Ja vi elsker dette skipet - oder: Alte Dame groß in Form

  • nehme ich das Klöppeln hiermit zurück

    Danke für die Vorlage - ich helf' Dir dabei und erzähle mal ein ganz klein bisschen die Vorgeschichte :8):


    Es war einmal ein kleiner Junge, den seine Eltern nicht BRITANNICUS genannt hatten, sondern anders, aber der heute unter diesem Alias durch die Weiten eines einer weithin bekannten der einzig wahren deutschen Reiseforums Viruszucht- und Bewahrstation für Nordlandsüchtige geistert. Schon bevor er zehn Jahre alt war, sah er gerne der Abfertigung der Postschiffe in Norwegen zu, denn schon mit weniger als einem Jahr war er zielgerichtet auf das Wasser konditioniert worden. Damals waren diese Postschiffe alle schwarz mit weißen Aufbauten und hatten viele bunte und unterschiedliche Schornsteinmarken - und es waren richtige Schiffe :love:


    Okay, ganz so langsam soll es jetzt nicht weitergehen, denn sonst wird das hier noch zu einer missratenen Variante von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ;) Nur soviel noch: Ein Postschiff betreten hatte BRITANNICUS aber nie! Viele Häfen kannte er aber von Land sowie auch von Seeseite. Nun, das sollte sich abstellen lassen, und dazu gab es zwei konkrete Anstöße:


    Zum Einen die Begegnung mit einem toten Schiff in Stokmarknes ;(



    und zum Anderen der zwei Tage später folgenden Begegnung mit einem ganz ähnlichen, aber sehr lebendigen Schiff in Risoyhamn,


    (Kuckt mal, was sie gerade lädt ;) )


    die zeigte, was alles hätte sein können...


    Im Folgejahr erwies sich das lebendige Schiff als sehr treuer Begleiter meiner Sommertour, sowohl in Kirkenes



    als auch an der Helgelandsküste



    Dass soviel Zufall kein Zufall, sondern eine Aufforderung war, war für den inzwischen groß und dick stark :whistle3: gewordenen BRITANNICUS selbstverständlich ebenso klar, wie der Umstand, dass für ihn nur eines der damals noch zwei im Dienst verbliebenen traditionellen Schiffe in Frage kam. Und dann gab es irgendwann im August 2011 so einen Katalog, in dem eine Rundreise der LOFOTEN genau in eine Zeitspanne fiel, in der Zeit vorhanden war, auch wenn sie später durch verstärktes Knechten quasi gekauft werden musste. Da blieb nur noch eines: Gut 14 Monate vor Reisebeginn wurden Nägel mit Köpfen gemacht, sprich es wurde gebucht, und zwar 12 Tage in der vermeintlichen "Holzklasse" (Kammer 222) zu einem sehr vernünftigen Preis, wenn man die Leistungen betrachtet, die laut Reisebeschreibung geboten wurden.


    Am 20. Oktober begann dann der 366-Tage-Countdown. Jeden Tag wurde ein Kästchen ausgemalt, stets war BRITANNICUS genauestens über den zeitlichen Stand der Dinge orientiert und hat gefragt oder ungefragt alle möglichen Zeitgenossen mit diesem Wissen geelendet (falls Ihr Betroffenen das jetzt lest: :sshithappens: ), dabei aber nicht die weiteren notwendigen Vorbereitungen aus dem Auge gelassen. Flüge mussten gebucht werden: Bremen-Frankfurt-Bergen und retour; entsprechende Klamotten bedurften der Anschaffung und konnten teilweise schon im Winter getestet werden, in Bergen musste für das Nachprogramm eine passende Unterkunft her, und, und, und, und... Ach ja: Und Ablenkungsmanöver wurden gefahren, z.B. eine sechswöchige Sommerreise und dergleichen mehr.


    Und dann konnte es endlich losgehen...


    Aber das ist eine ganz andere Geschichte :)

  • Schon bevor er zehn Jahre alt war, sah er gerne der Abfertigung der Postschiffe

    :imsohappy: Offenbar hast Du noch länger gebraucht als ich : 20 Jahre vom ersten Hörensagen und 16 Jahre von der ersten Besichtigung am Kai bis zur ersten Reise - auch mit der LOFOTEN ^^ ^^ ^^

  • Tag 1 - Von Adrenalin und anderen Aufgeregtheiten


    Die erste Erfahrung des Tages, nein besser der Nacht, war, welche Unmengen an Adrenalin in einen großen Körper hineinpassen, und was das Zeugs bewirkt, wenn man eingedenk einer frühen Abreise zeitig ins Bett will. Schlafen? Was ist das? Muss das denn wirklich sein? Und warum weigert sich die Uhr beharrlich, endlich eine Zeit zu erreichen, zu der BRITANNICUS sich sinnvollereise auf den Weg machen kann? ?(


