Weiße Nächte mit der weißen Lady – Oder: Mit MS Albatros einmal rund um die Ostsee

  • Ja das stimmt, der nächste Tag war sehr schön :thumbup:
    Der Flieger aus Oslo war eigentlich pünktlich, wir mussten dann aber eine Weile auf unseren Koffer und noch viel länger auf den Bus warten, der uns in die Stadt brachte. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal ;)

  • 19. Juni 2017 – Turku


    08:00 Uhr: Heute morgen regnet es tatsächlich. Hallo?!? Was bitte soll das denn?!? Nach Durchsage des Kreuzfahrtdirektors soll es aber ab 9 Uhr aufklaren. Im Moment zeigt der Fernseher trotzdem schon 15°C an. Kalt isses also nicht. Heute haben wir wieder mal „ausgeschlafen“. Der Bordwecker dudelt 7 Uhr los und halb acht raffe ich mich auf und gehe ins Bad. Dreimal dürft ihr raten, wer schon neben uns im Hafen liegt... genau... die Ocean Majesty :D


    23:45 Uhr: Diese Nacht werden die Uhren wieder vorgestellt, so ein Glück. Wir sind nach dem Frühstück mit Annette vorgefahren. Karsten legt sich noch eine Stunde aufs Ohr. Da wir im Hafengelände nicht herumlaufen dürfen, fährt ein kostenloser Shuttlebus vom Schiff bis ins Zentrum von Turku. Wir besuchen zu dritt erst mal die schöne alte Markthalle von 1896 und gehen hinterher in einem Supermarkt Taschentücher und zwei Büchsen finnisches Bier kaufen. Als wir da wieder rauskommen, ist der Himmel blau und die Sonne strahlt. Na geht doch :8):


    Wir bummeln zum Dom von Turku, dessen Bau Ende des 13. Jahrhunderts begann. Er ist die älteste erhaltene Kirche auf dem finnischen Festland. Von außen sieht er sehr schlicht aus und auch die Gestaltung im Inneren ist meilenweit entfernt vom russischen Prunk, den wir in den Kirchen St. Petersburgs gesehen haben. Aber ehrlich gesagt, gefällt mir das hier deutlich besser ^^


    Danach sammeln wir Karsten an der Bushaltestelle ein und gehen mit ihm noch mal in die Markthalle, um uns was zum Mittag auf die Hand zu holen. In der Markthalle gibt es ein sehr schönes WC, dass zum Gück nicht auf dem Stand von 1896 ist :rolleyes:


    Zum Nachtisch holen sich Annette und Karsten am Fluss Aurajoki veganes Eis in ganz verrückten Sorten. Es schmeckt aber nicht wirklich gut und sie versuchen beide, mir ihre Reste aufzuschwatzen :mosking:
    Das Wetter ist wieder mega und wir laufen den Fluss entlang bis zur Burg von Turku. Unterwegs machen wir eine Pause und vernichten das finnische Bier.


    Die Burg ist das größte erhaltene mittelalterliche Bauwerk Finnlands. Vor der Burg hält auch der Shuttlebus und wir können bequem zurück zum Schiff fahren. Das ist heute ein schöner entspannter Tag. Turku war mir vorher vollkommen unbekannt, aber für einen Kreuzfahrttag ist es sehr angenehm hier. Mit dem Forum Marinum gibt es auch ein großes Seefahrtsmuseum als Schlechtwettervariante.


    Davor liegt als Museumsschiff der Dreimaster „Suomen Joutsen“ (1902 in Frankreich gebaut).


    17:00 Uhr verlassen wir Turku und genießen die Ausfahrt durch die Schären auf den Außendecks. Die Ocean Majesty läuft kurz nach uns aus. Am Abend trennen sich unsere Wege, wir sehen sie backbord gen Kiel entschwinden.


    Die mitternächtlichen Daten: 15°C, Windstärke 5, Seestärke 0, Meerestiefe 40 Meter. Wir sind mit 10,7 Knoten auf dem Weg nach Stockholm. Noch 100 Seemeilen bis dahin.

  • 20. Juni 2017 – Stockholm


    23:30 Uhr: die aktuellen Daten – 14°C, Windstärke 3, Seestärke 1, Meerestiefe 60 Meter, knapp 12 Knoten Fahrt.


