So lange angedroht jetzt ist es soweit. Geplant war kein Reisebericht, da ich zum Zeitpunkt der Reise das Forum noch nicht kannte, nach dem aber schon mehrmals Fragen nach Ostern kam und ich auch noch keinen Reisebericht über eine Gruppenreise gelesen habe will ich das jetzt mal tun.
Nach 2 Teilstreckenreisen und mir im Jahr zuvor die Reise bei Trauerbewältigung unheimlich geholfen hatte und mir dabei klar wurde was mir fehlt, nämlich Ruhe die ich hier bekomme, stand schnell fest das ich unbedingt mal eine längere Reise machen muss. Dass es so schnell wird, war eigentlich nicht geplant aber es kommt halt unverhofft oft. Die Urlaubsplanung lief alles andere als optimal, der Block über Ostern war nicht das Problem. Für den Sommerblock war vereinbart, dass ich den Termin nach meinem Urlaub nachreiche. Da es da eh immer kritisch ist im Sommer/Herbst und meist schieben angesagt ist oder Verzicht auf die Wochenenden. Nach Rückkehr telefonisch bei der Vertretung nachgefragt wie es mit freien Terminen aussieht und den Wunsch notieren lassen. Nütze aber nichts, da der Termin zum Abgabezeitpunkt nicht eingetragen war muss ich nehmen was noch frei ist. Was nun? Beim Stöbern über die Webseite von Hurtigruten was man mit den verfügbaren Urlaubsterminen sinnvolles anfangen kann, ergaben sich 3 Optionen. Überrascht stellte als ich fest das die Nordstjernen wieder für Hurtigruten fuhr. Spitsbergen mit dem Schiff das hätte was. Infrage kam nur die Tour nach Spitsbergen, der Rest passte vom Termin nicht bzw. war mir zu kurz. Die Lady musste noch warten, da es hier zu Problemen mit den Wochenenden bzw. dem Zeitlichen Abstand zum anderen Urlaubsblock kam. Bleib die Wahl zwischen der Panoramatour über Ostern und einer vollen Runde mit der Lofoten nach den Herbstferien. Am Herbst hatte ich so meine Zweifel wie die Wetter- und Lichtverhältnisse sein werden. Das ich einigermaßen Hochseetauglich bin wusste ich zwar, immerhin hatte ich auf meiner ersten Reise, auch mit der Lofoten, auf der Hustadvika schon Windstärke 6-8 mitgemacht und mir ging es dabei bestens, aber Zweifel blieben. Die wurden unerwarteter durch einen Modellbahntermin im Herbst erst mal zur Seite geschoben. Da es aber in mir immer lauter schrie du musst raus du brauchst Schiff wurden alle bisherigen Pläne für Ostern über Bord geworfen und kurzerhand die Panoramatour festgemacht. Ich bin zwar kein Freund von All inklusive Reisen, nur nachdem doch recht viel Zeit ins Land gegangen war, ca. 6 Wochen Vorlaufzeit blieben noch, kam mir das Paket ganz recht. Sogar eine halbwegs preiswerte Innenkabine(372) war noch zu bekommen.
2015 bot Hurtigruten auf einigen Reisen Vorträge durch einen Gastreferenten an so auch bei dieser Tour wo Donald Bäcker, der Wetterfrosch vom ARD-Morgenmagazin, 3 Vorträge zum Thema wie kommt das Wetter ins Fernsehen und Klima/Klimawandel hielt. Hinzu kam kamen noch Vorträge der Gruppenreiseleiter, nicht zu verwechseln mit der Schiffsreiseleitung, zu Leben und Arbeiten in Norwegen und der Geschichte von Hurtigruten. Der wurde zwar dann eher ein Vortrag zur Geschichte der MS Lofoten und Nordstjernen. Übel genommen hat es ihr keiner und die Tatsache das der zur Verfügung gestellte Raum fast zu klein war spricht auch für sich. Die Insider dürften jetzt wissen wer es war. Mir gab sie damit den endgültigen Rest in Sachen Nordstjernen und ab da gab es nur noch ein Ziel du musst wenigstens einmal mit ihr gefahren sein. Wie man in Norwegen das Osterfest begeht war noch die Zugabe, weil die Reise über Ostern ging.
Die Vorträge von Donald Bäcker und über Ostern waren für alle Reisende die deutsch verstehen offen soweit man davon wusste. Sie wurden nicht durch die Schiffsreiseleitung angesagt. Entschuldigt hatte man sich dafür das die Vorträge Tagsüber stattfanden da in den Abendstunden eine amerikanische Reisegruppe immer Kinovorführung machte. War aber zeitlich gut gelöst, da wenn möglich die offenen Seestrecken genutzt wurden und es sind ja keine Pflichtveranstaltungen.
Sonntag 29.03. Das Abenteuer beginnt
In den Reiseunterlagen befand sich ein Infoheft mit dem Reiseablauf wo auch drin stand das man zwischen 12:00 und 13:00 Uhr im Color Line Terminal sein soll und nach der Gruppenreisenummer Ausschau halten solle. Dass die An- und Abreise mit der Bahn erfolgt versteht sich von selbst als Berufseisenbahner. Nur kennt man ja die internen Meldungen was sich alles hinter „Verzögerungen im Betriebsablauf“ verbergen kann und wie schnell mal eine halbe Stunde drin ist oder durch einen verpassten Anschluss man gepflegt 2 Stunden später am Ziel ist und ist endsprechend vorsichtig bei der Wahl der Verbindung. Es traf sich also gut, dass es aus meiner Wahlheimat eine direkte Verbindung nach Kiel gibt. Ist zwar etwas früh aber warum unnötiges Risiko eingehen. Bis Hamburg ging trotz Baustellenfahrplan alles gut, dann kam aber was kommen musste: Streckensperrung wegen Personen im Gleis. Nach ca. 20 min ging es weiter und es kam auch die beruhigende Ansage das in Kiel die Fähren erreicht werden, bei fast 3 Stunden Übergang habe ich mir aber nicht wirklich Sorgen gemacht, ist die Wartezeit wenigstens nicht so lang.
