Nordischer Sommerausklang mit MS Nordstjernen (20. September - 01. Oktober 2018)

  • Prolog


    Nach nunmehr drei Touren auf der Finnmarken und der Trollfjord von Bergen nach Kirkenes und zurück, wovon uns gleich die erste Tour nach Alta führte, sollte die vierte Tour etwas anderes sein. Zunächst hatte ich mir Gedanken über eine Teilstrecke (z.B. Bergen - Tromsø), einer Busfahrt nach Narvik und der Rückfahrt mit der Bahn über Kiruna - Stockholm - Kopenhagen gemacht. Doch über das Stadium der groben Routenplanung kamen diese Überlegungen nicht hinaus und auch der Reisezeitraum war noch überhaupt nicht festgelegt. Sowohl 2018 als auch 2019 wären denkbar gewesen.


    Dann erreichte mich im April eine Mail von @Senja, :sdanke: in der sie mir die Tourbeschreibungen für die beiden Herbstreisen auf der Nordstjernen zuschickte. Damit waren die unausgereiften Überlegungen recht schnell gegenstandslos. Das historische Schiff reizte mich ohnehin und besonders die erste Tour fand ich auf Anhieb reizvoll. Auch ließ sich diese mit den Planungen im Betrieb ganz gut vereinbaren und meine bessere Hälfte gab mir sofort grünes Licht, so dass ich am nächsten Tag nur noch den Urlaub genehmigen lassen musste, um die Reise buchen zu können.


    Gesagt, getan, der Urlaub war schnell genehmigt und die Buchung dann auch umgehend abgeschickt. Zwischenzeitlich hatte ich auch meinen Mitreisenden von 2015, mit denen wir seither eine nette Freundschaft pflegen, über die Reise informiert und kurz nach meiner Buchung kam die Nachricht, dass auch sie buchen werden.


    Nun bestand natürlich noch etwas Unsicherheit, ob die Mindestteilnehmerzahl erreicht wird und die Reise damit stattfinden kann, doch bereits wenige Wochen später kam die erlösende Nachricht, dass die Touren durchgeführt werden. Die Anreise mit Flug nach Oslo, einer Übernachtung in der norwegischen Metropole, Bahnfahrt nach Trondheim und Vorübernachtung an Bord stand für uns bereits fest, musste also nur noch gebucht werden.


    Und auch die Rückreise von Lübeck musste noch organisiert werden. Zunächst hatten wir an eine Rückfahrt mit der Bahn am Sonntag gedacht, doch hier gab es für die zeitlich günstigen Verbindungen keinen akzeptablen Plan- und Spartarif mehr. Der günstigste Preis hätte bei rund 120,- Euro gelegen bzw. der reguläre Preis (ohne Zugbindung) bei 150,- Euro.


    Als ich dann die gleiche Verbindung am Montag geprüft habe, stellte ich fest, dass diese 29,90 Euro (zzgl. Platzreservierung) in der zweiten Klasse oder 39,90 Euro incl. Platzreservierung in der ersten Klasse kosten würde. Und eine Übernachtung im MotelOne in der Lübecker Innenstadt war auch günstig zu bekommen (rund 78,- Euro für das Einzelzimmer). Also kurz mit meinen Freunden telefoniert und abgeklärt, ob auch eine Rückreise am Montag möglich wäre. Nachdem das auch für sie problemlos machbar war, habe ich für uns also die Übernachtung und die Rückfahrt am Montag gebucht. Somit bleibt auch noch genügend Zeit für den zwischenzeitlich geplanten Stammtisch in Lübeck und etwas Sightseeing in der Hansestadt.



    Donnerstag, 20. September 2018


    Aufgrund des Abflugs um 06:00 Uhr ist der Wecker auf 03:00 Uhr gestellt. :gutenmorgen: Auch für mich, als notorischem Frühaufsteher, eine ungewohnte Zeit. Trotzdem wache ich etwa 5 Minuten bevor der Wecker geklingelt hätte auf und fühle mich eigentlich auch ganz fit.


    Also ab ins Bad, danach einen doppelten Espresso, schnell noch das Bett gemacht und dann heißt‘s auch schon ab ins Auto. Ich bin um 4:15 Uhr mit meinen Mitreisenden verabredet. Von mir zu ihnen sind’s - auch bei wenig Verkehr - gut 25 Minuten.


    Pünktlich um 4:15 Uhr bin ich dort, stelle das Auto ab und eine Freundin meiner Bekannten bringt uns nach Stuttgart zum Flughafen.


    Eingecheckt haben wir schon online, so dass wir nur noch das Gepäck aufgeben müssen. Am Schalter von SAS ist zu der frühen Stunde noch nix los, so dass wir das Gepäck schnell los sind. Nun zum Sicherheitscheck, an dem schon etwas mehr Andrang herrscht. Aber auch hier geht es schnell. Gegen 5:15 Uhr ist alles erledigt und wir warten auf’s Boarding, das pünktlich um 5:30 Uhr beginnt.


    Für die erste Etappe nach Kopenhagen setzt SAS wieder einen Canadair Regionaljet (CRJ900) ein. die Kabinen dieser Maschinen sind zwar ziemlich eng, aber irgendwie mag ich diese kleinen Flugzeuge. Und mit den etwas beengten Verhältnissen habe ich dieses Mal überhaupt kein Problem, da der Sitzplatz neben mir frei bleibt. :thumbup:


    Pünktlich um 06:00 Uhr geht’s ab Richtung Kopenhagen. Der Flug verläuft absolut ruhig und gegen 6:30 Uhr gibt’s auch noch einen wunderschönen Sonnenaufgang. :love: Was will man mehr...


