Peru – Rundreise Picos und Posadas in den Anden
Reisetagebuch von Jobo
15. bis 30. März 2010
Nachdem ich im Januar noch Resturlaub vom Vorjahr übrig hatte, den ich bis Ende März nehmen musste damit er nicht verfällt, stand die Auswahl eines Reisezieles an. Nach einigem Katalog wälzen, hatte ich mich für Peru entschieden. Gebucht war schnell, so stand der Vorfreude eigentlich nichts mehr im Weg.
Doch noch im Januar die Schreckensmeldung , Unwetterkatastrophe in Peru, Urlauber müssen aus Machu Picchu ausgeflogen werden. Anfang März dann die Nachricht, Machu Picchu, ein Teil meiner Reise, wird erst ab ersten April wieder zugänglich sein. Ich entschließe mich trotzdem die Reise anzutreten, zumal mir der Veranstalter noch vor der Abreise zwei Alternativen für das Machu Picchu Modul anbietet.
Zu der Reise habe ich die Flüge von KLM gebucht. Leider bietet diese Airline keinen Vorabend-Checkin mit Gepäckabgabe in München an , aber zumindest kann ich schon am Tag zuvor übers Internet einchecken und mir für den Flug München-Amsterdam einen Sitzplatz reservieren. Für die Strecke Amsterdam-Lima und zurück habe ich die Economy-Comfort-Klasse gebucht, die Sitze mit größerem Abstand anbietet, da ich nicht noch einmal so eng sitzen möchte wie bei meinem Lufthansaflug nach China einige Monate zuvor.
Montag, 15.März 2010
Der Flieger von München nach Amsterdam hat als Abflugzeit 6:55 Uhr. Boarding ist um 6:25 Uhr, also sollte ich möglichst eineinhalb Stunden zuvor am Flughafen sein. Ein Airportbus von meinem Wohnort fährt um 5:15 Uhr ab, und braucht ca. 40 bis 45 Minuten bis zum Münchener Flughafen, das ist mir zu knapp. Somit ist Aufstehen an diesem Morgen um 3:00 Uhr angesagt, duschen, frühstücken, Gepäck aufnehmen und damit ab zum Bahnhof, wo um 4:05 Uhr der Airportbus abfährt, gut besetzt mit Leuten, die wohl am Flughafen arbeiten.
Am Flughafen angekommen, ist das Gepäck schnell aufgegeben. Auch an der Sicherheitskontrolle geht es noch ruhig zu, dadurch bin ich schon um 5:20 Uhr am Gate. Die KLM-Maschine steht schon bereit.
Es ist noch recht kalt draußen, so um die 2°C, zwischendurch graupelt es leicht. Das Boarding startet pünktlich um 6:25 Uhr, die Maschine ist schließlich zu etwa 80 % besetzt.
Die Sitze in dem Flugzeug, eine Embraer ERJ-190, sind bequem und bieten ausreichend Platz, in der Breite wie auch im Abstand zum Vordermann. Lediglich die Rundung der Kabine setzt über meinem Fensterplatz sehr früh ein, wodurch ich bei aufrechtem Sitz nicht ganz gerade sitzen kann. Auf den Platz neben mir setzt sich ein Mann mittleren Alters, während über den Flughafen gerade ein heftiger Schneeschauer hernieder geht.
Schließlich rollen wir zur Startbahn, wo wir zunächst komplett enteist werden. Dabei läuft eine rot-braune Flüssigkeit reichlich über das Flugzeug. Endlich können wir um 7:35 Uhr abheben, die Flugzeit bis Amsterdam soll ca. 90 Minuten betragen. Der Flug verläuft weitestgehend ereignislos, es wird zwischendurch ein kleiner Snack gereicht, kleiner Semmel mit Ei und ein Gebäckstück. Auf dem Sitz hinter mir macht jemand massenhaft Bilder mit seiner Kamera, wobei ich mich frage, was an der Strecke München-Amsterdam wirklich so interessant ist, das man sicherlich weit über 50 Aufnahmen machen muss. Wesentlich nerviger ist allerdings mein Sitznachbar, der sich permanent die Nase hochzieht, hat wohl noch nie etwas von Taschentüchern gehört.
Die Uhr zeigt kurz vor neun, als wir in Schiphol ans Gate rollen. Bei der Gepäckabgabe in München hat man mir einen kleinen Plan von Schiphol gegeben, auf dem auch die Gehzeiten zwischen den Gates eingetragen sind. Ursprünglich sollten wir an Gate D andocken, tatsächlich ist es aber Gate B. Der Weiterflug nach Lima um 11:00 Uhr soll von Gate F09 starten. Laut Plan benötige ich bis dorthin etwa 25 Minuten, ich kann mir also durchaus Zeit lassen. Der Flughafen Schiphol ist vorbildlich beschildert, hier kann man sich eigentlich nicht verlaufen. Auch die Gehzeiten auf dem Plan und in der Beschilderung sind großzügig gewählt, und passen zu meinem gemütlichen daherschlendern.
Das Boarding für die schon vor dem Gate stehende Boeing 777 soll um 9:45 Uhr beginnen, aber die KLM lässt sich Zeit und es geht erst um 10:10 Uhr los. Hier befindet sich direkt am Gate eine Sicherheitskontrolle, die von allen Passagieren passiert werden muss.
Mein Platz 10A ist direkt am Einstieg, davor ist nur eine Wand, mehr als einen Meter entfernt. Neben mir nimmt ein älterer Herr einer österreichischen Reisegruppe Platz, der sich aber noch vor dem Start in eine freie Dreiersitzgruppe in der Mitte setzt. Somit habe ich die beiden Plätze für mich alleine , einziges Manko, man kann die Mittellehne hier nicht hochklappen.
Die Boeing hat nur zwei Triebwerke, was mich bei einem Überseeflug eigentlich wundert, allerdings sind diese Triebwerke riesig. In den Einlässen könnte man problemlos aufrecht stehen. Der Himmel hier in Amsterdam ist bewölkt, als wir pünktlich zum Start rollen. Die Gesamtflugzeit soll 12 Stunden und 30 Minuten betragen, die Landung in Lima ist für 17:55 Uhr Ortszeit vorgesehen.
Kurz nach dem Start überfliegen wir die holländische Küste um nach nur wenigen Flugmeilen schon die südenglische Küste vor uns zu sehen. Die Wolkendecke wird hier immer dünner und schließlich sind nur noch vereinzelte Wolken zu sehen. Wir überfliegen Ramsgate und sehen die Themsemündung unter uns, bis wir schließlich über Southend-on-Sea nach Süden abdrehen und an der südenglischen Küste entlangziehen.
Es geht vorbei an Portsmouth, Bournemouth, Poole und Plymouth, bis wir schließlich das englische Festland hinter uns lassen. Noch einmal taucht etwas Land unter uns auf, es sind die Scilly-Inseln, nach deren Überfliegen wir weiter nach Südwest abdrehen.
Mir fällt auf, das die Flugbegleiterinnen der KLM alle Passagiere in meinem Umfeld mit dem Namen ansprechen, mich inklusive. Das habe ich bisher auch noch bei keiner Airline erlebt. Nun wird bereits das Mittagessen serviert, ich kann zwischen Meat und Fish wählen, entscheide mich für Meat. Das Essen besteht aus Reis mit Geschnetzelten und Salat, die Portion ist sogar recht ordentlich, jedenfalls werde ich satt. Als Nachspeise gibt es eine weiße Creme mit Nussbrösel, sehr lecker.
Wir fliegen nun schon eine Weile über den Atlantik, als ich zwischen den Wolken eine Küste entdecke, das können nur die Azoren sein . Die Bewölkung hat längst wieder zugenommen, ich döse längere Zeit in meinem Sitz, nur unterbrochen von weiteren kleinen Mahlzeiten, die immer wieder gereicht werden. So angenehm hatte ich mir den Flug mit KLM gar nicht vorgestellt.
Auf den TVs kann man die Flugroute gut verfolgen. Zuerst fliegen wir auf die Amazonasmündung zu. Nach einem kleinen Schwenk liegt nun Kourou genau in unserer Flugrichtung. Zwischendurch hat man den Eindruck, als wolle der Atlantik gar nicht mehr aufhören, aber dann wird der Schiffsverkehr unter uns immer dichter und nach langer Zeit über dem Wasser überfliegen wir in Höhe Cayenne die südamerikanische Küste.
Während erneut ein kleiner Snack gereicht wird, ist draußen nur noch eine geschlossene Wolkendecke zu sehen. Ich nutze die Zeit um mir meine Notizen zu machen, quasi eine Art Reisetagebuch. Gerne hätte ich etwas geschlafen, aber es will mir nicht gelingen einzuschlafen.
Also schaue ich wieder aus dem Fenster und beobachte, wie die Wolkendecke wieder etwas durchlässiger wird, und unter dem Flugzeug das tiefe Grün des tropischen Regenwaldes dominiert. Wir befinden uns mittlerweile mitten über dem Amazonasgebiet, und so wie zuvor nur das Blau des Ozeans zu sehen war, erblickt man nun nur noch das Dunkelgrün des Regenwaldes soweit das Auge reicht.
