Confluentes, Cobolentz, Coblenz, Koblenz – oder – wieder mal zurück zu den Wurzeln


  • Confluentes, Cobolentz, Coblenz, Koblenz – oder – wieder mal zurück zu den Wurzeln




    Nachdem es nun schon wieder dreieinhalb Jahre her ist, dass ich meine Heimatstadt das letzte Mal besucht habe, war es höchste Zeit für eine neuerliche Heimkehr. Auch meine Mutter freute sich sehr, als ich ihr anbot mit zu fahren. Sie ist ebenfalls in Koblenz geboren und es zieht sie auch heute noch gern in ihre Heimatstadt zurück.
    Ein kurzer Anruf bei Renate, die auch schon 2012 und 2011 mit in Koblenz war und schon konnte ich drei Zimmer im Hotel Trierer Hof in Koblenz buchen. Renate würde mit dem Zug an- und abreisen. Dies hatte sich in der Vergangenheit schon bewährt.


    Koblenz, der Name leitet sich aus dem lateinischen Confluentes (die Zusammenfließende) und/oder Confluentia (Zusammenfluss) ab, ist eine der ältesten und (nicht nur für mich) schönsten und lebenswertesten Städte Deutschlands. Im Jahr 1992 feierte die Stadt ihr 2000jähriges Bestehen. Die Stadt bei der Rhein und Mosel zusammenfließen (daher der Name) reiht sich damit in die kleine Riege der mehr als 2000jährigen Städte ein. Ähnlich wie Trier, Köln, Mainz, Speyer, Worms, Augsburg, usw., verdankt sie ihre lange Geschichte den Römern, die all diese Städte einst gegründet haben.


    Heute zählt Koblenz rund 110.000 Einwohner und ist damit die drittgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz. Die Großstadt war seit je her eine klassische Behördenstadt und bis zum Mauerfall die größte Garnisionsstadt der Bundesrepublik Deutschland.
    Durch die Umwandlung der EWH (Erziehungswissenschaftliche Hochschule Rheinland-Pfalz) in eine Universität im Jahre 1990 wird Koblenz Universitätsstadt.
    Nicht erst seit dieser Zeit findet in Koblenz der Übergang von der eher konservativen Behördenstadt in eine moderne und lebenslustige Stadt mit einem riesigen Freizeit und Aktivitätsangebot statt. Den Grundstein dafür hat sicher schon vor Jahrzehnten der langjährige Oberbürgermeister Willi Hörter (†1996) gelegt (OB von 1972 bis 1994 und damit seinerzeit einer der dienstältesten Oberbürgermeister Deutschlands).


    Die Anreise nach Koblenz plante ich für den Mittwoch vor Christi Himmelfahrt und zurück sollte es nach dem Wochenende dann am Montag gehen.


    Mittwoch der 4.Mai 2016


    Da die Verkehrsprognosen für diesen Tag aufgrund des folgenden Feiertages und des Freitags danach als Brückentag (schulfrei in vielen Bundesländern) alles andere als freie Fahrt verhieß, hatte ich mit meiner Mutter einen Start für 9:00 Uhr vereinbart. So konnten wir davon ausgehen, dass der morgendliche Berufsverkehr bereits weg und der sicherlich stattfindende Reiseverkehr erst am Nachmittag einsetzen würde. Zu diesem Zeitpunkt wollten wir dann schon in Koblenz sein.


    Der Plan ging auch weitestgehend auf. Auf dem ersten Streckenabschnitt über die B15N und A93 bis Regensburg war quasi kein Verkehr. Die weitere Strecke über die A3 machte mir schon im Vorfeld große Sorgen, da sich dort zur Zeit viele Baustellen befinden, gerade zwischen Nürnberg und Frankfurt reiht sich Baustelle an Baustelle.
    Zu meiner eigenen Überraschung verlief die Fahrt aber doch recht zügig und störungsfrei. Erst kurz vor Würzburg wurde ein Stau von den Navis angekündigt. Würzburg ist aber ohnehin so ungefähr die Hälfte der Strecke und wie schon früher nutzten wir den Rastplatz Würzburg für eine längere Fahrtpause.




    Der Rastplatz ist wunderschön gelegen, hoch über der Stadt Würzburg. Vom Rastplatz aus hat man einen herrlichen Blick auf die alte Residenzstadt. Ich konnte die Plätze und Gebäude die ich beim Würzburger Forumstreffen im letzten Jahr gesehen und besucht hatte von hier oben gut erkennen.




    Nach der Pause waren die Staumeldungen verschwunden und wir hatten weiterhin freie Fahrt. So waren wir schon bald an Frankfurt vorbei und auf dem Weg nach Norden Richtung Montabaur. Doch kurz vor Bad Camberg erwischte es uns dann doch, Stau vor Limburg.
    Die Navis lotsten uns daher bei Bad Camberg von der Autobahn. Über Nebenstraßen führten uns die Navis bis Limburg. Hier konnten wir den Stau auch auf der Autobahn sehen. Die Fahrt durch Limburg dauerte allerdings auch eine Weile, aber dann konnten wir bei Limburg-Nord wieder auf die freie Autobahn fahren.


    Ich hatte nun erwartet über das Dernbacher Dreieck auf die A48 nach Koblenz gelotst zu werden und war einigermaßen erstaunt als die Navis mich schon in Montabaur von der Autobahn führten und über die B49 nach Koblenz. Erst später erfuhr ich, dass die Autobahnbrücke der A48 über den Rhein wegen Sanierung voll gesperrt ist.




    Kurz nach 14:00 Uhr trafen wir schließlich am Hotel an. Das Hotel verfügt über Parkplätze in der gegenüberliegenden Tiefgarage am Schloss. Nachdem ich meine Mutter und das Gepäck direkt am Hotel ausgeladen habe, parke ich dort das Auto und wir beziehen die schönen Zimmer.
    Von hier haben wir es nicht weit bis zum Görresplatz, wo wir schnell ein Restaurant finden und das Mittagessen nachholen.




    Ich fahre später zum Bahnhof und hole Renate ab, die pünktlich dort eintrifft. Auch sie bezieht schnell ihr Zimmer und den Abend lassen wir dann wieder in dem Restaurant am Görresplatz ausklingen.


    Am morgigen Feiertag wollen wir zuerst meinen Sohn abholen und dann gemeinsam einen gemütlichen Ausflug machen.

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Hallo Jobo,


    als gebürtiger Koblenzer, freut es mich besonders, hier etwas über meine Heimatstadt zu lesen :thumbup: Koblenz ist immer eine Reise wert und es gibt ja auch viel zu sehen und zu unternehmen.
    War heute selbst erst dort, ist aber wettertechnisch nur mit entsprechender Kleidung zu empfehlen.


    Danke für deinen schönen Kurzbericht.


  • Donnerstag der 5.Mai 2016




    In der Nacht lerne ich die Kehrseite einer Stadt mit regem Nachtleben kennen. Da unser Hotel in der Nähe mehrerer Discos liegt (früher gab es hier nur eine in der Nähe), ziehen bis in die frühen Morgenstunden immer wieder lautstark Nachtschwärmer an unserem Hotel vorbei. Selbst bei geschlossenem Fenster wache ich immer wieder durch den Lärm auf, zumal es in der Straße durch die hohen Häuser auf beiden Seiten auch sehr stark schallt.
    Schade, ansonsten ist das Hotel sehr schön. Freundlicher Service, schöne Zimmer und ein gemütliches Frühstücksbuffet. Die Lage des Hotels hat aber auch den Vorteil, dass man mit wenigen Schritten direkt in der Altstadt ist. Da meine Mutter inzwischen auf den Rollator angewiesen ist, habe ich dieses Hotel wegen der kurzen Wege gewählt.


    Nach dem Frühstück fahren wir meinen Sohn in Mendig abholen. Wir einigen uns unterwegs darauf, eine kleine Rheinfahrt mit dem Schiff zu unternehmen. Daher setze ich meinen Sohn und meine Mutter direkt an den Rheinanlagen ab und fahre mit Renate das Auto wieder in die Tiefgarage.
    Als wir danach auch die Rheinanlagen erreichen, haben die beiden schon eine Fahrt ausgemacht. Wir wollen mit einem Schiff der KD (Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG) bis Boppard und wieder zurück fahren.
    Die KD, die es schon seit 1853 gibt, befährt den Rhein im Linien-, Reise- und Ausflugsverkehr mit ihrer großen Flotte. Sie ist übrigens die älteste durchgehend börsennotierte Aktiengesellschaft der Welt. Früher waren es überwiegend Seitenraddampfer mit denen die schöne Mittelrheinstrecke befahren wurde.



    (hier der Seitenraddampfer MAINZ von 1928/1929, der nach einem Umbau 1956 – wegen einer Havarie – noch bis 1980 die Strecke befuhr. Heute liegt das Schiff als Museumsschiff in Mannheim)


    Die Dame am Ticketschalter rechnete hin und her, eine Behinderte mit Begleitpersonen und Personen über 60 Jahre, und kam schließlich zu dem Ergebnis das eine Person frei sei, während die anderen voll zahlen müssten. Wir könnten dann in Boppard an Land gehen, da das Schiff dort 50 Minuten Aufenthalt habe. Ich wies gleich daraufhin, dass wir wohl auch wegen meiner Mutter an Bord bleiben und direkt wieder mit zurück fahren würden. Das sei kein Problem, wir müssten nicht aussteigen.




    So gingen wir kurz danach an Bord der STOLZENFELS, einem 1979 in Dienst gestellten Schiff und damit dem zweitältesten der Flotte. All zu viele Gäste waren nicht an Bord, die Oberdecks jedoch wiesen keine frei Plätze mehr auf. Dort hätte meine Mutter auch nicht hinauf gekonnt, da das Schiff nur über Treppen verfügte.




    Es dauerte nach dem Ablegen nicht lange, bis Koblenz hinter uns zurückblieb. Wir unterquerten die Eisenbahnbrücke und die Südbrücke. Auf der rechten Rheinseite ist die Lahnmündung bei Lahnstein zu sehen. Hier sind Renate und ich schon 2011 entlang spaziert, bevor wir uns mit den Seebären im Wirtshaus an der Lahn getroffen haben. Hoch über der Mündung ist die Burg Lahneck zu sehen. Die 1226 erbaute Spornburg liegt 164 Meter über dem Meeresspiegel. Auffällig ist der 29 Meter hohe, fünfeckige Bergfried.




