So endlich ist es soweit. Die 1500 Bilder sind sortiert und ausgedünnt, die ersten Videos geschnitten und hochgeladen und jetzt schreibe ich noch die Texte:
Die völlig irre Reise des Schlafwandlers (Übergabe des FOREVER YOUNG Banners)
Zu Vorgeschichte dieser Reise habe ich ja bereits verschiedentlich geschrieben, insbesondere im unmittelbaren Vorfeld der Reise hier und hier . Für alle die, die die Hintergründe nicht kennen, verweise ich auf meinen Reisebericht zur Forever Young Tour, der letzten regulären Küstenfahrt der MS Nordstjernen im März 2012. Den Spitznamen „Schlafwandler“ auf dieser Tour hatte bekommen, weil ich mich in die Liveberichterstattung von unserer Reise als Erzähler eines andauernden Traums eingeklinkt habe.
Mitglieder des Forever Young-Teams genauso wie einige Forumsmitglieder hatten ja überlegt, mich auf dieser Reise von Deutschland aus zu begleiten. Leider ist das an den zu hohen Anreisekosten nach Tromso gescheitert, da mein Reisetermin zum einen relativ kurzfristig geplant und vom Hurtigrutenmuseum bestätigt und zum anderen in die beginnende norwegische Ferienzeit fiel.
Besonders gefreut hat es mich deshalb, dass Jim Knopf seine Radrundreise durch Finnland und Norwegen so getaktet hat, dass wir uns zusammen mit ArticGateway zum Reiseauftakt in Tromsø treffen konnten.
Da die Forever-Young-Tour im März bereits einen nennenswerten Teil meines Urlaubszeitbudgets verbraucht hatte, kam für die Reise nur ein Kurztrip über das Wochenende infrage. Glücklicherweise hatte Norwegian während der Sommermonate von Köln aus seinen gewohnten Flugrhythmus DI – DO – SO auf MO – MI – FR – SO umgestellt.
Tag 1, 06.07.2012 Teil 1 (Köln – Oslo – Tromsø)
(Ich zweiteile die Tagesberichte, damit es nicht so schnell vorbei ist und weil einfach so viel zu erzählen ist. Das Tagesbudget für die Bilder verteile ich entsprechend.)
So ging es freitags morgens am 06.07.2012 von Köln aus zunächst mit einem Flug von Köln nach Oslo. Entgegen meiner Gewohnheit hatte ich einen Fensterplatz gebucht, um sozusagen Urlaubsgefühl von der ersten Minute an zu haben. Gelohnt hat es sich nicht wirklich. Nördlich von Hessen war die Wolkendecke geschlossen. Erst als wir im Rahmen des Landeanflugs unter die Wolken kamen, konnte ich erste Tests mit einer kleinen erst einige Tage zuvor erworbenen Videokamera machen, mit der ich versuchen wollte, die Reise zusätzlich filmisch zu dokumentieren. Die Weitwinkelbilder dieser Kamera sahen gar nicht schlecht aus, aber beim Zoomen in die lange Brennweite geht die Bildqualität dramatisch in die Knie. Auch offenbaren sich gewisse Probleme bei der Belichtungsmessung, die zu Bildflackern führen. Als ich das am Abend bei der genaueren Begutachtung am Laptop erkannte und auch Jim Knopf sein vernichtendes Urteil abgegeben hatte, verzichtete ich ab dem zweiten Tag weitestgehend auf sie und nutze lieber die Video-Funktion meines Fotoapparates. Ich hatte sowie viel zu wenige Hände für die verschiedenen Geräte.
Den Aufenthalt am Flughafen in Oslo nutze ich für einen kurzen Zwischenbericht an das Forum und freute mich über die rege Teilnahme und die vielen guten Wünsche für die Reise – danke an alle !!!
Auch der Weiterflug nach Tromsø gestaltete sich ruhig, zunächst mit etwas weniger Wolken über der Mitte Norwegen und einer geschlossenen Wolkendecke in Richtung Norden. Erst ganz spät im Landeanflug kamen wir unter die Wolken. Von Norden her ging es ganz dicht über die Hügel der Kvaløya und den Sandnessundet. Die Brücke über den Sund kommt ins Blickfeld, die Stadt kann ich noch nicht sehen. Dafür sitze ich auf der falschen Seite des Fliegers. Die Temperaturen liegen bei etwa 11°C aber der Regen vom Vormittag hat bereits aufgehört und für den Abend sind sogar Auflockerungen in der Wolkendecke angekündigt. Ob es etwas wird mit der Mitternachtssonne ?
Mit nur ein paar Minuten Verspätung landet der Flieger und da ich lediglich Handgepäck habe, bin ich einer der ersten am Ausgang. Das Empfangskomitee wartete schon. ArcticGateway und Jim Knopf in seinem leuchtenden Radfahrerdress mit verwegener Bandana waren gar nicht zu übersehen. Und schon zahlte es sich aus, einen Einheimischen dabei zu haben. Statt mit dem Flybussen fuhren wir mit dem viel günstigeren Linienbus in die Stadt direkt zum Hurtigrutenkai. Nicht dass unser Schiff schon da gewesen wäre. Nein, zu meiner großen Freude lag die MS Lofoten am Kai. In der Nähe lag noch die MS Princesse Danae, ein relativ kleines Kreuzfahrtschiff (162 m, max. 568 Passagiere).
Die MS Lofoten ist ja nach der Nordstjernen-Fahrt unser Kandidat für die nächste Tour – ich fürchte allerdings, nicht vor 2014. Eine ziemliche Schmarre war an der Außenwand auf Höhe des unteren Umlaufs zu sehen. Da muss sie wohl kürzlich bei extrem niedrigem Wasserstand heftig an einem Kai entlanggeschrammt sein.
