Unterste Kajüte auf der MS Vesterålen - und keine Charmetrolle (August 2018)

  • Hei igjen!


    Ich hatte nicht damit gerechnet, so bald wieder Fahrgast der Hurtigrute zu sein - doch in diesem August (genau gesagt vom 14.08. bis 16.08.2018) war es schon wieder so weit. Bereits im letzten Herbst war ich auf der Suche nach den Charmetrollen, die Älteren werden sich erinnern, die Jüngeren finden den Link hier: Auf der Suche nach den Charmetrollen - MS Vesterålen 24.10. - 04.11.17 1/3. Und doch ergab sich die Möglichkeit in diesem Sommer, den ich abseits von Wohn- und Arbeitsort im Norden Deutschlands verbrachte. Irgendwie entwuchs die Idee einer Reise durch den hohen Norden, nicht zuvörderst Norwegen, sondern auch Schweden. In Schweden gibt es mit der Inlandsbanan (Inlandsbahn) ja so etwas wie eine Hurtigrute für Eisenbahnfreunde, die sollte es sein.
    Und da die Planung eines meiner Steckenpferde ist, sollte alles ohne einen einzigen Flug passieren. Das bedeutete eine Fährfahrt von Rostock nach Trelleborg und dann eine Zugreise von Trelleborg über Malmö nach Stockholm, wo ich eine Zwischenübernachtung hatte. Am folgenden Tag fuhr ich dann nach Mora, wo am frühen Nachmittag ein Zug nach Östersund C abfährt.
    Die Fahrt selbst, aber auch die Blicke nach links und rechts sind sehr interessant, auch wenn die Landschaft noch nicht so abwechslungsreich ist. Die Bahnfahrt entschleunigt jedenfalls, die Saison wird in zirka einer Woche enden, dementsprechend sind die Fahrgastzahlen schon sehr gering. Nach einem Abendessen in Arsenå erreicht der Zug Östersund – dort habe ich eine weitere Zwischenübernachtung, am nächsten Morgen geht es bereits um 7.30 Uhr weiter. Frühstück und Lesestoff gibt es beim Pressbyrån im Bahnhof – es gibt Süßigkeiten und Kaffee mitsamt Gebäck. Vor mir liegen 13 Stunden Bahnfahrt hoch hinauf nach Gällivare. Auch hier entspannt man wirklich gut, auch die Verpflegung hat etwas für sich, nur die Reiseleitung ist etwas in sich gekehrt, vielleicht unmotiviert, aber keinesfalls unfreundlich – eventuell nur unerfahren (Parallelen?).



    Unterwegs findet nur wenig Fahrgastwechsel statt, aber insbesondere in Arvidsjaur und Jokkmokk gibt es doch einige Zusteiger. Unter anderem ein schwedisches Ehepaar. In Gällivare angekommen übernachte ich in einer recht einfachen Unterkunft, um am nächsten Morgen nach Narvik weiterzufahren. Leider gibt es zwischen Kiruna und Narvik Schienenersatzverkehr. Mit mir im Bus: Das schwedische Ehepaar von Arvidsjaur. Das trübt die Stimmung ein wenig, aber ich komme gut und sicher im regnerischen Narvik an. Ein kleiner Einkauf bei Coop und ein Kaffee mit Gebäck bei Narvesen, der übrigens eine Stempelkarte anbietet – vier Kaffee, der fünfte ist gratis. Ich werde es noch zu schätzen wissen. Es wäre naheliegend, von Narvik mit dem Bus nach Harstad zu fahren, dort zu nächtigen und dann auf das Schiff zu steigen. Doch nach ein paar Minuten Planung stellte sich heraus: Der Bus nach Tromsø und die zusätzliche Nacht auf dem Schiff sind doch merkbar günstiger als die Harstad-Variante. Gesagt, getan. Mal wieder eine Busfahrt, aber diesmal freiwillig. Nach etwas über vier Stunden steige ich direkt im neuen, multimodalen Terminal von Tromsø aus.