    Gleich gegenüber thront Schloss Stolzenfels über dem gleichnamigen Stadtteil von Koblenz. Im 13.Jahrhundert als Zollburg erbaut wurde sie erst Anfang des 19.Jahrhunderts vom preußischen Kronprinz zum Schloss umgebaut. Noch heute muss man bei der Schlossbesichtigung in Filzpantoffeln steigen, um die kostbaren Böden zu schonen. Früher stand im Schloss auch ein Modell des Kölner Doms komplett aus Zucker gebaut. Scheinbar existiert dieses Modell immer noch.
    Nur wenige Flusskilometer weiter taucht die schöne Rheinortschaft Rhens auf. Auch hier habe ich schon in früheren Jahren gewohnt. Neben dem Königsstuhl ist vor allen der historische Ortskern mit den vielen Fachwerkhäusern und die teilweise noch gut erhaltene Stadtmauer sehenswert.




    Auf der rechten Rheinseite ragt die Marksburg über dem Ort Braubach hervor. Sie ist die einzige nie zerstörte mittelalterliche Burg am Mittelrhein und beherbergt neben einem Museum auch die Deutsche Burgenvereinigung. Die Vorzeigeburg stand Modell für unzählige Spielzeugburgen, da sie das klassische Bild einer mittelalterlichen Burg verkörpert.
    In den 1990er Jahren wollten Japaner die Burg kaufen, Stein für Stein abtragen und in Japan wieder aufbauen. Glücklicherweise hat die Deutsche Burgenvereinigung dem massiv widersprochen und so mussten sich die Japan mit einer 1:1 Kopie der Burg in Japan begnügen. Inzwischen ist auch die Marksburg Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
    Gegenüber im Rheinbogen erscheint die Ortschaft Spay. Ebenso wie Rhens ist sie eine der an Fachwerkhäusern reichsten Stadt am Rhein. Besonders die große Pfarrkiche St.Lambertus fällt einem sofort ins Auge.




    Jetzt taucht Boppard vor uns auf und wir legen direkt an den schönen Rheinanlagen an. Boppard wurde von den Römern gegründet und war auch einmal fränkischer Königshof und bis 1312 Reichsstadt. Schon seit 127 Jahren existiert das Bellevue Rheinhotel in Boppard. Dahinter ragen die Türme der St. Severus Kirche in den Himmel.
    Renate und ich beschließen einen kleinen Landgang zu unternehmen, während mein Sohn mit meiner Mutter an Bord bleiben. Am Ufer mache ich ein Foto der STOLZENFELS und als ich mich danach noch einmal nach dem Schiff umdrehe, legt dieses ab :search: .
    Zuerst glauben wir noch, das Schiff wolle evtl. nur drehen, doch dann zieht die STOLZENFELS an uns vorbei und entfernt sich von Boppard.
    Nachdem wir den ersten Schock überwunden haben, laufen wir zurück zum Schiffsanleger. Im Tickethäuschen erklären wir den Mitarbeitern der KD, dass sich meine Mutter und mein Sohn noch auf dem Schiff befinden und meine Mutter entsprechend gehbehindert ist. Das Schiff fahre weiter bis Rüdesheim, lege aber immer wieder in den Ortschaften an erklärt man uns. Die Auskunft der Kollegin aus Koblenz sei falsch. Keines der Schiffe fahre nur bis Boppard und dann wieder zurück. Man müsse immer in Boppard umsteigen und mit einem nordgehenden Schiff wieder zurück fahren.
    Die Dame im Bopparder Ticketschalter nimmt sofort Kontakt zum Schiff auf, während ihr Mann sich auf seinen Motorroller setzt und nach Bad Salzig fahren will um dort meiner Mutter von Bord auf das andere Schiff zu helfen.
    Kurze Zeit später teilt uns die Dame in Boppard mit, dass sich mein Sohn und meine Mutter an Bord auch schon bemerkbar gemacht haben und bereits in Kamp-Bornhofen umsteigen. Wir sollen uns beruhigen, alles sei in Ordnung und wir hätten bis zur Ankunft des Schiffes noch gut 30 Minuten, die wir zu einem Spaziergang nutzen könnten. Doch danach ist uns dann wirklich nicht mehr zumute und wir warten an der Anlegestelle bis die ASBACH, gebaut 1996 (nach Hurtigruten-Maßstäben somit ein Schiff der mittleren Generation :mosking: ) auftaucht und wenig später anlegt.




    Hier treffen wir meine Mutter und meinen Sohn wieder. Die Aufregung hätte es wirklich nicht sein müssen :fie: . Zum Glück sind wir nicht in den Ort gegangen bei unserem Landgang, sonst hätten wir die Abfahrt der STOLZENFELS nicht mal bemerkt. Ich habe am nächsten Tag eine entsprechende Mail an die KD geschrieben und auch auf den falschen Preis hingewiesen (nach genauem Studium der Preisliste hätte mindestens noch eine weitere Person 30 % Nachlass auf den Fahrpreis bekommen müssen, wenn nicht zwei). Bis heute habe ich noch keine Antwort und werde wohl in der nächste Woche eine zweite Mail hinterherschicken :grumble: .
    Die Fahrt zurück nach Koblenz verläuft dann aber glatt und auch schneller, da wir nun mit der Strömung fahren. Schon kurz nach der Abfahrt passieren wir Osterspai. Ebenso wie Braubach gehört der Ort zur Verbandsgemeinde Loreley.




    Nachdem wir erneut die Marksburg hinter uns gelassen haben fahren wir am Martinsschloss in Oberlahnstein vorbei. Niederlahnstein ist die letzte Anlegestation vor Koblenz. Vom Anleger in den Rheinanlagen spazieren wir dann langsam zu unserem Hotel.
    Im Untergeschoß der Frontseite befindet sich das Steakhaus Buffalo. Hier lassen wir den Abend ruhig ausklingen, bevor wir meinen Sohn wieder nach Hause fahren.


    Für den morgigen Tag verabreden wir uns zu einer Spazierfahrt mit dem Auto. Das fährt wenigstens nicht mit der Hälfte von uns einfach los :whistle3: .

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


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  • Hallo Jobo,


    du könntest auch als Reisführer durchgehen :) Ja Koblenz ist eine lebhafte Stadt geworden, was ich aber überwiegen positiv finde.
    Danke für den schönen Bericht, bin auf mehr gespannt.


  • Freitag der 6.Mai 2016



    Nach dem Frühstück haben wir noch reichlich Zeit, bis wir meinen Sohn abholen und losfahren wollen. Renate und ich nutzen daher den schönen Frühlingsmorgen zu einem kleinen Rundgang.




    Die Clemensstraße entlang sind es nur wenige Meter bis zum Zentralplatz. Schon in meinem Bericht von 2011 hatte ich erwähnt, dass hier neu gebaut wird und der Platz komplett neu gestaltet wird. Inzwischen ist er fertig und genau wie bei der Bauform so mancher Schiffe lässt sich auch bei der Architektur trefflich über Geschmack streiten.




    Den größten Teil des Platzes nimmt das Forum Mittelrhein ein, ein riesiges Einkaufzentrum, dessen auffällig grüne Oberfassade (Kunststoff ?) einem sofort ins Auge fällt. Eine große Zahl von Einzelhändlern und bekannten Markengeschäften hat in dem Gebäude Platz gefunden. Gleich davor entstand das Forum Confluentes, ein großes Kulturzentrum mit Museen, Stadtbibliothek, Gastronomie und der Touristeninformation.




    Lange halten wir uns hier nicht auf sondern gehen durch die Pfuhlgasse und erreichen so die Löhrstraße. Sie ist eine der Haupteinkaufsstraßen von Koblenz, aber zu dieser frühen Stunde ist auch hier noch nicht viel los. Die Löhrstraße, deren Name wohl von dem Begriff Leer (bzw. Lehr wie es teilweise früher geschrieben wurde) stammt, war einst die durch das damalige Löhrtor (ein Doppeltor, welches in Höhe des Kleinschmittsgäßchen stand) führende Hauptstraße aus der Stadt. Das Gebiet hinter dem Tor war damals leer, daher vermutlich der Name.
    Nachdem bereits 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg viele Häuser hier zerstört wurden, erwischte es die Löhrstraße bei den Bombenangriffen 1944 erneut und nur zwei der bemerkenswerten Bauten blieben damals stehen (*1).




    Natürlich machen wir an der Fischelpassage einen kurzen Abstecher zu dem von Gernot Rumpf geschaffenen Erfinderbrunnen. Nach wenigen Schritten landen wir danach am Löhrrondell mit dem Figuren-Brunnen. Als 1798 das alte Löhrtor abgebrochen wurde, plante man am Treffpunkt von Löhrstraße und Schlossstraße das Löhrrondell, welches in seiner jetzigen Form erst 1823 fertig gestellt wurde (*1). Gegenüber ragt eine der Koblenzer Hauptkirchen, die Herz.Jesu-Kirche in die Höhe.




    Wir machen uns nun wieder auf den Rückweg über die Schlossstraße. Diese weitere Hauptstraße von Koblenz war als Prachtstraße vom Schlossrondell bis hin zur Mosel gedacht. Bis 1794 wurde jedoch nur der erste Teil dieser 30 m breiten Straße fertig gestellt. Als man 1816 die Fortsetzung des Straßenbaus beschloss, verengte man die Straße aus Kostengründen um 12 m. 1824 war die Straße dann bis zum damaligen neuen Löhrtor (Abbruch 1899) fertig gestellt (*1). Den Bombenangriffen von 1944 fielen auch hier die meisten Häuser zum Opfer.




    Am Schlossrondell gegenüber dem Kurfürstlichen Schloss stoßen wir wieder auf die Neustadt (ehemals Hindenburgstraße). Hier befindet sich, nicht weit von unserem Hotel, das Stammhaus der Deinhard Sektkellerei. Johann-Friedrich Deinhard gründete 1794 die Sekt- und Weinkellerei, die dann später von seinem Sohn August weitergeführt wurde. 1857 trat dann Julius Wegeler in die Kellerei ein und heiratete 1861 die Tochter von August Deinhard. Wegeler war später geheimer Kommerzienrat und wurde Ehrenbürger der Stadt Koblenz aufgrund seiner vielen Verdienste im öffentlichen und kulturellen Bereich der Stadt (*2, *3).




    Gleich neben dem Deinhard-Stammhaus steht das Koblenzer Stadttheater. Mit Genehmigung des damaligen Kurfürsten Clemens Wenzeslaus wurde 1787 das Comödie- und Ballhaus in der Clemsstadt (heute Neustadt 2) errichtet. In nur sieben Monaten schaffte es das Bauteam unter Führung des Bauherrn Hofrat Franz Joseph Schmitz und des Architekten Peter Joseph Krahé das klassische Schauspielhaus zum Namenstag des Kurfürsten am 23.November 1787 mit Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ zu eröffnen. Im Bombenhagel 1944 konnten die beiden Hausmeister ein vollständiges Herunterbrennen des Gebäudes verhindern und so wurde das Theater bereits am 1.Juni 1946 mit Lessings „Nathan der Weise“ wiedereröffnet (*1,*4,*5).




    Der 19 m hohe Brunnenobelisk auf dem Clemensplatz war ein Geschenk des Kurfürsten an die Bürger der Stadt, bzw. an seine Nachbarn. Damit wollte der Kurfürst mit seinen Nachbarn die zur damaligen Zeit üblichen Brunnennachbarschaften schließen. Aufgrund der damaligen Wasserknappheit zweigte der Kurfürst die Wasserleitung aus den Metternicher Quellen zum Schloss am Clemensplatz ab und lies diese in den Brunnen führen (*5).
    Unser Rundgang ist nun beendet und mit meiner Mutter machen wir uns auf, meinen Sohn für eine Spazierfahrt abzuholen.




    Zuerst fahren wir in Mendig auf die A61 bis Bad Neuenahr. Danach führt unsere Fahrt gemütlich das malerische Ahrtal hinauf. Bei Altenahr biegen wir dann ab in Richtung Bad Münstereifel. Nur wenige Kilometer später lugt ein leuchtend weißer Rand aus dem Grün der Wälder hervor. Wir haben unser Ziel erreicht, das Radioteleskop Effelsberg. Auf einer Nebenstraße dürfen wir, aufgrund des Behindertenausweises meiner Mutter, bis zur Informationsstation herunterfahren.
    In einem Talkessel steht hier schon seit 1972 das riesige Radioteleskop.




    Betrieben wird das Teleskop vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn. Mit diesem Teleskop wird quasi der Kosmos belauscht. Zitat MPI: “Das Teleskop wird unter anderem eingesetzt zur Beobachtung von Pulsaren, kalten Gas- und Staubwolken, Sternentstehungsgebieten, von Schwarzen Löchern ausgehenden Materiejets und von Kernen ferner Galaxien. „.
    Das Teleskop gehört zu einem weltweiten Netz von Radioteleskopen, die schon seit Jahrzehnten zusammen arbeiten und ihre Beobachtungen und Forschungsergebnisse austauschen.




    Bis zum August 2000, also mehr als 28 Jahre war das Radioteleskop Effelsberg das größte bewegliche Radioteleskop der Welt. Erst dann wurde es vom Robert C. Byrd-Teleskop im Green-Bank-Observatorium in West-Virginia, das mit 110 m Durchmesser 10 m mehr hat, abgelöst.
    Von hier fahren wir nun in Richtung Süden, weiträumig vorbei am Nürburgring, an dem an diesem Wochendende ein Lauf der deutschen Superbike-Meisterschaft stattfindet.


    Ursprünglich wollten wir zum Essen in die Nohner Mühle, da ich die Beschreibung der Gaststätte recht interessant fand. Doch da hatte man wohl am Vatertag zuvor zu lange gefeiert, jedenfalls war dort geschlossen. So fuhren wir weiter und fanden in Dreis ein gutes Restaurant, Beim Holzschnitzer, ein bekanntes Bikerrestaurant. Hier war mein PKW auch das einzige vierrädrige Fahrzeug auf dem Parkplatz.


    Von dort aus fuhren wir dann die B421 und die B49 über Daun hinunter zur Mosel. Bei Alf erreicht die B49 dann die Mosel und wir folgten der Straße zurück in Richtung Koblenz. Der Brückentag hatte natürlich zur Folge, dass hier reichlich Ausflugsverkehr herrschte. Ein Café zu finden, in dem wir noch einmal einkehren konnten war dementsprechend schwer. Ein Hinweisschild lies mich von der Uferstraße in den Ort Poltersdorf fahren. Dort entdeckten wir in den engen Gassen die historische Alte Weinschänke. Ein schöner Ort um sich gemütlich zu Kaffee, Kuchen und Eis nieder zu lassen. Das historische Gebäude stammt aus dem 15.Jahrhundert (der untere Teil des Hauses).


    Danach ging es weiter die schöne Mosel entlang bis nach Winningen. Dort betreibt ein guter Freund von mir die große Campinginsel und das weithin bekannte Inselrestaurant. Er hatte mir für diesen Tag extra einen Tisch in dem ansonsten restlos ausgebuchten Restaurant frei gehalten.
    Schon als Jugendlicher war ich hier mehr oder weniger zu Hause und mit einigen anderen Kumpels waren wir mit unseren Motorrädern ständig irgendwo von hier aus unterwegs. Thomas und seine Familie freuten sich ebenso wie ich auf das Wiedersehen nach einer langen Zeit. Bis in den späten Abend haben wir hier direkt an der Mosel schön gesessen und gut gegessen.


    Anschließend brachten wir meinen Sohn wieder nach Hause und meine Mutter zurück ins Hotel. Renate und ich ließen den schönen Tag bei einem Glas Rotwein auf dem Görresplatz ausklingen.


    Für den nächsten Tag hat meine Mutter bereits Verabredungen mit ihrer Tochter und dann für den Nachmittag mit ihrer Schwester.
    Somit haben Renate und ich morgen genug Zeit für die schöne Stadt Koblenz und das Auto bleibt definitiv in der Tiefgarage.



    * Quellennachweis:

    1 – Stadt Koblenz – Die profanen Denkmäler und die Vororte; Fritz Michel; Deutscher Kunstverlag 1954
    2 – Koblenzer Kostbarkeiten – Band 2; Erich Franke; Mittelrhein-Verlag 1973
    3 – Koblenzer Köpfe – Personen der Stadtgeschichte; Wolfgang Schütz; Verlag für Anzeigenblätter GmbH 2005
    4 – Koblenz 2000 Jahre; Elke Scheid; Artcolor Verlag1991
    5 – Koblenzer Skizzen; Paul Theodor Schmitz; Görres Druckerei GmbH Koblenz

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Danke Jobo, endlich sehe und lese ich mal was von/über Koblenz. Ich habe zwar 1967 vier Wochen in der Stadt verbracht, habe aber außer der Kaserne und dem Standortübungsplatz praktisch nichts gesehen. Und später bin ich einfach nie nach Loblenz gekommen. Es ist also höchste Zeit, dass ich die Stadtbesichtigung nachhole.

    Gruß Volkmar


    11/2014 MS Vesterålen
    09/2016 MS Lofoten

  • Hallo VolkmarD,


    du kannst Koblenz mit 1967 nicht mehr vergleichen.
    Seit der BuGa hat sich vieles zum positiven verwandelt, hauptsächlich die Altstadt :thumbup: Ich kann jedem empfehlen, mal nach Koblenz zu kommen. Hier ist für jeden was dabei.


    Danke Jobo, für deine umfangreiche Fortsetzung des schönen Berichtes :thumbup:


  • Samstag der 7.Mai 2016



    Den heutigen Tag haben Renate und ich für uns. Schon nach dem Frühstück beschließen wir, den Tag für Rundgänge in meiner Heimatstadt Koblenz zu nutzen.


    Confluentes, oder wie es genauer hieß „Castellum apud Confluentes (Kastell bei den Zusammenfließenden)“, wurde von den Römern gegründet. Schon immer nahm man an, dass dies bereits kurz nach dem Einmarsch der Römer 58-51 v. Chr. geschehen war. Doch Beweise gab es nur für eine spätrömische Besiedlung der Altstadt im 4.Jahrhundert n. Chr..
    Erst bei den Bauarbeiten für die Bundesgartenschau 2011 fand man 2008 in der Nähe der Kastorkirche einen alten 4 m breiten und immer noch 2,5 m tiefen Graben. Dieser Graben, der ein 100x100 Meter großes Kastell geschützt hatte, ließ sich klar in die Zeit des Kaiser Augustus (27 v.–14 n. Chr.) einordnen. Somit konnte man das Datum der Stadtgründung auf das Jahr 9 v. Chr. festlegen, also in die frührömische Zeit. (Quelle: Stadtarchiv Koblenz)



    (CC BY-SA – Holger Weinandt)


    Zuvor hatte man über 150 Jahre vergeblich nach einem solchen Beweis an der falschen Stelle in der Altstadt gesucht. Dort war ja die alte Stadtbefestigung an der Mosel bekannt. Hier lief eine Stadtmauer von der Alten Burg, den Münzplatz einschließend, vor dem Alten Graben entlang. Sie führte von dort am Plan (der außerhalb lag) vorbei und schloß die Liebfrauenkirche mit ein. Die Mauer führte weiter bis zur Florinskirche, also zwischen Florinspfaffengasse und Kornfortstraße entlang bis zur Mosel. Dort führte sie zurück zur Alten Burg (* 1).




    Doch dorthin wollten wir später. Unser erster Weg führte uns vom Hotel zu den Rheinanlagen. Dazu brauchen wir nur vom Hotel aus über den Deinhardplatz die Stresemannstraße entlang gehen. Hier steht das schlossähnliche Gebäude der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord und des Oberlandesgerichts Koblenz. Der von 1907 bis 1910 entstandene dreigeschossige neubarocke Mansardwalmdachbau mit Jugendstileinfluss beherbergte ursprünglich das Oberpräsidium der Rheinprovinz. Das Gebäude besitzt, ebenso wie das benachbarte Schloss, einen Mittelrisalit und Eckrisalite (*6).
    Die Festung Ehrenbreitstein liegt noch ein wenig im Morgendunst, als wir die Rheinanlagen erreichen.




    Vom Deutsche Eck bis zum Schloss reicht das Konrad-Adenauer-Ufer, wie die Rheinanlage hier heißt. Unübersehbar ist hier das ehemalige Preußische Regierungsgebäude. Der von 1902 bis 1906 im neuromanischen Stil errichtete Bau überstand den 2.Weltkrieg fast unbeschadet und ist heute Sitz des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (*6).
    Wir wenden uns in Richtung Süden und spazieren in der angenehmen Wärme der Morgensonne am Rhein entlang.
    Oberhalb sehen wir jetzt das von 1777 bis 1793 im frühklassizistischen Stil erbaute Kurfürstliche Schloss. Kurfüst Clemens Wenzeslaus von Sachsen, der gleichzeitig Erzbischof von Trier und Bischof von Augsburg war, war seine Residenz in der Philippsburg in Ehrenbreitstein zu unansehnlich geworden. Daher lies er sich hier einen neuen Prunkbau errichten. Bei den Luftangriffen 1944 wurde das Schloss bis auf die Kellergewölbe und die Außenmauern völlig zerstört. Erst 1950/51 baute man das Schloss nach den alten Plänen wieder komplett auf (*1, *6).
    In den Rheinanlagen vor dem Schloss steht das 1928 eingeweihte Josef-Görres-Denkmal. Josef Görres war einer der bedeutendsten Söhne der Stadt. Der 1776 in Koblenz geborene Publizist, Politiker und Gelehrte starb 1848 in München. Der Vorkämpfer der deutschen Einheit war einer der führenden Köpfe der Spätromantik (*3).




    Unterhalb der Pfaffendorfer Brücke befindet sich die Königshalle. So wird der Landbogen der Brücke genannt. In ihm befinden sich zwei gusseiserne Prunkbänke und darüber geschwungene Festons aus Terrakotta. Am dahinter befindlichen erhaltenen Nordflügel der ehemaligen Rheinanschlusskaserne (Rheinkasemattenkorps, erbaut von 1819 bis 1827) sieht man ebenfalls Terrakotta-Reliefs. Sie wurden 1875 dort angebracht (*1).
    Hinter der Pfaffendorfer-Brücke befinden wir uns schon in den Kaiserin-Augusta-Anlagen. Die Koblenzer verdanken ihre Rheinanlagen, die die schönsten am gesamten Rhein sein sollen, der Gemahlin Kaiser Wilhelm I., Kaiserin Augusta. Sie ließ die damals schon vorhandenen Anlagen in den Jahren 1856-1861 erweitern, um einen „Spielplatz“ für ihre Tochter Luise zu haben (*4).
    Gleich unterhalb der Brücke befindet sich das Weindorf. Im letzten Jahr feierte das Weindorf sein 90jähriges Bestehen. Anlässlich der „Reichsausstellung Deutscher Wein“ wurde das Weindorf am 8.August 1925 eröffnet. Das Weindorf besteht aus vier Fachwerkgebäuden, die jeweils die deutschen Weinregionen verkörpern. Ein Haus steht für Mosel,Saar und Ruwer; eines für Rheingau, Pfalz und Nahe, ein weiteres für Mittelrhein, Ahr, Siebengebirge und Lahn. Das vierte Haus repräsentierte die Weine Württembergs, Badens und Frankens. Ursprünglich wurde das Weindorf nur für die Dauer der Ausstellung erbaut, erfreute sich aber von Beginn an so großer Beliebtheit, dass man es stehen ließ (*5, *7).




    Wir spazieren nun wieder zurück und kommen genau richtig, um die Abfahrt des alten Seitenraddampfers GOETHE zu sehen. Der 1913 gebaute Seitenraddampfer ist das älteste Schiff der Köln-Düsseldorfer und somit wohl das älteste noch fahrende Schiff auf dem Rhein. Das mehr als 83 m lange Schiff wurde 1989 stillgelegt und erst 1996 wieder reaktiviert. Im Jahre 2008 ließ die Reederei aus Kostengründen (aber unter heftigen Protesten der Rheinländer) die Dampfmaschine gegen einen dieselhydraulischen Antrieb auswechseln. Inzwischen wurden alle Schiffe auf die luxemburgische Tochterfirma der Reederei übertragen und nach Malta ausgeflaggt. Somit tragen alle Schiffe der KD am Heck die Flagge Maltas während sie über den wohl urdeutschesten Fluss fahren (*8).
    Das alte Pegelhaus war ursprünglich ein Kranhaus. Es wurde vermutlich, wie andere Kranhäuser dieser Art, in der Zeit zwischen 1609 und 1611 errichtet. Auf einem Merian Kupferstich von 1646 ist dieser Kran schon zu sehen. Vor dem Gebäude befindet sich eine uhrähnliche Pegelanzeige und am Gebäude selbst sind die Hochwassermarken der letzten Jahrhunderte zu sehen (*1, *2).




    Am Rheinufer findet an diesem Morgen ein großer Flohmarkt statt, der sich bis zum Deutschen Eck hinzieht. Erstaunlich wie viele Menschen zu dieser Stunde hier schon unterwegs sind. Auch erstaunlich, was hier so alles angeboten wird. Ich käme nie auf die Idee mir eine alte Blechmülltonne zu kaufen. Was macht man damit? In den Garten stellen?
    Schade, dass ich nicht die Zeit habe, hier mal in aller Ruhe durch zu schlendern. Eigentlich liebe ich solche Flohmärkte, wenn man auch unter dem vielen Ramsch lange suchen muss, bis man wirkliche Schätze oder Artikel entdeckt, die einen interessieren.




    Das Schmuckstück, welches vor dem Eingang zum Deutschherrenhaus steht, weckt allerdings durchaus auch mein Interesse. Das Deutschherrenhaus wurde dem Deutschen Orden (Deutschritterorden) 1216 vom Trierer Erzbischof Theoderich II. vermacht. Zuvor war das Gebäude ein Teil des Kastor-Stiftes und heute findet sich das Ludwig Museum in dem Gebäude (*2, *4).
    Die Kastorkirche ist die älteste Koblenzer Kirche und wurde von 817 bis 836 als karolingische, dreischiffige Pfeilerbasilika erbaut. Im 11.Jahrhundert errichtete man dann noch die Westtürme. Ihr heutiges Aussehen hat die Basilika seit dem 12.Jahrhundert (*2, *4, *6).




    Vor der großen Basilika steht der Kastorbrunnen. Der Brunnen wurde 1812 vom damals französischen Präfekten der Stadt Koblenz zu Ehren des Russlandfeldzuges Napoleons errichtet und erhielt die Inschrift: „An MDCCCXII/ Mémorable par la campagne contre les Russes/ Sous le préfectura de Jules Doazan.“ (Im Jahre 1812/ Denkmal für den Feldzug gegen die Russen/ Unter dem Präfekturat von Jules Doazan). Der Präfekt rechnete mit einer siegreichen Rückkehr Napoleons nach Koblenz. Dieser kam auch zurück, allerdings auf der Flucht vor den Russen. Napoleon hatte die Angewohnheit alle seine Schriftstücke mit dem Vermerk: „Gesehen und genehmigt“ zu unterzeichnen. Der russische Kommandant, ein emigrierter französischer Adliger, bewies Humor als er den Brunnen und dessen Inschrift sah und ließ darunter einmeißeln: „Vu et approuvé par nous commandant/ russe de la ville de Coblentz/ le 1er janvier 1814.“ (Gesehen und genehmigt durch uns, russischer Kommandant der Stadt Koblenz, am 1. Januar 1814.) (*1, *4).
    So steht der Brunnen heute noch da, allerdings nicht mehr an der gleichen Stelle. In den 1950er Jahren wurde der Brunnen um einige Meter versetzt, um den Blick auf die Kirche nicht zu verstellen.
    Koblenz hat viele alte Bürger- und Adelshäuser. Eines davon, der Von Der Leyensche Hof befindet sich gegenüber der Kastorkirche am alten Hospital. Die Reichsgrafen von der Leyen stammten aus Gondorf an der Mosel. Die Besitztümer in Koblenz hatten die von der Leyen seit 1614. An den Herrensitz wurde die Kapelle St.Jakobus angebaut. Die ursprünglich freistehende Kapelle wurde 1355 erbaut und war zuvor die Friedhofskapelle der Deutschordenskommende (* 1, *2, *3, *6).


    Von dort aus gehen wir über den Görresplatz mit dem schönen Brunnen wieder zurück zum Hotel.


    Teil 2 folgt.




    Quellennachweis:


    1 – Stadt Koblenz – Die profanen Denkmäler und die Vororte; Fritz Michel; Deutscher Kunstverlag 1954
    2 – Koblenzer Kostbarkeiten – Band 1 und Band 2; Erich Franke; Mittelrhein-Verlag 1973
    3 – Koblenzer Köpfe – Personen der Stadtgeschichte; Wolfgang Schütz; Verlag für Anzeigenblätter GmbH 2005
    4 – Koblenz 2000 Jahre; Elke Scheid; Artcolor Verlag1991
    5 – Koblenzer Skizzen; Paul Theodor Schmitz; Görres Druckerei GmbH Koblenz
    6 – Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler; Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz
    7 – http://weindorf-koblenz.de/cmx/
    8 – Deutsche Binnenfahrgastschiffe – Illustriertes Schiffsregister; Dieter Schubert; Uwe Welz Verlag 2000

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Samstag der 7.Mai 2016 – Teil 2




    Im Hotel treffen wir noch kurz meine Mutter, die wenig später von meinem Schwager abgeholt wird. Nach dem kleinen Zwischenstopp starten wir zur zweiten Runde. Diesmal geht es direkt in die Altstadt. Vom Hotel aus müssen wir nur die Clemensstraße entlang gehen und gelangen über die Gymnasialstraße zum Rathaus der Stadt Koblenz.




    Das Rathaus ist in mehreren Gebäuden untergebracht, die früher alle dem Jesuitenkolleg und -kloster gehörten. Ursprünglich war es ein kleines Zisterzienserinnenkloster, aber die wurden vom damaligen Kurfürst und Erzbischof von Trier Jakob von Eltz im Jahre 1580 von dort auf die Insel Niederwerth versetzt. Das Kloster übergab der Erzbischof den Jesuiten um dem aufkeimenden Protestantismus mit einer weiteren Festigung des katholischen Glaubens zu begegnen.
    Die Jesuiten erweiterten den Gebäudekomplex und richteten hier auch ein Gymnasium ein, welches den Söhnen angesehener Bürger von Koblenz vorbehalten war.
    Im Jahre 1895 übernahm dann die Stadt Koblenz die meisten Gebäude und seitdem befindet sich hier das Rathaus (*2, *4, *1).
    Vor dem Rathaus befindet sich das Wahrzeichen der Stadt Koblenz, der Schängelbrunnen. Jeder Junge, der in Koblenz das Licht der Welt erblickt ist ein Schängel. Über die Entstehung des Namens und die Eigenarten des Schängel habe ich ja seinerzeit schon berichtet. 1914 widmeten Josef Cornelius, ein Koblenzer Mundartdichter, und Carl Wilhelm Kraehmer, Musikalienhändler und Komponist, dem Schängelche ein Lied, das inzwischen längst zur Stadthymne geworden ist (*2, *3, *4).