Längst haben wir den Äquator überquert und der GPS-Tagger auf meiner Kamera überträgt nur noch Minus-Werte in die Aufnahmen. Mir fällt die enorme Größe der Flüsse unter uns auf. Obwohl wir uns auf einer Höhe von 11.000 Meter befinden, sind die Flüsse groß und breit zu sehen. Man kann nur erahnen, wie breit diese Ströme erst sein müssen, wenn man direkt davor steht.
Beim Überflug von Manaus kann ich leider nichts von der Stadt sehen, diese liegt unter einer geschlossenen Wolkendecke. Wenig danach sind die Wolken wieder weg und der Amazonas und seine Nebenflüsse wirken wie große Seen unter dem Flieger.
Ein Ehepaar aus der österreichischen Reisegruppe steht nun neben meinem Sitz. Der Mann nutzt die Gelegenheit einige Aufnahmen aus den Fenstern vor meinem Sitz zu machen. Wir unterhalten uns eine Zeit lang, die Reisegruppe hat ein ähnliches Reiseprogramm wie ich. Wer weiß, vielleicht begegnen wir uns in Peru ja irgendwo wieder.
Der Regenwald wird langsam dünner, und vor uns tauchen hohe Berge auf. Wir haben die Anden erreicht. Beim Überflug wird einem schnell bewusst wie hoch hier die Berge sind, denn trotz 11.000 Meter Flughöhe scheint es, als wären die Bergspitzen nur wenig unter uns.
Die Landung in Lima steht nun unmittelbar bevor. Wir drehen eine große Kurve über den Pazifik, verlieren dabei ordentlich an Höhe, und fliegen den Flughafen von Lima nun von Norden an. Was ich beim Anflug so von Lima zu sehen bekomme, ist wenig vielversprechend. Über weite Flächen nur flache Lehmhütten, nur vereinzelt von beleuchteten Straßen durchzogen.
Beim Ausstieg halte ich meinen Reisepass und die beiden Papiere, die ich während des Fluges bekommen und ausgefüllt habe, bereit. Zuerst geht es nun durch die Passkontrolle, ich bekomme dort den unteren Abschnitt des Einreisedokumentes, den ich bei der Ausreise wieder vorlegen muss.
Nun warte ich am Gepäckband auf meinen Trolley, aber es dauert und dauert. Ich nutze die Zeit um an dem Wechselschalter in der Nähe des Gepäckbandes meine US-Dollar in peruanische Soles zu wechseln. Nachdem ich meinen Trolley schließlich auch vom Band genommen habe, geht es durch die Zollkontrolle. Hier gebe ich das zweite Dokument ab, eine Bestätigung, das ich nichts zu verzollen habe.
Im Flughafen warten schon zwei Mitarbeiter des peruanischen Reiseveranstalters CAT, ein Partner meines deutschen Veranstalters, auf mich. Der jüngere, Luis, begrüßt mich und stellt mir Ronald, den Fahrer vor. Dieser nimmt mir mein Gepäck ab und ich begleite die beiden nach draußen zum Auto. Schlagartig wird mir klar, das es in Lima Spätsommer ist, es hat auch zu dieser Uhrzeit noch 24°C und ist ziemlich schwül.
Kaum im Auto bin ich froh, das ich meine Jacke ablegen kann. Ich merke nun auch eine gewisse Müdigkeit, kein Wunder, bin schließlich schon seit über 20 Stunden auf den Beinen. Während der etwa vierzig minütigen Fahrt zum Hotel, geht Luis mit mir nochmal den ganzen Reiseverlauf durch. Da ich nicht mehr ganz so aufnahmefähig bin, konzentriere ich mich auf die Punkte, die sich etwas geändert haben. Ich kann ihm auch gleich mitteilen, das ich mich als Ersatz für das Machu Picchu Modul für Maras-Moray und gegen La Paz entschieden habe.
Wir lassen endlich den abendlichen Berufsverkehr hinter uns, und erreichen den Stadtteil Miraflores, eine typische Touristengegend mit vielen Hotels und Restaurants. Hier wirkt die Umgebung doch erheblich freundlicher, als in den Stadtteilen die wir zuvor durchfahren haben.
Noch ein paar mal rechts und links um die Ecken, und wir stehen vor dem Hotel Antigua Miraflores, meiner Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Das Hotel, eine Villa im kolonialen Stil, macht einen sauberen und freundlichen Eindruck. Ein älterer Hotelmitarbeiter trägt mir mein Gepäck hoch in den dritten Stock zu meinem Zimmer Nr.36. Ich bin noch etwas unsicher bezüglich des Trinkgeldes, gebe ihm zwei Soles (entspricht etwa € 0,50) und habe damit scheinbar gut getroffen, jedenfalls verabschiedet er sich mit einem dankbaren Lächeln.
