16.Oktober --- Tarrafal
Geschlafen habe ich ganz gut, aber der Hunger treibt mich schon früh aus dem Bett. Immerhin habe ich seit gut 24 Stunden nichts mehr gegessen. Frühstück gibt es aber erst ab 8:30 Uhr. Wie ein hungriger Tiger laufe ich ab 7:30 Uhr auffällig unauffällig vor dem Restaurant auf und ab. Als man mir schließlich das gute Frühstück auftischt falle ich regelrecht darüber her. Keine Ahnung was die Angestellten von mir denken.
Auf jeden Fall muss ich nicht alleine frühstücken. Eine kleine (ca. 4 cm lang) grüne Gottesanbeterin sitzt nur ca. 25 cm von meinem Teller entfernt und verspeist in aller Ruhe einen kleinen schwarzen Käfer. Es ist einfach schöner zusammen zu frühstücken
Nach dem Frühstück mache ich mich auf in den Ort. Ich bin mir nicht sicher, ob hier am Sonntag überhaupt die Geschäfte auf sind, aber bereits der erste Minimarkt hat geöffnet. Wie fast alle kleinen Supermärkte auf den Kapverden ist auch dieser Markt in chinesischer Hand. Ich kaufe mir hier einige Flaschen Wasser für die nächsten Tage.
War es direkt nach dem Frühstück noch recht angenehm was die Temperatur betrifft, so wird es nun von Minute zu Minute heißer und heißer.
Auf der langen Straße in den Ort liegt auf der rechten Seite eine große Universität. Schon bei der Anfahrt gestern liefen hier viele Kinder und Jugendliche in Schuluniformen herum. Ich gehe bis zur Hauptstraße und wende mich nach links ins Zentrum des Ortes.
Auf dem zentralen Platz steht auch die Kirche, in der gerade die Messe gehalten wird. Jeder Pfarrer bei uns würde neidisch, wenn er die Menschenmassen sehen würde, die wegen der überfüllten Kirche sogar draußen stehen und durch die offenen Fenster und Türen der Messe folgen.
Ich spaziere in einigem Abstand zur Kirche über den Platz und gehe dann die Straße herunter zur Bucht. Irgendwo muss dort auch der Strand und das Restaurant sein, in dem ich vor zwei Tagen gegessen habe. Sehr attraktiv ist der Ort nicht, aber zumindest kann man unbehelligt hier entlang laufen und wird höchsten freundlich angelächelt.
Ich komme an einem Kindergarten vorbei und dann stehe ich oberhalb der Bucht. Auf der linken Seite ist noch ein kleiner Strand, der aber von den Einheimischen stark genutzt wird. Auf der rechten Seite sehe ich den mir schon bekannten Strand und das Restaurant oberhalb. Bei den Fischerbooten ist heute allerdings nur wenig los. Die meisten Fischer sind wohl in der Kirche.
Die Hitze wird jetzt doch schon fast unerträglich, daher mache ich mich wieder auf den Rückweg zum Hotel. Ich treffe dort den Mitarbeiter der Rezeption und spreche ihn auf das Restaurant-Missverständnis von gestern an. Anschließend verziehe ich mich in mein schattiges Zimmer. Wenig später klopft es an die Tür. Es ist Uschi, die sich auch noch einmal für das Missverständnis entschuldigt. Sie lässt mir dafür eine Flasche Wein zukommen.
Ich schnappe mir dann mein Netbook und setze mich an einen der großen Tische vor dem Restaurant, da hier der Internetempfang am besten ist. Während ich da so vor mich hin tippe, fühle ich mich irgendwie beobachtet. Es dauert eine Weile, bis ich die Gottesanbeterinnen an den Lampen erkenne. Die sind schon eine Nummer größer, als meine Frühstücksgenossin von heute morgen. Ich schätze die Tierchen so auf ca. 12 cm Körperlänge.
Da ich sehr spät gefrühstückt hatte und reichhaltig noch dazu, spare ich mir das Mittagsessen. Uschi hat mir einen guten Tipp für ein Restaurant im Ort gegeben, welches ich heute Abend ausprobieren möchte. Den Nachmittag nutze ich noch zu einem ausgiebigen Bad in der Bucht. Ich bin ganz alleine hier und wohl über eine Stunde gehört die Bucht mir. Nur die laute Musik, die von außerhalb der Anlage herüber dröhnt stört das Idyll. Zumal es sich dabei um eine Art afrikanischen Hip-Hop handelt in erheblicher Lautstärke.
Nach dem Bad warte ich mit der Kamera auf meiner Terrasse, aber ein so toller Sonnenuntergang wie gestern will sich nicht einstellen. Stattdessen ziehen so langsam dichte Wolken von Südost heran. Höchste Zeit sich auf den Weg in den Ort zu machen.
Als ich die Straße vom Hotel zum Ort entlang gehe, wird mir klar, dass die Musik doch von viel weiter her kommt. Ich gehe wieder bis zu dem Platz zwischen den Stränden, hier ist das empfohlene Restaurant. Es ist ein großes Restaurant, das Vistamar, dass erst vor kurzem von einem italienischen Paar eröffnet wurde. Von hier kann ich nun sehen, dass die Musik von einer riesigen Bühne hinter dem Restaurant kommt, in dem ich während der Rundfahrt gegessen hatte. Der große Platz davor ist komplett mit Menschen gefüllt, also eine Art Open-Air-Konzert.
Ich möchte nun auch mal etwas anderes als die kapverdische Einheitskost (zumindest was die Beilagen betrifft – immer gleich angerichtete Kartoffeln, Wurzelgemüse und Reis) essen. Prompt fällt mir auf der Karte eine Lasagne ins Auge und hat schon gewonnen. Als Hauptgericht (hatte ich erwähnt, dass ich Hunger habe?) wähle ich noch gegrillten Oktopus. Dazu gibt es wie immer hier auf den Kapverden ein Bier. Leider wird das Bier hier nur in 0,25 ltr. Fläschchen serviert, daher bestelle ich gleich ein zweites, als mir die Bedienung das erste bringt.
Bereits während der „Vorspeise“ wechselt so langsam die Musikrichtung hin zu gutem afrikanischen Reggae. Jetzt gefällt es mir gleich noch mal so gut hier.
Pünktlich um 19:00 Uhr hört die Musik auf. Schade eigentlich, da hätte ich jetzt noch länger zuhören können. Gut gesättigt mache ich mich wieder auf den Rückweg ins Hotel, während die dunkle Wand am Himmel immer bedrohlicher anrückt. Noch ein wenig lesen, die Moskitos 11 bis 16 erledigen und in aller Ruhe unters Netz kriechen.
Das war definitiv ein schöner Tag und hat über die leider immer noch vorhandenen Darmprobleme ein wenig hinweg getröstet.
– es folgt der 17.Oktober ---