    Geht man durch die Torbogen des Rathauses gelangt man auf den Jesuitenplatz. Inmitten des Platzes steht das Denkmal des Johannes Müller. Professor Dr. Johannes Müller war ein 1801 in Koblenz geborener Physiologe und Forscher, der 1858 in Berlin starb. 1899 errichtete man ihm dieses Denkmal, heute ein beliebter Treffpunkt der Jugend ist ( *3, *4).
    Wendet man sich nach dem Torbogen nach links, schaut man in die Jesuitengasse. Vor dem Franziskaner-Eck mit seinem herrlichen Schmuckerker (die Figur stellt Franz von Assisi dar) steht ein alter gusseiserner Brunnen.




    Durch die Jesuitengasse erreicht man über den Entenpfuhl den Plan. Der Plan war der mittelste Teil des römisch-fränkischen Stadtgrabens. Die Innenseite des Plans wurde von der früheren Stadtmauer begrenzt. Anfang des 17.Jahrhunderts wurde der Plan auch als Markt-, Veranstaltungs- und Turnierplatz genutzt. Später fanden hier öffentliche Hinrichtungen statt. Es war der erste Platz in Koblenz, der eben (plan) gepflastert war.
    Mitten auf dem Plan steht der 1806 erbaute Brunnen. Direkt dahinter ist die ehemalige Feuerwache zu sehen. Ursprünglich hatte die Stadtkommandantur hier ihren Sitz.
    Heute ist der Plan ein belebter und beliebter Platz mit vielen Cafés und Restaurants. Dies war nicht immer so. Noch in den 1960er Jahren ging es hoch her auf dem Plan. Autos, Busse und Straßenbahnen fuhren hier ständig in alle Richtungen. Der Plan war nach dem Hauptbahnhof der Hauptverkehrsknotenpunkt der Straßenbahnen.( *1, *4, *9)
    Hier ein schöner kleiner Film über die Koblenzer Straßenbahnen.


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    Bereits 1887 fuhren die ersten Pferdebahnen in Koblenz. Sie wurden 1899 von den elektrischen Straßenbahnen abgelöst. Schon während des zweiten Weltkrieges sah man dann die ersten O-Busse (Oberleitungsbusse) in Koblenz. Dies führte dazu, dass die letzte Straßenbahn am 19.Juli 1967 fuhr. Ich kann mich noch gut an die Fahrten mit der Straßenbahn zum Schützenhof erinnern. Von hier war es dann nicht mehr weit bis zum Freibad Oberwerth, dem Stadtbad von Koblenz.
    Die O-Busse selbst hielten dann allerdings auch nicht mehr lange durch und im Oktober 1970 war auch ihre Zeit vorbei.
    Die Feuerwache am Plan verließ 1973 das Gebäude. Dies war auch dringend notwendig, da die großen Feuerlöschfahrzeuge nur vorwärts in die Garagen passten. Für die damals langen Hauben wurden extra Nischen in das Mauerwerk geschlagen, da die Fahrzeuge nicht rückwärts hinein passten. So mussten die Fahrzeuge bei Einsätzen erst mühsam rückwärts aus den engen Garagen gelotst werden, sicherlich bis heute einmalig in der Welt.( *4)




    Vom Plan aus schlendern wir hinauf zur Liebfrauenkirche, der „Owerpfarrkerch“, die auf dem höchsten Punkt der Altstadt steht. Die Ende des 12.Jahrhunderts erbaute Kirche war bis zum 18.Jahrhundert die Hauptkirche der Stadt Koblenz. Die Kirche hat vier große Glocken im Turm. Eine davon, die „Lombeglock“ (Lumpenglocke) leutet jeden Abend um 22:00 Uhr. Damit wurde in früheren Jahren angezeigt, dass nun Sperrstunde war und der Ausschank zu beenden war. Außerdem wurden nun die Stadttore geschlossen. Der Brauch der Lombeglock hat man bis heute beibehalten, auch wenn die Lokale nicht mehr schließen.(* 4, * 10)
    Gleich gegenüber zweigt die Gemüsegasse ab. Zwischen der Gemüsegasse und der Mehlgasse besteht eine kurze Verbindung, das Etzegäßchen. Hier finden sich im Umkreis mehrere Skulpturen Koblenzer Originale. Einer davon ist der „Spitals Andun“. Anton Barthel lebte im Bürgerhospital, daher sein Spitzname. Er war ein großer Kinderfreund und lief immer ganz stolz mit seinem Eisernen Kreuz, welches man ihm im ersten Weltkrieg verliehen hatte in der Stadt herum.( *10)
    Nur wenig weiter steht „dä Gummi“. In seinem Bauchladen verkaufte er u.a. Hosenträger, Schnürsenkel und Hosengummis. Dabei wanderte er zwischen den Koblenzer Plätzen hin und her mit einem wiegenden und schlenkernden Gang. Dies hat ihm seinen Spitznamen verliehen.
    Auf seinem Grabstein steht:


    Im Leben hieß ich Peter Schneider
    Im Laufen war ich immer heiter.
    Der Volksmund nannt mich Gummi,
    Der Herrgott warf mich – umi!
    (*10)




    Ecke Mehlgasse/Florinsmarkt steht das Fraueneck. Das Haus gehörte 1352 einem Priester und bekam ab 1508 den Namen Fraueneck. Im 19.Jahrhundert wurde es aufgestockt und mehrfach verändert.(*1) Gleich gegenüber befindet sich die Florinskirche. Sie war die erste evangelische Kirche in Koblenz. Um 1100 wurde die romanische Pfeilerbasilika auf den Resten römischer Häuser und einer früheren fränkischen Kirche erbaut. In den Chornischen befinden sich die Fresken „Die Hochzeit zu Kanaa“ und „Die Fußwaschung“ von Januarius Zick. Bei den Bombenangriffen 1944 brannten die Dächer der Kirche vollständig ab. 1951 wurde die Kirche wieder aufgebaut und 1970 letztmalig restauriert.(*1, *4, *6)
    Neben dem alten Kauf- und Danzhaus steht der Bürresheimer Hof. Das geschichtsträchtige Gebäude wurde 1659/60 als Adelshof der Familie Von Der Leyen erbaut. Im Jahre 1847 erwarb die jüdische Gemeinde von Koblenz den Bau und bis zum Jahr 1938 war er jüdische Synagoge. Anlässlich der Reichsprogromnacht wurde die komplette Inneneinrichtung des Gebäudes zerstört. Anschließend wurde hier das Wirtschafts- und Ernährungsamt eingerichtet bis die Bomben 1944 das Gebäude fast vollständig zerstörten. Nach dem Krieg wurden die Ruinen der jüdischen Gemeinde zurückgegeben, die aber kein Interesse mehr daran hatte und es an die Stadt Koblenz veräußerte. Bis 2013 befanden sich hier die verschiedensten öffentlichen Einrichtungen, bevor die Stadt den Bau an einen privaten Investor verkaufte. Zur Zeit wird der Bau zu einem Gästehaus für Dozenten eines Institutes und zur gastronomischen Nutzung umgebaut. (*1, *4, *6)




    Zwischen Bürresheimer Hof und Florinskirche steht das alte Kauf- und Danzhaus, im Volksmund nur „Der Augenroller“ genannt. Ursprünglich von 1419 bis 1425 in spätgotischem Stil erbaut, erfolgte im Jahr 1724 ein barocker Umbau. Dabei wurde auch die Figur des Augenrollers angebracht. Im Takt der Uhr rollen die Augen hin und her und zu jeder vollen Stunde streckt die Figur für jede Stunde die Zunge heraus.
    Der Raubritter Johann Lutter von Kobern wurde 1536 auf dem Plan wegen Wegelagerei und Straßenraub hingerichtet. Bis zum Schluss soll er auch unter Folter seine Unschuld beteuert haben. Er soll noch bei der Hinrichtung den Gaffern die Zunge raus gestreckt und nach der Enthauptung mit den Augen gerollt haben. 100 Jahre später stellte sich wohl tatsächlich seine Unschuld heraus (*3). Das alte Kaufhaus wurde beim Bombenangriff ebenfalls völlig zerstört und 1961 bis 1965 wieder neu aufgebaut. Bis 2013 befanden sich auch hier verschiedene öffentliche Einrichtungen, zuletzt das Mittelrheinmuseum. Das Gebäude wurde auch an den privaten Investor verkauft, der hier eine hochschulnahes Institut unterbringen will.
    Das Gebäude steht, ebenso wie der Bürresheimer Hof unter Denkmalschutz und gehört zum UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal. Außerdem ist das Haus ein geschütztes Kulturgut gemäß der Haager Konvention. (*1, *2, *4, *6)




    Geht man vom Florinsmarkt in Richtung Florinspfaffengasse, so läuft man geradewegs auf ein schönes Portal zu. Es ist ein Überbleibsel des ehemaligen Bassenheimer Hofes. Die Adelsfamilie von der Arken erstand die Urgebäude im 13.Jahrhundert. 1523 schließlich gingen die Gebäude an Waldbott von Bassenheim. Im 17.Jahrhundert erhielt der Hof sein barockes Aussehen und berbergt heute den Pfarrhof Liebfrauen.(*1, *6)
    Durch die Florinspfaffengasse gelangt man wieder zur Liebfrauenkirche. Diese Gasse ist mir in guter Erinnerung. Als Kind war ich hier im Kinderhort der stadtbekannten Schwester Maura (leider wurde der Online-Artikel inzwischen entfernt). Es waren trotz der damligen Umstände sehr schöne Zeiten für mich in diesem Kinderhort.
    Vorbei an der Liebfrauenkirche und dem Familienbrunnen erreichen wir wieder den Plan.




