Very british - Mit der MS Hamburg rund um Großbritannien - 1.-13. August 2018

  • Wir wunderten uns ja, in Nordirland war von der irischen Sprache nichts zu sehen, während in Irland alles zweisprachig angeschrieben ist.


    @Arctica
    Sicher meinst du das Gälische, das man als zweite Sprache auf den Schildern nicht in ganz Irland sieht, sondern nur in bestimmten Bereichen wie z.B Achill Island.
    Daß man das Gälische nicht in Nordirland sieht ist klar, weil Nordirland zu GB gehört und von den Engländern, die ja mal unterdrückende Herrscher in ganz Irland waren, verboten war, wie auch die Ausübung der katholischen Religion. Während der Famine der großen Hungersnot in Irland. Beginnend um 1845, hungerten die Iren wegen der Kartoffelfäule. Die Kartoffeln waren deren einziges Nahrungsmittel , während die Englischen Herren Getreide und andere Produkte ausführten und sogar aus England nach Europa exportierten. Das ist auch die Zeit der großen Auswanderung nach Amerika. Die irischen Pächter wurden so von den Engländern ausgenommen, daß deren Häuser über deren Köpfen abgebrannt wurden , wenn sie die Pacht nicht bezahlen konnten. Auf der anderen Seite lebten die Englischen Herren zur gleichen Zeit in den schönsten Schlössern und Herrenhäusern in Irland.
    In der Zeit des Verbots der Ausübung ihrer Religion, enstanden immer wieder verborgene Stellen, an denen man heimlich Gottesdienste abhielt. Und die Priester waren des Todes, wenn die Engländer sie dabei erwischten. Auch Schule mußte heimlich an "den Hecken" abgehalten werden, den sog. " Heckenschulen" , denn auch Schulunterricht war von den Engländern verboten. Man wollte die Iren dumm halten. Es gibt viel Literatur darüber, auch in Romanform. Dadurch ist auch der langjährige erbitterte Kampf der Iren um ihre Freiheit zu verstehen, der mit dem Aufstand am Dubliner Postamt 1916 stattfand und ein blutiges Ende fand. Es gib viele Irische Helden, derer man immer noch gedenkt und deren Geburtshäuser z.B in Connemara noch besichtigt werden können. Die Kenntnis der irischen Geschichte halte ich für bedeutsam, um den ganzen Konflikt zwischen England und Irland zu verstehen und warum man gerade in B&B places oft Amerikanern begegnet, die auf der Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren sind.
    In Cobh früher Queenstown, benannt nach Queen Victoria, wo damals die Titanic zuletzt angelegt hat und wo heute die Kreuzfahrtschiffe ankern, steht ein Denkmal mit drei Kindern: einem Mädchen und ihren zwei kleinen Brüdern, die von den Eltern in der Zeit der Hungersnot zu Verwandten nach Amerika geschickt wurden. Ein bewegendes Denkmal. Viel erinnert in Cobh an die Titanic und nicht so viel an die Auswanderung nach Amerika zur Zeit der Hungersnot.


    Das Denkmal of Anne in Cobh, einer der Brüder zeigt in Richtung Amerika
    Von Amerika kam etwas Hilfe für die hungernde Bevölkerung. Hier die Erinnerungstafel in Cobh
    In einem Museum in Donegal steht dieser Kessel und erinnert daran, daß darin für die hungernde Bevölkerung während der Famine Suppe gekocht wurde
    Zu dieser heiligen Quelle sind wir durch den Hinweis unseres Gastgebers in Sligo gekommen. Das war sio eine Stelle, wo zur Zeit der englischen Herrschaft bzw. der Famine heimlich Gottesdienste abgehalten wurden. Diese Stelle wird heute noch verehrt, besucht und gepflegt.
    Denkmal in Sligo an die Opfer der Famine



    Hier der Titel eines, in meinen Augen, der beeindruckensten Bücher/ Romane über die Zeit der Famine / Hungernot . Früher hieß der Titel Famine

    Zornige grüne Insel: Eine irische Saga (detebe) Taschenbuch

  • Mich hat gewundert, dass unsere Reiseleiterinnen sowohl auf dem Dublin- als auch dem Glendalough-Ausflug nie von der gälischen sondern immer von der irischen Sprache redeten. Es waren in Irland verheiratete Deutsche, deren Kinder die Sprache als Pflichtfach in der Schule haben. Ein Sohn konnte bei der Abschlussprüfung seinen deutschen Pass vorweisen und musste sich dann in Irisch nicht prüfen lassen.
    Ich war es von Deutschland her auch gewohnt, immer die Bezeichnung gälisch zu lesen.


