Dienstag, 25.September 2018
Ich habe tief und fest geschlafen, wache aber kurz vor 5:00 Uhr - meiner üblichen Weckzeit an Werktagen - auf. Ich bleibe noch etwas liegen, gehe dann aber duschen, mache mich fertig und gehe an Deck. Da es bewölkt und regnerisch ist, ist es noch ziemlich dunkel,
als wir durch den Sognefjord gleiten und in den beeindruckenden Nærøyfjord einfahren.
Um 7:30 Uhr sitze ich dann beim Frühstück, doch so verpasse ich leider Gudvangen, das wir kurz darauf passieren. Doch schnell bin ich wieder draußen, um den schmalen und von steilen Bergen umgebenen Nærøyfjord auf mich wirken zu lassen.
Kurz vor 10:00 erreichen wir Flåm. Wir vertreten uns etwas die Beine, bevor wir uns um 10:30 Uhr am Anleger treffen, um zum Ausflug mit der Flåmbahn zu starten. Die kurze Strecke zum Bahnhof ist schnell zurückgelegt. Für unsere Gruppe ist ein halber Wagen reserviert, den wir auch gleich „entern“. Um 11:05 Uhr geht es los. Zunächst ist die Strecke ziemlich flach,
bevor die Bahn den Talgrund verlässt und spürbar ansteigt.
Besonders der obere Streckenteil mit der verschlungenen Streckenführung ist beeindruckend und zeugt von der Fähigkeit der Ingenieure, die die Strecke planten und realisierten. Auf diesem Abschnitt legt die Bahn am Kjøssfossen einen von Fotostopp von ca. 5 Minuten ein. Die Fahrgäste, darunter viele Asiaten, drängen aus dem Zug auf die Plattform und ans Geländer, um sich gute Fotostandorte zu sichern.
Der Kjøssfossen ist nach den kräftigen Regenfällen der letzten Tage stark angeschwollen und zeigt sich somit - eher untypisch für September - recht beeindruckend, wie sonst eher in der Zeit der Schneeschmelze. Und auch wenn es vielleicht gut zur Landschaft passen mag, auf die mystische Musik und die tanzende Elfe hätte ich durchaus verzichten können. Ich hätte die dramatische Landschaft gerne ohne Tanzeinlage und Begleitmusik auf mich wirken lassen.
Schnell ist der Aufenthalt vorüber, die Lok pfeift kurz, die Fahrgäste strömen in die entgegengesetzte Richtung und der Zug nimmt die letzten Höhenmeter in Angriff.
Myrdal präsentiert sich regnerisch, aber auch auf dieser Höhe liegt heute kein Schnee mehr. Erst ab ca. 1.000 - 1.100 m ist eine dünne Schneedecke auszumachen. Das sah gestern morgen am Nordfjord noch ganz anders aus, als die Schneedecke teilweise bis auf 500 m oder noch etwas tiefer abgesunken war.
Nach kurzem Aufenthalt geht es zurück nach Flåm. Wieder mit Fotostopp am Kjøssfossen, untermalt von mystischer Musik und tanzender Elfe.
Gegen 13.10 Uhr ist Flåm wieder erreicht.
Irgendwie bin ich von diesem Ausflug etwas enttäuscht. An der Organisation hat’s defintiv nicht gelegen und auch die Strecke der Flåmbahn ist wirklich beeindruckend. Aber im Gegensatz zu anderen Ausflügen - egal ob nun Ausflüge entlang der Linie oder auf dieser Tour - die ich jederzeit gerne wiederholen würde, wird die Flåmbahn bei mir allenfalls mittelfristig nochmals auf dem Programm stehen.
Mag sein, dass ich noch zu sehr unter dem Eindruck des gestrigen Ausflugs stehe. Aber es liegt wohl eher daran, dass mir die zwischenzeitlich rein touristische Ausrichtung dieser Bahn nicht wirklich gefällt. Klar, ohne Touristen wäre die Bahn wahrscheinlich spätestens in den 90er Jahren stillgelegt worden, aber hier ist die gesamte Infrastruktur komplett auf Massentourismus und Kommerz ausgerichtet. Und heute war noch nicht einmal viel los. Ich mag mir nicht vorstellen, wie das in den Sommermonaten sein mag, wenn mehrere Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig in Flåm liegen und die Passagiere den Zug bis zum letzten Platz füllen.
Aber auch sonst gefällt mir das rein touristisch ausgerichtete Flåm,
das ich bis zur Abfahrt der Nordstjernen noch ein wenig erkunde, nicht wirklich.
Lediglich das kleine Flåmbahnmuseum, das im ehemaligen Empfangsgebäude untergebracht ist, ist wirklich informativ und lohnend.
So bin ich denn schon fast ein wenig froh, als wir Flåm verlassen und Kurs auf Undredal nehmen.
Nach einer kurzen Fahrt von weniger als einer Stunde legen wir auch schon in Undredal an. Das Anlegemanöver gestaltet sich etwas schwierig und zeitintensiv,
irgendwie scheint man hier nicht wirklich auf die Ankunft eines Schiffs in Größe der Nordstjernen vorbereitet zu sein.
Nach einigem Hin und Her ist es aber geschafft und wir können von Bord. Der kleine Ort mit seinen etwa 100 Einwohnern hat sich seine Ursprünglichkeit und Ruhe bis heute bewahren können.
Von Tourismus keine Spur, vielmehr norwegisches Dorfleben in Reinkultur. Der Kontrast zu Flåm könnte nicht größer sein. Es ist eine richtige Wohltat, den beschaulichen kleinen Ort zu erkunden.
Da ich ein paar Bilder der Nordstjernen machen möchte, überquere ich die Brücke über den Bach, der den Ort teilt und folge einer kleinen Straße, die in die Höhe führt.
Nach einigen Metern hat man einen schönen Blick auf das Schiff und den Ort. Doch nun ist mein Ehrgeiz gepackt. Mich interessiert, wohin die Straße führt und ich folge ihr weiter. Auch hoffe ich auf weitere schöne Fotostandpunkte. Es geht in Serpentinen bergan, irgendwann führt sie an zwei Höfen vorbei, ein Stück danach wird es flacher, doch nach ca. 2 km endet die Straße an einem weiteren Gehöft. Es führt auch kein Fußweg weiter, so dass ich mich wohl oder übel auf dem gleichen Weg auf den Rückweg mache. Und ein schöner Ausichtspunkt mit Blick auf Dorf und Schiff war leider auch nicht auszumachen.
Zurück im Dorf gehe ich Richtung der Kirche, die die kleinste Stabkirche Norwegens ist. Von außen ist sie nach mehreren Umbauten kaum mehr als solche zu erkennen, doch im Inneren hat sie viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt.
Der Rückweg zum Schiff führt mich auch in den Dorfladen von Undredal. Hier gibt es alles für den täglichen Bedarf und natürlich auch den lokalen weißen Ziegenkäse. Doch bevor ich in den Laden gehe, bleibe ich noch geraume Zeit an einem kleinen Busch stehen, der sich im Vorgarten des Nachbarhauses befindet.
Dieser ist dicht an dicht von Spatzen besetzt, die keinerlei Scheu zeigen. Man kann ihnen bis auf etwas mehr als einem Meter nahe kommen und sie auch in aller Ruhe fotografieren, ohne dass sie auffliegen. Es ist sehr unterhaltsam, das rege Treiben im Geäst zu beobachten.
Im Dorfladen decke mich mit weißem Ziegenkäse und Ziegenbrunost für Zuhause und einer weiteren Rolle der leckeren Gjendekekse für unterwegs ein. Zwei habe ich auf dieser Tour ja schon vernichtet ...
Um 19:00 Uhr verlassen wir das beschauliche Undredal und nehmen Kurs Richtung Fjordmündung und weiter zum Hardangerfjord.
Auch heute ziehe ich mich nach dem Abendessen direkt in die Kabine zurück und gehe bald darauf ins Bett.