    In Kopenhagen haben wir knapp 1 ¾ Stunden Aufenthalt, aber die Zeit bis zum Boarding des Anschlussflugs vergeht schnell. Und eh wir uns versehen, sitzen wir in der nächsten Maschine. Dieses Mal eine 737-800. Auch dieser Flug ist pünktlich. Allerdings merkt man nun die Ausläufer des Sturmtiefs, das entlang der norwegischen Küste aufgezogen ist, zeitweise etwas deutlicher. Im Gegensatz zum ersten Flug ruckelt es immer wieder spürbar und der Anflug auf Oslo ist dann auch etwas holprig. Aber wir landen überpünktlich und bei strahlendem Sonnenschein. :thumbup:


    Die Gepäckausgabe geht zügig, unsere Koffer sind schon bei den ersten Gepäckstücken dabei. Noch ein kurzer Abstecher zum Geldautomaten und dann zur Bahn. Fahrkarten am Automaten holen und ab auf den Bahnsteig. So erreichen wir gerade noch die Bahn um 10:43 Uhr, mit der wir schon kurz nach 11:00 in Oslo sind.


    Vom Bahnhof ins Thon Astoria sind es nur wenige Meter. Wir checken ein und bringen das Gepäck auf‘s Zimmer. Ich habe ein Einzelzimmer im 7. Stock, das zum ruhigen Innenhof liegt. Das Zimmer ist offenbar ziemlich frisch renoviert, zweckmäßig eingerichtet und äußerst sauber, aber wirklich winzig. Irgendwie kommt ein bisschen Wohnwagenfeeling auf. ;)



    Aber für einen Kurzaufenthalt ist das Zimmer vollkommen ausreichend. Und für diesen Preis (Einzelzimmer mit Frühstück ca. 100,- Euro) bekommt man in unmittelbarer Bahnhofsnähe sonst sicher kaum ein vergleichbares Zimmer. :thumbup:


    Anschließend machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Die Karl Johans Gate entlang bis zum Schloss



    und hier kreuz und quer durch den besonders schönen Teil des Schlossparks, den Dronningsparken. Diesen Teil des Schlossparks hatte ich bislang auch noch nicht besucht. Am unteren Ende des Parks macht uns ein Norweger auf einen wunderschönen Regenbogen auf der anderen Seite eines Wasserspiels aufmerksam. :sdanke:



    Weiter oben im Park ist ein Team von NRK mit Aufnahmen beschäftigt. Wir kommen kurz mit einem Mitglied des Teams ins Gespräch, der uns erklärt, dass sie soeben in einem kleinen Pavillon



    ein Interview mit Königin Sonja geführt hätten. Doch das gekrönte Haupt bekommen wir leider nicht mehr zu Gesicht. :(


    Vom Park führt uns der Weg dann in Richtung Aker Brygge. Für mich zwischenzeitlich bekanntes Terrain, aber für meine Freunde Neuland. Hier lassen wir uns viel Zeit, schauen, staunen, fotografieren und unterhalten uns über das hier realisierte Konzept zeitgemäßen urbanen Lebens.



    Am Rathaus vorbei gehen wir anschließend Richtung Oper. Akershus Festning lassen wir dieses Mal aus. Ich kenne das Areal ja von meinen früheren Aufenthalten und meine Bekannten zieht es nicht wirklich in die ausgedehnte Festungsanlage. Also setzen wir nach einer kleinen Verschnaufpause am Franklin D. Roosevelt Monument unseren Weg zur Oper fort.



    Kräftigen Wind hatten wir ja schon den ganzen Tag, doch auf dem Dach der Oper, das wegen Sanierungsarbeiten derzeit in weiten Teilen gesperrt ist, bläst einen der Wind fast um. Trotzdem genießen wir den Ausblick. :) Und wundern uns über den Leichtsinn einiger junger Touristinnen, die trotz der starken Böen auf der Brüstung posieren. :huh:


    Ich bin von den Veränderungen, die es im Umfeld der Oper seit meinem letzten Aufenthalt gegeben hat, wieder mal richtig fasziniert. :pupillen: Nahezu unglaublich, wie sich die Gegend seit unserem ersten Aufenthalt im September 2014 verändert hat. Aber auch seit meiner letzten Reise hat sich wieder viel getan. Im Mai 2017 war von der Nationalbibliothek nur ein halbfertiger Rohbau zu sehen, jetzt ist die Fassade bereits weitestgehend fertig, so dass man die endgültige Gestalt des Gebäudes schon gut erkennen kann.



    Auch hinter der Oper sind nun die letzten Baulücken geschlossen



    und der Neubau des Munkmuseums hat große Fortschritte gemacht. Die Fassade ist auch hier mittlerweile in großen Teilen fertig, nur am überkragenden oberen Teil fehlt die Fassadenverkleidung noch.


    Und selbst die alternative Sauna, die bereits im letzten Jahr gegenüber der Oper festgemacht hatte,



    hat in Form eines deutlich luxuriöseren Modells Verstärkung bekommen. ^^



    Nun macht sich so langsam doch die kurze Nacht bemerkbar, so dass wir beschließen, noch kurz im Supermarkt im Einkaufszentrum neben dem Bahnhof etwas einzukaufen und dann ins Hotel zu gehen.


    Gegen 17:15 Uhr sind wir im Hotel. Ich gehe auf‘s Zimmer, lege die Beine hoch, esse einen wirklich leckeren Bulgursalat mit Bohnen, den ich mir im Supermarkt gekauft hatte, doch trotz der spürbaren Müdigkeit zieht‘s mich nochmals raus. Das Wetter ist einfach zu schön, um den ganzen Abend im Hotelzimmer zu hocken. Also mache ich mich gegen 18:30 Uhr erneut auf den Weg. Nochmals über die Karl Johans Gate



    bis zum Nationaltheater, dann Richtung Rathaus und ein zweites Mal die Runde



    Richtung Oper, dem Bahnhof mit der Østbanehallen



    und wieder zurück ins Hotel. Nachdem es nun auch langsam dämmrig wird, verziehe ich mich endgültig auf’s Zimmer.