    Viele Grüße
    Laminaria

    Reiseberichte sind in meinem Profil verlinkt.

  • Ich glaube "gälisch" ist der linguistische Fachausdruck. Es gibt eine irisch gälische und eine schottisch gälische Sprache, die sich auch unterscheiden. Für das Nationalgefühl ist es wahrscheinlich wohltuend, vom Irischen zu sprechen.


    @Trollebo
    Vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag zur irischen Geschichte. Dazu möchte ich ergänzen, dass es auch in Dublin eine ergreifende Gedenkstätte zu der Hungersnot in Irland gibt. Am Liffey ist eines jener Segelschiff zu besichtigen, mit denen die geschwächten Iren nach Amerika auswanderten. Sehr viele von ihnen starben unterwegs. Auf diesem Schiff war das nicht so, weil immer ein Arzt mitfuhr.
    Am Ufer gibt es Statuen ausgemergelter Menschen und wir haben vom Bus aus gesehen, wie Passanten zwischen ihnen im Gedenken mit gesenktem Kopf stehen blieben. Die Bilder hat unser Freund aus dem fahrenden Bus aufgenommen. Leider konnten wir dort nicht aussteigen.



    Viele Grüße
    Laminaria

    Reiseberichte sind in meinem Profil verlinkt.

    Einmal editiert, zuletzt von Laminaria ()

  • Vielen Dank @Trollebo für die interessante Ausführung!


    Für das Nationalgefühl ist es wahrscheinlich wohltuend, vom Irischen zu sprechen.


    Kann ich mir auch gut vorstellen, gerade nach der irischen Geschichte ist es ihnen wichtig eine eigene Sprache zu haben. Nur die Kellnerin liess sich nicht davon abbringen das IPA nicht Irish Pale Ale heisst sondern Indian Pale Ale... :D

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Hier noch in Ergänzung zur irischen Geschichte der bewegende Text- so empfinde ich es- eines Liedes von Enya wunderschön gesungen:


    Dieser Text gibt die ganze Sehnsucht eines irischen Menschen wider, der aus der Ferne (Amerika) über den Ozean, durch die dunkle Nacht, wo die Straße durch die Täler führt und wo die Flüsse rinnen, endlich wieder nach Hause kommen kann:
    Was ist schon Dunkelheit, was sind schon Schatten, was sind schon Meilen über den Ozean, was sind schon Seufzer, was ist schon Traurigkeit für ein Herz, das nach Hause kommt.
    Inhalt von mir frei übertragen


    Hier der link zu YouTube um Enya zu hören


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    Liebe Grüße von Trollebo

    2 Mal editiert, zuletzt von Nordlicht () aus folgendem Grund: Liedtext entfernt/Nordlicht

  • Tag 9 – 9. August 18 – Stornoway, Hebriden


    Nun aber auf nach Schottland!


    Es ist uns wohl immer nur vergönnt, diese Gegend in kleinen Häppchen kennen zu lernen. Inselhopping von Norden her führte uns einmal auf die Shetlands und einmal auf die Orkneys. Nun liegen die äußeren Hebriden mit der Doppelinsel Lewis und Harris vor uns.
    Als wir nach dem Frühstück auf das Außendeck gehen, sehen wir schon den Leuchtturm am Arnish Point. Und kurz darauf legen wir am Fährterminal von Stornoway an. Von hier aus haben wir einen besonders guten Blick auf den malerischen Ort mit seinem schönen Rathaus und dem Schloss Lews Castle, das nun ein Museum ist.



    Wir haben den Ausflug „Wunder der äußeren Hebriden“ gebucht und sind für die frühe Gruppe eingeteilt. Diese soll schon eine Dreiviertelstunde vor dem Auslaufen wieder zurück sein, so dass ich hoffe, am Ende noch ein wenig Zeit für einen kleinen Rundgang durch den Ort zu haben. Leider hat die Crew ernsthafte Probleme, die Gangway des Terminals sicher am Schiff zu befestigen. Mit einiger Verspätung gehen wir also von Bord und der Vorsprung unserer Gruppe ist nun arg geschrumpft.