Vom Bahnhof bis zum Anleger ist es nicht allzu weit und der „Pott“ ist auch nicht zu übersehen. Außerdem zeigte sich wieder, der Mensch ist auch nur ein Herdentier, einfach der Masse folgen im Zweifel. Wenn man die Hinweisschilder beachtet braucht man seinen Koffer auch nicht unnötigerweise zu viele Treppenstufen hochschleppen.
Im Terminalgebäude gibt es am Ende der Schalter einen Halbrunden Sondercheckin-Schalter da war auch der Zettel mit der Gruppenreisenummer an der Scheibe zu finden. Da es noch recht ruhig war, habe ich erstmal beobachtet wer sich da so anstellt um das allgemeine Durchschnittsalter festzustellen. Ich hatte fast damit gerechnet den Status des Gruppenkükens zu bekommen aber den konnte ich wohl noch an ein junges Paar abgeben.
Am Schalter gab es neben der Bordkarte für Color Line in dem Fall die MS Fantasy, einen kleinen Notizzettel mit der Sitzplatznummer für die Bergenbahn und einen Infozettel mit dem Ablauf für die nächsten 2 Tage. Danach war warten angesagt die mit dem organisieren von was Essbaren überbrückt wurde. Irgendwann setzte sich die Masse Richtung Boarding in Bewegung also dem allgemeinen Herdentrieb folgen. Auf dem Schiff angekommen erstmal der Schreck wo bist du denn hier gelandet Disneyland lässt grüßen. Der Begriff Musikdampfer trifft es wirklich recht gut.
Kabine war erstaunlich schnell auf Deck 10 gefunden. Eine echte Innenkabine und keine zur Einkaufsstraße die wohl öfters Reisegruppen bekommen wie vom Rieseleiter zu erfahren war. Nachteil da ist, die Fenster sind echte Fenster und die Unterhaltungsscheinwerfer draußen können da schon mal kurz rein leuchten. Kabine entspricht dem üblichen Standard nur bei 2erbelegung sollte der andere für einen selbst das Kuscheltier sein. Ich hatte zum Glück das Doppelbett für mich allein.
Wieder raus an Deck das Ablegen stand an. Kiel verabschiedete sich bewölkt.
In der Kieler Förde war dann erst mal Schiffserkundung angesagt. Hier bin ich das erste Mal an der Schiffsgröße verzweifelt. Nach 3 Runden im Kreis laufen hatte ich endlich meine Kabine wiedergefunden. Wie übersichtlich ist da die Lofoten dachte ich mir. Dass sich diese Aussage im Laufe der Reise noch ändern sollte in Bezug auf Schiffsgröße und sich verlaufen, wusste ich da noch nicht.
Um 17:00 Uhr stand die Infoveranstaltung für die Reisegruppe an mit Begrüßungscocktail in der Tower Bar auf Deck 14. Problem das Deck 14 ist nicht ausgeschildert und zwischen Deck 13 und der Observation Lounge, Deck 15, war nur der Nachtclub zu finden und der war von der Showtruppe als Übungsraum belegt. Die Begrüßung fand dann in einem Nebenraum der Lounge statt. War zwar etwas eng aber Platz ist in der kleinsten Hütte und solange dauerte es ja nicht. Die beiden Reiseleiter(in) stellten sich vor und es wurde nochmal der Ablauf der nächsten Tage erklärt. Es wurde auch gefragt wer schon mal mit Hurtigruten unterwegs war, es waren recht wenige die sich meldeten. Zum Schluss wurde noch eine schöne und hoffentlich halbwegs ruhige Fahrt gewünscht. Speziell er hoffte darauf, schließlich war er seit Silvester schon unterwegs und hatte bis zum Tütenverbrauch schon alles mitgemacht. Es wurden dann noch Schlüsselbänder verteilt mit der Bitte diese bei den Vorträgen zur Kenntlichmachung der Reisegruppe zu tragen. Schön brauche ich mir nur noch einen Kaffeebecher kaufen, den gab es damals ja noch, weil Bordkarte und Schlüsselband bleiben bei mir zusammen und hängen hier an der Wand.
Rechtzeitig zum ersten Höhepunkt der Reise war ich wieder an Deck. Gegen 18:30 Uhr kommt die „kleine“ Brücke über den großen Belt.
Danach war erst mal die Suche nach was Essbaren wieder angesagt, weil irgendwie hatte ich es verpeilt dass Mittag- und Abendessen nur auf dem Hurtigrutenschiff inklusive ist und sonst nur Frühstück. Wer seine Reiseunterlagen liest und auch die Infozettel ist klar im Vorteil. Man hat aber genügend Auswahl um nicht zu verhungern. Auf Show hatte ich keine Meinung und draußen wurde es dunkel und es gab eh nur Wasser zusehen. Da Sonntag war und die ARD im Fernseher gefunden wurde, gab es Tatort als Bettlektüre passenderweise einer aus Kiel.
Gruß vom Rhein
Siggi