MS Kong Harald 18.09. bis 29.09.2011 ***Eine Traumreise für Vier - und die Mutti ist immer dabei***

  • Unsere Hurtigruten-Reise mit der MS Kong Harald war eigentlich schon seit 2004 geplant. Nach Rückkehr von unserer Weihnachts- und Silvesterreise mit MS Richard With 2003/04 stand fest, das machen wir nochmal, zu einer anderen Jahreszeit.
    In den folgenden Jahren war das Thema zwar nicht vergessen, aber ein bisschen verdrängt – bis uns eigentlich durch Zufall dieser allseits bekannte und berüchtigt-beliebte Virus wieder ergriff.
    Es war im Spätsommer 2007. Meine Eltern hatten sich entschlossen, endlich mal das Land kennenzulernen, von dem wir immer so viel schwärmen. So haben wir ihnen angebnoten, die Schönheiten Norwegens zu zeigen und mieteten ein Häuschen in dem beschaulichen Örtchen Balestrand am Sognefjord.
    Von da aus machten wir die unterschiedlichsten und interessantesten Ausflüge und Tagestouren, unter anderem auch zum Geiranger. Damit sich diese Tour auch lohnt, hatte ich recherchiert und herausgefunden, dass am geplanten Tag drei relativ große Pötte (MSC Opera, Amadea, Astoria) im Geiranger anliegen und es so einiges zu sehen gibt. An Hurtigruten hatte ich gar nicht gedacht, schlimmer noch, ich wusste zu diesem Zeitpunkt gar nicht, dass die Schiffe in den Geiranger fahren. Der Begriff „tendern“ gehörte bis dahin auch nicht zu meinem Wortschatz.
    Also kam es, wie es kommen mußte, wir hielten am Aussichtspunkt an und bestaunten das bekannte Motiv – Geiranger und drei Kreuzfahrtschiffe. Unten angekommen, bemühten wir uns zuerst um Karten für eine Rundfahrt. Die Männer schlenderten draußen rum und ich ging mit Mutti auf die Suche nach einer Strickjacke.
    Plötzlich stürmte mein Mann ganz aufgeregt in den Laden und zog mich fast hinaus „du musst kommen, schnell, das glaubst du nicht“ Kopfschüttelnd lief ich hinterher und stand plötzlich vor ihr – unsere „Richard With“,

    nach vier Jahren, das Schiff, auf dem wir eine so schöne Reise hatten. Unglaublich, mit allem hätte ich gerechnet, damit nicht. Schön, dachte ich mir noch, da fahren wir nachher mit dem Ausflugsboot ganz nah an ihr vorbei, aber denkste, wir sahen noch, wie die Passagiere in kleine Boote umstiegen (heute weiß ich, dass es austendern heißt) dann drehte das Schiff, und weg war es.

    Schade!
    Nun waren wir natürlich in Erklärungsnot. Die Eltern wollten wissen, was es mit dem Schiff auf sich hat, warum wir so aufgeregt und ergriffen sind. So haben wir die Geschichte einer Traumreise, untermalt mit Fotos, die noch auf dem Notebook waren, erzählt. Noch in diesem Urlaub wurde eine gemeinsame Hurtigrutenreise für April 2011 (Anlass: Muttis 75.) geplant.
    Leider kam dann alles ganz anders, Mutti wurde schwer krank und starb, ohne diesen großen Traum zu erfüllen, noch vor ihrem 75. Geburtstag. (Ich hatte ja an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass sie die in Geiranger erworbene Strickjacke stolz auf dem Schiff ausführen wollte)
    Als nach einigen Monaten mein Vater anregte, die Reise nun doch noch anzutreten, beschlossen wir, dass mein Bruder, der noch zu hause wohnt und eine sehr enge Bindung zu unserer Mutti hatte, mitfahren sollte. Wir einigten uns auf einen Termin im September, erstanden noch die gewünschten Kabinen und konnten uns jetzt 15 Monate lang auf unsere Traumreise freuen. Zeit, die besonders ich intensiv nutzte, mich insbesondere durch das Forum vorzubereiten, Informationen zu sammeln und auch einige Kontakte zu knüpfen.
    So konnte sie beginnen, die „Traumreise für Mutti“, aber dazu dann später mehr……..

