Nun denn, was nicht ist, kann ja noch werden, und das manchmal schneller, als man denkt.
Fazit der Reise
Fast ein halbes Jahr ist es nun her, seit ich in Bergen an Land gegangen bin – genug Zeit, die Reise zu verarbeiten und immer wieder Revue passieren zu lassen.
Hat es sich gelohnt? Ohne jeden Zweifel ja!
Werde ich wieder fahren? Die Antwort kann Franz Beckenbauer besser geben, als ich…
Der Reiseverlauf ist ja ein wenig anders gewesen, als in über ein Jahr des Zuwartens ausgemalt, aber ich finde, es ist am Ende besser gekommen, als ausgeschrieben. Wir hatten im Norden einen tollen Ritt, den ich um nichts in der Welt vermissen möchte, hat er doch die Tour zu etwas ganz besonderem gemacht. Die LOFOTEN konnte voll ausspielen, wozu sie gebaut worden ist, nämlich auch unter schwierigen Bedingungen unterwegs zu sein. Und damit wären wir bei der Hauptperson:
Sie ist übersichtlich und ohne Schnickschnack, gemütlich und funktional. Und sie ist die letzte ihrer Art auf Linie, eben eines der Schiffe, die ich Anfang der 1980er auf Hurtigruten kennengelernt habe; sie ist unverstellt und ehrlich. Sie ist ein erlebbares Schaufenster in die Vergangenheit, ein Schiff, das echte Seemannschaft fordert – eine echte Dame eben, die unprätentiös im Mittelpunkt steht, ohne zu dominieren. Und wie im Titel schon gesagt: Sie ist ganz groß in Form!
Da passte es auch sehr gut, ohne Saisonprogramm und Tamtam zu fahren, keine Ausflüge gebucht zu haben, mich ganz auf das Schiff einzulassen, den Weg als Ziel zu begreifen, nicht das Ausbleiben des Nordlichtes zu bejammern, sondern den Wintereinbruch und den Sturm als Gewinn zu sehen, als das unerwartete I-Tüpfelchen, die Extraration Sahne auf dem großen Eis. Purismus in Reinkultur muss ungefähr so aussehen, wie an jenen zwölf Tagen erlebt.
Ich habe die LOFOTEN mehrmals als home away from home bezeichnet, und sie war ein zu Hause im besten Sinne, kein Ersatz. Zu Besatzung und Service möchte ich im Einzelnen nichts sagen, nur so viel: Ich war rundum zufrieden, sehr zufrieden, aber bin in diesen Dingen wohl auch leicht zufriedenzustellen.
Und was gibt es auszusetzen?
Sachlich nichts, wohl aber waren viele Erfahrungen anders, als zuvor gemachte. Das war aber von vornherein klar, denn es ging ja nach Fahrplan voran – naja, bis Honningsvag und dann ab Hammerfest wieder – und nicht im eigenen Tempo, wie ich es seit Kindertagen gewöhnt bin und wie es auch 2003 mit dem Folkeboot war. Ich habe es als unglaubliche Bereicherung und als Privileg empfunden, das Land schon zu kennen, das Hinterland mit zu sehen, wenn die Küste vorbeizog, an vielen der Orte schon im eigenen Tempo gewesen zu sein, ohne auf die Uhr kucken zu müssen. Das Land selber kennenzulernen ist bei einer Hurtigrutentour auch gar nicht möglich, bestenfalls gelingt es, Einblicke zu gewinnen, Momentaufnahmen zu sammeln, zu staunen. Aber das ist an sich ja kein Manko. Insofern schreibt ein rundum zufriedener BRITANNICUS.
Werde ich wieder fahren? Nun, wer diese Frage besser beantworten kann, habe ich oben schon geschrieben. Dass ich mich auch dieses Jahr wieder im Norden tummeln werde, ist aber sicher.
But that will be another cuppa!
Aber eins hab ich noch - vom Juli vorletzten Jahres in Kirkenes: