25 Jahre Trainingslager für DIE EINE REISE oder mit Pipi in den Augen ums Nordkap 05. - 16.11.2018

  • Nachdem Wir bei der Buchung noch so viel Zeit hatten bis es losgehen sollte, sind es jetzt nur noch ein paar Stunden bis zum Abflug.
    Als wir buchten, im Juli 2017, bekamen wir noch Kühlakkus in den Nacken gelegt. Jetzt überlegen wir schon seit Tagen, ob die warme Kleidung auch wirklich reicht. Was kommt ins Handgepäck und was in den Koffer? Viele Fragen sind da und jeden Tag kommen neue hinzu.
    Der Schrank ist seltsam leer geworden und die Berge an Kleidung sind schon oft in den Koffer gewandert um dann doch nochmal umzupacken. Die Schuhe sind imprägniert und der Koffer dann doch irgendwann zugemacht und abgewogen.
    Es kann also losgehen.


    05.11.18
    Mit der S-Bahn und U-Bahn zum Flughafen Nürnberg.
    Diesmal nicht zum Brunch oder Eisessen, sondern wirklich mit Koffer und Rucksack auf dem weg zum Anflug.
    Die Aufregung wird grösser und die Vorfreude auf eine unvergessliche Reise ist auf ihrem Höhepunkt.
    Zwei kurze Flüge über Amsterdam nach Bergen sollen uns zum Schiff bringen. Schön warm angezogen, es soll ja in den hohen Norden gehen, wird es schnell zu warm. Schon beim Koffer abgeben merken wir, dass die Zwiebeltechnik beim Anziehen sehr gut war. Etwas ausziehen zu können tut gut.
    Die nette Dame beim Check in schreibt uns gleich den Abfluggate von Amsterdam auf unsere Tickets, was dann beim Umsteigen in Amsterdeam sich als sehr grosse Erleichterung erweisen soll. Da wir schon länger nicht mehr geflogen sind, sind wir auf diesem Gebiet doch sehr unerfahren.
    Die Grösse von Schipol ist sehr beeindruckend. Alleine die Zeit zwischen Landung und Parkposition scheint länger zu sein, als unsere Anreise von zu Hause zum Flughafen. Unser Ankunfts- und Abflugterminal sind gleich nebeneinander. Was dann in Amsterdam doch wieder sehr weit auseinander sein kann. Ein Menschenstrom wie in einer Fussgängerzone. Rolltreppen, die in der Waagerechten laufen. Da fühle ich mich fast wie ein Artikel auf dem Kassenband bei Aldi. Nur dass ich mich am Ende selbst scanne um in den Anschlussflug zu dürfen. Der Wartebereich ist voll. Wollen die anderen wirklich alle nach Bergen? Wie viele davon kommen mit auf die Trollfjord? Der Flieger ist voll ausgebucht alle Plätze belegt. Doch jeder findet Platz für sich und sein Gepäck. Keiner muss stehen.
    Pünktlich zum Landeanflug auf reisst die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf Bergen frei. Ein Rundflug über die Stadt und die vielen Inseln mit Blick auf den Hafen, wo die Trollfjord zu sehen ist, läutet den Landeanflug ein. Über die Treppe verlassen wir das Flugzeug. Ist fast ein kleines bisschen als wäre man Papst. Die Koffer abholen und dann den Bus suchen. Ich muss eingestehen, dass selbst Bergens Flughafen größer ist als Nürnberg. Aber alles läuft prima und es kann losgehen. Per Bus zum Schiff.
    Koffer abgeben, Bordkarte entgegennehmen. Dann endlich wir betreten das Schiff ein Augenblick auf den wir schon so lange entgegengefiebert haben.
    Wir schauen uns etwas auf der Trollfjord um bis unsere Kabine frei ist stellen die Koffer hinein und dann gibt's ja schon das erste Essen. Ein Buffet, das allen Ansprüchen gerecht werden sollte. Warm, kalt, süss, sauer, Fisch, Fleisch, und das alles in mehr variationen als dass man von jedem probieren könnte. Aber wir sind ja noch länger an Bord.
    Das Schiff sollte wegen Reperaturarbeiten erst gegen 2.00 ablegen. Daraus wurde dann 5.00. Aber dann ging sie los. Die große Fahrt zu unserem 25 jährigen Hochzeitstag.

  • @baer
    Toll, wieder ein Reisebericht.
    O ja, beim Buchen denkt man: Ist ja noch lange hin und dann ist plötzlich, wie über Nacht, der Abreisetag da! Wunderschön beschreibst du die Stimmung und innere Aufregung! Ich bin gespannt und freue mich auf die Fortsetzung ! :)
    Und nachträglich: Herzlichen Glückwunsch zum 25jährigen Trainingslager :flower:

  • "Da fühle ich mich fast wie ein Artikel auf dem Kassenband bei Aldi. Nur scannen muss ich mich selber".