    Die wellige Heidelandschaft von Lewis zieht nun an unserem Busfenster vorbei. Es gibt fischreiche Seen, viele Schafe und immer wieder sieht man Spuren des Torfstechens. Auf dem zweiten Bild sind sogar die Überreste eines dieser Black Houses auszumachen, welches der traditionelle Haustyp der Gegend in früheren Zeiten war. Eines davon soll auch unser erstes Ziel sein.



    Wir halten also zunächst an dem restaurierten Black House von Arnol. Es ist aus einem doppelwandigen Mauerwerk gebaut, deren Zwischenraum mit Torf und Erde gefüllt ist. Die Dachbalken sind zunächst mit Stroh bedeckt worden und dann mit einer Schicht überlappender Heidekraut-Soden. Diese Schichten sind mit Fischernetzen bedeckt, die zum besseren Halt mit Steinen beschwert wurden.



    Im Inneren befindet sich ein Wohnraum mit offener Feuerstelle ohne Rauchabzug und eine kleine Schlafkammer. Am anderen Ende des Hauses, unter dem selben Dach, befindet sich der Stall für die Tiere. Es gibt auch einen kleinen Anbau für Vorräte. Derartige Häuser waren noch bis in die 60er Jahre hinein bewohnt.



    Wir fahren weiter zu einer prähistorischen Stätte, den Standing Stones of Callanish. Es handelt sich um 47 Monolithe aus Lewis-Gneis. Die Anlage ist älter als Stonehenge. Man vermutet, dass sie der Zeitrechnung und Sonnenverehrung diente.
    Zunächst bewegen sich nur Individualtouristen zwischen den Steinen. Wenn man schnell genug ist, hat man an zentraler Stelle nur den Guide vor sich. Danach wimmelt es von uns MS Hamburg – Passagieren in fröhlich farbigen Jacken. Gute Fotos kann man nur bei den randständigen Monolithen machen. Ich gebe zu, dass die eine oder andere Person – insbesondere eine Dame in einer Schlumpfjacke der MS Fram – meinem Bildbearbeitungsprogramm zum Opfer fiel.



    Wir haben noch Zeit, uns im Besucherzentrum umzuschauen. Hier wird alles angeboten, was der Hebridentourist begehrt. Ich selbst hatte leichtsinnigerweise geglaubt, ich könne mir eine Nachbildung eines Schachpiels der Lewis Chessmen mitbringen.
    Was es damit auf sich hat? 1831 waren 93 Schachfiguren aus Walrosselfenbein auf Lewis gefunden worden, die zu mehreren verschiedenen Spielen gehörten. Sie werden auf das 12. Jahrhundert datiert und für skandinavisch gehalten.


    Ich stelle fest, dass so ein ganzes Spiel viel, viel zu schwer für unser Gepäck ist. Außerdem kostet jede der großen Figuren über 15 Pfund pro Strück. Nun, ich gönne mir einen bishop (Läufer) und einen warder (Turm) und auch eine kleine Geldbörse aus dem handgewebten Harris Tweed. Nun erinnere ich mich, dass die Reisenden am Fährterminal von einer übermannshohen Schachfigur begrüßt werden.



    Ohne weitere Unterbrechung fahren wir nun zurück nach Stornoway. Wir fragen, ob man uns vielleicht am inneren Hafen absetzen könnte, aber das wird als zu umständlich abgelehnt. Als wir am Fährterminal aussteigen, bleiben uns noch ganze 10 Minuten. In einem Eilmarsch hasten wir am Rathaus vorbei, machen am Fischereihafen einige wenige Fotos, wobei wir die Boote wegen einer Absperrung leider nicht richtig sehen können, und hetzen dann wieder zurück.



    Da erst sehen wir die Statue einer Fischverkäuferin am Fährhafen: Das Herring Girl – eine Art schottische Molly Malone.



