Als Begleitperson in der rollitauglichen Kabine (14.09.-22.09.2016)

  • Hallo,
    hier mein erster Reisebericht – von meiner ersten Reise mit Hurtigruten.
    Wir fuhren im Sept. 2016 mit der MS Trollfjord von Bergen bis Kirkenes. Da es schon viele Reiseberichte für die klassische Strecke gibt, möchte ich niemanden mit Altbekanntem langweilen, sondern einige Dinge aus Sicht des Begleiters eines Gehbehinderten berichten. Vielleicht kann ich ja einige wertvolle Informationen für Menschen geben, die sich aus körperlichen Gründen bisher nicht zur Teilnahme entschließen konnten.
    Damit es nicht allzu trocken wird, gibt es auch immer wieder einige Bilder dazwischen.
    Ich unternahm die Reise mit meinem beinamputierten Vater aus Anlass seines 75. Geburtstags. Die Buchung erfolgte direkt über Hurtigruten. Aufgrund meiner telefonischen Beschreibung bekam ich eine der vier speziell ausgestatteten behindertengerechten Kabinen angeboten. Es mussten keine weiteren ärztlichen Nachweise erbracht werden. Hurtigruten geht davon aus, dass Personen mit speziellen Anforderungen von einer zweiten Person begleitet werden.
    Die Kabine hat folgende besondere Ausstattung: Der Platz ist großzügig bemessen, sowohl im Schlaf- als auch im Sanitärbereich. Die Kabinentür öffnet sich von innen und außen elektrisch. Der Boden ist frei von Stolperfallen, ohne Teppich ausgeführt. Ein Bett ist elektrisch verstellbar, das zweite normal ausgestattet. Es könnte noch ein drittes Bett heruntergeklappt werden. Im Badbereich gibt es genügend Griffe, ein behindertengerechtes WC und eine Sitzmöglichkeit in der Dusche, sowie großzügigen Platz vor und unter dem Waschbecken um dort sitzen zu können. Einen geeigneten Hocker haben wir selbst mitgebracht.
    Beim Duschen, insbesondere bei Seegang, breitet sich das Wasser großflächig aus. Das ist der Preis für die nur sehr niedrigen Kanten um den Duschbereich und zum Schlafbereich. Dann ist die Begleitperson gefordert, die größte Überschwemmung zu verhindern. Dafür steht ein Bodenabzieher im Bad bereit.
    Die Kabine liegt günstig zum Lift und der Tür nach außen auf Deck 6.



    Sanitärbereich:


    Fortsetzung folgt...

  • Da es schon viele Reiseberichte für die klassische Strecke gibt, möchte ich niemanden mit Altbekanntem langweilen, sondern einige Dinge aus Sicht des Begleiters eines Gehbehinderten berichten.


    Danke für deinen Bericht, der wirklich eine neue Perspektive verspricht! Aber keine Sorge - du langweilst uns so oder so nicht, wir sind ja alle hier, weil wir die Hurtigrute so gern mögen und sie uns eben nicht langweilt. Letztlich ist jede Reise wieder anders ^^

  • Ok, wenn das so ist mache ich einfach weiter :D


    Tag 1 - Anreise


    Es ging gemütlich per Flug von Berlin über Oslo nach Bergen. Es lief alles relativ problemlos ab. Mein Vater war aber doch ziemlich aufgeregt, da er seit vielen Jahren nicht mehr geflogen war und überhaupt das erste Mal mit seiner Behinderung. Der Mitarbeiter bei der Sicherheitskontrolle in Berlin interessierte sich brennend für die Beinprothese, dafür umso weniger für den (mehrsprachigen) Ausweis, den mein Vater extra dafür mitführte. (den Ausweis gibt es z.B. beim Prothesenmacher)
    Für mich gab es keine besonderen Ereignisse. Einzig das Gepäck landete in Oslo im Bereich der Gepäckausgabe, obwohl die Mitarbeiterin beim Einchecken in Berlin auf Nachfrage versicherte, dass es direkt nach Bergen durchgeht. Dank einiger Forumsbeiträge war ich aber vorgewarnt und schaute am entsprechenden Band vorbei. Nach Bergen gab es dann eine leichte Verspätung, so hatten wir Gelegenheit, uns bei einer kleinen Mahlzeit an die norwegischen Preise zu gewöhnen.
    In Bergen fuhr uns dann der Hurtigruten-Transferbus exklusiv zum Admiral Hotel. Limousine fahren kann jeder – aber ein Bustransfer für zwei Fahrgäste ist schon etwas Besonderes. Im Hotel hatten wir kein spezielles Zimmer gebucht, dank Lift gab es keine Probleme.