  • hallo Muddi


    eien sehr schöne Idee, die Reise in memoriam doch durchzuführen. Ich bin Sicher, Deine Mutter hätte es so gewollt. Du erwähntest Balestrand im Sognefjord, in der Tat ein ausgesprochen hübscher Ort, der einen großartigen Eindruck bei mir hinterlassen hat, obwohl wir gar nicht vom Boot zwischen Flam un Bergen runtergekommen sind.

  • 18.09.2011 – von Leipzig über Düsseldorf nach Bergen


    Eigentlich sind wir ja schon am Tag vorher losgefahren, ich wollte das Risiko eines Staus oder anderer Hemmnisse nicht in Kauf nehmen.
    Deshalb hatte ich im Reisebüro meines Vertrauens nach Übernachtungsmöglichkeiten in Nähe des Flughafens gefragt und ein für meine Begriffe Super-Angebot bekommen. Im Holiday Inn habe ich für vier Personen Übernachtung mit Frühstück, Transfer zum und vom Flughafen, sowie bis zu 15 Tage Parkplatz in der Tiefgarage 149 Euro bezahlt. Das löhnt man ja teilweise nur für die Parkgebühren.
    Ganz entspannt und stressfrei machten wir uns auf nach Düsseldorf – für einen Samstag waren die Autobahnen erschreckend leer - und kamen am späten Nachmittag an.
    Nach dem Einchecken fuhren wir mit der Tram in die Altstadt, keiner von uns ist je in Düsseldorf gewesen und wir fanden es alle sehr schön. Was mir besonders aufgefallen ist, war eine extrem auffallende Freundlichkeit, egal wo wir hinkamen. Also, wenn die Leute da immer so drauf sind - Respekt! Schnell entdeckten wir einen urigen Irischen Pub, und da wir für ein frisch gezapftes Guinness töten würden, beschlossen wir, den Abend hier zu verbringen. Später liefen wir noch am Rhein entlang, da waren überall Zelte und Tische, irgendwie erinnerte es mich an die Landungsbrücken in Hamburg.

    Nach einem lecker Fischbrötchen und Cappuccino gingen wir zeitig schlafen, wohl wissend, dass wir die nächsten Tage nicht groß dazu kommen.


    Der Abreisetag begann mit blauem Himmel und lecker Frühstücksbuffet. In unseren neuen T-Shirts ließen wir schon im Hotel mal wissen, wer ab heute die wahren Kongs sind.
    Anschließend Koffer- und Handgepäck-Check. Ich habe immer wieder erklärt, was alles ins Handgepäck darf und was nicht, hab immer und immer wieder darauf hingewiesen und kontrolliert, ich wollte einfach Unannehmlichkeiten am Flughafen vermeiden. Ich weiß, dass ich alle ein bisschen genervt habe, aber die Strafe sollte ich schon noch bekommen. Transferbus kam pünktlich und so konnte das Abenteuer losgehen.
    Das Einchecken verlief entgegen meiner Befürchtungen schnell und problemlos. Wir wurden sofort an einen leeren Schalter gelotst und waren innerhalb von Minuten unser Reisegepäck los und hatten die Tickets in der Hand.
    Nun konnten wir entspannt einen Mittags-Imbiss nehmen und langsam den Zugang zu unserem Gate suchen.
    Zuerst mussten wir ja durch die Sicherheitskontrolle, das war dann der SuperGau!
    Ich hatte alle informiert über die Sicherheitsbestimmungen, immer wieder erklärt und gecheckt und dann das: Ausgerechnet mein Rucksack wurde aus dem Verkehr gezogen! Ich war völlig baff, wieso ich? Mir wurde erklärt, dass ich Flüssigkeiten im Handgepäck habe. Nee, niemals, ich nicht! Also auspacken. Und dann das für mich unbegreifliche: ganz unten im Rucksack steckte unsere Waschtasche, die wir im Hotel noch benutzt hatten. Die hatte ich, offenbar in einem Zustand geistiger Inkontinenz da reingesteckt. Ausgerechnet mir musste sowas passieren, mein Kopf nahm schnell die Farbe meines Shirts an. Da ich nicht die Nerven hatte, nochmal zum Check zu gehen, verschwanden eine Flasche Mundwasser und ein Deo im Nirvana des Flughafens. Der Rest wurde uns gnädigerweise erlaubt, wohl weil das Täschchen mit einem Reissverschluss verschließbar war. Nun waren die Lacher verständlicherweise auf der anderen Seite der Familie. Ausgerechnet mir, die immer etwas oberlehrerhaft war, passierte so ein FauxPas.
    Vor dem Zugang zum Flieger konnten wir dann so nach und nach unsere Nachbarn für die nächsten Tage kommen sehen. Da es ein Charterflug war, würden sie alle mit aufs Schiff kommen. Gute Gelegenheit, ein bisschen Schaulaufen fürs Schiff und das Forum zu machen.
    Der Flug selbst war angenehm und für uns Wenig- bzw bisher Garnichtflieger schon etwas aufregend. Wir sind zwar fast 40 min später gestartet (was mir natürlich blöde Bemerkungen einbrachte, weil mein früherer Chef Hartmut Mehdorn ja jetzt Chef der Air Berlin ist) aber pünktlich in Bergen gelandet. Vom Anflug hätte ich gern ein paar Handyfotos (Flugzeugmodus natürlich) gemacht, aber die Frau neben mir hat mich so panisch angesehen, als ich das Handy gezückt habe, dass ich es lieber hab bleiben lassen.