    Im Zimmer angekommen, halte ich noch Kontakt mit zuhause, schreibe etwas am Reisebericht, bevor ich mich ins Bett verziehe. Licht aus, Schlafenszeit. :sleeping: Es ist 21:10 Uhr ... Ich bin jetzt richtig müde und morgen heißt es auch wieder einigermaßen zeitig raus, damit wir noch gemütlich frühstücken können, bevor dann um 08:03 Uhr der Zug nach Trondheim startet.

    Grüße
    Jörn



    Reiseberichte im Profil

    3 Mal editiert, zuletzt von Älbler ()

  • Danke @Senja


    Ja, nachdem es von der zweiten Tour schon drei Berichte gibt, wurde es so langsam wirklich Zeit, dass auch ich in die Gänge komme und den Bericht über unsere Tour online stelle. Es wird aber sicher etwas dauern, bis er komplett ist. Ich werde nicht jeden Tag dazu kommen, einen weiteren Teil online zu stellen.

  • Freitag, 21. September 2018


    Obwohl das Bett gut und das Zimmer ruhig ist, schlafe ich recht schlecht und wache auch mehrfach auf. Irgendwann bekomme ich auch mit, dass sich das gute Wetter verzogen hat und es kräftig regnet. :( Aber das war ja so vorhergesagt, ist also keine wirkliche Überraschung.


    Um 6:00 Uhr klingelt dann auch schon der Wecker. Der Blick aus dem Fenster :search_1: ist leider noch immer wenig erfreulich, es ist grau und regnerisch. Den Anblick brauch ich heut noch nicht wirklich :negative: , also gleich ins Bad, anschließend wieder meine sieben Sachen packen und ab zum Frühstück. Meine Bekannten sitzen schon am Frühstückstisch und ich geselle mich zu ihnen.


    Das Buffet ist für ein Hotel dieser Preislage sehr abwechslungsreich und lecker :thumbup: . Wir frühstücken ausgiebig. Danach geht’s nochmals kurz auf’s Zimmer, das Gepäck holen und danach zum auschecken. Als wir die kurze Strecke zum Bahnhof gehen, regnet es wenigstens nicht, aber es ist trüb, kühl und windig, also richtig herbstlich. Gerade als wir am Bahnsteig ankommen, wird auch schon der Zug bereitgestellt. Schnell finden wir unsere reservierten Plätze.


    Auf dem freien Platz neben mir nimmt eine junge Norwegerin Platz, mit der wir schnell ins Gespräch kommen. Sie studiert in Oslo Medizin und ist auf dem Weg zu Ihrer Verwandtschaft nach Ålesund. Da sie wohl gerne mit der Bahn fährt, hat sie sich für den etwas umständlichen Weg mit der Bahn von Oslo über Dombås nach Åndalsnes und dann weiter mit dem Bus nach Ålesund entschieden.


    Pünktlich um 08:03 Uhr geht‘s los. Leider ist es auf der ganzen Strecke weiterhin grau, regnerisch und ziemlich trüb, so dass man nicht allzu viel von der Landschaft sieht. Am Mjøsa ist - trotz der meist recht geringen Breite des Sees - das gegenüberliegende Ufer nur ab und zu im Dunst zu erahnen. Und auch im Gudbrandsdalen hüllen sich die Berge teils in Wolken, dennoch bietet die Landschaft viele und abwechslungsreiche Ausblicke. :good3:


    In Otta leert sich der bislang gut besetzte Zug zu einem guten Teil. Auch viele Wanderer mit großen Rucksäcken verlassen den Zug.


    Hinter Otta verengt sich das bislang meist weite Tal für einige Kilometer deutlich und streckenweise ist im Talgrund nur Platz für den Fluß und die Bahn. Kurz danach verlässt die Bahn dann auch den Talgrund und folgt für ein paar Kilometer einige Meter höher dem Hang. Die Vegetation ist nun in den Hang- und Gipfellagen schon deutlich herbstlich geprägt. Das Birkenlaub ist bereits weitestgehend gelb gefärbt und auch andere Laubbäume zeigen beginnende Herbstfärbung. Bei schönem Wetter wäre es wohl eine Fahrt durch ein herbstliches Farbenmeer, doch bei dieser Witterung kommen die Farben nicht so richtig zur Geltung. Schön ist es dennoch. :)


    Bei Dovre bietet sich der erste Blick auf Berggipfel, die über die Baumgrenze reichen und auf denen auch bereits eine erste dünne Schneedecke liegt.


    Nun verlässt die Bahn endgültig den wieder weiten Talgrund und windet sich entlang des Hangs hinauf nach Dombås.



    Von hier aus nimmt der Zug die letzten Höhenmeter bis auf‘s Dovrefjell in Angriff. Innerhalb weniger Minuten ist der Anstieg geschafft. Der Charakter der Landschaft und der Vegetation haben sich in dieser kurzen Zeit völlig verändert. Entlang des folgenden Streckenabschnitts trägt die Vegetation schon fast subarktische Züge. Waldgebiete mit niedrigen verkrüppelten Birken wechseln sich mit weiten Sumpf- und Moorgebieten ab. Auch einige Wasserflächen bereichern die Landschaft, die mit einer dünnen Schneedecke :pupillen: überzogen ist, was ihr einen ganz eigenen Reiz verschafft.



