Tromsø: Hafenarbeiter-Streik trifft auch Hurtigruten

  • Heute treten die Hafenarbeiter in Tromsö und Mosjøen in eine unbefristeten Sympathiestreik mit ihren Kollegen in Risavika bei Stavanger. Dort wird seit Anfang November gestreikt, da die Tarifverhandlungen ins Stocken geraten sind. Betroffen wird auch Hurtigruten sein.


    Es gehe darum, Solidarität innerhalb der Berufsgruppe zu demonstrieren, so Hafenarbeiter-Betriebsrat Geir Ingebrigtsen aus Tromsö. Es gehe darum, für alle norwegischen Hafenarbeiter gleiche Arbeitsbedingungen zu erhalten. Die Arbeitgeber, die inzwischen vor Gericht gezogen seien, sollen zurück an den Verhandlungstisch gezwungen werden.


    Der Streik, so Roger Hansen von der Transportarbeitergewerkschaft, werde fraglos Konsequenzen für die Küstengemeinden haben, da sie keine Lebensmittel auf dem Seeweg bekommen, da die Hurtigruten-Schiffe in Tromsö nicht beladen würden.

  • Der seit Dezember laufende Sympathiestreik der Hafenarbeiter in Tromsø (vor zehn Tagen war mit der VESTERÅLEN ja erstmals ein Hurtigrutenschiff bestreikt worden) spitzt sich immer weiter zu, auch wenn Hurtigruten diesmal "nur" eine Nebenrolle gespielt hat.


    Als die POLARLYS gestern Abend ablegte, weigerten sich trotz Anzeigen demonstrierende Hafenarbeiter, den Dampfschiffskai zu verlassen, wo sie gegen von anderen Hafenarbeitern durchgeführte, von den Demonstranten als Streikbrecherei bezeichnete Ladearbeiten demonstrierten. Als die POLARLYS wieder unterwegs war, fanden die Streikenden die aufgestellten mobilen Absperrgitter mit Ketten und Vorhängeschlössern abgesperrt und mussten sie an der Kaikante umklettern.


    Für die Streikenden stellt das Vorgehen des Kaibetreibers Nor-Lines einen klaren Fall von Freiheitsberaubung während einer rechtmäßigen Arbeitskampfmaßnahme dar, in dem sogar die Polizei Partei ergriffen habe. Der Arbeitgeber hingegen wies darauf hin, dass sich auch nach dem Ablegen der POLARLYS Mitarbeiter in den Büros am Dampfschiffskai befunden hätten, die mit Papierkrieg beschäftigt gewesen seien. An diese hätten sich die Eingesperrten aber nicht gewendet und stattdessen ihrerseits die Polizei gerufen.


    Die Polizei wies die Anschuldigung der Gewerkschaft LO, dass sie Partei ergriffen habe, zurück und verwies auf ein Gerichtsurteil, das Blockaden im laufenden Arbeitskampf untersage. An dieses Urteil habe man sich bei den Einsätzen am Dampfschiffskai auch strikt gehalten.

  • Am Donnerstag dieser Woche hat der Sympathiestreik der 14 in der Gewerkschaft LO organisierten Hafenarbeiter aus Tromsø mit ihren Kollegen aus Risavika eine neue Qualität erreicht. Gemeinsam mit über dreißig angereisten Mitgliedern ihrer Gewerkschaft veranstalteten sie eine Liegeblockade vor der Frachtluke der nordgehenden Hurtigrute, die von der Polizei aufgelöst wurde, die 41 Streikende vorläufig festnahm.


    Als Grund für die Eskalation in der Wahl der Mittel bezeichnete die LO-Führung aus Tromsø den Umstand, dass Nor-Lines, der Betreiber des Damofschiffskais, externe Arbeitskräfte eingestellt habe, um die Arbeit der streikenden Gewerkschaftsmitglieder zu tun. Für sie sei das ein klarer Fall von Streikbrecherei, so die Vorsitzenden Geir Ingebrigsten und Ronny Johansen.


