Wir hatten Urlaub - Wir hatten Schiffe - Wir hatten Fjorde MS Nordlys 07.-18.09.2015

  • 17. September Donnerstag


    „Der letzte ganze Tag auf dem Schiff.“, mehr brauche wohl eigentlich einem schon einmal Hurtigrute gefahrenen nicht sagen. Man fragt sich immer wieder, ob es denn auch wirklich schon so viele Tage waren. Die Antwort ist „ja“ und man/wir haben auf der Reise auch viel erlebt, aber trotzdem …? Es kommt ein wenig Wehmut auf, für die jetzt eigentlich überhaupt kein Platz und auch keine Zeit ist. Wir fingen schon an, uns Gedanken um zukünftige Fahrten zu machen. Wir mussten aber versuchen diese wirren Gedanken um das baldige Ende der Reise beiseite zu drücken. Wir waren ja schließlich noch nicht in Bergen, sondern erst in Trondheim.


    Trondheim auf der südgehenden Route ist immer früh, ganz früh. Wir hatten hier keinen Ausflug gebucht und so konnte es uns etwas egal sein und war es auch. Zu meiner normalen Zeit erschien ich auf dem Deck und machte meinen täglichen Rundgang. Seit der Abfahrt in Bergen, und dies hatte ich auch schon einmal geschrieben, war es morgens immer sehr leer auf dem Deck. Auf der MS Polarlys war das anders, da liefen neben mir schon wesentlich mehr Mitreisende auf den Decks herum. Mir sollte es ja auch egal sein, ich stand zu diesem Zeitpunkt an meinem Lieblingsort auf dem Achterdeck und sah mir das Treiben im Frachtbereich und der Stadt an. Das Wetter zeigte wieder potential und man konnte auch heute wieder zufrieden sein. Wenn man in Trondheim achtern auf dem Decks steht, dann finde ich es durch die vielen grünen „Schachteln“ im Frachtbereich immer wieder einen richtig schönen Anblick, mit der Stadt im Hintergrund. Von Backbord war die Aussicht nicht ganz so schön, aber interessant. Hier hatten die Arbeiter nämlich die Reste der bisherigen Fahrt zur Ansicht aufgestellt. Neben einer Menge Pappe, Kunststoffabfällen, Matratzen, einem Schiffstau, konnte jetzt auch der Alkoholkonsum auf dem Schiff nachträglich begutachtet werden. Wie ich schon schrieb, es war alles sehr interessant. Nun hatte ich aber genug geguckt und es war Zeit meine GöGa zum Frühstück abzuholen.


    Nach dem Frühstück, das natürlich wieder sehr ausgiebig eingenommen wurde, hatten wir das Schiff nur noch einmal kurz zum Abgeben der Pfandflaschen verlassen. Es dauerte danach auch nicht mehr lange, bis wir uns von der MS Kong Harald, die während des Frühstücks hinter uns angelegt hatte, verabschieden mussten. Wir hatten inzwischen auch einen neuen Kapitän und der war scheinbar mit einigen Sachen am, im und auf dem Schiff nicht einverstanden. Zuerst stoppte er etwa fünfzehn Minuten nach dem Auslaufen aus Trondheim beide Maschinen. Nach einer kurzen Pause wurde die Leistung der Maschinen dann wieder gesteigert. Es fiel dabei auf, dass die Steuerbord-Maschine mehr Leistung erzeugte als die Maschine auf Backbord. Nach und nach wurde dann die Leistung durch das Hochfahren der Backbord-Maschine angeglichen. So ging es dann erst einmal ein paar Minuten weiter. Ich weis nicht, ob er dann im Logbuch die Seite mit der Meldung über das defekte Typhon gelesen hat. Auf jeden Fall probierte er das Typhon erst einmal kurz und dann immer häufiger, auch bei verschiedenen Dauertönen aus. Ich stand zu diesem Zeit draußen (wo sonst ?) und konnte so beobachten, wie nach und nach die Türen aufgingen und die Passagiere verwundert nach vorn guckten. Nein, es war aber weder ein Schiff oder gar ein Eisberg in gefährlicher Nähe. Nach einigem Achselzucken verschwanden die meisten wieder im Inneren des Schiffes. Der Kapitän wusste jetzt wohl auch was er wissen wollte, denn ab jetzt ging es ruhig weiter.


