Ole und seine Brüder – Sturmfahrt mit MS Nordnorge vom 05.-15.02.15

  • @effemuc- ich habe die Tüten nicht gebraucht, ich fand's spannend! Und nachdem Roar Winther uns vergangenes Jahr bei 11-12 Bft sicher durch die Barentssee gebracht hat, hatte ich da eh keine Bedenken :thumbup:
    @MD800- genau, ihr hättet es wohl nicht an den Kai geschafft.
    @Muddi - LOL- das wird demnächst sicher lustig zwischen Tromsö und Trondheim :laugh1:


    08.02.15
    In der Nacht wachte ich vom heftigen Wackeln auf, als wir aus dem Fjord herausfuhren. Danach schaukelte es zwar weiter kräftig, aber gleichmäßiger und schlaffördernd. Morgens fing es wieder an zu rumpeln, um sieben kam die Durchsage des Kapitäns, dass wir nun auf der Folda seien und es die nächsten 3 Stunden etwas munterer werden könnte. Der Wind hätte nachgelassen, aber die Wellen seien 7-8 Meter hoch. Wir gingen um 8 zum Frühstück, die wenigen Paxe konnte man an den Fingern abzählen! Erst kurz vor 10, als es ruhiger wurde, kamen mehr Leute, auch die, die nicht so gut zu Fuss waren. Der Rest lag wohl seekrank in den Kabinen :puke:
    In Rørvik kam uns die Midnatsol entgegen, vom Kapitän persönlich angesagt- sie hätte auch 12 Stunden Verspätung und fahre jetzt durch bis Ålesund. Große Typhonbegrüßung im Schneetreiben.



    Die weitere Strecke war ruhiger, aber grau in grau mit tiefhängenden Wolken, der Torghatten zeigte sich halbverhüllt, den Brønnøysund durchfuhren wir mit Typhon.



    Vor Sandnessjøen gab es eine Begegnung mit der Nordlys, noch herzlicher und typhonreicher als mit der Midnatsol.



    Die Polarkreistaufe (zu ungewohnter Zeit gegen 18 Uhr) habe ich wieder mal geschwänzt, dann gab es Middag und um 21.45 Uhr hatten wir es nach Bodø geschafft. Dort wurde ausgiebig Fracht be- und entladen, Wasser getankt, frische Wäsche an Bord genommen, Distanzreisende kamen und gingen.




    Zur Abfahrt um 23 Uhr war der Leinenlosmacher verschwunden, die Brücke hupte ungeduldig, bis sich einer herbequemte. Bei der Ausfahrt durch den Nyholmsund legten wir uns heftig in die Kurve, dann düsten wir nach Norden.

  • Wie ich letztes Jahr feststellen konnte, schläft es sich auch im vorderen Salon recht gut- das war damals ein rechtes Schlafwagenabteil, wo ältere Herrschaften mit offenen Mündern vor sich hinschnarchten :laugh1: Da müssten wir viele Wege versperren :wacko1:

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • @KaFei - eher anleinen, ich brauche meine Hände für die Kamera und für's Schiff :) LOL, Marion müssen schon die Ohren klingeln...


    09.02.15
    In der Nacht hatte es zuerst noch ziemlich geschaukelt, erst im Tjeldsund wurde es ruhiger. Morgens in Harstad gab es dann ein kleines Hurtigruten- Treffen: die Kong Harald lag am Kai zur Reparatur, die südgehende Finnmarken kam etwas verspätet an, als wir schon losfuhren- leider alles ohne Typhon, damit sich die Bonzen in den besten Wohnlagen nicht gestört fühlen.



    Die weitere Strecke war recht ruhig, aber mit wenig Sicht- tiefhängende Wolken und Schneegestöber, auch in Finnsnes.



    Im Straumsfjord überholten wir das „Spionageschiff“ FS Marjata mit ihren großen Radarkuppeln.