    Alles ist merkwürdig vertraut, die Stadt wirkt lebendig und freundlich, die Eismeerkathedrale grüßt herüber. Was tun? Das Abendessen ruft, ich bediene mich ausgiebig am Pizzabuffet von Pepe’s, draußen wird es etwas dunkler, aber komplett dunkel wird es nicht werden. Die Zeit verfliegt. Eine Heiße Schokolade bei Narvesen noch, danach ausgiebiges Fotografieren im Hafen.



    Rechtzeitig finde ich mich am Zugang von Hurtigruten ein, lese, dass man ab 0.00 Uhr an Bord darf und beschließe, mich draußen auf die Lauer zu legen und zu versuchen, das Schiff beim Einlaufen zu fotografieren. Der Plan scheitert – mein Kameraakku ist leer, also genieße ich das Schauspiel ohne Dokumentation. Man sollte annehmen, dass erwachsene Menschen ein Schild, das in zwei Sprachen verfasst ist, lesen können. Mitnichten. Kaum ist das Schiff vertäut, stürzen die Passagiere hinunter an den Kai, geradewegs den Passagieren in die Arme, die zum Ausflug fahren wollen. Ich schaue mir das gewaltige Chaos am Kai ein paar Minuten lang an und bewege mich dann in Richtung des Schiffes. Auch an der Rezeption sind die Leute nicht wesentlich disziplinierter, ich setze mich lieber und warte ab, bis jeder weiß, wer er ist, was er gebucht hat, wo er wohnen wird und wo er wieder aussteigt. Irgendwann darf ich dann auch einchecken, bekomme die Bordkarte, ein freundliches Lächeln und meine Kabinennummer A-117. Also einmal in den Keller ziehen, aber auch das ist mir eigentlich egal. Die Kabine ist nur zum Schlafen da. Also Bezug und ab ins Bett. Ich bin müde und schlafe wie ein Baby. Ich wundere mich, dass ich sogar bis 6.40 Uhr schlafe, ich kleide mich an und gehe hinaus.
    Und da sind sie wieder, die drei W-Ingredienzien für eine Fahrt auf der Hurtigrute: Wetter, Wolken und Wasser. Um eine Nummer 4 hinzuzufügen: Wrühstück. Das war albern. Aber der erste Blick nach draußen ist ernüchternd, es regnet, es weht und es ist nichts zu sehen.



    Das überzeugt mich noch nicht, deswegen eine kurze Schiffserkundung, während wir uns Harstad nähern. Auf den ersten Blick hat sich nicht viel verändert, die Mannschaft ist (erwartbar) eine andere als beim Törn im letzten Herbst. Reiseleiterin ist die Schwedin Maria Wallin, die sonst auf MS Finnmarken ihren Dienst versieht. Kurze Zeit später bessert sich das Wetter und Harstad kommt in Sicht. Im Hafen liegt bereits MS Kong Harald, leider nicht ganz pünktlich verlässt das Schiff Harstad und strebt nun dem äußersten Norden Norwegens entgegen.



    In Harstad warten schon einige Reisende und für mich ist es eine Premiere, denn im Herbst stiegen wir hier ab um bis Sortland eine Autofahrt zu unternehmen. Diesmal bleibe ich aber an Bord und es lohnt sich, denn fast minütlich wird das Wetter besser, herrlich sind vor allem der Wind und die Temperaturen von circa 10°C machen das Reisen wirklich zu einer Frischluftkur. Während des Frühstücks komme ich mit meinen Tischnachbarn ins Gespräch, die die komplette Rundreise mitmachen und schon reichlich erschlagen von der vielen Natur wirken. Zudem war das Wetter um Kirkenes und am Nordkapp wirklich nicht zu ertragen. Beim Frühstück stärke ich mich dann wirklich für fast den gesamten Tag, dank Haferbrei und Lachs, außerdem gab es sehr gute Eierkuchen. Um den Vormittag draußen genießen zu können, statte ich mich in der Kabine mit allem Notwendigen aus und schalte dabei den Bordrundfunk ein. Der Norwegische Rundfunk spielt wieder sehr gute, eingängige Musik, ich kann nicht ausschalten. Ane Brun wird gespielt, sie singt Elvis Presleys “Always on my mind” – es gibt nicht viel Musik, die mich einmal so bewegte.