    Ich kann Euch sagen: In mir ist viel, sehr viel Platz für Adrenalin ;)


    Aber endlich ging es los: Etappenziel Flughafen Bremen, Parkhaus Numero Zwo. Mit check-in war sich nicht mehr abzugeben, das war online schon am Vortag besorgt worden, und obwohl es sowohl erster als auch letzter Feriensonnabend in diversen Bundesländern war, hielt sich der Andrang am baggage drop in kommoden Grenzen, sodass hinter der Sicherheitskontrolle erst einmal das von der Kranichlinie bereitgelegte Zeitungsangebot einer Prüfung unterzogen werden konnte, denn Prüfen war ja der Zweck der Reise selbst :whistle3:


    Und damit nicht genug, auch sonst war der Kranich spendabel und sorgte sich darum, dass der adrenalingeeignete Volumeninhalt des BRITANNICUSkörpers auf keinen Fall reduziert würde, indem bereits vor dem Start im Flieger SCHOKOLADE verteilt wurde :) Bis zum Drehkreuz Frankfurt wars im Luftbus nur ein Katzensprung, die Sitze waren bequem und da das Adrenalin trotz rauminhaltserhaltender Maßnahme irgendwie angenommen haben musste, konnte sogar ihre Eignung im Augenschließmodus kurz getestet werden, bevor es mehr SCHOKOLADE und dazu :gutenmorgen: -Kaffee gab :) :)


    Ab Frankfurt, wo in einem wie ein gewesener Bundespräsident heißenden Geschäft noch essentielle Einläufe getätigt worden waren, ging es zunächst per Bus weiter - das Buslaufschild las sich: "Bergen - letzter Bus". Huuuch - war bei der Buchung etwas falsch gelaufen??? Nein, es ging zur Außenposition jottwedeh 25a und dann in einer etwas martialisch Bombardier genannten Maschine mit gewissem Privatfliegerfeeling in den Norden, ohne dass man ihn wegen der herrschenden Bewölkung allerdings auch sehen konnte.



    Kaffee gab es auch hier, statt SCHOKOLADE aber nach einem englischen Grafen benannte belegte Brote in lustig aufgeblähten Plastikverpackungen, die bei entsprechendem Öffnen aufgrund des leichten Unterdrucks entsprechend unanständige Geräusche produzieren können... :laugh1: Die Sitze waren auch hier bequem mit Beinfreiheit "am Mast" - und ich versichere Euch, auch diese sind für den Augenschließmodus vollauf tauglich!


    Dass auch in Flesland "Bergenwetter" herrschte hinderte nicht, dass alles flott und flüssig über die Bühne ging und der nächste Sitztest, diesmal im Flybussen, schon eine Minute nach der im Flugticket ausgewiesenen Ankunftszeit vorgenommen werden konnte. Den Augenschließmodus habe ich mir diesmal allerdings geschenkt, denn mein MobilTELEFON (Rauchzeichenempfangs- und Sendeanlage :to_keep_order: ) machte sich bemerkbar und ich wurde - wie schon in Frankfurt - mit essentiellen Informationen versehen - der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit, dank der ich in den nächsten Tagen immer mal wieder mit Informationen reussieren konnte :thank_you:


    Dann nur noch von Festplassen zum Dampfschiffskai, wo das Gepäck auch schon kurz vor 13 Uhr angenommen und auf die Laufkatze gestellt wurde. Kofferschleppen sollte für die nächsten 12 Tage also nicht mehr mein Problem sein und es konnte ein weiterer Test vorgenommen werden: War die Jacke auch bei Bergenser Regen dicht? Oder etwa nicht? Könnte ja sein, dass die Tropfen anders zusammengesetzt... Nein, sie waren es nicht!


    Die Erkundung der näheren Umgebung



    offenbarte, dass es Leute gibt, die jeden Tag Hurtigruten im - ähm, sorry: vor ihrem Wohnzimmer haben und folglich keinen Fernseher kaufen müssen ;)



    Hinter der Sardinenfabrik fand sich dann auch ein Ort, an dem die letzte halbe Stunde bis zu dem von mir aufgrund besten Informationsflusses auf 14.15 Uhr vorhergesagten Einlaufen der LOFOTEN bei einem Kaffee vertreiben ließ, angesichts des noch zu füllenden Liegeplatzes:



    Oh, 14.15 Uhr und voila:



    La belle est la :love: Und mein Ansehen bei der mitreisenden Kollegin wuchs aufgrund der exakten Zeitangabe meinerseits ganz ungemein. :whistle3:


    Elegant, aber sichtlich nicht sehr stark besetzt zog sie an uns vorbei, machte fest und bekam auch gleich Besuch von dem bereits einige Zeit wartenden Bunkerboot, aus dem sie sich für die folgenden Tage vollsaugen konnte.