    Auf dem Stück nach Kristiansund überholten wir ein Schiff (Bild 04), bei dem ich zuerst dachte, dass es sich dabei um ein schon einmal in Tromsö gesehenes Schiff (Bild 07 vom 11.September) handeln würde. Jetzt musste ich aber feststellen, dass es zwar eine starke Ähnlichkeit hat, der Name aber anders lautet und doch einige Unterschiede zwischen den Schiffen bestehen. Trotzdem denke ich, dass baulich eine „Verwandtschaft“ besteht. Das Emblem an den Schornsteinen scheint auch identisch zu sein. Auf diesem Abschnitt der Tour standen recht viele Seezeichen auf kleinen Inseln und es war zu erkennen, dass es immer wieder Untiefen gab.


    Es war schon wieder so weit. Wir wurden mal wieder zum Abendessen gerufen. Es war das letzte Abendessen der Reise. Es kam jetzt immer öfter zu dem Ausspruch „das letzte …“, aber wir wollten es ja auch nicht zu hoch bewerten. Auch wenn es sich hier um das letzte Abendessen handelte, so haben wir es doch versucht recht schnell hinter uns zu bringen. Der Grund für die Eile drohte draußen gerade unter zu gehen. Es war die Sonne, die uns heute noch einmal etwas ganz besonderes zeigen wollte. Wir konnten den Nachtisch deshalb kaum abwarten und verließen unseren Tisch sofort im Anschluss. Auch verschwendeten wir keinen Gedanken daran, ob dies eventuell unfreundlich gewesen sein könnte.


    Auf dem Weg auf das Deck mussten wir noch schnell an der/ an den Kabinen vorbei um uns etwas über zu ziehen. Draußen angekommen, Detlef unser Elch durfte ausnahmsweise mal mit, erwartete uns ein Schauspiel auf zwei Seiten. Auf der einen Seite die Sonne, die hatten wir ja schon vom Tisch aus gesehen. Auf der Backbordseite konnten wir aber einen Regenbogen vor einem von der Sonne angestrahlten Berg sehen. Die Farben waren so grell, dass das Foto sie gar nicht perfekt wiedergibt. Bei dem Sonnenuntergang auf Steuerbord klickten jetzt auch nur noch die Kameras der inzwischen vermehrt erschienenen Passagiere. Die Auswahl der Bilder fiel mir total schwer, denn es war ein Feuerwerk der Farben. Es ist beinahe nicht zu glauben, dass die Aufnahmen in Norwegen und nicht in der Südsee gemacht wurden.


    Nach dem sich unsere Augen von diesem Spektakel erholt hatten fuhr die MS Nordlys in den Björnsund Richtung Molde. Auch hier gab es noch einmal die Möglichkeit zu einem tollen Foto und dies, obwohl die Sonne inzwischen längst untergegangen war. Wir haben uns noch lange über dieses tolle Farbenspiel unterhalten. Langsam erreichten wir Molde bei immer noch sehr angenehmen Temperaturen. Um das Schiff herum war deshalb auch noch ein reges Treiben und die Möglichkeit zu einem kleinen Spaziergang wurde gern genutzt. Als es dann Richtung Alesund weiter ging, trafen wir auf die nordgehende MS Lofoten. Da unser Typhon immer noch recht merkwürdig klang, würde ich in diesem Fall die MS Lofoten als Gewinnerin des Klang-Vergleichs nennen.


    Nordlicht gab es heute nicht mehr und so wurde die Dunkelheit genutzt schon mal die Koffer zu packen, denn es war ja schließlich jetzt auch schon die letzte Nacht an Bord …

  • Da unser Typhon immer noch recht merkwürdig klang, würde ich in diesem Fall die MS Lofoten als Gewinnerin des Klang-Vergleichs nennen.


    Ich stelle hier jetzt einmal die Behauptung auf, dass die Lofoten auch bei perfekt funktionierendem Typhon der Nordlys gewonnen hätte. Ich finde ja, die Lofoten hat einfach das schönste Typhon der gesamten Flotte!

  • @ mil Etter mil


    Ja, auf dem Foto sieht es jetzt wirklich so aus. In Wirklichkeit war es ein nicht sehr hoher, aber recht stark leuchtender Regenbogen. Und obwohl die anderen Farben auf dem Bild "echt" sind, wurde der Regenbogen nicht richtig abgebildet. Polarstern 1966 hatte auch eine Aufnahme gemacht, da bin ich mal gespannt wie die aussieht.
    Vom Sonnenuntergang habe ich noch ein paar mehr Aufnahmen und es war deshalb schwer die Eindrucksvollsten auszuwählen. So einen Sonnenuntergang hatte ich vorher noch nie gesehen. Es waren so vielen Farben beteiligt und deshalb könnte man annehmen, dass die Fotos nachträglich bearbeitet wurde - wurden sie aber nicht.

    Gruß Volkmar


    Meine Reiseberichte sind im Profil verlinkt

  • 18. September, Freitag


    Für den heutigen Tag war es gar nicht so schwer die Bilder herauszusuchen. Wo dran lag das ? Nach dem ich morgens die Tür zum Deck öffnete lächelte mir keine Sonne zu. Es war trotz der Tageszeit sogar noch recht dunkel und es schien auch zu nieseln. Ja, die Wolken hingen tief und es sah teilweise auch nach Nebel aus. Einerseits war man natürlich etwas sauer, dass das Wetter jetzt wohl doch noch kippt, aber wir hatten ja auf der anderen Seite bis jetzt nur sehr gutes Wetter. Wir sollten also auch nicht zu traurig sein und vor allem erst einmal zum Frühstück gehen. Nach dem es auf dem Schiff gestern in Trondheim um acht Uhr morgens schon keine Brötchen mehr und der Tag für mich eigentlich gelaufen war, hatten sie aber heute meine heile Welt wieder hergestellt. Es lagen genug Brötchen in den Körben, so dass auch die anderen Passagiere welche abbekommen konnten. Nach dem Frühstück wurden dann wie gewünscht die Koffer zu einem der Fahrstühle gebracht.


    Das Wetter war aber trotzdem kein Grund für uns im Schiff zu bleiben. Es gab immer eine Seite, auf der es nicht so nass war und auf dem Achterdeck war es ja eh trocken. Es hellte sich zwar nicht grundsätzlich auf, aber es gab immer wieder mal Lücken, die einige Sonnenstrahlen zu durchschlüpfen nutzten. Auch diese Wetterlage hatte also ihre schönen/schöneren Seiten und die mussten wir eben suchen und finden. Leider durchquerten wir den Steinsund auf dem kürzesten Weg. Bei der letzten Durchfahrt war es wesentlich reizvoller, aber vielleicht war das auf Grund der Sicht usw. heute nicht möglich. Dafür fuhren wir das letzte Stück bis Bergen nicht wie mit der MS Polarlys, den Hjeltefjord, sondern durch den Herdlefjord und Byfjord. Diese Strecke war etwas interessanter. Dann ging alles irgendwie ganz schnell. Bergen kam in Sicht, einen Moment später waren wir schon an Nordness vorbei und dann kam schon das Wendemanöver. Das Anlegen ging dann auch sehr schnell, aber das genaue Positionieren der Gangway dauerte mal wieder Minuten. Dieses Mal hatten wir ja Zeit und wir konnten es uns mit aller Gelassenheit ansehen.