    Herrliche Formulierung und so passend!!!!.


    Wie Trollebo schon geschrieben hat tolle Beschreibung der Aufregung.


    Freue mich auf die Fortsetzung.


    Gruß seealpe

  • Schön warm angezogen, es soll ja in den hohen Norden gehen, wird es schnell zu warm.


    Das war der Moment wo mich mal ein Securitymensch in Frankfurt fragte obs ans Nordkapp gehe... :laugh1:

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Hallo baer,


    da sprüht die Begeisterung aus jedem Satz. Einfach toll geschrieben. Freue mich schon auf die Fortsetzung. Das verkürzt wieder etwas die Wartezeit bis zu unserer nächsten Reise Ende Januar 2019. :sdanke: :sdafuer:

  • Nachdem das Schiff nun wieder funktioniert und wir unsere Reise beginnen können fahren wir nun also entlich den erhofften Polarlichtern entgegen.
    Ich habe mir extra den Wecker so gestellt, dass ich vor dem Sonnenaufgang an Deck bin um die Blaue Stunde zu sehen. Meine Frau findet das eher seltsam, da ich sonst eher der liegenbleiber morgens bin. Aber eine Reise mit Hurtigruten ist ja auch kein Urlaub. Habe ich mal wo gelesen.
    Viele haben nicht die gleiche Idee. So sind es jetzt nur wenige die die Natur Norwegens auf sich wirken lassen wollen. Schon jetzt am ersten morgen der Reise bin ich überwältigt von der Landschaft, den wechselnden Lichtverhältnissen, dem Meer und den Küstenlinien. Wie soll das sich noch steigern können???
    Der weitere Verlauf der Reise zeigte dass es geht!!! Jeden Tag ein wenig mehr.
    Nach dem Frühstück, das einfach bestens ist, geht es sofort wieder an Deck zum schauen und fotografieren.
    Ab 11.30 - 14.00 gibt es schon wieder die Möglichkeit zum Mittagessen. Schon wieder essen?! Wieder alles und davon reichlich. Ist es ein Ziel von Hurtigruten, die Passagiere zu mästen?
    Am Buffet steht ein Zettel mit dem Text, man solle behilflich sein, die Essensreste so gering wie möglich zu halten und sich so oft Nachschlag zu holen wie man kann. Oder so ähnlich.
    Ich gebe mein Bestes. Weiß aber nicht wie lange ich es durchhalte.


    Wer zu spät abfährt, kann nicht pünktlich ankommen. Deshalb haben wir in Alesund noch reichlich Rückstand auf den Fahrplan.
    Um Zeit gut zu machen, haben wir nur einen verkürzten Aufenthalt. Er reicht gerade um die Stufen auf den Aksla zu erklimmen.
    Die Stufen sind zwischendurch immer wieder nummeriert. So weiss man wie viel man schon geschafft hat. Aber man weiss auch wie viel man noch schaffen muss...
    Für die kleine wanderung sind wir viel zu warm angezogen. Zu warm? Wer hätte das gedacht, dass es in diesem Urlaub mal der Fall sein wird. Aus Respekt vor dem Norden packten wir uns dick ein. Doch an Land fehlt der Wind und uns wird schnell warm. Was wohl mit dem Golfstrom zusammenhängt, der das Meer warm hält. Mit geöffneten Jacken, ausgezogenen Mützen und trotzdem nassgeschwitzt stehen wir oben und geniessen die Aussicht auf das nächtlich beleuchtete Alesund. Der Blick ist einzigartig schön. Doch die zeit drängt, da die Trollfjord ja noch eine Verspätung aufzuholen hat. Deshalb schnell zurück zum Schiff, die Lucken schließen und ab geht die Fahrt Richtung Trondheim.


    Abendessen um 20.00 Uhr. Eine eher ungewohnte Zeit für uns. Aber zwischendurch mal eine Zeitlang nichts essen ist auch gut. Jeden Tag ein toll angerichtetes 3 Gänge Menue. Ein großes Lob an alle beteiligten Kräfte in Küche und Service. Ein paar Leute, die schon vor uns gefahren sind, meinten dass das Abendessen etwas zu wenig ist. Das kann ich aber nicht bestätigen.


    Zeit ins Bett zu gehen, der Morgen und die Natur Norwegens warten nicht.

  • "Da fühle ich mich fast wie ein Artikel auf dem Kassenband bei Aldi. Nur scannen muss ich mich selber".
    Da musste ich gerade herzlich drüber lachen weil ich Kopfkino hatte.
    Auch wir freuen uns über deinen Bericht,verkürzt er doch auch uns, wie @kalrai64 , die Wartezeit- diese allerdings bis August 2019.

