OK, "Die Vortour nach der Haupttour" klingt jetzt nicht nach forensischer Logik, aber als sich mir die Frage nach der Sinnhaftigkeit, einen Archipel 32 Jahre lang unbeaufsichtigt im Nordatlantik liegen zu lassen, stellte, kam auch die Idee auf, eine Probetour zu machen. Dass Renate schnell einverstanden war, wenn es um Seefahrt ging, versteht sich von selbst, vor allem, wenn es als Dreingabe echtes Eis, kein Softeis, geben sollte. Sinnvoll, dass Helsinki Ende Januar/Anfang Februar eigentlich immer schon etwas Eis zu bieten hat und zudem über Finnlines an Travemünde angebunden ist und die Sache in dreieinhalb Tagen machbar ist.. Also hin und zurück mit sechs Stunden Landgang gebucht und den Vorfreudemodus angeschmissen
Doch dann DAS:
- Es wurde im Dezember und Januar in Südfinnland einfach nicht kalt SKANDAL, hatten wir doch wochenlang von nichts anderem als der Kältepeitsche und Putins Atomeisbrechern gesprochen, die uns würden rausboxen müssen... Und dann 9°C und Regen - also Wetter zum Zushausebleiben Aber
- Finnlines rettete uns! Kurz bevor ich meine Reisetasche vom Schrank kanten und befüllen wollte, kuckte ich noch einmal bei Finnlines auf der Fahrplanseite vorbei und bekam Augenkasper: Zum gebuchten Zeitpunkt keinerlei Abfahrt
Also blieb der Koffer auf dem Schrank und eine gebieterische e-Mail wurde an die Reederei geschickt, in welcher Aufklärung gefordert wurde. Das hat so durchschlagend gewirkt, dass die deutsche Agentur sich nicht getraut hat, meine Nummer zu wählen und dieses Vergnügen den finnischen Kollegen überließ Ich war inzwischen aber schon wieder auf 120 runter und die Erinnerung, dass ich ja schon für den Sommer eine weitere Passage nach Helsinki gebucht hatte, hatte eingesetzt, sodass ich dem freundlichen Finnen gegenüber schon wieder recht gnädig gestimmt war und mich resigniert in das Schicksal fügte...
Blieb also nichts anderes übrig, als auf die Vortour zu verzichten und gleich auf die Haupttour zu gehen (und immerhin habe ich das lange Wochenende dann dazu genutzt, meine Steuererklärung fertigzumachen)
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben
R.: "Sag' mal, was ist den nun mit dem Eiswinter?"
O.: "Wie jetzt? Der ist doch ausgefallen, hier war dasselbe Wetter, wie da..."
R.: "Ja, aber früher hatten wir auch einen Kaiser Sieh' zu, dass Du die Buchung hinbekommst!"
O.: "OK, ich kuck' mal - aber nicht..."
R.: "Nein, vom Wetter rede ich kein Wort, bis wir in Helsinki sind. Du weißt ja, gebrannte Kinder usw. "
O.: "Na denn, dann will ich mal "
Und so kam es, dass wir am vorletzten Januarabend in Travemünde am Skandinavienkai standen und vieles sahen, nur nicht die FINNMAID
Sollten wir etwa wieder versetzt werden Da die Harpunen ja auf den Schafsinseln geblieben waren, hätte ich mir eine andere Bewaffnung suchen müssen, um eventuelle Forderungen durchzusetzen Aber das war zum Glück nicht nötig, denn beim Check-in im Hafenhaus hatte man uns gleich gesagt, wir würden wohl etwas länger warten müssen, bis wir an Bord könnten, denn der Dampfer habe Verspätung - und siehe da, spät kam er, aber er kam!
Ansonsten hatten wir im Hafenhaus auch nichts auszustehen, bei unserer Ankunft war die Kaffeeklappe noch offen und gegen Mitternacht wurden wir dann per Shuttlebully abgeholt und bis vor die Rezeption an Bord gefahren. Natürlich war Renates Kammer schon bezugsfertig, aber meine noch nicht - und das, obwohl ich kein Wort über das Wetter verloren und auch noch die Autofahrt nach Travemünde übernommen hatte Aber auch das wurde gut gelöst: Renate ließ mich meine Plünnen in ihrer Kammer unterstellen und wir unternahmen noch einen kurzen Rundgang an Deck (Gut, dass Renate ihre Kamera nicht dabei hatte, denn auf dem glatten Deck fühlte ich mich spontan zu einer Darbietung meines berühmten esoterischen Widdertanzes bemüßigt ) und peilten die Lage am Skandinavienkai
bevor es wieder nach unten ging.
Inzwischen war auch meine Kammer so fertig, wie ich selbst, und außer einziehen und Koje testen fand nichts mehr statt Alles Weitere würde der nächste Tag zeigen.
But that's another cuppa...