Auf dem Schiff habe ich einige Bilder gemacht und diese in das Video integriert. Falls Rock Lobster nichts dagegen hat, kann ich diese noch bei den Bildern zum Schiff einstellen. Im Reisebericht habe ich leider einfach keinen Platz.
Hier das erste Video des Tages bis zur Abfahrt der Lofoten.
Auch Jim Knopf interessierte sich für Details. Ein sehr schönes Schiff. Leider auf den Außendecks nicht mit den schönen Holzplanken wie die Nordstjernen aber dennoch mit viel Ambiente in den Innenbereichen und insgesamt etwas großzügiger in der Anlage. Nur bei der Deckenhöhe in den unteren Decks hatte ich das Gefühl, sie ist noch etwas niedriger. Ich musste ständig aufpassen, nicht an den Düsen der Löschanlage hängen zu bleiben. Nach einem ausführlichen Rundgang über das Schiff – neuerdings gibt es sogar Toiletten auf dem Außendeck, gut belüftet, aber mit nur wenig Sichtschutz – war es Zeit für einen kleinen Imbiss. Was hätte das anderes sein können als Waffeln mit Sahne und Erdbeeren. Das könnte ich jeden Tag haben. Gleichzeitig brachten wir die Postkarte an das Forum auf den Weg.
ArcticGateway zeigte uns dann seine Heimatstadt und ich versuchte noch, einen Beschaffungsauftrag für Leonina zu erledigen. Aber in keinem Laden gab es Sami-Armbänder mit rotem Leder. Alle anderen Farben gab es, nur die nicht. Naja, ein Grund mehr einmal wieder zu fahren.
Es gab ja bereits verschiedentlich Hinweise, dass Tromsø doch auch an das internationale Eisenbahnnetz angeschlossen ist. In der Tromsø Jernbanestasjon (Bahnhof) sind einige bereits eingekehrt. Die Gleise an der Seite des Gebäudes waren auch schon gesichtet worden. Mir ist es nun gelungen auch noch den Fahrplan zu dokumentieren. OK, fünf Abfahrten pro Tag klingen nicht gerade nach Verkehrsknotenpunkt, aber immerhin.
Unser Weg führte uns entlang der Fussgängerzone. Blühende Tulpen und Goldregen im Juli sind schon ein ungewöhnlicher Anblick. Uns zog es auf die Mole des Yachthafens direkt unterhalb der Tromsbrua, um die Ausfahrt der MS Lofoten zu beobachten. Auf dem Weg dorthin ergaben sich einige schöne Ansichten und Ausblicke, die man bei den üblichen Ausflugsangeboten einfach nicht zu sehen bekommt.
Die alte Hafenfestung und das Polarmuseum verstecken sich hinter den Werftanlagen. Die Wälle sind überwuchert von blühenden Kräutern und Blumen. Es duftete herrlich nach frisch gemähtem Gras.
In der Werft wird überraschenderweise ein russischer Trawler instandgesetzt. ArcticGateway erläutert, dass sich das für die Russen lohnt, einfach weil die Norweger effizienter und zuverlässiger arbeiten als die russischen Werften.
Unbehindert können wir über das Werftgelände laufen. Der Spruch an der Wand spricht mir aus tiefsten Herzen: „LIFE IS BEAUTIFUL !“. Im Hafen liegen zumeist weniger attraktive Schiffe, einzig die große 40 Meter-Yacht Grace Of Rotterdam sticht heraus, eine rumpfverstärkte Yacht für Eis bis 40 cm, die vornehmlich in norwegischen Gewässern fährt. Bei nur 10 Passagierkojen wohl eher etwas für die vermögendere Klientel.
Kaum an der Molenspitze angekommen, löst sich die MS Lofoten vom Kai und nimmt Fahrt auf weiter Richtung Norden. Vorbei an der Eismeerkathedrale und unter der Tromsbrua hindurch. Siehe dazu das Video (hier nochmal der Link).
Als die Lofoten außer Sicht ist, wird es Zeit für Abendessen, besonders Jim Knopf will unbedingt seine Energiespeicher auffüllen. ArcticGateway hatte bereits berichtet, dass die Restaurants in Tromsø entweder schlecht oder extrem teuer oder extrem voll oder alles zusammen sind, sodass das Cafeteria-Menü auf den Hurtigrutenschiffen eine ausgezeichnete und relativ kostengünstige Alternative darstellen. Da das Schiff aber gerade losgefahren ist, entscheiden wir uns für Hausmannskost. Im Supermarkt kaufen wir Spaghetti, Hackfleisch, Sauce, Joghurt und Bier und machen uns auf den Weg zu ArcticGateway’s Appartement. Gar nicht so einfach, einen passenden Bus zu finden, da der Fahrplan während der Urlaubszeit etwas ausgedünnt ist und die Abfahrtsstellen der möglichen Linien über mehrere Straßen verteilt sind.
ArcticGateway’s Appartement liegt auf der Nordseite mit tollem Blick Richtung Nordwesten über den Sandnessundet. Dass der Flughafen in Sicht- und Hörweite liegt, fällt bei dieser Aussicht überhaupt nicht ins Gewicht, zumal das Verkehrsaufkommen ohnehin nicht so nennenswert ist. Ich konnte ArticGateway gut verstehen für die Wahl seines Wohnsitzes, als die Sonne durch die Wolken brach und diese einmalige norwegische Lichtstimmung erzeugte. Die Blumen in den Beeten leuchten im Sonnenlicht.
Ein kurzer Check im Forum und ein Statusbericht und schon hatte Jim Knopf die Spaghetti gezaubert und dampfend auf den Tisch gebracht !
Fortsetzung folgt…