Montag, 26.01.2009
Ich wache sehr früh auf, draußen ist es noch dunkel. Zu früh fürs Frühstücksbuffet. Also erstmal aufs Oberdeck und die Lage gepeilt. Auf dem Weg nach oben komme ich mir vor wie in einem Geisterschiff, alles ist ruhig, niemand zu sehen. Ich mache einen Abstecher zur Promenade, sie ist völlig verlassen und alle Einrichtungen sind geschlossen. So ruhig gefällt mir sogar diese Promenade.
Es ist nicht nur dunkel auf dem Oberdeck, sondern auch noch recht kühl. Die kalte Luft weckt mich nun vollends auf. Die Sicht ist nicht sehr gut, es ist neblig. Somit endet meine Reise so, wie sie begonnen hat. Da durch die dunklen Glaswände absolut nichts zu sehen ist, wende ich mich zum Achterdeck. Dabei komme ich an der Poollandschaft vorbei, Aqua Park genannt, diese ist voll beleuchtet, ein Reinigungstrupp ist gerade unterwegs.
Ich steige herab zum Achterdeck, auch hier bin ich alleine. Ich genieße diese frühe, ruhige Morgenstunde auch wenn es kühl ist, man kann dabei so schön seine Gedanken ordnen. Wir sind in guter Fahrt unterwegs, wohl noch auf der Ostsee. Ein-, zweimal höre ich ein entferntes Nebelhorn und unser Schiff antwortet, jetzt werden wohl auch die letzten Passagiere wach. Der Nebel wird nun auch immer dichter, also ein idealer Zeitpunkt zum Frühstück zu gehen, bevor das Grand Buffet überlaufen ist.
Tatsächlich befinden sich auch erst wenige andere Passagiere hier unten. Ich zahle am Eingang mein Frühstück und bekämpfe mit dem reichhaltigen Angebot den Hunger, den ich oben an der frischen Luft bekommen habe. Ich lasse mir sehr viel Zeit mit dem Frühstück, erst als immer mehr Passagiere ins Grand Buffet drängen und sich damit auch die Geräuschkulisse merklich anhebt, verlasse ich diesen Bereich.
In meiner Kabine packe ich jetzt ein letztes Mal meine Sachen zusammen und positioniere meinen Trolley abmarschbereit hinter der Kabinentür. Ich bin meine Kronen weitestgehend losgeworden, also wieder die Euros in die Geldbörse. Durchs das Kabinenfenster kann ich erkennen, dass der Nebel noch dichter geworden ist, trotzdem begebe ich mich nun wieder aufs Achterdeck, um die Einfahrt nach Kiel zu beobachten.
Mit beobachten ist es nicht weit her, die Sicht beträgt sicherlich weniger als zwanzig Meter. Ich halte die Kamera in den Nebel, und mache einige Aufnahmen auf gut Glück, erst auf dem entwickelten Dia kann ich tatsächlich etwas erkennen. An der Schiffsbewegung merkt man, das wir uns im Hafenbecken drehen und danach langsam rückwärts schieben. Auf Backbord schimmert dünn der Museumshafen aus dem Nebel heraus. Kurz danach wird ein weißer Fleck immer größer und stellt sich schließlich als Schwedenfähre heraus.
Ich wandere nun langsam zu meiner Kabine, nehme mein Gepäck auf und warte dann unten vor der Rezeption darauf, dass man die Passagiere aus dem Schiff lässt. Kaum haben wir angelegt, werden auch schon die Türen geöffnet, geht in Kiel seltsamerweise immer schneller als in Oslo, und wir können das Schiff verlassen. Den beiden deutschen Ehepaaren bin ich nicht mehr begegnet, was aber bei den Menschemassen die nun aus dem Schiff drängen auch nicht verwunderlich ist.
Ich ziehe meinen Trolley über die Hörnbrücke, von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Parkhaus. Mein Auto steht noch genau da, wo ich es abgestellt hatte. Ich stelle mein Gepäck an der Seite ab und gehe einmal ums Auto, keine Dellen oder Kratzer zu sehen, prima. Gepäck einladen, CD reinschieben und raus aus dem Parkhaus.
Vom Parkhaus aus ist man sehr schnell auf der Autobahn, die heute morgen relativ leer ist. Kurz hinter Kiel löst sich der Nebel fast augenblicklich auf, der Himmel bleibt bewölkt, aber von weiterem Regen bleibe ich verschont. Hamburg ist schnell durchfahren, lediglich bei Hannover wird der Verkehr kurzzeitig etwas dichter. Danach habe ich freie Fahrt und bin schon am späten Nachmittag zu Hause.
Eine interessante und ereignisreiche Tour ist zu Ende. Auf einige der Ereignisse hätte ich gerne verzichtet, andere, wie die Nacht in Kirkenes, bleiben auf ewig gut in Erinnerung.
Fazit (nicht immer ganz wörtlich zu nehmen ) :
- nicht unbedingt immer ist das Schiff mit dem man abfährt auch das Schiff mit dem man wieder ankommt
- am Bahnhof in Oslo sollte man tunlichst sehr aufmerksam sein und ein gesundes Misstrauen gegenüber den dort anwesenden Personen entwickeln
- wer eisern in der Kälte aushält, den belohnt das Polarlicht
- man kann in Tromsø auch rumstehen, ohne dafür extra noch zu bezahlen
- Möchtegernschauspieler im jugendlichen Alter sollten keine alten Haudegen verkörpern wollen
- Kirkenes kann auch ein fantastisches Erlebnis sein
- zwischen der MS LOFOTEN und der MS MIDNATSOL liegen nicht nur Welten, sondern Universen
- Musiker sollte man möglichst bei Dunkelheit über Bord werfen, damit niemand es sieht und womöglich noch einen Rettungsring hinterherwirft
- junges Rezeptionspersonal sollte man nur nach gründlicher Ausbildung auf die Gäste los lassen
- Feueralarme in Hotelzimmern oberhalb der fünften Etage sind der Albtraum jedes Hotelgastes
- getönte Glaswände sind denkbar ungeeignet für Freiluftdecks