15. Juni 2017 - Tag 1: Anreise und Tromsø
Die Idee dieser Reise war, zur hellsten Zeit des Jahres mehr als eine Woche nördlich des Polarkreises zu verbringen und den Polartag zu erleben – am liebsten natürlich auch die richtig schön scheinende Mitternachtssonne. Dieses Erlebnis wollten wir gern mit Freunden teilen und haben bereits im Juli vergangenen Jahres zu viert diese Tour auf der Finnmarken gebucht.
Aber in 11 Monaten kann viel geschehen und wie Mirja Boes es so schön ausdrückt: Das Leben ist kein Ponyschlecken. Die Reise treten wir nun also nur zu zweit an und leider auch unmittelbar nach der Beisetzung meiner Mutter, die am Vortag 93 Jahre alt geworden wäre.
Das Taxi ist schon um 4 Uhr gekommen, der erste SAS-Flug nach Kopenhagen geht um 6:35, der Weiterflug nach Oslo um 9:15 und ohne dass wir das Gepäck hier holen und neu aufgeben müssen, erreichen wir bequem unsere Maschine um 11:20 nach Tromsø. Ich hatte uns Plätze auf der linken Seite ausgesucht in der Hoffnung, eine schöne Sicht auf die Küstenlinie zu bekommen. @Noschwefi hatte auf dieser Flugstrecke ja sogar einmal die Sieben Schwestern sehen können. Das ist nun meine Erwartung. Leider haben wir bald nach Abflug eine geschlossene Wolkendecke unter uns und bei der Landung pünktlich um 13:10 in Tromsø macht sich Enttäuschung breit. Es regnet heftig. Wir kennen die Stadt von früheren Besuchen her nur bei schönem Wetter.
Da wir für unseren Aufenthalt in Tromsø auch einige Indoor-Aktivitäten eingeplant hatten, rücken diese natürlich sofort auf unserer Agenda ganz nach vorn.
Unser Zimmer im Scandic Ishavshotel hat Blick auf den Hurtigrutenkai. Wie schön! Dort hat nämlich gerade eben die MS Nordkapp angelegt und entlässt ihre Gäste.
Wir lassen unsere Koffer unausgepackt stehen, denn es ist inzwischen 14 Uhr und wir sind hungrig. Also gehen wir gleich wieder hinunter und begeben uns in die Storgata zu Egon, wo wir einen Riesenburger mit Pommes Frites vertilgen. Der Regen hat inzwischen aufgehört und gestärkt gehen wir schnell wieder zum Kai und die Gangway zur Nordkapp hinauf, um uns Besucherkarten für eine Besichtigung geben zu lassen. Wir sind neugierig, denn es handelt sich hier um eines der vier im vergangenen Jahr völlig neu gestalteten Schiffe. So können wir nun endlich selbst das „arktische Design“ in Augenschein nehmen. Wir sind tatsächlich recht angetan von der neuen, kühlen Ausstattung. Schmunzeln müssen wir aber natürlich beim Anblick des Bauernhütten-Ambientes bei der Cafeteria.
Nach dem Besuch der Nordkapp gehen wir am Hafen entlang zum kleinen Polarmuseum.
Seit unserer Spitzbergenreise 2012 war es mein Wunsch gewesen, die Ausstellung endlich wieder einmal zu besuchen. Das Leben der Pelztierjäger in der hohen Arktis wird hier sehr anschaulich dargestellt. Da Tromsø Ausgangspunkt vieler bedeutender Arktisexpeditionen war, weist das Museum auch eine umfangreiche Sammlung von Ausrüstungsgegenständen und persönlichen Dingen der Polarforscher Roald Amundsen, Fritjof Nansen, Hjalmar Johansen usw. auf.
Nach dem Museumsbesuch schauen wir uns die hübschen Holzhäuser in der Sjøgata näher an und schlendern dabei zum Hotel zurück, wo wir die Koffer auspacken und uns ein wenig ausruhen. Dabei können wir aus dem Fenster beobachten, wie die Nordkapp ablegt und ihren Weg nordgehend fortsetzt.
Nach einer Weile zieht es uns wieder hinaus und zur hübschen Storgata. Hier sind umfangreiche Straßenarbeiten im Gange und die Kirche ist leider geschlossen. Wir streben unserem letzten Ziel des Tages entgegen, der allseits beliebten Ølhalle. Nachdem wir der Statue des Brauereigründers Ludwig Mack und dem ausgestopften Eisbären genügend Aufmerksamkeit geschenkt haben, geben wir uns dem Genuss des kühlen Bieres hin.
Den Tag lassen wir bei einem Abendessen in unserem Ishavshotel ausklingen. Nach Mitternacht werde ich noch einmal wach, versäume es aber leider, aus dem Fenster zu blicken. Wie ich später dem Fahrplan entnehme, lag am Kai nämlich ausgerechnet die MS Lofoten. Für einen Besuch der alten Lady wäre ich sogar noch einmal wieder aufgestanden.