    Tromsø erreichten wir pünktlich, unser Kapitän wollte nach Hause, neuer Kapitän war Asbjørn Dalan. Das Wetter in Tromsø war absolut unterirdisch, es regnete in Strömen, Wasserschichten auf Eis. Wer sich raustraute, kam komplett durchnässt wieder aufs Schiff. Am schlimmsten traf es die in Finnsnes ausgestiegenen Senja- Ausflügler, die mit triefenden Haaren und keinem trockenen Faden am Leib zurückkamen. Es kam noch eine Charterladung Briten an Bord, das schon vorher recht gut belegte Schiff war nun rappelvoll.



    Das Wetter wurde auch nach Abfahrt nicht wirklich besser, nur wieder stürmischer. Die südgehende Polarlys war etwas spät dran und schaukelte schon ziemlich, deswegen sind alle Fotos etwas verwackelt.



    Wir versuchten es mit Skjervøy, kamen aber nicht in den Hafen. Die Distanzreisende mit Sohn und Tochter, die nur von Tromsø nach Skjervøy wollte, kam so zu einer 3tägigen Kreuzfahrt mit Vollpension. Sie nahm das Ganze mit großer Gelassenheit und war voll des Lobes für die Besatzung. Das war hinterher sogar der Zeitung einen Bericht wert. Auch das kleine Mädchen sah das Ganze als großes Abenteuer und war quietschvergnügt in der Spielecke.


    Die Loppa machte mit 6-7m-Wellen fleißig hoppa. Als es mit dem Rock'n Roll noch etwas heftiger wurde, kam die eindringliche Durchsage, dass jeder für die nächsten anderthalb Stunden unbedingt sitzen bleiben solle, wo er gerade sei, nicht mehr herumlaufen und schon gar nicht nach draußen solle.

  • Zitat

    Die Loppa
    machte mit 6-7m-Wellen fleißig hoppa.


    Da musste ich gerade herzhaft lachen. :thumbup:


    Vielen Dank für Deinen ausführlichen, interessanten Bericht und die schönen Fotos.

  • Wir gehen in der nächsten Woche in die Tiefenplanung unserer Tour 2016, bei der wir uns noch nicht auf die Jahreszeit festgelegt haben.
    Aber bei den vergangenen Wetterberichten, deinem Bericht und den Sturmfotos (sehen wirklich Klasse und beeindruckend aus :thumbup: ), weiß ich, wann wohl meine Trend Reisezeit ist. :whistling:

  • ..., weiß ich, wann wohl meine Trend Reisezeit ist. :whistling:


    Bei meinen 8 Winterfahrten war die letzte die mit Abstand stürmischste - wurde auch von der Besatzung so bestätigt (stürmischste Fahrt in 19 Jahren).


    Muß mal schauen, ob ich die MS Nordnorge im Sturm fotogafiert habe ?(

  • Nachdem ich bald wieder unterwegs sein werde


    für den einleitenden Halbsatz habe ich etwas länger gebraucht ...


    Hab herzlichen Dank für Deinen schönen Reisebericht, den ich jetzt erst begonnen habe! :thumbup:

  • @bonimali- das copyright der hoppa machenden Loppa gehört @Jojo- ich hab mir's nur ausgeborgt ;)
    @Pollux, @MD800 - auch auf der Nordnorge wurde bestätigt, dass diese Sturmhäufung absolut ungewöhnlich war und seit Ewigkeiten so nicht vorgekommen ist.


    10.02.15
    Die Nacht war nicht allzu ruhig, Øksfjord ließen wir aus und fuhren dann den geschützteren Schleichweg hinter den Inseln. Mir kam es vor, als ob wir ständig in der Kurve hingen, ein Rettungsboot knarzte immer wieder in der Aufhängung, es gab häufige sehr starke Windböen. Als ich morgens aufwachte, kurvten wir gerade um Håja herum, dann kreiselten wir vor Hammerfest. Als wir schon das zweite Mal bei Melkøya vorbeikamen und wieder mal nach Süden drehten, fing der Gedanke an Alta an sich breitzumachen :wacko1: In dem Moment schafften wir es zum Glück endlich in den Hafen :thumbup: Dort wartete schon ein Leichenwagen. Ob der Sarg bei all den ausgelassenen Häfen tatsächlich an seinen Bestimmungort kam, habe ich nicht mitbekommen.



