Mit Bömmelmanns auf die Schafsinseln

  • Da hoffe ich mal, dass zum Exorzist nicht auch noch Shining dazu gekommen ist! Sprich > dass jemand (vermutlich weil er die Schlüsselkarte nicht findet) die Kabinentür - "Here's Johnny!" rufend - mit einer Axt geöffnet hat ... =O


  • R.: "Ich will nie wieder mit Bömmelmanns reisen!" :cursing:
    O.: "Aha..."


    Die Ansage war klar. Ich hatte das Weitergehen der Suche über den Karibiktag hinweg ja gar nicht ernsthaft verfolgt, außer dass ich festgestellt hatte, dass nicht serviert wurde, sondern man sich die Produkte von Hotdogziege, Bordbäcker, Kaffeemaschine & Co stets selber holen musste. Meist übrigens in besonders wertvollen Einwegbechern oder auf Papptellern :evil: Aber irgendwie passte es zu dem apachenhaften Rauchschleier, den wir hinter und her zogen :thumbdown:


    "Hier issa ooch nüsch!"


    Die Ansage war klar, auch mir mit meinen verkümmerten Umfeldantennen wurde bewusst, dass Oberkellner Sascha noch immer ein gefragter Typ an Bord war. Würde doch noch Johnnys Axt zum Einsatz kommen oder gar schlimmeres - Schreckensclowns, Handpuppen, Riesenspinnen? :doofy:


    Es war klar, dass etwas geschehen musste, eine Art Exorzismus musste improvisiert werden. Doch wie exorziert man eigentlich sachgerecht?


    O.: "Sag' mal, hast Du davon eigentlich Ahnung?"
    R.: "Nee, nicht im Geringsten... Aber es muss was passieren, ich will nie wieder mit Bömmelmanns reisen
    :!: "
    O.: "Ich hab' auch noch nie exorziert, ist im Pennal auch streng verboten
    :pardon: "
    R.: "Na toll, staatliche Unterweiser sind auch nicht mehr das, was sie früher mal waren
    :punish: "
    O.: "Wie wäre es mit einem Opfer? Irgendein transzendent-astrales Wesen wird das sicher beruhigen."
    R.: "Wie, soll ich jetzt mein Portemonnaie über Bord schmeißen, um Bömmelmanns loszuwerden? Außerdem tut mir der Mann irgendwie leid..."
    O.: "Wie wär's mit Schwarzem Tod?"


    R.: "Du immer mit Deinem Schwarzen Tod :punish: Kannst Du auch noch von etwas anderem reden?"
    O.: "Nö
    :saint: "
    R.: "Na gut, ich besorge mal Opfergut, Herr Hehn serviert ja nicht
    :laugh1: "


    Doch das nächste Problem lauerte schon - wie opfert man genau in exorzistischer Absicht ?(


    R.: "So, dann gehen wir mal nach oben und kippen das über Bord!"
    O.: "Geht nicht!"
    R.: "Warum?"
    O.: "Verboten, kein Müll, keine Kippen, kein Schwarzer Tod, nichts! Und wenn doch, dann musst Du hier jahrelang das Deck schrubben und die Socken waschen
    :locomotive: "
    R.: "Dann kippen wir das eben in's Klo und spülen ab!"
    O.: "Meinst Du, im Fäkaltank sitzt ein göttliches Wesen? Da haust doch bestenfalls das Ding aus dem Sumpf, und wer weiß, wozu das vom Schwarzen Tod animiert wird?
    =O "
    R.: "Na gut
    , dann nicht, aber auf den Teppich können wir das doch auch nicht schütten, das bring ich nicht fertig :saint: "
    O.: "Hilft nix, dann müssen wir uns eben selbst opfern, bzw, zum Opfergefäß werden
    ^^ "
    R.: "Hast wohl recht...
    "
    O.: "Eben, hilft ja nix - skål!"
    R.: "Skål!"


    Und was soll ich sagen, es hat gewirkt - die Nacht war ruhig, kein Johnny, keine Axt, kein Clown, keine Handpuppen mit Eigenleben - oder war Madame B. einfach nur zu ermattet von 29 Stunden Dauersuche nach dem wahren Schauschifffeeling? Wir sollten es nie erfahren...


    Und hat die Wirkung angehalten? Wir werden es wohl sehen :pilot:


    But that's another cuppa... ;)

  • Die NORRÖNA kommt um 5 Uhr Ortszeit in Tórshavn an, also wird die Koje entsprechend früh verlassen, damit man die erforderlichen Morgenrituale entspannt absolvieren, :gutenmorgen: :smoker: ;) schon einmal einen Blick voraus riskieren und das Einlaufen verfolgen kann, denn immerhin musste sich die NORRÖNA ja in den recht engen Ostteil des Hafens hinter Tinganes reinwrögeln.



    Und dann trat Untätigkeit ein, wenn es nicht Frühstück gegeben hätte, hätte man gar von Gammelei sprechen können, denn die Ausschiffung wurde erst um 6 Uhr in Angriff genommen und verlief sehr speziell :8o: Es wurde satt nach 7 Uhr, bis wir an Land rollten - auch ein Rekord, besonders dann, wenn man die Expressabfertigung von FjordLine, Viking & Co. gewöhnt ist ;) Das Autodeck war derart eng gefüllt, dass so mancher erst an sein Auto kam, als es "freigefahren" worden war. Es war schon ein geradezu anarchisches Kontrastprogramm zur staatssklavenhaft-präzisen Einschiffung, an dem Monty Python viel Vergnügen gefunden hätte :laugh1:


    Und dann die gefürchtete färöische Zollkontrolle, das Internet ist voll davon ;) Rechts rum und Links rum, ein freundlicher Zollbeamter winkte fröhlich und wir könnten, begrüßt vom Leuchtturm auf der Festung erstmals seit anderthalb Tagen die NORRÖNA von außen bestrachten und uns von ihrer Wuchtigkeit fast erdrücken lassen :laugh1:




    Flugs ein paar Postkarten, die wir schon an Bord geschrieben hatten, eingeworfen, und dann mussten wir uns erstmal einen Überblick verschaffen :search:



    Und nun? In's Hotel konnte es frühestens um 14 Uhr gehen, aber was sollten wir in der Schlafstatt, wo uns doch ein ganzer Archipel offenstand und ich in rastloser Hyperaktivität unbedingt alte Bekannte wiedersehen wollte, also die Erinnerung mit der Realität nach 32 Jahren abgleichen ^^ Bei sowas kenne ich ja keine Gnade :saint:


    Also: Auf zu den Mauern! :locomotive:


    Gemeint ist damit das etwas südwestlich von Tórshavn gelegene Kirkjubøur im Allgemeinen und die Ruine der St. Magnus-Kathedrale, die auf den Färöern schlicht Múrurin genannt wird, also "Mauer".



    Der Bau der Bischofskirche wurde um 1300 in Angriff genommen, aber in Folge des Schwarzen Todes (nein, nicht des Flüssigen, sondern der Pest ;) ) und dann der Einführung der Reformatio 1538 wahrscheinlich nie vollendet, zeigt aber heute noch die Bedeutung des Ortes als geistliches Zentrum der Inseln, das als Suffraganbistum zeitweilig zum Erzbistum Hamburg-Bremen, dann zum Erzbistum Nidaros, also Trondheim,, gehörte.


    Gleich daneben steht mit dem Königsbauernhof, der bis zur Reformation der Bischofssitz war, auch das älteste bewohnte Holzhaus Europas :8o: Der Legende nach soll der Blockhausteil noch älter sein und ursprünglich vom norwegischen Sognefjord stammen.



    Vervollständigt wird das Ensemble historischer Gebäude durch die 1874 umgebaute, ursprünglich aber bereits gut 200 Jahre vor Múrurin errichteten St. Olavs-Kirche, die direkt am Ufer steht und die Besucher mit ihrer unverschlossenen Tür zum Schauen und Verweilen einlädt:



    Und bei Regen bietet sie auch ein Dach über dem Kopf - und auf den Schafsinseln regnet es nun auch einmal gerne Aber auch die Sonne macht sich nicht unbedingt rar, und wo Sonne und Regen aufeinandertreffen, ist der gute alte Regenbogen nicht fern :)



    Ich bin dann noch ein Stückchen weitergelaufen, weil ich noch den Blick von oben überprüfen und für in Ordnung befinden wollte:



    Ha, und das war glückhaft, denn dadurch kam ich zu einer Privataudienz bei Seiner Majestät, dem Schafkönig höchstselbst :hail: :an-king:



    Echt klasse, der lag ganz gemütlich am Wegesrand, nahm die ihm zustehende Verehrung gelassen entgegen und überwachte seine Seetang mampfende Untertanenschar


    Da weder Renate noch ich gerade im Lotto gewonnen hatten (und mich deuchte, dass vergorene Fisch-Talgpaste nicht zu ihren Leibspeisen gehört ;) ), hatte ich wohlweislich darauf verzichtet, einen Tisch im KOKS zu reservieren :mosking: Stattdessen gab es auf dem Weg nach Norden vereiste Berge, enge Serpentinenstraße und immer wieder zum Kieferausrenken staunenswerte Ausblicke ^^



    Bis wir dann an der großen Schlucht von Gjógv ankamen:



    Dabei handelt es sich um den Hafen des gleichnamigen Ortes :8o:



    Diese Art der Schluchthäfen scheinen auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich oder gar unparktisch, aber wenn die Alternative schon an einem wettermäßig undramatischen Tag eine deratige Brandung ist,



    dann fällt das Verstehen auch dem laien nicht mehr wirklich schwer :thumbup: An wirklicher Bedeutung als Schiffslände hat die Schlucht heute weitgehend verloren, die großen Fischereifahrzeuge nutzen die günstiger gelegenen und größeren Häfen, und Gjógv ist auf dem Landwege meist bequem zu erreichen.