Nun habe ich Zeit mir mein Zimmer genauer anzusehen. Der Raum liegt direkt unter dem Dach, von dem ein Deckenventilator herunterhängt.
Das Zimmer ist bestückt mit alten Stilmöbel, die auf mich durchaus echt wirken, aber ich bin kein Experte. Lediglich die Nasszelle ist modern ausgelegt und macht einen einwandfreien, sauberen Eindruck.
Die Fenster gehen zum Patio (Innenhof) des Hotels, in dessen Mitte ein schöner Springbrunnen steht.
Ich mache mich ein wenig frisch, ziehe mir etwas Leichteres an und verlasse das Hotel zu einem Bummel an die Pazifikküste. Ein Restaurant muss ich mir nicht suchen, ich bin noch total satt von den vielen Mahlzeiten im KLM-Flieger.
Die Schwüle hat inzwischen nachgelassen, die Temperaturen sind jetzt sehr angenehm. Prompt laufe ich natürlich zuerst in die falsche Richtung . Nach einem Blick auf den kleinen Stadtplan von Miraflores, den mir Luis noch gegeben hatte, wende ich und bin zehn Gehminuten später endlich an der Steilküste. Die Straßen sind fast alle schachbrettartig angeordnet, dadurch kann man sich nicht sehr verlaufen. Um nach vorn an die Steilküste zu kommen muss ich allerdings noch die Uferstraße überqueren, was sich als schwierig erweist.
Schließlich schaffe ich es aber doch, und genieße den traumhaften Blick über die Pazifikküste. Rechter Hand ist in der Ferne eine stark beleuchtete Landzunge zu sehen, es kann sich dabei eigentlich nur um Callao, die Hafenstadt Limas, handeln.
Unten, direkt am Strand, zieht sich auch noch eine Straße hin, welche aber bei weitem nicht so stark befahren ist, wie die Uferstraße auf der Steilküste.
Neben der Straße befindet sich hier eine parkähnliche Anlage, deren Bänke und Mauern von vielen jungen Paaren belegt sind. In der Mitte dieser Anlage steht auch die passende Skulptur dazu. Der Park hat den treffenden Namen 'Parque del Amor'.
Auf der rechten Seite kann ich im Dunkeln noch weitere kleine Parkanlagen erkennen, doch ich wende mich nach links. Nun muss ich zuerst eine lange, überdachte Brücke überqueren. Unter ihr führt ein breites Tal von der Stadt zum Pazifik-Strand. Hier führt eine vierspurige Straße nach unten, ebenso gibt es einem asphaltierten Fußweg der die Steilküste mit dem Strand verbindet.
Dieser Weg, wie auch die Straße werden stark benutzt, führen sie doch auch zu einem traumhaft gelegenen Restaurant, mitten im Pazifik. Das Restaurant La Rosa Náutica gilt nicht nur wegen seiner herrlichen Lage als eine der Topadressen in Miraflores. Gerade für seine hervorragenden Fischgerichte ist dieses Restaurant bekannt.
Ich behalte mir dieses Haus im Hinterkopf, vielleicht ein Idee für mein morgiges Abendessen. Neben dem Restaurant ziehen sich breite Sandstrände nach Nord und Süd. Vom Baden wird aber in den meisten Reiseführern abgeraten, da es mit der Wasserqualität hier nicht zum Besten stehen soll.
Direkt oberhalb des Restaurants ist auf der Steilküste ein Aussichtspunkt, der Mirador de Miraflores. Von hier hat man auch einen schönen Blick über die südliche Steilküste und den darunterliegenden Strand. Ebenso ist hier ein weiter Blick bis hinüber zum Stadtteil Chorrillos möglich.
Ich wandere noch ein wenig weiter nach Süden, bevor ich mich wieder auf den Rückweg zum Hotel mache. Wieder über die lange Brücke versuche ich am Parque del Amor erneut die Straße zu queren. Auch diesmal dauert es einige Zeit, bevor ich eine Lücke in der Fahrzeugschlange entdecke, die ich nutzen kann.
Auf der anderen Seite sehe ich einen kleinen Kiosk, an dem ich mir etwas Wasser für die Nacht und den nächsten Tag kaufen möchte. Es dauert etwas, bis ich der Verkäuferin verständlich machen kann, das ich gerne zwei kleine, aber kalte Flaschen Wasser möchte. Schließlich bekomme ich zwei einigermaßen kalte Flaschen für zwei Soles die Flasche.
Im Hotel angekommen begebe ich mich aufs Zimmer und lege mich auch sofort hin. Morgen werde ich um 9 Uhr abgeholt, daher möchte ich gegen sieben Uhr aufstehen, damit ich in Ruhe duschen und frühstücken kann.
….. continuará (… wird fortgesetzt)