    Am Plan sind die vielen Restaurants noch weitestgehend leer, was jetzt auch nicht weiter verwundert, da es gerade mal kurz nach 11:00 Uhr ist. Hingegen ist die Löhrstraße jetzt gut besucht. Samstagmorgen ist halt eine typische Einkaufszeit in Koblenz.
    Wir wühlen uns durch die Masse der Kaufsüchtigen und erreichen bald die Herz-Jesu-Kirche am Löhrrondell. Ende des 19.Jahrhunderts hatte Koblenz mit seinen damals rund 30.000 Einwohner nur die beiden katholischen Kirchen Liebfrauen und St.Kastor. Daraufhin wurde von 1900 bis 1903 die Herz-Jesu-Kirche gebaut. Sie ist eine von Deutschlands bedeutendsten neuromanischen Sakralbauten. Nach ihrer Einweihung 1904 wurde das Löhrrondell in Kirchstraße umbenannt und erhielt erst 1948 seinen alten Namen wieder zurück. Bei dem schweren Bombenangriff am 6.November 1944 wurde die Kirche fast vollständig zerstört und erst 1950-1953 wieder aufgebaut. Bei einem Brand im März 2011 kam es durch eine bei Elektroarbeiten fehlerhaft angebrachte Stromleitung zu erheblichen Schäden, die erst Ende 2011 wieder repariert waren.(*1, *6)




    Wir wollen nun ein Restaurant suchen um uns zu stärken. Dazu gehen wir zurück in die Löhrstraße, biegen dann aber in das Kleinschmittsgäßchen ein und landen wieder auf dem Zentralplatz am Forum Cofluentes. Über die Görgenstraße und den Plan, vorbei an der Liebfrauenkirche erreichen wir erneut die Gemüsegasse.
    Hier hatte ich in einem Innenhof ein nettes Lokal, das Saubar gesehen. Hier wird gerade geöffnet und wir lassen uns an einem der Tische in dem gemütlichen Innenhofbereich nieder.
    Renate beschwert sich zwar über das lange Glockengeläute der Liebfrauenkirche, aber ich finde so etwas eigentlich immer recht schön und kann da gut zuhören.
    Das Essen ist lecker, das Bier schmeckt gut und so sitzen wir hier doch recht lange, bevor wir erneut aufbrechen.




    Wieder auf der Gemüsegasse schlendern wir nun durch das Etzegäßchen, die kürzeste Gasse von Koblenz.
    Hier steht die Figur des Pefferminzje (der Bildhauer hat fälschlicherweise „Pfefferminzje“ eingemeißelt), die früher in der Stadt Pfefferminzbonbons verkauft hat. Mit richtigem Namen soll sie Annemarie Stein geheißen haben. (* 2, * 4)
    So gelangen wir in die Mehlgasse, die heute eine Vorzeigegasse ist, was nicht immer so war. Hier fällt uns ein schönes Haus auf, dessen Kern aus dem 17.Jahrhundert stammt.(* 6)




    Ecke Gemüsegasse/Florinsmarkt steht die Alte Weinstube Zum Hubertus. Das schöne Fachwerkgebäude wurde 1695 errichtet. Leider ließ einer der frühen Vorbesitzer das Haus verputzen. So wurde das schöne Fachwerk aus zwei Eichenbäumen erst 1921 wieder freigelegt.(*1, *4, *6)
    Der Florinsmarkt mündet in die Burgstraße die ihren Namen von der Alten Burg hat. Die ehemalige Zwingburg wurde vom Erzbischof Heinrich von Vinstingen erbaut. Als die Bürger der Stadt von ihm den Bau einer neuen Stadtbefestigung forderten, da die alte römische inzwischen sehr altersschwach geworden war, bestand der gewalttätige Kurfürst auf den gleichzeitigen Bau der Zwingburg um seine Machtansprüche zu wahren. 1277 begann man mit dem Bau von Mauer und Burg, die sich über ein Umgeld finanzierten, welches als Steuer auf alle Waren erhoben wurde. Da ihm der Bau der Burg zu lange dauerte, während der Mauerbau schneller voranschritt, führte er den Bau mit den Geldern alleine weiter.
    Daraufhin gab es erhebliche Unruhen und der Erzbischof musste fliehen, kehrte dann aber mit einem Heer zurück und eroberte die Stadt. Die Bevölkerung bekam seine Rückkehr stark zu spüren. Ihre Rechte wurden beschnitten und nicht wenige mussten ihr Leben lassen. Durch all die Unruhen wurde die Burg erst Anfang des 14.Jahrhunderts zu Ende geführt, damals allerdings nur eingeschossig. Dafür war die Burg von drei Gräben umgeben. Sein Nachfolger, Erzbischof Otto von Ziegenhain, erweiterte die Burg dann Anfang des 15.Jahrhunderts. Erst Johann Von Der Leyen schloss wieder Frieden mit der Stadt und gab der Burg Mitte des 16.Jahrhunderts weitestgehend ihr heutiges Aussehen. Die letzten Erweiterungen und Anbauten wurden dann 1680-82 getätigt.
    Bis zum Beginn des 19.Jahrhunderts war die Burg in den Händen der verschiedensten Kurfürsten und Adligen. 1806 wurde hier eine Fabrik für lackierte Blechwaren eingerichtet, die bis 1899 hier produzierte.
    Vor dem Krieg befand sich eine städtische Gemäldegalerie in der Burg. Im Krieg wurde die Burg nur wenig beschädigt und beherbergte anschließend das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek, in der ich mir als Kind oft Bücher auslieh. 2013 zog die Stadtbibliothek ins Forum Confluentes um und seither ist das Stadtarchiv alleiniger Nutzer der Räumlichkeiten.(*1, *4, *6)
    Das Paradies, eine kurze Verbindungsstraße zwischen Münzplatz und Burgstraße, wird in der Nähe des Münzplatzes von einem Hausbogen überdacht. Auf der Rückseite des Hausbogens befindet sich eine Wandmalerei von 1911, die von dem damaligen Lehrer des Kaiserin-Augusta-Gymnasiums, William Straube, erstellt wurde.(*2)




    An der Burg vorbei gelangen wir zum Moselufer. Nun können wir viele der Gebäude von der Rückseite betrachten.
    Auffällig ist die Rückseite des Gebäudes Florinsmarkt 1. Wie alt das Gebäude wirklich ist, weiß man nicht. Der neugotische Erker stammt von 1894. Heute findet sich ein Szenelokal in dem Gebäude, wie auch schon zu meiner Zeit in Koblenz. Damals hieß das Lokal "Jo's Winkel" und wurde von einem Kölner betrieben.
    Was die Puppe auf der Mauer an der Rückseite des Bürresheimer Hofes für eine Bedeutung hat, weiß ich leider auch nicht, aber es sieht schon lustig aus.
    Neben der imposanten Rückseite des alten Kaufhauses fällt das rote Schöffenhaus sofort ins Auge, ehemals das kurtrierische Schöffengericht. Obwohl es eigentlich schon die Zeit der Renaissance war, wurde das Schöffenhaus 1530 noch im Stil der Spätgotik gebaut. Das Gebäude besaß berüchtigte Folterkeller und die Hexenprozesse wurden ebenfalls in dem Gebäude durchgeführt. Später war das Gebäude Friedensgericht, Pfandhaus und auch Sitz einer Freimaurerloge, bis es 1887 von der Stadt erworben wurde. Das Schöffenhaus wurde 2013 zusammen mit dem alten Kaufhaus, dem Bürresheimer Hof und dem Dreikönigenhaus in der Kornpfortstraße an den privaten Investor verkauft. (*1, *4, *6)




    Von den Häuser in der Kastorstraße blieben 1944 nur zwei Gebäude stehen. Eines davon ist das Gasthaus Deutscher Kaiser. Ursprünglich vermutete man, dass das Gebäude Anfang des 16.Jahrhunderts vom erzbischöflichen Münzmeister Konrad von Lengefeld erbaut wurde. Inzwischen hat man das Baujahr auf 1490 (dendrodatiert) korrigiert.(*1, *6)
    Wir spazieren nun weiter das Moselufer entlang und nähern uns bereits dem Biergarten am Deutschen Eck. Hier sind wir mit den Seebären verabredet. Da wir jedoch noch ausreichend Zeit haben, bringe ich zuvor meine Kamera zurück ins Hotel, das nicht weit von hier entfernt ist.
    Ich bin längst wieder zurück, als die Seebären eintreffen und wir verbringen eine schönen Nachmittag im Biergarten.


    Erst spät verabschieden wir die Seebären und trennen uns wieder. Renate und ich gehen zurück ins Hotel und erfahren dort, dass auch meine Mutter wieder zurück ist. Sie hat sich aber schon in ihr Hotelzimmer zurückgezogen, da sie doch recht erschöpft war.
    Wir beide beenden den schönen Tag im Steakhaus um die Ecke. Hier sitzen wir noch lange draußen, bis uns dann die doch noch kühle Nachtluft ins Hotel treibt.


    Morgen verbleibt uns ja auch noch ein Tag, an dem wir wieder etwas unternehmen können.


    Quellennachweis:


    1 – Stadt Koblenz – Die profanen Denkmäler und die Vororte; Fritz Michel; Deutscher Kunstverlag 1954
    2 – Koblenzer Kostbarkeiten – Band 1 und Band 2; Erich Franke; Mittelrhein-Verlag 1973
    3 – Koblenzer Köpfe – Personen der Stadtgeschichte; Wolfgang Schütz; Verlag für Anzeigenblätter GmbH 2005
    4 – Koblenz 2000 Jahre; Elke Scheid; Artcolor Verlag1991
    5 – Koblenzer Skizzen; Paul Theodor Schmitz; Görres Druckerei GmbH Koblenz
    6 – Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler; Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz
    8 – Deutsche Binnenfahrgastschiffe – Illustriertes Schiffsregister; Dieter Schubert; Uwe Welz Verlag 2000
    9 – Stadtarchiv Koblenz
    10 – Mir sein Kowelenzer Schängelcher – Geschichten und Anekdoten aus dem alten Koblenz – Band 1 // Et es scheen, en Schängel ze sain – Band 2; Manfred Gniffke; Wartberg Verlag 2007/2008

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Sonntag der 8.Mai 2016



    Für den heutigen Tag haben wir wieder eine kleine Spazierfahrt geplant. Da das Wetter erneut mitspielt, planen wir eine Fahrt entlang der Lahn. Auch wenn natürlich heute mit reichlich Ausflugsverkehr gerechnet werden muss, ist die Fahrt entlang der Lahn immer wunderschön.