    Wir bedauern es, dass wir den malerischen Hafen schon wieder verlassen müssen. Wir haben immer noch Glück mit dem sonnigen Wetter und genießen die letzten Blicke auf die Küste von Lewis. Endlich gelingt es mir diesmal, den Moment einzufangen, in dem der Lotse das Schiff verlässt.



    Die Wolken am Himmel werden dann immer dramatischer und die See immer kabbeliger. Beim Abendessen bleiben dann auch einige Tische leer.


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  • @Laminaria
    Wie schön Lewis, Harris und die Stones of Callanish wiederzusehen.Letztes Jahr haben wir nämlich eine Schottlandrundreise gemacht- mit allen Inseln.
    Danke für deine schönen Fotos!
    Auch ich habe mir ein Täschchen aus Harris-Tweed mitgebracht und so eine Schachfigur schon vor 40 Jahren, bei einer Zeltreise.

  • Tag 10 – 10. August 18 – Invergordon: Culloden und Cawdor Castle


    Gegen 7 Uhr laufen wir den Hafen von Invergordon am Cromarty Firth an. Früher ein bedeutender Marinehafen, ist er heute von Schwerindustrie geprägt. Nahe bei den Ölfeldern der Nordsee werden hier Ölplattformen gebaut.
    Neben den imposanten Kränen warten schon die Busse auf uns. Heute geht die Fahrt zu den „Höhepunkten der Highlands“.



    Der erste Halt gilt dem Nationalheiligtum Schottlands, dem Schlachtfeld von Culloden. Hier fand am 16. April 1746 der entscheidende Kampf zwischen den englischen Regierungstruppen und den schottischen Aufständischen, den Jakobiten, statt. Mit der Niederlage auf diesem Moor wurde der Anspruch der Stuarts in Person von Charles Edward Stuart (genannt Bonnie Prince Charlie) auf den schottischen Thron endgültig abgewehrt. Das vormals selbständige Land wurde danach in Union mit England vom Haus Hannover regiert.
    Die Niederlage wurde als nationale Katastrophe überliefert, auch wegen der vielen Opfer auf schottischer Seite. Der Schauplatz der Auseinandersetzung ist eine wichtige Gedenkstätte. Anhand von Fahnen werden die Stellungen der Regierungstruppen (rot) und der Jakobiten (blau) gekennzeichnet und es gibt ein rundes, aus Feldsteinen gemauertes Mahnmal. Im Besucherzentrum und auch außerhalb kann man sich anhand von Schautafeln informieren.



    Eine kleine Kate, das Leanach Cottage, ist das einzige noch stehende Gebäude aus der Zeit des Konfliktes. Der dazugehörige Stall wurde von Angehörigen der Regierungstruppen niedergebrannt, weil sich verwundete Jacobiter darin versteckt hatten. Das Häuschen war noch bis 1912 bewohnt und ist nun Teil des Museums. Jetzt im August wurde gerade die Dacheindeckung mit Heidekraut aus der Umgebung vollständig erneuert. Die Giebelwände bestehen aus Torf.



    Weiter geht die Fahrt nach Cawdor Castle, das mit seinen Türmen und der Zugbrücke einen überaus romantischen Eindruck macht.



    Es ist seit über 600 Jahren im Besitz der selben Familie. Shakespeare wählte für sein Drama dieses Schloss als Schauplatz für die Ermordung König Duncans durch Macbeth.
    Die Innenräume können besichtigt werden; sie sind mit wertvollen Möbeln, Gemälden und Wandteppichen ausgestattet. Es ist erlaubt, Bilder von den Salons, dem Esszimmer, mehreren Schlafzimmern und den Räumen unten in den Gewölben zu machen.




    Anschließend haben wir noch viel Zeit, den wunderschönen Schlossgarten zu genießen.




    Schließlich bringt der Bus uns zu einem Hotel, wo ein Essen für uns bestellt ist. Nach der Mittagspause soll es dann weiter gehen zum Loch Ness.



    Fortsetzung folgt.