    Zum Glück ist morgen ein Seetag. Diese Reise ist wunderschön aber anstrengend. So viele Städte, so viel Kultur. Entgegen der Vorhersage im Tagesprogramm ist es heute trocken in Stockholm. Die grauen Wolken vom Morgen verzogen sich dank des frischen Windes rasch und so gab es einmal mehr blauen Himmel und Sonnenschein und Dekowolken :rolleyes: Halb sieben kommt die erste Durchsage zur Anfahrt auf Stockholm und kurz darauf stehe ich vorne am Bug. Annette und Karsten sind auch schon da. Jens bummelt noch in der Kabine herum. Da es wirklich frisch ist heute früh, gönnen wir uns am Early Bird-Frühstücksbuffet auf dem Lido-Deck einen heißen Kaffee und ein Croissant.


    Wir erreichen Stockholm.


    Gegen 8 Uhr machen wir neben dem Terminal der Viking Line fest, etwa 3 Kilometer von der Altstadt entfernt, mit tollem Ausblick. An Steuerbord können wir sogar das Vasamuseum sehen.
    Da Annette und Karsten schon mal ein paar Tage in Stockholm waren, sind sie heute unsere persönlichen Reiseführer :D Wir kaufen uns Tagestickets für die Öffis (120 Kronen) und setzen mit der Fähre zum Vasamuseum über. Ein paar Minuten stehen wir in der Schlange am Museum, aber es geht recht flott und wir sind drin. Annette und Karsten besuchen derweil den ersten Eisbrecher Schwedens, der direkt hinter dem Museum im Wasser liegt.



    Vom Vasamuseum bin ich echt begeistert. Dem 1628 gesunkenen Schiff so direkt gegenüber zu stehen ist ziemlich beeindruckend :8o:



    Hinterher fahren wir mit dem Bus in die Altstadt und bummeln am Schloss vorbei durch die Gassen.



    Mittags gibt es lecker Köttbullar und hinterher erstehen Jens und ich in einem Krimskramsladen zwei Tassen, die jetzt gemeinsam mit den beiden letzten Mitbringsel-Tassen aus Tromsø den Küchenschrank bevölkern.


    Zum Nachtisch gibt’s noch was Süßes ^^



    Die engste Gasse Stockholms.



    Weiter geht es mit dem Bus zum Rathaus und zum Bahnhof, um in einem Supermarkt Knäckebrot zu kaufen.
    Im/Am Rathaus:


    Zu guter Letzt nehmen wir den Bus zurück zum Schiff. Dabei rollt uns im Bus noch ein mürrischer Senior mit seinem Rollator über den Fuß. Als Jens ihm beim Aussteigen helfen will, erntet er eine schwedische Schimpftirade. Einen Moment denke ich erschrocken, dass wir schon wieder zu Hause in Chemnitz sind... Puh, Glück gehabt.... doch noch Urlaub... :laugh1:


    17 Uhr sind wir wieder an Bord. 18 Uhr legen wir ab und der Kapitän dreht das Schiff direkt vor der Altstadtkulisse. Dazu gibt es Freibier. Herz, was willst du mehr. Das Ganze nennt sich laut Tagesprogramm „Mitsommer Dämmershoppen“ und ist mit sogenannter „Stimmungsmusik“ verbunden :lol: Die Fahrt durch den Schärengarten ist dafür wunderschön und entschädigt das Vorprogramm :girl_sigh:


  • Danke, liebe Tanja, für das Wiedersehen mit Stockholm.
    Stockholm zur Mitsommerzeit zu erleben hat schon etwas. Und deine Bilder sind so lebendig wie deine Erzählung.
    Ich dachte immer, eine Kreuzfahrt wäre erholsam, aber nachdem, was du schreibst und beschreibst wird einem, wenn man etwas sehen will, doch einiges abverlangt. Da kommt ein Seetag sicher immer gerade recht.
    Ich freue mich auf die Fortsetzung.
    Liebe Grüße von
    Trollebo

  • 21. Juni 2017 – Seetag


    23:30 Uhr: Die aktuellen Daten – 12 Knoten Fahrt, 15°C, Windstärke 4, Seestärke 2, Meerestiefe 120 Meter, noch 52 Seemeilen bis Kopenhagen.


    Endlich ein Seetag. Das ich das mal sagen würde... :mosking: Ausschlafen ist doch was herrliches. Wieder einmal ist der Himmel blau und in der Sonne lässt es sich trotz der kühlen 17°C gut aushalten. Im Wesentlichen haben wir den Tag mit Essen und Faulenzen verbracht :rolleyes:


    Heute Abend gibt es bereits die Abschiedsgala und hinterher das „Buffet Magnifique“. Wir sind für die zweite Sitzung eingeteilt. D.h. wir sind erst 20 Uhr mit Abendessen dran. Ein guter Grund, ausgiebig beim Kaffee und Kuchen zu zuschlagen :D Die zweite Sitzung hat den Vorteil, dass wir nicht auf die Uhr gucken müssen.