    Bergen, die Regenhauptstadt Europas, empfing uns mit strahlendem Sonnenschein und kaputtem Gepäckband. Wir mussten ewig warten, aber wir hatten ja auch noch ewig Zeit.
    Der Transfer zum Schiff wurde mit einer kleinen, sehr informativen Stadtrundfahrt verbunden. Dann endlich kamen wir am Terminal an. Das Einchecken ging schnell und um 18:45 Uhr waren wir an Bord der MS Kong Harald. Kurzer Weg zu unseren Kabinen (605 und 608) und das Ganze erstmal wirken lassen.


    Beim Check unserer Umschläge musste ich erst einmal zum Entsetzen feststellen, dass wir trotz meiner Mail nicht nur zu anderer Zeit, sondern auch an verschiedenen Tischen zum Essen geplant waren. Da sollte ich mich also kümmern. Dann stellte ich fest, dass der Obstkorb für Ambassadore nicht da war (mir ging es dabei nicht um das Obst an sich, das gab es an Bord genug, ich wollte sehen, ob das Prinzip funktioniert). Cruise-Karten mussten freigeschalten werden und Kaffeepaket geordert, aber überall war so ein Gedränge und ein bisschen Chaos, dass wir erstmal zum Essen gegangen sind. Das „kleine Buffet“ war überwältigend. Aber auch hier unsägliches Gedränge, das habe ich sonst nur noch beim Nordkapp-Buffet gesehen. Da wir uns schon im Vorfeld entschlossen haben, alles ganz ruhig anzugehen, warteten wir erst mal ab und beobachteten. So bestellten wir uns erst einmal etwas zu trinken, damit wir auf eine schöne Reise anstoßen konnten. Als bar bezahlen wollte, bot mir die Kellnerin an, meine Cruisecard gleich mit freizuschalten. Da musste ich ihr aber erklären, dass wir vier Cards haben, die alle mit einer VisaKarte freigeschalten werden. Kein Problem, meinte sie, verschwand mit unseren CruiseCards und meiner Visa und kam und kam nicht wieder. Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn – um Himmels Willen, nicht schon wieder einen Fehler gemacht! Dann kam sie, Isabel – blond, lächelnd und erfreut, dass sie alles für uns erledigt hatte. Plumps – Stein vom Herzen, der Tag war wieder gerettet.
    Nächster Punkt: Tisch umbestellen. Aber auch die Restaurants-Chefin war ziemlich im Stress. Deshalb nahm ich es ihr auch nicht übel, dass sie mich abwies, dafür ist keine Zeit, ich solle später wiederkommen. Na gut, dann Kaffeepaket holen und einen ersten Kaffe in der Cafeteria.
    Inzwischen waren unsere Koffer angekommen und wir packten erstmal aus. Die leeren Koffer brachten wir nach unten, und wo ich schon mal da war, fragte ich gleich an der Rezeption nach dem Obstkorb. Eine Entschuldigung und das Versprechen, sich zu kümmern, nahm ich mit nach oben.
    Nun wollten wir noch vor Abfahrt des Schiffes ein Gruppenfoto in unseren Shirts m Bug unter dem Schiffsnamen (so richtig schön schnulzig) machen, kamen aber leider nicht dahin. Da wir die verschwitzten Shirts morgen sicher nicht noch einmal anziehen konnten, machten wir das Foto eben vor dem Terminal.