    Auf der Fahrt hinab Richtung Trondheim ist es weitestgehend trocken und auch die Sicht ist recht gut, so dass man die Fahrt durch die abwechslungsreiche Landschaft genießen kann. Mal führt die Strecke am Hang weiter, dann wieder enger Täler entlang.



    Reizvoll sind auch die Empfangsgebäude der Bahnhöfe, die auf dieser Strecke sehr abwechslungsreich gestaltet sind.



    Trondheim, das wir mit etwa 10 Minuten Verspätung erreichen, gibt sich dann wieder regnerisch, so dass wir für die Fahrt zum Ila-Kai, an dem die Nordstjernen liegt, ein Taxi nehmen. Unser Taxifahrer ist wohl zunächst nicht so recht von der Richtigkeit unserer Zielangabe überzeugt :/ und fragt während der Fahrt wiederholt nach. Doch als wir ihm versichern, dass wir die Nordstjernen vom Zug aus gesehen hätten, scheint auch er überzeugt und nach wenigen Minuten Fahrt kommen wir auch sofort am korrekten Kai an. :thumbup:


    Bereits vor dem Schiff müssen wir unsere Ausweise zeigen, um in den abgesperrten Bereich um das Schiff eingelassen zu werden. Auf dem Schiff werden wir in Empfang genommen, das einchecken ist schnell erledigt und meine gemütliche Kabine auch schnell bezogen.


    Ich hatte mich bei der Buchung für eine Kabine entschieden, die noch über die Originaleinrichtung von 1956 verfügt. - Hmm :hmm: , ich stelle gerade fest, dass ich kein einziges brauchbares Bild der Kabine gemacht habe, drum bleibt's bei der verbalen Beschreibung...


    Dunkel gebeizte massive Kojenbetten, ein ebenfalls dunkel gebeizter zweitüriger Schrank, ein kleiner Tisch, eine kurze Bank unterhalb des Bullauges, gegenüber des Tischs ein an der Wand befestigter Klapphocker, ein Handwaschbecken mit einem kleinen Spiegelschrank darüber sowie einem Mülleimer darunter. Eine Deckenleuchte, eine Wandleuchte über dem Tisch und zwei Leseleuchten am Kopfende der Betten, sowie zwei Steckdosen. Das war‘s! Dusche und WC befinden sich jenseits des Ganges. Reisekomfort der 50er Jahre in Reinkultur. Einfach und zweckmäßig, aber sehr gemütlich. :thumbup: Und im Gegensatz zur Kabine meiner Bekannten ist es in meiner Kabine auch angenehm kühl, so dass kabinenseitig nix gegen einen guten Schlaf :sleeping: spricht.


    Nachdem der Regen zwischenzeitlich eine Pause eingelegt hat, verschieben wir die weitere Schiffserkundung erst einmal und verlassen das Schiff für einen Spaziergang durch den oberhalb der Kaianlagen liegenden recht gemütlichen Stadtteil Ila. Doch bald setzt der Regen wieder ein, so dass wir uns wieder auf den Rückweg zum Schiff machen.



    Nun beginne ich das Schiff zu erkunden. Seefahrtnostalgie pur. Der schöne überdachte und mit Teakholz belegte Umlauf, das runde Achter- und das Bootsdeck mit den weißen Rettungsbooten, die recht steilen Niedergänge aus Holz, alles vermittelt den Charme vergangener Zeiten. :thumbup:



    Auch der vordere Salon, die Bar, die Originalholzschnitte und -keramiken von Paul René Gauguin an den Wänden, die holzvertäfelten Treppenhäuser und die schmalen, unten mit Holz vertäfelten und teilweise etwas versetzt verlaufenden Kabinengänge erwecken den Eindruck einer Zeitreise in die 50er Jahre. :love:



    Irgendwie fällt da die sehr stilvolle aber deutlich jüngere Einrichtung im Restaurant, dem Café und dem hinteren Salon fast schon ein wenig ab. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau.



    Auch gibt es beim Betreten oder Verlassen des Schiffs keinen Scanner, der einem ein blechernes „Welcome“ oder „Good Bye“ nachquäkt. :thumbup: Hier wird von einem Besatzungsmitglied noch eine manuelle Liste geführt, wer das Schiff verlassen oder wieder betreten hat.


    Da der heutige Tag noch kein Reisetag im eigentlichen Sinne ist, gibt‘s noch kein offizielles Abendessen. Aber die Küche hat als kleinen Abendimbiss eine Gulaschsuppe mit frisch gebackenem Brot und Sauerrahm vorbereitet, so dass wir uns nicht mehr auf die Suche nach einem Restaurant begeben und an Bord bleiben.


    Gegen 20 Uhr gesellt sich dann auch @DuC :hi: zu uns, der zwischenzeitlich mit mehreren Stunden Verspätung ebenfalls eingetroffen ist und den Landkreis Reutlingen zusätzlich verstärkt.


    Wir bleiben noch geraume Zeit sitzen, doch gegen 20:45 Uhr ziehen wir uns auf unsere Kabinen zurück. Ich schreibe noch etwas am Reisebericht, gehe dann aber gegen 21:15 Uhr nochmals an Deck, um @Bavaria58 und Mann zu begrüßen :hi: , die um 20:45 Uhr mit der Bahn angekommen sind.


    Anschließend ist nun auch für mich Nachtruhe angesagt. Trotz der ungewohnt festen Matratze schlafe ich recht bald ein, wache aber nochmals auf, da in der Mannschaftsmesse, die über meiner Kabine liegt, noch fleißig Stühle gerückt werden, was man in meiner Kabine deutlich hört. Also Ohrstöpsel suchen und wieder ins Bett. Nun ist wirklich Ruhe und ich schlafe wieder ein. :sleeping:

  • Irgendwie fällt da die sehr stilvolle aber deutlich jüngere Einrichtung im Restaurant, dem Café und dem hinteren Salon fast schon ein wenig ab. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau.