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  • Tag 10 - Invergordon Fortsetzung – Urquhart Castle


    Gestärkt durch ein leckeres warmes Essen macht unsere Gruppe sich wieder auf den Weg. Bald erreichen wir Inverness, den wichtigsten Ort in den Highlands. Wieder einmal bedauern wir es auf dieser Reise, nicht aussteigen zu können. Im Vorbeifahren macht Inverness den Eindruck einer ausgesprochen hübschen Kleinstadt. Auf einer Anhöhe liegt das viktorianische Schloss, das heute ein Gerichtsgebäude ist. In der Nähe liegen auch die ältesten Häuser der Stadt. Wir fahren am Fluss Ness entlang, der sich aus dem gleichnamigen Loch speist. Die Ufer sind malerisch und das Wasser sehr fischreich. Freunde des Fliegenfischens machen hier gern Urlaub.



    Leider ist das Wetter etwas düster geworden. Ausgerechnet als wir unser Ziel Urquhart Castle am Loch Ness erreicht haben und den Bus verlassen, fängt es ernsthaft an zu regnen. Wir werden Teil einer langen Prozession von Besuchern in Regenjacken und unter Regenschirmen, die sich auf den Weg vom Informationszentrum bis zur Burgruine macht. Diese ist deshalb so sehr beschädigt, weil die Regierungstreuen Schlossherren sie 1692 selbst zerstört haben, damit sie nicht in die Hände der Jakobiter fallen kann.
    Wir sehen uns trotz des schlechten Wetters gründlich in der Anlage um. Innerhalb der Türme gibt es immer wieder Staus auf den Treppen. Urquahrt Castle ist offenbar DAS Highlight der Highlands. Nicht nur Busse, auch Ausflugsboote bringen Tagestouristen hierher. Kein Wunder, dass sich Nessie unter diesen Umständen nicht zeigen mag. ;)



    Als wir uns auf den Rückweg machen, kommt plötzlich die Sonne wieder hervor. Ich gerate in große Begeisterung und mache gleich noch einmal mehrere Aufnahmen von der Burg und der großen Steinschleuder. Dies sind meine besten:



    Vor der Abfahrt bleibt noch Zeit einen informativen Videofilm zu sehen und etwas Whisky für die Lieben daheim zu erwerben.
    Als wir nach kurzer Fahrt wieder an Bord sind, gibt es per Durchsage den Hinweis darauf, dass eine kleine Darbietung schottischer Folklore in der Lounge stattfindet. Das schauen wir uns noch an. Es ist ganz nett, aber als die kleine Gruppe von Bord geht, macht sich auf dem Kai schon eine viel bessere Ablösung bereit, leider ohne dass mein Göga und ich es bemerken. :( Eine Gruppe von elf Dudelsackspielern marschiert auf, bildet mal einen Kreis und mal ein Rechteck und lässt dabei die Instrumente erklingen. Zum Glück hat unser Freund ein Video davon gemacht, so dass wir diese Verabschiedung unseres Schiffes wenigstens noch nachträglich erleben können. Hier ist ein Screenshot:



    Als wir den Cromarty Firth verlassen, kommen wir an Ölplattformen in unterschiedlichen „Entwicklungsstadien“ vorbei.


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  • Tag 11 – 11. August 18 – Rosyth / Edinburgh


    Als wir morgens zum Frühstück in den Palmgarten hoch gehen, sehen wir vom Bug aus in nicht mehr allzu großer Ferne die drei Brücken über den Firth of Forth. Da ist für mich an Frühstück nicht mehr zu denken. Leider hatte ich beim Verlassen der Kabine nicht mehr an die Brücken gedacht und daher keine Jacke angezogen. Zu dumm, denn jetzt am Morgen und bei dem Fahrtwind ist es vorn über der Brücke eisig kalt. Aber da muss ich jetzt durch, denn ich will keine Phase des schönen Anblicks verpassen.


    Zunächst sieht man alle drei Brücken hintereinander: Zuerst die rote Forth Bridge, eine zweigleisige Eisenbahnbrücke aus Stahlgittern, die 1890 fertiggestellt wurde. Als technische Meisterleistung ihrer Zeit gehört sie zum Weltkulturerbe der UNESCO.
    Dahinter erkennt man die Forth Road Bridge, also eine Straßenbrücke, die zwischen 1958 und 1964 entstand und damals die größte Hängebrücke Europas war.
    Wiederum dahinter schimmert die herrliche neue Queensferry Crossing, die längste Schrägseilbrücke der Welt. Baubeginn war 2011 und eingeweiht wurde sie am 30 August 2017, also vor ziemlich genau einem Jahr.