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    Wir nähern uns der Risøyrenna, die genieße ich am Bug des Schiffes. Mit einem Male werde ich angesprochen: „This bridge looks so small, do you think we’ll get it?” – neben mir steht das schwedische Ehepaar, das offenkundig die Reise Inlandsbanan + Hurtigruten gebucht hat und morgens in Harstad an Bord ging. So kommen wir ins Gespräch, während MS Vesterålen Pirouetten dreht um im Hafen von Risøyhamn festzumachen.



    Danach setzen wir den Weg nach Sortland fort. Für die Passagiere mit Vollpension gibt es jetzt bereits das Abendmenü, da abends auf Lofoten so viele Ausflüge sind, dass fast niemand an Bord wäre. In Sortland werden wir alle zum Winken ans Deck befohlen um dem Ausflugsbus zu winken, doch bin ich gerade in der Bordboutique und damit zu langsam. Außerdem hatte unserem Mietwagen damals auch niemand gewunken. Leider finde ich auch dieses Mal nichts in meiner Größe, dabei sind doch nicht nur Zwerge auf dem Schiff. Aber: Ein paar nette Angebote gibt es doch, zunächst wechseln aber einmal Ansichtskarten und Briefmarken ihren Besitzer, am folgenden Tag wird noch eine Armbanduhr ihren Besitzer wechseln. Angekommen in Sortland gehe ich von Bord und wende mich einmal dorthin, wo ich das Stadtzentrum vermute. Ich finde es tatsächlich und nehme einen Narvesen, wo mir eine sehr freundliche Dame einen Kaffee mit einem Stück Spandauer med Krem verkauft. Auf dem Weg zurück zum Schiff sehe ich noch ein ungewöhnliches Denkmal, das mich interessiert – wie viele Müllmänner gibt es wohl, die dergestalt von ihren Mitmenschen gewürdigt werden?



    Gestärkt und wach (Seeluft macht müde) treffe ich wieder auf dem Schiff ein und alsbald heißt es „Leinen los!“ und auf nach Stokmarknes. Die Fahrt ist wieder sehr ruhig, das Wetter hält aber viele Passagiere in den Innenbereichen bzw. Salons. In Stokmarknes setzt dann der Herdentrieb in Richtung des Museums ein, ich werde es auch dieses Mal nicht besuchen, schaue aber kurz in den Laden und bummle noch etwas durch die Gegend, kaufe ein und treffe das Ehepaar vom Frühstück. Nun folgen landschaftliche Höhepunkte: Raftsund und Trollfjord warten auf uns. Und in der Tat: Der Raftsund ist wirklich interessant und sehr reizvoll.





    Gibt es eine Tour, die einen Ausstieg im Trollfjord inkludiert?




    Der Reiz des Trollfjords wiederum erschließt sich mir auch bei Tageslicht nicht ganz, also sehr schön, sicher, aber Schäreninseln und Felsen geben mir noch etwas mehr. Aber dennoch ist der Fjord ein sehr lohnendes Fotomotiv. Schließlich laufen wir in Svolvær ein. Das sehe ich zum ersten Mal bei Tageslicht, das Wetter ist schön und lädt zu einem Bummel im Hafen ein. Gedacht, gemacht. Einige Schiffe müssen wieder als Fotoobjekte herhalten, viele Menschen sitzen in den Freisitzen von Restaurants und Cafés, es ist – trotz fortgeschrittener Uhrzeit – noch keine Abendstimmung. Dennoch ist es ruhig. Mein Abendessen gibt es bei Narvesen, danach laufe ich noch ein wenig durch den Ort, ohne Regen, ohne Dunkelheit und ohne Wind ist es wirklich angenehm. Nach geraumer Zeit begebe ich mich auf das Schiff zurück und fotografiere vom Deck aus noch etwas in den Hafen und den Ort hinein.
    Pünktlich geht es los, die See ist herrlich ruhig, geradezu verspielt. Die Sonne blinzelt noch über die Berge um sich dann doch nach getanem Tagwerk ganz langsam zu verabschieden. Doch ein Höhepunkt des Tages steht noch bevor, die Schiffsbegegnung. Uns erwartet dort niemand Geringeres als die „Petit Dame“ der Hurtigrute, eine wackere ältere Dame, im letzten Jahr von mir unsanft als Fischkutter tituliert. Eine Ankündigung gibt es nicht, deswegen bin ich vorne fast allein, als MS Lofoten in Sicht kommt. Die Begrüßung der beiden Schiffe entspricht dem Ritus, die Begeisterung an Bord der MS Lofoten ist aber wesentlich größer als auf der Vesterålen.