    Am Kofferband regierte dann auch wieder Murphy´s Gesetz. Pedrolino und wir blieben ja noch länger in Bergen und hatten also Zeit. Bei Polarstern 1966 sah dies etwas anders aus. Sie musste zügig los, um ihren Bus und später den Flieger zu bekommen. Murphy schlug in der Art zu, dass die Koffer von Pedrolino und von uns sehr schnell auf dem Band auftauchten. Der Koffer von Polarstern 1966, … na ja, ihr könnt es auch vermutlich denken. Es dauerte eine ganze Weile bis auch ihr Koffer kam und es standen zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht mehr so viele ehemalige Mitreisende um das Kofferband herum. Als der Koffer vom Band war, bedeutete es für uns, von Polarstern 1966 Abschied zu nehmen. Es war eine so schöne Reise und so flossen beim Abschied natürlich die Tränen. In den folgenden Minuten wurde das Terminal-Gebäude zeitweise wegen Überschwemmung gesperrt. Einige Hurtigruten-Mitarbeiterinnen schwammen zu uns und baten uns doch bitte das Gebäude zu verlassen.


    Ok, ok, das war vielleicht jetzt etwas übertrieben und etwas zu schmalzig, aber wir fanden es schon schade, dass wir „Tschüss“ sagen mussten. Polarstern 1966 ging zum Flughafenbus, Pedrolino zum vorbestellten Hotelbus und wir nahmen uns für die Fahrt zum Hotel eine Taxe. Wir saßen schon einige Zeit im Hotelzimmer als ich auf eine Idee kam. Ich wollte doch mal nachsehen, ob es am Flughafen Flesland eine Webcam geben würde. Es gab eine und auf einem der Bilder konnte ich tatsächlich gegen halb fünf einige Mitreisende erkennen. Polarstern 1966 hat mir dies sogar bestätigt, sie war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon sehr genervt, weil mal wieder einiges nicht geklappt hatte.


    In Bergen wurde es langsam trockener und wir wollten ja auch noch ein wenig durch die Stadt gehen. Kaum waren wir ein paar hundert Meter gegangen, da standen wir schon wieder neben Pedrolino. Sie war auch gerade dabei die Stadt zu erkunden. Wir gingen getrennt weiter, da wir verschiedene Ziele hatten. Es war aber interessant wie viele Mitreisende wir an diesem und dem folgenden Tag noch in Bergen getroffen/gesehen hatten. Irgendwann kam dann bei uns auch der Hunger auf. Und was machen wir jetzt ? Waren wir doch die letzte Zeit einfach in den Speisesaal gegangen und haben uns bedienen lassen oder uns selber bedient. Das aber war vorbei, wir mussten wieder selbst um das Überleben kämpfen. Wir hatten schon im Forum über „ihn“ gelesen und es sah dort auch gut aus, so gingen wir zu Egon und hofften dass man dort etwas gegen unseren Hunger unternimmt. Wir brauchten nur kurze Zeit zu warten, bevor wir einen Tisch bekamen. Kurz wurde das Verfahren zum Erlangen der Speisen erklärt und schon ging es los. Nachdem wir bestellt hatten und auf das Essen warteten fing GöGa plötzlich an zu grinsen. Sie zeigte nur hinter mich und meinte, dass Pedrolino dort, zwei Tische hinter uns, stehen würde. Wir holten sie natürlich an unseren Tisch und konnten uns so noch weiter unterhalten. Nach einem guten Essen schlugen wir den Weg zum Hotel ein und waren inzwischen auch schon müde genug um ins Bett zu fallen.

  • 19. September, Samstag


    Heute Morgen war alles irgendwie anders. Der Raum, in dem ich Aufwachte hatte mit einem Mal zwei Fenster, die man auch öffnen konnte und nicht eines, bei dem der Versuch des Öffnens vergeblich war. Auch war das Bad ganz anders und am schlimmsten, der Weg zum Achterdeck war nicht mehr da. So langsam realisierte ich, dass wir nun nicht mehr auf einem Schiff, sondern wieder festen Boden unter den Füßen und uns damit in einem Hotelzimmer befanden. Den Blick zum Wetter machte ich aber trotzdem und es sah gar nicht so gut aus. Es sah eigentlich so aus, wie Bergen in vielen Berichten auftaucht – nass. Was soll´s im Moment, wir machten uns erst einmal gemütlich fertig. Dann ging es zum Frühstück, von dem wir wussten, dass es kaum Wünsche offen ließ.