    Rainer und Axel liefen dann in die Stadt, noch etwas zu trinken holen und ich ging mit Vati zur Info – Veranstaltung.
    Unsere Reiseleiterin war Marie Strömbeck, eine Schwedin, die gerade aus dem Urlaub in Österreich gekommen war. Sie löste Anita Heilberg ab. Ich habe Marie gemocht, sie hatte eine nette Art, einen feinsinnigen Humor und verstand es immer, sich mit Verkleidungen und futuristischen Brillen in Szene zu setzen. Ihr Lieblingssatz, wenn etwas nicht klappte, war „so ist Leben“ . Marie erklärte uns also alles über die Sicherheit. In der gelben Rettungsmontur sah sie wie ein frisch gewickeltes Baby aus und so fühlte sie sich auch, wie sie uns sagte. Dann erklärte sie noch einige organisatorische Details, wie Cruisecard, Kaffeepaket, Weckdienst usw. Weiterhin wies sie dann auf die Verschiedenen Wettbewerbe hin: wer tippt am genauesten die Polarkreisüberquerung, wer läuft die meisten Runden auf Deck 5. Dann wurde noch auf ein Quiz hingewiesen: täglich werden 5 Fragen gestellt, für die am nächsten Tag ein Preis ausgelost wird.


    Dann ein zweiter Versuch in Sachen Tischreservierung. Inzwischen war es im Restaurant entschieden ruhiger und die Chefin wirkte schon viel entspannter. Ich erklärte ihr mein Anliegen und es war überhaupt kein Problem, uns in die erste Sitzung an Tisch 35 zu platzieren. Sie erklärte auch noch, dass sie unzählige Mails bekommen haben und die nicht alle bearbeiten konnten.


    Langsam fing es an, dunkel zu werden und wir erlebten einen zauberhaften Sonnenuntergang. Das Abendrot spiegelte sich zusammen mit dem Schiff in dem Glasgebäude an Steuerbord. Einfach schön.


    Die Jungs waren auch wieder da mit Wasser und Saft und so setzten wir uns dann in aller Ruhe zusammen und warteten auf die Abfahrt. Die erlebten wir dann in völliger Dunkelheit und für unsere Ausrüstung nicht fototauglich, aber sehr beeindruckend. Jetzt ging sie los, unsere lang erwartete Traumreise……
    Als eine der Letzten in der Dunkelheit ausharrend, begab ich mich dann auch in unsere Kabine um mich in den Schlaf wiegen zu lassen, wohl wissend, dass es eine kurze Nacht werden wird, aber dazu dann später…..

  • Hallo Marion, Prima, noch ein Reisebericht. Alle sind sie so fleissig, aber wenn man alles liest, kommt man gar nicht dazu, selbst weiterzuschreiben... ;(

    Es grüßt Capricorn :hut:


    7/11 RW // 3/12 NX // 7/12 FM/VE // 3/13 VE // 1/14 TF // 3/14 LO // 7/14 NX // 4/16 FR // 3/18 VE // 7/19 FR


  • Ich hatte alle informiert über die Sicherheitsbestimmungen......... Ausgerechnet mein Rucksack wurde aus dem Verkehr gezogen! Ich war völlig baff, wieso ich? Mir wurde erklärt, dass ich Flüssigkeiten im Handgepäck habe. Nee, niemals, ich nicht!


    Oh Gott ich kringel mich grad vor lachen das ist der typische Vorführ Effekt.

  • Schnell entdeckten wir einen urigen Irischen Pub, und da wir für ein frisch gezapftes Guinness töten würden, beschlossen wir, den Abend hier zu verbringen.

    Nein Muddi! Da ist man schon mal in der Altstadt, dann muß man doch auch wenigstens die namensgebende Hopfenkaltschale beim Uerigen, oder wenigstens irgendwo ein Frankenheim oder Schlösser Alt trinken.... :fie: Habt ihr wenigstens noch bei Killepitsch vorbeigeguckt?