    Also nix wie zurück zum Anleger! Noch schnell einen Abstecher in den wie eine neuseeländische Vitaminbombe benamsten Supemarkt auf der anderen Straßenseite, um ein paar Flaschen Wasser zu erstehen, und dann Einchecken. Ganz offenbar war Lottotag ;) , denn das Einzige, was der junge Mann am Schalter, der auch schon die Koffer in Empfang genommen hatte, wissen wollte, war die Nummer der Kammer. Nun, ich war ehrlich und habe nicht einfach Vierhundert- oder Fünfhundertnochwas gesagt, sondern 222. Ich hätte ja nun auch jemand ganz anderer sein können, als BRITANNICUS, Germanicus etwa, oder gar Hein Blöd ;) Aber genau das macht Norwegen ja so liebenswert - das Vertrauen, dass sich alles einrenkt und man nur die Butter nimmt, die man auch auf seinem eigenen Brot hat.


    Auf jeden Fall wieder ein Stück näher dran - das Adrenalin (erinnert ihr Euch noch?) war ganz froh, dass die Fluglinie für den Rauminhaltserhalt gesorgt hatte:



    Naja, danach gab's dann das allseits bekannte ganz große Kino im oberen Wartesaal bei der für uns ja nun funktionslosen Passagierbrücke. Es waren übrigens fast alle Passagiere schon dabei, denn mehr als 40, von denen die Hälfte in Kirkenes aussteigen würde, sollten wir nicht werden, wie ich von dem jungen Mann am check-in in Erfahrung gebracht hatte. Traumhafte Zustände eingedenkt der zahllosen posts im Forum, dass diese goldenen Zeiten wohl ein für allemal vorbei seien... :dance3: :dance4: :dance3:


    Übrigens: Der Film lief dann die kommenden 12 Tage in Endlosschleife auf dem Bildschirm in der Rezeption. Die armen Zahlmeister, die müssen davon ja ganz kirre werden... :wacko1:


    Und dann also mein erstes Mal ;) - Warum möchte ich jetzt wohl gerne Eure Gedanken lesen können... :tomato: Der erste Pieps vom Computer, das erste Desinfizieren der Hände, nachdem die Bordwand getätschelt und mir aufgetragene Grüße ausgerichtet worden waren, und schon konnten geeignete Aufenthaltsorte für die nächsten Tage begutachtet werden.



    Gleiches galt für die Heißgetränkquelle der nächsten Tage



    und bereits deutlich vor 18 Uhr auch für die 222, in der es sich weitere Mitreisende bereits bequem gemacht hatten :friends:



    Das Wasser lief, entgegen anderer Informationen gab es auch zwei Steckdosen und als Extra zwei Schränke, die allerdings für mich weniger interessant waren, da ich den Koffer als Schrank zu benutzen pflege, denn ich bin ohne weiteres in der Lage, in fremden Schränken meine Plünnen zu vergessen...


    Eine Menukritik gibt es hier nicht, nur den Hinweis, dass ich nach ausgiebigem Test des Buffetfräsenmodus gut zufrieden war, was auch für den Umstand galt, dass es dunkel wurde



    und nach der Vorstellung von Schiffsführung, Reiseleiter usw sowie erneuter Sicherheitsunterweisung endlich die Maschine anging, der Anleger



    und dann Bergen hinter uns blieb



    und schließlich auch Askøybrua farvel winkte.



    Die Reise hatte wirklich begonnen. Ein wenig blieb ich noch draußen, während die Decks sich leerten, bevor ich mich auf Horchposten Matratze begab, denn bis Florö war es nun ja nicht mehr weit.


    Aber das ist eine andere Geschichte :)

  • Das geht ja schon mal "literaturnobelpreisverdächtig" los! :D Grosse Klasse,bitte WEIDA so... ;)
    PS.Einen Plüschkameraden habe ich auf dem Bett erkannt,aber was liegt auf ihm?Ein grosser Meeressäuger? :mosking:

  • Zitat von BRITANNICUS

    ...dass es Leute gibt, die jeden Tag Hurtigruten im - ähm, sorry: vor ihrem Wohnzimmer haben und folglich keinen Fernseher kaufen müssen


    nö - die kaufen sich was anderes (Foto ebenda gemacht...)



    Zitat von BRITANNICUS

    nachdem die Bordwand getätschelt und mir aufgetragene Grüße ausgerichtet worden waren


    das hätte ich gerne gesehen - wie BRITANNICUS am Schiff steht, es streichelt und vor sich hinmurmelt und liebe Grüsse von... und auch liebe Grüsse von... :laugh1:

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


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