    Auch ein ausgiebiges Frühstück geht einmal zu Ende und nun war die Tagesplanung dran. Es nieselte zwar noch, aber was wollten wir heute ? Wir wollten noch etwas von Bergen sehen, wir wollten die MS Nordkapp sehen und sogar besichtigen und, und, und. Für die MS Nordkapp war es noch zu früh, aber wir wollten schon mal einen Ort ausgucken, von dem man etwas sehen kann. Unser Hotel war direkt neben dem Bergenhus und so war die Überlegung auch von dort zu gucken. Im diesem Zusammenhang konnten wir uns die Anlage auch gleich mit ansehen. Als wir das Tor durchschritten sahen wir direkt vor uns zwei streitende Rittersleute (… oder so). Das sah alles sehr gefährlich aus und ich wollte, bevor größeres Unheil passiert, den Streit schlichten. Meine GöGa hielt mich dann aber doch zurück und meinte, dass es bestimmt Schauspieler sein würden. Oh Mann, da wäre ich ja fast drauf reingefallen ;) . Wir gingen dann auch weiter bis zum Aussichtspunkt. Dort hatte früher wohl auch schon König Hakon gestanden und die Fjorde auf Eindringlinge kontrolliert. Wir fanden den Platz auch gut und machten jetzt, es war gerade kurz vor zehn Uhr, noch einen Rundgang durch die Anlage.


    Bis zur MS Nordkapp hatten wir noch viel Zeit, wir wussten in diesem Moment ja noch nicht wie viel Zeit wir hatten, und so gingen an Bryggen vorbei Richtung Innenstadt. Hier gab es heute scheinbar eine Vielzahl von Veranstaltungen, überall war etwas los. Ein wenig hier und dort gucken und schon war beinahe ein Uhr. Auf dem Rückweg zum Hotel holten wir uns bei einem Bäcker in Bryggen ein paar leckere Teilchen. Wir hatten noch keinen großen Hunger und mit einem Käffchen dazu sollte es bis zum Abend reichen. Rechtzeitig machten wir uns auf den Weg zum geplanten Aussichtspunkt und warteten, und warteten … Und einen Augenblick später warteten wir immer noch. Es kam dann der Zeitpunkt, an dem wir aufgaben und uns entschieden direkt zum Hurtigruten-Terminal zu gehen. Vermutlich ist sie den anderen Weg gekommen, den wir von diesem Ort nicht einsehen konnten. Komisch war aber, dass wir auch kein Typhon gehört hatten.


    Das Wetter war inzwischen besser geworden, es war bedeckt, aber es regnete nicht mehr. Wir gingen also wieder den mittlerweile bekannten Weg. In der Stadt war es zu diesem Zeitpunkt richtig voll. Und, jeder Norweger hat scheinbar nicht nur ein Boot, er hat auch ein Auto. Der Weg ist ja nicht so weit und so waren wir nach einigen Minuten in der Nähe des Hurtigruten-Anlegers. Dann ein erster Blick zwischen den Häusern durch auf den Anleger, und … Nichts – Leer – Kein Schiff !? Was war denn das, es war doch 15:19 Uhr ? Nun gut, wir hatten nichts kommen sehen und hören, von dem her sollten wir nicht überrascht sein. Wir waren es aber und nun waren wir auch noch neugierig. Die letzten Meter zum Terminal wurden auch noch zurückgelegt. Hier standen einige Reisende herum und warteten auch. Bevor ich die Wartenden ansprechen würde, hatte ich mich entschieden im Terminal nachzufragen. Nach einem Augenblick war der Counter frei und man sagte mir, dass das Schiff etwa zwei Stunden Verspätung hätte. So lange wollten wir dann doch nicht warten und weiter vermuteten wir, dass dann auch ziemlich viel Stress im Umfeld des Schiffes sein wird. Also entschieden wir uns um und gingen in einen Teil Bergens, den wir noch nicht gesehen hatten.