    Im Vorfeld haben alle Gäste die Möglichkeit, dass Buffet unzerstört zu fotografieren.


    Kapitän Hansen hält vorher in der Atlantik Lounge eine unterhaltsame Rede. Er betont, dass die Kleidung in den letzten Tagen nicht in der Wäsche eingelaufen ist :whistling: Außerdem weist er darauf hin, dass an Bord über alle Bereiche hinweg mehr als 20 Nationen arbeiten – friedlich und in Harmonie – das sollte überall so sein und ich bin da vollkommen einer Meinung mit ihm!


    Gestern haben wir übrigens nach dem Abendessen eine Küchenführung mitgemacht. Da konnte man sich vorher für anmelden. Nach dem abendlichen Tischweinkonsum gab es vor Betreten der heiligen Küchenräume auch noch eine Desinfektion von Innen :wacko: Der Küchenchef macht die Führung höchstpersönlich und wir sehen die ein oder andere bekannte Person aus „Verrückt nach Meer“.


    Der Restaurant-Chef und seine Vertreter sind sehr aufmerksam: unser Tischkellner Rodelio bekommt immer mal eine Ansage, wenn er nicht ordnungsgemäß von der rechten Seite serviert oder manchmal sogar die Teller einfach quer über den Tischt reicht oder seine – ich nenne sie mal „Servier-Vorbereitungs- und Abräumkommode“ - nicht in Ordnung hält (eine Seite sauber – eine Seite benutzte Sachen). Danach guckt er immer noch finsterer als ohnehin schon. Und die kleine Tanja ist vom Beobachten abgelenkt und Esmael füllt das Weinglas auf... :fie:


    Morgen beginnt unser Stadtrundgang in Kopenhagen bereits 9 Uhr. Wir müssen also wieder mal zeitig raus aus den Federn...

  • 22. Juni 2017 – Kopenhagen


    00:00 Uhr: die aktuellen Daten – 14 Knoten Fahrt, 18°C, Windstärke 5, Seestärke 2, Meerestiefe 30 Meter. Noch 91 Seemeilen bis Kiel.


    Heute steht wieder Regen im Programm. Früh sieht es aber noch gut aus und wir starten den Stadtrundgang trockenen Fußes direkt am Schiff. MS Albatros liegt an der Langelinje. Bis zur kleinen Meerjungfrau ist es also nicht weit und sie ist auch das erste Ziel. Obwohl noch recht früh, ist sie bereits dicht belagert von Japanern. Gegenüber liegt ein Militärschiff, dass unser Stadtguide als „Zerstreuer“ bezeichnet. Das ist definitiv mein Versprecher des Tages :laugh1:


    Weiter geht es quer durch das Kastell von Kopenhagen...


    … und zur anglikanischen Kirche St. Alban's und dem daneben liegenden 1908 eingeweihten Gefion-Brunnen.


    Nächster Halt: Schloss Amalienborg.


    Am Nyhavn. Mittlerweile ist es einheitsgrau am Himmel.


    In einer der Straßen entdecken wir diese Himmelsstürmer-Rose :8o:


    Punkt 12 Uhr sind wir zur Wachablösung wieder am Schloss. Da geht meine Fantasie etwas mit mir durch: Ich stelle mir vor, wie Königin Margarethe am Fenster steht und sich über die Touristen amüsiert, die von den Polizisten immer wieder von den Laufwegen der Garde verscheucht werden. Da sie ja leidenschaftlich und viel raucht, zündet sie dabei aus Versehen die Gardinen an... :whistling: Es weht keine Fahne am Schloss, sie ist also leider nicht da. Nur Kronprinz Frederik weilt im Moment in der Stadt.


    Die Ausflugsgruppe läuft von hier zurück zum Schiff und wir seilen uns ab.
    Die Frederikskirche, auch Marmorkirche genannt (Grundsteinlegung 1749, aber erst 1894 geweiht).


    Zum Mittag gibt es eine Pølser auf die Hand. Sehr lecker. Danach fallen ein paar verirrte Regentropfen vom Himmel, aber da wir ja alle brav aufgegessen haben, verzieht sich die Regenwolke schnell wieder :D


    Unterwegs...