    Ich schwelge in allen möglichen Perspektiven, bleibe mit meiner Bildausbeute aber immerhin knapp unter 100 Aufnahmen. Die Qual der Wahl war groß:



    Wir legen in Rosyth an. Dieser Hafen ist 24 Kilometer von Edinburgh entfernt. Zur Stadtrundfahrt mit Schlossbesichtigung fahren wir etwa 30 Minuten und überqueren den Firth of Forth mit der nagelneuen Brücke.


    Edinburgh wurde ursprünglich auf einem schmalen Bergrücken erbaut. Als es in dieser Altstadt irgendwann viel zu eng wurde, kam ein neuer Stadtteil hinzu. Als erstes werden wir in dieser Neustadt an der Ecke Glenfinlas Street - Charlotte Square aus dem Bus gelassen. Hier befinden sich die prominentesten georgianischen Reihenhäuser, welche 1791 nach Plänen des Architekten Robert Adam ausgeführt wurden. Wir sehen schmiedeeiserne Geländer, Balkone und Laternen und ebenso wie schon in Dublin die typischen klassizistischen Hauseingänge mit ihren runden Oberlichtern.



    No 7 Charlotte Square ist „Das Georgianische Haus“ ein Museum, dessen Interieur der damaligen Zeit entspricht. No 6 mit den Säulen ist Bute House, die offizielle Residenz des First Ministers, also des Regierungschefs des schottischen Parlaments (derzeitige Amtsinhaberin Nicola Sturgeon).



    Auf der Grünanlage des Platzes findet im Moment in zahlreichen großen Zelten das Edinburgh International Book Festival statt. Wir sind zur Zeit der drei Festival Wochen hier, die jedes Jahr im Spätsommer stattfinden. Das ist auch sofort zu bemerken, als der Bus uns zur Besichtigung von Edinburgh Castle bringt. Schon von Weitem sehen wir am Schlosshügel eine gigantische Tribüne, die wie ein Schwalbennest am Hang klebt. Sie fasst 8600 Zuschauer und außer Sonntags finden hier täglich im Rahmen des Military Tattoo eineinhalbstündige Musikdarbietungen statt. Die meisten Ausführende gehören den Streitkräften an und es sind natürlich immer massenhaft Dudelsäcke dabei.


    Wegen des schönen Sommerwetters, der Ferienzeit und der Festivalwochen sind ungeheuer viele Besucher in Edinburgh. Das bekommen wir nun zu spüren, denn wir bewegen uns ab jetzt immer inmitten einer Menschenmenge. Das beginnt schon am unteren Ende des Castle Hill. Hier in der Altstadt haben sich viele Geschäfte niedergelassen, die schottische Woll- und Webwaren anbieten. Auf der Esplanade zwischen den Tribünen wird es dann richtig voll.



    Wir folgen unserem Guide auf den Crown Square, an dem die wichtigsten Gebäude der Anlage liegen. Nach einer knappen Einführung bekommen wir viel Zeit für Besichtigungen. Im Königspalast schauen wir uns in der Great Hall die Rüstungen und die Waffensammlung an. Bedeutendstes Merkmal ist die vollständig restaurierte Holzdecke aus dem 15. Jahrhundert.



    Die Warteschlange bei den Kronjuwelen ist meinem Göga und mir zu lang, ebenso die vor der St. Margaret's Chapel, dem ältesten Gebäudeteil. Leichteren Zugang hat man zu dem National War Memorial, das in einem ehemaligen Waffenlager untergebracht ist. Es wird hier der schottischen Opfer zweier Weltkriege und späterer Konflikte gedacht. Besonders imponieren uns die schönen Glasfenster. Sie zeigen Motiven mit verschiedenen militärischen Situationen.



    Anstatt anzustehen, genießen wir lieber an den Befestigungsmauern die schönen Rundblicke über die Stadt. Ein nettes Detail fällt uns dabei auf. Es befindet sich auf einer der Wehranlagen ein kleiner Friedhof für Hunde in Militärdienst.



