Hurtigruten und die Hafengebühren

  • In Zukunft könnte Hjørundfjorden Geiranger als Fjordhafen im Hurtigruten-Sommerfahrplan ablösen. Grund dafür ist, dass die für Geiranger zuständige Hafenbehörde in Stranda erwäge, von den Hurtigrutenschiffen dieselben Gebühren wie von den übrigen den Hafen anlaufenden Kreuzfahrtschiffen zu verlangen. Rita Berstad Maraak, die Hafenchefin von Stranda, hofft aber, in einem Treffen mit Hurtigruten zu einer Einigung gelangen zu können.


    Offenbar will Hurtigruten bereits in dieser Saison Testanläufe in Hjørundfjorden durchführen. Der Fjord gehört – wie auch Geiranger – zum Storfjord-System, liegt aber deutlich näher an Alesund, sodass sich eine deutliche Distanzersparnis im Vergleich zur jetzigen Situation ergeben würde, die für ein Wirtschaftsunternehmen sicherlich auch interessant ist.


    Das derzeit gebotene Exkursionsprogramm müsste modifiziert werden, im Kern wären die bisherigen Ausflüge aber auch vom neuen Ort, z.B. der Fährstelle Leknes aus möglich.

  • Die LOFOTEN hat gestern die Geiranger-Saison eröffnet, aber zu welchem Preis? Das weiß Hurtigruten offenbar (angeblich) noch nicht so genau 8| Die Stranda-Hafenbehörde hat jetzt die leidige Hafengebührenforderung ihren Anwälten übergeben. In Stranda sei es 2011 einstimmig beschlossen worden, dass Hurtigruten die Gebühren der Kreuzfahrtschiffe zahlen müsse. Das würde eine zusätzliche Belastung von 500.000 NOK im Jahr bedeuten. Das sei zuviel, meinte Ragnar Norum. Offenbar hat die Reederei diese Forderung bisher ignoriert ?( Auf Nachfrage der smp.no erklärte Ragnar Norum, dass er von keiner Klageschrift Kenntnis hätte und die nun von den Anwälten Hurtigrutens gesichtet werden müsse.
    Schon damals mutmaßte die Zeitung, dass die "Abwanderung" zum Hjørundfjord Folge der Gebührenforderung sein könnte. :whistling: Und was ist mit der Verkürzung der Geiranger-Saison ab 2014 ? :whistling:

  • Der Gebührenstreit geht im November vor Gericht. Hurtigruten weigert sich beharrlich, die geforderten Beträge zu bezahlen. Zu Beginn des Jahres hatten sie sich schon an die Wettbewerbsbehörde gewandt und sind gescheitert. Die Stranda Hafenbehörde verlangt, dass auch Hurtigruten Gebühren pro Passagier bezahlt wie die Kreuzfahrer. Bisher hatte Hurtigruten nur für Passagiere bezahlt, die an Land gegangen sind. Das macht die bereits erwähnten Mehrkosten von durchschnittlich 500.000 NOK pro Jahr aus.
    Die Anwälte sprechen zwar von einem ständigen Dialog der Parteien sowie von regem Schriftverkehr... 8| aber eine Einigung ist wohl nicht in Sicht.

  • Heute trifft man sich vor Gericht. Die Verhandlung ist für 2 Tage angesetzt. Der Streitwert liegt inzwischen wohl auch höher. Die Hafenbehörde Stranda berechnet alleine für die sogenannte "Passagierentschädigung" für 2012 mehr als 1,1 Mill. NOK und für 2013 mehr als 1,5 Mill NOK. Dazu kommen noch ausstehende Hafengebühren für 2013 in Höhe von 754.000 NOK zuzüglich Zinsen.
    Hurtigruten dagegen fährt jetzt auch andere Geschütze auf. Eine Vertragsklausel über Passagierentschädigung gäbe es nicht, die Vertragsklauseln seien ungültig. Man solle zahlen für nicht erbrachte Leistungen. Denn, so Hurtigruten, würden die meisten Passagiere ihre Schiffe gar nicht verlassen, die Schiffe weder die Kaianlagen benutzen noch im Hafen ankern. Das Tenderboot würde schließlich für die Nutzung der Kaianlagen bezahlen und Hurtigruten für das Tenderboot. Ein Fjord sei ein öffentlicher Bereich, den jeder nutzen könne, genau wie Straßen oder Plätze. Darum fordere man jetzt von der Stranda-Kommune die bereits bezahlten 726.000 NOK für 2012 zuzüglich Zinsen zurück. Die Hafenbehörde Stranda hätte sich einseitig ein Monopol auf den Geirangerbereich angeeignet.
    Bezüglich der verkürzten Geirangersaison machte Hurtigruten klar, dass es sich bei der Wahl des Hjørundfjordes natürlich auch um eine Kostenfrage handelt. Allerdings möchte man den Passagieren auch gerne verschiedene einzigartige Fjorde zeigen.....

  • Die von Hurtigruten zu entrichtenden Hafenbebühren sind in den vergangenen vier Jahren von 73,4 Millionen Kronen (ca. € 920.000,-) auf 92,3 Millionen Kronen (ca. € 1,15 Millionen) gestiegen - sehr zum Ärger der Reederei. Diese ließ ihre Pressesprecherin Anne Marit Bjørnflaten nun ausrichten, man wolle die Berechnungsgrundlagen der Hafenbehörden nun genau auf ihre Rechtmäßigkeit überprüfen. Beginnen wolle man mit den Häfen, die besonders auffällige Steigerungsraten aufwiesen, z.B. mit Honningsvag. Unter anderem wolle man die berechneten Dienstleistungen mit den tatsächlich in Anspruch genommenen mit spitzer Feder vergleichen.

  • Das Distrikt-Gericht Sunnmøre hat gegen die Gemeinde Stranda entschieden. Hurtigruten braucht insgesamt 1,7 Mill. NOK an Hafen- und Passagiergebühren (# 66) für die Jahre 2012 und 2013 nicht zu bezahlen. Die Gemeinde Stranda will das Urteil nun prüfen lassen.

  • Ich habe diverse Beiträge aus verschiedenen Threads, die sich mit dem Thema Hurtigruten und die Hafengebühren befassen, im Interesse der inhaltlichen Kohärenz hier zusammengefasst. /B.

  • Hurtigruten ASA fordert sämtliche in den Jahren 2011-2013 an Sør-Varanger Havnevesen, den Betreiber des Hafens in Kirkenes, gezahlte Hafengebühren zurück, da in den Abrechnungen nicht näher spezifiziert sei, wofür genau die insgesamt gut 450.000 Kronen (ca. € 54.000,-) gezahlt wurden. Um den Druck auf die Kommune, der der Hafenbetreiber als Behörde gehört, zu erhöhen, hat die Reederei am 15. Januar 2014 sämtliche Zahlungen an Sør-Varanger Havnevesen eingestellt und will die Gelder so lange sperren, bis der Hafengeldstreit beigelegt ist.


    Doch nicht nur in Kirkenes, auch in zahlreichen anderen Orten längs der Route sind ähnliche Briefe eingegangen, nachdem Hurtigruten ASA Anfang dieses Jahres vor Gericht gegen die Hafengeldpraxis von Stranda Kommune (vgl. # 4 u. 6) durchgesetzt hatte. Die Reederei möchte nun nur noch für den Hafenbetreibern tatsächlich entstandene Kosten bezahlen.


    Der Hafenmeister in Kirkenes, Eivind Gade-Lundli, duldet die regelmäßigen Postschiffsanläufe im Wendehafen weiterhin, wird aber weiter Rechnungen für Hurtigruten ausstellen und schätzt die Erfolgsaussichten der Reederei als gering ein. Dennoch möchte er mit Hurtigruten in einen Dialog eintreten, um zu einer konstruktiven Lösung zu gelangen. Dasselbe betont auch Hurtigrutens PR-Berater Stein Lillebo, denn man sei ja nicht grundsätzlich gegen Hafengebühren, könne aber die seit der Verabschiedung des Hafengesetzes von 2009 entstandenen deutlichen Erhöhungen der Liegegelder nicht nachvollziehen und gehe nur gegen diesen Punkt vor, und dazu gehöre nun einmal eine detaillierte Abrechnung.


    Den Norske Havneforeningnen, der Dachverband der Hafenbetreiber in Norwegen, hat inzwischen alle Häfen aufgefordert, sich mit seinem Rechtsbeistand in Verbindung zu setzen, falls Hurtigruten Forderungen stelle.


    In Kirkenes ist man sich durchaus bewusst, dass Hurtigruten ein wichtiger Hafennutzer ist, weist aber darauf hin, dass die Reederei bei Weitem nicht der größte und wichtigste Kunde des Hafens sei, man ihn aber ungern verlöre. Auch wenn man die Postschiffe trotz des Zahlungsstopps nicht abweise, habe man die Reederei aufgefordert, neben dem An- und Ablegen keinerlei Hafendienstleistungen zu bestellen bzw. in Anspruch zu nehmen, solange die Zahlungen eingestellt blieben.