    Die Strecke nach Norden war weiter stürmisch, vor allem außerhalb der Abdeckung der Inseln. Havøysund mussten wir auslassen, dann kam die Mitteilung, dass wegen des Wetters der Nordkapp-Ausflug und der Schneescooter-Ausflug in Kjøllefjord gecancelt seien, die Strasse zum Nordkapp war gesperrt. Ob wir Honningsvåg anlaufen könnten, sei auch noch nicht sicher...




    Vor Honningsvåg kam uns die Vesterålen entgegen, genau in dem Moment, als sich ein Sonnenstrahl auf mein nächstes Schiff verirrte :) Natürlich viel Typhon und Vuvuzela.



    Wir schafften es tatsächlich, in Honningsvåg anzulegen, allerdings war schon wieder dichtes Schneetreiben. Das Ablegen verzögerte sich, weil sich eine von den Paxen ärztlich behandeln lassen musste, offenbar aber nichts Ernsthaftes.



    Richtung Kjøllefjord war es wieder ziemlich bewegt, der Krabbenfischer und die beleuchtete Finnkirka fielen aus- ersterer, weil die Strickleiter zu gefährlich gewesen wäre, letztere, weil es bei dem Wind zu gefährlich war, dicht an Land zu fahren. Immerhin schafften wir es in den Hafen und konnten die Krabben für's Büffet an Bord nehmen.


    Dieses ging trotz etwas Schaukeln gut über die Bühne, die zweite Sitzung hatte dann schon ein bisschen mehr Spass, aber alles noch im Rahmen. Ermahnungen, beim Laufen aufzupassen, gab es dennoch vom Reiseleiter. Mehamn ließen wir aus, aber Berlevåg liefen wir tatsächlich an! Leider gab es keine Schiffsbegegnung, weil die Richard With in Alta weilte :(

  • Tolle Bilder, sie geben die (stürmische) Stimmung richtig gut wieder. :thumbup:
    Bei Bild 32 und 33 hat man den Eindruck, Du befindest Dich fast in Wellenhöhe. Aber ich gehe mal davon aus, dass auch diese Bilder vom Umlaufdeck aus entstanden sind, oder?


    Wie hast Du es eigentlich geschafft, Deine Kamera vor (Spritz-) Wasser zu schützen?


    Viele Grüße
    Noschwefi

    Chor: Wir sind alle Individualisten :o-smile
    Einzelstimme: Ich nicht :o-tongue


    Reiseberichte siehe Profil :lofoten2:



  • @Noschwefi- Ja, alle Fotos sind vom Umlaufdeck- die Segnungen des Zoom ;) Ich hatte immer eine GeLi drauf, wenn ich fotografiert habe, ansonsten sofort Objektivdeckel drauf und Kamera in die Tasche. Die Kamera und die L-Objektive sind spritzwassergeschützt, sagt Canon- bisher stimmt's. Ich habe mich auch meist in etwas windgeschütztere Bereiche verzogen (z.B. unter den Rettungsbooten), außer direkt beim Fotografieren.

    Viele Grüsse, Albatross
    Reiseberichte im Profil

  • @Suheela- darauf kommt man automatisch, denn wer hält schon die Linse frontal in die Gischt, wenn er die Kamera hinterher noch benützen will ;) Ein Mikrofasertuch (Brillenputztuch) ist übrigens sehr nützlich zum Linse- Putzen!



    11.02.15
    Die Nacht war vergleichsweise ruhig, wir liefen alle weiteren Häfen an- die waren sicher froh, dass endlich wieder mal ein Schiff kam! Auch das Wetter wurde schön. In Kirkenes stiegen einige Briten aus, die nur die halbe Tour fuhren, dafür kamen wieder neue Paxe dazu. Wir machten eine fotoreiche Runde ins Städtchen, alle waren vergnügt, weil sich die Sonne wieder zeigte und kaum Wind war.







    Weil der Tag so fotoreich war, folgt der Rest in einem neuen Post.

  • Liebe Albatross, habe mir gerade deine wundervollen Fotos noch mal ganz in Ruhe und groß angeschaut!
    Einmalig: nicht nur die Sturmfotos, auch deine vielen Detailfotos gefallen mir sehr, sehr gut :love:
    Danke dafür!!!

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