    @Älbler mein erster Gedanke als ich die Bilder sah: das passt irgendwie nicht so wirklich zu diesem alten Schiff. Schön, dass wir deinen Bericht lesen dürfen. Bin gespannt, wie es weitergeht.

    Grüße aus dem Rheinland


    Berichte sind in meinem Profil

  • Wobei sich im Restaurant seit dem Liniendienst wohl nichts verändert hat - dieses Bild vom Restaurant machte ich 2011


    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Samstag, 22. September 2018


    Bis gegen 5:00 Uhr, meiner üblichen Zeit zum Aufstehen, schlafe ich tief und fest, doch dann wache ich auf und finde auch keinen Schlaf mehr. Also schaue ich ein wenig ins Forum, lese ein wenig und mache mich irgendwann fertig für den Tag.


    Frühstück gibt’s am heutigen Tag erst ab 09:00 Uhr, so dass noch genügend Zeit für weitere Schiffserkundungen und einige Fotos bleibt. Als ich anschließend im Salon sitze, sehe ich die Richard With aus dem Dunst auftauchen und bemerke irgendwann, dass sie nicht den üblichen Kurs beibehält, sondern in Richtung der Nordstjernen abdreht. Zunächst gehe ich davon aus, dass es sich nur um ein Begrüßungsmanöver zu Ehren der alten Dame handelt,



    doch die Richard With kommt näher und näher, dreht dann in unmittelbarer Nähe zur Nordstjernen bei und legt hinter ihr am Ila-Kai an.



    Warum sie nicht am Hurtigrutenkai angelegt hat, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. :/ Es ist zwar windig, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass der Wind ihr am Hurtigrutenkai Probleme bereitet hätte. Und das südgehende Schiff hat ja auch dort festgemacht.


    Beim Frühstück sitzen Bavaria, DuC, meine Freunde und ich an einem Tisch, wir genießen das Frühstück und unterhalten uns angeregt.


    Nachdem sich Trondheim auch heute ziemlich regnerisch präsentiert, sind meine Überlegungen für Ausflüge in die Umgebung von Trondheim (so hätte ich bei gutem Wetter gerne den Gråkallen besucht oder wäre gerne mal mit der Straßenbahn bis zur Endstation am Lianvatnet gefahren) hinfällig und das Freiluftprogramm beschränkt sich auf einen ausgedehnten Spaziergang entlang des Fjords zum Bahnhof,



    durch die Innenstadt an die Nidelva und zurück,



    aber nicht ohne die Orgelandacht im Nidarosdom besucht zu haben.


    Die Orgelandacht ist mit rund 25 Minuten zwar ziemlich kurz, aber sehr eindrucksvoll. :thumbup: Die neue Orgel des Doms ist optisch wie auch akustisch ein Meisterwerk. Und der Kantor beherrscht sein Instrument perfekt.


    Nach der Orgelandacht hatte ich eigentlich geplant, weiter die Stadt zu erkunden, doch als wir den Dom verlassen schüttet es richtig =O und es sieht auch nicht nach einer Besserung aus. Also machen wir uns im strömenden Regen auf den Rückweg zum Schiff. :( Wir nehmen den Weg entlang der Kongensgate, die uns direkt nach Ila und Richtung Schiff führt. In Ila decken wir uns vorher aber noch bei Rema 1000 mit etwas Obst, Keksen und ein paar anderen Kleinigkeiten ein.


    Als wir an Bord ankommen, sind meine Schuhe, die eigentlich ziemlich wetterfest sind, durchnässt und auch der Rucksack ist innen feucht, :negative: doch ansonsten bin ich dank Regenjacke und Regenhose weitestgehend trocken geblieben. :good3:


    Den weiteren Nachmittag verbringe ich zeitweise in der Kabine und dann im Salon. Zum Kaffee gibt’s ganz typisch norwegisch Waffeln mit Brunost und Sauerrahm. Für Mitteleuropäer sicher eine ungewohnte Kombination, aber einfach lecker. :good3:


    Um 18:30 Uhr schließt sich dann die obligatorische Sicherheitsübung an. Wir müssen alle auf‘s Bootsdeck, wo uns das korrekte anlegen der Rettungswesten gezeigt wird.


    Um 19:00 Uhr werden uns der Kapitän - wobei wir zwei an Bord haben - , die Offiziere und das Servicepersonal vorgestellt. Dazu gibt‘s als Auftakt der Tour ein Gläschen Sekt.


    Irgendwann am früheren Abend erwacht dann auch der Schiffsdiesel zum Leben. :pupillen: Im Gegensatz zu neueren Schiffen ist man bei diesem Ereignis überall an Bord live dabei. ;) Ein - je nach Position an Bord - mehr oder weniger deutlich wahrnehmbares dumpfes Brummen und Vibrieren durchzieht von nun an das Schiff. Doch was auf Kreuzfahrtschiffen wohl einen Sturm an Beschwerden auslösen würde, an Bord der Nordstjernen stört sich niemand daran. Man hat eher das Gefühl, das Gegenteil sei der Fall, denn die Lebenszeichen aus dem Maschinenraum verkünden zweifelsfrei, dass es nun bald losgeht... :locomotive:


    Das abendliche Meeresfrüchtebuffet ist ein Augenschmaus, doch da ich, wie vielleicht aus meinen anderen Reiseberichten bekannt, Schalentiere nicht anfassen kann =O - das ist für mich, etwa so wie für andere quietschende Kreide - kann ich hier leider nicht zugreifen. Aber der Heilbutt, das Rinderfilet und die übrigen Speisen sind wohl genauso lecker, so dass auch ich auf meine Kosten komme. :thumbup:


    Und während wir beim Abendessen sitzen, legt die Nordstjernen ab und macht sich auf den Weg durch den Trondheimfjord Richtung Meer.


