Darf es auch mal Sonne sein? - Wir haben noch eine Rechnung offen, ihr Regengötter. (Azoren 18.April - 4.Mai 2018)
Noch fehlten mir ja einige Inseln des Azoren-Archipels. So war es nur eine Frage der Zeit, wann es mich wieder dorthin zog. Aufgrund diverser privater Verpflichtungen konnte ich diesmal nicht schon weit vorher die Tour planen und buchen. So war ich doch froh, dass ich mit Seabreeze Travel einen Reiseveranstalter fand, der mir noch relativ kurzfristig ein nach meinen Wünschen geprägtes Angebot machte.
Die einzelnen Zeiten auf den Inseln stimmten, die Hotels, Mietwagen und Flüge passten auch, also buchte ich kurzerhand im Februar-März die Reise. Nach meiner doch etwas feuchteren letzten Tour auf den Azoren, hoffe ich diesmal auf etwas besseres Wetter.
Da ich bereits über alle gängigen Reiseführer der Azoren verfügte und davon ausging, dass ich einen dieser Reiseführer vom Veranstalter erneut mit den Reiseunterlagen bekommen würde, kaufte ich mir ein Kartenset von Kompass (ideal als Wander- wie auch als Straßenkarte) im Maßstab 1:50000. Meine alten Karten von freytag&berndt waren doch einerseits sehr alt und andererseits nur im Maßstab 1:75000, was sich auf der letzten Tour schon als ein wenig ungenau herausgestellt hatte.
Natürlich würde ich wieder mein altes TomTom mitnehmen, aber für eine grobe Übersicht und Vorplanung einer Tagesroute finde ich richtige Karten einfach unerlässlich.
Kurz vor Beginn der Reise trafen dann die Reiseunterlagen ein. Ein komplettes Paket Voucher für Hotels und Mietwagen, einige zusätzliche Informationen und ….. ein Kartenset von Kompass .
Die Flüge zu und von den Azoren würden von TAP, der portugiesischen Fluggesellschaft durchgeführt. München – Lissabon, dort umsteigen und dann Lissabon – Ponta Delgada. Einen Direktflug von München gibt es leider nicht mehr, ebenso fliegt SATA, die Fluggesellschaft der Azoren die Route leider nicht mehr.
Die innerazorianischen Flüge, Ponta Delgada – Flores, Flores – Terceira, Terceira – Graciosa und Graciosa – Ponta Delgada würden allerdings von SATA durchgeführt.
Mittwoch der 18.April 2018
Heute geht es los, zumindest für meinen Koffer. Zuvor hatte ich noch einen Routinetermin bei meinem Zahnarzt. Ich wollte auf jeden Fall sicherstellen, dass mir nicht noch einmal ein solches Malheur wie bei der letzten LOFOTEN-Tour passiert.
Doch mein Zahnarzt gab Entwarnung und so brachte ich, nachdem ich bereits am Vorabend online eingecheckt hatte (bei TAP geht dies 36 Stunden vor Abflug), meinen Koffer zum Einchecken. Natürlich war das günstige Parkhaus P 20 gesperrt und ich musste am Münchner Flughafen eines der teuren Parkhäuser benutzen.
Doch der Checkin des Koffers ging zügig am Lufthansaschalter. TAP gehört mit zur StarAlliance und wird bei Lufthansa abgefertigt. Interessanterweise zeigte die Waage des LH-Schalters 21,4 kg an. Meine kleine Handkofferwaage hatte mir zuvor 22,9 kg angezeigt.
Nachdem der Koffer somit bereits aufgegeben war und ich noch reichlich Zeit an diesem Tag hatte, besuchte ich noch die Frühjahrs-Dult bei uns in Landshut. Bei leckerem Steckerlfisch (Saibling) und einer ebenso guten Mass Bier stellt sich die Urlaubsstimmung doch recht schnell ein. Außerdem hatte ich so schon am frühen Abend die benötigte Bettschwere, da frühes Aufstehen am nächsten Morgen angesagt war.
Donnerstag der 19.April 2018
Erstaunlicherweise bin ich kurz bevor der Wecker zuschlägt bereits wach. Es ist 3:00 Uhr am Morgen und nach einem kurzen Frühstück mache ich mich auf den kurzen Weg zum Flughafenbus am Bahnhof. Um 4:00 Uhr ist Abfahrt und wir erreichen den Münchner Flughafen um 4:38 Uhr. Schnell bin ich im Terminal 2 und dort durch die Sicherheitskontrolle. So sitze ich dann schon um 5:00 Uhr am Gate.
Bis zum Abflug um 6:05 Uhr ist noch reichlich Zeit, ausreichend um sich in das kostenlose W-LAN des Flughafens einzuloggen und meinem Sohn und Renate eine kurze Info zu senden.