    Ach, eine Reise auf MS Lofoten wäre sicher auch einmal etwas, aber wenn die See ruhig ist, ist das Schiff sicherlich voll, wenn die See stürmt ist man fast allein, muss dafür aber wirklich seetauglich sein – irgendwann! Wir winken, ich fotografiere und dann entschwindet das Schiff gen Svolvær, wir streben Stamsund entgegen.



    Eigentlich hatte ich mich aus verschiedenen Gründen ein wenig auf die Bar in der Vesterålstue gefreut, doch die ist geschlossen. Mir wird verraten, dass dies auf der gesamten Reise noch nicht anders war. Dafür aber sei ab und zu tatsächlich Barbetrieb im Panoramasalon. Nun denn, ich habe auf den Panoramasalon keine Lust und begebe mich dann in die Koje. Unterste Kajüte, aber nur von der Lage, der Komfort ist sehr gut. Ein ereignisreicher Tag liegt hinter mir und hoffentlich auch vor mir. Ich erwache. Schaue auf die Uhr. Es ist 4.40 Uhr. Zeit um aufzustehen. Mein Biorhythmus ist sowieso auf Nachtarbeit eingestellt, also finde ich mich um 4.50 Uhr an Deck ein. Die Sonne ist im Begriff aufzugehen, in wenigen Augenblicken umfängt eine wunderschöne Lichtstimmung das Schiff.



    Die Kamera fängt einige dieser Momente ein. Sagte ich, dass ich allein sei? Stimmt nicht. Auch das Ehepaar „Inlandsbanan“ hat sich zu dieser Zeit schon an Deck eingefunden. Wir unterhalten uns ein wenig, bevor ich dann gegen 6.00 Uhr wieder in die Kabine verschwinde und erst gegen 8.10 Uhr zur Schiffsbegegnung an Deck stehe. Kurz darauf genieße ich das Frühstück, schön mit Polenta und Frischkäse. Das Frühstück fällt auch heute wieder sehr umfangreich aus, muss ja schließlich ein bisschen reichen. Es artet fast in Stress aus, denn bald steht die Überquerung des Polarkreises an, vorher begegnen wir noch MS Midnatsol und dann will natürlich gefeiert werden.