    Ich hole erst das Auto aus der Tiefgarage und lade dann am Hotel meine Mutter und Renate ein. Über die Pfaffendorfer Brücke fahren wir auf die rechte Rheinseite in Richtung Süden. Bei Lahnstein biegen wir ins Lahntal ab und steuern über die B260 auf Bad Ems zu. Früher führte die Bundesstraße von Fachbach weiter an der Lahn entlang und durch Bad Ems. Heute wird man in Fachbach auf die andere Lahnseite geführt und durch einen ewig langen Tunnel bis hinter Bad Ems geleitet. Auf diese Weise hält man die alte Kurstadt völlig vom Durchgangsverkehr frei.
    Wir folgen der B260 weiter bis Nassau. Bei Nassau führt die B260 in den Taunus und aus der Lahnuferstraße wird die B417. Diese zweigt bei Laurenburg von der Lahn weg und führt Richtung Holzappel hoch in den Westerwald. Erst bei Diez erreicht man wieder die Lahn.
    Die Stadt Diez hatte seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 790 mehrere Namensmetamorphosen durchlaufen. Aus dem ursprünglichen Theodissa wurde Diedesse, später Dietze und Dietz bis zum heutigen Diez. Die Diezer Burg entstand im 11.Jahrhundert und thront unübersehbar über der Stadt.
    Die Stadt gehörte im Laufe der Jahrhunderte u.a. zu Oranien-Nassau, dann später zum Herzogtum Nassau und zu Preußen. Vom 1867 an war Diez dem Unterlahnkreis zu geordnet bis es durch eine Verwaltungsreform 1971 zum Rhein-Land-Kreis kam.




    In Diez wechseln wir auf die B54, allerdings nur kurz, da wir nach etwa einem Kilometer auf eine Nebenstraße Richtung Balduinstein abbiegen. Nun brauchen wir nicht mehr weit zu fahren und parken unterhalb des Schloss Schaumburg. Das schöne Schloss ragt hoch heraus und ist aus allen Richtungen schon von Weitem gut zu sehen. Vermutlich 915 entstand das Schloss, das 1197 erstmalig urkundlich erwähnt wird. Seine Besitzer wechselten häufig und heute befindet sich das Schloss im Besitz privater Investoren und kann leider nicht besichtigt werden.
    So genießen wir den schönen Ausblick über das Lahntal bis hinauf in den Westerwald.




    Über einen kleinen asphaltierten Waldweg, der serpentinenartig zur Lahn hinunter führt, gelangen wir nach Balduinstein. Der kleine Ort ist durchaus sehenswert. Neben der Ruine der Burg Balduinstein und dem alten Port-Turm besitzt der Ort auch einen schönen alten Bahnhof aus dem Jahr 1862. Hier machen wir noch einmal kurz Halt um von der Brücke aus einen Blick auf die Lahn zu werfen.
    Zurück geht es jetzt wieder entlang der Lahn bis Obernhof. Hier habe ich mit Renate ja auch schon 2011 in einem Café eine kurze Pause eingelegt. Doch dieses Café ist noch geschlossen und so kehren wir wenige Meter entfernt in ein geöffnetes Gartenrestaurant ein, um noch eine kurze Kaffeepause zu machen. Jetzt ist an der Lahn schon viel mehr Betrieb und unzählige Motorräder fahren hier ständig entlang.
    Nach der Pause fahren wir schließlich zurück nach Koblenz und ich setze meine Mutter und Renate an der Winninger Weinstube ab. Die beiden halten einen Tisch frei, während ich das Auto wieder in der Tiefgarage parke. Hier essen wir gut zu Mittag.




    Nachdem ich meine Mutter und Renate wieder gut im Hotel abgeliefert habe, beide möchten sich eine kleine Ruhepause gönnen, mache ich mich auf dem Weg nach Ehrenbreitstein. Natürlich nehme ich die alte Fähre SCHÄNGEL (Baujahr 1953), mit der ich schon als Kind immer über den Rhein gefahren bin.
    Ich hatte ja in meinem Bericht 2012 schon Bedenken geäußert, ob die alte Fähre wohl der Konkurrenz durch die neue Gondelbahn standhalten könnte. Tatsächlich hat sich ein Rhein-Mosel-Schifffahrtsunternehmen aus Vallendar, die Firma Gilles, der Fähre angenommen. Erst vor wenigen Tagen ist die Fähre aus der Werft zurück in den laufenden Betrieb gekommen. Sie hat eine komplette Sanierung und auch einen Umbau erhalten. Der vordere Kabinenteil wurde entfernt und bietet nun quasi ein kleines Außendeck für die Passagiere.
    Noch fehlt sogar der Name des Schiffes am Bug und alles riecht an Bord noch nach frischer Farbe.


    Ich habe in der Zwischenzeit auch ein wenig nach der anderen Fähre geforscht. Die LISS, 1951 gebaut und somit quasi die ältere Schwester des SCHÄNGEL, wurde ja schon in den 70er Jahren (falls ich dies richtig in Erinnerung habe) verkauft. Mittlerweile sind mir einige Stationen bekannt. Bis 1981 fuhr sie als STADT RENDSBURG und anschließend auf der Elbe als STADT LAUENBURG (*8). In dieser Zeit wurde das Schiff wahrscheinlich auch verlängert. Danach war sie auf dem Main als STADT KITZINGEN unterwegs. Von dort ging sie wohl nach Prag, zumindest wurde sie dort von 2007 bis 2011 in Prag-Holesovice gesehen und anscheinend zum Rundfahrtschiff umgebaut (Quelle: binnenschifferforum.de).
    Ich habe bei einer Prager Rundfahrtreederei mal angefragt, aber bisher nur eine Bestätigungsmail erhalten.




    Bei der Überfahrt hat man einfach einen schönen freien Blick auf Ehrenbreitstein. Auf der linken Seite ist jetzt die Festung mit ihrer imposanten Erscheinung gut zu sehen. Unterhalb der Festung stand früher das 1626 bis 1629 für den Erzbischof Philipp Christoph von Soetern erbaute Schloss Philippsburg, seinerzeit einer der größten und bedeutendsten Barockbauten am Rhein. Als die Franzosen 1801 große Teil der Festung sprengten, wurde die Philippsburg dermaßen in Mitleidenschaft gezogen, dass sie komplett abgerissen werden musste. Lediglich die Nachbargebäude sind noch erhalten. So die Pagerie, also der Festungspfortenbau (das weiße Gebäude an der Auffahrt zur Festung diente früher der Unterbringung der Pagen des Hofdienstes), der riesige Dikasterialbau (rechts neben der Pagerie), der von 1739 bis 1749 erbaut wurde (die Pläne hierzu stammen von Balthasar Neumann) und der Marstall von 1762/63 (rechts an den Dikasterialbau anschließend, etwas nach hinten versetzt und vom großen Baum verdeckt).
    Auf dem zweiten Bild sind direkt über Ehrenbreitstein die Rheinburg und wenig rechts darunter die Klausenburg zu erkennen. Beide Burgen stammen aus der Zeit um 1827-1833. Das letzte Bild zeigt den efeubewachsenen Luisenturm von 1856, direkt über dem Diehls Hotel.(*1, *2, *6)




    Ich verlasse die Fähre über den Ehrenbreitsteiner Anleger und wandere über die Kapuzinerstraße die Friedrich-Wilhelm-Straße hoch. Diese stößt oben direkt auf die Helfensteinstraße. Hinter dem Fenster oberhalb der orangen Markise habe ich gewohnt, bevor es mich nach Bayern verschlagen hat. Erst als ich damals dort eingezogen war habe ich erfahren, dass in dem gleichen Haus früher auch meine Urgroßmutter gelebt hat.
    Ich spaziere nun die Helfensteinstraße entlang in Richtung Festung. Der Name Helfenstein stammt von einer Burg Helfenstein, die der damaligen Burg Ehrenbreitstein vorgelagert war. Auf den Resten beider Burgen entstand dann, wohl so um die erste Jahrtausendwende, die Festung Ehrenbreitstein.




    Die Helfensteinstraße mündet auf die Straße Obertal. Hier befindet sich das geschichtsträchtige Gebäude Nr. 22. Früher war dies das Rathaus von Ehrenbreitstein, aber dieses Gebäude von 1892/93 wurde 1976 komplett abgetragen, lediglich das Neorenaissance-Portal blieb erhalten. Geht man hier ein wenig in den Seitenzweig der Straße hinein, steht man vor dem Dähler Born, ehemals Schwalborn. 1327 wurde der stark eisenhaltige Sauerwasserbrunnen erstmals urkundlich erwähnt. Als Kinder konnten wir uns hier für wenige Pfennige ein Flasche mit dem gesunden Brunnenwasser füllen.(*1, *2, *6)




    Von dort aus gehe ich weiter bis ich den Friedhof von Ehrenbreitstein erreiche. Meine Urgroßeltern und Großeltern, sowie einige weiter entfernte Verwandte liegen hier. Ich war schon sehr lange nicht mehr hier und wollte dies heute zu einem Besuch nutzen. Nachdem ich eine Weile auf dem Friedhof war mache ich mich auf den Rückweg.
    Ich biege diesmal in die Wambachgasse ein, in dieser Straße steht das Geburtshaus der Mutter Beethovens.(*2) Weiter unten gelange ich auf die Straße am Markt, der zentrale Bereich von Ehrenbreitstein.
    Ehrenbreitstein wurde als Ort urkundlich erstmals 1211 erwähnt. Im Schatten der berühmten Festung wird der seit 1937 nach Koblenz eingemeindete Ort meist übersehen. Doch auch die Altstadt von Ehrenbreitstein gehört seit 2002 zum UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal.




    In der Hofstraße steht das Coenensche Haus. Das große Gebäude mit der Markanten Freitreppe entstand 1713/14 nach den Plänen des Hofbaumeisters J.H.Ravensteyn für den Landrentmeister H.L.Coenen. Später ein Offizierskasino wurde es ab 1881 als Wohnung für den Kommandanten von Ehrenbreitstein genutzt.(*1, *2)
    Weiter vorne erreiche ich den Kapuzinerplatz. Hier befindet sich das Kapuzinerkloster mit Kirche. Es wurde 1627 bis 1629 gebaut aber bereits 1636 bei der Belagerung durch die Franzosen in Brand geschossen. Von 1652 bis 1676 wurde es wieder aufgebaut. Das Kloster wurde dann 1813 aufgehoben und geräumt. Erst 1888 zogen die Kapuziner hier wieder ein und verließen das Kloster 2008 endgültig.(*1, *2, *6)
    Ich gönne mir hier im Café am Kapuzinerplatz eine gute Tasse Kaffee und beobachte dabei die Kinder, die in den Wassersäulen des 2011 eingeweihten Pegelbrunnen herum springen. Die einzelnen Säulen des Brunnens zeigen die Hochwasserstände der letzten Jahrzehnte an.