    Doch für diese Haltung erfahren die Gewerkschafter jetzt harsche Kritik aus ihrem eigenen Verband: Sowohl die landesweite LO-Führung als auch die Schwestergewerkschaft Transportarbeiderforbundet sind nämlich der Ansicht, dass die donnerstägliche Aktion in Tromsø unrechtmäßig gewesen sei. Aktionen wie die Blockade von Tromsø seien zudem Aktionsformen, die man nicht gutheißen könne. Es sei zwar verständlich, dass die streikenden Arbeiter frustriert seien, die Blockade sei aber das falsche Signal in der Auseinandersetzung gewesen.


    Die am Donnerstag verhafteten Streikenden sind inzwischen übrigens wieder auf freiem Fuß und sollen jeder eine Strafe von 4.000 Kronen (ca. € 490,-) zahlen.

  • Das zuständige Arbeitsgericht hat Nor-Lines als Betreiber des Dampfschiffskais in Tromsø grundsätzlich das Recht zugesprochen, die Ladearbeiten mit eigenen Kräften durchzuführen, die nicht gewerkschaftlich organisert sind und sich deshalb auch nicht an Streiks beteiligten. Damit scheint einer der zur Eskalation des Sympathiestreiks der Hafenarbeiter in Tromsø mit ihren Kollegen in Risavika beitragenden Faktoren gerichtlich geklärt, denn das Urteil ist nicht anfechtbar.


    Die strafrechtliche Aufarbeitung Aufarbeitung der eskalierten Protestaktion von Anfang Juni soll am 4. November vor dem zuständigen Nord-Troms tingrett beginnen. Der Prozess wurde nötig, da die 41 im Verlauf der Aktion festgenommenen Hafenarbeiter sich geschlossen geweigert hatten, das ihnen auferlegte Bußgeld von 4000,- Kronen pro Person zu zahlen. Fraglich ist allerdings noch, ob auch wirklich alle Angeklagten mit ihren Anwälten usw. in den Gerichtssaal passen... :whistling:

  • Ja, er schwelt noch, der Sympathiestreik der Hafenarbeiter in Tromsø, und ab dem 4. März soll er am Dampfschiffskai wieder aufflammen. Ab dann sollen nämlich die Ladearbeiten bei Hurtigruten komplett lahmgelegt werden. Der Terminalbetreiber Nor-Lines hat deshalb vergangene Nacht schon jetzt Maßnahmen zur Aussperrung ergriffen und die Ein- und Ausfahrten zum Frachtterminal zum Zwecke der Aussperrung der Streikenden verbarrikadiert. Schwere Kisten und verkettete Tore machen den Zugang unmöglich.


    Streikführer Geir Ingebigtsen ist darüber natürlich sehr verärgert und weist darauf hin, dass nun zwei Gruppen betroffen würden, die bislang immer von Streikaktionen in Tromsø ausgenommen waren: die Passagiere und die Leichenwagen. Die Totalblockade mache es für Rollstuhlfahrer, die üblicherweise über die Frachtrampe nutzten, unmöglich, von bzw. an Bord zu kommen. Zudem werde die Ladeluke dazu benutzt, um das Gepäck von Reisegruppen an und von Bord zu bringen. Was die Leichenwagen betrifft, so gelten nicht nur Pietätsgründe, die Chauffeure der Trauergefährte haben sogar ein Zugangsrecht zum Kai - und es soll gestern deshalb schon Irritationen gegeben haben.


    Kurz gesagt: Die noch gar nicht wieder Streikenden riefen die Polizei herbei, die die Verbarrikadierung entfernte, nachdem Nor-Lines sich geweigert hatte, den Zugang zum Frachtterminal freizugeben.


    Hurtigruten selbst bedauerte den Vorfall, möchte sich zu dem Streit zwischen zwei anderen Parteien aber nicht weiter äußern.

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