    … zum Königsgarten mit Schloss Rosenborg. Man achte auf die akkurat geschnittenen Bäume... :huh:


    …und endlich eine Bank. Da haben alle gut lachen :D


    Auf dem Rückweg zum Schiff entdecken wir dann noch diese lauschige Ecke :love:


    18 Uhr verlassen wir Kopenhagen und fahren rechts an der Öresundbrücke vorbei. Über uns fliegen immer wieder ziemlich tief Flugzeuge hinweg, weil auf der Steuerbordseite der Flughafen der Stadt liegt. Morgen wechselt in Kiel der Kapitän. Morten Hansen übergibt an seinen Landsmann Jarle Flatebø. Es gehen ja auch die Dreharbeiten für Verrückt nach Meer zu Ende. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
    Da es im Nord-Ostsee-Kanal morgen vermutlich wieder Stau gibt, werden wir laut dem neuen Tagesprogramm bereits 13 Uhr dort ablegen. Ein Schiff darf die Passage durch den Kanal erst 2 Stunden vorher beantragen (hat der Kreuzfahrtdirektor erzählt) und da die Einfahrt in den Kanal für etwa 15 Uhr geplant ist, liegen wir sozusagen dann in „Lauerposition“ in der Förde.

  • 23. Juni 2017 – Kiel


    07:45 Uhr: Eben am Ostseekai festgemacht. Heute früh ist es sehr düster. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. Es sind aber schon 17°C laut TV. In der Nacht war ich nach Mitternacht einmal munter und es sah trotz der Dunkelheit sehr ungemütlich aus. Es blitzte ständig und die Schiffe, die ich aus dem Bullauge heraus erspähen konnte, wurden gespenstig angestrahlt. Es ist recht viel Verkehr auf diesem Teil der Ostsee.
    Gleich gehen wir frühstücken. Viel Zeit in Kiel haben wir nicht, aber zum Beine vertreten reicht es schon. Heute Nachmittag muss ich ja anfangen mit packen... ;(


    Rückblick: Das Wetter am Vormittag ist wirklich eklig: Sprühregen – der Albtraum jedes Brillenträgers. Wir laufen erst einmal Richtung Schwedenkai und schauen uns die vielen tollen Segelboote an, die wegen der Kieler Woche herum liegen. Dann laufen wir in die andere Richtung entlang der Förde.


    Heute gibt es ein kleines Familientreffen, denn schräg vor uns macht die Black Watch fest. Die Ähnlichkeit lässt sich wirklich nicht verleugnen :rolleyes:


    Auf dem Rückweg kommen uns Annette und Karsten entgegen und laufen direkt wieder mit zurück. Zum Trösten holen wir uns ein Eis. Der Jens kann sich wieder nicht zurück halten und hat sein halbes Eis schon verputzt, ehe Karsten das Foto gemacht hat.... :icecream:


    Wir sind pünktlich wieder an Bord und kurz darauf kommt die Durchsage, dass wir nun doch länger am Kai liegen, weil es wohl jetzt schon Stau am Kanal gibt. Ich nutze die Zeit nach dem Mittag und packe unsere Sachen zusammen so weit es geht.
    Die Sonnenliegen sind heute nicht gefragt. Dafür versucht die Crew, mit etwas Deko Farbe ins Grau zu bringen.


    Der Bussard macht sich mit Rauchzeichen auf den Weg.


    Zur Kaffeezeit müssen wir den Liegeplatz räumen und gehen vor der Kanaleinfahrt in Warteposition. Und da liegen wir nun.... und liegen …. und liegen. Hin und wieder kommt ein hübsches Segelboot vorbei. Zum Abendessen liegen wir immer noch da. Dann wird es irgendwann dunkel und wir liegen immer noch da. Die Black Watch fährt hell erleuchtet an uns vorbei. Und richtig... wir liegen immer noch da. 23 Uhr tut sich was, wir bewegen uns. Halleluja. Schon jetzt ist aber klar: Wir werden nie im Leben morgen pünktlich in Bremerhaven sein...