    Takk for oss


    BRITANNICUS :o-smile

    Einmal editiert, zuletzt von BRITANNICUS () aus folgendem Grund: Link aktualisiert.

  • In Finnsnes herrscht in puncto Hafengebühren eitel Sonnenschein: Bisher sei noch kein Brief von Hurtigruten eingegangen und er habe auch noch keine Andeutungen bekommen, dass er sich auf einen solchen einstellen müsse, so Hafenmeister Per Lund. Hurtigruten zahle weiterhin regelmäßig die vereinbarten Hafengebühren.

  • Jetzt hat der Postbote auch bei den Kommunen Vågan (Svolvaer) und Vestvågsøy (Stamsund) Briefe des Rechtsanwalts Mats Erik Sæther von der Kanzlei Nordisk Legal Services vorbeigebracht, in denen Hurtigruten ASA innert 14 Tagen die Rückzahlung des Hafengelds der Jahre 2011-2013 auf das Firmenkonto fordert. Dabei beruft sich die Reederei erneut auf das Gerichtsurteil von Sunnmøre tingrett vom 3. Januar 2014, das Hurtigruten in der Geiranger-Hafengeldsache in allen Punkten Recht gegeben hatte (vgl. hier und folgende Posts).


    Aus Svolvaer fordert Hurtigruten pro Jahr 3 Millionen Kronen zurück, also insgesamt 9 Millionen Kronen (ca. € 1,1 Millionen), da dem Hafen bei weitem nicht so hohe Kosten wie berechnet entstanden sein sollen. Für Stamsund gibt es derzeit keine Zahlen, da der dortige Dampfschiffskai in Privateigentum ist, also die Gemeinde Vestvågsøy gar keine Rechnungen ausstellt.


    Interessant ist, dass sich die Hurtigruten-Anwälte in allen Schreiben auf das Gerichtsurteil vom 3. Januar berufen, obwohl dieses noch gar nicht rechtskräftig ist, da die erstinstanzlich unterlegene Kommune Stranda Revision eingelegt hat. Auf Rückfrage der Lokalpresse gab Rechtsanwalt Sæthe knapp Auskunft, die fehlende Rechtskraft des Urteils sei irrelevant, da das Urteil sehr deutlich dargelegt habe, wie das Hafen- und Fahrwassergesetz von 2009 auszulegen sei.

  • Auch in Alesund ist besagte Post eingegangen und seit dem 15. Januar des Jahres zahlt Hurtigruten keine Hafengebühren mehr an die Kommune. Doch dort erwägt man nun, schweres Geschütz aufzufahren und die Postdampfer schlichtweg auszusperren und den Liegeplatz an zahlungswillige Kunden, von denen es genug gäbe, zu vergeben.


    Am vergangenen Montag haben die zuständigen Behörden in Alesund jedenfalls den Hafenmeister Birger Flem ermächtigt, Hurtigruten das Anlaufen des Hafens zu verbieten, sollte Hurtigruten die Zahlungen, deren Höhe man in Alesund für gerechtfertigt hält, nicht wieder aufnehmen. Dabei beruft man sich auf eine Bestimmung, die bei Zahlungsverzug die ansonsten bestehende Aufnahmepflicht gegenüber anlaufenden Schiffen (außerhalb von Notfällen) aufhebe. Ein Hafenverbot in Alesund dürfte Hurtigruten ziemlich schmerzen, denn immerhin wird die Stadt in der Sommer- und Herbstsaison (Geirangerfjord, Hjörundfjord) insgesamt dreimal am Tag angelaufen.

  • Die Sache scheint sich derzeit auch wirklich aufzuschaukeln - fast jeden Tag findet sich irgendwas. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie es in der Hafengeld-Frage weitergeht, nun wo der erste Hafen offen über Aussperrung nachdenkt...

  • Ja, ja, da braut sich viel zu viel zusammen. Wenn es um das liebe Geld geht, ist jedes Mittel Recht. Hoffentlich denkt man auch einmal an die Nutzer der Schiffe. Denn wenn nur noch "uninteressante" Häfen angelaufen werden, dann werden über kurz oder lang auch die Gäste fernbleiben und die bringen doch auch ganz schön Geld in die Kassen von Hurtigruten und in die einzelnen Orte. Was dann passiert will man sich nicht ausmalen. Es wird sicher nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird, aber es wäre schon besser ,wenn sich die Parteien bald einem für beide Seiten tragfähigen Kompromiß unterwerfen könnten. Immer wieder Schlagzeilen um HURTIGRUTEN, das kann nicht gut sein. ;(
    Gruß woma

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