    Schließlich ist unsere Zeit auf Edinburgh Castle um und wir gehen wieder den Hügel hinab zu unserem Bus. Er fährt nun die Royal Mile entlang, welche die Hauptverkehrsader des mittelalterlichen Schottland war und tatsächlich eine schottische Meile lang ist. Sie erstreckt sich vom Castle Hill bis zum Holyrood House, dem offiziellen Wohnsitz der Königin in Schottland. Man sieht hier urige Pubs, die so schöne Namen tragen wie „The Last Drop“ oder „The smallest Pub in Scotland“.
    Wir besuchen auch ein kleines Naherholungsgebiet der Stadt, den Holyrood Park. Von hier aus haben wir zuletzt die Möglichkeit, Edinburgh Castle noch einmal von Ferne zu sehen.



    Der Weg führt uns dann wieder zurück in die Altstadt, die Princes Street entlang. Hier herrscht reges Treiben, denn es sind zahlreiche Buden und Fahrgeschäfte aufgebaut. Gelegentlich ergibt sich aber dennoch ein schöner Blick auf alte Fassaden.



    Dann ist es Zeit für die Rückkehr. Das war unser letzter Landausflug, aber nun stehen uns noch zwei Reisetage bevor. Gegen 18:30 Uhr heißt es Farewell Great Britain.
    Wir stehen auf dem Pooldeck während das Schiff wieder die drei Brücken passiert. Dabei spielt einer unserer Entertainer schottische Lieder auf dem Akkordeon und singt dazu. Das macht er wirklich ausgesprochen gut.
    Als es nichts mehr zu sehen gibt, machen wir uns bereit für das Abendessen.

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  • Tage 12 und 13 – 12. /13. August 18 – Heimreise


    Nach dem Auslaufen in Rosyth am Vortag wurde der Abschied von den Britischen Inseln mit einem Gala Dinner gewürdigt. Bei dieser Gelegenheit ist festliche Kleidung erwünscht. Allzu übertrieben fällt das auf der Hamburg aber nicht aus. Bei den Herren sah man zwar zumeist Anzüge, aber auch viele Kombinationen. Mein Göga hatte seine Krawatte beim Auspacken in einem Seitenfach des Koffers vergessen, der ja mit anderen leeren Gepäckstücken im Schiff zentral verstaut worden war. :blush: :sshithappens: Die Bordboutique konnte nicht aushelfen. Man sagte uns aber, dass es vergleichsweise leger zugehen würde, und so war es dann auch.



    Tag 12


    Heute ist der Himmel etwas bewölkt, aber bei 19 Grad kann man trotzdem sehr gut an Deck sitzen. Das genießen wir jetzt ein letztes Mal.


    An Bord gibt es heute besonders viele Veranstaltungen. Es beginnt um 9 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Lounge. Die Kollekte ist für ein Seemannsheim in Bremerhaven bestimmt.
    Über den Tag verteilt gibt es eine Lesung, Darts für unter 18-jährige, einen Jazz-Frühschoppen, eine Whisky-Verkostung mit Vortrag, Gymnastik und sogar die Einstudierung von Shanties durch unseren Akkordeonspieler.
    Irgendwie geht das alles an uns vorbei. Wir sind lieber die ganze Zeit an der frischen Luft.


    Am Abend kommt aber zu unserem Bedauern der Moment des Kofferpackens. Das Gepäck muss ja vor dem Zubettgehen zwecks Abholung in den Flur gestellt werden.


    Tag 13


    Etwa um 7:30 Uhr laufen wir in Bremerhaven ein. Während wir an Deck frühstücken, können wir beobachten, wie ein großer Kran immer je zwei Wagen voller Koffer von Bord hievt und auf dem Kai absetzt. Bald heißt es dann „Tschüs MS Hamburg“ und wir verlassen das Schiff. Es folgt das leidige Umsteigen Bus – Bahn – Bahn – Bahn – Taxi, genau wie eingangs beschrieben, aber in umgekehrter Reihenfolge. Am Nachmittag gegen 15 Uhr sind wir wieder zu Hause.