    Ein kurzer Weg führt im Osten zum Eingang der Schlucht, wo ich gleich mein zweites royales Erlebnis des Tages hatte :hail: :an-king:



    Aber auch das Haus Dänemark ist heutzutage ja volksnah, sodass weder Renate noch ich von den Bütteln der Staatsmacht ergriffen und in Ketten gelegt wurden, als wir besagte Thronbank zum Rasten und Panoramagenießen in Verwendung nahmen ;)



    In Gjógv merkt man übrigens, dass der Tourismus die Färöer erreicht hat. Am Ortseingang thront ein Hotelneubau, aber im März war noch alles ruhig und im Ort herrschte tiefste Ruhe.


    Nun waren wir ja ziemlich im Norden von Eysturoy angekommen, da lag es nahe, die winterdienstfreie Straße nach Eiði zu nehmen:



    Diese führte uns dann auch an Risin und Kellingin vorbei, dem Riesen und seinem Weib, die das wohl bekannteste Naturdenkmal der Färöer sind:



    Schließlich lag dann Eiði zu unseren Füßen



    und direkt vor dem Supermarkt, der sich mit seinem 60er-Jahre-Interieur bei uns in jedem Freilichtmuseum machen würde, wurde geparkt. Der Blick auf dem Bild zeigt im Vordergrund übrigens einen typischen Bestandteil jeden größeren Ortes auf den Färöern: einen Park mit einem Denkmal für die auf See gebliebenen Fischer und den Gräbern derjenigen, deren Körper die See wieder hergegeben hat - also ganz ähnlich zu den Kriegsdenkmälern in unseren Orten, aber eben mit einem grundsätzlich friedlicherem Charakter.



    Dann ging es zurück nach Tórshavn, aber noch nicht in's Hotel, sondern zum Rundgang am Hafen,



    wo auch die SMYRIL grüßte (die NORRÖNA hatte sich inzwischen ja auch den Weg nach Ísland gemacht):



    Und zum Abschluss ging's über Tinganes, heute das Refgierungsviertel der Färöer, zurück zum Wagen



    und auf den Weg in Richtung Schlafstatt, die auch endlich in Augschein genommen werden wollte... :pilot:


    But that's another cuppa... ;)

  • @BRITANNICUS
    Vielen Dank für das Wiedersehen mit den Färöer- Inseln ! :flower:
    Haben wir doch 2011 dorthin eine 18 tägige Tour in Eigenregie mit eigenem Auto gemacht. Die Färöer waren damals wahrscheinlich noch nicht so touristisch eingenommen wie heute.
    Wir möchten die zauberhaften Inseln unbedingt nochmal wiedersehen. Mal sehen, ob es nächstes Jahr klappt.
    Bin auf deinen weiteren Bericht mit Bildern sehr gespannt. :clapping:

  • @Nordlicht, Das Schöne an den Färöern ist, dass es hinter jeder Ecke eigentlich etwas zu kucken und staunen gibt :) Renate fühlte sich angesichts der zahlreichen Pyramidenberge stark an Spitsbergen erinnert. Dazu kommt, dass die Kleinräumigkeit der Inseln auch in wenigen Tagen, wir waren ja vier dort, einen guten Überblick bekommt. Das hilft auch bei der Planung, denn häufig hat man an einem Tag "alle Wetter", dafür aber auch die gute Chance, auf der Rückseite des nächsten Berges oder auf der Nachbarinsel ganz andere Witterungsverhältnisse anzutreffen :thumbup: Folglich verpasst man auch nichts, wenn das Wetter am ersten Tag schlecht ist, und man woanders hinfährt, das Ausgelassene bleibt immer in Reichweite. Bis auf die Südinseln, Mykines und Kalsoy haben wir in den Tagen tatsächlich alle größeren Inseln besucht, ohne das Gefühl gehabt zu haben, und ein Bein auszureißen oder etwas zu verpassen. Einen "Marschplan" zum Abhaken haben wir übrigens nicht gehabt, nur grobe Pflöcke eingeshlagen, an denen wir uns orientiert haben. Das Feintuning passierte dann meist konspirativ beim Frühstück - und abends konnte man sich dann darüber austauschen, wie es geklappt hatte :mosking:


    Doch nun weiter im Text :locomotive:



    Mal sehen, was die Schlafstatt so hergibt - das, was das Internet vorher preisgegeben hatte, würden wir mit dem Hotel Føroyar in einem Etablissement nächtigen, das weit oberhalb meines üblichen Erfahrungshorizonts lag ;) Es kam aber auf den ersten Blick ganz zivilisiert und unprätentiös daher:



    Über eine Sache braucht man sich auch keine Sorgen zu machen, nämlich, dass man keinen Blick über den Hafen von Tórshavn haben würde, denn das Haus verfügt nur über Zimmer mit Panoramablick über die Stadt :thumbup: - Das heißt, wenn das Panorama nicht gerade "aus" ist und durch waberndes Grau ersetzt wird :whistle3: Aber nun, wir hatten am Anreisetag Glück, denn der morgendliche Regen hatte sich nachhaltig verzogen:



    Aber man muss sich eben jeden Vorteil durch einen Nachteil erkaufen, in diesem Fall durch endlose, bis auf ein paar haustechnische Gelasse nur einseitig betürte Flure, die Renate gleich als "Gruft" titulierte :mosking:



    Alls ob man jemals etwas geschenkt bekäme :pardon:


    Aber wir sind ja penibel veranlagt, und so wurde im Laufe der Tage im Føroyar eine an Exaktheit nicht zu überbietende Mängelliste erstellt, die so manche Merkwürdigkeit spiegelte... Ich in meiner weitbekannten Anspruchslosigkeit hätte aber bestimmt mehr als die Hälfte vergessen oder übersehen :laugh1: :

    1. kein Fahrstuhl
    2. Flure zu lang
    3. kein Handgriff in der Dusche :huh:
    4. keine Klobürste im Bad :wacko1:
    5. Bömmelmanns im Haus

    Ja, sie waren auch da... Abends, bei der Verspeisung von gegrillter Lammbrust. Und Renate begann von einem nächtlichen Besuch im Walfangmuseum zu reden =O


    O.: "Aber das hat dann doch zu..."
    R.: "Egal, da gibt es Harpunen!"
    O.: "Na denn..."

  • Dem kann ich nur vollumfänglich zustimmen - sie hat das alles ja auf einer sehr niedrigen Eskalationsstufe gehalten ;)


    @Trollebo, Ich habe die Inseln jetzt nicht als extrem touristifiziert empfunden, jedenfalls im Vergleich zu Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Einen Vergleich zu 2011 habe ich natürlich nicht, nur zu 1986. Was mir aufgefallen ist, ist natürlich die Explosion des Straßenverkehrs, die auf mitteleuropäischem Standard liegenden Straßen, der Zuwachs an Gebäuden in Tórhavn usw. Auf der Rückfahrt kam ich auf der NORRÖNA beim Rücktauschen der färöischen Geldscheine in dänische mit einem Färinger in's Gespräch, der erzählte, dass die Zahl der auf den Inseln zugelassenen Autos von 12.000 auf über 30.000 gestiegen sei, habe mir aber leider nicht das Referenzjahr gemerkt. Ansonsten hielten sich touristische Einrichtungen im Rahmen und es kommt wohl auch darauf an, ob man die Hotspots aufsucht oder nicht. Wenn im Sommer Kreuzfahrtschiffe die Färöer besuchen, dann gehören natürlich Orte wie Kirkjubøur, wo der Parkplatz deutlich größer geworden ist, oder Gjógv zu den Premiumzielen, sind aber dann wohl nur während Busaufenthalten überlaufen. Ohne dem Fazit vorgreifen zu wollen, habe ich das Bemühen der Färinger, am allgemeinen Tourismusboom zu partizipieren, nicht als aufdringlich empfunden.

  • @BRITANNICUS

    und es kommt wohl auch darauf an, ob man die Hotspots aufsucht oder nicht. Wenn im Sommer Kreuzfahrtschiffe die Färöer besuchen, dann gehören natürlich Orte wie Kirkjubøur, wo der Parkplatz deutlich größer geworden ist, oder Gjógv zu den Premiumzielen, sind aber dann wohl nur während Busaufenthalten überlaufen


    Ja, die Kreuzfahrtschiff- Überfälle können eine, wenn auch kurze, " Pest " sein, haben wir zum Glück nur einmal in Torshavn erlebt, was sogar recht amüsant war, denn die Amerikaner, lustige ältliche Damen und Herren mit Texas Hut und Bermudas, baten uns um eine Bierempfehlung in dem Pub. Natürlich schwärmten wir vom Schlupp-Bier, was dann alle Paxe bestellten.
    In anderen Orten blieben wir von jeglichen Busgruppen verschont.
    Schön fanden wir den persönlichen Kontakt mit den Färöern, da wir bis auf Gjov, überall- auch auf der Südinsel- B&B oder Gästehaus gebucht hatten.
    Erst müssen wir das diesjährige Reiseprogramm "abarbeiten", aber die Fäörer stehen ganz oben auf dem Plan für 2019 und dein Bericht mit Fotos weckt ja schon die Sehnsucht dahin!

