17. September Donnerstag
„Der letzte ganze Tag auf dem Schiff.“, mehr brauche wohl eigentlich einem schon einmal Hurtigrute gefahrenen nicht sagen. Man fragt sich immer wieder, ob es denn auch wirklich schon so viele Tage waren. Die Antwort ist „ja“ und man/wir haben auf der Reise auch viel erlebt, aber trotzdem …? Es kommt ein wenig Wehmut auf, für die jetzt eigentlich überhaupt kein Platz und auch keine Zeit ist. Wir fingen schon an, uns Gedanken um zukünftige Fahrten zu machen. Wir mussten aber versuchen diese wirren Gedanken um das baldige Ende der Reise beiseite zu drücken. Wir waren ja schließlich noch nicht in Bergen, sondern erst in Trondheim.
Trondheim auf der südgehenden Route ist immer früh, ganz früh. Wir hatten hier keinen Ausflug gebucht und so konnte es uns etwas egal sein und war es auch. Zu meiner normalen Zeit erschien ich auf dem Deck und machte meinen täglichen Rundgang. Seit der Abfahrt in Bergen, und dies hatte ich auch schon einmal geschrieben, war es morgens immer sehr leer auf dem Deck. Auf der MS Polarlys war das anders, da liefen neben mir schon wesentlich mehr Mitreisende auf den Decks herum. Mir sollte es ja auch egal sein, ich stand zu diesem Zeitpunkt an meinem Lieblingsort auf dem Achterdeck und sah mir das Treiben im Frachtbereich und der Stadt an. Das Wetter zeigte wieder potential und man konnte auch heute wieder zufrieden sein. Wenn man in Trondheim achtern auf dem Decks steht, dann finde ich es durch die vielen grünen „Schachteln“ im Frachtbereich immer wieder einen richtig schönen Anblick, mit der Stadt im Hintergrund. Von Backbord war die Aussicht nicht ganz so schön, aber interessant. Hier hatten die Arbeiter nämlich die Reste der bisherigen Fahrt zur Ansicht aufgestellt. Neben einer Menge Pappe, Kunststoffabfällen, Matratzen, einem Schiffstau, konnte jetzt auch der Alkoholkonsum auf dem Schiff nachträglich begutachtet werden. Wie ich schon schrieb, es war alles sehr interessant. Nun hatte ich aber genug geguckt und es war Zeit meine GöGa zum Frühstück abzuholen.
Nach dem Frühstück, das natürlich wieder sehr ausgiebig eingenommen wurde, hatten wir das Schiff nur noch einmal kurz zum Abgeben der Pfandflaschen verlassen. Es dauerte danach auch nicht mehr lange, bis wir uns von der MS Kong Harald, die während des Frühstücks hinter uns angelegt hatte, verabschieden mussten. Wir hatten inzwischen auch einen neuen Kapitän und der war scheinbar mit einigen Sachen am, im und auf dem Schiff nicht einverstanden. Zuerst stoppte er etwa fünfzehn Minuten nach dem Auslaufen aus Trondheim beide Maschinen. Nach einer kurzen Pause wurde die Leistung der Maschinen dann wieder gesteigert. Es fiel dabei auf, dass die Steuerbord-Maschine mehr Leistung erzeugte als die Maschine auf Backbord. Nach und nach wurde dann die Leistung durch das Hochfahren der Backbord-Maschine angeglichen. So ging es dann erst einmal ein paar Minuten weiter. Ich weis nicht, ob er dann im Logbuch die Seite mit der Meldung über das defekte Typhon gelesen hat. Auf jeden Fall probierte er das Typhon erst einmal kurz und dann immer häufiger, auch bei verschiedenen Dauertönen aus. Ich stand zu diesem Zeit draußen (wo sonst ?) und konnte so beobachten, wie nach und nach die Türen aufgingen und die Passagiere verwundert nach vorn guckten. Nein, es war aber weder ein Schiff oder gar ein Eisberg in gefährlicher Nähe. Nach einigem Achselzucken verschwanden die meisten wieder im Inneren des Schiffes. Der Kapitän wusste jetzt wohl auch was er wissen wollte, denn ab jetzt ging es ruhig weiter.