  • Hehe, da ist es dann aber mit der rheinischen Freundlichkeit extrem schnell vorbei !! :8o:

    Es grüßt Capricorn :hut:


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  • jetzt schreiben sie hier in Reiseberichten anderer Leute schon welchen Kneipen man in DÜSSELDORF besuchen muss... *kopfschüttel-grins*


    Freue mich schon auf die Fortsetzung :8o: (vom Reisebericht - nicht den Rheinschen Kneipen...)

    Meine Fahrten: FINNMARKEN - NORDLYS - NORDNORGE - KONG HARALD - VESTERÅLEN - LOFOTEN (5X) - FRAM

    Reiseberichte siehe Profil !


  • 19.09.2011 – von Bergen nach Ålesund


    Der Tag begann, wie schon gesagt, sehr früh, da ich ja großspurig verkündet hatte, bei Begegnung mit der MS Fram dabei zu sein. Also erst einmal herausfinden, wann diese Begegnung stattfinden würde. Unsere Reiseleiterin verwies mich an die Rezeption und den beiden Mädels dort versuchte ich zu erklären, dass ich geweckt werden möchte, wenn diese Kreuzung ansteht. Die haben es mir zwar versprochen, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, das klappt nicht – und ich sollte recht behalten. Also begann ich zu rechnen und zu rechnen und zu rechnen. Wenn die Fram 8 Uhr in Bergen anlegt und wir 22.30 Uhr abgelegt haben, müßten wir uns 3.15 Uhr treffen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie diese Rechnung zustande gekommen ist, hab nur noch den Zettel mit Uhrzeiten und Kreuzen und Pfeilen…. Internet und Marine Traffic wäre eine Option gewesen, die mir aber gar nicht in den Sinn kam.
    Der Wecker war auf 3 Uhr gestellt und so ging ich frohgemut zur Aktion Fram. Natürlich war ich die einzige Person, die auf den Beinen war, von der Nachtschicht in der Cafeteria mal abgesehen, aber ich habe es genossen, mutterseelenallein vorn im Bug zu stehen und durch die Nacht zu fahren (ein Luxus, den ich mir während der Reise des öfteren gönnte). So habe ich es 20 Minuten ausgehalten, wer nicht kam, war die Fram – woher sollte ich auch wissen, dass sie schon lange durch war? Es war bitterkalt und so setzte ich mich das erste und einzige mal in den Panoramasalon, um mich aufzuwärmen und noch ein bisschen auszuharren. Na gut, dann eben nicht, ging ich eben noch mal ins Bett, hatte ja noch zwei Stunden Zeit bis zum nächsten Termin.


    Da ich die MS Lofoten noch nie live gesehen hatte, wollte ich die Begegnung unbedingt sehen. Mein Mann auch, aber er hatte plötzlich gar kein Verständnis mehr für meine nächtlichen Aktivitäten und blieb liegen. Wieder war ich die einzige, aber diesmal wurde meine Hartnäckigkeit belohnt, ich musste gar nicht lange warten, da näherten sich Lichter, die sich so nach und nach zu einem Schiff entwickelten. Leider war es ja noch finster und ich konnte nur hoffen, dass dieses kleine Schiff wirklich ein Hurtigrutenschiff war und wir nicht mit einem Fischerboot kreuzten. Ich hatte ja nur eine ungefähre Vorstellung, basierend auf dem Besuch auf der Sjøkurs im Mai. Aber sie war es, Lichtsignale wurden getauscht und dann war es auch schon wieder vorbei. Ich hätte ja zu gern ein paar Töne gehört, schließlich war es ja nun schon 6.15 Uhr, da konnte man doch schon zum Wecken blasen,oder?


    Dann schloss ich gleich noch Bekanntschaft mit meinem neuen Freund, dem Spritzer

    der, als ich das Foto von ihm machte, mit seiner Spritze zu mir zielte und sich nicht wieder einkriegen konnte, wie ich weggesprungen bin. Die erste Rundenläuferin tauchte auf, und machte sofort wieder kehrt, also lief sie nur Halbrunden, bis zum Spritzer und zurück, vorbei hat sie sich nicht getraut – war schon witzig.