    Durch die Hakongaten gingen wir zum Festplassen und wie ich als Hamburger immer sage, zur Binnenalster. Der richtige Name lautet gemäß dem Reiseführer : Lille Lungegards vann. Als Hamburger fühlt man sich hier fast wie zu Hause. Wir beobachteten das Treiben um das Gewässer, während die Fontäne ihr Wasser in der Luft verteilte. Das war ja noch sehr schön anzusehen, kurze Zeit später machten es die Wolken aber genauso und ergossen sich in einem kräftigen Schauer über alle Anwesenden. Nach Deckung suchend sahen wir auf der anderen Straßenseite einen Pavillon in einem kleinen Park. Das Ziel vor Augen mussten wir nur die Grünphase der Ampel abwarten. Die Wolken bemerkten wohl, dass wir ihren Wirkungskreis verlassen wollten und schickten daraufhin nun einen verstärkten Schauer auf uns hernieder.Nach einem kurzen Spurt war der Pavillon unser. Wir hatten zwar Regenjacken an, aber alles unterhalb war trotzdem nass.


    Der Schauer wurde von den Wolken nach einigen Minuten wieder beendet und wir konnten weiter durch die Straßen schlendern. Kurzzeitig waren wir noch in einem Einkaufszentrum, aber das hatten wir schnell wieder verlassen, da es dort brechend voll war. Es war auch langsam die Zeit zum Essen gekommen. Es gibt bestimmt viele Möglichkeiten in Bergen etwas zu essen, aber wir hatten uns wieder für Egon entschieden. Die Bedienung am Eingang erkannte uns schon wieder und führte uns, vielleicht aus diesem Grund, wieder an den gleichen Tisch wie am Vortag. Auch Heute schmeckte es wieder sehr gut und so gingen wir anschließend zurück zum Hotel und beendeten den Tag.

  • 20. September, Sonntag


    Nach dem für Polarstern 1966 vorgestern und für Pedrolino am gestrigen Tag der Urlaub mit der Rückreise zu Ende ging, mussten wir uns an diesem Tag mit dem unangenehmen Gedanken beschäftigen. Bis auf Kleinigkeiten hatten wir die Koffer schon am Vorabend gepackt und so konnten wir den verbleibenden Vormittag noch in Bergen genießen. Zuerst war aber natürlich ein schönes Frühstück angesagt. Wir waren extra etwas früher aufgestanden, damit wir noch einen kurzen Spaziergang durch Bergen machen konnten.


    Im Gegensatz zum gestrigen Tag war das Wetter heute wieder einmal traumhaft. Die Sonne schien, es war kaum eine Wolke am Himmel zu sehen, nur die Temperatur war noch ziemlich niedrig. Damit konnten wir aber absolut leben und es war schön, bei so einem Wetter Abschied nehmen zu dürfen. Versprach es doch auch, dass vielleicht beim Rückflug einige Sichten auf die überfliegenden Landschaften möglich waren. Auf der Höhe des Fischmarktes kam uns dann ein Bus mit der Fahrtanzeige „Hurtigruten“ entgegen. Wir waren schon etwas verwundert, da es noch sehr früh war und eigentlich jetzt noch keine Passagiere für das heutige Schiff auf dem Weg dorthin sein dürften. Im Nachhinein erfuhren wir dann aber, nicht zuletzt auch durch das Forum, dass viele Passagiere der MS Nordkapp ihre Flüge auf Grund der Verspätung nicht erreicht hatten und somit eine Nacht in Bergen verbringen mussten/durften. Ein paar Meter gingen wir noch, bevor wir uns wieder in Richtung Hotel bewegten. Die Uhr auf dem Dach eines Geschäftshauses zeigte auch an, dass die Zeit zwar nicht drängen würde, aber wenn alles gemütlich abgehen sollte, dann müssen wir jetzt weiter.