    Nach dem Abendessen ziehe ich mich auf meine Kabine zurück und gehe auch bald ins Bett. Einerseits habe ich noch Nachholbedarf von der letzten Nacht, andererseits bin ich auch etwas unsicher, wie ich beim angekündigten Seegang schlafen kann. :/ Deshalb handle ich nach dem Motto, was man hat, das hat man... ;) und sei‘s nur Schlaf.

  • Lieber Jörn,
    ganz herzlichen Dank für den Start Deines Berichtes! :)
    Bei mir wird es noch etwas länger dauern und auch dann wird es diesmal eher eine komprimierte Sache werden.
    Die Krankheits- bzw Gesundungsphase von Mutter und inzwischen auch Schwiegermutter
    verlangt mir seit Wochen alle Energie ab, bitte seht es mir nach! :gr-verysad: :gr-pupillen: :gr-tired:
    Aber es ist mehr als schön, die Reise mittels Deines Berichtes nochmal erleben zu dürfen! :sdanke:

  • Sonntag, 23. September 2018

    Gegen 1:00 Uhr wache ich auf, denn das Schiff bewegt sich deutlich spürbar. Ich schaue bei MarineTraffic nach und stelle fest, dass wir gerade auf dem Streckenabschnitt südlich von Hitra sind. Als wir Smøla passieren, wird es auch wieder ruhig und ich schlafe wieder ein. :sleeping:


    Gegen 4:00 Uhr wache ich dann aber wieder auf, das Schiff rollt ziemlich, doch auch diese kräftigen Bewegungen der Nordstjernen empfinde ich irgendwie angenehmer als die Schiffsbewegungen auf den größeren Schiffen, wie der Trollfjord oder der Finnmarken. Und es zeigen sich bei mir auch wieder mal keinerlei Anzeichen von Seekrankheit, eher das Gegenteil ist der Fall, ich verspüre Hunger und suche die Birnen, die ich am Vortag gekauft habe. :essen:


    Recherchen bei MarineTraffic und barentswatch ergeben, dass wir uns einige Seemeilen vor Bud befinden und hier Seegang aus West bis fünf Meter Höhe haben. Ich poste noch die aktuelle Lage im Forum, schlafe dann aber wieder ein und schlafe bis 7:00 Uhr tief und fest. :sleeping:


    Ich stehe auf, gehe duschen und mache mich anschließend gleich fertig, um an Deck zu gehen, da wir zwischenzeitlich den Romsdalfjord erreicht haben. Es ist zwar weiterhin vorwiegend grau und regnerisch, doch gerade als ich auf Deck gehe, klart es etwas auf und gibt den Blick auf die mit einer dünnen Schneedecke bedeckten Berge frei. Doch kurz darauf geht der nächste Schauer nieder und von den Bergen, die gerade noch ganz zu sehen waren, ist nicht mehr viel zu erkennen.



    Während wir beim Frühstück sitzen, erreichen wir Åndalsnes. Im Verlauf des Frühstücks verdichten sich dann auch die Anzeichen, dass der Trollstigen-Ausflug wohl nicht stattfinden kann. :/ Laut des staatlichen Straßenwesens wurde die Straße heute Morgen aufgrund von Schneefall und Steinschlag gesperrt. Schneepflüge seien zwar im Einsatz, aber man könne noch nicht absehen, wann die Straße wieder offen sei. Wir sollen im Laufe des Vormittags weitere Informationen erhalten.


    Da es zwischenzeitlich auch hier Wolkenlücken gibt, machen wir uns nach dem Frühstück auf, den Ort zu erkunden.



    Doch die Regenpause dauert nicht lange, so dass wir uns recht bald unterstellen müssen. Der Regenschauer ist kurz aber heftig, doch genauso schnell, wie der Schauer aufgezogen ist, ist der Spuk vorbei und es ist wieder trocken. Doch so zieht sich das dann auch durch die nächste Stunde, wir hangeln uns von Unterstellmöglichkeit zu Unterstellmöglichkeit.


    Am Ende des Ausflugs gehen wir noch kurz ins Tindecenter, dem neuen Bergsteigermuseum von Åndalsnes.



    Doch mir ist nicht nach einer Besichtigung zu Mute, so dass ich nur im Museumsshop zwei Sitzauflagen aus RørosTweet und einen Teelichthalter als Mitbringsel für Zuhause kaufe.


    Anschließend gehen wir an Bord und verbringen die Zeit bis zum Mittagessen im Salon. Während des Mittagessens kommt dann die Nachricht, dass die Straße über den Trollstigen zumindest den ganzen Tag gesperrt sei und dass der Ausflug somit definitiv ausfallen werde. :( Und auch der für Dienstag vorgesehene Ausflug über den Stegastein und den Snovegen nach Lærdal werde wegen der winterlichen Straßenverhältnisse wohl ausfallen. Es bestehe aber noch die Möglichkeit, statt dessen die Flåmbahn nachzubuchen, was wir dann auch machen. :thumbup:


    Nach dem Mittagessen ziehe ich mich in die Kabine zurück, lege mich ein paar Minuten hin, halte Kontakt mit Zuhause und schreibe etwas am Reisebericht.


    Doch allzu lange hält es mich nicht in der Kabine, beim Blick aus dem Bullauge stelle ich fest, dass es wieder etwas aufgerissen hat und auch die Sonne rauskommt. Also Jacke an, Kamera geschnappt und raus auf Deck.