    Nun gönnte ich mir erstmal einen Kaffee und der erstaunten Nachtfrau war förmlich vom Gesicht abzulesen: Latscht die immer noch, oder schon wieder rum? Dann ging ich duschen, Männe schlief immer noch, und gleich Haare föhnen. Dieser Föhn, das war der Hammer, der entwickelte eine Lautstärke, dass ich glaubte, das ganze Schiff wird munter. Was war ich froh, dass ich den nicht so oft brauchte. Ein gutes hatte er, Rainer war munter und es entspann sich ein kurzer Dialog: Na, haste sie gesehen? – Ja. Und? Wie sah sie aus? – dunkel. Ende des Dialogs.
    Als er aus der Dusche kam, war ich schon wieder verschwunden, es wurde langsam hell und wir fuhren auf Maløy zu. Die Brücke dort wollte ich unbedingt sehen, hatten wir sie doch bei unserer Winterreise nur erahnen können. Aber zuerst sah ich meinen Bruder, der auch schon in den Startlöchern stand für die Erlebnisse seines ersten Tages in Norwegen.
    Dann legten wir in Maløy an, der Ort erwachte in einem schönen Licht, das auch die Brücke noch imposanter machte.


    So langsam sammelte sich die Familie und wir gingen zu unserem ersten Frühstück an Bord. Vati wollte zu unserem Tisch, der war aber besetzt. Wie viele andere hatte er noch nicht verstanden, dass diese Reservierung nur für das Abendessen gilt. Aber kein Problem, es war Platz für alle da und Essen sowieso. Da ich mich zuerst immer auf den norwegischen Käse stürze, machte ich Bekanntschaft mit einer Sorte, die ich bis dahin nicht kannte. Goldbraun und sah eher wie Toastbrot aus. Ich nahm mir ein Stück, und: er schmeckte scheußlich. Auf meine Nachfrage, was das sei, wurde mir erklärt, dass es alter Käse sei. Na gut, inzwischen weiß ich, dass es sich um Gamlaost handelt, und auch woher der extrem scharfe unangenehme Geschmack herkommt. Ich hab ihn ganz tapfer aufgegessen aber auch nur dieses eine mal….
    Nach dem Frühstück Treff in der Cafeteria – das wurde zu einem täglichen Ritual – um zu checken, was der Tag so bringt. Dabei entschlossen sich Rainer und Vati noch zwei der Tickets für den Ausflug „Atlanterhavsparken und Aksla“ Zu erwerben. Ich hatte was anderes vor und dabei wollte mich Axel begleiten.
    Inzwischen fuhren wir erstmalig längere Zeit über eine offene Seestrecke – Stadhavet, es war soviel los wie auf einem Ententeich.


    Bis zur Ankunft in Torvik hielten wir uns überwiegend draußen auf, zumindest mein Bruder und ich, es regnete zwar, aber uns beide konnte kein Wetter von irgend etwas abhalten. Es gab ja auch viel zu viel zu sehen, kleine Schären und Inselchen, schon etwas höhere Berge, Leuchtfeuer und in die Berge gebaute Ortschaften. Ich seh das immer wieder gern und hab mich tierisch gefreut, dass es Axel so begeisterte.

    Dann kam ja schon wieder eine Brücke und wir legten in Torvik an, zwar nur kurz, aber Zeit genug, erstmals von Bord zu gehen und vor dem Schiff in voller Größe zu stehen. So sahen es offenbar nur wir vier, denn wir waren in den paar Minuten die einzigen draußen.


    Bis zum Anlegen in Ålesund galt es noch zum Mittagessen zu gehen. Über den Umfang und Inhalt des Buffets, insbesondere der Nachtische, muss ich wohl nichts kommentieren, das ist wie überall vortrefflich. Das einzige, was mir aufgefallen ist, war, dass es keine Meeresfrüchte gab, ich kann mich erinnern, dass wir damals bei unserer Wintertour zu jedem Lunchj Reker und ähnliches hatten. Aber es gab auch so genug und reichlich.