    FAZIT


    Wir haben die Reise als sehr schön empfunden und richtig genossen. Auftakt und absoluter Höhepunkt war natürlich London und die Themse. :clapping:


    Drei weitere Hauptstädte haben wir besucht, in denen wir leider weniger Aufenthalt hatten. Das war schade, denn sowohl Dublin als auch Belfast und Edinburgh sind reizvoll und waren völlig neu für uns. Da ist es mit einer Panoramafahrt nicht getan. Bei dem Ausdruck sollte man hellhörig werden, denn es bedeutet, dass man viel im Bus sitzt und selten aussteigt. In Zukunft würden wir deshalb Städte wohl eher in eigener Regie erkunden wollen, auch auf die Gefahr hin, dass man dann weniger sieht.
    Als besondere Ziele haben wir Exeter, die Scillies, Glendaloch und die Hebrideninsel Lewis in Erinnerung. Auch der Tag im schottischen Hochland war sehr gelungen.


    Die lokalen Reiseleiter waren bis auf wenige Ausnahmen ausgezeichnet. Das kann man über die Ausflugsbusse leider nicht sagen. Die Sitze standen durchweg extrem eng hintereinander. In Großbritannien herrscht Anschnallpflicht in Bussen. Da ist es befremdlich, wenn man dieser Pflicht wegen defekter Gurte nicht nachkommen kann. Ein Bus ohne Klimaanlage und ohne funktionierende Lüftung, wie wir es in Devon bei 30 Grad im Schatten erlebt haben, grenzt an Körperverletzung. :sende:


    Die MS Hamburg ist seit unseren beiden arktischen Reisen 2012 und 2013 ein Lieblingsschiff von mir. Damals war es von Plantours übernommen und überarbeitet worden. Inzwischen sind einige Jahre vergangen und meine drei Begleiter meinen, dass eine Renovierung wieder angebracht wäre. Ich muss gestehen, dass ich selbst für solche Gebrauchsspuren keinen Blick habe. Kritisch würde es für mich erst, wenn Kabine und Nasszelle nicht in Ordnung sind.


    Das Essen – und da sind wir uns aber alle einig – war im Restaurant auf Deck 4 ganz ausgezeichnet. Es gab täglich 6 bis 7 Gänge mit meist drei Möglichkeiten zur Auswahl. Es waren oft ganz ungewöhnliche, wohlschmeckende Kreationen, die auch ansprechend angerichtet waren. Der Küchenchef hat ein dickes Lob verdient. :thumbup:



    Ich habe gesehen, dass die entsprechende Reise 2019 nur noch 12 Tage dauern wird. Dabei hätten wir statt 13 Tagen gut und gern 14 oder 15 Tage unterwegs sein können und dabei ein bis zwei Häfen mehr sehen, oder längere Liegezeiten in den Städten haben können. Ich fürchte, dass Plantours lieber die Reisedauer kürzt, als die Preise zu erhöhen. Hoffentlich geht diese Entwicklung nicht noch weiter. :sdagegen:



    ABER nun müssen wir etwas gestehen: Gerade war im Hamburger Abendblatt eine 11 Tage kurze Schnäppchen-Rundreise um Großbritannien von und nach Hamburg auf der MSC Orchestra angeboten worden. Die ersten beiden Anläufe werden die für uns neuen Ziele Jersey und Südirland sein. Danach gibt es ein Wiedersehen mit Dublin und Belfast, vielleicht auch mit Edinburgh, falls wir nicht in Glasgow bleiben.


    Wir Vier haben kurz entschlossen zugeschlagen und werden im nächsten Juni also erneut Richtung Großbritannien in See stechen. :girl_cray2: :dance:

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    Einmal editiert, zuletzt von Laminaria ()

  • Wer hätte hier im Forum kein Verständnis für die Wiederholung einer schon einmal gemachten Schiffsreise?!? :D
    Viel Spaß in der Zukunft!


    LG Klaus

  • haben kurz entschlossen zugeschlagen und werden im nächsten Juni also erneut Richtung Großbritannien in See stechen.


    Genau richtig so.... :laugh1: Vielen Dank für's virtuelle Mitnehmen auf der 2018er Reise, hat viel Spaß gemacht dabeizusein und so manche Anregung für den nächsten Besuch auf der Insel ergeben :dance3:

  • Vielen lieben Dank für die guten Wünsche zu unserer Großbritannien-Wiederholungsreise. :) :) :)

    Aber davor geht es ja dann endlich einmal im Winter auf die Hurtigrute. Das kann ich kaum noch erwarten.


    Herzliche Grüße
    Laminaria

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