    Die Lage zum Zentrum ist optimal, die Terrasse direkt am Hafen unbezahlbar.

    Ein Spaziergang am Hafen entlang mit Abendessen bei Egon war gerade die richtige Dosis.


  • Tag 2 – Bergen:
    Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf zur Floyen-Bahn. Bei bestem Wetter verbrachte mein Vater die Zeit im Bereich der Bergstation. Die Treppen am Aussichtspunkt waren eine Herausforderung, aber der Blick bei schönen Wetter war die Mühe wert. Die kurze Wanderung zum See machte ich alleine. Der Weg dorthin wäre mit Handicap nichts gewesen.


    Wieder unten drehten wir unterbrochen von einigen Erholungs- und Esspausen noch eine Runde durch Bryggen.


    Zurück im Hotel noch schnell einen Kaffee auf der Terrasse und dann mit dem Shuttlebus - mit vielen anderen - auf zum Hurtigrutenterminal.
    Das Ein- und Aussteigen in normale Reisebusse ist ungleich schwerer, als das Benutzen öffentlicher Busse. Hier kann von Behindertentauglichkeit nicht wirklich die Rede sein. Da wäre das Taxi sicher bequemer gewesen.
    Am Terminal war zu unserer Überraschung von der Trollfjord weit und breit nichts zu sehen. Erst langsam sprach sich herum, dass sie wegen eines Werftaufenthalts während der vorangegangenen Tour später eintreffen würde. Das Einchecken und die Sicherheitsunterweisung waren schnell erledigt. Der Weg im Terminal war kein Problem mit Gehbehinderung.
    Um ca. 18:00 Uhr kam dann die Trollfjord an das Terminal. Innerhalb kürzester Zeit gingen die abreisenden Passagiere von und die neuen an Bord. Der Check-In an Bord hätte bei der gleichzeitigen Ankunft so vieler Passagiere ein Problem werden können. Es wurde aber angeboten, auch direkt das Abendessen einzunehmen, so dass sich die Menge etwas verteilte. Das war eine gute Möglichkeit, da das langwierige Anstehen vor dem Counter nach dem Tag in Bergen für meinen Vater ein Problem geworden wäre. Danach standen dann auch die Koffer bereits vor der Kabine.
    Die Abfahrt aus Bergen erfolgte mit nur leichter Verspätung bei Vollmond. Die Crew hatte sich wirklich beeilt.

  • @nick
    Bitte weiter so ! Jeder HR-Reisebericht ist spannend. So verschieden die Menschen, die diese Reise erleben, so unterschiedlich sind die Berichte. . . Und doch irgendwie gleich, aber auf eine besondere Weise!

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen, da macht es doch gleich noch mehr Spaß. :)


    Tag 3
    Ich war früh wach, stand auf und ging fotografieren.
    Dabei fiel auf, dass man die automatische Kabinentür leider nicht leise öffnen und schließen kann. Auch bleibt sie immer ziemlich lange offen – damit auch der langsamste sicher hindurchkommt.



    Vater kam alleine im Bad zurecht und wir trafen uns dann irgendwann später draußen.



    Zusammen ging es zum Frühstück. Dabei schauten wir immer nach einem Platz in der Nähe des Buffets und der Kaffeemaschine. Mit wackligen Füßen auf einem manchmal schaukelnden Schiff kann es sonst leicht zu Unfällen kommen…
    Ich hätte ihm alles servieren können, aber selbst zum Buffet gehen und aussuchen ist natürlich viel besser.


