicken Handschuhen lässt sich aber nun mal keine Kamera bedienen. Retour zum Schiff geht es wieder bei Schneefall. Es gibt nur einen Wehrmutstropfen, ein Wal hat sich leider nicht blicken lassen.

    Zurück an Bord schnell aus dem Anzug geschält, heißen Tee getrunken, fürs Landing umgezogen und Kamera gewechselt. Zum Kajakfahren hatte ich vorsichtshalber nur die ältere mitgenommen. Auch der Drybag hat gute Dienste geleistet.


    Fortsetzung folgt...

  • Ich freu mich über deinen Bericht, es lässt die Erlebnisse wieder aufleben, die man selbst in dieser wunderbaren Welt aus Eis und Schnee hatte.


    Auf Deck 2 quälen wir (16 Teilnehmer und zwei Guides) uns in die Trockenanzüge. Darunter lange Unterwäsche und ein Fleeceoverall. Oben drüber dicke Neoprenhandschuhe und -schuhe. Leider war mein Anzug zu klein - alles wieder ausziehen, mir wird heiß. Den Kopf durchzubringen grenzt an eine zweite Geburt, so eng ist der Halsausschnitt.


    Mir wurde damals gleich gesagt, dass es für Damen mit meiner Körperform keinen Anzug gebe. Da schaut man schon etwas blöd aus der Wäsche, wenn man Größe 42/44 trägt und einfach weibliche Rundungen hat. Wenn ich aus dem Kajak gefallen wäre, hätte sich mein Anzug mit Wasser gefüllt, weil er mir dann im Endeffekt viel zu groß war. Und wir hätten allen Grund gehabt raus zu fallen, denn wir hatten Glück und die Wale kamen sehr nah. Gut, dass wir zuvor keine Geschichten und Bilder von kippenden Kanus gesehen hatten 8|

    :gr-blume: Sandra


    2011 NK * 2012 NN * 2012 LO * 2013 LO * 2014 2x LO * 2015 VA * 2016 2x NX * 2018 Fram, NX, LO * 2019 LO
    Reiseberichte im Profil

  • @cetraria Das wäre aber schade gewesen, wenn du wegen des nicht passenden Anzugs die Wale verpasst hättest. Wasser kann in die aktuellen Anzüge auf der Midnatsol nur eindringen, wenn die Abschlüsse am Hals oder den Armen zu weit sind, was ich mir aber kaum vorstellen kann, da diese eher eng anliegen.


    Ich freu mich über deinen Bericht, es lässt die Erlebnisse wieder aufleben, die man selbst in dieser wunderbaren Welt aus Eis und Schnee hatte.


    Geht mir genauso, ich reise auch gerade ein zweites Mal.


    Half Moon Island
    Mit einem der letzten Transferboote geht es zur Insel.
    Dort gibt es eine Zügelpinguinkolonie (Chinstrap), Riesensturmvögel (Petrels) und einige wenige Eselspinguine (Gentoo). Eine Wedellrobbe liegt faul herum und beobachtet uns. Zwischendurch kommt sogar die Sonne heraus.




    Ein unbeschreibliches Gefühl, so dicht bei den Pinguinen zu sein. So habe ich mir die Antarktis vorgestellt.
    Eine Weile mit Rudolf vom Expeditionsteam geplaudert, der sein Wissen gerne teilt und nebenbei aufpasst, dass sich Mensch und Tier nicht zu nahekommen. Er ist Biologe aus Chile und spricht perfekt Deutsch.




    Mit dem letzten Tenderboot geht es zurück zum Schiff.


    Vorschau für den nächsten Tag: Wir werden in den Krater von Deception Island einfahren, sofern es die Wetterbedingungen erlauben.

    Als es dunkel wird, zeigen sich Buckelwale neben dem Schiff.

    Heute wird die Modenschau mit Kapitän, Teilen des Expeditionsteams und Hotelmanager nachgeholt. Sie machen das sehr gut, Zuschauer wie Akteure haben viel Spaß.


    Ein traumhafter Tag geht zuende. :)


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