    Es gibt immer wieder schöne Lichtstimmungen, doch kurz darauf geht der nächste Schauer nieder. Dieses Spiel wiederholt sich dann in ziemlicher Regelmäßigkeit, doch die Lichtstimmungen in den trockenen Phasen sind einfach traumhaft. :love:



    Diese paar Minuten lassen das Regenwetter der letzten Tage schnell vergessen. :thumbup:


    Im weiteren Verlauf des Nachmittags überwiegen dann sogar die trockenen Phasen, so dass man sich auch etwas länger an Deck aufhalten kann. :)



    Um 16:00 Uhr nehme ich an der „historischen Führung“ teil, die viele Informationen zur Nordstjernen, ihrer Entstehung, dem historischen und aktuellen Einsatz, den Umbauten und natürlich auch zu Ernst, dem guten Schiffsgeist der Nordstjernen beinhaltet.


    Die Zeit bis zum Abendessen verbringe ich abwechselnd in der Kabine und an Deck. Schiffsbewegungen gibt es kaum, aber wir haben aufgrund des starken Seitenwinds teilweise eine ziemliche Krängung.



    Gegen 18:30 Uhr legen wir in Ålesund am Anleger südlich der Stadt (etwas weiter vorne, als der zeitweise Liegeplatz der HR-Schiffe) an.


    Nach dem Abendessen machen wir uns zu einem Spaziergang durch das abendliche Ålesund auf. Doch der kräftige Wind und die relativ niedrigen Temperaturen lassen diesen schneller enden, als geplant.



    Einmal durch die Fußgängerzone und am Hafen entlang zurück zum Schiff, das muss reichen. Ich bin ziemlich durchgefroren, so dass ich mir nach der Rückkehr auf‘s Schiff einen Tee hole und mich dann auch gleich ins Bett verziehe. Irgendwie habe ich auch noch etwas Nachholbedarf von der letzten Nacht, in der ich doch zweimal für längere Zeit wach war.

    Grüße
    Jörn



    Reiseberichte im Profil

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  • Montag, 24. September 2018


    Gegen 2:45 Uhr wache ich auf, als sich die Nordstjernen wieder kräftig bewegt. Da der Kapitän auf dem Weg Richtung Stad die geschützte Route hinter Gurskøy, Sandsøya und Kvamsøya genommen hatte, war es bislang ruhig geblieben, doch nun erreichen wir die offenen Gewässer von Stadhavet. :pupillen: Obwohl der Wind gegenüber den Vortagen deutlich nachgelassen hat, sorgt die nachlaufende See lt. Barentswatch auch hier noch für Wellenhöhen bis 5 m.


    Doch bald schlafe ich wieder ein :sleeping: und wache erst gegen 6:00 Uhr wieder auf. Vom Seegang im weiteren Verlauf der Umrundung von Stad habe ich nichts mitbekommen, obwohl die Mitreisenden der Ansicht sind, dass es aufgrund von Kreuzseen unangenehmer gewesen sei als in der Nacht zuvor. :/


    Ich mache mich also um 6:00 Uhr fertig und gehe an Deck. Wir befinden uns mittlerweile schon ein gutes Stück im Nordfjord. Es ist noch ziemlich dunkel, doch das gibt der Fahrt durch den Fjord ihren eigenen Reiz.



    Gleich um 7:30 Uhr gehe ich zum Frühstück, da die Teilnehmer des Westkappausflugs bereits um 8:30 Uhr mit den Zodiacs übergesetzt werden sollen, denn das Schiff liegt hier in Nordfjordeid, dem norwegischen Zentrum für die Zucht von Fjordpferden, nur auf Reede, hat also keinen Liegeplatz am Kai.


    Ich bin relativ früh an Deck, lege die Schwimmweste an und werde dann auch schon mit dem zweiten Boot übergesetzt. Der Bus kommt einige Augenblicke später, so dass wir gleich Platz nehmen können. Wir sitzen weit vorne, direkt hinter dem Fahrer, haben also optimale Sicht. :thumbup:


    Da das Übersetzen schnell abgeschlossen ist, kann der Ausflug sogar gut 20 Minuten früher starten als geplant. Entlang des Nordfjords geht es Richtung Måløy. Hinter Almenningen verlassen wir die Hauptstraße und fahren nun auf der 618 Richtung Selje. Die kleine Nebenstraße ist nicht der kürzeste Weg nach Selje, aber landschaftlich sehr reizvoll. :thumbup: Kurz hinter Flatraket legen wir auf einer kleinen Anhöhe einen ersten Fotostopp ein. Das Wetter und die Aussicht auf die kleine Insel Silda und auf Stadlandet sind traumhaft. :love:



    Wenige Kilometer weiter passieren wir auch die Stelle, an der der geplante Stad-Schiffstunnel beginnen soll.


    In Selje legen wir einen längeren Stopp ein.



    Wir gehen dem Strand entlang in Richtung Kirche und begegnen hierbei einem älteren Einheimischen, der gerade aus dem Wasser steigt. :pupillen: Auf die Frage nach der Wassertemperatur entgegnet er, dass es angenehm sei. Nun ja, das ist wohl eine Frage des persönlichen Empfindens. Ich denke, das Wasser dürfte etwa 13 - 15 Grad gehabt haben.


    Leider ist die hübsche kleine Kirche verschlossen, so dass wir uns gleich wieder auf den Rückweg machen. Ich erkunde anschließend noch etwas den Ort, bevor es dann auch schon wieder Zeit ist, zum Bus zurückzukehren.