  • Der nächste Morgen begann grau und blieb grau - bis es nach dem äußerst schmackhaften Frühstück (ja, es gab Lachs; ja, es gab Rührei; ja, es gab Waffeln; ja, auch Cornflakes, Brot, Butter, Marelade, Aufschnitt, Käseplatte und allerhandlei mehr, das ich mir doch nicht merken kann ;) ) spektakulär aufzureißen begann. Über Nólsoy schien ein Tornado zu toben :8o:



    Dagegen, dass es in Tórshavn und im ganzen Süden des Archipels sauen mochte, wie es wollte, hatten weder Renate noch ich etwas einzuwenden, waren wir doch über den morgendlichen Spezialitäten übereingekommen, an diesem Tag die Nordinseln zu beehren, wohin sich bestimmt auch der Sonnenschein verdrückt hatte :saint: Also ging's los, immer die Besonderheiten der färöischen Straßenverkehrsordnung im Kopf:


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    Ihr seht, es ist alles bestens organisiert - und klappt auch :thumbup: Alleine von der Tunnelregelung könnten sich die Freunde in Norwegen mit ihrer teilweise gegebenen Vorliebe für Tunnellotto eine Stange abschneiden. Und an Schafe habe ich auch immer gerne gedacht - die sind viel zuvorkommender, als die Rentiere in Norwegen, Finnland und Schweden, die ja immer fies so tun, als ob sie Steine wären, und dann in Hyperaktionismus ausbrechen, wenn der Automobilist es am wenigsten brauchen kann :cursing:


    Unterwegs drohte allerdings wieder extreme Ablenkung durch die atemeraubende Topographie und die Entdeckung des färöischen Versuchs der Geysirzucht:



    Im Norðoyatunnilin, der seit 2003 eine durchgehende Straßenverbindung zwischen Tórshavn und Klaksvík, der auf Borðoy gelegenen zweitgrößten Stadt der Färöer, bietet, fühlte ich mich durch die an der tiefsten Stelle gelegenen bunten Lichtinstallationen spontan zu einer Aufführung meines berühmten esoterischen Widdertanzes animiert, von der Renate mich gerade noch abgebracht hat. Ob sie sich die Vorstellung einfach nur ersparen wollte, oder ob sie nur Angst hatte, zu Fuß aus dem Tunnel rauslaufen und dann den Bus nehmen zu müssen, wollte sie nicht näher erklären ?(


    Da ich aber durch die färöische Straßenverkehrsordnung dazu verpflichtet war, beständig an Schafe zu denken, konnte ich über diese Frage auch nicht weiter nachsinnen, und als der Wagen das nächste Mal abgestellt wurde, lenkte mich der Panoramablick über Klaksvík mit seinem von der Südspitze Kunoys bewachten Hafen nachhaltig ab und das Thema Widdertanz hatte sich erstmal erledigt ;)



    Und Kunoy war zunächst das Ziel der Wahl. Man erreicht die Insel über einen nordöstlich von Klaksvík gelegenen Straßendamm und hat dann die Möglichkeit, nach Rechts in Richtung Haraldssund abzubiegen, oder sich zunächst Links zu halten und dann den Straßentunnel unter dem Galvsskorafjall hindurch an die Westküste der Insel zu nehmen und nach dem Ort Kunoy zu gelangen - und genau das taten wir, u.a. wegen der als annehmbar beschriebenen Aussicht auf die Ostküste von Kalsoy. Und wer auch immer diese Behauptung in die Welt gesetzt hat, hat nicht unrecht ^^



    Auch der Ort selbst, klein-nett und pittoresk, hat viel für sich und lädt zu einem Bummel ein, bei dem einem garantiert keine Zusatzkosten in Form so überflüssiger Erfindungen wie Softeis- oder Andenkenbuden drohen :thumbup:



    Aber unbeobachtet waren wir natürlich nicht, wie Ihr auf dem ersten Kunoybild sicher schon erspäht habt, :search: gibt es doch direkt am Ortseingang einen äußerst wachsamen, aber besucherfreundlichen Türsteher :mosking:



    Übrigens hatte ich gerade zuvor eingedenk des deutschsprachigen Herangehens an den Namen Kunoy die bisherige Absenz von Kühen auf den Färöern moniert :laugh1: Ganz offenbar hat der Archipel in gewissen Grenzen wunscherfüllende Eigenschaften :mosking:


    Und wenn man jetzt denkt, man sei am anus mundi angekommen, dann hat man sich getäuscht. Auch Kunoy ist auf Besucher eingerichtet, wozu sich in der Gemeindeverwaltung Toiletten, Duschen und wohl auch ein Schlafraum für Wanderer vorgehalten werden, die alle tipptopp sind :thumbup: Und am Ortseingang lädt ein Tisch mit Bänken zur Rast ein, die wir dank meiner Kochkiste mit frischem Kaffee veredeln konnten :tee: Ansonsten war aber deutlich zu erkennen, dass es auf den Nordinseln deutlich ruhiger zugeht, als auf den Hauptinseln. Waren uns dort immer mal wieder seit der NORRÖNA bekannte Autos mit ausländischen Kennzeichen begegnet, so waren wir nun absolute Exoten geworden ;)


    Anschließend ging's zurück auf Borðoy und die Insel wurde durch zwei Tunnel traversiert und bei Norðdepil über einen weiteren Straßendamm Richtung Viðoy verlassen wurde. Nördlicher als auf dieser Insel kann man auf den Färöern nicht kommen, und herrlich spektakulär ist es auch, gerade, wenn man aus dem neuen Straßentunnel kommt, durch den der Weg nach Viðareiði seit 2016 verläuft. So gab es mit dem Blick auf Svinoy und Fugloy einen Ausblick auf den weiteren Verlauf des Tages und voraus einen atemberaubenden Blick in Richtung Kap Enniberg :8o:



    Von Viðareiði gab es einen herrlichen Ausblick auf die Nordspitzen von Borðoy, Kunoy und Kalsoy



    sowie Kirche und Pfarrhaus direkt an der Küste:



    Leider war der Pastor nicht zu Hause, weshalb auch an den Kirchenschlüssel kein Herankommen war. Entegen der üblichen Gepflogenheiten ist die Kirche von Viðareiði nämlich aufgrund ihrer reichen Ausstattung meist verschlossen. Das Altarbild ist italienischer Provenienz und eine Kopie des Altarbilds von Santa Maria del Suffragio in Rom, das Altarsilber eine Gabe der britischen Regierung für die Rettung der Besatzung der Brigg MARWOOD aus Seenot im Jahr 1847 und das silberne Kruzifix ist ein Geschenk des Hamburger Kaufmanns Thomas Köppen aus dem Jahr 1551. Das hätte ich natürlich gerne gesehen, aber ich wollte ja keinen Hotspot, und wenn Herr Pastor einkauft, dann kauft er eben ein :laugh1:


    Danach ging es wieder zurück Richtung Hvannasund, wo der zweite Teil des Tages auf uns wartete, die Reise der RITAN :dance3:



    But that's another cuppa... ;)

  • @BRITANNICUS
    Schön zu erfahren, daß die RITAN ( Dreizehenmöve) noch als Postboot zu den Nordinseln fährt .
    Das war auch eine von den schönen Bootsfahrten, die wir 2011 u.a gemacht haben.
    Natürlich war und ist das Tunneldurchfahren auf den Färöer eine spannende Sache. Auf der Fahrt durch die Insel Kalsoy (auch Blockflöte genannt) durch x- Tunnel bis zum Ende war der aufregendse Tunnel der einspurige und ohne Licht! Wir kamen aber heil hin und zurück.



  • Wenn es mit dem Auto nicht mehr wirtschaftlich weitergeht, dann nimmt man den Bus - und wenn es keine Straße mehr gibt, dann wäre es gut, wenn der Bus schwimmen kann. Die RITAN ist so ein schwimmender Omnibus, wird von der staatlichen Nahverkehrsgesellschaft Strandfaraskip Landsins betrieben und bedient die Linie 58 von Hvannasund nach Svinoy auf der gleichnamigen Insel sowie nach Hattarvík und Kirkja auf Fugloy. Und das Schöne ist, dass es sich um einen Ringverkehr handelt ^^ Das hatte ich während der Hibernation schon ausbaldowert, und es war klar, dass Renate und ich uns diese Tour in den äußersten Nordosten des Archipels nicht entgehen lassen würden. Und das noch Schönere ist, dass man die Rundfahrt zum Nahverkehrstarif bekommt - und da Ausgangs- und Endhafen derselbe sind, ist es eben eine einfache Fahrt und kostet die fürstliche Summe von 40 kr. pro Kopf :dance: Das könnten doch auch Hurtigrutens mal nachmachen - oder Havilas ab 2021 einführen :laugh1:


    Man muss aber schon den Fahrplan studieren. Im Sommer sind es mehrere Regelabfahrten pro Tag, im Winter gibt es davon aber nur eine plus eine Bedarfsabfahrt. Für diese T-Abfahrten muss man bis zwei Stunden vor dem Termin angerufen haben, will man nicht vergeblich auf die RITAN warten oder sie menschenleer am Pier vorfinden ;) Den Anruf konnte ich mir aber schenken, denn wir waren vor dem Abstecher nach Viðareiði schon durch Hvannasund gekommen und ich hatte mit dem Fährmann geschnackt, der erzählte, er sei bereits angerufen worden :thumbup:


    Übrigens hat sich die dreiköpfige RITAN-Crew richtig gefreut, dass wir einfach so die Rundfahrt gemacht haben, warnten uns aber vorher, dass es über drei Stunden dauern würde ;) Dafür gab es unterwegs immer mal wieder Ansprache und Infos, sodass Renate und ich jetzt auch wissen, in welchem Haus der Steuermann der RITAN aufgewachsen ist :)


    Und die Fähre ist nicht nur Omnibus, sondern auch Lastesel. Während des staatssklaveneinflussfreien Einschiffens ("Just come aboard" :thank_you: ) lief der Ladebetrieb weiter und erlaubte einen Rückblick in ein Geschehen, dass im Norwegen vor der großen Straßenbauwut vielerorts zum Alltag gehörte, als Lokaldampfer oft die einzige Verbindung vieler Dörfer zur Außenwelt waren ^^



    Und dann ging es auch schon los und Hvannasund sackte achteraus:



    Wie man sieht, kommen auch Nocksteher auf der RITAN voll auf ihre Kosten ;) Und so war es erstmal Zeit, sich einen Überblick über die färöische Variante des Fliwatüt zu verschaffen, die durchaus Ähnlichkeiten mit einigen Features der LOFOTEN aufweist, z.B. das Gepäckrack und den Durchgang an Deck. Auch die Steuerbord achtern liegende Treppe ist besonders, da auf Svinoy und Fugloy ohne Hühnerleiter an tidenbetroffenen Piers ein- und ausgestiegen wird. So lässt sich jeder normale Höhenunterschied ausgleichen :good3:




    Und auch der Schutz gegen die Unbilden des nordatlantischen Wetters ist mit dem herrlich einfachen Salon unter Deck gewährleistet. Man kann dort sogar Zehnkronenstücke gegen Kaffee eintauschen :tee: ^^



    Aufgrund der Witterungsbedingungen wurde Svinoy von Westen her angelaufen, sodass es erst einmal duch den Svínoyarfjørður vorbei am Havnartindur und den im Süden von Svinoy liegenden Múlin herumging - und dabei ging es quasi "immer an der Wand lang" :mosking:





    Dabei kann man im Gestein gut den vulkanischen Ursprung der Färöer erkennen, der auch zu den Tempelbergen führt, da die Gesteinssorten unterschiedlich schnell erodieren. Im Nationalmuseum in Tórshavn ist das prima erklärt, aber ich habe das Meiste schon wieder vergessen... :whistle3: :blush2:



    Schließlich lag dann Svinoy voraus und wurde immer größer - wenn man bei diesen kleinen Flecken dieses Adjektiv überhaupt verwenden darf ?(



    Doch wie festmachen? Ich konnte keinen Hafen sehen ?( Renate auch nicht... Würden die Passagiere für Svinoy etwa schwimmen müssen und die Fracht an Schwimmschläuchen hinter sich herziehen müssen? Mitnichten! Es gibt einen kleinen Pier, an dem die RITAN zielstrebig längsseits ging und für die Aussteiger und den Löschvorgang vom Kapitän bestimmt mit dem Bugstrahlruder gegen die Kaimaier gedrückt wurde :thumbup:



    Bei der Ansteuerung war mir ein mit Mauern übersäter Hang aufgefallen, der offenbar brach lag. Was wollte mir das sagen?



    Ich hab' es dann einfach mal mit dem versucht, was ich landläufig so Norwegisch nenne und einen der Aussteiger gefragt. Der erzählte dann, dass der Ort Svinoy früher viel mehr Einwohner hatte, es gab auch Rinderzucht usw., aber eben noch keine Fähre. Die Leute waren also auf Selbstversorgung und Futterproduktion für den Winter angewiesen. Die Mauern sind also die verfallenden Überreste ehemaliger Gemüseäcker und Heuwiesen, die nach dem Prinzip der in Großbritannien verbreiteten walled gardens funktionieren :8o: Dadurch wird ein das Pflanzenwachstum fördendes Mikroklima geschaffen.


    Übrigens ist das gesprochene Färöisch dem Norwegischen ähnlicher, als dem Dänischen, das viel verwaschener gesprochen wird. Die altertümlich-altnordischen Flexionen und Schreibweisen fallen dann meist so weg, dass es mit Norwegisch ganz gut passt :thumbup:


    Der Aufenthalt war nur kurz, Landgänge zwischendurch sind nicht vorgesehen, und es ging flugs weiter Richtung Fugloy:



    Zunächst wurde nach altbekanntem Prinzip Hattarvik angelaufen.



    Danach kam Kirkja an die Reihe, wo der Ladeverkehr ohne Leute auf der Pier ablief, dafür aber mit einer netten Grotte achteraus ;) Die Fracht, inklusive einen Blumenstraußes, wurde einfach auf der Pier abgestellt und gegen Wegwehen gesichert, dann ging es weiter.



    Erneut führte die Reise der RITAN außen um Svinoy herum, das erneut angelaufen wurde, um Passagiere und ein Kraftvehikel zu laden - die Angelegenheit wurde immer hurtigrutesquer :locomotive:



    Während der Rückfahrt zog draußen die Dämmerung herauf, der Salon mit seinem Geld in Kaffe-Tausch lockte ein wenig, und die Tour fand einen kommoden Ausklang, bevor wir fröhlich von den drei "Ritanern" verabschiedet wurden.



    Takk fyri, wie es auf den Färöern heißt, die Tour war echt der Hammer und das Highlight der Tage auf den Schafsinseln, auch wenn das jetzt gegenüber den anderen Orten, die wir gesehen haben, sehr gemein ist :pardon:


    Auf dem Rückweg galt es noch die Tunnelmaut zu entrichten. Die 100 kr. gelten für die Hin- und Rückfahrt und müssen an Tankstellen bezahlt werden - bloß dass immer die erste, die ich nach der Tunnelrückfahrt aufsuchte, gerade nicht zuständig war. Es war immer die Konkurrenz. Fragte ich bei Magn, so wurde ich zu Effo geschickt und umgekehrt. Zum Glück gibt es nicht noch weitere Tankstellenbetreiber auf den Färöern :laugh1:


    Voller Eindrücke kamen wir also im Dunklen wieder nach Tórshavn, natürlich viel zu spät für den Lammbraten im Fressoir des Hotels. Aber den hatten wir ja auch gar nicht gebucht, und so erleichterte ich die Kochkiste um zwei Schnellgerichte zum Aufbrühen, die mit Hilfe des Wasserkochers zubereitet und dann verspeist wurden, bevor Morpheus seine Macht demonstrierte :sleeping:


    Doch hätten wir bloß nicht beim Betreten des Hotels im Scherz darüber gesprochen, wie formvollendet Sascha Hehn auf der RITAN die Cocktails gereicht hätte - in einem der Designersessel muss Madame B. gesessen haben =O


    But that's another cuppa... ;)



  • R.: "Wir müssen in Zukunft einfach vorsichtiger sein."
    O.: "Wie bitte?"
    ?(
    R.: "Zieh endlich die Anstaltspackung Watte aus Deinen Ohren!" :punish:
    O.: "Hä?... Ach so, ja hatte ich vergessen, dass ich die noch in den Gehörgängen hatte
    :pardon: "

    R.: "Ich sagte, wir müssen in Zukunft vorsichtiger sein."
    O.: "Ja, glaub's auch, diese kugeligen Designersessel sind einfach ein zu gutes Versteck."
    R.: "Kein Wort mehr über Cocktails, Chefkellner und einstmals junge Schauspieler mehr, wenn Bömmelmanns auch nur in der Nähe sein könnten, klar? Noch so eine Nacht mit wolfsgeheulgleichem Wehklagen in den Gruftgängen halte ich nicht aus!
    :grumble: "
    O.: "Warum hast Du denn nichts unternommen? Ich meine, Du hast doch die Harpune aus dem Walfangmuseum organisiert und bei Dir im Schrank - hast Du jedenfalls gesagt..."
    R.: "Na, die ist rostig und verbogen, willst Du etwa, dass ich mich selbst harpuniere, oder was?
    :thumbdown: "
    O.: "Harpunen sind auch nicht mehr, was sie einmal waren..."
    R.: "So, und nun iss' Dein Frühstück, sonst bleibt es heute den ganzen Tag so nebelig. Das bringt mich aus meiner Urlaubslaune
    :help: "

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