    Als ich an Deck komme, weiß niemand, ob wir schon über den Polarkreis gefahren sind oder nicht. Doch nach einer leichten Kurskorrektur ist dann die Kugel auf der Insel zu sehen und die Kameras klicken und surren. Kurz darauf gehe ich auf das Achterdeck, denn es gibt leckere Löffel und Lebertran zum Behalten. Oder so ähnlich. Manch einer überlegt noch, aber mein Hinweis, dass man den Löffel nicht abgeben müsse, beruhigt dann doch. Es ist ein anderer Löffel als im letzten Jahr, wechseln die jährlich?
    Wir erreichen Sandnessjøen und am Kai finde ich doch tatsächlich einen Narvesen, denn, man ahnt es schon, der Kaffee und, die Stempelkarte ist ja auch noch da. Eine wirklich sehr nette, junge Frau bedient mich, freut sich über die Stempelkarte und reicht den Kaffee in der Tat kostenlos aus. Wieder auf dem Schiff genieße ich die Fahrt an Deck und immer mit der Kamera im Anschlag. Mehr als einmal werde ich gefragt, ob ich Journalist sei, was ich aber verneine.
    Zwischen dem, was in den Sonntagsbeilagen zur Tageszeitung geschrieben wird, und dem, was man hier lesen kann sind doch noch einige Unterschiede. Zur schönsten Seereise der Welt würden meiner Meinung auch Speisekarten gehören, die gibt es aber aus einem mir unerfindlichen Grund scheinbar nicht (mehr) oder man stellt sie wirklich erst zum Abendessen auf.
    Brønnøysund kommt in Sicht, wir sind pünktlich. Pünktlich ist auch der Regen, der vom Himmel tröpfelt. Ich laufe ein wenig durch den Hafen und denke an den Herbst 2017 zurück, ähnliches Wetter, eine ähnliche Stimmung und doch ist es schön. Eine riesige Meduse schwimmt im Hafenbecken, ein Gasthaus bietet Walfleisch an und über allem der Regen und die Hoffnung auf ein großes Softeis. Bevor es das gibt, schaue ich aber noch einmal im Buchladen vorbei. Im Sonderangebot gibt es ein Buch über Nordkorea, das meines Wissens noch nicht auf Deutsch erschienen ist. Aber Norwegisch lesen übt ja auch und die Schnittmenge mit dem Niederdeutschen ist doch beachtlich.
    Der Blick der beiden Verkäuferinnen war gar köstlich: Tourist aus Deutschland kauft Buch auf Norwegisch über Nordkorea. Nun aber Softeis! Wie zu erwarten von sehr guter Qualität, mit Erdbeeren dazu und ab auf die Kabine, wir wollen ja pünktlich ablegen. Mit mir steigt das Frühstücksehepaar auf das Schiff und zeigt sich angesichts des Einstieges auf Deck B verwundert, warum ich die Treppe abwärts steige. Meine Antwort „Ich gehe in den Keller, Fisch holen“ mag nicht ganz überzeugt haben, aber ich hatte nun einmal im untersten Deck eine Kabine, was ich nicht bereute.



    Nachmittags gab es nun noch zwei Veranstaltungen. Wir filetieren Lachs mit dem Chefkoch und probieren, wie roher Lachs mit Aquavit mariniert schmeckt. Überzeugend war es nicht, mit Meersalz schmeckt er besser. Der Chefkoch machte seine Sache aber sehr gut und hatte wahrlich Entertainerqualitäten.



    Der Torghatten kommt in Sicht und wie versprochen fahren wir mit dem Schiff eine kleine Extrarunde, damit man ihn von der Steuerbordseite gut zu Gesicht bekommt.



    Mittlerweile ist es etwas windiger geworden, auch Regen fällt wieder. Aus Anlass des 125. Geburtstages der Hurtigrute gibt es einen Empfang mit Kapitän und Besatzung, damit verschwinden auch die letzten Spuren des rohen Lachses im Halse. Für die meisten Passagiere ist nun Zeit für das Abendessen, ich gehe stattdessen auf die Kabine und übertrage Fotos. Etwas Kleines nehme ich auch zu mir bevor später Rørvik erreicht wird. Dort treffen sich ja immer zwei Schiffe und so nutze ich die Gelegenheit für den Besuch der neben uns liegenden MS Nordlys.