    Für den Rückweg wähle ich nicht die Fähre, sondern den Weg entlang des Ufers bis zur Paffendorfer Brücke, um darüber wieder in die Stadt zu gelangen. Den Weg bin ich früher des Nachts oft umgekehrt gegangen, da die Fähre wenn ich die letzte Kneipe in der Nacht verlassen hatte, längst ihren Tagesbetrieb eingestellt hatte.
    Auf der Uferpromenade hat jemand diese schöne 500er Royal Enfield geparkt, ein Modell der Reihe Classic, die seit 2009 wieder gebaut wird. Die Modelle sind Rekonstruktionen des Modells Bullet, das von 1952 bis 1962 gebaut wurde.
    Auf dieser Seite des Rheins ist erheblich weniger los als auf der Koblenzer Seite.




    Um auf die Pfaffendorfer Brücke zu gelangen muss ich am Gelände des Wasser- und Schifffahrtsamtes vorbei. Dahinter führen Treppen hinauf auf die Brücke. Von der Brücke kann man gut erkennen, dass nicht nur Hamburg große Containerschiffe hat.
    Direkt am Schloss führen beidseitig wieder Treppen von der Brücke hinunter in die Rheinanlagen.
    Hier ist es bei dem schönen Wetter natürlich viel belebter. Viele Spaziergänger, Radfahrer, Touristen und ganze Familien sind hier unterwegs.




    Ich reihe mich in die Riege der Spaziergänger ein und schlendere die Rheinanlagen entlang. Direkt hinter der Talstation der Gondelbahn, deren Gondel Nr.17 (die einzige der 18 Gondeln, die ein Glasfenster im Boden hat) gerade über mir schwebt, liegt die Winninger Weinstube, in der wir am Mittag gegessen hatten. Das Gebäude wurde im Jahr 1835 als Mädchenschule der Pfarrei St.Kastor erbaut. Ab 1912/13 zog das Rheinmuseum hier ein. 1944 wurde das Gebäude im Bombenhagel völlig zertsört.(*1, *6)




    Von der Gondelstation ist es nun nicht mehr weit bis zum Deutschen Eck. Der Name stammt aus dem 13.Jahrhundert. Damals floss die Mosel in einem fast 90° Winkel in den Rhein und in Anlehnung an des Deutschordenshaus nannte man dieses Eck dann Deutsches Eck.
    Das Monument hier entstand 1893-1897 zu Ehren Kaiser Wilhelm I. für den Sieg von 1871. Nicht zufällig zeigt das Hinterteil des Reiterstandbildes zum „Erzfeind“ Frankreich. Dabei waren die Koblenzer alles andere als überzeugte Preußen. Ihnen gefiel sogar eher die entspannte französische Lebensweise. Doch sie liebten den Kaiser und vor allem die Kaiserin Augusta.
    Das Standbild wurde bei Kriegsende vom Sockel geschossen und Papa Heuss weihte 1953 das Deutsche Eck mit einer Deutschlandflagge auf dem Sockel und den Länderflaggen im Umgang als Mahnmal der deutschen Einheit.
    Bereits 1987, also zwei Jahre vor dem Mauerfall, spendete ein reicher Koblenzer Privatmann Geld für die Rekonstruktion des Reiterstandbildes. Zuerst lehnte die Stadt ab, da es ein Mahnmal bleiben sollte. Doch eine Bürgerbefragung 1988 ergab, dass 80% der Koblenzer Bürger das Standbild wieder haben wollten. Seit 1993 steht das Reiterstandbild wieder auf dem Sockel und zieht Jahr für Jahr mehr Besucher an.(*2, *4, *6)




    Vom deutschen Eck aus spaziere ich, vorbei am Deutschordenshaus in den Pfarrgarten der Basilika St.Kastor. Hier blüht es schon in allen Farben, wohin man auch schaut. Wenn ich nun schon mal an der alten Kirche bin, werfe ich auch einen Blick hinein. Im Moment ist keine Messe, dadurch störe ich auch niemanden. Doch die Orgel spielt lautstark und war auch schon von draußen zu hören. Die Stücke, die der Organist spielt sind mir allerdings für meine momentane Stimmung ein wenig zu schwer, ich vermute Bach oder ähnliches.




    Ich nehme von der Kastorkirche die Straße Am Alten Hospital und erreiche nach wenigen Minuten die Ecke Kornpfortstraße. Hier kann man gut erkennen, warum man Koblenz u.a. auch die Stadt der Erker nennt.
    Auf der rechten Seite steht das rot verputzte Krämerzunfthaus von 1709. Neben der Zunft der Krämer war hier auch früher die Mehlwaage der Stadt Koblenz untergebracht. Gegenüber sieht man den ehemaligen Eltz-Rübenacher Hof von 1701. Das Haus erhielt später den Namen Dreikönigenhaus, da sich im 17.Jahrhundert an dieser Stelle der Gasthof „Zu den drei Königen“ befand. Beide Häuser wurden im Krieg stark zerstört. Das Dreikönigenhaus wurde 2013 mit dem Bürresheimer Hof, dem Alten Kaufhaus und dem Schöffenhaus an einen privaten Investor verkauft.
    Geht man die Kornpfortstraße, die 1287 angelegt wurde, weiter in Richtung Innenstadt fällt einem das schöne Haus Nr.11 auf. Schon 1683 wurde hier ein Gebäude errichtet. Das jetzige Haus stammt von 1749 und wurde 1783 zum Gasthof „Zum schwarzen Adler“. Heute ist hier ein kleines Hotel mit Weinstube eingerichtet.




    Kurz danach stehe ich wieder am Jesuitenplatz. Dieser Platz entstand im 18.Jahrhunderts vor dem von den Jesuiten angelegten Kolleg und geht auf einen Wunsch des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus zurück. Unter anderem wurde 1770 anlehnend an die Jesuitenkirche das Vikariehaus im spätbarocken Stil erbaut. Der Name geht wohl auf die Zeit als Zisterzienser-Nonnenkloster zurück und leitet sich wohl von Vikariat ab. Das Glockenspiel am Turm des Gebäudes war ein Geschenk des katholischen Lesevereins anlässlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Koblenz.(*1, *2)
    1580 hatten die Jesuiten hier die Klostergebäude von den Zisterzienserinnen übernommen und bauten dort 1613-1617 die Jesuitenkirche. Diese wurde 1944 weitestgehend zerstört und 1956 abgerissen, nur das Portal blieb erhalten. Anschließend entstand an gleicher Stelle die heutige Jesuitenkirche St.Johannes der Täufer, eine Filialkirche der Pfarrgemeinde St.Kastor. Die letzten Jesuiten verließen 2003 die Kirche, die 2004 von den Arnsteiner Patres übernommen wurde.(*1, *2, *6)




    Vorbei am Schängel gehe ich nun zurück zum Hotel. Hier treffe ich Renate wieder und zusammen mit meiner Mutter gehen wir zu unserem Stammlokal am Görresplatz zum Abendessen. Wir sitzen hier noch sehr lange in der lauen Abendluft und lassen es uns gut gehen. Ein letztes Mal wandern wir zurück ins Hotel und beschließen den schönen Tag.


    Montag der 9.Mai 2016



    Nach einem gemütlich Frühstück checken wir aus und ich hole das Auto aus der Tiefgarage. Zusammen fahren wir zum Bahnhof und setzen Renate dort ab. Sie hat zwar noch ein wenig Zeit bis zur Abfahrt ihres Zuges nach Hamburg, aber dies ist ihr ganz recht, kann sie so doch noch in Ruhe einen Kaffee trinken.
    Vom Bahnhof aus fahren wir noch kurz tanken und dann über die B49 nach Montabaur um dort auf die A3 zu fahren. Während auf der Gegenfahrbahn ein Stau den anderen ablöst, kommen wir gut und problemlos voran und schon kurz nach Mittag kann ich meine Mutter an ihrer Wohnung absetzen.
    Renate meldet sich auch wenig später, auch sie ist gut durchgekommen.
    Ein schönes verlängertes Wochenende in Koblenz ist vorüber.
    Irgendwie merkt man erst richtig wie schön seine Heimatstadt ist, wenn man erst mal längere Zeit von ihr weg ist.


    Zum Abschluss noch ein schönes historisches Video von Koblenz aus dem Jahr 1925, also dem Jahr der Weinausstellung, als das Weindorf gebaut wurde. Beachtenswert sind die schönen alten Rheindampfer und Schleppdampfer, sowie die alte Schiffsbrücke.


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    Quellennachweis:


    1 – Stadt Koblenz – Die profanen Denkmäler und die Vororte; Fritz Michel; Deutscher Kunstverlag 1954
    2 – Koblenzer Kostbarkeiten – Band 1 und Band 2; Erich Franke; Mittelrhein-Verlag 1973
    3 – Koblenzer Köpfe – Personen der Stadtgeschichte; Wolfgang Schütz; Verlag für Anzeigenblätter GmbH 2005
    4 – Koblenz 2000 Jahre; Elke Scheid; Artcolor Verlag1991
    5 – Koblenzer Skizzen; Paul Theodor Schmitz; Görres Druckerei GmbH Koblenz
    6 – Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler; Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz
    8 – Deutsche Binnenfahrgastschiffe – Illustriertes Schiffsregister; Dieter Schubert; Uwe Welz Verlag 2000
    9 – Stadtarchiv Koblenz
    10 – Mir sein Kowelenzer Schängelcher – Geschichten und Anekdoten aus dem alten Koblenz – Band 1 // Et es scheen, en Schängel ze sain – Band 2; Manfred Gniffke; Wartberg Verlag 2007/2008

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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  • Bis heute habe ich noch keine Antwort und werde wohl in der nächste Woche eine zweite Mail hinterherschicken


    Nachtrag:


    Auf meine zweite Mail hat die Köln-Düsseldorfer dann schnell reagiert. Man hat sich noch ausdrücklich entschuldigt (vermutlich sei in Koblenz eine Aushilfe tätig gewesen, die die speziellen Rabatte nicht kenne und sich auch bei der Fahrt vertan habe) und mich um die Kontodaten gebeten zwecks nachträglicher Erstattung des nicht gewährten Rabattes.
    Inzwischen ist das Geld auch auf dem Konto. :thumbup:

    Gruß Jobo,


    Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste.
    - Susan Sontag -


    (Links zu meinen Reiseberichten finden sich im Profil/über mich)


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