    Grüße aus dem Rheinland


    Berichte sind in meinem Profil

  • Aber eine Reise mit Hurtigruten ist ja auch kein Urlaub. Habe ich mal wo gelesen.


    Bei meinem Kollegen heißt das dann immer (z.B. auf einer Wanderung):
    "...wir sind ja schließlich nicht zum Vergnügen hier!"
    @baer : Danke, weiter so.


    ... habe mir extra den Wecker so gestellt, dass ich vor dem Sonnenaufgang an Deck bin um die Blaue Stunde zu sehen


    Das klingt jetzt schon nach einer Infektion.
    Ganz ähnliche Symptome sind hier gut bekannt :D

  • Klingt sehr gut deine Bericht und die Begeisterung die aus den Worten sehr nachvollziehbar hervorgeht tut gut!
    Ich wünsche euch weiter so tolle Momente wie auf dem Aksla oder auch nur draussen im Wind zu stehen, das ist ja so schön!!! Da kann man schon neidisch werden! Ich bin gespannt auf weitere Berichte! Immer her damit!

  • Schon jetzt am ersten morgen der Reise bin ich überwältigt von der Landschaft, den wechselnden Lichtverhältnissen, dem Meer und den Küstenlinien. Wie soll das sich noch steigern können???


    Das ist es ja, was den Reiz ausmacht bzw. das besondere an einer Hurtigrutenreise ist. Erholung ? Nie, ich muß auch erst immer zu Hause ausschlafen, denn man möchte ja keine Minute an Deck verpassen.
    @baer
    Bitte weiter so mit deinem spannenden und wunderbar emotionalen Bericht! :)

  • Trondheim:
    Da wir schon um 6.30 anlegen, heisst es zeitig Frühstücken. Aber es heißt ja nicht umsonst FRÜHstück.
    Eine Stadt in der ich 1991 schon einmal war. Mit dem Zug von Nürnberg auf die Lofoten. Damals hatten wir in Trondheim einen größeren Aufenthalt. Deshalb weckt der Hafen und der angrenzende Bahnhof Erinnerungen. Eine Mitreisende von damals hat Fotos aus dem Album abfotografiert und mir auf's Handy geschickt. So wie ich mit hat sich auch die Stadt "weiterentwickelt".
    Die Strassen und Gehsteige sind mit dünnem Eis überzogen und teilweise tückisch glatt. Nach ersten kleinen Orientierungsschwierigkeiten finden wir uns gut zurechtund kommen überall hin. Durch kleinere Gassen zum Dom. Es scheint ein toller, sonniger Tag zu werden. Es ist zwar kalt. Jedoch scheint die Sonne und der Wind ist wieder auf See geblieben.
    Da man im Dom keine Fotos machen darf und Eintritt zahlen müsste, begnügen wir uns mit dem äußeren.
    Im Fluss der durch die Stadt fließt spiegeln sich die alten Holzhäuser.
    Alles ruhig, nur ein paar bekannte Gesichter von der Trollfjord kreuzen unseren weg.
    So viele Ein- und Ausblicke auf die Altstadt am Fluss.
    Da darf man dann nicht die Zeit aus den Augen verlieren.
    Durch die Hafencity mit ihren tollen Wohnungen geht es dann zurück zum Schiff.
    Wenn es glatt ist sollte man entweder schauen oder gehen, sonst liefert man eine gute Performance für die Zuschauer ab. Eine gefrorene kleine Pfütze reicht da durchaus als Bühne.
    Mit einem Mittagsbuffet verlassen wir Trondheim durch den gleichnamigen Fjord weiter Richtung Norden. Richtung Bodø.
    Schären, Leuchttürme, Siedlungen. Ich habe Angst etwas zu verpassen. Man kann ja nicht überall gleichzeitig hinsehen. Wenn Ich nach vorne links schaue, was ist dann hinten rechts? Ein paar Engländer haben da ihre eigene Technik und nützen das Deck 6 zum Walken. Ob sie aber dabei zu schauen kommen?
    Die Dämmerung bricht herein und es wird langsam wieder Nacht.


    Als wir nach dem Essen einen Verdauungsspaziergang machen ist über uns ein seltsamer sich bewegender Nebel.
    Die ersten Nordlichter der Reise!
    Zwar nur schwach aber beeindruckend.
    Wir haben unser Reiseziel erreicht. Destination Nordlicht voraus. Auf meine ersten Fotoversuche bin ich megastolz. Ich hatte schon bedenken, dass meine Digitalkamera das nicht auf die Reihe bekommt. Aber es funktioniert toll.


    Jetzt aber schnell ins Bett und nach all den Eindrücken und Erlebnissen versuchen Ruhe zu finden.
    Morgen erwartet uns der Polarkreis. Er steht schon bereit.

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