  • @Tanja
    Danke für die schönen bunten Bilder vom Buffet- ob ich da wohl hätte zugreifen mögen ?
    Aber auch ein fröhliches Wiedersehen mit dem bunten Kopenhagen hast du mir ermöglicht. Richtig dänisch hyggelig-ist das Wort ganz richtig ?
    Aber auch die Fotos mit maritimen Motiven lassen mein Herz höher hüpfen: Auf einem Schiff sein ist für mich das größte Glück, deshalb liebe ich alle Fotos von Schiffen.
    Und wie hat das wohl mit der Durchfahrt durch den Nord-Ostsee-Kanal geklappt?
    Letzten Sonntag hatte die Sendung "Landpartie"mit Heike Götz im NDR den Nord-Ostsee-Kanal zum Thema. Da mußte ich natürlich an eure Fahrt denken.
    Nun bin ich auf deinen Abschlußbericht gespannt.
    Sicher zehrt ihr noch lange von dieser vielseitigen und erlebnisreichen Reise!
    Liebe Grüße von
    Trollebo


    Heute in einem Jahr sind wir den zweiten Tag auf der Polarlys-wenn alles gut geht. B-K-T . Jetzt beginnt schon die Vorfreude und der Countdown.

  • @Trollebo: Auch wenn es verrückt klingt: das Warten auf eine Reise hat einen besonderen Reiz. Die Vorfreude ist so etwas Schönes und muss gepflegt werden, schließlich ist die eigentliche Reise dann immer viel zu schnell vorbei :D Und Hurtigruten im Herbst ist etwas Wunderbares. Das haben wir 2014 festgestellt :love:


    24. Juni 2017 – Bremerhaven und die Heimreise...


    Am Morgen des letzten Reisetages blicke ich aus dem Bullauge und sehe „graue Suppe“. Wir sind schon aus dem Kanal raus und laut dem Schiffs-TV nähern wir uns Cuxhaven. Es besteht also überhaupt kein Grund zum Stress und wir gehen in aller Ruhe frühstücken. Bis um 9 Uhr müssen wir die Kabine geräumt haben. Danach geht die Suche nach einem Plätzchen los, wo wir die übrige Zeit bis Bremerhaven verbringen können. Drinnen sind alle öffentlichen Bereiche überfüllt (da merkt man wieder, dass das Schiff so gut wie ausgebucht ist). Schließlich ergattern wir einen Tisch auf Deck 9 an der Kopernikus Bar. Zumindest sitzen wir hier trocken und halbwegs windgeschützt, während MS Albatros gen Bremerhaven düst :girl_witch:


    Durch die verspätete Ankunft kommen wir in den Genuss eines ungeplanten letzten Mittagsessens. Ich spekuliere auf Nudeln mit Wurstgulasch und es gibt: Spaghetti Bolognese :laugh1: Nach der Henkersmahlzeit stehen wir auf Deck 7 und sehen die Columbuskaje rasch näher kommen. Unsere Ablösung steht schon auf dem Aussichtsbalkon und wartet wahrscheinlich genauso sehnsüchtig auf MS Albatros wie wir vor knapp zwei Wochen :rolleyes:


    Nun heißt es Abschied nehmen von Annette und Karsten. Als privat Abreisende „dürfen“ sie das Schiff vor uns verlassen. Wir haben uns kurz nach dem Start der Kreuzfahrt über Phönix-Reisen die Heimreise organisiert. Im Bus nach Leipzig ist zum Glück noch Platz und so sitzen wir halb drei im Bus in Richtung Magdeburg. Ohne Stau kommen wir dort an. Hier teilt sich die Reisegruppe: die Hälfte fährt im Bus weiter nach Berlin und wir steigen um in Richtung Leipzig. Beim Umsteigen kommen sich die bayrischen Mitreisenden in die Quere und es gibt einen deftigen Dialog. Unglaublich wie sich erwachsene Menschen aufführen können... wegen einer Lappalie. Ich denke echt einen Moment, gleich prügeln sie aufeinander los. Und alles nur, weil jemand seine Jacke auszieht, ehe er sich hinsetzt und die anderen einen kleinen Moment warten müssen... :wacko:
    Als wir abends endlich in Leipzig aussteigen, wartet schon unser privates Abholtaxi für das letzte Stück nach Chemnitz. Unsere Freunde haben netterweise eine „Notfallkiste“ für uns eingekauft und im Kofferraum stehen, da wir erst nach Ladenschluss zu Hause ankommen.


    Da sind wir also wieder Zuhause. Wie immer ein komisches Gefühl, so randvoll mit Eindrücken in der eigenen Wohnung zu stehen. Diese Reise wird uns wohl auf die ein oder andere Weise sehr lange im Gedächtnis bleiben. Trotz des holprigen Starts haben wir jede Minute genossen. Im Nachhinein war es eine gute Entscheidung, die Reise trotzdem anzutreten. Sie hat mir sehr dabei geholfen, dass Erlebte zu verarbeiten und Abstand zu gewinnen.