    Hjørundfjord (Urke)
    Da die Trollfjord hier nicht direkt anlegen kann, stellte sich die Frage, ob mein Vater in Urke an Land gehen kann. Die freundlichen Mitarbeiter auf dem Schiff und dem Tenderboot sahen darin gar kein Problem und so wurde er sicher über das Wasser gereicht.



    Alesund
    Da sich der Anleger hier praktisch direkt in der Stadt befindet, ging sich eine kleine Besichtigungsrunde locker aus.


    Abends begegnete uns dann noch die Lofoten. Und es war noch immer Vollmond. :D

  • Bild 18 und 23 sind einfach klasse :love:


    Die freundlichen Mitarbeiter auf dem Schiff und dem Tenderboot sahen darin gar kein Problem und so wurde er sicher über das Wasser gereicht.


    Das ist toll :thumbup: Und Urke ist auch einfach schön, wäre schade gewesen wenn Dein Vater dort nicht von Bord gekonnt hätte.

  • Vielen Dank für den interessanten Reisebericht. :good3:
    Tag 3 ist für mich besonders interessant, da ich an diesem Tag in Ålesund eintraf. Ich bin dann direkt vom Hotel zur TROLLFJORD gegangen, wo ich mich mit zwei Fories traf, die bei Eurer Tour mit dabei waren. Anschließend besichtigte wir das Schiff - für mich der erste Besuch an Bord. Zwei Tage später bin ich Euch mit der LOFOTEN gefolgt. In meinem Reisebericht habe ich ein paar Bilder von der TROLLFJORD. :)

  • @nick
    Danke für die Traumbilder! Dein Bericht über Urke ist für mich besonders interessant, weil wir dieses Jahr im September dort auch "anlegen" wollen.
    Ich freue mich auf die Fortsetzung, wenn wir selbst im Moment auch unterwegs sind, aber Dank WLAN. . .

  • Hallo Nick,
    vielen Dank für deinen Bericht mit den tollen Bildern.
    Wir waren zeitgleich unterwegs, hatten unser Zimmer auch im "Hotel Admiral" und haben die Zeit bis zum Transfer zum Schiff ähnlich verbracht.
    Auf der Trollfjord hatten wir eine Kabine auf Deck 4.
    Ich freu mich schon auf die Fortsetzung deines Berichts. :)

  • In das Bild mit der LOFOTEN habe ich mich regelrecht verliebt... :love:


    weil wir dieses Jahr im September dort auch "anlegen" wollen.


    ... aber wohl nicht mit einem Hurtigschiff ;)


    nick - schau bitte mal in deine Koversation, habe dir geschrieben ;)

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • Hallo,


    vielen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen. :8):
    Bis zur Begegnung mit der Lofoten hatten wir noch klaren Himmel, leider war das dann aber bald vorbei. Auch wenn tagsüber noch hin und wieder ein Sonnenstrahl zu erblicken war, nachts war es immer neblig oder bewölkt.


    Ich hatte mich während der Reise manchmal gefragt, woran man wohl die mitreisenden Forumsmitglieder erkennt. Mir ist aber kein spezielles Merkmal aufgefallen ?(
    Umso lustiger finde ich, dass sich jetzt - fast zwei Jahre später - einige outen ^^
    Wir hatten die Kabinennummer 619. Die Kabinen 614/616/624 sind auch behindertengerecht ausgestattet.


    Es freut mich, dass euch (darf ich eh alle mit "Du" anreden?) einige Bilder auch so gut gefallen - mir übrigens auch :D


    Zitat

    In meinem Reisebericht habe ich ein paar Bilder von der TROLLFJORD

    Die Motive vom Tag 5 in deinem Reisebericht kommen mir sehr bekannt vor. Die hätten auch von unserer Reise sein können.


    Fortsetzung folgt...

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