Der Abflug erfolgt pünktlich, der Platz neben meinem Fensterplatz bleibt leer. Die Sitzreihen in den TAP-Fliegern bieten ausreichend Platz, viel Fußraum. Das macht den Flug recht angenehm und die Zeit vergeht doch schnell. Zuerst habe ich recht gute Sicht auf die Alpen und später auch auf die Pyrenäen, wenn es auch recht dunstig ist.
Kaum über Portugal werden die Wolken weniger und die Luft wird klarer. Der Flug dauert rund drei Stunden und schon ist unter mir der Tajo und die Ponte Salgueiro Maia, etwas südlich von Santarém zu sehen. Als ich schließlich die Mündung des Tajo sehe, weiß ich, dass wir uns bereits über Lissabon befinden.
Zuerst taucht nun die 1998 eröffnete Ponte Vasco da Gama, mit 17 km Länge eine der längsten Brücken Europas auf. Die 2,3 km lange Ponte 25 de Abril überspannt den Tajo (oder Tejo) an einer Engstelle kurz vor der endgültigen Mündung in den Atlantik. Die Konstruktionspläne der 1966 eingeweihten Hängebrücke basieren auf Plänen einer amerikanischen Firma, die auch die Golden Gate Bridge entworfen hat.
Wie schon beim Flug meiner Kapverden-Reise ziehen wir weit hinaus über den Atlantik, bevor wir in einer engen Kurve den Landeanflug auf Lissabon starten. Beim Betrachten der schönen Wellen die hier auf den Strand auflaufen, kann ich mir auch gut einen Urlaub hier vorstellen.
Nun rückt der Torre de Belém ins Bild, das Original, nicht der kleine Nachbau auf den Kapverden.
Ursprünglich wurde der Turm 1515 als Leuchtturm und Festung zur Verteidigung Lissabons gebaut. Heute ist der Turm das Wahrzeichen der Stadt und UNESCO Weltkulturerbe.
Wenig hinter dem Turm liegt das Estádio do Restelo. Es ist das Station des am wenigsten bekannten Fußballvereins von Lissabon, von Belenenses Lissabon.
Der ruhige und langsame Landanflug bietet ausreichend Zeit einige Bilder der Stadt zu machen. So erwische ich den Palácio Nacional da Ajuda, eine ehemalige Königsresidenz (Portugal hatte bis 1910 eine Monarchie), rechts neben dem Palast der Torre da Ajuda.
Auf einem Hügel hoch über der Stadt, dem Parque Florestal de Monsanto steht der Fernsehturm der Stadt.
Immer wieder beeindruckend ist das Aqueduto das Águas Livres, das 941 m lange Äquadukt, das in der Vergangenheit die Wasserversorgung der Stadt sicherstellte. Der Teil in der Stadt besteht aus 35 Bögen deren höchster 62 m hoch ist und 33,7 m breit. Es ist nur der letzte Teil eines Gesamtbauwerkes von 58 km (18,6 km ist die Hauptleitung) mit 127 Bögen.
Quasi in der Verlängerung des Äquaduktes steht das Estádio da Luz, das Heimstadion von Benfica Lissabon. Hier steht auch eine Statue von Eusébio, des wohl bekanntesten Spielers Portugals vor Christiano Ronaldo. Vielleicht wird seine Statue auch einst hier stehen, aber der kommt ja von Madeira und ist beim Konkurrenten Sporting Lissabon groß geworden.
Deren Heimstadion, das Estádio José Alvalade, mit dem auffällig grünen Dach steht nur wenige Hundert Meter entfernt.
Unsere Landung in Lissabon ist pünktlich um 8:20 Uhr Ortszeit. Meine Armbanduhr hatte ich schon während des Fluges um eine Stunde zurück gestellt. Im Terminal schaue ich auf eine der großen Übersichtsbildschirme mit den Abflügen. Hinter dem Flug nach Ponta Delgada steht Terminal 2. Also mache ich mich auf den Weg. Nach einiger Zeit zweigt der Weg zum Terminal 2 in einen Tunnel ab. Ich entdecke den Schalter eines Autovermieters und frage hier sicherheitshalber nach, da zum Terminal 2 Shuttlebusse fahren.
Die Dame fragt mich nach meinem Flug und dann nach der Gesellschaft. Als ich TAP sage verweist sie wieder zurück ins Terminal 1, alle TAP-Flüge starten von Terminal 1. Erst jetzt entdecke ich von dem Zielort auch das jeweilige Logo der Fluggesellschaft. RyanAir fliegt nur 10 Minuten nach TAP nach Ponta Delgada und startet von Terminal 2.
Wie in Lissabon üblich wird das endgültige Gate erst rund eine Stunde vor Abflug bekannt gegeben. Ich habe also ausreichend Zeit zu Hause einen Zwischenbericht abzuliefern.