    Mir gefällt die plüschige Ausstattung so gar nicht, aber das ist ja Geschmackssache. Da MS Polarlys Verspätung hatte, fällt der Besuch recht kurz aus, aber ich bilde mir ein, auf diesem Schiff noch nicht gewesen zu sein. Ein kurzer Einkauf im Supermarkt beendet den letzten Landgang vor dem Ausstieg und nach einem letzten Aufenthalt auf dem Deck und ein wenig lesen in der Vesterålenstue gehe ich bald in den Keller, packe noch das, was zu packen ist und bette mich. Es war wieder sehr schön auf dem Schiff, ein wenig zu voll vielleicht, aber die beiden Seetage hatten einen großen Erholungswert. Weniger Erholung dürften da die Portemonnaies der anderen Passagiere gehabt haben – die Preise für die Ausflüge lagen markant über jenen des letzten Herbstes, allein der Ausflug an die russische Grenze kostet ca. 15€ mehr. Von Hyperinflation lese ich in Zusammenhang mit Venezuela oder Zimbabwe, aber doch nicht im Zusammenhang mit Norwegen? Allerdings ist die Anmutung des Ausflugskataloges nach wie vor ein Traum für Menschen, die sich für gutes Design begeistern können (mich).
    Etwas zu früh sind wir in Trondheim, ich sitze am Tisch 16, esse mich noch richtig satt und gehe dann zur Rezeption um auszuchecken. Die Rezeptionistin schaut mich an, als hätte ich gerade eine Portion Zuckerwatte bei ihr bestellt und sagt freundlich, dass es durchaus reiche, wenn ich einfach von Bord ginge. Ja, man ist eben doch noch braver Deutscher. Auf das großzügige Angebot, für 80 NOK zum Bahnhof gefahren zu werden, verzichte ich. Den Weg kenne ich noch sehr gut und so bin ich pünktlich zum Oslo-Zug am Bahnhof Trondheim, besuche den Narvesen und finde dank einer sehr freundlichen NSB-Angestellten auch einen Platz. Bei der Ausfahrt aus Trondheim erscheint kurz die einlaufende MS Richard With im Fenster, fast möchte ich wieder aussteigen, aber der Alltag ruft und so fahre ich über Oslo, Västerås, Malmö und Kopenhagen wieder in Richtung Rostock. Ich grüße die Charmetrolls von Tisch 16, die seealpe und wer weiß, mit wem und wann die Lust wieder zuschlägt?!



    Takk og farvel,
    Martin
    PS: Dieser Beitrag enthält Spuren von Ironie.

    Einmal editiert, zuletzt von Murmansk84 ()

  • Tolle Rundtour. :) Danke für den Kurzbericht. Aber Du musst uns verraten, wie Du in Rørvik an einem Tag gleich zwei Schiffen begegnen konntest. Etwas irritierend, da die Innenausstattung der Polarlys mittlerweile alles andere als plüschig ist. ;)

    Es grüßt Capricorn :hut:


    7/11 RW // 3/12 NX // 7/12 FM/VE // 3/13 VE // 1/14 TF // 3/14 LO // 7/14 NX // 4/16 FR // 3/18 VE // 7/19 FR


  • Polarlys ist zwar nicht immer Nordlys - umgekehrt aber schon - zumindest am Himmel.


    Eine interessante Variante mit HR-Integration :D


    LG Klaus

  • Vielen Dank für Deinen Bericht. Eine etwa vergleichbare Rundtour hatte ich für dieses Jahr auch im Hinterkopf, doch dann kam „leider“ :D das Angebot „Nordischer Sommerausklang“ auf der Nordstjernen dazwischen, so dass die Inlandsbahn noch etwas warten muss...


    Und Danke auch für den Tipp mit Ane Brun, ist wirklich toll...

  • Etwas irritierend, da die Innenausstattung der Polarlys mittlerweile alles andere als plüschig ist. ;)


    Ich lese das so,dass die MS Nordlys gemeint ist und nicht die MS Polarlys. Die Nordlys haben wir im letzten Jahr in Trondheim besucht als Polarlys neben ihr lag. Gegen Polarlys wirkt Nordlys tatsächlich plüschig - was ich (wenn ich mich recht erinnere) damals aber als den Charme der "alten" MS Kong Harald genannt habe.



    @Murmansk84 ganz herzlichen Dank für diesen kurzen,knackigen Bericht. Hat mir Spaß gemacht zu lesen.

    Grüße aus dem Rheinland


    Berichte sind in meinem Profil

  • @Kauderwelsch Mir war schon klar dass er nur die Nordlys gesehen hat, ich kenne beide Schiffe. Ich wollte Murmansk nur auf seinen Schreibfehler aufmerksam machen. :thumbup:

    Es grüßt Capricorn :hut:


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  • Hallo Martin,


    danke für Deine Grüße.


    Super, unterhaltsamer Reisebericht und klasse Bilder !!!!
    Mir persönlich gefallen ganz besonders die beiden Bilder: wunderschöne Lichtstimmung um 4:50 Uhr und die Begegnung mit der Lofoten.


    Das die Verkäuferin in Bronnoysund große Augen machte, als Du das Buch über Nordkorea in Norwegisch gekauft hast, kann ich mir richtig bildlich vorstellen.


    Grüße seealpe

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