    Ålesund empfing uns ziemlich verregnet aber das lies dann schnell nach. Wir legten nicht am Hurtigrutenkai an, sondern auf der anderen Seite der Stadt neben einem Kreuzfahrtschiff. Hier wurde dann gleich in die ersten Ausflüge gestartet. Ich hatte ein Date mit einem Kollegen, der gerade eine PKW-Rundreise machte, schon einen Tag in Ålesund war und mit uns zur Nordlys gehen wollte. Auch hatte er mir eine norwegische Tageszeitung vom 16.09. mitgebracht, in der viel über das Unglück der Nordlys zu lesen war.
    Wir liefen also erst einmal quer durch die Stadt zum Hurtigrutenkai, und da lag sie, immer noch ganz leicht geneigt und immer noch mit der Steuerborseite am Kai. Aber es sah doch schon ganz zuversichtlich aus. Vom Dach des Parkhauses aus hatte man einen schönen Blick, näher haben sie ja niemanden herangelassen. Wir liefen dann noch am Hotel entlang um das schöne bedauernswerte Schiff von vorn zu sehen.

    Mit einem symbolischen tröstenden Streicheln verließen wir die Nordlys und liefen quer durch die Straßen der schönen Jugendstilstadt zum Hafen zurück.

    Ein witziges Erlebnis hatten wir unweit des Hurtigrutenkais. Da sprachen uns drei Mädels an, an ihren Jacken unschwer als Crew der Hurtigruten zu erkennen – unsere Kellnerin Isabel vom Vortag war auch dabei – und fragten, ob wir den Weg zum Schiff Kong Harald kennen. Ehe ich reagieren konnte, hatte mein Kollege, der ortskundige, schon detailliert erklärt, wie man dahin kommt. Sie haben es auch wirklich gefunden, davon konnten wir uns später überzeugen. Das kam dann immer mal wieder hoch : ich hab Isabel heut noch nicht gesehen, ob sie sich wieder verlaufen hat?
    Als Dankeschön lud ich nach dem Rundgang zu einem Cappuccino auf der Kong Harald ein, so konnte sich mein Kollege auch mal das Schiff ansehen, er ist bisher nur auf der Polarlys gefahren. Der Kauf eines Erinnerungs-Kaffeebechers, ohne das Paket bezahlen zu müssen, ist aber gescheitert, da führte kein Weg rein. Ich hatte es später bis zum letzten Tag mehrmals versucht, keine Chance.


    Inzwischen war auch der Rest der Familie wieder eingetroffen. Sie hatten eine interessante Stadtrundfahrt gemacht, das Aquarium besucht und sind auch an der Nordlys gewesen. Zum Abschluss denn der Berg Aksla, von dem man ja so einen schönen Blick hat. Ich persönlich habe mir das für das nächste mal aufgehoben. (Man muss ja einen Grund haben, immer wieder zu fahren).

    Nun wurden erst einmal Erlebnisse ausgetauscht, Bilder angesehen und der Abfahrt der MS Boudicca zugesehen.

    Dann ging es auch für uns weiter. Unser Gast verabschiedete sich und winkte uns noch am Kai nach. Tschüss Ålesund



    .....Fortsetzung folgt......

  • Na, das nenne ich Enthusiasmus um 3 Uhr aufstehen, und dann nochmal 2 h später. 8| Alle Achtung. danke für den schönen Bericht ! :thumbup:

    Es grüßt Capricorn :hut:


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  • Danke Muddi für den Bericht. Aber darf ich fragen ob wir die Fotos vielleicht ein bißchen größer haben könnten... :blush2: :tomato: Freu mich schon auf die Fortsetzung.


    Nachtrag: Vergiß das mit der größe der Bilder, jetzt werden sind größer. Vielleicht spinnt mein Rechner :thumbup:

  • Danke Muddi für den toll geschriebenen Bericht. Ist sehr kurzweilig beim Lesen und man fühlt sich, als ob man mit Euch gerade unterwegs wäre. :sdanke:


    Schöne Grüße
    Eisbär 66

  • 19.09.2011 Ålesund - Kristiansund


    Die Ausfahrt aus Ålesund und die Weiterfahrt nach Molde verbrachten wir zum großen Teil auf dem Außendeck, nicht zuletzt, weil die Sonne sich mehr und mehr ihren Weg durch die Wolken suchte und so schöne Farben auf die Romsdalsalpen zauberte. Sollte es vielleicht doch noch mit dem Sonnenschein klappen, wie der Wetterbericht uns versprechen wollte?