Der Abflug nach Ponta Delgada ist für 11:00 Uhr geplant. Das Gate wird um 10:05 Uhr bekannt gegeben. Das Boarding verzögert sich, da zuvor zwei Passagiere im Rollstuhl an Bord müssen. Irgendwie ist das Personal hier aber wohl nicht wirklich darauf eingestellt und so können alle anderen Passagiere erst ab 11:15 Uhr an Bord. Mit 30 Minuten Verzögerung starten wir schließlich. Der Flieger ist gut gefüllt, nur wenige freie Plätze kann ich sehen. Neben mir sitzt ein Ehepaar mittleren Alters, die beide wohl Probleme mit dem Fliegen haben. Er bekreuzigt sich beim Start und sie ist bis zur Landung von Niemanden mehr ansprechbar.
Ich muss meine Armbanduhr noch einmal um eine Stunde zurückstellen, bevor wir um 12:30 Uhr Ortszeit in Ponta Delgada landen.
Mein Koffer kommt recht schnell auf dem Band und so stehe ich schnell draußen am Taxistand.
Die Fahrt bis zu meinem Hotel dauert normalerweise durch die vielen Einbahnstraßen und engen Gassen gut 20 Minuten. Mein Taxifahrer schafft die Strecke locker in drei Minuten. Schilder mit Geschwindigkeit 40 interpretiert er wohl mit Geschwindigkeit pro Rad .
Leider versteht er kein englisch, sehr ungewöhnlich für einen Taxifahrer auf den Azoren, daher erklärt ihm der Angestellte der Hotel-Rezeption, dass ich ihn am nächsten Morgen um 7:45 Uhr wieder brauche, um zum Flughafen zu kommen.
Ich bekomme ein traumhaftes Zimmer im ersten Stock mit Blick in den Innenhof mit Pool, wenn ich auch erst eine geraume Zeit im Gang stehe und verzweifelt die Zimmernummern an den Türen suche (die in den Teppich eingelassen sind).
Das Hotel do Colégio liegt mitten in den Gassen von Ponta Delgada. Das Haus ist sehr gepflegt, die Zimmer groß und eher modern eingerichtet, das Haus selbst ist sehr stilvoll, rustikal eingerichtet. Nachdem ich mich ein wenig frisch gemacht habe, starte ich zu einem kleinen Rundgang durch Ponta Delgada. Vom Hotel aus ist man schnell an der Hauptkirche Igreja Matriz de São Sebastião. Geht man von der Kirche über den Praca de Gonçalo Velho mit den auffälligen Portas da Cidade gelangt man zur Uferpromenade.
Im Hafen liegt gerade mal wieder eine Bettenburg, diesmal ist es die 333,33 m lange MSC PREZIOSA, ein Schiff der in Genf ansässigen Reederei MSC. Das Schiff wurde ursprünglich von der libyschen Regierung geordert, aber nie übernommen.
Ich schlendere die Uferpromenade entlang bis zum Platz des großen Festes in 14 Tagen. Diesmal werde ich es allerdings nicht miterleben dürfen, da ich an dem Freitag davor wieder abreise. Da ich so kurzfristig gebucht hatte, waren sonst keine passenden Flüge und Hotels mehr zu bekommen und ich habe dieses Fest ja auch schon zweimal miterleben dürfen.
Am Convento de Nossa Senhora da Esperança wird auch schon fleißig gearbeitet. Immerhin müssen Tausende von Lampen angebracht und auf Funktion geprüft werden.
Ich gehe auch direkt einmal zum Hotel Talisman, das am Ende der Reise mein Quartier sein wird und frage, wo ich dann den Mietwagen parken kann.
Mein Spaziergang führt dann noch hoch zur Igreja do Colégio de Todos os Santos. Von hier sind es nur wenige Schritte zurück ins Hotel.
Es ist gerade mal früher Nachmittag und ich bin ja nun doch schon eine Zeitlang unterwegs. Genau die richtige Gelegenheit bis zum Abendessen etwas fehlenden Schlaf nachzuholen. Bevor ich ganz einschlafe höre ich noch ein tiefes Schiffstyphon. Scheint so, als würde die Bettenburg den Hafen verlassen.
Ich habe dann doch gut über zwei Stunden geschlafen und mache mich gegen 18:00 Uhr auf den Weg zu meinem Lieblingsrestaurant. Ich mache allerdings einen kleinen Umweg über den Hafen und habe dort nun freien Blick zum Meer, die MSC PREZIOSA ist weg.
So bin ich gegen 18:45 Uhr im O' Corisco.
Nach drei Jahren erkennt mich der Kellner natürlich nicht mehr wieder, ich belasse es auch dabei und gönne mir leckere Lulinhas grelhadas, leckere gegrillte Babycalamari in einer feinen Knoblauchsauce.
Auf dem Weg zurück ins Hotel hat es doch schon merklich abgekühlt, gut dass ich eine dünne Jacke mitgenommen habe.
Auf Nachfrage kann ich Morgen schon ab 7:15 Uhr zum Frühstück.
Im Zimmer berichte ich noch ausführlich nach Hause und liege dann gegen 23 Uhr im Bett.
GPS-Track des Rundgangs: 2018-04-19-Ponta-Delgada.gpx
Hinweis: GPS-Track erstellt mit OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL
… es folgt der 20.April