    Von Selje aus nimmt der Bus den wirklich schmalen FV631, der über einen kleinen Pass auf die nördliche Seite von Stadhavet führt. Als wir den „Pass“ überqueren, stellen wir fest, dass das Wetter auf der Nordseite deutlich schlechter ist, als auf der Südseite und kurz darauf geht auch schon ein kräftiger Schneeregenschauer über uns nieder. Doch so schnell der Schauer aufgezogen ist, so schnell ist er auch vorüber und nun sieht es auch hier recht freundlich aus. :thumbup:


    Die weitere Fahrt führt uns zunächst entlang der Küste bis Leikanger und von dort in Richtung Ervik. Kurz vor Ervik biegt der Bus in Richtung Honningsvåg ?( ab. Es klingt vielleicht im ersten Moment irritierend, ist aber vollkommen korrekt, auch auf Stadlandet gibt es einen kleinen Ort dieses Namens.

    Irgendwo im Nirgendwo ;) zweigt dann die extrem schmale Straße zum Vestkapp ab, auf der der Bus wirklich nur haarscharf Platz hat. :pupillen: Es geht steil bergauf, bis wir die kleine Hütte mit dem - zu dieser Jahreszeit - leider schon geschlossenen Café und die Wetterstation erreicht haben. Kurz davor wird aber noch an einer Stelle mit einer phantastischen Aussicht ein weiterer Fotostopp eingelegt. :thumbup:



    Das Vestkapp war für mich seit unserer ersten Tour im September 2014 irgendwie eine Art Sehnsuchtsort. Jedes Mal, wenn ich auf meinen bisherigen Touren Stad passierte, verspürte ich das dringende Verlangen, das Ganze mal von der Landseite zu sehen.


    Nun stehen wir also oben auf dem Vestkapp, das auch Kjerringa genannt wird, rund 496 m über dem Meer. Was soll ich sagen? Ich bin einfach überwältigt vom grandiosen Ausblick, der Kargheit der Natur und auch von den Lichtverhältnissen. Westlich die offene See, Richtung Nordosten und Süden die abwechslungsreiche Küstenlandschaft und im Osten die Hochebenen von Stadlandet, die auf mich wie die schottischen Highlands wirken. Einfach grandios. :love: :love:



    Das Wetter spielt auch mit, zeitweise scheint die Sonne, doch nach etwa 30 Minuten nähert sich über die See ein kräftiger Schauer. Wir können regelrecht verfolgen, wie er auf uns zuzieht :pupillen: und als er uns erreicht hat, geht ein kräftiger Graupelschauer nieder.


    Nach etwa einer 3/4 Stunde geht es weiter in Richtung Ervik. Schnell klart es wieder auf, so dass wir den kleinen Ort im strahlenden Sonnenschein erreichen. :good3: Der Bus hält an der Kapelle, die 1970 zum Gedenken an die Opfer des Hurtigrutenschiffs Sanct Svitun, das hier 1943 nach einem Bombenangriff versank, errichtet wurde.



    Von hier sind es nur wenige Meter bis zum traumhaften Strand, der wohl auch als hervorragendes Surfrevier gilt. Und von hier kann man auch mal von der Landseite aus einen Blick das Leuchtfeuer Buholmen werfen, das den Meisten von der Seeseite her bekannt sein dürfte.



    Natürlich besuche ich auch die Kapelle, die extra für uns geöffnet wurde. :thumbup: In ihr sind auch einige Bilder, ein Schiffsmodell und auch ein paar Gegenstände von der Sanct Svitun ausgestellt und die Schiffspfeife wird nun als Opferstock benutzt. Abschließend besuche ich noch den kleinen benachbarten Friedhof. Zum Ende unseres Aufenthalts wird sogar die wohlklingende Schiffsglocke der Sanct Svithun geläutet, die im Turm der Kapelle hängt und nun als Kirchenglocke dient.



    Von Ervik führt uns der Ausflug nach Leikanger,



    wo wir an einem Café einen Kaffeestopp einlegen. Doch bei diesem guten Wetter habe ich wirklich keine Lust, mich in ein Café zu setzen, sondern mache mich auf zur kleinen Kirche des Ortes, die ich bei der Anfahrt entdeckt hatte. Leider ist auch sie verschlossen, so dass ich sie nur von außen betrachten und den umgebenden Friedhof besuchen kann.



    Anschließend geht es zurück in Richtung Nordfjordeid. Dieses Mal nimmt der Bus aber die Strecke über Åheim, so dass wir die Nordküste von Stadlandet und auch den nördlichen Endpunkt des geplanten Schiffstunnels zu sehen bekommen. Auf dem Pass, der uns wieder auf die südliche Seite führt, legen wir an einer Stelle mit einer herrlichen Aussicht nochmals einen kurzen Fotostopp ein. :imsohappy:



    Anschließend geht es Nonstop zurück nach Nordfjordeid, wo dieser lange, abwechslungsreiche und eindrucksvolle Ausflug, den Hurtigruten in dieser Form wohl nie wird anbieten können, endet. Doch wem sich auf einer anderen Reise die Gelegenheit bietet, Stadlandet und das Vestkapp zu besuchen, sollte davon auf jeden Fall Gebrauch machen. :thumbup:


    In Nordfjordeid setze ich sofort wieder auf‘s Schiff über, für eine Erkundung des Ortes bin ich etwas zu müde. Also lege ich mich ein Weilchen auf‘s Ohr, bin aber zur Abfahrt der Nordstjernen wieder an Deck.



    Die Fahrt durch den Nordfjord bietet dann einige schöne Lichtstimmungen, :love: deren Anblick die Zeit bis zum Abendessen sehr schnell vergehen lässt.



    Und nach dem Abendessen ziehe ich mich direkt auf die Kabine zurück, gehe ins Bett und schlafe auch gleich ein.

    Grüße
    Jörn



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    3 Mal editiert, zuletzt von Älbler ()

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