Auf dem Stück nach Kristiansund überholten wir ein Schiff (Bild 04), bei dem ich zuerst dachte, dass es sich dabei um ein schon einmal in Tromsö gesehenes Schiff (Bild 07 vom 11.September) handeln würde. Jetzt musste ich aber feststellen, dass es zwar eine starke Ähnlichkeit hat, der Name aber anders lautet und doch einige Unterschiede zwischen den Schiffen bestehen. Trotzdem denke ich, dass baulich eine „Verwandtschaft“ besteht. Das Emblem an den Schornsteinen scheint auch identisch zu sein. Auf diesem Abschnitt der Tour standen recht viele Seezeichen auf kleinen Inseln und es war zu erkennen, dass es immer wieder Untiefen gab.
Es war schon wieder so weit. Wir wurden mal wieder zum Abendessen gerufen. Es war das letzte Abendessen der Reise. Es kam jetzt immer öfter zu dem Ausspruch „das letzte …“, aber wir wollten es ja auch nicht zu hoch bewerten. Auch wenn es sich hier um das letzte Abendessen handelte, so haben wir es doch versucht recht schnell hinter uns zu bringen. Der Grund für die Eile drohte draußen gerade unter zu gehen. Es war die Sonne, die uns heute noch einmal etwas ganz besonderes zeigen wollte. Wir konnten den Nachtisch deshalb kaum abwarten und verließen unseren Tisch sofort im Anschluss. Auch verschwendeten wir keinen Gedanken daran, ob dies eventuell unfreundlich gewesen sein könnte.
Auf dem Weg auf das Deck mussten wir noch schnell an der/ an den Kabinen vorbei um uns etwas über zu ziehen. Draußen angekommen, Detlef unser Elch durfte ausnahmsweise mal mit, erwartete uns ein Schauspiel auf zwei Seiten. Auf der einen Seite die Sonne, die hatten wir ja schon vom Tisch aus gesehen. Auf der Backbordseite konnten wir aber einen Regenbogen vor einem von der Sonne angestrahlten Berg sehen. Die Farben waren so grell, dass das Foto sie gar nicht perfekt wiedergibt. Bei dem Sonnenuntergang auf Steuerbord klickten jetzt auch nur noch die Kameras der inzwischen vermehrt erschienenen Passagiere. Die Auswahl der Bilder fiel mir total schwer, denn es war ein Feuerwerk der Farben. Es ist beinahe nicht zu glauben, dass die Aufnahmen in Norwegen und nicht in der Südsee gemacht wurden.
Nach dem sich unsere Augen von diesem Spektakel erholt hatten fuhr die MS Nordlys in den Björnsund Richtung Molde. Auch hier gab es noch einmal die Möglichkeit zu einem tollen Foto und dies, obwohl die Sonne inzwischen längst untergegangen war. Wir haben uns noch lange über dieses tolle Farbenspiel unterhalten. Langsam erreichten wir Molde bei immer noch sehr angenehmen Temperaturen. Um das Schiff herum war deshalb auch noch ein reges Treiben und die Möglichkeit zu einem kleinen Spaziergang wurde gern genutzt. Als es dann Richtung Alesund weiter ging, trafen wir auf die nordgehende MS Lofoten. Da unser Typhon immer noch recht merkwürdig klang, würde ich in diesem Fall die MS Lofoten als Gewinnerin des Klang-Vergleichs nennen.
Nordlicht gab es heute nicht mehr und so wurde die Dunkelheit genutzt schon mal die Koffer zu packen, denn es war ja schließlich jetzt auch schon die letzte Nacht an Bord …