    In Molde war es zumindest trocken. Wir entschlossen uns zu einem Spaziergang in die Stadt, nur Vati wollte nicht mit, er hatte sich in Ålesund schon zu sehr verausgabt – naja, er ist 78 und soll das machen, was er sich zutraut, den Rest halten wir drei dann schon in Bild und Ton fest.
    Ein Halt und Foto vor dem Rosenmädchen ist natürlich Pflicht.

    Dann sah ich plötzlich diesen jungen Mann und musste sofort ans Forum denken – weiß gar nicht, warum. :mosking:

    Langsam gingen wir am Hafen entlang

    zum Schiff zurück, wo wir auf einen erleichterten Vati trafen. Er hatte echt Bedenken, dass wir uns verlaufen und nicht rechtzeitig zum Schiff zurück kehren. Das konnten wir ihm den Rest der Reise auch nicht abgewöhnen.


    Beim Ablegen saßen wir schon beim Abendessen (mein Kampf um den ersten Durchgang, ohne den Tipp aus dem Forum wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, hat sich während der gesamten Reise ausgezahlt) und der Nachtisch stand gerade auf dem Tisch, da wurde die Kreuzung mit der MS Midnatsol angekündigt. Also schnell runter das Zeug (Apfelkuchen mit Eis) und raus. Es war ja noch hell und das Schiff in voller Schönheit zu sehen. Dort wurde auch gerade gegessen, deshalb war kaum jemand zu sehen.


    Nach dem Essen suchten wir uns eine Location, wo wir die Abende gemütlich verbringen konnten. Wir fanden sie in der Bar auf Deck 7, von uns gleich der „Grüne Salon“ genannt, wegen seiner grünen Lederausstattung. Hier spielten ab 20.30 Uhr zwei Jungs leichte Swingmusik, die wir als angenehme Geräuschkulisse empfanden. Wir hätten es sicher schlimmer treffen können. Natürlich kannten wir nach zwei Abenden das Repertoire auswendig, aber das hat nicht gestört.


    Da die Männer abends Skat oder Doppelkopf spielen wollten, war es eben nur Kulisse. Wir hatten unseren Spaß, es gab dort Kaffee und Tee und ab und zu ein Bier unserer Lieblingsbrauerei. Und es war nicht weit zum Außendeck und zum Fitnessraum (den wir aber großzügig ignoriert haben).


    Die Fragebögen für das tägliche Quiz lagen auch hier und wurden vor dem Spielen bearbeitet.
    Heute wollte man wissen:
    1. Wann war heute Mittagessen
    2. Nennen sie 2 Leuchttürme die wir heute gesehen haben
    3. Wie heißt das Gebirge bei Molde
    4. Welchen Hafen haben wir heute zuerst angelegt
    5. Wo befindet sich der Fitnessraum
    So in der Art waren die Fragen jeden Tag und eigentlich lösbar, noch dazu wenn man in der Theorie so vorbereitet ist, wie ich.


    Während die Männer sich dem Skatspiel widmeten, machte ich einen ersten Versuch, einem der Computer an Bord etwas Brauchbares zu entlocken. Aber über eine Suchmaschine namens ‚bing‘ bin ich nicht hinaus gekommen. Ich konnte eingeben, was ich wollte, es kam die Suchmaschine und dann „Server nicht gefunden“. Da habe ich aufgegeben und das gleich für immer an diesem Gerät.
    Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir inzwischen eine Weitere offene Seestrecke, die Hustadvika befahren. Es war eben auch nur Ententeichniveau.
    Gegen 22 Uhr war dann Schluss mit Skat, wir legten in Kristiansund an und wollten noch einen kleinen Abendspaziergang machen. Vati verzog sich schon in die Kabine und beobachtete, ob wir auch ja wiederkämen. Wir spazierten bis zur Fischersfrau, genossen die relativ warme Abendluft und liefen dann wieder zurück. Für mehr war leider keine Zeit.
    Dann war Nachtruhe für diesen ereignisreichen Tag angesagt. Zuvor noch ein Versuch, mit dem Notebook ins Internet zu kommen, es hat geklappt. So konnte ich mal ein Lebenszeichen, auch ans Forum, abgeben.
    Nun aber Gute Nacht, ein ereignisreicher Tag wartet, aber davon später……

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