    Zur Kreuzfahrt allgemein lässt sich sagen: super Wetter – super Essen – super Organisation & vor allem auch Information – sehr nettes Personal – wir haben uns wieder pudelwohl an Bord gefühlt. Das schöne breite Umlaufdeck und das offene Heck sucht man bei den „neumodischen“ Kreuzfahrt-Pötten, die wir unterwegs gesehen haben, vergeblich. Natürlich sieht man der weißen Lady an, dass sie nicht mehr die Jüngste ist. Das lässt sich trotz der laufenden Pflege und Modernisierungsmaßnahmen nicht verheimlichen, sowohl in der Kabine, als auch in den öffentlichen Bereichen. Aber gerade das macht eben auch ihren Charme aus, finde ich :girl_sigh:


    Prost auf die nächste Reise... dann wieder mit Hurtigruten. Da sind wir uns schon unterwegs einig. Die Ostseekreuzfahrt sollte ja ursprünglich eine Kuba-Rundreise sein... :pardon:


    Eines meiner Lieblingsbilder: Selfie für Anfänger. Man fummelt am Handy rum und entdeckt einen Tag später, dass man ein Selfie gemacht hat :mosking:


    Auch das ist Freundschaft: ohne viel Worte gemeinsam aufs Meer gucken... :rolleyes:


    …nicht mal unbemerkt sonnen war unterwegs möglich... nur mit Aufpasser und Paparazzi :8):

  • Vielen Dank liebe Tanja für den wunderschönen emotionalen Reisebericht und die tollen Fotos !! :thumbup: :thumbup:
    Ich kann mich deiner Meinung über die MS Albatros nur anschließen, ganz liebe Besatzung, super leckeres Essen und ein nicht zu großes Schiff mit Charme. Nur manchmal wünscht man sich, das Schiff wäre nicht komplett ausgebucht und hin und wieder muss man über den einen oder anderen Mitreisenden den Kopf schütteln.
    Ich verspreche auch von meiner Seite einen Reisebericht, aber es dauert noch ein bisschen.
    Liebe Grüße auch an deine Mitreisenden !!!! :winki:

  • @Tanja
    Auch von mir nochmal:
    Herzlichen Dank für deinen erfrischenden und interessanten Reisebericht.
    Zwischendurch dachte ich schon mal: So eine Reise wäre vielleicht mal eine Alternative zu einer HR-Reise, aber so eine richtige Erholung ist sie ja doch nicht. Der Vorteil liegt einfach darin, daß man immer sein Zuhause dabei hat und kein Hotelzimmer wechseln muß. Aber die Menge der Paxe auf dem Schiff und dann noch vielleicht weitere andere Kreuzfahrtschiffe in den Hafenstädten, wenn auch sicher nicht vergleichbar mit den "schwimmenden Hochhäusern", läßt mich doch schwanken in der Entscheidung für so eine Reise. Wir wählen bei HR deshalb auch gerne die Polarlys, weil sie so schön überschaubar ist.
    Aber vielleicht liegt es auch am Reiseziel. Wenn man eine Reise mit Ziel Grönland buchte, sähe das bei den Ausflügen ja vielleicht anders aus. Hast du damit bzw. mit anderen Reisezielen Erfahrung ?
    Ganz liebe Grüße von
    Trollebo

  • Ich denke, so eine Ostseekreuzfahrt ist einfach geballtes Kulturprogramm und lässt sich im Grunde nicht mit einer "Naturreise" wie Hurtigruten oder auch einer Grönlandreise vergleichen. Aber es ist eben, wie du auch schreibst, schön, immer alle Sachen dabei zu haben und nicht jeden Tag packen zu müssen. Ich würde nie eine 14-tägige Busrundreise mit täglich wechselnden Hotels machen :D
    Wir waren 2015 mit dem Schiff in Grönland, ich schick dir mal den Link per PN, nor :)

  • @Tanja
    Was heißt "PN" und wo finde ich das ? Ich bin noch ein wenig Technik-Anfänger hier im Forum und habe noch nicht alle Möglichkeiten durchprobieren können.
    Mit " Konversation " komme ich jetzt schon mal klar..
    Danke für dein Angebot.
    Ich glaube auch , daß es vom Reiseziel abhängt, ob man eine Kreuzfahrt dieser/ eurer Schiffsgröße mag und verkraften kann.
    Grönland u.a. würde mich schon sehr interessieren
    Liebe Grüße von Trollebo

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