    Im Hotel wurde sich noch mal schnell frisch gemacht, die Koffer endgültig geschlossen und noch einmal fotografiert. Nach den Erfahrungen von Polarstern 1966 war das zwar keine Versicherung, aber man hätte jetzt im Notfall ein Foto zum Suchen zeigen können. Und, sollten sie verschwinden und nie wieder auftauchen, dann hätten wir wenigstens ein Erinnerungsfoto. Da war also alles erledigt, nun noch schnell ausgecheckt und den kurzen Weg zur Haltestelle des Flybussen zurückgelegt. Halt, so schnell ging es dann aber doch nicht ! Wir standen gerade an der Ampel auf der Höhe der Statsraad Lehmkuhl, als uns zwei Feuerwehr-Fahrzeuge entgegen kamen. Die Fotokamera war in der Tasche und die Zeit sollte eigentlich nicht reichen. Ich hatte aber Glück und so sprang die Ampel auf Rot und wenigstens die Drehleiter musste halten. Kamera raus, auf richtige Einstellungen hoffen und …, verdammt, die Ampel sprang schon wieder um. Die Besatzung hatte mich vermutlich schon bemerkt und war noch einen Augenblick länger stehen geblieben. Vielen Dank an Gruppenführer und Maschinisten. Der weitere Weg zum Flughafen gestaltete sich dann ruhig. Zwischendurch hatte ich dann noch die Hauptwache der Feuerwehr entdeckt – bestimmt ein Ziel beim nächsten Bergen Aufenthalt.


    Nun kamen wir in den Terminal und guckten uns erst einmal hilflos um. Irgendwie fehlten mir sinnvolle Anzeigen und die Möglichkeit unsere Koffer möglichst schnell loszuwerden. Dies bemerkte wohl auch ein junger Mann, der uns „an die Hand nahm“ und sehr freundlich in die Technik des self-check-in einwies. Grundsätzlich war es uns ja bekannt, aber die Koffer. Was passiert damit ? Die Koffer bekamen also ihre Banderole, aber was jetzt ? Fragen über Fragen. Abgeben konnten wir die Koffer jetzt trotzdem noch nicht. Wir mussten warten bis der Flug auf der Anzeige erscheint. Das war alles ein bisschen doof und wir schlossen uns anderen Hurtigruten-Reisenden an, die das gleiche Problem hatten, und hatten dann auch Erfolg. Im Anschluss suchten wir das mittlerweile für unseren Flug angezeigte Gate auf, das sich allerdings als recht kleiner Raum erwies. Wir suchten uns einen bequemeren Ort, von dem wir unser Gate aber beobachten konnten. Irgendwann begann dann auch das Boarding, bei dem das Personal am Tresen teilweise ganz schön ruppig und unfreundlich mit einigen Passagieren umging. Einen Augenblick später waren wir dann aber im Flugzeug und es trat etwas Ruhe ein.


    Die Startrichtung war Nord und das freute mich besonders. Waren wir doch schon zwei Mal in Flesland gelandet, so war dies unser erster Start von hier. Ihr wisst bestimmt noch, beim letzten Mal sind wir mit der MS Fram vor dem Flughafen Richtung Hamburg entlang gefahren. Warum freute ich mich über die Startrichtung ? Von der MS Fram aus hatte ich gesehen, wie dicht die Startbahn an den Klippen endet. Und da dachte ich mir, dass es stark sein muss, wenn die Maschine kurz nach dem Abheben keinen Boden, sondern nur Wasser unter sich hat. Der Pilot sollte bis hierher natürlich alles richtig gemacht haben und die Triebwerke auch das tun, wofür man sie an unsere Embraer 190 angebaut hat. Alle taten das Richtige und es ging los.


    Es gab zwar jetzt einzelne Wolken, aber insgesamt war die Sicht noch sehr gut. Bei der Buchung der Flüge hatte ich schon darauf geachtet, dass wir beim Hin- und Rückflug die norwegische Küste neben uns hatten. Auf der anderen Seite hätte man ja Richtung Amerika geguckt und ob man da was gesehen hätte ? Auf dem Hinflug brachte es nicht viel, da es sehr bewölkt war, aber jetzt war es gut. Schön war der Küstenverlauf zu sehen und dann sahen wir auch, dass wir südlich den Anfang vom Skagerak erreichten. Dänemark lag unter einer Wolkendecke und war somit nicht zu erkennen. Für die Freunde der Ess-Kultur hatte ich meine gereichte Speise, plus Getränk, abgelichtet. Ein Mittagsbuffet gab es hier an Bord nicht. Ich gebe zu, dass es ganz anders aussah, als das abendliche Mahl auf der MS Nordlys (Ein Mittagsbuffet gab es hier an Bord nicht ?( ). Der Flug dauerte dann auch nicht mehr lange und wir überflogen im Sinkflug die niederländische Nordseeküste. Wir landeten einen Augenblick später auf der recht weit von Terminal gelegenen Bahn 36L, was noch eine längere Taxiway-Fahrt mit sich brachte. Wir waren aber in der Zeit und so genossen wir die Aussicht.


    Etwas stressig wurde es dann aber doch noch mal. Im letzten Moment zog es sich doch noch etwas hin und so mussten wir uns beeilen unseren Flug nach Hamburg zu bekommen. Wir hatten etwa fünfundzwanzig Minuten Zeit zum Gate D73 zu kommen. Ich habe es eben mal nachgemessen, es handelte sich um 1400 Meter, die mit einer großen Anzahl entgegen kommender Flugreisenden zum Hürdenlauf wurden. Leicht transpirierend erreichten wir das Gate noch rechtzeitig. Das Boarding fing gerade an und wir kamen schnell in die Maschine. In der Maschine schlug uns eine Bullenhitze entgegen, dass man kaum atmen konnte und wir hofften auf das baldige Einschalten der Klimaanlage – vergeblich. Nach einiger Zeit passierte es dann doch und es wurde langsam angenehmer im Flieger. Anschließend Push back und natürlich wieder zur 36L – den Weg kannten wir ja schon. Auch auf diesem Flug gab es als Hauptgericht wieder das gleiche, schon einmal fotografierte, Menü. Der Flug nach Hamburg war recht kurz, so dass wir nach etwa vierzig Minuten bei bestem Wetter dort landeten. Am Gepäckband in Hamburg trafen wir dann noch ein Ehepaar von der MS Nordlys, die uns auf Grund eines Treffens mit Nordkapp-Reisenden die Ereignisse von und auf der MS Nordkapp erzählen konnten. Nach dem wir unsere Koffer wieder in den Händen hatten, verabschiedeten wir uns. Wir wurden am Flughafen von einem unserer Kinder abgeholt, womit dann beim Öffnen der Haustür auch unsere Reise nun wirklich zu Ende ging.


    Es war eine sehr schöne Reise, die in Begleitung mit Polarstern 1966 und Pedrolino sehr viel Spaß gemacht hat. Und ich kann auch ziemlich sicher sagen, dass dies nicht unsere letzte Hurtigruten-Reise war.

  • Vielen Dank :thank_you: für's Mitreisen-Dürfen, ich habe deinen Bericht mit großem Vergnügen gelesen und auch die Fotos sind wunderbar :girl_pinkglassesf:
    Wer von euch war denn der Engel :saint: , dass ihr so geniales Wetter hattet? Alle viere vermutlich :laugh1:

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • Hallo Volkmar,


    ich weiß ja nicht, wie früh ihr zum Fischmarkt unterwegs wart. Der größte Teil der Nordkapp-Reisenden war ja im Neptun-Hotel untergebracht und fast alle wurden um 8 Uhr abgeholt. Da standen dann gleich 3 Hurtigruten-Busse vor der Tür.


    Danke für das Mitreisen können und die vielen schönen Fotos :thumbup:

  • Hallo Dagmar,


    um die Uhrzeit waren wir wohl gerade beim Frühstück. Wir sind ungefähr gegen 9Uhr Richtung Fischmarkt gelaufen. Ich musste die Zeit jetzt auch erst einmal anhand der Daten der Bilder nachsehen.


    Gedankensprung !


    Eben habe ich mir noch mal einen Bericht vom NDR angesehen. Es war eine Reise der MS Fram nach Grönland. Island würde mir eigentlich schon reichen, aber man bekommt da ja richtig Lust drauf ... ;(

    Gruß Volkmar


    Meine Reiseberichte sind im Profil verlinkt

  • Dann habt ihr die Busse bestimmt gesehen, nachdem sie uns am Flughafen abgeliefert hatten.


    Den Gedankensprung kann ich gut nachvollziehen. Sehe mich gerade im Netz nach Islandrundreisen um, da mir die FRAM mit Einzelzuschlag einfach zu teuer ist.

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